[0001] Die Erfindung betrifft ein für das Bedrucken mit Coldset-Offset-Druckfarben geeignetes,
gestrichenes Rollendruckpapier nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1. Die Erfindung
betrifft ferner die Verwendung eines solchen Papieres.
[0002] Zeitungen werden heutzutage überwiegend im Offset-Verfahren gedruckt, und zwar unter
Verwendung sog. Coldset-Farben, die im Gegensatz zu Heatset-Offsetdruckfarben zum
Trocknen keiner Wärmeeinwirkung ausgesetzt werden, sondern allein dadurch trocknen,
daß das Emulsionswasser der Druckfarbe wie auch das in ihr enthaltene Öl in den Druckträger,
nämlich das Papier, möglichst schnell wegschlagen, wobei die Farbträger der Druckfarbe
auf der Papieroberfläche stehen bleiben sollen. Zusätzlich findet hier eine oxidative
Trocknung statt.
[0003] Zwar wird mit zunehmender Glätte des Druckträgers die Druckqualität besser und auch
der Druckfarbenverbrauch geringer, höhere Glätte eines Papieres hat aber im allgemeinen
eine geringere Saugfähigkeit zur Folge, wodurch die Wegschlaggeschwindigkeit der Farbemulgatoren
verlangsamt wird, was wiederum zu Abschmieren auf den Leitelementen der Druckmaschine
und zum Ablegen im Exemplarstapel führt. Andererseits bewirkt eine zu hohe Saugfähigkeit
ein verstärktes Eindringen der Druckfarben in das Papier, was zu mangelhaftem Ausdruck,
d.h. schlechtem Punktstand und zum Durchscheinen des Druckbildes auf die Rückseite
führt. Standardmäßige Zeitungsdruckpapiere genügen den Bedingungen für ein ausreichend
schnelles Trocknen von Coldset-Farben, bekanntlich ist die Qualität des Druckbildes
auf Zeitungsdruckpapier jedoch begrenzt. Standardmäßiges Zeitungsdruckpapier ist ein
nicht beschichtetes, sog. Naturpapier. Sein Porenvolumen ist daher nicht durch eine
Beschichtung abgedeckt, die das Wegschlagen der Druckfarbenemulgatoren behindern könnte.
[0004] Rotationsdruckmaschinen für den Zeitungsdruck sind in der Regel nur während einer
begrenzten Zeit des Tages ausgelastet. Es wäre daher sinnvoll, solche teuren Anlagen
während der zur Verfügung stehenden Leerzeiten mit anderen Druckaufträgen, insbesondere
aus dem Akzidenzbereich zu belegen. Für solche Aufträge, sei es Prospektbeilagen oder
dergleichen, wird im allgemeinen insbesondere im Mehrfarbendruck jedoch eine höhere
Qualität des Druckbildes gefordert, als dies auf einem standardmäßigen Zeitungsdruckpapier
möglich ist. Es hat daher nicht an Versuchen und Überlegungen gefehlt, für den genannten
Einsatzzweck sog. aufgebesserte Zeitungsdruckpapiere zur Verfügung zu stellen, die
in den Qualitätsbereich der SC-Papiere (super calandered), nämlich hochsatinierter
Papiere, wie sie für den Heatset-Offsetdruck verwendet werden, oder als gestrichene
Papiere sogar in den Bereich der LWC-Papiere (low weight coated) eindringen. Den bisherigen
Versuchen ist es jedoch nicht beschieden gewesen, Marktakzeptanz zu erlangen.
[0005] Die EP-A-0 377 983 beschreibt ein gestrichenes Zeitungsdruckpapier, dessen Coldset-Eignung
dadurch erreicht werden soll, daß das Streichpigment einen bestimmten Mindestanteil
an nadelförmigen Pigmenten enthält und insgesamt mindestens einen bestimmten Ölabsorptionswert
aufweist. Es ist bisher nicht bekannt, daß ein solches Papier auf dem Markt Eingang
gefunden hat. Nadelförmige Pigmente, wie beispielsweise Satinweiß, präzipitierte Calciumcarbonate
und delaminierte oder strukturierte Kaoline, wie sie in der Veröffentlichung vorgeschlagen
werden, sind im allgemeinen sehr teuer. Darüber hinaus erfordern sie aufgrund ihrer
Struktur einen hohen Bindemittelbedarf, der die Herstellungskosten zusätzlich erhöht.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein wirtschaftlich herstellbares, gestrichenes
Rollendruckpapier zur Verfügung zu stellen, welches für das Bedrucken mit Coldset-Farben
geeignet ist, sich optisch von dem normalen Zeitungsdruckpapier absetzt und sich überdies
mit den Druckgeschwindigkeiten verarbeiten läßt, wie sie beim Offset-Zeitungsdruck
bzw. auf den dafür vorgesehenen Maschinen üblich sind.
[0007] Diese Aufgabe wird grundsätzlich, ausgehend von dem Gegenstand der EP-A-0 377 983
durch ein Rollendruckpapier mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruches
1 gelöst.
[0008] In der prioritätsbegründenden europäischen Patentanmeldung 196 01 245.7 wurde ein
für den Coldset-Offsetdruck geeignetes gestrichenes Rollendruckpapier im wesentlichen
durch die Art der Strichzusammensetzung definiert, die ihrerseits zu einem bestimmten
Wasseraufnahmevermögen der Papieroberfläche, bestimmt als deren Oberflächenbenetzbarkeit
führt, welche für die Druckeignung im Coldset-Offset entscheidend zu sein scheint.
Eine weitere wichtige Eigenschaft für die Coldset-Eignung ist das Farbwegschlagverhalten
des Papieres.
[0009] Während sich Grenzen für das Wasseraufnahmevermögen, bestimmt als Oberflächenbenetzbarkeit
oder auch als unmittelbare Penetration im wesentlichen als allgemeingültig für die
Kennzeichnung der Eignung eines gestrichenen Rollendruckpapieres in den wesentlichsten
Typen von Druckmaschinen herausgestellt hat, die nach dem Coldset-Offsetverfahren
arbeiten, hat sich das Farbwegschlagverhalten als teilweise abhängig vom Maschinentyp
erwiesen. So wurde beispielsweise bei Druckversuchen festgestellt, daß bei bestimmten
Maschinentypen nicht etwa ein zu langsames Farbwegschlagen sondern gerade ein zu schnelles
Farbwegschlagen in die Oberfläche des Papieres zu Farbpigmentablagerungen auf den
einem Druckwerk nachfolgenden Walzen führen kann. Nun läßt sich die Farbwegschlagzeit
u.a. durch Struktur und Zusammensetzung des Streichpigmentes in einer Weise beeinflussen,
die andererseits nur wenig Einfluß auf die Wasseraufnahmefähigkeit des Papieres hat.
Eine umfassende Charakterisierung der Coldset-Eignung von gestrichenen Druckpapieren
allein durch die Strichzusammensetzung stößt daher auf Schwierigkeiten. Vorliegend
ist dementsprechend die Coldset-Eignung eines gestrichenen Rollendruckpapieres in
erster Linie durch dessen Wasseraufnahmevermögen und ergänzend durch das Farbwegschlagverhalten
charakterisiert.
