[0001] In der deutsche Patentanmeldung P 195 22 584 ist ein Verfahren zur Behandlung von
Zählstörungen bei der Gleisfreimeldung mittels Achszählung offenbart, bei dem bereits
mit dem Erkennen nicht belegungsfähiger Radimpulse an einem Zählpunkt eine Zählstörung
festgestellt wird, die bis zu einer späteren Korrektur des Zählergebnisses die reguläre
Freimeldung der von der Zählstörung betroffenen Gleisabschnitte verhindert. Die Korrektur
der Zählstörung geschieht durch Vergleich von Achszählergebnissen, die durch Zählpunkte
vor und hinter dem von der Zählstörung betroffenen Zählpunkt angeordneten sind. Diese
Zählpunkte bilden gemeinsam einen in einem Rechner vorübergehend installierten Korrekturabschnitt,
der bei Übereinstimmung der Zählergebnisse an seinen Ein- und Ausfahrenden das Zählergebnis
des vorübergehend gestörten Zählpunktes korrigiert und die störungsbedingt besetzt
gemeldeten Gleisabschnitte innerhalb des Korrekturgleisabschnittes freimeldet.
[0002] Das vorgenannte Verfahren zur Behandlung von Zählstörungen ist nicht nur anwendbar
bei Durchgangsgleisen, sondern auch bei sich verzweigenden Gleisen. Dort umfassen
die den einzelnen Zählpunkten zuzuordnenden Korrekturabschnitte soviele benachbarte
Zählpunkte wie Gleise vorhanden sind, aus denen auf den betreffenden Zählpunktzuge
fahren werden kann bzw. die von dem betreffenden Zählpunkt aus erreicht werden können.
Welche Zählpunkte das im einzelnen sind, hängt von der Strekkenkonstellation und der
Anordnung der Zählpunkte ab. Für jeden Typ von Fahrwegelement gibt es Freimeldegleichungen,
die besagen, welche benachbarten Zählpunkte in die Freimeldung des betreffenden Fahrwegelementes
einzubeziehen sind (DE 42 33 546 A).
[0003] An den einzelnen Zählpunkten kann es neben sporadisch auftretenden Fehlzählungen
auch zu dauerhaften Hardwareausfällen kommen, beispielsweise durch das Abscheren einer
Sensoreinheit von der Schiene oder durch Leitungsunterbrechungen. Derartige Defekte
machen sich im Stellwerk wie Fehlzählungen durch Belegungsmeldungen der an den gestörten
Zählpunkt angrenzenden Gleisabschnitte bemerkbar.
[0004] Bei Zählpunkten, die in Achzählkreise eingebunden sind, die gleichzeitig durch mehrere
mögliche Fahrstraßen beansprucht sein können wie beispielsweise bei Überleitstellen,
besteht das Problem, daß bei einem Hardwareausfall eines solchen Zählpunktes zu seiner
Überdeckung durch die Zählergebnisse benachbarter Zählpunkte vorübergehend alle Gleisabschnitte
belegt werden müssen, in deren Freimeldung der gestörte Zählpunkt eingebunden ist.
Dies hat seinen Grund darin, daß ein Fahrzeug beim Vorrücken über den defekten Zählpunkt
keine Besetztmeldung für den Abschnitt auslösen kann, in den es gerade einfährt. Die
Besetztmeldung muß mithin also mindestens mittelbar beim Einfahren in einen zurückliegenden
Abschnitt ausgelöst werden. Das hat zur Folge, daß, obgleich an sich z. B. über die
parallel geführten Durchgangsgleise einer Überleitstelle gleichzeitig Fahrstraßen
gestellt werden könnten, tatsächlich nur eine solche Fahrstraße gestellt werden kann,
weil für die angestrebte Überdeckung des defekten Zählpunktes mindestens vorübergehend
beide Durchgangsgleise besetzt zu melden sind. Das die Zählergebnisse bewertende Zählwerk
hat keine Information über den tatsächlich eingestellten Fahrweg, so daß für die Überdeckung
stets von einer Fahrt über den gestörten Zählpunkt ausgegangen werden muß.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, das Verfahren nach dem Oberbegriff des
Patentanspruches 1 so weiterzubilden, daß auch bei sich verzweigenden Gleisen keine
Betriebsbehinderungen dadurch entstehen, daß bei einem defekten Zählpunkt zum Zwecke
der Überdeckung des Zählpunktes vorübergehend Gleisabschnitte belegt werden, die durch
unterschiedliche Fahrstraßen beansprucht werden können. Es ist ferner Aufgabe der
Erfindung, eine Einrichtung zur Durchführung eines solchen Verfahrens anzugeben.
