[0001] Die Erfindung betrifft ein programmierbares Hörgerät mit einem in seinen Übertragungseigenschaften
zwischen Mikrofon und Hörer auf verschiedene Übertragungscharakteristika einstellbaren
Verstärker- und Übertragungsteil.
[0002] Bei einem aus der EP-B-0 064 042 bekannten Hörgerät sind in einem Hörgerätespeicher
acht Parametersätze für unterschiedliche Übertragungscharakteristika für verschiedene
Umgebungssituationen abgespeichert. Durch Betätigen eines Schalters können nacheinander
die verschiedenen Parametersätze für die acht gespeicherten Programme abgerufen werden.
Eine Steuereinheit steuert einen zwischen Mikrofon und Hörer eingeschalteten Signalprozessor,
der dann eine erste, für eine vorgesehene Umgebungssituation bestimmte Übertragungsfunktion
einstellt. Über den Schalter können jedoch die gespeicherten Signalübertragungsprogramme
nur nacheinander abgerufen werden, bis nach Meinung des Hörgeräteträgers die gerade
zur gegebenen Umgebungssituation passende Übertragungsfunktion gefunden ist. In dem
bekannten programmierbaren Hörgerät werden demnach im allgemeinen mehrere, vom Benutzer
wählbare Parametersätze, sogenannte Hörsituationen, abgespeichert. Jeder dieser Parametersätze
stellt die sinnvoll aufeinander abgestimmte Einstellung aller Signalverarbeitungsparameter
für eine bestimmte akustische Situation dar, z.B. in Ruhe, d.h. ohne störende Hintergrundgeräusche
oder Gesprächsituation mit tieffrequentem Störgeräusch usw. Der Hörgeräteträger wählt
die jeweils gewünschte Situation durch Betätigen einer Taste am Hörgerät aus.
[0003] Die EP-A-0 674 464 betrifft ein programmierbares Hörgerät mit Fuzzy-Logik-Controller.
Dieses Hörgerät hat ein Regelungssystem, wobei es für die automatische Umschaltung
und Anpassung an die jeweilige Umgebungssituation einen dem Verstärker- und Übertragungsteil
zugeordneten Controller aufweist, der in Abhängigkeit von die jeweilige Umgebungssituation
kennzeichnenden Eingangsgrößen eine Auswahl der im Datenträger des Hörgerätes gespeicherten
Parametersätze oder von Parametern zur Veränderung von Übertragungscharakteristiken
des Hörgerätes vornimmt.
[0004] Für eine automatische oder weitgehend automatische, von Eingangs- oder Meßsignalen
abhängige Anpassung eines programmierbaren Hörgerätes wird in der europäischen Patentanmeldung
94 117 797.4-2211 eine dem Signalpfad vom Mikrofon zum Hörer nebengeordnete neuronale
Struktur vorgeschlagen, der ein Datenträger zugeordnet ist, wobei aus dem Signalpfad
aus einer oder mehreren Abgriffstellen Signale abgegriffen und einem Modul zur Signalaufbereitung
zugeführt werden und wobei die aufbereiteten Signale der neuronalen Struktur zuführbar
sind, welche Steuersignale erzeugt, die zur Auswahl von in einem dem Signalpfad zugeordneten
Datenspeicher gespeicherte Parameter des Verstärker- und Übertragungsteils oder zur
Veränderung der Verstärker- und Übertragungscharakteristik an das Verstärker- und
Übertragungsteil abgebbar sind.
[0005] Die Vorschläge nach der EP-A-0 674 464 und der EP 94 117 797.4-2211 betreffen die
Bestimmung von Hörprogrammen und Signalverarbeitungsparametern mittels Fuzzy-Logik
bzw. mittels einer neuronalen Struktur, wobei in beiden Fällen von einer Auswertung
des/der Eingangssignale(s) im Zeitbereich ausgegangen und wobei die Realisierung der
Fuzzy-Logik bzw. der neuronalen Struktur in analoger Schaltungstechnik angegeben ist.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Hörgerät der eingangs genannten Art zu schaffen,
das eine weitgehende automatische Auswahl eines jeweiligen Hörprogrammes oder das
automatische Einstellen einzelner Signalverarbeitungsparameter durch Auswertung des
im Hörgerät eintreffenden akustischen Signals ermöglicht, wobei besondere Möglichkeiten
der Signalauswertung nutzbar sein sollen.
