[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur thermischen Prozessteuerung
bei der elektrolytischen Beschichtung von Werkzeugen für die Herstellung von CD/LD-Datenträgern.
[0002] Die Herstellung von Presswerkzeugen für die Fertigung von Datenträgern, wie Compact
Discs, Video Discs, CD-ROMs und anderen digitalen oder analogen Signaldatenträgern
durch Spritzgiessen oder Spritzprägen erfolgt auf elektrolytischem Wege durch Abscheidung
eines geeigneten Metalls wie Ni auf einem Werkzeugrohling. Die Beschichtung erfolgt
in einer elektrolytischen Abscheidungskammer, welche einen Anodenkorb und einen parallel
in Abstand dazu angeordneten, um eine Achse drehbaren Kathodenteller enthält. Der
Anodenkorb ist elektrisch mit dem Pluspol und der Kathodenteller mit dem Minuspol
einer Gleichspannungsquelle verbunden. Eine ausserhalb der Abscheidungskammer in einem
Behälter bevorratete Elektrolytflüssigkeit wird auf eine geeignete Temperatur geregelt,
in derart temperierter Form in die Abscheidungskammer eingeführt und nach Durchlauf
durch die Abscheidungskammer wieder zurück in den Vorratsbehälter geleitet. Den Stand
der Technik belegen im übrigen z.B. folgende Druckschriften : Galvanotechnik 77 (1986)
Nr. 1, S. 61-63, JP-A-3/243785, Galvanotechnik 84 (1993) Nr. 3, S. 787-794.
[0003] Mit steigender Temperatur der Elektrolytflüssigkeit kann die elektrische Stromstärke
heraufgesetzt werden, wobei höhere Stromstärken höhere zeitliche Abscheidungsraten
und damit eine Verkürzung der für die Erzielung einer ausreichenden Schichtdicke erforderlichen
Abscheidungsdauer bedeuten. Die Temperatur der Elektrolytflüssigkeit darf andererseits
einen oberen Grenzwert für den betreffenden Elektrolyten nicht überschreiten, da eine
Überhitzung des Elektrolyten die Bildung von schädlichen Gasen, z.B. Ammoniak, zur
Folge haben kann, was innerhalb kürzester Zeit zu einer irreversiblen Veränderung
des Elektrolyten führen würde, womit dieser unbrauchbar werden würde. Bei der elektrolytischen
Abscheidung handelt es sich um einen exothermen Prozess, so dass während des Abscheidungsprozesses
in die Elektrolytflüssigkeit in unkontrollierter Weise Wärme eingebracht wird und
die Temperatur der Elektrolytflüssigkeit in der Abscheidungskammer, insbesondere im
Bereich zwischen dem Anodenkorb und dem Kathodenteller, u. U. wesentlich von der Temperatur
im Vorratsbehälter abweichen kann. Die Temperatur der Elektrolytflüssigkeit im Vorratsbehälter
musste daher bislang unter Berücksichtigung eines hohen empirisch ermittelten Sicherheitsabstandes
weit unterhalb der maximal zulässigen Temperatur gehalten werden, was häufig eine
zu niedrige Temperatur der Elektrolytflüssigkeit beim Abscheidungsprozess und eine
entsprechende Beeinträchtigung der Wirksamkeit des Prozesses bzw. eine Verlängerung
der Behandlungsdauer zur Folge hatte.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den elektrolytischen Abscheidungsprozess
hinsichtlich des Einflusses der Temperatur des Elektrolyten zu optimieren.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch die Merkmale der Patentansprüche 1 und
3 gelöst. Indem die Temperatur der Elektrolytflüssigkeit in der Abscheidungskammer,
insbesondere im Bereich nahe der Kathode durch die erfindungsgemässen Massnahmen auf
einem möglichst hohen gleichbleibenden Niveau nahe bei der Temperaturobergrenze für
den jeweiligen Elektrolyten gehalten werden kann, wird eine optimal kurze elektrolytische
Behandlungsdauer gewährleistet, ohne dass die Gefahr einer Überhitzung und damit eines
Unbrauchbarwerdens des Elektrolyten durch Abscheidung von schädlichen Gasen besteht.
