[0001] Kosmetische Puder werden seit langem eingesetzt zur Pflege und zum mechanischen Schutz
der Haut, bzw. zur Antrocknung und Kühlung derselben. Eine weitere Verwendung finden
kosmetische Puder als Deodorant. In der dekorativen Kosmetik sind Schminkpuder ebenfalls
seit langem bekannt.
[0002] Entsprechend dem jeweiligen Verwendungszweck des Puders kommen die unterschiedlichsten
Applikatoren zur Anwendung. Kinderpuder werden vorwiegend in Streudosen angeboten,
damit der Puder auf die Haut eines vorzugsweise liegenden Kindes aufgestreut werden
kann. Schminkpuder werden oftmals mit einer Quaste oder einem Pinsel aufgetragen,
damit die benötigte, feine und gezielte Verteilung des Puders bewerkstelligt werden
kann. Es ist heute handelsüblich, Deodorant- (oder kurz Deo-) Puder in stabförmige
Presslinge zu verarbeiten, damit diese als "Kompaktpuder-Deo-Stick" angewendet werden
können, wobei der Puder im wesentlichen durch Abrieb auf die Haut übertragen wird.
Deo-Puder werden auch mit einem Treibgas als Aerosol in eine Dose abgefüllt, um sie
dann mittels eines Sprühkopfes auf die Haut verteilen zu können.
[0003] Will man einen Puder mit einer der erwähnten Applikationsformen als Deodorant anwenden,
so bringen gerade diese Applikationsformen gravierende Nachteile mit sich. Aerosole
erfordern einen hohen Aufwand in bezug auf Volumen, Material und Ausgestaltung der
Verpackung. Deshalb können Deos mit Treibgasen im allgemeinen teuer, wenig umweltfreundlich
und, falls sie als Druckbehälter ausgebildet sind, nicht ungefährlich sein. Das Verpressen
des Puders zu einem Kompaktpuder-Stick erfordert den Zusatz von Bindemitteln, welche
jedoch die kosmetischen Eigenschaften des Puders deutlich verändern können. Bei zu
starker Bindung des Puders wird das Produkt bei der Anwendung nur in unzureichenden
Mengen appliziert, während das Produkt infolge ungenügender Bindung bei der Applikation
zu stark abkreidet und damit die Umgebung verschmutzt. Durch die vorzugsweise senkrechte
Streurichtung ist eine Streudose zur Applikation eines Deo-Puders aus naheliegenden
Gründen ungeeignet. Eine Puderquaste als Applikator für ein Deo-Puder verwenden zu
wollen, muss aus hygienischen Gründen als eher fragwürdig bezeichnet werden.
[0004] Die Aufgabe besteht darin, ein Puder-Deodorant zu entwickeln, mittels welchem ein
rieselfähiger kosmetischer Puder unter Verwendung eines geeigneten Applikationssystems
auf die Haut aufgetragen werden kann.
[0005] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass ein rieselfähiger Puder in Behälter abgefüllt
wird, welche mit einem sogenannten Roll-on-System ausgestattet werden können. Solche
Roll-on-Systeme an sich sind seit langem bekannt und werden, wie z.B. in GB 1 583
323 beschrieben, vorzugsweise zur Applikation von flüssigen Deo-Formulierungen benutzt.
Ein entsprechender, handelsüblicher Roll-on-Applikator ist in der Figur 1 dargestellt.
Solche Roll-on-Applikatoren sind üblicherweise dadurch gekennzeichnet, dass sie eine
Applikatorkugel umfassen, welche eine im wesentlichen glatte Oberfläche aufweisen.
Die wirksame Substanz wird mittels Drehen der Kugel aus dem Innern des Behälters auf
die Haut des Anwenders übertragen. Roll-on-Applikatoren an sich haben sich bestens
bewährt.
