[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und ein System zum Entzundern der Oberfläche
von Edelstahlbändern in einer elektrolytischen Bandbehandlungsanlage mit mehreren
unmittelbar hintereinander angeordneten, abwechselnd bei kathodischer Bandpolarisation
anodisch geschalteten und bei entsprechender anodischer Bandpolarisation kathodisch
geschalteten Elektroden.
[0002] Für herzustellendes gebeiztes Warmband sowie für die Herstellung von Kaltband in
Edelstahlqualität ist der entstandene Zunder von der Bandoberfläche zu entfernen,
wobei drei Arten von Zunder zu unterscheiden sind, nämlich
1. Zunder, der bei der Erzeugung von Warmband entsteht,
2. Zunder, der beim Glühen von Warmband entsteht und
3. Zunder der beim Glühen von Kaltband entsteht.
[0003] Der unterschiedliche Aufbau der Zunderschichten ist vielfach in der Literatur beschrieben
und der Fachwelt bekannt. Die Unterschiede im Zunderaufbau haben zu Entzunderungskonzepten
geführt, die vor allem im Bereich des bei der Erzeugung von Warmband entstehenden
Warmbandzunders und dem beim Glühen von Warmband auf dem Warmband entstehenden Glühzunders
große Kompromisse bezogen auf die Materialqualität eingehen mußten. Darüber hinaus
sind die Konzepte nur mit hohen Investitionskosten und auch Umweltproblemen zu verwirklichen.
[0004] Zunderschichten der beschriebenen Art wurden in der Vergangenheit gewöhnlich mit
Strahleinrichtungen abrasiv oder mit chemischen Beizbehandlungsverfahren entfernt.
Auch die Kombination beider Einrichtungen miteinander ist vorgeschlagen worden.
[0005] Die bekannten Verfahren haben Nachteile. So erhöht die abrasive Entfernung des Zunders
mit Strahleinrichtungen ungewünscht die Rauhigkeit der Materialoberfläche von 1 bis
1,5 µm RA auf 4 bis 6 µm RA. Gleichzeitig tritt bei der Strahlbehandlung eine starke
Staubbelastung der Umgebung auf, die zu erheblicher Belästigung führt.
[0006] Die Behandlung der Bandoberflächen mit chemischen Beizmitteln führt zu hoher Umweltbelastung
durch die verwendeten Säuren (HF, HNO
3, H
2, SO
4) mit der späteren Einleitung von Fluor, Nitrat und Sulfat in die Flüsse.
[0007] Ausgehend von den beschriebenen Problemen und Nachteilen des Standes der Technik
ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren und ein System zur Entzunderung
der Oberfläche von Edelstahlbändern zu schaffen, daß bei guter Umweltverträglichkeit
eine vollständige Reinigung der Oberfläche von Edelstahlbändern von jeglicher Art
Zunder ermöglicht.
[0008] Zur Lösung der Aufgabe wird vorgeschlagen, ein bekanntes elektrolytisches Beizverfahren
mit einer bekannten Ultraschallreinigung der Bandoberfläche in einem dualen Entzunderungsprozeß
zu kombinieren.
[0009] Der duale Entzunderungsprozeß verwendet z. B. Natriumsulfat, Amoniumsulfat, Schwefelsäure
oder ähnliche Medien als Elektrolyten und verbindet den elektrolytischen Prozeß mit
einer Ultraschallreinigung. Die Wirkung des elektrolytischen Beizteils auf die Entzunderung
basiert auf einer Volumenvergrößerung des Zunders durch Oxidation und einen Absprengeffekt
durch die entstehenden Gasblasen. Diese Vorgänge schaffen es jedoch nicht, eine einwandfreie
metallisch reine Materialoberfläche zu erzeugen, da ein großer Teil des Zunders durch
Haftenergie am Grundmaterial des Bandes verbleibt. Bei geglühtem Kaltband ist die
Reinigungswirkung einer elektrolytischen Beize am effektivsten mit 80 % bis 100 %,
je nach Materialqualität. Bei Warmband sinkt dieser Effekt jedoch auf 20 % bis 50
%, weil die höhere Rauhigkeit der Bandoberfläche eine höhere Haftung des Zunders bewirkt.