[0006] Die Erfindung löst diese Aufgabe durch die Anwendung der kennzeichnenden Merkmale
des Patentanspruches 1 bzw. des Patentanspruches 3. Vorteilhafte Ausgestaltungen des
erfindungsgemäßen Verfahrens bzw. der Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens
sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0007] Die Erfindung ist nachstehend anhand der Zeichnung näher erläutert.
- Figur 1
- bezieht sich dabei auf die Installation eines Korrekturabschnittes wie er sich nach
dem Stand der Technik ergeben würde und
- Figur 2
- auf die Installation von Korrekturabschnitten bei Anwendung der vorliegenden Erfindung.
Für einander entsprechende Elemente sind in den Figuren der Zeichnung einander entsprechende
Bezugszeichen verwendet worden.
[0008] Die Zeichnung zeigt eine Überleitstelle mit zwei Durchgangsgleisen 1 und 2, die über
die abzweigenden Schenkel von Weichen W1 und W2 verbunden sind. Zählpunkte ZP11, ZP12,
ZP21 und ZP22 begrenzen die Überleitstelle zu den Nachbargleisen. Jeder Zählpunkt
besteht in bekannter Weise aus zwei in Gleislängsrichtung versetzt angeordneten Sensoren,
die auf vorüberlaufende Eisenbahnräder oder sonstige an den Fahrzeug vorhandene detektierbare
Einrichtungen ansprechen und aus jeweils zwei sich zeitlich überlappenden Radimpulsen
fahrrichtungsabhängige Zählimpulse herleiten. Die von den einzelnen Zählpunkten festgestellten
Achszahlen werden einem nicht dargestellten Zählwerk zugeführt, das die Zählergebnisse
einer bestimmten Anzahl von Zählpunkten bewertet. Das Zählwerk hat keine Kenntnis
über die jeweils eingestellte Fahrstraße; es ist lediglich über die Anordnung der
Zählpunkte entlang der verwalteten Gleise unterrichtet. Das Zählwerk kann z. B. Teil
eines Rechners sein, der eine Vielzahl von benachbarten Zählpunkten verwaltet.
[0009] Im folgenden ist angenommen, daß einem die Zählergebnisse der in Figur 1 dargestellten
Zählpunkte bewertenden Zählwerk bekannt sein soll, daß der Zählpunkt ZP3 defekt ist.
Dieser Zählpunkt bildet zusammen mit den Zählpunkten ZP11 und ZP12 einen oberen Achszählabschnitt
AO und zusammen mit den Zählpunkten ZP21 und ZP22 einen unteren Achszählabschnitt
AU; diese Achszählabschnitte sind in der Zeichnung durch Ellipsen verdeutlicht. Die
Zählpunkte beider Achszählabschnitte bilden einen ebenfalls durch eine Ellipse angedeuteten
Korrekturabschnitt KA, der dazu dient, nach jeder vollständigen Durchfahrt durch den
Korrekturabschnitt diesen freizumelden und damit die Wirkung des defekten Zählpunktes
ZP3 zu überdecken. Wenn also beispielsweise vom Stellwerk her eine von links nach
rechts über das Gleis 2 führende Fahrstraße eingestellt ist, veranlaßt der Zählpunkt
ZP21 (Einfahrende) bei seinem Befahren eine entsprechende Meldung an das Zählwerk,
das daraufhin den dem unteren Achszählabschnitt AU zugeordneten Gleisabschnitt besetztmeldet.
