(19)
(11) EP 0 786 636 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
30.07.1997  Patentblatt  1997/31

(21) Anmeldenummer: 97101201.8

(22) Anmeldetag:  27.01.1997
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6F27D 3/12, F27D 3/00, F27D 5/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
LT SI

(30) Priorität: 26.01.1996 DE 19602777
11.03.1996 DE 19609474

(71) Anmelder: Keller GmbH
49479 Ibbenbüren-Laggenbeck (DE)

(72) Erfinder:
  • Averbeck, Laurenz, Dipl.-ing.
    49186 Bad Iburg (DE)
  • Hartenstein, Lothar, Dipl.-ing.
    49479 Ibbenbüren (DE)
  • Lindemann, Helmut, Dipl.-Ing.
    49497 Mettingen (DE)

   


(54) Verfahren und Ofenwagen zum Brennen von Falzdachziegeln


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren und Ofenwagen zum Brennen von Dachziegeln im einlagigen Schnellbrand. Erfindungsgemäß wird der Besatz in Einzelunterstützung von reihenweise angeordneten Dachziegel-Formlingen (1) in sogenannter kassettenloser Anordnung direkt auf einen Ofenwagen (2) - welcher wageneigene Stützeinrichtungen besitzt - geladen, wobei die Formlinge (1) aus der Vertikalen geneigt schräggestellt sind.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum einlagigen Schnellbrand von Falzdachziegeln sowie einen entsprechenden Tunnelofenwagen.

[0002] Bei den bisher in der Praxis bekannten Anlagen mit Schnellbrandtechnik werden die zu brennenden Dachziegel-Formlinge auf Rollen (bei Rollenöfen) oder H-Kassetten (bei Tunnelöfen mit Transportwagen) durch den Brenntunnel bewegt. Der Dachziegel-Schnellbrand in Rollenöfen erfordert spezielle Dachziegelmodelle und ist somit nicht immer durchführbar - außerdem tritt durch das Material-Walken oftmals eine nachteilige Verformung aufund somit wird häufig minderwertige Ware produziert. Bei Verwendung von H-Kassetten ist einerseits eine konstruktionsaufwendige und teure Anlage erforderlich und andererseits ein nachteiliges Handling für die H-Kassetten-Beladung auf den Ofenwagen sowie H-Kassetten-Entladung von demselben gegeben.

[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein vereinfachtes und kostengünstigeres Verfahren zum kassettenlosen Falzdachziegel-Brennen mit Schnellbrandtechnik sowie entsprechende Ofenwagen zu schaffen.

[0004] Erfindungsgemäß wird dies durch ein Verfahren gemäß Patentanspruch 1sowie Tunnelofenwagen gemäß Patentanspruch 5 gelöst. Die Unteransprüche ergeben vorteilhafte Ausgestaltungen.

[0005] Mit der erfindungsgemäßen Anlage können auf einfache, Betriebsmittel und Personal einsparende Weise Falzdachziegel von hoher Qualität und beliebiger Formgestaltung äußerst wirtschaftlich erzeugt werden. Die Qualität entspricht derjenigen, die bisher nur mit H-Kassetten-Anlagen möglich war, es entfällt jedoch jegliches H-Kassetten-Handling.

[0006] Die Schrägstellung der Formalingsträger ermöglicht eine intensive oben- und untenseitige Beströmung der zu brennenden Falzziegel-Formlinge. Der optimale Neigungswinkel zwischen Dachziegel-Rückseite und der Transportebene/Horizontalen hängt vom Dachziegelmaterial ab und wird so gewählt, daß eine gute Stabilität innerhalb des Falzdachziegels ohne Durchbiegungs- oder Verformungsgefahr gewährleistet ist - vorteilhafterweise beträgt dieser Winkel etwa 60 bis 80 °.