[0010] Zur Entfernung des anhaftenden Zunders nach der elektrolytischen Beize wurden zwar
vorgeschlagen mechanische Hilfsmittel wie rotierende Bürsten einzusetzen, dies jedoch
nicht mit dem gewünschten Erfolg, da die Bürsten nicht in der Lage sind, eine porentiefe
Reinigung zu gewährleisten. Außerdem ist der Reinigugseffekt um so geringer, je höher
die Oberflächenrauhigkeit der Bandoberfläche ist. Kombiniert man aber nach dem Gedanken
der Erfindung das elektrolytische Beizen mit einer Ultraschallreinigung, so läßt sich
eine totale Reinigung jeder Art von Band von jeder Art Zunder erzielen.
[0011] Ein System zu Entzunderung der Oberfläche von Edelstahlbändern in einer elektrolytischen
Bandbehandlungsanlage ist erfindungsgemäß dadurch gekennzeichnet, daß mindestens zwischen
einzelnen benachbarten Anoden- und/oder Kathodenbänken Ultraschallerzeugungseinrichtungen
angeordnet sind. Es besteht aber auch die Möglichkeit, in einer anderen Version der
Erfindung in einer Modularanordnung einer die Elektroden aufnehmenden elektrolytischen
Zelle eine die Ultraschallerzeugungseinrichtung aufnehmende Zelle folge zu lassen.
Weitere Kombinationen sind denkbar.
[0012] Durch die Anordnung der Ultraschallerzeugungseinrichtungen zwischen oder hinter den
Elektroden wird der gelöste Zunder einwandfrei von der Oberfläche des zu reinigenden
Bandes entfernt, so daß ein total entzundertes Band die Anlage verläßt.
[0013] Um die Wrksamkeit der elektrolytischen Behandlung und der Ultraschallbehandlung zu
verändern ist nach einem weiteren Merkmal der Erfindung vorgesehen, die Leistung der
Elektroden und/oder der Ultraschallerzeugungseinrichtung in Abhängigkeit von der Banddurchlaufgeschwindigkeit
zu verändern. Durch diese Maßnahme läßt sich die Behandlung gezielter einsetzen und
der Prozeß kann dadurch hinsichtlich der Leistungsfähigkeit und der erforderlichen
Behandlungsdauer optimiert werden.
[0014] Durch Anordnung der Ultraschallerzeugungseinrichtung oberhalb und unterhalb des Bandes
wird eine weitere Optimierung des vorgeschlagenen Verfahrens erreicht. Es hat sich
als günstig herausgestellt, wenn die Ultraschallerzeugungseinrichtung die Ultraschallwellen
in einem der Banddurchlaufgeschwindigkeit angepaßten Wnkel gegen die Bandlaufrichtug
richten. Auf diese Weise wird der Absprengeffekt der anhaftenden Zunderpartikel von
der Bandoberfläche verstärkt. Eine gute Wirkung läßt sich auch dann erzielen, wenn
nach einem weiteren Merkmal der Erfindung die Ultraschallwellen axial zum Band einleitbar
sind.
[0015] Ein zusätzliches Anwendungsgebiet der erfindungsgemäßen Technologie ist die Zunderentfernung
von warmgewalztem Normalstahl. Hier wurde bisher und wird der Zunder mit Säuren wie
z. B. H
2SO
4 oder HCl entfernt. Auch diese Verfahren haben trotz Einsatz von Regenerationsverfahren
zur Rückgewinnung der Säuren Umweltbelastungen zur Folge, und zwar Immission in Luft
und Wasser.
[0016] Eine Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird
nachfolgend beschrieben. Es zeigt:
- Figur 1
- einen grob schematischen Querschnitt durch eine elektrolytische Bandbehandlungsanlage
mit dem erfindungsgemäßen System und
- Figur 2
- eine eben solche Anlage mit Modularanordnung von Elektroden und Ultraschallerzeugungseinrichtung.
