[0001] Die Erfindung betrifft einen Druckmittelantrieb mit einem Zylinder mit einer Zylinderkammer,
einem radial geführten Kolben, einem Dichtungsring und einem auswechselbaren Widerlager
mit einer Durchtrittsbohrung für den Kolben und mit einer Anlagefläche für den Dichtungsring.
[0002] Derartige Druckmittelantriebe, die in der Regel als Hydraulikantriebe ausgelegt sind,
werden in großer Stückzahl beispielsweise für Flurförderzeuge wie Gabelstapler etc.
benötigt. Dabei befindet sich am Ende des Zylinders ein Widerlager, das zumindest
teilweise auch als Führung für den Tauchkolben dient. Dieses Widerlager nimmt auch
die Axialkräfte des Dichtungsringes auf.
[0003] Durch die DE 36 35 010 A1 ist es bei einem gattungsgemäßen Druckmittelantrieb bekannt,
eine Zahnstange, die mit einem Kolben verbunden ist, durch ein Widerlager, nämlich
durch ein Arbeitsraumabschlußstück mit je einer Innen- und einer Außendichtung, hindurchzuführen
und das Widerlager durch einen radial vorgespannten, aus einem Runddraht bestehenden
Sicherungsring im Zylinder festzulegen. Da der Kolben einen größeren Durchmesser aufweist
als die Zahnstange, kann die Zahnstange nicht aus dem Widerlager herausgezogen werden.
Vielmehr muß der Sicherungsring mittels eines Werkzeugs in den engen Ringspalt zwischen
der Zahnstange und dem Zylinder eingesetzt und im Falle einer Reparatur auch wieder
aus dem Ringspalt ausgebaut werden. Herstellung und Reparatur sind daher aufwendig,
und der Runddraht stellt bei extrem hohen Arbeitsdrücken für zahlreiche Anwendungsfälle
eine Schwachstelle dar.
[0004] Durch die US 33 91 612 ist es bekannt, eine im Querschnitt größere Kolbendichtung
des Kolbens eines Hydraulikmotors durch eine Schwalbenschwanzverbindung mit dem Kolben
zu verbinden. Um diese Verbindung herzustellen und wieder lösen zu können, ist in
der Zylinderwand eine radiale Öffnung vorgesehen, die durch einen Deckel mit Schrauben
verschlossen ist, die nur durch ein Werkzeug lösbar sind. Der Kolben selbst muß bis
zum Ausbau der Kolbendichtung im Zylinder verbleiben; über ein Herausziehen aus der
Bohrung eines Widerlagers ist nichts offenbart. Bezüglich einer am Ende des Zylinders
befindlichen Verschlußwand, die als Widerlager bezeichnet werden kann, ist ausgesagt,
daß auch diese durch eine gleiche radiale Öffnung in der Zylinderwand eingesetzt und
ausgebaut wird. Ein Dichtungswechsel und die damit verbundene Bauweise sind aufwendig,
zumal keine Strangprofile für die Herstellung des Zylinders verwendet werden können.
Außerdem stellen die radialen Montageschächte für die Dichtungen mit ihren Deckeln
ausgesprochene Schwachstellen gegenüber hohen Drücken dar.
[0005] Sämtliche bekannten Befestigungsarten sind entweder unbestimmt oder aufwendig, wobei
zu berücksichtigen ist, daß derartige Druckmittelantriebe in großen Stückzahlen benötigt
werden.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Druckmittelantrieb anzugeben,
der einfach und unter Verwendung weniger Teile herzustellen ist, bei dem das Widerlager
einen präzisen Sitz aufweist und der Dichtungsring auf einfache Weise auswechselbar
ist.
[0007] Die Lösung der gestellten Aufgabe erfolgt bei dem eingangs angegebenen Druckmittelantrieb
erfindungsgemäß dadurch, daß
a) der Kolben als Tauchkolben ausgebildet ist, der ohne Demontage des Widerlagers
aus der Durchtrittsbohrung und aus dem Dichtungsring herausziehbar ist,
b) das Widerlager als Schiebekörper ausgebildet ist und mit dem Ende des Zylinders
eine diametrale Schwalbenschwanzverbindung bildet und daß
c) das Widerlager in eingeschobener Lage durch den Kolben gegenüber dem Zylinder arretiert
ist.
[0008] Es ist dabei besonders vorteilhaft, wenn die Schwalbenschwanzverbindung zwei diametral
gegenüberliegende Schiebeleisten aufweist, die in komplementäre Quernuten im Zylinder
eingeschoben sind.