[0007] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß aus dem Signalpfad aus einer
oder mehreren Abgriffstellen Signale abgegriffen und einem Modul zur Transformation
der Signale vom Zeitbereich in den Frequenzbereich zugeführt werden, wobei die in
den Frequenzbereich überführten Signale einem weiteren Modul zur Signalauswertung
im Frequenzbereich zugeführt werden, wobei dieses Modul Steuersignale erzeugt, die
zur Auswahl von in einem dem Signalpfad zugeordneten Datenspeicher gespeicherten Parametern
des Verstärker- und Übertragungsteils oder zur Veränderung der Verstärker- und Übertragungscharakteristik
an das Verstärker- und Übertragungsteil abgebbar sind.
[0008] Bei dem Hörgerät nach der Erfindung ist eine Signalauswertung vorgesehen, wonach
das eintreffende akustische Signal zuerst einer Spektralanalyse unterzogen wird und
wobei die eigentliche Analyse dann im Frequenzbereich stattfindet. Die Algorithmen
und Regelsätze für die Analyse des so vorverarbeiteten Signals sollen möglichst flexibel
vorgebbar bzw. programmierbar sein. Hierbei bietet die digitale schaltungstechnische
Realisierung besondere Vorteile. Für die logische Implementierung der Algorithmen
und Regelsätze bieten sich alternativ mathematische Berechnungsvorschriften, Fuzzy-Logik
und neuronale Strukturen an. Nach der Erfindung ist eine bessere Anpassung der Signalverarbeitung
an den Hörschaden durch fortlaufende signalabhängige Einstellung der Signalverarbeitungsparameter
möglich. Gleichzeitig wird der Hörgeräteträger davon entlastet, selbst eine Hörprogrammumschaltung
vornehmen zu müssen.
[0009] Vorteilhafte Ausführungen der Erfindung sind durch die Patentansprüche gekennzeichnet.
[0010] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden nachfolgend anhand der in
den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert.
[0011] Es zeigen:
Figur 1 ein Blockschaltbild eines erfindungsgemäßen Hörgerätes mit einem Verstärker-
und Übertragungsteil für eine analoge Signalverarbeitung,
Figur 2 ein Blockschaltbild eines erfindungsgemäßen Hörgerätes mit einem Verstärker-
und Übertragungsteil für eine digitale Signalverarbeitung,
Figur 3 ein Blockschaltbild eines erfindungsgemäßen Hörgerätes mit einem Verstärker-
und Übertragungsteil für eine digitale Signalverarbeitung, wobei das Hörgerät-Modul
zur Signalauswertung im Frequenzbereich mit einem Speicher im Datenaustausch steht,
Figuren 4 bis 6 Blockschaltbilder für mögliche Hörgerät-Module zur Signalauswertung
im Frequenzbereich und zur Bestimmung des - in Abhängigkeit vom Hörgerät empfangenen
akustischen Signals - jeweils zu aktivierenden Hörprogramms,
Figuren 7 bis 9 Blockschaltbilder für mögliche Hörgerät-Module zur Signalauswertung
im Frequenzbereich und zur Bestimmung einzelner Signalverarbeitungsparameter, in Abhängigkeit
des vom Hörgerät empfangenen akustischen Signals.
[0012] Das in Figur 1 schematisch dargestellte erfindungsgemäße Hörgerät 1 nimmt über ein
Mikrofon 2 Schallsignale auf. Diese akustische Information wird im Mikrofon in elektrische
Signale umgesetzt. Nach einer Signalbearbeitung in einem Verstärkungs- und Übertragungsteil
4 wird das elektrische Signal einem Hörer 3 als Ausgangswandler zugeführt. Bei dem
Hörgerät nach Figur 1 ist eine analoge Signalverarbeitung im Verstärker- und Übertragungsteil
4 vorgesehen. Dabei werden aus dem Signalpfad aus einer oder mehreren Abgriffstellen
5 analoge Signale 6 abgegriffen.
[0013] Ein Modul 12 zur Auswahl des Abgriffsignals 13 legt fest, von welchem Punkt im Signalpfad
das Signal abgegriffen wird und führt es sodann einem Analog/Digital-Umsetzer 14 zu.