[0006] Sowohl aus GB 1 583 323 als auch aus GB-A-2 108 052 sind Roll-on-Applikatoren bekannt,
die zum Zwecke der Applikation von Pudern, Applikatorkugeln umfassen, welche eine
speziell zu diesem Zweck aufgerauhte Oberfläche aufweisen. Das Aufrauhen dieser Kugeloberfäche
besteht darin, dass diese mit vielen kleinen Vertiefungen oder Erhebungen ausgestattet
ist, welche es ermöglichen sollen, dass beim Drehen der Kugel Puder vom Behälter auf
die Haut übertragen werden kann. Diese Unebenheiten, welche auf der ganzen Applikatorkugel
verteilt angeordnet sind, werden in beiden zitierten Schriften als unverzichtbares
Mittel zur korrekten Funktion eines Puder-Roll-on vorgeschrieben. GB 1 583 323 beschreibt
zudem das Verwenden einer den Puderbehälter gegen den Roll-on-Applikator abschliessenden
Membran, welche das "Ausrieseln" oder "Ausfliessen" des Puders verhindern soll.
[0007] Entgegen dieser offensichtlich vorherrschenden Lehrmeinung ist es gelungen, ein erfindungsgemässes
Puder-Deodorant mit Roll-on-Applikator zu entwickeln, welches mit einer handelsüblichen,
glatten Applikatorkugel ausgestattet ist und bei welchem auf die Verwendung von speziellen,
das Ausfliessen verhindernden Absperrvorrichtungen, wie Membranen oder dergleichen,
verzichtet werden kann.
[0008] Im folgenden wird eine beispielhafte Ausführung des erfindungsgemässen Roll-on-Applikators
ausführlich beschrieben. Es zeigt
- Fig. 1
- einen Querschnitt durch den die Applikatorkugel aufweisenden Teil eines Roll-on-Applikators.
[0009] Ein beispielhafter, handelsüblicher Roll-on-Applikator kann auf einen Puderbehälter
aufgesetzt werden bzw. einen solchen abschliessen. Die Applikatorkugel 1, die Kugelführung
2 und die Einschiebnute 3 für einen (nicht dargestellten) Puderbehälter, sowie der
wirksame Spalt 4 zwischen Applikatorkugel 1 und Kugelführung 2 sind klar in Fig. 1
ersichtlich.
[0010] Selbstverständlich kann der Applikator mit Kugelführung und Kugel auch direkt an
den Puderbehälter angeformt sein oder das Puder-Roll-on System kann zusätzlich ein
Übergangsstück zwischen Applikator und Puderbehälter umfassen.
[0011] Eine bevorzugte Ausführungsform umfasst einen Puderbehälter für den rieselfähigen
Deodorant-Puder und eine auf diesem befindliche Roll-on-Applikatorkugel 1, welche
in einer Kugelführung 2 so beweglich gelagert ist, dass beim Drehen oder Rollen der
Kugel 1, zum Aufbringen des Puders auf die Haut, Puder aus dem Inneren des Puderbehälters
auf der Kugeloberfläche durch den wirksamen Spalt 4 zwischen der glatten Applikatorkugel
1 und der Kugelführung 2 nach aussen und auf die Haut übertragen wird. Die Oberfläche
der Applikatorkugel 1 wird als glatt beurteilt, wenn darin Vertiefungen oder Erhebungen
weder geplant noch ausgeführt sind, das heisst, wenn die Kugel 1 mit einer im Rahmen
der Fertigungstoleranzen glatten Oberfläche hergestellt ist.
[0012] Die Weite des wirksamen Spaltes 4 zwischen der Applikatorkugel und der Kugelführung
spielt zusammen mit der Teilchengrösse des Puders eine wichtige Rolle für die einwandfreie
Funktion des Puderapplikators. Üblicherweise ist diese wirksame Spaltbreite eines
kommerziellen Roll-on kleiner als 0.5 mm. Als besonders geeignet erwiesen hat sich
eine wirksame Spaltbreite, welche etwa zwischen 0.03 mm und 0.3 mm liegt. Anstatt
die Spaltbreite zu verändern kann die Körnigkeit des Puders der Spaltbreite eines
kommerziellen Roll-on angepasst werden. Beispielsweise hat es sich gezeigt, dass die
direkt applizierbare Menge des Puders zurückgeht, falls seine mittlere Korngrösse
die halbe Breite des wirksamen Spaltes übertrifft.