[0007] Aufgrund der bevorzugten Überlappung zwischen in Ofenwagen-Transportrichtung beabstandet hintereinanderliegenden Formlingsreihen ergibt sich eine besonders ökonomische Raumausnutzung aufjedem Ofenwagen - der Grad solcher Überlappung hängt von dem Formlingsmaß in der Höhenrichtung des Tunnelofens, dem Neigungswinkel der Schrägstellung zur Vertikalen sowie dem für das sichere Be- und Entladen erforderlichen Abstandsmaß zwischen hintereinanderliegenden Reihen ab.

[0008] Auf der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele der Erfindung dargestellt und werden nachfolgend näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1
eine Seitenansicht eines Teilbereichs eines Ofenwagens mit in Schräglage auf wageneigenen Formlingsträgern aufliegendem Besatz aus Falzdachziegel-Formlingen,
Fig. 2
eine Seitenansicht einer abgeänderten Ausführung mit Prinzipskizze der Ofenwagen-Beladung (ausgezogene Pfeile) bzw. Entladung (gestrichelte Pfeile),
Fig. 3
eine Stirnansicht des Ofenwagen-Aufbaus mit Stützelementen für die einzelnen Falzdachziegel und
Fig. 4
einen Längsschnitt durch einen Preßfalzziegel.


[0009] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anlage zum Brennen von als Ganzes mit 1 bezifferten Falzdachziegeln, die bekanntlich im Querschnitt verformt sind und deren Seitenbereiche auf unterschiedlichen Ebenen liegen. Der aus Fig. 4 (dort nur beispielhaft aufgezeigt) entnehmbare Formling/Rohling besitzt an seiner Rückseite im Kopfbereich (d. h. Firstseite) mindestens eine Aufhängenase 1a zum Aufhängen auf Dachlatten und im Fußbereich (d. h. traufseitig) eine Fußverfalzung 1b. Beim Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 2 ist die der/den Aufhängenase(n) 1a zugewandte Rippe 1c nasenseitig mit einem ein Rohlings-Aufhängen ermöglichenden Winkel gepreßt. Aufgrund dieser Abänderung der Dachziegel-Formgebung ist es möglich einen Rohling 1 umgekehrt zur Gebrauchslage, d. h. in sogenannter kopfstehender Anordnung, zu erfassen und für den Belade- und Entlade-Vorgang in schräger Hängeanordnung zu bewegen.

[0010] Beim erfindungsgemäßen Verfahren werden getrocknete Falzdachziegel-Formlinge 1 einlagig und höhenmäßig schrägliegend direkt auf gasdurchströmbare und mit der Dachziegelform angepaßten Stützelementen versehene, einem jeden Ofenwagen 2 ortsfest zugeordnete Formlingsträger 3 mit Abstand zueinander - sowie vorzugsweise in der Transportebene einander überlappend - aufgeladen, in dieser Anordnung in Transportrichtung T durch einen nicht dargestellten Brennkanal eines insbesondere als Schnellbrandofen ausgeführten Tunnelofens bewegt (und dabei gebrannt) sowie die gebrannten Falzdachziegel von den am Ofenwagen 2 verbleibenden Formlingsträgern 3,3' entladen (wobei dies umgekehrt zur Beladung erfolgt).

[0011] Die einzelnen Formlingsträger 3,3' bestehen aus feuerfestem Material und sind oberhalb eines isolierten Wagenplateaus 4 mit Abstand zu demselben reihenweise (vorteilhafterweise mit großer Besatz-Breite von über 2,5 m) angeordnet. Sie werden von mindestens einem am Ofenwagen 2 normalerweise als Bestandteil desselben vorgesehenen - für Wagenreinigungsarbeiten und/oder Reparaturarbeiten ggf. abnehmbaren - Traggestell 5,5' getragen. Zwecks guter Formlingsbeaufschlagung mit dem für die Aufheizung eingesetzten Heißgas sind sie im Stütz- und Tragteil, welches in der Art des Kassettenstegs von sogenannten H-Kassetten ausgeführt ist, mit Heizmedium-Durchströmöffnungen versehen.