Dabei kann es diese Auswahl entweder gemäß einem eigenen, in ihm implementierten Algorithmus
oder gemäß einem externen Steuersignal 18 treffen. Das im Analog/Digital-Umsetzer
14 digitalisierte Signal 15 wird anschließend einem Modul 7 zur Transformation des
bzw. der Signale 15 vom Zeitbereich in den Frequenzbereich zugeführt. Die im Modul
7 transformierten Daten oder Signale 8 werden daraufhin durch ein Modul 9 zur Signalauswertung
im Frequenzbereich weiterverarbeitet. Hier laufen die wesentlichen Signalanalyse-
und Signalerkennungsalgorithmen ab, wobei bei der Ermittlung der neuen Signalverarbeitungsparameter
auch Systeminformationen des Hörgerätes in die Auswahlentscheidung mit einbezogen
werden können; z.B. über die Position von Bedienelementen oder den jeweiligen Batterieladezustand
und durch ein Mittel 16 zur Erfassung von Systemzuständen sowie durch dessen Ausgangssignale
17. Dabei sind die im Modul 9 erzeugten Steuersignale 10 zur Auswahl von in einem
dem Signalpfad zugeordneten Datenspeicher gespeicherten Parametern des Verstärker-
und Übertragungsteils oder zur Veränderung der Verstärker- und Übertragungscharakteristik
an das Verstärker- und Übertragungsteil 4 abgebbar. Gemäß Figur 1 sind dem Modul 12
zur Auswahl eines oder mehrerer Abgriffsignale 13 Steuersignale 18 eines Steuermoduls
19 zuführbar, wodurch die Auswahl der Abgriffsignale beeinflußbar ist.
[0014] Falls nach dem Ausführungsbeispiel der Figur 2 bei einem digitalen Hörgerät 1' in
dem Verstärker- und Übertragungsteil 4' im Signalpfad eine digitale Signalverarbeitung
erfolgt, wird kein eigener Analog/Digital-Umsetzer für die Signalanalyse benötigt.
Statt dessen kann das bereits digitale Signal 6' aus dem Signalpfad abgegriffen und
für die Signalanalyse weiterverarbeitet werden. Das abgegriffene digitale Signal 6'
wird nach dem Modul 12 zur Auswahl eines oder mehrerer Abgriffsignale als digitales
Abgriffsignal 13' dem Modul 7 zur Transformation des Signals in den Frequenzbereich
zugeführt. Die weitere Signalanalyse kann, wie oben beschrieben, ablaufen.
[0015] Die Transformation des jeweils abgegriffenen Signals in den Frequenzbereich geschieht
z.B. nach den bekannten Verfahren der diskreten Fouriertransformation oder der Fast
Fourier Transformation. Als Ergebnis der Transformation stehen die Amplituden- und
Phasenwerte des Signals an einer wählbaren Anzahl von Stützstellen bereit.
[0016] Zusammen mit den Schaltbildern der Figuren 3 bis 6 wird im folgenden die Bestimmung
des Hörprogrammes durch Signalauswertung im Frequenzbereich beschrieben, und zwar
die Bestimmung des Hörprogramms durch eine mathematische Berechnungsvorschrift, über
ein Fuzzy-Logik-Regelwerk oder mit Hilfe einer neuronalen Struktur. Hierbei muß zuerst
die akustische Umgebungssituation analysiert und klassifiziert werden. Dabei wird
sich im allgemeinen ergeben, daß sie einer Mischung der den Hörprogrammen zugrunde
liegenden Hörsituationen (= Eck-Hörsituationen) entspricht. Dementsprechend muß entschieden
werden, welches der abgespeicherten Hörprogramme aktiviert werden soll oder wie aus
den abgespeicherten Hörprogrammen ein geeignetes Mittelwert-Hörprogramm gewonnen werden
soll.
[0017] Nach einer vorteilhaften Ausführungsform gemäß Figur 3 steht das Modul 9 zur Signalauswertung
im Frequenzbereich mit einem Speicher 20 in Datenaustausch, wobei das Modul 9 Signale
21 an den Speicher 20 abgibt und den Speicher dazu veranlaßt, bestimmte Daten 22 an
das Verstärker- und Übertragungsteil 4 abzugeben oder Daten 23 dem Speicher 20 entnimmt,
verarbeitet und als Steuersignale 10 an das Verstärker- und Übertragungsteil 4 abgibt.