[0010] Um überhaupt im Offset-Verfahren verdruckbar zu sein, muß ein Papier in herkömmlicher
Weise zusätzlich eine entsprechende Oberflächenrupffestigkeit aufweisen. Hierfür gibt
es bestimmte Testmethoden, die aber den Nachteil haben, daß die Beurteilung der Testergebnisse
im allgemeinen nur visuell nach Erfahrung erfolgt. Durch Vergleiche ist aber objektiv
ohne weiteres ermittelbar, ob ein fragliches Papier bezüglich des Rupftestes diese
Offset-Eignung aufweist oder nicht. Zur Bestimmung der Rupffestigkeit dient beispielsweise
die Probedruckmaschine, System Dr. Dürner, der Firma Prüfbau Dr.-Ing. Herbert Dürner
in Peissenberg. Mit diesem Gerät werden Abläufe des Druckverfahrens nachgeahmt. Beim
Trockenrupftest wird Druckfarbe in einem Druckwerk mit zunehmender Druckgeschwindigkeit
auf einen Papierstreifen übertragen. Die auf die Papieroberfläche ausgeübten Kräfte
nehmen mit zunehmender Druckgeschwindigkeit zu. Es kann daher an dem bedruckten Papierstreifen
beurteilt werden, bei etwa welcher Druckgeschwindigkeit die Oberfläche des Probestreifens
dem Druckablauf nicht mehr standgehalten wird. Beim Naßrupftest, der speziell das
Offset-Verfahren nachahmt, wird der Probestreifen in einem ersten Druckgang angefeuchtet
und in einem zweiten Druckgang mit einer konstanten Druckgeschwindigkeit bedruckt.
Das Druckbild auf dem Probestreifen läßt erkennen, ob die Oberflächenbindung des Papieres
unter Feuchtigkeitseinwirkung beim Bedrucken ausreichend ist.
[0011] Das unmittelbare Wasseraufnahmevermögen einer Papieroberfläche, ermittelt als deren
Oberflächenbenetzbarkeit ist mit dem Gerät "FIBRO 1100 Dynamic Absorption Tester"
der Firma FIBRO-System AB, Stockholm, bestimmt worden. Bei dieser Meßmethode wird
ein Flüssigkeitstropfen, hier destilliertes Wasser, auf die Probenoberfläche gebracht
und der Randwinkel dieses Tropfens nach bestimmten Zeiten gemessen. In dieser Beschreibung
sind die Randwinkel nach 2 sec angegeben. Kurzangaben der Prüfmethode sind dieser
Beschreibung als Anlage A beigefügt.
[0012] Eine nach dem Prioritätstag eingeführte, im wesentlichen die gleiche Papiereigenschaft
charakterisierende, aber nach den bisherigen Erfahrungen offenbar besser reproduzierbare
Prüfmethode zur Bestimmung der unmittelbaren Wasseraufnahme einer Papierprobe besteht
darin, daß die Probe unter definierten Bedingungen in Wasser eingetaucht wird und
die Veränderung der Ultraschalltransmission dieses Systems gemessen wird. Insoweit
sonstige Parameter konstant gehalten werden, gibt die Änderung der Ultraschalltransmission
ein Maß für das Eindringen des Wassers in die Papierprobe ab. Die Reproduzierbarkeit
ist schon deshalb besser, weil bei diesem Test eine größere Probenfläche erfaßt wird.
[0013] Zur Messung der unmittelbaren Wasseraufnahme bzw. Penetration einer Papierprobe mittels
Ultraschalltransmission dient das Dynamische Penetrationsmeßgerät DPM 27 der Firma
emco Elektronische Meß- und Steuerungstechnik GmbH in 04347 Leipzig, Gorkistraße 31.
Der Prüfmethode zugrunde liegt die Gerätebeschreibung und Bedienungsanleitung dieser
Firma mit Stand vom 13.3.1995. Gemessen wird die Änderung des Ultraschall-Transmissionswertes,
ausgehend von dem Meßwert der Probe bei Meßbeginn, der gleich 100 % gesetzt wird,
über der Zeit. Angegeben wird im jeweiligen Zeitpunkt der Meßwert als Prozent des
gleich 100 % gesetzten Ausgangswertes. Im Grunde genommen handelt es sich hierbei
um einen dynamischen Test, bei dem eine Kurve des Transmissionsverhaltens über der
Zeit aufgetragen wird. Diese Kurve fällt für die hier betrachteten Papiertypen erst
steil ab, biegt dann um und nähert sich bei Meßzeiten über 6 sec mehr oder minder
asymptotisch einem bestimmten Transmissionswert. Für das Verhalten des Papieres ist
im wesentlichen dessen Wasseraffinität im ersten Augenblick entscheidend, weswegen
für den Zweck dieser Beschreibung die Meßwerte nach einer Zeit von 1 sec angegeben
sind. Gewisse Bedeutung zur Beurteilung haben aber auch noch die Meßwerte nach 3 sec,
einem Zeitpunkt, bei dem der steile Kurvenabfall in etwa in die Horizontale umschwenkt
und sich somit ein gewisser Sättigungspunkt ergibt. Diese Prüfmethode wird im folgenden
als emco-Test bezeichnet und die Werte werden in Prozent angegeben (Prozent Resttransmission,
ausgehend von 100 %).
[0014] Voraussetzung für die Coldset-Eignung eines gestrichenen Rollendruckpapieres ist,
daß die Randwinkelbestimmung mit dem FIBRO-Test nach 2 sec einen Wert von < 70° ergibt.
Bessere Ergebnisse werden erzielt, wenn der Randwinkel nach dieser Zeit < 55° ist.
Standard-Zeitungsdruckpapier weist nach 2 sec beispielsweise einen Wert von nur etwa
42° auf. Ein solches Naturpapier hat ein hohes Benetzungsverhalten, welches von einem
gestrichenen Papier jedoch in der Regel nicht erreicht werden kann. Gemessen mittels
Ultraschall-Transmission nach dem emco-Test ist die Coldset-Eignung eines Papieres
gegeben, wenn nach 1 sec sich ein Wert von 85-25 % ergibt, vorzugsweise jedoch ein
Wert im engeren Bereich von 70-30 %.
[0015] Nach einer Meßzeit von 3 sec weisen die erfindungsgemäßen Papiere im emco-Test allgemein
Werte im Bereich von 55-30 % und in einem engeren Bereich Werte von 40-30 % auf.
[0016] Der Parameter der Randwinkelbestimmung nach dem FIBRO-Test wurde als grobere Klassifizierung
zum tragenden Merkmal der Patentansprüche gemacht. Bei der Ultraschall-Transmissionsbestimmung
nach dem Emco-Test handelt es sich zwar um einen formal anderen Parameter, der jedoch,
insoweit die hier beschriebene Aufgabenlösung besprochen ist, praktisch die gleichen
Eigenschaften des Papieres charakterisiert. Es werden daher die beanspruchten Grenzen
für den Emco-Test auch unabhängig vom Merkmal der Randwinkelbestimmung nach dem FIBRO-Test
für sich allein als erfindungsbegründend angesehen.
