(19)
(11) EP 0 788 878 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
13.08.1997  Patentblatt  1997/33

(21) Anmeldenummer: 96120244.7

(22) Anmeldetag:  17.12.1996
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B41F 13/02, B65H 23/24
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI

(30) Priorität: 09.02.1996 US 595991

(71) Anmelder: Heidelberger Druckmaschinen Aktiengesellschaft
D-69115 Heidelberg (DE)

(72) Erfinder:
  • Bartell, Ronald Arthur
    Madbury, NH 03820 (US)

   


(54) Vorrichtung und Verfahren zum Führen einer Bahn zwischen zwei Zylinder einer Druckmaschine


(57) Bei einem Verfahren und einer Vorrichtung zum Hindurchführen einer bedruckten Bahn (8) zwischen voneinander abgestellten Druck- oder Gummituchzylindern (4, 12) eines stillgesetzten Druckwerks einer Rollenrotationsdruckmaschine sind auf einer ersten Seite (6) und einer zweiten Seite (14) der Bahn (8) eine erste und zweite Blaseinrichtung (16, 26) angeordnet, welche jeweils Blasluft in die jeweiligen stromaufwärtigen, zwischen der Bahn (8) und den Zylindern (4, 12) gebildeten Räume zuführen. Die Blasluft beaufschlagt beide Seiten (6, 14) der laufenden Bahn (8) mit Kräften, durch welche die Bahn (8) auf ihrem Pfad zwischen den Zylindern (4, 12) hindurch zentriert wird, wobei dieser Pfad der Bahn (8) im wesentlichen dem Pfad der Bahn (8) während des normalen Druckbetriebs entspricht.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung für das Hindurchführen einer bedruckten Bahn zwischen den voneinander abgestellten Zylindern eines stillgesetzten Druckwerks einer Rollerrotationsdruckmaschine.

[0002] Für die Herstellung von Mehrfarben-Druckprodukten in großer Auflagenhöhe und von hoher Qualität werden Rollenrotationsdruckmaschinen mit zwei oder mehreren (z. B. vier) Druckwerken eingesetzt, die jeweils eine andere Farbe auf eine durch die Druckmaschine laufende endlose Bahn drucken. Bei der Herstellung von Produkten, die nicht alle Druckwerke in Anspruch nehmen (z. B. wenn für ein Produkt nur eine Farbe verwendet wird, jedoch die Druckmaschine aus vier Druckwerken besteht), ist es wünschenswert, die unbenutzten Druckwerke abzuschalten, um Kosten und Energie zu sparen und durch die laufende Druckmaschine verursachten Lärm zu vermindern.

[0003] Es ist möglich, das Gummituch oder entsprechende Gummituchzylinder, welche das Bild von dem Plattenzylinder auf die Bahn übertragen, in dem unbenutzten Druckwerk von der Bahn abzustellen. Jedoch gibt es verschiedene Gründe, warum es nicht leicht ist, die Gummituchzylinder einfach voneinander abzustellen und das Druckwerk abzuschalten, so daß die in vorgeschalteten Druckwerken bereits bedruckte Bahn durch die voneinander abgestellten Gummituchzylinder eines stillgesetzten Druckwerks hindurchgeführt werden kann.

[0004] Ein erster Grund ist z. B., daß die Gummituchzylinder relativ zur Vertikalen geneigt angeordnet sind, derart, daß eine sich durch die Mitten der beiden aneinanderliegenden Gummituchzylinder erstreckende Achse um einen Neigungswinkel von z. B. 10° bis 15° in Richtung der Vertikalen geneigt ist, während sich die Bahn horizontal bewegt. Die geneigte Stellung der Zylinder hat den Vorteil, daß die Bahn die Zylinder nicht nur an einer schmalen Linie kontaktiert, sondern zu ihrer Stabilisierung um einen gewissen Umfangsabschnitt eines jeden Gummituchzylinders gewunden ist, um so einen besseren Klemmpunkt zu erlangen. Außerdem bewirkt die Neigung der Zylinder ein konsistentes Abschälen oder Ablösen der Bahn von den Gummituchzylindern.