[0018] Zur Bestimmung der Hörsituation über mathematische Funktionen weist das Modul 9 zur
Signalauswertung im Frequenzbereich, wie Figur 4 zeigt, eine Komponente 24 zur Normierung
der Amplitudenwerte, eine Komponente 25 zur Bildung von frequenzbezogenen Kenngrößen,
eine Komponente 26 zur Bildung von zeitlichen Kenngrößen, eine Komponente 27 zur Bildung
von Ähnlichkeitsmaßzahlen und eine Komponente 28 zur Bestimmung des jeweils zu aktivierenden
Hörprogrammes auf.
[0019] Normierung:
Da die Situationsanalyse unabhängig von der absoluten Lautheit des zu untersuchenden
Signals sein soll, findet im ersten Verarbeitungsschritt eine Normierung der Amplitudenwerte
statt. Eine Möglichkeit hierzu ist, den Faktor zu ermitteln, mit dem der größte Amplitudenwert
multipliziert werden muß, um einen vorgegebenen Maximalwert anzunehmen. Anschließend
werden alle Amplitudenwerte mit diesem Faktor multipliziert.
[0020] Bildung von frequenzbezogenen Kenngrößen:
Da für die weitere Auswertung nicht die Amplitudenwerte alleine, sondern Kenngrößen,
die ihr Verhältnis zueinander beschreiben, benötigt werden, müssen diese gebildet
werden. Beispiele hierfür sind:
Summen von Amplitudenwerten.
Differenzen von Amplitudenwerten.
Mittelwerte von Amplitudenwerten. Diese können darüber hinaus gewichtet sein.
Leistung des Signals in bestimmten Frequenzbereichen.
Durchschnittlicher Anstieg/ Abfall der Amplitudenwerte in bestimmten Frequenzbereichen.
[0021] Die genaue Berechnung dieser jeweils benötigten Zwischengrößen ist Bestandteil des
gesamten Analysealgorithmus.
[0022] Bildung von zeitlichen Kenngrößen:
Da neben den bisher zur Verfügung stehenden, jeweils für ein Zeitintervall der Fouriertransformation
gültigen Größen auch deren zeitlicher Verlauf für die Signalanalyse von Bedeutung
ist, werden als nächstes zusätzliche zeitliche Kenngrößen aus den bisherigen Kenngrößen
und Amplitudenwerten ermittelt.
Beispiele hierfür sind:
Summen, zum Teil auch gewichtet, von Kenngrößen zu verschiedenen Zeitpunkten.
Differenzen, zum Teil auch gewichtet, von Kenngrößen zu verschiedenen Zeitpunkten.
Mittelwerte von Kenngrößen zu verschiedenen Zeitpunkten.
Durchschnittlicher Anstieg/ Abfall von Kenngrößen innerhalb eines bestimmten zeitlichen
Intervalls.
[0023] Berechnung von Ähnlichkeitsmaßzahlen:
Im nächsten Schritt muß ermittelt werden, wie ähnlich die aktuelle akustische Situation
den vorgegebenen Hörsituationen (=Eck-Hörsituationen) ist.
Hierzu wird für jede Eck-Hörsituation die Abweichung ihres Kennwertsatzes von dem
aktuell ermittelten Kennwertsatz der akustischen Umgebungssituation bestimmt. Bespielsweise
wird für jeden Situationsvergleich für jeden Kennwert der Absolutwert der Differenz
ermittelt und mit einem vorzugebenden Faktor gewichtet. Die Summe dieser gewichteten
Differenzen ergibt ein Maß für die Ähnlichkeit der aktuellen Situation mit der jeweiligen
Eck-Hörsituation. Die Gewichtung der Differenzen führt dabei dazu, daß Abweichungen
verschiedener Kennwerte je nach ihrer Bedeutung mehr oder weniger in die Berechnung
des Ähnlichkeitsmaßes eingehen.
Diese Vorgehensweise läßt sich einfach mathematisch beschreiben, wie an folgendem
Beispiel gezeigt wird. Dabei wird von 3 Eck-Hörsituationen mit je 3 Kennwerten ausgegangen.