[0017] Das weitere Merkmal zur Kennzeichnung des erfindungsgemäßen Papieres, welches sich
jedoch nicht allein auf die Bedruckbarkeit als solche im Coldset-Verfahren sondern
auch auf die Verarbeitbarkeit des Papieres in entsprechenden Druckmaschinentypen bezieht,
ist dessen Farbwegschlagverhalten. Zur Bestimmung des Farbwegschlages wird ein im
Unternehmen der Anmelderin modifizierter Wegschlagtest, ebenfalls unter Verwendung
der Mehrzweck-Probedruckmaschine, System Dr. Dürner, der Firma Prüfbau Dr.-Ing. Herbert
Dürner, Peissenberg, verwendet. Beim Wegschlagtest wird unter definierten Bedingungen
ein Probedruck mit einer Standarddruckfarbe erzeugt, der nach einer definierten Zeit
unter Druck mit einem Gegenpapier in Berührung gebracht wird. Die auf das Gegenpapier
abgedruckte Druckfarbenintensität wird mit einem Densitometer gemessen. Angaben im
folgenden sind die Densitometerwerte des Konterdruckes nach 30 sec. Kurzangaben über
die Prüfmethode sind dieser Beschreibung als Anlage B beigefügt.
[0018] Die Farbwegschlagwerte des erfindungsgemäßen Papieres sollen zwischen 1,1 und 0,25
liegen. Mit Werten im engeren Bereich von 0,8 bis 0,3 werden im allgemeinen sehr gute
Ergebnisse erzielt.
[0019] Feinteilige Pigmente in der Strichzusammensetzung beschleunigen im allgemeinen die
Druckfarbentrocknung (Verkürzung der Wegschlagzeit, ausgedrückt durch einen geringeren
Densitometerwert) und die Wasseraufnahme. Der Fachmann hat es daher durch die Auswahl
bzw. Mischung der Pigmentkörnung in der Hand, beide Größen erfindungsgemäß zu beeinflussen.
Ist es bei einer bestimmten Druckmaschinenanordnung möglich, ein Papier zu verdrucken,
welches sehr schnelle Farbwegschlagzeiten aufweist, wählt man als Bindemittel für
die Streichfarbe vorzugsweise hochaktive synthetische Binder, möglichst in Verbindung
mit Polyvinylalkohol. So kann das Bindemittel für eine solche Streichfarbe aus 4,5
bis 5,5 % synthetischem Binder und zwischen 1 und 4 % PVA, bezogen auf Streichpigment,
bestehen. Wird bei gleichem Wasseraufnahmevermögen eine längere Wegschlagzeit verlangt,
kann dies durch zusätzliche Bindemittel in der Strichrezeptur erreicht werden, beispielsweise
durch Zugabe von 0,5 bis 1,5 % Carboximethylzellulose (CMC), je nach Zusammensetzung
des Streichpigmentes. Wird dem Bindemittel zusätzlich Stärke, im Bereich von etwa
2-6 Gew.-% zur Verzögerung der Farbwegschlagzeit zugegeben, so kann dies auch einen
Einfluß auf das Wasseraufnahmevermögen haben. Um dieses zu erhalten, muß erforderlichenfalls
die Feinheit des Streichpigmentes angepaßt werden. Eine weitere wirksame Möglichkeit,
das Wasseraufnahmevermögen zu erhöhen, besteht in der Zugabe von bis zu 25 Gew.-%
eines quellfähigen Pigmentes, vorzugsweise eines Natriumbentonits zum Streichpigment.
[0020] Insgesamt sollte der Bindemittelgehalt in der Streichfarbe 15 Gew.-%, bezogen auf
Streichpigment, nicht überschreiten. Die höheren Werte unterhalb dieser Grenze kommen
dann in Frage, wenn zusätzlich zu synthetischen Bindern Stärke und/oder CMC eingesetzt
werden.
[0021] In der Papierbeschichtung werden im allgemeinen folgende Bindemitteltypen eingesetzt,
wobei ihre Reihenfolge abnehmende Bindewirkung angibt: Kunststoffdispersionen (z.B.
Styrol-Butadien, Acrylat, Styrol-Acrylat), Polyvinylalkohol, Protein oder Kasein,
Stärke. Hochaktive Bindemittel sind die genannten Kunststoffdispersionen, auch in
Kombination mit PVA. Für bestimmte Binder kann der Zusatz eines Vernetzungsmittels
erforderlich sein. Wird in bestimmten Anwendungsfällen nur mit hochaktiven, synthetischen
Bindern gearbeitet, kann der Gesamtbindemittelanteil unter 11 Gew.-%, bezogen auf
Streichpigmenttyp vorzugsweise sogar unter 9,5 Gew.-% liegen. PVA hat neben seiner
Bindekraft noch die Eigenschaft, irreversibel auf Flächen aufzuziehen, die ein relativ
inertes Reaktionsvermögen aufweisen, wie dies bei dem im Rahmen der Erfindung eingesetzten
Calciumkarbonat gegeben ist. Die Bindemittelanteile können wie folgt sein:
Kunststoffbinder |
3 - 10 Gew.-% |
PVA |
0 - 5 Gew.-% |
Protein |
0 - 5 Gew.-% |
Stärke |
0 - 5 Gew.-% |
CMC |
0 - 2 Gew.-% |
[0022] Der Anteil an Calciumkarbonat im Streichpigment sollte mindestens 50 Gew.-% betragen.
Bevorzugt sind jedoch höhere Anteile von mindestens 70 Gew.-%. Es ist durchaus möglich,
daß das gesamte Streichpigment aus Calciumkarbonat besteht. Als Verschnittpigmente
kommen jedoch auch bis etwa 20 Gew.-% Aluminiumhydroxid und bis zu max. 50 Gew.-%
Kaolin in Frage, sowie Mischungen von diesen Pigmenten. Wie bereits oben erwähnt,
können die Eigenschaften von Streichfarbe wie auch des fertigen Striches gewünschtenfalls
durch die Zugabe einer Menge eines quellfähigen Schichtsilikates zum Streichpigment,
insbesondere eines Natriumbentonits positiv beeinflußt werden. Nach oben sind die
Zugabemengen solcher Pigmente jedoch begrenzt, weil durch sie die Viskosität der Streichfarbe
stark erhöht wird, ein Umstand, der nur durch einen geringeren Feststoffgehalt wieder
kompensiert werden kann, wodurch gewünschte Strichauftragsmengen nicht mehr erreichbar
sind. Praktisch sinnvoll sind daher Zugabemengen an einem Natriumbentonit von bis
zu 25 Gew.-%.