[0013] Bevorzugt werden Puder mit einer mittleren Körnigkeit von weniger als 200 µm. Als
besonders geeignet haben sich Puder mit einem mittleren Korndurchmesser von 5 bis
50 µm.
[0014] Eine erste Analyse der Feinheit eines beispielhaften Bestandteiles (Talkum) aller
weiter unten aufgeführten Beispiele von Pudern ergab, dass 98.80 % der Probe ein Messnetz
mit 325 Maschen pro Inch (2.54 cm) passieren konnten.
[0015] Eine zweite Analyse einer entsprechenden Probe zeigt deren Korngrössenverteilung:
Tabelle 1
Korngrössenverteilung Talkum |
Korndurchmesser |
Anteil |
bis 1 µm |
3.0 % |
1 bis 5 µm |
12.0 % |
5 bis 10 µm |
15.0 % |
10 bis 20 µm |
28.0 % |
20 bis 40 µm |
30.0 % |
40 bis 75 µm |
11.5 % |
über 75 µm |
0.5 % |
[0016] Definiert man die relative Öffnung des Roll-on als Verhältnis von wirksamer Spaltbreite
zwischen Applikatorkugel und Kugelführung zum Korndurchmesser des Deo-Puders, so sollte
vorteilhafterweise mindestens eine relative Öffnung von 2:1 eingehalten werden. Eine
relative Öffnung von weniger als 1:1 wäre sinnlos, da - neben den kleinsten Puderkörnern
- praktisch kein Puder austreten könnte. Andererseits führt eine zu grosse relative
Öffnung zum unkontrollierten Ausrieseln oder Ausfliessen des Puders. Es wird also
immer darum gehen, einen günstigen Kompromiss für die relative Öffnung zu finden.
Im vorliegenden Fall wurde eine relative Öffnung von 20:1 als Maximum und von 1:1
als Minimum angenommen, wobei der Bereich nach oben gegebenenfalls noch erweitert
werden könnte, falls es die Adhäsion zwischen den Körnern des verwendeten Puders zulässt.
In den Beispielen für die Konsumententests wurde eine vorzugsweise relative Öffnung
von ca. 10:1 bis 2:1 angenommen.
[0017] Selbstverständlich wird das optimale Verhältnis von Spaltweite zur Körnigkeit des
Deodorant-Puders durch die Oberflächenbeschaffenheit der Applikatorkugel mitbestimmt.
Es könnten deshalb, bei leicht veränderter Kugeloberfläche, auch andere Verhältnisse
als brauchbar definiert werden. Die Kugelgrösse, bzw. der Kugeldurchmesser hat einen
weiteren Einfluss auf die Applizierbarkeit des Deodorant-Puders. Bevorzugt wird eine
Applikatorkugel mit einem Durchmesser von 25.4 mm.
[0018] Variation der einzelnen oder Variation von Kombinationen der aufgeführten Parameter,
wie Kugeldurchmesser, Rauhigkeit der Kugeloberfläche, Spaltweite zwischen Applikatorkugel
und Kugelführung, Körnigkeit des Deodorant-Puders, sowie Verhältnis von Spaltweite
zwischen Applikatorkugel und Kugelführung zur Körnigkeit des rieselfähigen Deodorant-Puders
liegen selbstverständlich im Bereich der vorliegenden Erfindung.