[0005] Ein zweiter Grund, warum die Gummituchzylinder nicht leicht voneinander abgestellt werden können, ist, daß in den meisten Rollenrotationsdruckmaschinen, in welchen die Bahn durch zwei korrespondierende Gummituchzylinder auf beiden Seiten bedruckt wird, einer der Gummituchzylinder normalerweise gestellfest in dem Druckwerk gelagert ist, um als Bezugspunkt zu dienen, und nur der andere der Zylinder bewegt wird, wenn das Abstellen der Zylinder voneinander gewünscht ist. Außerdem ist es aufgrund der Konstruktion des mechanischen Antriebsmechanismus zum Abstellen der Gummituchzylinder voneinander in der Regel nicht möglich, die Zylinder mehr als ca. 2 mm bis 4 mm voneinander zu trennen.

[0006] Ein dritter Grund, warum die Gummituchzylinder nicht leicht voneinander abgestellt werden können, ist, daß die laufende Bahn starken Schwingungen und Flattern unterworfen ist. Selbst wenn ein Spalt von ca. 4 mm Breite ein kontaktfreies Passieren der Bahn durch die voneinander abgestellten geneigten Zylinder theoretisch erlaubt, würde die frischbedruckte und noch feuchte Bahn unweigerlich die Oberfläche der Zylinder berühren, und die Druckqualität würde dabei dramatisch vermindert und die Gefahr eines Bahnrisses erhöht.

[0007] Zur Stillsetzung eines oder mehrerer Druckwerke in einer Offsetdruckmaschine zur Herstellung von qualitativ hochwertigen Druckprodukten wird üblicherweise der Farbfluß aus dem Farbkasten zu den Plattenzylindern eines jeweiligen Druckwerks unterbrochen, die Druckplatten auf den Plattenzylindern durch unbebilderte Platten ersetzt und die Platten- und Gummituchzylinder dann mit normaler Bahngeschwindigkeit angetrieben, wobei das Feuchtwerk eingeschaltet und die Bahn mit dem jeweiligen Gummituchzylinder in Kontakt ist. Alternativ kann die Bahn mit Hilfe von z. B. luftbeaufschlagten Blasrohren oder Wendestangen um das oder die stillgesetzte(n) Druckwerk(e) herumgelenkt werden. Jedoch hat das Herumführen oder Umgehen der bedruckten Bahn um die stillgesetzten Druckwerke den Nachteil, daß für jeden neuen Druckauftrag, bei dem die stillgesetzten Druckwerke wieder eingeschaltet werden müssen, die endlose Bahn in das jeweilige Druckwerk eingezogen werden muß. Außerdem kann das Herumführen der Bahn um das stillgesetzte Druckwerk eine fehlerhafte Registereinstellung der Bahn zur Folge haben, im besonderen bei der Verwendung von Blasrohren, welche die Bahn abschmierfrei schweben lassen. Ferner erfordert eine Umlenkung der Bahn das erneute Einstellen des Zeittakts bzw. der Registerhaltigkeit der Druckwerke, wenn diese aus dem Pfad der Bahn herausgenommen wurden.

[0008] Eine weitere technische Möglichkeit der Bahnführung zwischen den voneinander abgestellten Zylindern eines stillgesetzten Druckwerks hindurch besteht darin, die Bahn über fest angebrachte, sich stromaufwärts und stromabwärts eines stillgesetzten Druckwerks befindliche Führungsrollen oder -scheiben (sog. "grater rollers") zu lenken. Jedoch können derartige Führungsrollen unannehmbare Schäden nicht nur auf der feuchten Oberfläche einer bedruckten Bahn, sondern auch auf der Oberfläche einer unbedruckten Bahn in einer Offsetdruckmaschine verursachen. Ferner können Führungsrollen aufgrund ihrer starten Lagerung die Gefahr eines Bahnrisses wesentlich erhöhen. Somit werden Führungsrollen gewöhnlich nur in Zeitungsdruckmaschinen bei Druckprodukten von niedriger Qualität verwendet.