[0009] Es ist dabei weiterhin von Vorteil, wenn der Kolben in einem in die Zylinderkammer
eingesetzten Führungsring geführt ist und wenn der Dichtungsring zwischen dem Führungsring
und dem Schiebekörper angeordnet ist, insbesondere wenn der Führungsring aus einem
gleitfähigen Kunststoff besteht und in einer Stufenbohrung der Zylinderkammer angeordnet
ist.
[0010] Beim Erfindungsgegenstand wird nur eine geringe Zahl von Teilen benötigt, von denen
das Widerlager einen präzisen Sitz im offenen Ende des Zylinders einnimmt, mindestens
einen Teil der Kolbenführung übernimmt, eine präzise Abstützung für den Dichtungsring
gewährleistet und dessen Auswechseln auf einfache Weise ermöglicht. Besondere Muffen
und Gewindebohrungen am Zylinderende werden nicht benötigt, desgleichen keine zusätzlichen
Dichtungsplatten und keine Dichtungsringe.
[0011] Der Tauchkolben selbst dient hierbei in überraschend einfacher Weise als Arretiervorrichtung
für den Schiebekörper; weitere Befestigungsmittel werden nicht benötigt. Solange der
Tauchkolben in den Zylinderkolben eingeschoben ist, kann der Schiebekörper nicht aus
den Quernuten im Zylinder herausgeschoben werden. Ist der Tauchkolben aus dem Zylinder
herausgezogen, so läßt sich der Schiebekörper senkrecht zur Zylinderlängsachse aus
den Quernuten herausschieben, so daß anschließend ohne besondere Werkzeuge auch der
Dichtungsring aus seiner Stufenbohrung herausgezogen und durch einen neuen Dichtungsring
ersetzt werden kann. Auch der Schiebekörper ist beliebig oft wiederverwendbar.
[0012] Es ist dabei im Zuge einer Ausgestaltung der Erfindung besonders vorteilhaft, wenn
der Schiebekörper in axialer Blickrichtung einen rechteckigen Umriß aufweist (worunter
auch ein quadratischer Umriß zu verstehen ist), und wenn die Schiebeleisten an zwei
gegenüberliegenden Seiten des Rechtecks angeordnet sind.
[0013] Es ist im Zuge einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wiederum besonders vorteilhaft,
wenn der Schiebekörper innerhalb der Durchtrittsbohrung für den Tauchkolben mit einer
Ringnut versehen ist, in die ein Abstreifring eingesetzt ist.
[0014] Auch dieser Abstreifring läßt sich leicht aus der Ringnut heraushebeln und durch
einen neuen ersetzen. Solange der Abstreifringwiederverwendbar ist, verbleibt er im
Schiebekörper und kann mit diesem nach Austausch des Dichtungsringes wieder in die
Quernuten eingeschoben werden, worauf die erneute Arretierung durch den Tauchkolben
erfolgt.
[0015] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des Erfindungsgegenstandes gehen aus den übrigen
Unteransprüchen hervor.
[0016] Zwei Ausführungsbeispiels des Erfindungsgegenstandes werden nachfolgend anhand der
Figuren 1 bis 8 näher erläutert.
[0017] Es zeigen:
- Figur 1
- einen teilweisen Axialschnitt durch einen vollständigen Druckmittelantrieb,
- Figur 2
- eine stirnseitige Ansicht des Gegenstandes nach Figur 1 in Richtung des Pfeils II,
- Figur 3
- das linke Ende von Figur 1 in vergrößertem Maßstab,
- Figur 4
- einen Axialschnitt durch den Schiebekörper entlang der Linie IV-IV in Figur 5,
- Figur 5
- eine Ansicht des Schiebekörpers nach Figur 4, in Richtung des Pfeils V,
- Figur 6
- einen Axialschnitt durch einen doppelseitigen Druckmittelantrieb gemäß Figur 1, wie
er beispielsweise für sogenannte Seitenschiebereinrichtungen für Gabeln von Gabelstaplern
verwendet werden kann,
- Figur 7
- eine Explosionsdarstellung des Gegenstandes nach den Figuren 1 bis 5 im Zusammenhang
mit einem Doppelzylinder nach Figur 6 und
- Figur 8
- eine Variante des Gegenstandes nach Figur 1 in Explosionsdarstellung.