Da dem Zählwerk nicht bekannt ist, ob der die Besetztmeldung veranlassende Zug den
Überleitstellenbereich auf dem durchgehenden Gleis in Richtung auf den Zählpunkt ZP22
befährt oder ob der Zug über den Zählpunkt ZP3 in Richtung auf den Zählpunkt ZP12
vorrückt, muß das Zählwerk zusätzlich zu dem tatsächlich beanspruchten Gleisabschnitt
auch den dem oberen Achszählabschnitt AO zugeordneten Gleisabschnitt belegen. Dies
kann gleichzeitig mit dem Besetzen des unteren Gleisabschnittes, aber auch zeitlich
verzögert dazu geschehen. Durch die Belegung des oberen Gleisabschnittes als Folge
der Belegung des unteren Gleisabschnittes sind über das Durchgangsgleis 1 für die
Dauer der Belegung keine Fahrstraßen stellbar, obgleich dies stellwerksseitig ansonsten
durchaus möglich wäre. Das bedeutet, daß sich ein auf dem Gleis 1 dem Zählpunkt ZP11
oder ZP12 nähernder Zug vor dem Erreichen dieses Zählpunktes angehalten werden muß
und zwar solange, bis der über das Durchgangsgleis 2 vorrückende Zug den Korrekturabschnitt
KA vollständig passiert hat und die eingetragenen Besetztmeldungen gelöscht worden
sind.
[0010] Die Erfindung vermeidet die vorstehend näher erläuterte Betriebsbehinderung dadurch,
daß sie den Zählpunkten, die in die Achszählkreise von gleichzeitig durch unterschiedliche
Fahrstraßen beanspruchbaren Gleisabschnitten einbezogen sind, Korrekturabschnitte
zuordnet, deren Zählpunkte gleichzeitig nur durch eine einzige Fahrstraße beansprucht
sein können. Dies wird dadurch erreicht, daß gemäß Figur 2 in der Nähe des bislang
durch mehrere gleichzeitig mögliche Fahrstraßen beanspruchbaren Zählpunktes ZP3 ein
zusätzlicher Zählpunkt ZP3* installiert wird, der zusammen mit dem originären Zählpunkt
einen zusätzlichen Achszählabschnitt AH bildet. Dieser zusätzliche Zählpunkt bildet
nun zusammen mit den Zählpunkten ZP21 und ZP22 des ursprünglichen Achszählabschnittes
AU1 einen Korrekturabschnitt KA1, der nun nicht mehr die Zählpunkte ZP11 und ZP12
des Durchgangsgleises 1 umfaßt. Wenn nun ein Fahrzeug den Zählpunkt ZP21 passiert
und der Zählpunkt ZP21 eine entsprechende Meldung an das zugehörige Zählwerk abgesetzt
hat, dann veranlaßt das Zählwerk die Besetztmeldung des dem Achszählabschnitt AU1
zugeordneten Gleisabschnittes, der durch die Zählpunkte ZP21, ZP22 und den als defekt
erkannten Zählpunkt ZP3 begrenzt wird. Die Besetztmeldung des das Durchgangsgleis
1 umfassenden Gleisabschnittes unterbleibt, weil für den Fall, daß das die Besetztmeldung
auslösende Fahrzeug tatsächlich über den defekten Zählpunkt ZP3 in Richtung auf das
Durchgangsgleis 1 vorrücken sollte, dieses Fahrzeug nunmehr von den Sensoren des Zählpunktes
ZP3* erfaßt würde und dieser Zählpunkt damit die Besetztmeldung des dem oberen Achszählabschnittes
AO1 zugeordneten Gleisabschnittes herbeiführen kann. Die beim Befahren des Zählpunktes
ZP21 ausgelöste Besetztmeldung des unteren Gleisabschnittes wird über den Korrekturabschnitt
KA1 zurückgenommen, sobald der Zug den Zählpunkt ZP22 bzw. ZP3* vollständig passiert
hat. Der Korrekturabschnitt umfaßt in bekannter Weise die beiden an den gestörten
Zählpunkt ZP3 angrenzenden Achszählabschnitte, nämlich zum einen den Achszählabschnitt
AH und zum anderen den Achszählabschnitt AU1. Wenn der Zählpunkt ZP3 und der zusätzliche
Zählpunkt ZP3* mit geringstmöglichem Versatz in Längsrichtung der Schienen an der
gleichen oder an unterschiedlichen Schienen des gleichen Gleises angeordnet sind,
ergibt sich für den durch diese beiden Zählpunkte gebildeten Achszählkreis AH ein
nur für das Zählwerk vorhandener fiktiver Gleisabschnitt, für den es im Stellwerk
keine Entsprechung gibt.