[0009] GB 1 461 572 beschreibt eine Vorrichtung zur Unterstützung der Führung des vorderen Endes einer laufenden flexiblen Bahn, welche zwei oberhalb und unterhalb des Bahnpfades angebrachte bogenförmige Anordnungen von Luftdüsen umfaßt, die in Richtung des Einlaufspalts von Schneidwalzen eines nachfolgenden Schneidebereichs konvergieren. Die aus den Luftdüsen kommenden Luftströme sind auf den Bahnpfad gerichtet und vorzugsweise auf den genannten Einlaufspalt konzentriert. Diese Vorrichtung ist lediglich für das Einziehen einer flexiblen Bahn durch die Zylinderspalte einer Druckmaschine oder einer Hilfseinrichtung, z. B. einer Schneidvorrichtung, eines Falzapparates oder eines nicht betätigten Längsschneiders gedacht.
DE-OS 28 22 137 offenbart eine der Beschreibung des UK-Patents ähnliche Vorrichtung, die als eine Einzugs- und Führungshilfe beim Einzug des vorderen Endes einer laufenden, flexiblen Bahn in den Einlaufspalt zwischen zwei Schneidzylindern eines nachfolgenden Schneidebereichs dient. Diese Vorrichtung umfaßt zwei Luftdüsen, durch welche Luft in Richtung des Einlaufspalts geblasen wird, wobei die Vorderkante der Papierbahn zentriert und ein Seitwärtsbewegen der Bahn verhindert wird.

[0010] Im Hinblick auf den oben beschriebenen Stand der Technik und seine Nachteile ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Vorrichtung zu schaffen, die ein sicheres Hindurchbewegen einer laufenden bedruckten oder beschichteten, jedoch nicht getrockneten Papierbahn oder eines anderen Substrats zwischen voneinander abgestellten Gummituch- oder Beschichtungszylindern eines stillgesetzten stromabwärtigen Druckwerks erlaubt.

[0011] Es ist eine weitere Aufgabe der Erfindung, eine Vorrichtung zu schaffen, welche das Flattern einer laufenden Bahn beim Passieren durch die voneinander abgestellten Gummituchzylinder oder Beschichtungszylinder eines stillgesetzten Druckwerks oder einer stillgesetzten Beschichtungseinheit vermindert.

[0012] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale von Anspruch 1 und 16 gelöst. Weitere Merkmale sind in den Unteransprüchen enthalten.

[0013] Die Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung ermöglichen einen schnellen und leichten Wechsel der Druckaufträge, im besonderen einen Wechsel von Mehrfarbendruck auf Einfarbendruck, da es nicht notwendig ist, die Bahn über stillgesetzte Druckwerke hinwegzuleiten. Bei Anwendung der erfindungsgemäßen Ausführungsbeispiele wird bei einem neuen Druckauftrag die Stillsetzung eines vorher benutzten Druckwerks in einfacher Weise dadurch herbeigeführt, daß die durch Luftdüsen zugeführte Blasluft eingeschaltet wird und die entsprechenden Zylinder des jeweiligen Druckwerks voneinander abgestellt werden.

[0014] Es ist ein weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung, daß die Schwingungsamplitude einer laufenden Bahn, die sich durch ein stillgesetztes Druckwerk bewegt, reduziert wird, da durch die erfindungsgemäße Vorrichtung dämpfende Kräfte gleichzeitig auf beide Seiten der bedruckten oder beschichteten Bahn ausgeübt werden. Die Verminderung der Transversalschwingungen stabilisiert die Bahn zudem über einen längeren Abschnitt hinweg, z. B. zwischen drei Druckwerken oder Beschichtungseinheiten, so daß der Abstand, um den die Gummituch- oder Beschichtungszylinder für ein kontaktfreies Passieren der bedruckten Bahn voneinander getrennt sein müssen, reduziert wird.

[0015] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist dadurch gegeben, daß bei ihrem Einsatz keine fehlerhaften Registereinstellungen, wie sie beispielsweise bei der Verwendung von die Bahn abschmierfrei führenden Schwebeführungseinrichtungen, z. B. Blasrohren, bei der Umlenkung der Bahn um ein stillgelegtes Druckwerk herum auftreten, vermieden werden. Außerdem wurde gefunden, daß ein erneuter Zeitabgleich der Druckwerke zueinander (retiming) nahezu nicht erforderlich ist, wenn ein Druckwerk aus dem Bahnpfad herausgenommen wird, da es sich überraschenderweise gezeigt hat, daß der Pfad, auf dem sich die Bahn oder das Substrat unter Einsatz der erfindungsgemäßen Vorrichtung durch ein stillgesetztes Druckwerk hindurchbewegt, annähernd dem Pfad entspricht, den die Bahn während des normalen Druck- oder Beschichtungsvorgangs einnimmt.