[0023] Was die Feinheit des Streichpigmentes anbelangt, so wird man bei Papieren für Einsatzzwecke,
die einen relativ schnellen Farbwegschlag erlauben, feine bis mittelfeine Streichpigmente
verwenden, während die Pigmentzusammensetzung für Papiere, die einen verlangsamten
Farbwegschlag aufweisen sollen, auf der gröberen Seite liegen können. Insgesamt sollte
der Anteil an Pigmentteilchen < 2 µm, jedoch nicht unter 60 bzw. 65 Gew.-% gehen.
Wenn ein Streichpigment einen Mehrheitsanteil eines Calciumkarbonates enthält, dessen
Feinheitsgrad nur 60 Gew.-% < 2 µm beträgt, kann eine Erhöhung des Feinheitsgrades
durch Zugabe von feineren Verschnittpigmenten, beispielsweise Kaolin oder Aluminiumhydroxid
erfolgen. Standardmäßig kann ein Calciumkarbonat mit einem Feinheitsgrad von 70 %
< 2 µm eingesetzt werden, dem gewisse Mengen eines Natriumbentonits oder auch eines
anderen Verschnittpigmentes zugesetzt sind.
[0024] Im übrigen können die verwendeten Streichfarben übliche Zusätze wie etwa bis zu 1,5
Gew.-% Melaminformaldehydharz als Naßfestmittel, bis zu 0,4 % Carboxymethylzellulose
(CMC) als Lösung, optischen Aufheller und/oder Chemikalien zur pH-Wert Einstellung,
wie NaOH enthalten.
[0025] Für die Erfindung geeignete und am Markt in großem Umfang erhältliche, gemahlene,
natürliche Calciumcarbonate sind beispielsweise die Typen C60 HS, C70 und C90 HS der
Firma ECC International. Die Qualität C60 HS hat einen Anteil von 63 ± 3 Gew.-% <
2 µm, maximal 2 Gew.-% > 10 µm und maximal 0,01 Gew.-% > 45 µm. Die Qualität C90 HS
enthält 90 ± 3 Gew.-% < 2 µm, maximal 1 Gew.-% > 10 µm und maximal 0,01 Gew.-% > 45
µm. Diese Qualitäten werden als Aufschlämmungen mit einem Feststoffgehalt von 78 ±
1 Gew.-% geliefert. Ein weiterer Hersteller geeigneter Calciumcarbonatqualitäten ist
die Firma Omya.
[0026] Die erfindungsgemäßen Streichfarben werden in wässriger Aufschlämmung bei Feststoffgehalten
von 30-65 Gew.-% trocken gedachter Masse verarbeitet. Als Auftragsverfahren kommen
sowohl Schaberauftragsverfahren wie Inverted Blade, Jet Flow als auch Walzenauftragseinrichtungen
wie der Massey-Coater, und auch Filmpressen wie die Filmpresse von Jagenberg, der
Speedsizer oder die Metering Size Press von Beloit in Frage. Das erfindungsgemäße
Papier ist daher von der Art des Strichauftragsverfahrens im wesentlichen unabhängig,
obwohl die eine oder andere Auftragsmethode unter bestimmten Bedingungen zu einem
besseren Ergebnis führen kann. Bekanntlich gleichen Schaberstreichverfahren die Papieroberfläche
aus und führen daher lokal zu unterschiedlich dickem Strichauftrag, während Walzenstreicheinrichtungen
eher einen gleichmäßigen Strichauftrag erzeugen, was für das Farbwegschlagverhalten
unter Umständen positiv sein kann. Von Bedeutung kann auch eine schonende Strichtrocknung
sein, damit nicht unerwünschte Bindemittelmigrationserscheinungen die angestrebte
gleichmäßige Mikrokapillarität des Strichauftrages verschlechtern.
[0027] Bei einfach gestrichenen Papieren werden erfindungsgemäß trocken gedachte Strichmengen
mit einer flächenbezogenen Masse von mehr als 4 g/m
2 und Seite auf das Rohpapier aufgetragen. Bevorzugt sind flächenbezogene Massen von
7-12 g/m
2 und Seite, typischerweise etwa 8 g/m
2 und Seite.
[0028] Die Erfindung ist jedoch nicht auf einfach gestrichene Papiere beschränkt. Sie ist
auch auf doppelt gestrichene Papiere anwendbar. Doppelstriche liegen bei einer flächenbezogenen
Masse von mindestens 15 g/m
2 und Seite, typischerweise 20 g/m
2 und Seite, wobei sich die Streichmasse in etwa gleichmäßig auf beide Strichaufträge
verteilt. Entscheidend für die erfindungsgemäßen Eigenschaften des Papieres ist offenbar
der Deckstrich. Wenn im Rahmen dieser Beschreibung von einem Strichauftrag die Rede
ist, ohne daß dieser näher bezeichnet ist, so ist bei einfach gestrichenen Papieren
der einzige Strichauftrag und bei doppelt gestrichenen Papieren in der Regel der Deckstrich
gemeint. Der Vorstrich heim Doppelstrich ist im Rahmen dieser Beschreibung immer ausdrücklich
als solcher bezeichnet. Der Vorstrich kann eine vom Deckstrich abweichende Zusammensetzung
haben.
[0029] Es kann zweckmäßig sein, das Rohpapier vor dem Auftragen des einzigen Striches oder
des Vorstriches vorzuglätten, beispielsweise in einem Maschinenglättwerk am Ende der
Papiermaschine, welches auch mit einem sog. Soft-Nip ausgerüstet sein kann.
[0030] Die Erfindung ist nicht auf die Verwendung eines bestimmten Rohpapieres beschränkt.
So können sowohl holzfreie wie auch holzhaltige Rohpapiere und solche mit einem erheblichen
Anteil an aufbereiteten Altpapierfasern Verwendung finden. So ist beispielsweise ein
holzfreies Rohpapier geeignet, dessen Eintrag für die Papierherstellung in trocken
gedachten Anteilen etwa 78 % Zellstoff, etwa 20 % mineralischen Füllstoff, aufgeteilt
in 15 % Calciumcarbonat, 2,5 % Kaolin und 2,5 % Talkum, etwa 1 % Stärke und etwa 1
% sonstige Hilfsmittel enthält.
[0031] Allein aus Kostengründen werden jedoch holzhaltige Rohpapiere bevorzugt, die darüber
hinaus noch einen Anteil an aufbereiteten Altpapierfasern enthalten. Holzhaltige Rohpapiere
weisen zusätzlich in der Regel auch drucktechnische Vorteile auf, beispielsweise eine
höhere Opazität. Der Faserstoffeintrag für ein holz- und altpapierhaltiges Rohpapier
kann beispielsweise, bezogen auf trocken gedachten Gesamtfaserstoff aus etwa 20 %
Zellstoff, 20 % Holzstoff und 60 % Altpapierstoff bestehen. Bezogen auf Faserstoff
kann der Stoffeintrag ferner bis zu etwa 50 % mineralischen Füllstoff enthalten, was
etwa einem Anteil von 1/3 der Stoffzusammensetzung entspricht. Bekanntlicherweise
bleibt diese Füllstoffmenge im Herstellungsprozess nicht vollständig im Papier, sondern
gelangt teilweise in das Prozeßwasser.