[0017] In Figur 1 ist grob schematisch eine Anlage zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens dargestellt. Mit 5 ist der Behandlungsbehälter der Bandbehandlungsanlage
bezeichnet, den das zu behandelnde Band 4 in horizontaler Richtung durchläuft. Dabei
wird das Band 4 von den Rollen 3 geführt und gestützt. Die sogenannten Arbeitselektroden
oberhalb und unterhalb des Bandes sind allgemein mit 1 bezeichnet, sie sind in Bandlaufrichtung
(Pfeil) alternierend kathodisch bzw. anodisch geschaltet. Neben bzw. zwischen den
Arbeitselektroden 1 sind Ultraschallerzeugungseinrichtungen 2 ober- und unterhalb
des Bandes angeordnet, die durch Dreiecke symbolisiert sind. Diese Ultraschallerzeugungseinrichtungen
dienen der Unterstützung des Ablöseprozesses. des Oberflächenzunders. Die Wirkung
des Ultraschalls auf die Bandoberfläche ist auf die erzeugte Kavitation in der Flüssigkeit
zurückzuführen, welche den Zunder praktisch mechanisch von der Oberfläche des Bandes
entfernt.
[0018] In Figur 2 sind zwei hintereinander angeordnete Behälter 5 und 6 dargestellt. Das
Band 4 durchläuft in Pfeilrichtung zunächst den Behälter 6 mit den Arbeitselektroden
1, die auch hier abwechselnd kathodisch bzw. anodisch geschaltet sind. Anschließend
durchläuft das Band 4 den Behälter 5, in dem in Gruppen zusammengefaßt mehrere Ultraschallerzeugungseinrichtungen
2 angeordnet sind, die oberhalb und unterhalb des Bandes Ultraschallwellen erzeugen
und durch die Kavitation den Zunder lösen. Bei dieser Ausführung können beide Entzunderungsmechanismen
ohne gegenseitige Beeinflussung gesteuert werden. Während in dem ersten Behälter 6
die Zunderschicht durch Gasblasen aufgelockert und im anodischen Bereich aufoxidiert
wird, kann im darauffolgenden zweiten Behälter 5 dieser "lose" Zunder mit Hilfe des
Ultraschalls erkannt werden.
1. Verfahren zur Entzunderung der Oberfläche von Edelstahlbändern in Anlagen zur Herstellung
von gebeizem Warmband und Kaltband,
gekennzeichnet durch die Kombination eines bekannten elektrolytischen Beizverfahrens
mit einer Ultraschallreinigung der Bandoberfläche in einem dualen Entzunderungsprozeß.
2. System zur Entzunderung der Oberfläche von Edelstahlbändern in einer elektrolytischen
Bandbehandlungsanlage mit mehreren unmittelbar hintereinander angeordneten abwechselnd
bei kathodischer Bandpolarisation anodisch geschalteten und bei entsprechender anodischen
Bandpolarisation kathodisch geschalteten Elektroden,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens zwischen einzelnen benachbarten Anoden-(+) und/oder Kathodenbänken
(-) Ultraschallerzeugungseinrichtungen (2) angeordnet sind.
3. System zur Entzunderung der Oberfläche von Edelstahlbändern in einer elektrolytischen
Bandbehandlungsanlage mit mehreren unmittelbar hintereinander angeordneten abwechselnd
bei kathodischer Bandpolarisation anodisch geschalteten und bei entsprechender anodischen
Bandpolarisation kathodisch geschalteten Elektroden,
dadurch gekennzeichnet,
daß in einer Modularanordnung einer die Elektroden (1) aufnehmenden elektrolytischen
Zelle (6) eine die Ultraschallerzeugungseinrichtung (2) aufnehmende Zelle (5) folgt.
4. System zur Entzunderung der Oberfläche von Edelstahlbändern in einer elektrolytischen
Bandbehandlungsanlage nach Anspruch 2 und 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Leistung der Elektroden (1) und/oder der Ultraschallerzeugungseinrichtung
(2) in Abhängigkeit von der Banddurchlaufgeschwindigkeit veränderbar ist.
5. System zur Entzunderung der Oberfläche von Edelstahlbändern in einer elektrolytischen
Bandbehandlungsanlage nach Anspruch 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ultraschallerzeugungseinrichtungen (2) oberhalb und unterhalb des Bandes (4)
angeordnet sind.
6. System zur Entzunderung der Oberfläche von Edelstahlbändern in einer elektrolytischen
Bandbehandlungsanlage nach Anspruch 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ultraschallerzeugungseinrichtungen (2) die Ultraschallwellen in einem der
Banddurchlaufgeschwindigkeit angepaßten Winkel gegen die Laufrichtung des Band (4)
richteten.
7. System zur Entzunderung der Oberfläche von Edelstahlbändern in einer elektrolytischen
Bandbehandlungsanlage nach Anspruch 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ultraschallwellen axial zum Band (4) einleitbar sind.