[0016] Ein zusätzlicher Vorteil bei der Anwendung der vorliegenden Erfindung ist, daß es wegen einer Umlenkung der Bahn um ein stillgesetztes Druckwerk über verschmiersichere, die Bahn schweben lassende Vorrichtungen, wie Luftrohre, zu keiner fehlerhaften Registereinstellung kommt. Außerdem ist nahezu keine erneute Zeittakteinstellung erforderlich, wenn ein Druckwerk aus dem Bahnpfad ausgegrenzt wird, da sich herausgestellt hat, daß der Pfad, auf dem sich die Bahn oder das Substrat durch ein stillgesetztes Druckwerk bewegt, dem Pfad während des normalen Druckens oder Beschichtens sehr ähnlich ist.

[0017] Die Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden in der folgenden Beschreibung der Ausführungsbeispiele im Zusammenhang mit den beigefügten, nachstehend erklärten Zeichnungen näher erläutert.

[0018] Es zeigen
Fig. 1
einen schematischen Querschnitt eines Ausführungsbeispiels der vorliegenden Erfindung;
Fig. 2
eine perspektivische Ansicht der Vorrichtungen der Fig. 1, in welcher durch eine Anordnung benachbarter Düsen eine erste und zweite Blaseinrichtung gebildet sind;
Fig. 3
eine perspektivische Seitenansicht eines weiteren Ausführungsbeispiels der Erfindung, in welchem die erste und zweite Blaseinrichtung eine Luftdüse umfassen, die eine längliche, sich über die Breite der Bahn erstreckende Düsenöffnung aufweist;
Fig. 4
eine perspektivische Seitenansicht eines weiteren Ausführungsbeispiels der Erfindung, in welchem die erste und zweite Blaseinrichtung ein Blasrohr mit individuellen benachbarten Luftdüsen aufweist; und
Fig. 5
eine schematische Ansicht einer Magnetventil-Anordnung, die z. B. in dem Ausführungsbeispiel der Fig. 2 verwendet werden kann.


[0019] In Fig. 1 sind ein erster Plattenzylinder 2 und ein korrespondierender erster Druck- oder Gummituchzylinder 4 eines Druckwerks zum Bedrucken einer ersten Seite 6 einer durch das Druckwerk laufenden Bahn 8 gezeigt. Ein zweiter Plattenzylinder 10 und ein korrespondierender zweiter Druck- oder Gummituchzylinder 12 befinden sich auf der zweiten Seite 14 der Bahn 8, so daß beide Seiten der Bahn gleichzeitig bedruckt werden können. Wie aus Fig. 1 ersichtlich ist, sind die Zylinder 2, 4, 10 und 12 in Richtung der Vertikalen um ca. 10° bis 15° geneigt, so daß die laufende Bahn 8 bezüglich der Zylinder 4 und 12 ein gewisses Maß an Umschlingung aufweist und dabei einen konsistenten Abschäl- oder Ablöseeffekt der Bahn von den Gummituchzylindern 4, 12 erzeugt, was die Bahn stabilisiert und einen besseren Klemmpunkt zur Steuerung der Bahnspannung schafft. Da der mechanische Abstellmechanismus zum Trennen der Zylinder 4 und 12 voneinander beispielsweise ein bekannter Exzentermechanismus sein kann, ist der Abstand der Zylinder 4 und 12 voneinander normalerweise auf höchstens ca. 2 mm bis 4 mm begrenzt. Ferner ist einer der Gummituchzylinder normalerweise gestellfest in dem Seitenrahmen gelagert und dient als ein Bezugspunkt. Somit kann sich die Bahn nicht geradlinig durch den Spalt zwischen den beiden Zylindern 4 und 12 hindurchbewegen, ohne die Oberflächen der Zylinder 4 und 12 zu berühren.

[0020] Wie aus Fig. 1 ersichtlich, befindet sich eine erste Blaseinrichtung 16 stromaufwärts an dem ersten Zylinder 4 auf der ersten Seite 6 der Bahn 8 und bringt Blasluft 18 in den Raum zwischen dem ersten Zylinder 4 und der ersten Seite 6 der Bahn 8 ein. Zur Steuerung der zugeführten Blasluftmenge 18 ist die erste Blaseinrichtung 16 über z. B. ein durch eine zentrale Steuereinheit 24 (siehe Fig. 2) oder manuell betätigtes Magnetventil 22 oder anderes äquivalentes Ventil mit einem Druckluftreservoir 20 verbunden.