[0011] Ähnlich wie der untere Achszählabschnitt AU1 nurmehr die Zählpunkte ZP21 und ZP22
des Durchgangsgleises 2 sowie den als defekt angenommenen Zählpunkt ZP3 umfaßt, umfaßt
der obere Achszählabschnitt A01 die beiden Zählpunkte ZP11 und ZP12 des Durchgangsgleises
1 sowie den zusätzlichen Zählpunkt ZP3*. Auch hier umfaßt der dem Korrekturabschnitt
KA1 entsprechende Korrekturabschnitt KA2 neben dem Zählpunkt ZP3 die Zählpunkte links
und rechts des Zählpunktes ZP3*, nämlich die Zählpunkte der Achszählabschnitte A01
und AH. Bei durchgehenden Fahrten über das Gleis 1 gibt es keine Einflußnahme auf
das untere Gleis 2; bei Fahrten aus dem Gleis 1 über den als gestört angenommenen
Zählpunkt ZP3* erfolgt die Besetztmeldung des dem unteren Achszählabschnitt AU1 zugeordneten
Gleisabschnittes beim Passieren des Zählpunktes ZP3.
1. Verfahren zur Behandlung von Hardwareausfällen bei der Gleisfreimeldung mittels Achszählung
durch Überdecken des Zählergebnisses eines als defekt erkannten Zählpunktes durch
die Zählergebnisse von Zählpunkten zu beiden Seiten des defekten Zählpunktes, wobei
diese Zählpunkte einen dem defekten Zählpunkt zugeordneten Korrekturabschnitt mit
mehreren Ein- und Auszählpunkten bilden,
dadurch gekennzeichnet,
daß für jeden durch mehrere gleichzeitig mögliche Fahrstraßen beanspruchbaren Zählpunkt
(ZP3) neben einem ersten Achszählergebnis ein davon unabhängiges zweiten Achszählergebnis
ermittelt wird, und daß zum Frei- und Besetztmelden des jeweils befahrenen Gleisabschnittes
dieses zweite Achszählergebnis mit den Achszählergebnissen der übrigen Zählpunkte
(ZP21, ZP22) dieses Gleisabschnittes verglichen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Überdeckung eines defekten Zählpunktes (ZP3) durch die Zählergebnisse benachbarter
Zählpunkte (ZP3*, ZP21, ZP22) nur für eine vorgebbare Zeitspanne zugelassen wird.
3. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Nähe eines jeden durch mehrere gleichzeitig mögliche Fahrstraßen beanspruchbaren
Zählpunktes (ZP3) ein zusätzlicher Zählpunkt (ZP3*) vorgesehen ist, der zusammen mit
dem anderen Zählpunkt (ZP3) einen Achszählkreis (AH) bildet und daß der dem Zählpunkt
(ZP3) zugeordnete Korrekturabschnitt (KA1) den zusätzlichen Zählpunkt (ZP3*) und die
übrigen Zählpunkte (ZP21, ZP22) des jeweils befahrenen Gleisabschnittes umfaßt.
4. Einrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Zählpunkt (ZP3) und der zusätzliche Zählpunkt (ZP3*) mit geringstmöglichem
Versatz in Längsrichtung der Schienen an der gleichen oder an unterschiedlichen Schienen
des gleichen Gleises angeordnet sind.
5. Einrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Zählpunkt (ZP3) und der zusätzliche Zählpunkt (ZP4) einen fiktiven Gleisabschnitt
bilden.