[0032] Wenn im Rahmen dieser Beschreibung von Holzstoffen als Faserstoffkomponente die Rede
ist, so kann es sich dabei um alle solchen Stoffe handeln, die üblicherweise in der
Papiertechnologie unter diesem Ausdruck verstanden werden, nämlich beispielsweise
Holzschliff, thermomechanischer Holzstoff (TMP), chemisch-thermisch-mechanischer Holzstoff
(CTMP) usw..
[0033] Eine weitere wichtige Voraussetzung für ein akzeptables Druckergebnis beim Bedrucken
eines Papieres mit Coldset-Druckfarben ist neben einer zufriedenstellenden Trocknung
der Druckfarben die Dimensionsstabilität des Papieres. Da beim Wegschlagen der Coldset-Druckfarben
Wasser auch bis in das den Strich tragende Rohpapier eindringt, hat dies einen Einfluß
auf die Faserbindung zueinander und beeinflußt somit die Dimensionsstabilität des
Papieres. Dieser Einfluß ist gegenüber normalem Zeitungsdruck-Naturpapier stärker,
da bei einem gestrichenen Papier mit vergleichbarer flächenbezogener Masse dem Rohpapier
als Trägerpapier für den Strich nur ein entsprechend geringerer Massenanteil zukommt,
d.h. das Rohpapier dünner ist. Die Dimensionsstabilität eines Papieres unter Feuchtigkeitseinfluß
kann durch Zusatzstoffe, beispielsweise Stärke, verbessert werden. So ist es üblich,
einem Rohpapiereintrag etwa 0,5 % Stärke zuzusetzen. Für Papiere, die auf offenen
Langsieb-Papiermaschinen oder auch auf sog. Hybrid-Formern hergestellt werden, bei
denen ein oberes Entwässerungssieb erst nach erfolgter Blattbildung auf dem Langsieb
mit diesem zusammengeführt wird, und die als Folge dieses Herstellungsverfahrens ein
relativ günstiges Faserorientierungsverhältnis aufweisen, nämlich ein Quer-zu-Längsverhältnis
von etwa 1:2 bis maximal 1:2,5, reicht die Dimensionsstabilität für ihre Verwendung
im Coldset-Druckverfahren möglicherweise bereits aus, ohne daß dem Rohpapier überhaupt
Stärke zugesetzt wird. Wegen der vornehmlichen Faserorientierung in Produktionsrichtung,
d.h. Längsrichtung des Papieres, bestehen die Mängel in der Dimensionsstabilität im
wesentlichen in einer Querkontraktion, die durch den Papierzug in der Verarbeitungsmaschine
noch erhöht wird.
[0034] Massendruckpapiere werden wirtschaftlich heutzutage nur auf sehr schnell laufenden
Papiermaschinen hergestellt, die nach dem derzeitigen Stand der Technik ausschließlich
sog. Gap-Former verwenden, bei denen die Blattbildung im Zusammenlaufspalt zweier
Siebe erfolgt. Bei auf solchen modernen Maschinen erzeugten Papieren ist das Quer-zu-Längsverhältnis
der Faserorientierung wesentlich schlechter und bewegt sich im Bereich von etwa 1:3
bis 1:4. Dies hat eine wesentlich geringere Querstabilität solcher Papiere zur Folge.
Es wurde nun im Rahmen der Erfindung gefunden, daß die Dimensionsstabilität von auf
Gap-Formern hergestellten Rohpapieren ausreichend positiv beeinflußt werden kann,
wenn man dem Rohpapiereintrag mehr als 1 %, bis maximal etwa 2 %, typischerweise etwa
1,5 % Stärke zusetzt. Das Erstaunliche liegt nicht in der Wirkung der Stärke auf das
Papier, sondern in der Tatsache, daß sich ein Papier mit einem derart hohen Stärkeeintrag
auf einem Gap-Former überhaupt herstellen läßt, was bisher nicht für möglich gehalten
wurde. Gelungen ist dies im Rahmen der Erfindung mit einer modifizierten und zwar
hochkationischen Stärke. Der überraschende Effekt bestand darin, daß bei Zugabe von
etwa 1,5 % dieser Stärke zum Stoffeintrag etwa 1,4 % im Rohpapier wiederzufinden waren,
was auf eine erstaunlich hohe Retention der Stärke bei der Blattbildung hinweist,
ohne die auch höhere Stärkezugabemengen in den Stoffeintrag ohne wesentliche Wirkung
auf das Rohpapier bleiben und bestenfalls die Abwasserbelastung und die Kosten erhöhen.
Beim vorgenommenen Versuchslauf mit der hochkationischen Stärke konnte das Rohpapier
ohne Reduzierung der Maschinengeschwindigkeit bei etwa 1220 m/min hergestellt werden.
[0035] Die hier betroffenen erfindungsgemäßen Papiere, die die vorstehend genannten Eigenschaften
aufweisen, sind insbesondere unsatinierte bzw. nur sehr schwach satinierte Papiere
mit Glättewerten nach Bekk zwischen etwa 10 und 50 Sekunden. Es handelt sich dabei
um sog. leicht satinierte oder Matt-Qualitäten. Eine hohe Satinage des erfindungsgemäßen
Papieres würde infolge des relativ geringen Bindemittelanteiles im Strich nicht nur
die für eine Druckeignung erforderliche Rupffestigkeit der Oberfläche reduzieren,
es könnte auch die geforderte Mikrokapillarität verlorengehen, die für die Trocknung
der Coldset-Druckfarben erforderlich ist.
[0036] Insoweit in dieser Beschreibung nichts anderes angegeben ist, sind Prozentangaben,
auch wenn dies nicht ausdrücklich erwähnt ist, immer als Gewichtsprozente zu verstehen.
Ferner sind, wenn nichts anderes speziell angegeben ist, die prozentualen wie auch
anderen Mengen immer auf die trocken gedachte Komponente bezogen. In diesem Zusammenhang
bezieht sich auch die Angabe "otro" auf einen ofentrockenen Zustand.
[0037] Es folgen Ausführungsbeispiele der Erfindung.