Die Optimierung des elektrolytischen Beschichtungsverfahrens kann dabei mit relativ
geringem apparativen Aufwand erfolgen, da im wesentlichen nur der Einbau eines Temperaturfühlers
nahe der Einlasstelle der Elekrolytflüssigkeit in die Abscheidungskammer zusammen
mit einer entsprechend ausgelegten Steuereinrichtung erforderlich sind, um die Signale
des Temperaturfühlers zur Betätigung der Stellglieder von Einrichtungen zu verarbeiten,
welche auf die Temperatur des Elektrolyten in der Abscheidungskammer Einfluss nehmen
können. Eine besonders montagegünstige Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass
der Temperaturfühler und eine Einspritzdüse für die Elektrolytflüssigkeit zu einer
Baueinheit zusammengefasst sind. Dies gewährleistet nicht nur die Einhaltung einer
bestimmten optimalen Lage des Temperaturfühlers nahe dem Kathodenteller, sondern ermöglicht
in einfacher Weise auch die Nachrüstung bestehender elektrolytischer Abscheidungsanlagen,
so dass diese unter einer erfindungsgemässen thermischen Prozessteuerung betrieben
werden können. Im übrigen wird auf die Patentansprüche verwiesen.
[0006] Die Erfindung wird nachfolgend anhand einer Ausführungsform und der Zeichnung näher
erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 in schematischer geschnittener Ansicht eine erfindungsgemäss aufgebaute elektrolytische
Abscheidungsvorrichtung, und
Fig. 2 ein Detail der Abscheidungsvorrichtung gemäss einem Schnitt längs der Schnittlinie
A-B in Fig. 1.
[0007] Mit dem Bezugszeichen 1 in Fig. 1 und 2 ist das Gehäuse einer elektrolytischen Abscheidungskammer
versehen. Das Gehäuse 1 ist an einem Deckel 6 montiert, der, wie bei 5 angedeutet,
an einem nicht näher bezeichneten Maschinenrahmen angelenkt ist. Das Gehäuse 1 kann
daher zusammen mit dem Deckel 6 zwischen einer in Fig. 1 gezeigten Betriebsstellung
und einer in Gegenuhrzeigerrichtung gedrehten Bedienungsstellung (nicht gezeigt) geschwenkt
werden. In der Abscheidungskammer ist ein Anodenkorb 2 angeordnet, der z.B. aus einem
Titanstreckmetall bestehen kann. Parallel in Abstand zum Anodenkorb 2 ist ein Kathodenteller
3 um eine Achse drehbar gehalten. Eine Antriebseinrichtung 4 ist vorgesehen, um den
Kathodenteller 3 mit einer gewünschten Drehgeschwindigkeit in Drehung zu versetzen.
Der Anodenkorb 2 kann mit einer Ni-Füllung bestückt werden, wenn die Beschichtung
eines in der Zeichnung gestrichelt dargestellten, am Kathodenteller 3 befestigten
Werkzeugrohlings mit Ni erfolgen soll.
[0008] Der Kathodenteller 3 ist mit dem Minuspol einer nicht gezeigten einstellbaren Gleichspannungsquelle
verbunden, deren Pluspol am Anodenkorb 2 angeschlossen ist, so dass zwischen dem Anodenkorb
2 und dem Kathodenteller 3 ein Gleichstrom mit einer einstellbaren Stromstärke fliessen
kann.
[0009] Im Raum zwischen dem Anodenkorb 2 und dem Kathodenteller 3 ist eine Trennwand 7 vorgesehen,
die diesen Bereich in einen dem Anodenkorb 2 zugewandten Anodenraum 10 und einen dem
Kathodenteller 3 zugewandten Kathodenraum 11 unterteilt. In der Trennwand 7 ist eine
an die Abmessung des Kathodentellers 3 angepasste Öffnung 8 vorgesehen, die mittels
einer darauf angeordneten Membran 9 abgedeckt ist. Die Membran 9 hat eine solche Struktur,
dass sie für die bei dem Abscheidungsprozess freigesetzten Metallionen durchlässig
ist, so dass diese vom Anodenkorb 2 durch die Membran 9 zum Kathodenteller 3 wandern
können, jedoch irgendwelche Schmutzpartikel im Anodenraum 10 zurückgehalten werden.