[0012] Die Anordnung der wageneigenen Formlingsträger 3,3' ist dabei derart, daß einerseits zwischen benachbarten Falzdachziegel-Formlingen 1 rundum ein ausreichender Durchströmungsraum für die Heißgase besteht und andererseits aufgrund der bevorzugten Überlappung der einzelnen Dachziegel-Querreihen trotz eines einlagigen Dachziegel-Besatzes eine ökonomische Platzausnutzung auf jedem Ofenwagen 2 gegeben ist.

[0013] Die Falzdachziegel-Formlinge 1 sind entsprechend 1 und 2 in Schräglage auf den Formlingsträgern 3,3' aufgelegt und stützen sich mit dem wagenplateauseitigen Ende auf mit 3a bezifferten Widerlagern ab. Diese Widerlager 3a können von Leisten, Nocken oder dgl. gebildet sein. Die Formlingsschräglage mindert die Gefahr eines brandbedingten Dachziegel-Verzuges im erheblichen Maße - es können somit Falzdachziegel erzeugt werden, wie es bisher nur von Anlagen mit H-Kassetten für die Formlingsunterstützung bekannt war.

[0014] Beim 2. Ausführungsbeispiel (vgl. Figur 2) werden die zu brennenden Rohlinge 1 auf einem Ofenwagen 2 mit schräggestellt zugeordneten fingerartigen Stützelementen 5 (aus feuerfestem Material) in einlagigem Schrägbesatz angordnet. Entsprechend schematischer Darstellung in Figur 3 sind für jeden Rohling 1 Stützhalterungen mit mindestens zwei Haltefingern vorgesehen. Der zwischen dem Ofenwagen-Plateau 4 und der Dachziegel-Rückseite eingeschlossene Winkel beträgt vorzugsweise etwa 60 - 80°.

[0015] Dabei werden die einzelnen Falzdachziegel-Rohlinge 1 mittels eines als Ganzes mit 6 bezifferten Ladegerätes zwischen horizontaler und geneigter Position verschwenkt. Dieses Ladegerät 6 ist vorzugsweise rechenartig ausgebildet und besitzt eine horizontale Schwenkachse 7, an der eine Vielzahl von Halteelementen 8 zum rückseitigen Erfassen von zu brennenden Rohlingen 1 oder gebrannten Dachziegeln angeordnet sind. Diese Halteelemente 8 sind als Stütz- und Hakenelement ausgeführt (vgl. Figur 2 und 3) und wirken mit der Dachziegel-Rückseite weitgehend formschlüssig zusammen. Jeder Falzziegel(formling) wird einzeln erfaßt. Beim erfindungsgemäßen Handling werden die einzelnen Rohlinge 1 gruppenweise (dabei mit Abstand zueinander) antransportiert und in einer Übernahmeposition derart stillgesetzt, daß das Ladegerät 6 eine Rohlingsgruppe übernehmen kann. Die erforderlichen Hubbewegungen liegen im Ermessen des Fachmannes. Sobald das rechenartig ausgebildete Ladegerät 6 unter die horizontal liegenden Rohlinge 1 verfahren ist, kann durch geringfügige Horizontalbewegung ein Formschluß zwischen den einzelnen hakenartigen Halteelementen 8 und den Rohlingen 1 hergestellt werden.

[0016] Danach wird das Ladegerät 6 samt der von diesem zu bewegenden Rohlingsgruppe in die für den Beladevorgang erforderliche Schräglage und Position gebracht. Dann kann entsprechend Figur 2 die gesamte Einheit auf schiefer Ebene soweit abgesenkt werden, bis die Rohlinge 1 mit ihrem Firstende (Kopfende) auf wageneigenen Widerlagern 3a aufliegen. Die fingerartigen Halteelemente 8 des Ladegerätes 6 können nun zwischen den mit 5 bezifferten wageneigenen Stützelementen verfahren und das Ladegerät 6 aus dem Bereich des Ofenwagen-Besatzes herausgehoben werden. Der Entladevorgang erfolgt sinngemäß in umgekehrter Reihenfolge. Der Bewegungsablauf des Rohling-Ablegens ist durch Pfeile mit ausgezogenen Linien und die Dachziegel-Abnahme durch Pfeile mit gestrichelten Linien dargestellt.

