[0001] Die Erfindung betrifft eine Schmirgelmaschine mit einer mit Schmirgelsegmenten besetzten
Schmirgelwalze, die dazu dient, eine unter Spannung vorbeigeführte textile Stoffbahn,
vorzugsweise Florstoffbahn, unter Wischkontakt der Oberfläche mit den Schmirgelsegmenten
zu bearbeiten.
[0002] Herkömmliche Schmirgelmaschinen besitzen entweder eine Zylinderwalze oder eine Schlagleistenwalze,
die jeweils mit Schmirgelpapier bezogen werden. Die Schlagleisten bzw. Satten sollen
sich im wesentlichen parallel zur Walzenachse erstrecken. Der Einsatz einer Zylinderwalze
führt im allgemeinen zu einem langen, glatten Flor; der Einsatz einer Schlagleistenwalze
hat normalerweise - wegen des Schlag- bzw. Polygoneffektes der Schlagleisten - einen
kurzen, dichten Flor zur Folge.
[0003] In der DE 39 04 003 A1 wird eine herkömmliche Schmirgelmaschine mit einer einzigen
Schmirgelwalze beschrieben, die mit sich parallel zur Drehachse erstreckenden Schlagleisten
besetzt ist. Neuerdings werden auch Bürstwalzen als Schmirgelwalzen ausgebildet. Bei
dieser Walze bestehen die Schmirgelelemente aus in Bezug auf die Walzenachse radial
nach außen gerichteten und mit einem Schmirgelmittel durchsetzten Borsten bzw. Borstenbündeln.
[0004] Durch das Schmirgeln wird angestrebt, der Oberfläche der Textilbahn bzw. deren Haarigkeit
den sogenannten Pfirsichhaut-Effekt und zugleich einen weichen Griff zu geben. Besonders
gute Effekte wurden in der Vergangenheit erzielt, wenn die Schlagfrequenz, mit der
eine Schlagkanten aufweisende Schmirgelwalze gegen die Textilbahn schlägt, so hoch
wie möglich gemacht wird; vgl. hierzu DE 41 35 855 A1.
[0005] Wenn elastische Textilien, z.B. Lycra, Wirkwaren, Kettstuhlwaren oder dergleichen,
geschmirgelt werden sollen, ergeben sich in der Praxis erhebliche Probleme, weil die
Stoffbahn bei der Bearbeitung einer starken Längsspannung ausgesetzt wird, so daß
die Kanten einrollen und die Bahn auch in der Mitte streifenförmig zusammenspringen
kann.
[0006] Wenn man elastische Textilien trocken, also ohne Befeuchtung, schmirgelt, kann die
Warenspannung einigermaßen beherrscht werden. Es werden dann der Schmirgelvorrichtung
Mittel zum Ausbreiten bzw. Ausrollen der Stoffbahn vor- und/oder nachgeschaltet. Bei
dem Trockenverfahren ergibt sich aber oft ein zu haariges, ungleiches Warenbild.
[0007] Arbeitet man dagegen im Naßverfahren, das heißt bei vorheriger Anfeuchtung der Textilbahn,
läßt sich die Längsspannung der bearbeiteten Textilbahn nur noch schwierig kontrollieren.
Die Folge sind eine starke Streifenbildung nicht nur an den Kanten, sondern auch auf
der Fläche der geschmirgelten Bahn (die Streifen verlaufen in Transportrichtung).
Durch das Vor- und Nachschalten von Breitstreckmitteln läßt sich diese Streifenbildung
kaum vermindern. Allerdings wird im Naßverfahren ein - abgesehen von den Streifen
- gleichmäßiges Warenbild mit gewünschtem Griff und reduziertem Reißfestigkeitsverlust
erreicht. Eine Ausrollvorrichtung zum Ausbreiten von Textilbahnen wird in DE 19 26
449 A1 beschrieben.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die beim Schmirgeln von elastischen Textilbahnen
bisher auch durch den zusätzlichen Einsatz von Ausbreitvorrichtungen nur sehr unvollkommen
zu vermeidende Streifenbildung der geschmirgelten Textilbahn zu unterbinden.
[0009] Die erfindungsgemäße Lösung besteht darin, daß die Schmirgelsegmente längs Wendel-Reihen
auf der Oberfläche der Schmirgelwalze fixiert sind, die sich gewindeartig von der
Walzenmitte mit gegenläufiger Steigung zu den Längsenden der Walzen (Walzenenden)
erstrecken.