Beispiel 1
[0038] Auf einer schnellaufenden Papiermaschine mit einem Doppelsiebformer (Gap-Former)
wurde bei einer Maschinengeschwindigkeit von etwa 1200 m/min ein Rohpapier aus folgendem
Stoffeintrag erzeugt:
|
Stoffeintrag Rohpapier |
Holzschliff |
12,3 % |
Zellstoff |
13,0 % |
Altpapier |
40,0 % |
Füllstoff |
33,0 % |
Hochkationische Stärke |
1,5 % |
Retentionsmittel |
0,2 % |
|
100 % |
|
Prüfdaten des Rohpapieres |
Flächenbezogene Masse |
40,3 g/m2 |
Füllstoffanteil |
15,2 % |
Bruchlast längs |
41,8 N |
Bruchlast quer |
11,8 N |
Faserorientierung quer zu längs |
1:3,5 |
Helligkeit |
73,5 % |
Volumen |
1,538 cm3/g |
Beispiel 2
[0039] Das Rohpapier nach Beispiel 1 wurde mit einem Strichauftrag folgender Zusammensetzung
beschichtet:
Streichpigmente |
nat. CaC03 95 % < 2 µm |
80 % |
Al(OH)3 98 % < 2 µm |
20 % |
|
100 % |
Bindemittel und Zusatzstoffe, bezogen auf Streichpigmente |
Styrol-Acrylat-Binder |
10 % |
Stärkelösung |
3,0 % |
CMC-Lösung |
0,25 % |
Melaminformaldehyd-Harz |
0,8 % |
Optische Aufheller |
1,3 % |
[0040] Der Strichauftrag hatte eine flächenbezogene Masse von etwa 8 g/m
2 und Seite. Am fertigen Papier ergaben sich folgende Meßdaten:
Flächenbezogene Masse |
56,5 g/m2 |
Asche nach Glühen bei 600°C |
35,3 % |
Volumen |
1,18 cm3/g |
Glätte nach Bekk Oberseite |
22 Sekunden |
Glätte nach Bekk Unterseite |
15 Sekunden |
FIBRO-Test-Randwinkel nach 2 sec. |
58° |
Wegschlagwert bei 30 sec. |
0,42 |
[0041] Die Coldset-Eignung, d.h. die ausreichende Farbtrocknung dieses Papieres im Praxisversuch,
war zufriedenstellend.
Beispiel 3
[0042] Das Rohpapier nach Beispiel 1 wurde mit einer Streichmasse folgender Zusammensetzung
beschichtet:
Streichpigment |
nat. CaC03 90 % < 2 µm |
100 % |
Bindemittel und Zusatzstoffe, bezogen auf Streichpigment |
Butadien-Styrolbinder |
5,0 % |
PVA-Lösung |
3,5 % |
Melaminformaldehydharz |
1,3 % |
Optischer Aufheller |
1,3 % |
[0043] Das Papier hatte folgende Oberflächeneigenschaften:
FIBRO-Test-Randwinkel nach 2 sec. |
45° |
Wegschlagwert nach 30 sec. |
0,50 |
[0044] Die übrigen Prüfdaten entsprachen dem Papier nach Beispiel 2. Das Papier nach diesem
Beispiel zeigte im Praxisversuch eine ausgezeichnete Coldset-Eignung auf einer Druckmaschine
mit einem 8-Druckwerke-Turm.
Beispiel 4
[0045] Das Rohpapier nach Beispiel 1 wurde mit einer Streichfarbe beschichtet, die sich
von der Streichfarbe nach Beispiel 3 nur dadurch unterschied, daß das Streichpigment
anstatt mit einem Polyacrylat als Dispergiermittel zu einer hochaminhaltigen kationischen
Dispergiermittel zu einer kationischen Pigment-Slurry und ein kationischer Kunststoffbinder
zur Streichfarbenaufbereitung verwendet wurde. Für das fertige Papier ergaben sich
folgende Oberflächenmeßwerte:
FIBRO-Test-Randwinkel nach 2 sec. |
50° |
Wegschlagwert nach 30 sec. |
0,39/0,47 |
[0046] Die Druckeignung auch dieses Papieres im Coldset-Verfahren war sehr gut.
Beispiel 5 (Vergleichsbeispiel)
[0047] Das Rohpapier nach Beispiel 1 wurde mit einer Streichfarbe folgender Zusammensetzung
beschichtet:
nat. CaC03 90 % < 2 µm |
80 % |
Kaolin 80 % < 2 µm |
20 % |
|
100 % |
Bindemittel und Hilfsmittel, bezogen auf Streichpigment |
Styrol-Acrylat-Binder |
9,5 % |
Stärkelösung |
7,0 % |
CMC-Lösung |
0,25 % |
Melaminformaldehydharz |
0,8 % |
Optischer Aufheller |
1,3 % |
[0048] Das mit dieser Streichfarbe beschichtete Papier hatte folgende Oberflächendaten:
FIBRO-Testrandwinkel nach 2 sec. |
72° |
Wegschlagwert nach 30 sec. |
1,11/1,19 |
[0049] Die Druckfarbentrocknung beim Bedrucken mit Coldset-Farben war nicht in Ordnung.
Dies kommt bereits durch die Oberflächeneigenschaften zum Ausdruck und war durch den
zu hohen Anteil an Bindemittel bedingt.
[0050] Ein ähnlich schlechtes Druckergebnis ergab sich auch bei einem Papier, dessen Strichauftrag
sich von dem vorstehend angegebenen nur dadurch unterschied, daß im Streichpigment
statt der 20 % Kaolin 20 % Al(OH)
3 mit 98 % < 2 µm verwendet wurden. Anteil und Zusammensetzung an Bindemittel waren
gleich.
[0051] Insbesondere die Versuchspapiere nach den Beispielen 3 und 4 konnten auf Coldset-Druckmaschinen
mit 8-Druckwerk-Türmen mit üblichen Produktionsgeschwindigkeiten verarbeitet werden
und führten zu einer punktgenauen Bildwiedergabe bei normalem Druckfarben-Trocknungsverhalten.
Gleichzeitig ergab sich gegenüber Zeitungsdruckpapier ein geringerer Druckfarbenverbrauch.
Die Wasserführung konnte reduziert werden. Die im Vergleich mit normalem Zeitungsdruckpapier
höhere Weiße führte zu einem kontrastreichen Ausdruck, der mit dem Druckergebnis von
LWC-Mattqualitäten durchaus vergleichbar war.
[0052] Es folgen noch vier weitere Ausführungsbeispiele. Für die Versuchspapiere wurde jeweils
ein standardisiertes Rohpapier verwendet, wie es dem Typ nach dem Ausführungsbeispiel
1 entspricht. Dieses Papier wurde mit verschiedenen Streichfarben beschichtet. Der
Strichauftrag betrug jeweils 7 g/m
2 und Seite. Die Glätte der fertigen Papiere lag bei etwa 15 sec Bekk auf der Oberseite
und etwa 12 sec Bekk auf der Unterseite. Sämtliche Papiere wiesen sowohl bei der Bestimmung
der Trockenrupffestigkeit wie auch bei der Bestimmung de Naßrupffestigkeit auf Ober-
und Unterseite die Note "1" auf. Sie waren daher in jedem Fall offset-geeignet. Auch
im folgenden sind Papiereigenschaften getrennt für die Ober- und Unterseite des Papieres
angegeben. Die diesbezüglichen Meßwerte sind durch einen Schrägstrich getrennt, wobei
der Wert vor dem Schrägstrich für die Papieroberseite und der Wert hinter dem Schrägstrich
für die Papierunterseite gilt.
Beispiel 6
[0053] Das Rohpapier wurde in diesem Beispiel mit einer Streichfarbe beschichtet, die die
folgenden wesentlichen Bestandteile aufwies:
Streichfarbe |
nat. CaC03 60 % < 2 µm |
50 % |
nat. CaC03 70 % < 2 µm |
50 % |
Kunststoffbinder |
0 % |
PVA-Lösung |
2,0 % |
Vernetzungsmittel (MF-Harz) |
1,0 % |
Wasserretentionsregler |
0,4 % |
[0054] Das fertige Papier wies folgende hier interessierende Eigenschaften auf.