[0019] In Konsumenten-Tests fanden Puder-Deodorants, wenn sie in der erfindungsgemässen,
bevorzugten Form mit einem Roll-on-Applikator angeboten wurden, eine besonders grosse
Akzeptanz. Dabei hat sich der handelsübliche Applikator (vergl. Figur 1), welcher
bisher ausschliesslich zur Applikation von flüssigen Deo-Produkten eingesetzt worden
war, überraschenderweise als sehr gut geeignet zur Applikation von Deo-Pudern erwiesen.
[0020] Folgende Deo-Puder sind zur Applikation mit dem erfindungsgemässen Roll-on-System
geeignet:
Beispiel 1: |
INCI-Name |
Gew % |
Kaolin |
70 |
Corn-Starch |
10 |
Potassium Alum |
2 |
Dimethicone |
2 |
Talc |
15.5 |
Parfum |
0.5 |
Beispiel 2: |
INCI-Name |
Gew % |
Kaolin |
20 |
Zinc Ricinolate |
7 |
Magnesium Stearate |
10 |
Isopropylmyristate |
2 |
Talc |
60 |
Parfum |
1 |
Beispiel 3: |
INCI-Name |
Gew % |
Kaolin |
41.5 |
Aluminum Chlorohydrate |
5 |
Aluminum Stearate |
1 |
Dimethicone |
2 |
Talc |
50 |
Parfum |
0.5 |
1. Puder-Deodorant mit Roll-on-Applikator, der einen für Deodorant-Puder bestimmten Puderbehälter,
sowie eine Applikatorkugel (1) umfasst, welche in einer Kugelführung (2) beweglich
gelagert ist und mittels deren Drehung Puder aus dem Puderbehälter über einen Spalt
(4) zwischen Applikatorkugel (1) und Kugelführung (2) auf die Haut eines Anwenders
übertragen wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Applikatorkugel (1) zum Auftragen des Deodorant-Puders eine glatte Oberfläche
aufweist.
2. Puder-Deodorant mit Roll-on-Applikator nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche der Applikatorkugel (1) Unebenheiten aufweist, die kleiner sind als
0.05 mm.
3. Puder-Deodorant mit Roll-on-Applikator nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Spaltweite zwischen Applikatorkugel (1) und Kugelführung (2) auf die Korn- oder
Partikelgrösse des Puders abgestimmt ist.
4. Puder-Deodorant mit Roll-on-Applikator nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis von Spaltweite zwischen Applikatorkugel (1) und Kugelführung (2) und
Korn- oder Partikelgrösse des Puders im Bereich 20:1 bis 1:1 liegt.
5. Puder-Deodorant mit Roll-on-Applikator nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis von Spaltweite zwischen Applikatorkugel (1) und Kugelführung (2) und
Korn- oder Partikelgrösse des Puders im Bereich 10:1 bis 2:1 liegt.
6. Puder-Deodorant mit Roll-on-Applikator nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Applikatorkugel (1) und der im Puderbehälter aufbewahrte Deodorant-Puder in einer
Weise angeordnet sind, dass die Applikatorkugel (1) durch blosses Kippen des Puder-Deodorants
direkt mit dem Deodorant-Puder beschichtet wird.
7. Puder-Deodorant mit Roll-on-Applikator nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Kugelführung (2) für die Applikatorkugel (1) auf den Puderbehälter aufsetzbar
gefertigt ist.
8. Puder-Deodorant mit Roll-on-Applikator nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Kugelführung (2) für die Applikatorkugel (1) in den Puderbehälter einsetzbar
gefertigt ist.
9. Puder-Deodorant mit Roll-on-Applikator nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Kugelführung (2) für die Applikatorkugel (1) in den Puderbehälter integriert
gefertigt ist.
10. Herstellung eines in den vorhergehenden Ansprüchen beschriebenen Puder-Deodoranten,
dadurch gekennzeichnet, dass der Puder-Deodorant eine glatte Kugel zur Übertragung des Deodorant-Puders aus dem
Pudergefäss auf die Haut aufweist.