[0010] Durch die Erfindung werden die Funktionen der Schmirgelwalze und der Ausbreitwalze
miteinander in einer einzigen Vorrichtung kombiniert. Die Schmirgelfunktion ist in
die Ausbreitfunktion, die Ausbreitfunktion in die Schmirgelfunktion integriert. Das
hat zur Folge, daß die Schmirgelfunktion, die nach dem Stand der Technik das Einspringen
und die Faltenbildung in Textilbahn zur Folge hat, zugleich ein Ausbreiten bewirkt,
so daß die Einsprungwirkung der Schmirgelfunktion durch die Ausbreitwirkung der Ausrollfunktion
kompensiert wird. Mit einer erfindungsgemäßen Schmirgelwalze können daher auch elastische
Textilbahnen geschmirgelt werden, ohne daß eine Streifenbildung auftritt. Selbstverständlich
können mit der erfindungsgemäßen Schmirgelwalze auch Textilbahnen behandelt werden,
die nicht elastisch sind. Bei diesen Bahnen würde der Ausbreiteffekt keine negative
Wirkung haben.
[0011] Gemäß weiterer Erfindung bestehen die Schmirgelelemente aus sich - mit relativ großem
Abstand von Reihe zu Reihe - gewindeartig von der Walzenmitte aus mit gegenläufiger
Steigung zu den Walzenenden erstreckenden Reihen von Schmirgelborsten. Alternativ
kann es aber noch vorteilhafter sein, die sich von der Walzenmitte mit gegenläufiger
Steigung zu den Walzenenden gewindeartig erstreckenden Schmirgelelemente aus Schmirgelpapier
oder dergleichen herzustellen, wobei einzelne Schmirgelpapier-Stücke zu verwenden
sind, die schuppenartig übereinanderliegend anzuordnen sind. Diese "Schuppen" werden
vorzugsweise nur an einer Kante auf der Walzenoberfläche befestigt. Die Linien dieser
Befestigungskanten erstrecken sich dann erfindungsgemäß gewindeartig mit gegenläufiger
Steigung von der Walzenmitte zu den Walzenenden.
[0012] Die beschriebenen Schuppen können praktisch beliebige Form besitzen. Bevorzugt wird
eine Form, in der die freien Kanten der Schuppen bei der Rotation der Walze nicht
in die zu behandelnde Stoffbahn bzw. deren Flor einschneiden können. Diese freien
Kanten sollen also - gesehen in Walzendrehrichtung - hinter der Befestigungskante
der einzelnen Schuppe irgendwie konisch in gerader oder gebogener Linie zusammenlaufen
oder sich höchstens bis zu einer (in Anspruch 4 definierten) Ebene senkrecht zur Walzenachse
erstrecken. In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel werden die Schuppen als Dreiecke
mit geraden Kanten ausgebildet. Vorzugsweise kann es sich um gleichschenklige Dreiecke
handeln; der Basiswinkel des gleichschenkligen Dreiecks und die Neigung der gewindeartigen
Befestigungslinie der Schmirgelsegmente sollen also zusammen 90° nicht übersteigen.
[0013] Anhand der schematischen Darstellung von Ausführungsbeispielen werden Einzelheiten
der Erfindung erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine mit Schmirgelborsten besetzte Schmirgelwalze, wobei sich die Borsten in Wendel-Reihen
mit von der Walzenmitte aus gegenläufiger Steigung zu den Walzenenden hin erstrecken;
- Fig. 2
- eine Schmirgelwalze mit schuppenartigen Schmirgelelementen, die auf dem Walzenumfang
an gewindeartigen Linien (Wendellinien) befestigt sind, wobei die gewindeartigen Linien
von der Walzenmitte mit gegenläufiger Steigung zu den Walzenenden zustreben;
- Fig. 3
- einen Schnitt längs der Linie III-III von Fig. 2; und
- Fig. 4
- eine der in Fig. 2 auf der Walze dargestellten schuppenartigen Schmirgelelemente.
[0014] In Fig. 1 und 2 wird eine insgesamt mit 1 bezeichnete Schmirgelwalze dargestellt,
die um eine Achse 2 rotierbar ist. Über die Oberfläche 3 der Schmirgelwalze 1 wird
eine (nicht gezeichnete) Textilbahn gezogen. Auf der Oberfläche 3 der Schmirgelwalze
1 werden erfindungsgemäß Schmirgelelemente, z.B. Schmirgelborstenbündel 4 (Fig. 1)
oder Schmirgelschuppen 5 (Fig. 2) in gewindeartig sich von der Walzenmitte 6 aus mit
gegenläufiger Steigung zu den Walzenenden 7 hin erstreckenden Reihen 8 positioniert.