[0010] Ausserhalb des Gehäuses 1 bzw. der Abscheidungskammer ist ein Behälter 12 für die
Bevorratung einer geeigneten Menge an Elektrolytflüssigkeit vorgesehen. Bei der Elektrolytflüssigkeit
kann es sich z.B. um einen Ni-Elektrolyten handeln. Eine Pumpe 13 in einer Leitung,
welche den Vorratsbehälter 12 mit der Abscheidungskammer verbindet, fördert die Elektrolytflüssigkeit
aus dem Vorratsbehälter 12 über ein Stellventil 22 in die Abscheidungskammer, insbesondere
in den Kathodenraum 11. Die Elektrolytflüssigkeit strömt dann längs der Trennwand
7 zu einer oberen Überlaufkante 15 der Abscheidungskammer und gelangt von dort in
deren Anodenraum 2. An einem zuunterst liegenden Bereich verlässt die Elektrolytflüssigkeit
die Abscheidungskammer und wird über ein weiteres Stellventil 21 über eine Rückführleitung
zurück in den Vorratsbehälter 12 geführt. Eine Bypassleitung 17 ist vorgesehen, um
überschüssige Elektrolytflüssigkeit in der Abscheidungskammer, die sich oberhalb der
Überlaufkante 15 der Trennwand 7 angesammelt hat, abzuleiten und in den Vorratsbehälter
12 zurückzuführen.
[0011] Für die Temperierung der Elektrolytflüssigkeit im Vorratsbehälter 12 sind geeignete
Einrichtungen, z.B. in Gestalt einer in die Elektrolytflüssigkeit eingetauchten elektrischen
Heizeinrichtung 20 und einer Kühleinrichtung 19 vorgesehen. Der zuvor beschriebene
grundsätzliche Aufbau einer elektrolytischen Abscheidungsvorrichtung ist bekannt und
braucht hier nicht näher erläutert zu werden.
[0012] Erfindungsgemäss ist ein Temperaturfühler 23 vorgesehen, der in Fig. 2 gezeigt ist,
während er in Fig. 1 durch eine nachfolgend noch näher beschriebene Einspritzdüse
14 zum Betrachter hin verdeckt ist. Der Temperaturfühler 23 hat die Aufgabe, die Temperatur
der Elektrolytflüssigkeit in der Abscheidungskammer zu erfassen und ein dafür kennzeichnendes
Signal an eine Steuereinrichtung (nicht gezeigt) zu liefern. Der Temperaturfühler
23 ist insbesondere so angeordnet, dass er die Temperatur der Elektrolytflüssigkeit
im oder nahe beim Kathodenraum 11 und damit nahe dem Kathodenteller 3 erfassen kann.
[0013] Vorzugsweise ist der Temperaturfühler 23 ferner an einer Stelle angeordnet, bei der
keine verfälschenden Einflüsse seitens der Einspritzdüse 14 auf die Temperaturmessung
zu befürchten sind. Der Temperaturfühler 23 sollte daher von der Austrittsöffnung
der Einspritzdüse 14 in einem geeigneten Abstand axial zurückversetzt sein. Es wird
ferner bevorzugt, dass die Einspritzdüse 14 und der Temperaturfühler 23 eine Baueinheit
bilden, um in montagegünstiger Weise als Einheit in eine Öffnung im Gehäuse 1 der
Abscheidungskammer eingeschoben und darin befestigt werden zu können.
[0014] Die Steuereinrichtung liefert aufgrund der vom Temperaturfühler 23 abgegebenen Signale
für eine im Kathodenraum 11 herrschende Temperatur der Elektrolytflüssigkeit Stellsignale
an die Stellglieder eines oder beider Steilventile 22 oder 21 für den Zu- bzw. Ablauf
der Elektrolytflüssigkeit in bzw. aus der Abscheidungskammer, um den Durchsatz an
im Vorratsbehälter 12 temperierter Elekrtolytflüssigkeit durch die Abscheidungskammer
zu erhöhen oder herabzusetzen. Oder die Steuereinrichtung liefert Steilsignale an
die Heizeinrichtung 20 bzw. Kühleinrichtung 19 zu erhöhen oder herabzusetzen, wobei
die Temperatur der Elektrolytflüssigkeit im Vorratsbehälter 12 nicht mehr durch einen
Sicherheitsabstand nach oben begrenzt sein braucht, oder an einen (nicht gezeigten)
Stromregler zur Regelung des Stromflusses zwischen dem Anodenkorb 2 und dem Kathodenteller
3, um damit seitens der Stromstärke Einfluss auf die Temperatur der Elektrolyflüssigkeit
im Kathodenraum 11 zu nehmen. Diese Massnahmen bewirken einzeln oder im Zusammenspiel,
dass die Temperatur der Elektrolytflüssigkeit im Kathodenraum 11 auf einem für den
Abscheidungsprozess geeigneten optimalen Wert nahe einem oberen zulässigen Grenzwert
gehalten werden kann. Anstelle der Einwirkung auf nur eine der erwähnten Stellgrössen
können daher auch zwei oder mehrere derartige Stellgrössen gleichzeitig oder zeitverzögert
entsprechend den vom Temperaturfühler 23 gelieferten Signalen angesteuert werden.