Kennwertsatz von Eck-Hörsituation 1: W1 = ( w11, w12, w13)
Kennwertsatz von Eck-Hörsituation 2: W2 = ( w21, w22, w23)
Kennwertsatz von Eck-Hörsituation 3: W3 = ( w31, w32, w33)
Kennwertsatz der aktuellen Hörsituation: WA = (wA1, wA2, wA3)
Berechnung der Ähnlichkeitsmaße:
Ähnlichkeitsmaß 1: S1 = g1 * | w11 - wA1 | + g2 * | w12 -wA2| + g3 * | w13 - wA3 |
Ähnlichkeitsmaß 2: S2 = g1 * | w21 - wA1 | + g2 * | w22 -wA2| + g3 * | w23 - wA3 |
Ähnlichkeitsmaß 3: S3 = g1 * | w31 - wA1 | + g2 * | w32 -wA2| + g3 * | w33 - wA3 |
Hierbei bedeutet | ... | die mathematische Funktion der Betragsbildung und
g1, g2, g3 stellen die Gewichtungsfaktoren der einzelnen Kennwerte dar.
[0024] Ermittlung des zu aktivierenden Hörprogramms:
Nachdem nun ein Ähnlichkeitsmaß für die aktuelle akustische Situation mit jeder Eck-Hörsituation
vorliegt, muß das zu aktivierende Hörprogramm bestimmt werden. Im einfachsten Fall
wird das Hörprogramm aktiviert, für welches das Ähnlichkeitsmaß zwischen korrespondierender
Eck-Situation und aktueller akustischer Situation den größten Wert besitzt. Hierbei
muß allerdings eine Schalthysterse vorgesehen werden, um in Grenzsituationen ein beständiges
Umschalten zwischen zwei Hörprogrammen zu vermeiden.
Neben dieser einfachen Lösung besteht die Möglichkeit, das zu aktivierende Hörprogramm
aus den abgespeicherten Hörprogrammen zu berechnen und zwar so, daß für jeden Parameter
ein Mittelwert gebildet wird, der die einzelnen Ähnlichkeitsmaße zwischen aktueller
Situation und Eck-Situationen widerspiegelt.
Beispielsweise könnte dies dadurch geschehen, daß jeder Parameter der Eck-Situationen
mit dem zugehörigen Ähnlichkeitsmaß multipliziert wird, diese Größen dann addiert
werden und anschließend der erhaltene Wert durch die Summe der Ähnlichkeitsmaße dividiert
wird. Hierdurch ergäbe sich für jeden Parameter eine Art "interpolierter Mittelwert".
Auch dieses Verfahren läßt sich einfach mathematisch beschreiben, wie an folgendem
Beispiel gezeigt wird. Dabei wird von 3 Hörprogrammen mit je 3 Signalverarbeitungsparametern
ausgegangen.
Hörprogramm 1: P1 = ( p11, p12, p13 )
Hörprogramm 2: P2 = ( p21, p22, p23 )
Hörprogramm 3: P3 = ( p31, p32, p33 )
Zu berechnendes Hörprogramm: PN = ( pN1, pN2, pN3 ) Berechnung der Signalverarbeitungsparameter
des einzustellenden Hörprogramms:

[0025] Es kann vorteilhaft sein, statt einer mathematischen Ausführung die Berechnung der
Ähnlichkeitsmaßzahlen mit Hilfe von Fuzzy-Logik zu realisieren. Die Vorteile von Fuzzy-Logik
gegenüber einem geschlossenen mathematischen Ansatz bestehen darin, daß auch nichtlineare
Zusammenhänge einfach beschrieben und bearbeitet werden können, wie sie z.B. am Rand
von zulässigen Wertebereichen auftreten können. Selbst einander zum Teil widersprechende
Werte von Eingangsgrößen können sinnvoll miteinander verarbeitet werden. Hierzu werden,
wie oben beschrieben, ebenfalls die Schritte Normierung, Bildung von frequenzbezogenen
Kenngrößen und Bildung von zeitlichen Kenngrößen vollzogen. Zur Berechnung der Ähnlichkeitsmaßzahlen
werden nun aber die relevanten Amplitudenwerte und Kenngrößen den Schritten Fuzzyfizierung,
Inferenz und Defuzzyfizierung unterzogen. Als Ergebnis stehen dann ebenfalls Ähnlichkeitsmaßzahlen
zur Verfügung, die für jede Eck-Hörsituation deren Ähnlichkeit mit der aktuellen akustischen
Umgebungssituation beschreiben. Die Ermittlung des zu aktivierenden Hörprogrammes
geschieht dann in gleicher Weise wie oben beschrieben.