Bezugszeichenliste



[0017] 
1
Falzdachziegel-Formlinge / Rohlinge
1a
Aufhängenasen
1b
Fußverfalzung
1c
Rippe
2
Ofenwagen
3,3'
Formlingsträger
3a
Widerlager
4
Wagenplateau
5,5'
Traggestell
6
Ladegerät
7
Schwenkachse
8
Halteelemente
T
Transportrichtung



Ansprüche

1. Verfahren zum Schnellbrand von Falzdachziegeln,
dadurch gekennzeichnet, daß getrocknete Dachziegel-Formlinge (1) zu einem einlagigen Besatz mit einander beabstandeten Formlingen sowie jeweils in einer aus der Vertikalen geneigten, d.h. höhenmäßigen, Schräglage direkt auf einem jeden Ofenwagen (2) ortsfest zugeordnete Formlingsträger (3,3') in großen Besatz-Breiten, von über 2,5 m, aufgeladen, durch einen Schnellbrand-Tunnelofen gefahren und gebrannt sowie die gebrannten Dachziegel alleine, d.h. ohne die sie beim Brand unterstützenden Formlingsträger (3,3'), von den wageneigenen Formlingsaufnahmen entladen werden.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,

a) daß die Rohlinge (1) an ihrer Rückseite zum kopfstehenden Erfassen druch hakenartige Elemente (8) eines Ladegerätes (6) ausgebildet werden und

b) daß beim Be- und Entladen der Ofenwagen (2) die Rohlinge bzw. die Dachiegel an der Rückseite erfaßt werden.


 
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, die querlaufenden Formlingsreihen in der Transportebene - und somit auch in der Draufsicht - einander überlappend vorgesehen werden.
 
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Formlinge/Rohlinge (1) mit ihrer Rückseite unter einem Winkel von 60-80°C zur Horizontalen schräggestellt werden.
 
5. Tunnelofenwagen zum einlagigen Brennen von Falzdachziegeln sowie zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß

a) derselbe oberhalb eines wärmeisolierten Wagenplateaus (4) eine vom Heizmedium unterströmbare wageneigene feuerfeste Formlingsaufnahme(einrichtung) aufweist,

b) die Formlingsaufnahme(einrichtung) an oder in einem am Wagenaufbau angeordneten Traggestell (5,5') mit einer Vielzahl von Formlingsträgern (3,3') versehen ist, die mit ihrer Hauptstützfläche aus der Vertikalen geneigt, d.h. in höhenmäßiger Schräglage, angeordnet sind,

c) die wageneigenen Formlingsträger (3,3') jeweils zur Abstützung (Unterstützung) mindestens eines Dachziegel-Formlings (1) ausgebildet sind, aus feuerfestem Material bestehen und Heizmedium-Durchströmöffnungen sowie entsprechend der Dachziegel-Unterseite vorgesehene Stützelemente/Stützflächen zur formgerechten Formlingsabstützung aufweisen.


 
6. Tunnelofenwagen nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die wageneigenen Formlingsträger (1) mit ihrem unteren Ende mit Abstand zum wärmeisolierten Wagenplateau (4) angeordnet sind.
 
7. Tunnelofenwagen nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die schräggestellten wageneigenen Formlingsträger (3,3') am unteren Ende mit einem Widerlager (3a) für das untere Formlingsende versehen sind.
 
8. Tunnelofenwagen nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die wageneigenen Formlingsträger (3) aus Feuerfestmaterial auf Keramik-Basis, wie Kordierit, Siliziumkarbidk od. dgl., bestehen.
 




Zeichnung










Recherchenbericht