[0021] Eine zweite Blaseinrichtung 26 befindet sich stromaufwärts des zweiten Zylinders 12 auf der zweiten Seite 14 der Bahn 8 und bringt Blasluft 28 aus dem Druckluftreservoir 20 oder einem separaten Druckluftreservoir in den Raum zwischen dem zweiten Zylinder 12 und der zweiten Seite 14 der laufenden Bahn 8 ein. Zur Steuerung der Menge der in den Raum zwischen der zweiten Seite 14 der Bahn 8 und dem zweiten Zylinder 12 zugeführten Blasluft 28 kann die zweite Blaseinrichtung 26 über ein durch die zentrale Steuereinheit 24 (Fig. 2) oder manuell betätigtes Magnetventil 32 oder äquivalentes Ventil mit dem Druckluftreservoir 20 oder einem separaten Druckluftreservoir verbunden werden.

[0022] Wie in Fig. 5 gezeigt, können die erste und die zweite Blaseinrichtung 16 und 26 ferner über ein zwischen dem Druckluftreservoir 20 und den Ventilen 22 und 32 angeordnetes drittes Magnetventil 34 mit dem Druckluftreservoir 20, verbunden sein. Das dritte Magnetventil 34 kann ebenfalls durch die zentrale Steuereinheit 24 oder manuell betätigt werden und erlaubt ein leichtes und schnelles An- und Abschalten bzw. Regeln der Blasluft 18 und 28 der ersten und der zweiten Blaseinrichtung 16 und 26, ohne die Einstellung der Ventile 22 und 32 zu verändern.

[0023] Die in den Raum zwischen der ersten Seite 6 der Bahn 8 und dem ersten Zylinder 4 des Druckwerks zugeführte Blasluft 18 sowie die in den Raum zwischen der zweiten Seite 14 der Bahn 8 und dem zweiten Zylinder 12 des Druckwerks zugeführte Blasluft 28 kann jeweils so gesteuert werden, daß sie einerseits stark genug ist, um die Bahn 8 über die gesamte Breite hinweg schweben zu lassen, daß sie jedoch andererseits nur so schwach strömt, daß eine Instabilität oder ein Flattern der zwischen den voneinander abgestellten Zylindern 4 und 12 des Druckwerks hindurchlaufenden Bahn 8 vermieden wird. Der jeweils optimale Blasluftdruck kann beispielsweise durch Experimentieren während des Einrichtens des Druckwerks ermittelt werden, wobei das Gewicht der Bahn zu beachten ist.

[0024] Die von der ersten und der zweiten Blaseinrichtung 16 und 26 kommende Blasluft 18 und 28 bildet einen Luftstrom zwischen der Bahn 8 und der Oberfläche des jeweiligen ersten und zweiten Zylinders 4 und 12. Dieser Luftstrom verhindert, daß die laufende Bahn 8 die Zylinder 4 und 12 berührt und verhindert somit ein Abschmieren der bedruckten oder beschichteten Bahn 8.

[0025] In einem Ausführungsbeispiel der Erfindung ist die Blasluft 18, 28 auf einen Kontaktpunkt zwischen der laufenden Bahn 8 und dem jeweiligen ersten und zweiten Zylinder 4 und 12 gerichtet, wobei beide Seiten der Bahn 8 mit Kräften beaufschlagt werden, welche die Bahn 8 in der Mitte des zwischen den beiden getrennten Zylindern 4 und 12 geformten Spalts halten. Der Pfad, auf dem die laufende Bahn 8 zwischen den beiden voneinander abgestellten Zylindern 4 und 12 verläuft, hat sich als der gleiche erwiesen, auf dem die Bahn oder das Substrat während des normalen Druck- oder Beschichtungsprozesses durch das Druckwerk verläuft. Somit werden die Auslenkung der Bahn 8 und das damit verbundene Erfordernis, die Auslenkung zu kompensieren und einen Zeitabgleich des Druckwerks vorzunehmen, sowie die Wahrscheinlichkeit, daß ein Verlust der Registereinstellung eintritt, minimiert.

[0026] Wie in Fig. 2 gezeigt, kann die erste Blaseinrichtung 16 aus einer ersten Anordnung von Düsen 38, welche mit einer ersten Leitung, z. B. einem Schlauch, Rohr oder Verteilerrohr 50 verbunden sind, gebildet sein. Gleichermaßen kann die zweite Blaseinrichtung 26 aus einer zweiten Anordnung von Düsen 48, welche mit einem zweiten Schlauch, Rohr oder Verteilerrohr 40 verbunden sind, gebildet sein.