[0018] In Figur 1 ist ein Zylinder 1 mit einer Zylinderkammer 2 dargestellt, in der ein
Tauchkolben 3 angeordnet ist, der auch als Plunger bezeichnet wird. Durch eine Durchmesserdifferenz
zwischen der Zylinderkammer 2 und dem Tauchkolben 3 wird ein Ringspalt 4 gebildet,
in den eine Anschlußbohrung 5 für eine nicht gezeigte Hydraulikleitung mündet.
[0019] Das Ende der Zylinderkammer 2 ist im Durchmesser geringfügig erweitert, und in diese
Erweiterung ist ein Führungsring 6 eingesetzt, der aus einem gut gleitfähigen Kunststoff,
wie beispielsweise aus Polyamid, besteht. An diese Erweiterung schließt sich eine
Stufenbohrung 7 an, in die ein Dichtungsring 8 eingesetzt ist, der in der dargestellten
Weise als Nut- oder Lippenring ausgebildet ist.
[0020] An diese Stufenbohrung 7 schließen sich wiederum zwei zueinander parallele Quernuten
9 und 10 an, die einen prismatischen Querschnitt aufweisen und quer durch den gesamten
Zylinder 1 verlaufen, d.h. an beiden Enden offen sind. In Richtung auf das Ende des
Zylinders 1 sind diese Quernuten 9 und 10 durch je eine Klaue 11 begrenzt, die parallel
zur jeweiligen Quernut 9 bzw. 10 verläuft und mit diesen je einen Schiebesitz bildet.
[0021] In die Quernuten 9 und 10 ist in diametraler Richtung ein Schiebekörper 12 eingeschoben,
der eine Durchtrittsbohrung 13 für den Tauchkolben 3 aufweist. Wie aus Figur 1 ersichtlich,
bildet der Schiebekörper 12 ein Widerlager für den Dichtungsring 8, der in Richtung
auf die Zylinderöffnung unter dem Druck der Hydraulikflüssigkeit steht, der bis zu
300 bar beträgt, wobei dieser Wert aber keine kritische Obergrenze darstellt.
[0022] Wie aus Figur 2 hervorgeht, kann der Schiebekörper 12 in beiden Richtungen gemäß
dem Doppelpfeil 14 senkrecht zur Achse A herausgeschoben werden. In axialer Richtung
wird der Schiebekörper 12 jedoch zuverlässig durch die Quernuten 9 und 10 bzw. durch
die Klauen 11 gehalten.
[0023] Wie aus Figur 3 ergänzend hervorgeht, besitzt der Schiebekörper 12 eine Anlagefläche
15 für den Dichtungsring 8 und auf der gegenüberliegenden Seite innerhalb der Durchtrittsbohrung
13 eine Ringnut 16 (Figur 4) für die Aufnahme eines Abstreifrings 17. Dieser Abstreifring
kann je nach Befund wiederverwendet werden; er benötigt keine Metallfassung, da der
Schiebekörper 12 diese Funktion mit übernimmt. Wie sich speziell aus Figur 3 ergibt,
wird der Abstreifring 17 in allen Richtungen durch die Wände der Ringnut 16 und durch
den Tauchkolben 3 gehalten; er kann jedoch nach dem Herausziehen des Tauchkolbens
3 ohne weiteres herausgehebelt oder herausgekrempelt werden.
[0024] Wie sich aus den Figuren 4 und 5 ergibt, hat der Schiebekörper 12 in axialer Blickrichtung
gemäß dem Pfeil V einen rechteckigen Umriß, wobei an zwei gegenüberliegenden Seiten
des Rechtecks R zwei zueinander parallele Schiebeleisten 18 und 19 angeordnet sind,
die gleichfalls einen prismatischen Querschnitt haben und zu den Quernuten 8 und 9
komplementär angeordnet und ausgebildet sind. Dadurch ergibt sich zwischen dem Schiebekörper
12 und dem Zylinder 1 eine Art Schwalbenschwanzverbindung, die einen äußerst exakten
Sitz des Schiebekörpers 12 gewährleistet.