[0026] Zur Bestimmung der Hörsituation über Fuzzy-Logik ist gemäß Figur 5 ein Modul 9 zur
Signalauswertung im Frequenzbereich vorgesehen, gekennzeichnet durch eine Komponente
24 zur Normierung der Amplitudenwerte, eine Komponente 25 zur Bildung von frequenzbezogenen
Kenngrößen, eine Komponente 26 zur Bildung von zeitlichen Kenngrößen, eine Komponente
29 zur Fuzzyfizierung, eine Komponente 30 zur Inferenzbildung, eine Komponente 31
zur Defuzzyfizierung der Ähnlichkeitsmaßzahlen und eine Komponente 28 zur Bestimmung
des jeweils zu aktivierenden Hörprogrammes.
[0027] Für die Bestimmung der Hörsituation über eine neuronale Struktur ist gemäß der Erfindung
ein Modul 9 zur Signalauswertung im Frequenzbereich vorgesehen, bestehend aus einer
Komponente 24 zur Normierung der Amplitudenwerte, einer Komponente 25 zur Bildung
von frequenzbezogenen Kenngrößen, einer Komponente 26 zur Bildung von zeitlichen Kenngrößen
und einer Komponente 32 zur Realisierung einer neuronalen Struktur zur Bestimmung
des jeweils zu aktivierenden Hörprogrammes. Dabei kann gemäß Figur 6 das Modul 9 Signale
21 an einen Speicher 20 abgeben, der dann Datensignale 22 an das Verstärker- und Übertragungsteil
4 zur Bestimmung des jeweils zu aktivierenden Hörprogrammes liefert.
[0028] Es kann vorteilhaft sein, zur Bestimmung des Hörprogrammes eine neuronale Struktur
einzusetzen, weil es dann möglich ist, auch empirisch gewonnenes

gelerntes" Entscheidungswissen zu implementieren, selbst wenn dieses nicht explizit
formuliert werden kann. Hierzu werden, wie bereits beschrieben, ebenfalls die Schritte
Normierung, Bildung von frequenzbezogenen Kenngrößen und Bildung von zeitlichen Kenngrößen
vollzogen. Die Amplitudenwerte und Zwischenvariablen werden nun auf die Eingänge einer
neuronalen Struktur gegeben. Entsprechend dem in seiner Struktur festgelegten Übertragungsverhalten
stellen die an seinen Ausgängen dann anliegenden Werte einen Code dar, der das zu
aktivierende Hörprogramm auswählt. Eine weitere Berechnung des zu aktivierenden Hörprogramms,
wie bei den Ausführungen der Figuren 4 und 5, ist in diesem Fall also nicht erforderlich.
[0029] Statt einen kompletten Satz von Signalverarbeitungsparametern (Hörprogramm) zu bestimmen,
kann auch jeder Parameter für sich bestimmt werden. Unter Bezugnahme auf die Schaltbilder
der Figuren 7 bis 9 wird im folgenden die Bestimmung einzelner Signalverarbeitungsparameter
durch Signalauswertung im Frequenzbereich beschrieben, und zwar durch Ermittlung der
Parameter über mathematische Funktionen, über Fuzzy-Logik oder über eine neuronale
Struktur.
[0030] Um die Signalverarbeitungsparameter nach einer mathematischen Berechnungsvorschrift
zu bestimmen, muß ebenfalls, wie bereits beschrieben, eine Normierung der Amplitudenwerte
vorgenommen werden. Anschließend wird in einer Komponente 33 zur Bestimmung der einzelnen
Signalverarbeitungsparameter für jeden zu bestimmenden Parameter der Wert nach einer
Formel berechnet, z.B. nach:

[0031] Hierbei bedeutet:
- G2
- den zu berechnenden Parameter, hier z.B. die Verstärkung im Kanal 2.
- Ai(...)
- den i-ten Amplitudenwert der Fourieranalyse.
- (n), (n-1), ...
- kennzeichnet, daß es sich um den jeweiligen Wert im Zeitintervall n, n-1, ... der
Fourieranalyse handelt.