[0027] Die Verteilerrohre 40 und 50 können in einem jeweiligen ersten und zweiten Lager 42 und 52 rotierbar angebracht sein, wie in den Fig. 2 bis 4 gezeigt, wobei deren Drehachsen im wesentlichen parallel zu den Achsen des ersten und zweiten Zylinders 4 und 12 verlaufen. Die Verteilerrohre 40 und 50 können ferner mit ihrem einen Ende mit einer jeweiligen ersten und zweiten Antriebseinrichtung 44, und 54, z. B. mit einem elektrischen Motor oder mit einem durch die zentrale Steuereinheit 24 gesteuerten pneumatischen Antrieb, verbunden sein. Wie in den Fig. 2 bis 4 gezeigt, können die Verteilerrohre 40 und 50 alternativ oder zusätzlich mit einem jeweiligen Hebel 144, 154 zum manuellen Drehen der Verteilerrohre 40 und 50 verbunden sein. Das andere Ende eines jeden Verteilerrohres 40 und 50 kann über die Ventile 22, 32 und/oder 34 mit dem Druckluftreservoir 20 verbunden sein, wie dies in bezug auf das Ausführungsbeispiel der Fig. 1 zuvor beschrieben wurde.

[0028] Durch Aktivieren des Motors 44 und 54 und/oder des Hebels 144 und 154 können die erste und zweite Düsenanordnung 38 und 48 der ersten und zweiten Blaseinrichtung 16 und 26 gedreht oder geschwenkt werden, um die Richtung der Blasluft 18 und 28 und dadurch den Pfad der Bahn zwischen den voneinander abgestellten Zylindern 4 und 12 des stillgesetzten Druckwerks einzustellen. In einem Ausführungsbeispiel der Erfindung sind die Düsen 38 und 48 konisch ausgebildet. Die Anzahl der Düsen der ersten und zweiten Anordnung 38 und 48 hängt von der Breite der Bahn ab und ist nicht auf die für jede Seite der Bahn in Fig. 2 gezeigten fünf Düsen beschränkt.

[0029] Anstelle der in Fig. 2 gezeigten Anordnung mit einer Vielzahl benachbarter Düsen 38 und 48 kann jede der ersten und zweiten Blaseinrichtungen 16 und 26 alternativ jeweils eine einzige Luftdüse 58 und 68 umfassen, wie in Fig. 3 gezeigt, die jeweils eine sich im wesentlichen parallel zum ersten und zweiten Zylinder 4 und 12 des Druckwerks erstreckende längliche Düsenöffnung 60 und 70 aufweist. Anstelle einer einzigen Luftdüse 58, 60 mit einer jeweiligen länglichen Öffnung 60, 70 kann auch eine Anordnung von mehreren Düsen mit länglichen Öffnungen verwendet werden, die in den Zeichnungen nicht dargestellt sind.

[0030] In dem Ausführungsbeispiel der Fig. 4 sind die Düsen 58 und 68 der Fig. 3 jeweils durch ein erstes und zweites Blasrohr 78 und 88 ersetzt worden, wobei jedes Blasrohr eine Vielzahl von individuellen Düsen 80 und 90 aufweisen kann.

[0031] Die Luftdüsen 58 und 68 der Fig. 3 und die Blasrohre 78 und 88 der Fig. 4 können durch die Dreheinrichtungen 44, 144 und 54, 154 gedreht oder geschwenkt und in der gleichen Weise mit einem Druckluftreservoir 20 verbunden werden, wie in bezug auf die Verteilerrohre 40 und 50 der Fig. 2 beschrieben.

[0032] Die Luftdüsen 58 und 68 (Fig. 3) und die Blasrohre 78 und 88 (Fig. 4) können ferner eine sich in Richtung des zwischen der Bahn 8 und dem jeweiligen ersten und zweiten Zylinder 4, 12 gebildeten Raums hin verjüngende Form aufweisen. Hierdurch können die Öffnungen 60 und 70 der Luftdüsen 58 und 68 (Fig. 3) und die Düsen 80 und 90 der Blasrohre 78 und 88 (Fig. 4) weiter in den Raum zwischen der Bahn 8 und den jeweiligen Zylinder 4 und 12 hineinragen, wodurch die Menge der Blasluft, die der ersten und zweiten Blaseinrichtung zugeführt werden muß, um die Bahn 8 zwischen den Zylindern 4 und 12 zu zentrieren, verringert wird.