Papiereigenschaften |
FIBRO-Test-Randwinkel nach 2 sec |
64/67 |
Farbwegschlagzeit nach 30 sec |
0,30/0,35 % |
Penetration nach dem emco-Test nach 1 sec |
67/73 % |
Penetration nach dem emco-Test nach 3 sec |
30/35 % |
[0055] Dieses Papier neigte beim Verarbeiten in einer Druckmaschine mit Satellitendruckwerken
zum Aufbau von Druckfarbe auf dem Gegendruckzylinder. Das Druckergebnis war im übrigen
akzeptabel. Auf einer 8-Druckwerk-Turmmaschine ließ sich das Papier dagegen auch zufriedenstellend
verarbeiten.
Beispiel 7
[0056] Es wurde versucht, die mangelnde Eignung für eine Druckmaschine mit Satellitendruckwerken
durch eine Verzögerung des Farbwegschlages zu regeln, ohne dabei jedoch die Wasserpenetration
wesentlich zu beeinträchtigen. Es wurde in diesem Sinne folgende Streichfarbe verwendet:
Streichfarbe |
nat. CaC03 60 % < 2 µm |
50 % |
nat. CaCO3 70 % < 2 µm |
50 % |
Kunststoffbinder |
4,5 % |
PVA-Lösung |
1,5 % |
CMC-Lösung (niedrig viskos) |
1,0 % |
Vernetzungsmittel (MF-Harz) |
1,0 % |
Wasserretentionsregler |
0,3 % |
Papiereigenschaften |
FIBRO-Test-Randwinkel nach 2 sec |
66/69 |
Farbwegschlagzeit nach 30 sec |
0,50/0,55 % |
Penetration nach dem emco-Test nach 1 sec |
70/75 % |
Penetration nach dem emco-Test nach 3 sec |
31/37 % |
[0057] Die Papierprüfdaten zeigen, daß das gesteckte Ziel durch gewisse Reduzierung des
Kunststoffbinders und dafür eine Zugabe von 1 % CMC zur Streichfarbe erreicht werden
konnte. Beim Verdrucken dieses Papieres auf einer Maschine mit Satellitendruckwerken
zeigte sich nur ein geringer Farbaufbau.
Beispiele 8 und 9
[0058] Diese Versuche dienten des Nachweises steigender Stärkeanteile im Binder der Streichfarbe
auf Wegschlagzeit und Wasserpenetration. Um insgesamt den Einfluß der Stärke teilweise
zu kompensieren, wurde im Streichpigment zusätzlich ein Natriumbentonit verwendet.
Streichfarbe |
Beispiel 8 |
Beispiel 9 |
nat. CaC03 70 % < 2 µm |
80 % |
80 % |
Natriumbentonit |
20 % |
20 % |
Dispergiermittel (Na-Polyacrylat) |
1,5 % |
1,5 % |
Kunststoffbinder |
4,5 % |
4 % |
PVA-Lösung |
1,5 % |
1,5 % |
Stärkelösung |
2,0 % |
6,0 % |
Vernetzungsmittel |
1,0 % |
1,0 % |
Papiereigenschaften |
Beispiel 8 |
Beispiel 9 |
FIBRO-Test-Randwinkel nach 2 sec |
67 |
70 |
Farbwegschlagzeit nach 30 sec |
0,33 % |
0,8 % |
Penetration nach dem emco-Test nach 1 sec |
73 % |
78 % |
Penetration nach dem emco-Test nach 3 sec |
31 % |
37 % |
[0059] Die Papierprüfdaten zeigen, daß durch die höhere Stärkezugabe in der Streichfarbe
die Farbwegschlagzeit erheblich verlangsamt werden kann. Dennoch konnte durch die
Zugabe des Natriumbentonits als Pigment die Penetration nach dem emco-Test in ähnlicher
Größenordnung wie bei den Vorbeispielen gehalten werden.
[0060] Das Papier nach Beispiel 8 hatte ähnliche Eigenschaften wie das Papier nach Beispiel
6. Es war weniger für das Verdrucken auf einer Maschine mit Satellitendruckwerken
geeignet. Das Papier nach Beispiel 9 zeigte beste Be- und Verdruckbarkeitseigenschaften.
[0061] Es sei noch einmal darauf hingewiesen, daß die Verdruckbarkeit der Papiere durch
das Wasseraufnahmevermögen und das Farbwegschlagverhalten zum Teil gemeinsam beeinflußt
wird, wobei diese beiden Eigenschaften sich auch in gewissem Maße kompensieren können.
Es ist daher nicht unbedingt erforderlich, daß sich bei einem Papier, welches sehr
gute Be- und Verarbeitungseigenschaften zeigt, beide Merkmale jeweils in den bevorzugten
Bereichen befinden.
Anlage A
[0062] Fibro 1100 DAT ist die Bezeichnung für ein Gerät der Firma Fibro System ab, Box 9081,
S-12609 Stockholm, Schweden, von der ein ausführlicher Prospekt bezogen werden kam.
Die Buchstaben DAT stehen für "Dynamic Absorption Tester". Das Gerät dient zur Messung
des Benetzungsverhaltens von Oberflächen, einer Papiereigenschaft, die für Weiterverarbeitungsprozesse,
wie Streichen, Bedrucken usw. exakt gemessen und eingestellt werden muß. Es arbeitet
nach dem Prinzip der Kontaktwinkelmessung und basiert auf einer Methode, die vom Schwedischen
Papierforschungsinstitut entwickelt wurde.
[0063] Aus dem Prospekt ist ersichtlich, daß das Gerät eine medizinische Dosiereinrichtung
und eine CCD-Kamera umfaßt, daß die Tropfengröße zwischen 0,1 und 9,9 µl einstellbar
ist und daß die für das Benetzungsverhalten kennzeichnende Änderung des auf der Papierprobe
abgelegten Tropfens durch speicherbare Videobilder mit einer Taktzeit von 20 Millisekunden
dokumentiert werden kann. Der zeitliche Verlauf des Kontaktwinkels kann aufgezeichnet
werden, so daß das Benetzungsverhalten unterschiedlicher Papierproben mühelos miteinander
verglichen werden kann.
[0064] Im vorliegenden Fall wurde zum Benetzen destilliertes Wasser verwendet und die Benetzung
nach 2 Sekunden ermittelt.
Anlage B
[0065] Beim Konterdruckversuch, auch als Abschmierversuch oder Wegschlagtest bezeichnet,
wird eine definierte Menge Druckfarbe auf einen Papierstreifen aufgetragen, der danach
in vorgegebenen Zeitabständen abschnittweise mit einem Gegenprobestreifen überrollt
wird. Die an den Gegenprobestreifen abgegebenen Farbmengen werden optisch ermittelt
und erlauben Rückschlüsse auf das Farbaufnahme-Verhalten und Stapelverhalten des Probestreifens.