[0032] Es kann vorteilhaft sein, statt über eine mathematische Vorschrift die Berechnung
der Signalverarbeitungsparameter mit Hilfe von Fuzzy-Logik zu realisieren. Die Vorteile
von Fuzzy-Logik gegenüber einem geschlossenen mathematischen Ansatz bestehen darin,
daß auch nichtlineare Zusammenhänge einfach beschrieben und bearbeitet werden können,
wie sie z.B. am Rand von zulässigen Wertebereichen auftreten können. Selbst einander
zum Teil widersprechende Werte von Eingangsgrößen können sinnvoll miteinander verarbeitet
werden. Hierzu werden ebenfalls die Schritte Normierung 24, Bildung von frequenzbezogenen
Kenngrößen 25 und Bildung von zeitlichen Kenngrößen 26 vollzogen. Zur Berechnung der
Parameterwerte werden nun aber mittels der Modul-Komponenten 34, 35, 36 die relevanten
Amplitudenwerte und Kenngrößen den Schritten Fuzzyfizierung, Inferenz und Defuzzyfizierung
unterzogen. Als Ergebnis stehen dann die benötigten Parameterwerte zur Verfügung.
[0033] Schließlich kann es vorteilhaft sein, zur Bestimmung der Parameter eine neuronale
Struktur einzusetzen. Dadurch wird es möglich, auch empirisch gewonnenes, gelerntes
Entscheidungswissen zu implementieren, selbst wenn dieses nicht explizit formuliert
werden kann. Hierzu werden, wie beschrieben, ebenfalls die Schritte Normierung, Bildung
von frequenzorientierten Kenngrößen und Bildung von zeitlichen Kenngrößen vollzogen.
Die Amplitudenwerte und Zwischenvariablen werden dann in einer Modul-Komponente 37
auf die Eingänge einer neuronalen Struktur gegeben. Entsprechend dem in seiner Struktur
festgelegten Übertragungsverhalten stellen die dann an seinen Ausgängen anliegenden
Werte die Einstellwerte der Signalverarbeitungsparameter dar.
1. Programmierbares Hörgerät (1, 1') mit einem in seinen Übertragungseigenschaften zwischen
Mikrofon (2) und Hörer (3) auf verschiedene Übertragungscharakteristika einstellbaren
Verstärker- und Übertragungsteil (4, 4'), dadurch gekennzeichnet, daß aus dem Signalpfad aus einer oder mehreren Abgriffstellen (5) Signale (6, 6')
abgegriffen und einem Modul (7) zur Transformation der Signale vom Zeitbereich in
den Frequenzbereich zugeführt werden, wobei die in den Frequenzbereich überführten
Signale (8) einem weiteren Modul (9) zur Signalauswertung im Frequenzbereich zugeführt
werden, wobei dieses Modul (9) Steuersignale (10) erzeugt, die zur Auswahl von in
einem dem Signalpfad zugeordneten Datenspeicher (11) gespeicherten Parametern des
Verstärker- und Übertragungsteils oder zur Veränderung der Verstärker- und Übertragungscharakteristik
an das Verstärker- und Übertragungsteil (4) abgebbar sind.
2. Hörgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der Abgriffstelle (5) der Signale (6, 6') und dem Modul (7) zur Transformation
der Signale vom Zeitbereich in den Frequenzbereich ein Modul (12) zur Auswahl eines
oder mehrerer Abgriffsignale vorgesehen ist.
3. Hörgerät nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Verstärker- und Übertragungsteil (4) für eine analoge Signalverarbeitung
aus einer oder mehreren Abgriffstellen (5) analoge Signale (6) abgegriffen, dem Modul
(12) zur Auswahl eines oder mehrerer Abgriffsignale zugeführt und anschließend die
bestimmten Abgriffsignale (13) über einen Analog/Digital-Umsetzer (14) und danach
als digitale Signale (15) dem Modul (7) zur Transformation der Signale vom Zeitbereich
in den Frequenzbereich zuführbar sind.
4. Hörgerät nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Verstärker- und Übertragungsteil (4') für eine digitale Signalverarbeitung
aus einer oder mehreren Abgriffstellen (5) digitale Signale (6') abgegriffen, dem
Modul (12) zur Auswahl eines oder mehrerer Abgriffsignale zugeführt und anschließend
die bestimmten digitalen Abgriffsignale (13') direkt dem Modul (7) zur Transformation
der Signale vom Zeitbereich in den Frequenzbereich zuführbar sind.
5. Hörgerät nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß Mittel (16) zur Erfassung von Systemzuständen des Hörgerätes (1, 1') vorgesehen
sind, deren Ausgangssignale (17) dem Modul (9) zur Signalauswertung im Frequenzbereich
zuführbar und wobei diese Ausgangssignale (17) bei der Erzeugung der Steuersignale
(10) berücksichtigbar sind.