[0033] Weiterhin ist es möglich, die eine Art von Blaseinrichtungen, wie beispielsweise die Luftdüsen 58, 68 oder die Blasrohre 78, 88 auf der ersten Seite der Bahn 8 mit einer zweiten Art von Blaseinrichtungen, z. B. den separaten Düsen 38, 48, auf der zweiten Seite der Bahn 8 zu kombinieren, oder eine beliebige andere Kombination von unterschiedlichen Blaseinrichtungen zu verwenden.

[0034] Wie in Fig. 1 gezeigt, kann es ferner zweckmäßig sein, zusätzliche Blaseinrichtungen 100, 102 vorzusehen, die z. B. in der gleichen Weise wie die oben beschriebenen und in den Fig. 2 bis 4 gezeigten Blaseinrichtungen 16, 26 ausgebildet sein oder die Form einer herkömmlichen Blasluft- oder Wendestange aufweisen können und die stromabwärts des Gummituchzylinders 4, 12 auf der ersten und/oder zweiten Seite 6, 14 der Bahn 8 angebracht sind. Eine solche Ausgestaltung kann dazu dienen, den von der stromabwärtigen Seite der Zylinder 4 und 12 zwischen den voneinander abgestellten Zylindern 4 und 12 hindurchgeleiteten Luftstrom zu manipulieren.

[0035] Die stromabwärtigen Blaseinrichtungen 100, 102 können mit einem Druckluftreservoir in der gleichen Weise verbunden werden, wie dies bei dem Druckluftreservoir 20 der Fig. 1 der Fall ist, nämlich über steuerbare Ventile 104, 106. Diese stromabwärtigen Blaseinrichtungen 100, 102 können die Blasluft in Richtung der laufenden Bahn 8 und/oder in Richtung des zwischen der jeweiligen ersten oder zweiten Seite 6, 14 der Bahn 8 und dem jeweiligen Zylinder 4, 12 gebildeten Raums zuführen. Weiterhin kann es vorgesehen sein, die Blaseinrichtungen 100 und/oder 102 in der gleichen Weise wie die Blaseinrichtungen 16, 26, z. B. in den in Fig. 2 bis 4 gezeigten Lagern 42 und 52 drehbar oder schwenkbar anzuordnen, so daß die Richtung der Blasluft auf einfache Weise manuell und/oder automatisch eingestellt werden kann.

LISTE DER BEZUGSZEICHEN



[0036] 
2
erster Plattenzylinder
4
erster Gummituchzylinder
6
erste Seite der Bahn 8
8
Bahn
10
zweiter Plattenzylinder
12
zweiter Gummituchzylinder
14
zweite Seite der Bahn 8
16
erste Blaseinrichtung
18
Blasluft
20
Druckluftreservoir
22
Magnetventil
24
zentrale Steuereinheit
26
zweite Blaseinrichtung
28
Blasluft
32
Magnetventil
34
Magnetventil
38
erste Düsenanordnung
40
Verteilerrohr der Düsenanordnung 48
42
Lager des Verteilerrohrs 40
44
Antriebseinrichtung für Verteilerrohr 40
48
zweite Düsenanordnung
50
Verteilerrohr der Düsenanordnung 38
52
Lager des Verteilerrohrs 50
54
Antriebseinrichtung für Verteilerrohr 50
58
Luftdüse
60
Öffnung der Düse 58
68
Luftdüse
70
Öffnung der Düse 68
78
Blasrohr
80
Düse des Blasrohrs 78
88
Blasrohr
90
Düse des Blasrohrs 88
100
zusätzliche Blaseinrichtung
102
zusätzliche Blaseinrichtung
104
steuerbares Ventil
106
steuerbares Ventil
144
Hebel des Verteilerrohrs 40
154
Hebel des Verteilerrohrs 50



Ansprüche

1. Vorrichtung zum Hindurchführen einer bedruckten Bahn (8) zwischen ersten und zweiten voneinander abgestellten Zylindern (4, 12) eines Druckwerks einer Rollenrotationsdruckmaschine,
gekennzeichnet durch
eine erste, stromaufwärts des Druckwerks auf einer ersten Seite (6) der Bahn (8) angeordnete Blaseinrichtung (16), zur Zuführ von Blasluft in einen ersten, zwischen der ersten Seite (6) der Bahn (8) und dem ersten Zylinder (4) gebildeten Raum, sowie eine zweite, stromaufwärts des Druckwerks auf einer zweiten Seite (14) der Bahn (8) angeordnete Blaseinrichtung (26), zur Zufuhr von Blasluft in einen zweiten, zwischen der zweiten Seite (14) der Bahn (8) und dem zweiten Zylinder (12) gebildeten Raum.
 