[0015] Wenn erwünscht kann ferner ein Temperaturfühler 18 vorgesehen sein, um die Temperatur
der Elektrolytflüssigkeit im Vorratsbehälter 12 zu erfassen und ein dafür kennzeichnendes
Signal an die Steuereinrichtung zu liefern. Hierdurch wird eine zusätzlich Kontrolle
der durch den kathodenseitigen Temperaturfühler 23 ausgelösten Temperierung der Elektrolytflüssigkeit,
die sich im Vorratsbehälter 12 befindet, erhalten.
[0016] Bei Verwendung eines Ni-Elektrolyten liegt die zulässige obere Temperaturgrenze,
bei der noch keine Bildung von Ammoniakgas eintritt, bei ca. 65° C. Die Steuereinrichtung
ist ausgelegt, um die Temperatur des Ni-Elektrolyten im Kathodenraum 11 der Abscheidungskammer
nahe bei diesem oberen Temperaturgrenzwert zu halten, so dass mit entsprechend maximierten
Stromstärken gearbeitet werden kann, um die elektrolytische Behandlungsdauer zu mininieren.
[0017] Es versteht sich, dass die beschriebene und gezeigte Ausführungsform der Erindung
durch den Fachmann anhand der gegebenen Lehre modifiziert werden kann, ohne dass dadurch
der Schutzbereich der Erfindung verlassen wird.
1. Verfahren zur thermischen Prozessteuerung bei der elektrolytischen Beschichtung von
Werkzeugen für die Herstellung von CD/LD-Datenträgern mit exothermer Abscheidungsreaktion,
bei dem eine auf eine Temperatur unterhalb einer bestimmten Temperatur in einem Vorratsbehälter
temperierte Elektrolytflüssigkeit in eine Abscheidungskammer, in der ein in einen
Anoden- und Kathodenraum unterteilter Bereich zwischen einer Anoden- und Kathodenanordnung
definiert ist, ein- und nach Durchlauf durch die Abscheidungskammer in den Vorratsbehälter
zurückgeführt wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperatur der Elektrolytflüssigkeit
nahe beim oder im Kathodenraum der Abscheidungskammer erfasst und entweder der Durchsatz
an temperierter Elektrolytflüssigkeit durch die Abscheidungskammer und/oder die Temperatur
der Elektrolytflüssigkeit im Vorratsbehälter und/oder der elektrische, zwischen der
Kathoden- und Anodenanordnung fliessende Strom in Abhängigkeit von der nahe beim oder
im Kathodenraum gemessenen Temperatur gesteuert werden, um die Temperatur im Kathodenraum
auf einem Niveau nahe bei oder gleich der bestimmten Temperatur zu halten.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Elektrolytflüssigkeit
Ni umfasst und die bestimmte Temperatur etwa 65° C beträgt.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, mit einem einen Vorrat
an Elektrolytflüssigkeit enthaltenden Behälter, einer mit dem Vorratsbehälter in Fluidverbindung
stehenden elektrolytischen Abscheidungskammer, in der ein in einen Anoden- und Kathodenraum
unterteilter Bereich zwischen einer Anoden- und Kathodenanordnung definiert ist, und
einer Einrichtung zur Temperierung der Elektrolytflüssigkeit im Vorratsbehälter, gekennzeichnet
durch eine nahe beim oder im Kathodenraum (11) angeordnete Einrichtung (23) zur Erfassung
der Temperatur der Elektrolytflüssigkeit nahe beim oder im Kathodenraum (11) und zur
Abgabe eines für die erfasste Temperatur kennzeichnenden Signales an eine Steuereinrichtung
zur Steuerung des Durchsatzes an Elektrolytflüssigkeit durch die Abscheidungskammer
und/oder der Temperierungseinrichtung (19,20) und/oder des elektrischen, zwischen
der Kathoden- und Anodenordnung (2,3) fliessenden Stromes in Abhängigkeit von der
nahe beim oder im Kathodenraum (11) gemessenen Temperatur, um die Temperatur im Kathodenraum
nahe bei oder gleich einer bestimmten Temperatur zu halten.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperaturerfassungseinrichtung
(23) nahe bei einer Einlassdüse (14) für die Elektrolytflüssigkeit in die Abscheidungskammer
(1) vorgesehen ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperaturerfassungseinrichtung
(23) und die Einlassdüse (14) zu einer Baueinheit zusammengefasst sind.