[0025] Figur 6 zeigt noch einen Doppelzylinder 20 mit zwei Zylinderkammern 2a und 2b, die
durch eine Trennwand 21 voneinander getrennt sind. Durch zwei Anschlußbohrungen 5a
und 5b können die beiden Zylinderkammern 2a und 2b unabhängig voneinander beaufschlagt
werden. Da bei derartigen Tauchkolben für die Hubbegrenzung ein äußerer Anschlag erforderlich
ist, werden derartige Druckmittelantriebe bevorzugt, aber nicht ausschließlich, bei
sogenannten Seitenschiebereinrichtungen mit einem Seitenschieber-Rahmen 22 eingesetzt,
dessen oberer Teil ebenso wie die Tauchkolben 3a und 3b in Figur 6 gestrichelt dargestellt
sind. Durch alternierende Beaufschlagung der beiden Tauchkolben 3a und 3b läßt sich
der Seitenschieber-Rahmen 22 nach beiden Seiten um das Maß "s" verschieben. So wird
beispielsweise beim weiteren Herausschieben des Tauchkolbens 3a der Tauchkolben 3b
um ein identisches Maß zurückgeschoben. In jedem Falle verhindert jedoch der SeitenschieberRahmen
22, der die erforderlichen Anschläge bildet, ein Heraustreten der Tauchkolben 3a und/oder
3b. Nach dem Entfernen des Seitenschieber-Rahmens 2 lassen die sich die Dichtungsringe
8 und ggf. auch die Abstreifringe 17 wie folgt auswechseln:
1. Tauchkolben herausziehen,
2. Schiebekörper 12 seitlich aus den Quernuten 9 und 10 herausschieben,
3. Dichtungsring 8 und ggf. auch Abstreifring 17 auswechseln,
4. Schiebekörper 12 von der Seite her wieder einschieben und
5. Tauchkolben in axialer Richtung einschieben.
[0026] Der Erfindungsgedanke ist sowohl bei Zylindern mit rechteckigem bzw. quadratischem
Außenumriß anwendbar (Figur 7), als auch bei Zylindern, die beispielsweise eine äußere
Zylinderfläche aufweisen (Figur 8). In den Figuren 7 und 8 werden gleiche Teile mit
gleichen Bezugszeichen versehen. In Figur 8 ist der Zylinder 1 gemäß Figur 1 durch
einen Zylinder 23 mit einer zylindrischen Außenfläche ersetzt, der eine entsprechende
Wandstärke hat, um eine ausreichende Länge der Quernuten 9 und 10 und der Schiebeleisten
18 und 19 zu ermöglichen.
1. Druckmittelantrieb mit einem Zylinder (1, 23) mit einer Zylinderkammer (2, 2a, 2b),
mit einem radial geführten Kolben (3, 3a, 3b), einem Dichtungsring (8) und einem auswechselbaren
Widerlager (12) mit einer Durchtrittsbohrung (13) für den Tauchkolben (3, 3a, 3b)
und mit einer Anlagefläche (15) für den Dichtungsring (8),
dadurch gekennzeichnet, daß
a) der Kolben (3, 3a, 3b) als Tauchkolben ausgebildet ist, der ohne Demontage des
Widerlagers (12) aus der Durchtrittsbohrung (13) und aus dem Dichtungsring (8) herausziehbar
ist,
b) das Widerlager (12) als Schiebekörper (12a) ausgebildet ist und mit dem Ende des
Zylinders (1, 23) eine diametrale Schwalbenschwanzverbindung (9/18 und 10/19) bildet
und daß
c) das Widerlager (12) in eingeschobener Lage durch den Kolben (3, 3a, 3b) gegenüber
dem Zylinder (1, 23) arretiert ist.
2. Druckmittelantrieb nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schwalbenschwanzverbindung (9/18 und 10/19) zwei diametral gegenüberliegende
Schiebeleisten (18, 19) aufweist, die in komplementäre Quernuten (9, 10) im Zylinder
(1, 23) eingeschoben sind.
3. Druckmittelantrieb nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Schiebekörper (12) in axialer Blickrichtung einen rechteckigen Umriß aufweist,
und daß die Schiebeleisten (18, 19) an zwei gegenüberliegenden Seiten des Rechtecks
(R) angeordnet sind.
4. Druckmittelantrieb nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Schiebekörper (12) innerhalb der Durchtrittsbohrung (13) mit einer Ringnut
(16) versehen ist, in die ein Abstreifring (17) eingesetzt ist.
5. Druckmittelantrieb nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Kolben in einem in die Zylinderkammer (2, 2a, 2b) eingesetzten Führungsring
(6) geführt ist und daß der Dichtungsring (8) zwischen dem Führungsring (6) und dem
Schiebekörper angeordnet ist.
6. Druckmittelantrieb nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Führungsring (6) aus einem gleitfähigen Kunststoff besteht.
7. Druckmittelantrieb nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Dichtungsring (8) in einer Stufenbohrung (7) der Zylinderkammer (2, 2a,
2b) angeordnet ist.