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die erste Blaseinrichtung (16) eine oder mehrere Luftdüsen (38) umfaßt.
 
3. Vorrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Luftdüsen (38) der ersten Blaseinrichtung (16) eine sich in Richtung des zwischen dem ersten Zylinder (4) und der ersten Seite (6) der Bahn (8) gebildeten ersten Raums hin verjüngende Form aufweist.
 
4. Vorrichtung nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Luftdüsen (38) der ersten Blaseinrichtung (16) eine längliche Düsenöffnung (60) aufweisen, die sich im wesentlichen quer zur Laufrichtung der Bahn (8) erstreckt.
 
5. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die erste Blaseinrichtung (16) ein Blasrohr (78) umfaßt.
 
6. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Blasrohr (78) eine sich in Richtung des zwischen dem ersten Zylinder (4) und der ersten Seite (6) der Bahn (8) gebildeten ersten Raums hin verjüngende Form aufweist.
 
7. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die zweite Blaseinrichtung (26) eine oder mehrere Luftdüsen (68) umfaßt.
 
8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Luftdüsen (48) der zweiten Blaseinrichtung (26) eine sich in Richtung des zwischen dem zweiten Zylinder (12) und der zweiten Seite (14) der Bahn (8) gebildeten zweiten Raums hin verjüngende Form aufweist.
 
9. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Luftdüsen (48) der zweiten Blaseinrichtung (26) eine längliche Düsenöffnung (70) aufweisen, die sich im wesentlichen quer zur Laufrichtung der Bahn (8) erstreckt.
 
10. Vorrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die zweite Blaseinrichtung (26) ein Blasrohr (88) umfaßt.
 
11. Vorrichtung nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Blasrohr (88) der zweiten Blaseinrichtung (26) eine sich in Richtung des zwischen dem zweiten Zylinder (12) und der zweiten Seite (14) der Bahn (8) gebildeten zweiten Raums hin verjüngende Form aufweist.
 
12. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Ventil (34) vorgesehen ist, durch welches die erste Blaseinrichtung (16) und die zweite Blaseinrichtung (26) gleichzeitig steuerbar sind.
 
13. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß Einrichtungen (44, 54; 144, 154) zum Schwenken der ersten und/oder zweiten Blaseinrichtung (16, 26) um eine zur Achse des ersten Zylinders (4) im wesentlichen parallel verlaufende Achse vorgesehen sind.
 
14. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß auf der stromabwärtigen Seite der ersten und zweiten Zylinder (4, 12), auf der ersten Seite (6) der Bahn (8) eine zusätzliche Blaseinrichtung (100) vorgesehen ist, die Blasluft in den zwischen der ersten Seite (6) der Bahn (8) und dem ersten Zylinder (4) gebildeten Raum zuführt.
 
15. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß auf der stromabwärtigen Seite der ersten und zweiten Zylinder (4, 12) auf der zweiten Seite (14) der Bahn (8) eine zusätzliche Blaseinrichtung (102) vorgesehen ist, die Blasluft in den zwischen der zweiten Seite (14) der Bahn (8) und dem zweiten Zylinder (12) gebildeten Raum zuführt.
 
16. Verfahren zum Hindurchführen einer bedruckten Bahn zwischen voneinander abgestellten ersten und zweiten Zylindern eines stillgesetzten Druckwerks einer Rollenrotationsdruckmaschine,
gekennzeichnet durch folgende Verfahrensschritte:

Zuführen von Blasluft in einen zwischen der ersten Seite der Bahn und dem ersten Zylinder gebildeten ersten Raum auf der stromaufwärtigen Seite des Druckwerks;

und Zuführen von Blasluft in einen zwischen der zweiten Seite der Bahn und dem zweiten Zylinder gebildeten zweiten Raum auf der stromaufwärtigen Seite des Druckwerks.


 




Zeichnung



















Recherchenbericht