[0066] Einzelheiten der Versuchsdurchführung sind einer ausführlichen Beschreibung zur Mehrzweck-Probedruckmaschine
der Firma prüfbau, Dr.-Ing. Herbert Dürner, Aich 17-23, D-82380 Peißenberg/München,
vom 26.9.1972, insbesondere unter Ziffer 10.5 und 14.2 zu entnehmen.
[0067] Danach wird für gestrichene Papiere ein Farbangebot von 0,3 cm
3, eine Verreibezeit von 30 sec im Farbwerk und von 30 sec für die Druckform empfohlen.
Der Anpreßdruck beim Andruck und Konterdruck soll jeweils 200 N/cm betragen, d.h.
800 N bei einer Druckformbreite von 4 cm. Es soll die Wegschlagtestfarbe Nr. 52 0068
der Farbenfabriken Michael Huber, München, verwendet werden. Der Konterdruck soll
nach 30, 60, 120 und 240 sec durchgeführt werden. Als Druckgeschwindigkeit werden
0,5 m/sec empfohlen. Als Probedruckpapier wird ein Normpapier mit der Bezeichnung
APCO II/II der Firma Scheufelen verwendet.
[0068] Im vorliegenden Fall wurden die Versuche mit doppelter Druckgeschwindigkeit im übrigen
mit den angegebenen Werten durchgeführt. Ausgewertet wurden insbesondere die Farbübertragungen
auf den Gegenprobestreifen, die beim Konterdruck nach 30 sec erreicht werden.
1. Gestrichenes Rollendruckpapier mit einem Rohpapier als Trägerpapier, welches Papierfaserstoff
und mineralischen Füllstoff enthält, und mit einem Strichauftrag, welcher im Streichpigment
ein, insbesondere gemahlenes Calciumkarbonat und im Bindemittel ein synthetisches
Bindemittel enthält, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberflächenbenetzbarkeit, ermittelt
als der Randwinkel nach dem Fibro-Test nach 2 Sekunden einen Wert < 70°, vorzugsweise
< 55° ergibt.
2. Gestrichenes Rollendruckpapier nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß seine
Rupffestigkeit den Anforderungen von Zeitungs-Offset-Druck entspricht.
3. Gestrichenes Rollendruckpapier nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die Glätte nach Bekk 10-50 sec beträgt.
4. Gestrichenes Rollendruckpapier nach mindestens einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet,
daß der Farbwegschlagtest einen Wert von 1,1 bis 0,25, bevorzugt von 0,8 bis 0,3 ergibt.
5. Gestrichenes Rollendruckpapier nach mindestens einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet,
daß der Penetrationstest mit dem Dynamischen Penetrationsgerät DPM 27 nach 1 sec einen
Wert von 85 bis 25, vorzugsweise von 70 bis 30 ergibt.
6. Gestrichenes Rollendruckpapier nach mindestens einem der Ansprüche 1-5, dadurch gekennzeichnet,
daß das Calciumkarbonat im Streichpigment ein gemahlenes natürliches Calciumkarbonat
ist und einen Anteil von mindestens 50 Gew.-%, vorzugsweise von mindestens 70 Gew.-%
des Streichpigmentes ausmacht.
7. Gestrichenes Rollendruckpapier nach mindestens einem der Ansprüche 1-6, dadurch gekennzeichnet,
daß im Strichauftrag der Anteil an trocken gedachtem Bindemittel, bezogen auf Streichpigment,
weniger als 15 Gew.-% beträgt.
8. Gestrichenes Rollendruckpapier nach mindestens einem der Ansprüche 1-7, dadurch gekennzeichnet,
daß das Streichpigment bis zu 25 Gew.-% eines Natrium-Bentonits aufweist.
9. Gestrichenes Rollendruckpapier nach mindestens einem der Ansprüche 1-8, dadurch gekennzeichnet,
daß das Streichpigment Anteile von bis zu 20 Gew.-% Al(OH)3 und/oder von bis zu 50 Gew.-% Kaolin aufweist.
10. Gestrichenes Rollendruckpapier nach mindestens einem der Ansprüche 1-9, gekennzeichnet
durch eine Zusammensetzung des trocken gedachten Bindemittels im Strichauftrag, bezogen
in Gewichtsprozent auf Streichpigment von
3-10 Gew.-% synthetischer Binder
0-5 % Polyvinylalkohol (PVA)
0-5 % Protein und/oder Kasein
0-5 % Stärke
0-2 % CMC.
11. Gestrichenes Rollendruckpapier nach mindestens einem der Ansprüche 1-9, dadurch gekennzeichnet,
daß das Bindemittel, bezogen auf Streichpigment, im wesentlichen aus 1,0 bis 4,0 Gew.-%
PVA und 4,5 bis 5,5 Gew.-% eines synthetischen Binders, insbesondere eines Butadien-Styrolbinders,
oder eines Styrol-Acrylatbinders besteht.
12. Gestrichenes Rollendruckpapier nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel
zusätzlich 2-6 Gew.-% Stärke und/oder 0,5-1,5 Gew.-% CMC enthält.
13. Gestrichenes Rollendruckpapier nach mindestens einem der Ansprüche 1-12, dadurch gekennzeichnet,
daß die flächenbezogene Masse des Strichauftrages mehr als 4 g/m2 und Seite, insbesondere 7-12 g/m2 und Seite bei einfach gestrichenen Papieren beträgt.
14. Rollendruckpapier nach mindestens einem der Ansprüche 1-13, gekennzeichnet durch eine
Zusammensetzung des Papierfaserstoffes des Rohpapieres in % otro Faserstoff, bezogen
auf otro Papierfaserstoff von
10-50 Gew.-% Zellstoff
15-60 Gew.-% Holzstoff
0-70 Gew.-% Faserstoff aus aufbereitetem Altpapier.
15. Rollendruckpapier nach mindestens einem der Ansprüche 1-13, dadurch gekennzeichnet,
daß der Papierfaserstoff des Rohpapieres im wesentlichen aus Zellstoff besteht (holzfreies
Papier).
16. Rollendruckpapier nach mindestens einem der Ansprüche 1-15, dadurch gekennzeichnet,
daß das Rohpapier bis zu 18 Gew.-% mineralischen Füllstoff, bezogen auf otro Papierfaserstoff
enthält.
17. Rollendruckpapier nach mindestens einem der Ansprüche 1-16, dadurch gekennzeichnet,
daß der mineralische Füllstoff im wesentlichen Calciumcarbonat und/oder Kaolin ist.
18. Rollendruckpapier nach mindestens einem der Ansprüche 1-17, dadurch gekennzeichnet,
daß das Rohpapier mindestens 1,0 Gew.-% otro einer hochkationischen Stärke enthält.
19. Rollendruckpapier nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß der Stärkegehalt im
Rohpapier mindestens 1,3 Gew.-% beträgt.
20. Verwendung eines Rollendruckpapieres nach mindestens einem der Ansprüche 1-19 für
das Bedrucken im Coldset-Offset-Druckverfahren, insbesondere auf einer Zeitungs-Rotationsdruckmaschine.