6. Hörgerät nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß dem Modul (12) zur Auswahl eines oder mehrerer Abgriffsignale (13, 13') Steuersignale
(18) eines Steuermoduls (19) zuführbar sind und dadurch die Auswahl der Abgriffsignale
beeinflußbar ist.
7. Hörgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Transformation der+ Signale vom Zeitbereich in den Frequenbereich in an sich
bekannter Weise nach der diskreten Fouriertransformation oder der Fast Fourier Transformation
oder nach einer diskreten Cosinus-Transformation oder einer diskreten Wavelett-Transformation
ausführbar ist.
8. Hörgerät nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Modul (9) zur Signalauswertung im Frequenzbereich mit einem Speicher (20)
im Datenaustausch steht, wobei das Modul (9) Signale (21) an den Speicher (20) abgibt
und den Speicher dazu veranlaßt, bestimmte Daten (22) an das Verstärker- und Übertragungsteil
(4) abzugeben oder Daten (23) dem Speicher (20) entnimmt, verarbeitet und als Steuersignale
(10) an das Verstärker- und Übertragungsteil (4) abgibt (Figur 3).
9. Hörgerät nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Modul (9) zur Signalauswertung im Frequenzbereich eine Komponente (24) zur
Normierung der Amplitudenwerte, eine Komponente (25) zur Bildung von frequenzbezogenen
Kenngrößen, eine Komponente (26) zur Bildung von zeitlichen Kenngrößen, eine Komponente
(27) zur Berechnung von Ähnlichkeitsmaßzahlen und eine Komponente (28) zur Bestimmung
des jeweils zu aktivierenden Hörprogrammes aufweist (Figur 4).
10. Hörgerät nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Modul (9) zur Signalauswertung im Frequenzbereich eine Komponente (24) zur
Normierung der Amplitudenwerte, eine Komponente (25) zur Bildung von frequenzbezogenen
Kenngrößen, eine Komponente (26) zur Bildung von zeitlichen Kenngrößen, eine Komponente
(29) zur Fuzzyfizierung, eine Komponente (30) zur Inferenzbildung, eine Komponente
(31) zur Defuzzyfizierung der Ähnlichkeitsmaßzahlen und eine Komponente (28) zur Bestimmung
des jeweils zu aktivierenden Hörprogrammes aufweist (Figur 5).
11. Hörgerät nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Modul (9) zur Signalauswertung im Frequenzbereich eine Komponente (24) zur
Normierung der Amplitudenwerte, eine Komponente (25) zur Bildung von frequenzbezogenen
Kenngrößen, eine Komponente (26) zur Bildung von zeitlichen Kenngrößen und eine Komponente
(32) zur Realisierung einer neuronalen Struktur zur Bestimmung des jeweils zu aktivierenden
Hörprogrammes aufweist (Figur 6).
12. Hörgerät nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Modul (9) zur Signalauswertung im Frequenzbereich eine Komponente (24) zur
Normierung der Amplitudenwerte und eine Komponente (33) zur Bestimmung der einzelnen
Signalverarbeitungsparameter nach einer mathematischen Berechnungsvorgabe aufweist
(Figur 7).
13. Hörgerät nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Modul (9) zur Signalauswertung im Frequenzbereich eine Komponente (24) zur
Normierung der Amplitudenwerte, eine Komponente (25) zur Bildung von frequenzbezogenen
Kenngrößen, eine Komponente (26) zur Bildung von zeitlichen Kenngrößen, eine Komponente
(34) zur Fuzzyfizierung, eine Komponente (35) zur Inferenzbildung und eine Komponente
(36) zur Defuzzyfizierung der auszugebenden einzelnen Signalverarbeitungsparameter
aufweist (Figur 8).
14. Hörgerät nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Modul (9) zur Signalauswertung im Frequenzbereich eine Komponente (24) zur
Normierung der Amplitudenwerte, eine Komponente (25) zur Bildung von frequenzbezogenen
Kenngrößen, eine Komponente (26) zur Bildung von zeitlichen Kenngrößen und eine Komponente
(37) zur Realisierung einer neuronalen Struktur zur Bestimmung der einzelnen Signalverarbeitungsparameter
aufweist (Figur 9)