Diese Wendelreihen oder gewindeartigen Reihen 8 können in der Zeichenebene als Geraden
dargestellt werden, da sie sich mit einer Steigung alpha (bzw. 180° - alpha) in Bezug
auf die Achse 2 erstrecken. Die Drehrichtung 9 der Schmirgelwalze 1 wird bei Betrieb
so gewählt, daß eine über die Oberfläche 3 gezogene Stoffbahn von der Walzenmitte
6 aus in Richtung auf die Walzenenden 7 wie bei einer Ausrollvorrichtung ausgebreitet
wird.
[0015] In dem Ausführungsbeispiel nach Fig. 1 werden die Borstenbündel 4 innerhalb der Reihen
relativ eng zusammengesetzt, die Reihen selbst besitzen aber einen so großen Abstand,
daß sie bei der Bearbeitung die Wirkung der gewindeartigen Rillen bzw. Wendelrillen
von Ausrollvorrichtungen auf die Stoffbahn ausüben können.
[0016] Im Ausführungsbeispiel nach Fig. 2 werden einzelne, z.B. als gleichseitiges Dreieck
nach Fig. 4 ausgebildete, Schmirgelelemente bzw. Schuppen 5 mit ihrer Befestigungskante
10 parallel zu den Wendellinien bzw. Reihen 8 auf der Walzenoberfläche 3 fixiert.
Das Fixieren erfolgt wie bei den Schuppen eines Fisches, so daß das freie Ende der
einzelnen Schuppe 5 auf der Befestigungslinie einer anderen Schuppe liegt. Lediglich
der Deutlichkeit halber werden in der Zeichnung Reihen von schwarzen und weißen Schuppen
abwechselnd dargestellt. In Wirklichkeit können die schwarzen und weißen Schuppen
5 identisch sein. Die Schuppen 5 liegen also übereinander wie die Schuppen eines Fisches
oder die Federn eines Vogels, wie das im Schnitt nach Fig. 3 als Beispiel dargestellt
wird.
[0017] Grundsätzlich können die Schuppen 5 praktisch jede beliebige Form haben. Es hat sich
jedoch in der Praxis als vorteilhaft erwiesen, wenn die freien Kanten 11 und 12 der
Schuppen 5 nach dem Fixieren ihrer Befestigungslinie 10 auf der Oberfläche so liegen,
daß sie beim Bearbeiten der Textilbahn nicht gewissermaßen in den Flor bzw. die zu
bearbeitende Oberfläche einschneiden können. Es soll daher möglichst keine Kante 11
oder 12 geben, die aus der Fläche der einzelnen Schuppe heraus über eine senkrecht
zur Achse 2 verlaufende Ebene 13 (durch eine (gesehen in Richtung 9) Vorderkante 14
der Linie 10) hinausgeht. Die Neigung der Reihe 8 in Bezug auf die Ebene 13 darf daher
zusammen mit dem Basiswinkel β der relevanten freien Kante 11 der Schuppen 5 nicht
mehr als 90° betragen.
Bezugszeichenliste
[0018]
- 1
- = Schmirgelwalze
- 2
- = Achse
- 3
- = Oberfläche (1)
- 4
- = Borsten
- 5
- = Schuppen
- 6
- = Walzenmitte
- 7
- = Walzenende
- 8
- = Gewinde-Reihen
- 9
- = Drehrichtung
- 10
- = Befestigungslinie (5)
- 11, 12
- = freie Kante (5)
- 13
- = Ebene (senkrecht zu 2)
- 14
- = Basiswinkel
1. Schmirgelmaschine mit einer mit Schmirgelsegmenten (4, 5) besetzten Schmirgelwalze
(1), die dazu dient, eine unter Spannung vorbeigeführte, textile Stoffbahn unter Wischkontakt
der Oberfläche mit den Schmirgelsegmenten zu bearbeiten,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schmirgelsegmente längs Wendel-Reihen (8) auf der Oberfläche der Schmirgelwalze
(1) fixiert sind, die sich gewindeartig von der Walzenmitte (6) mit gegenläufiger
Steigung zu den Walzenenden (7) erstrecken.
2. Schmirgelwalze nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß längs der gewindeartigen Reihen (8) Borstenbündel (4) in der Oberfläche (3) fixiert
sind, wobei die Abstände benachbarter Borstenbündel von zwei Reihen groß gegen die
Abstände benachbarter Borstenbündel innerhalb einer Reihe sind.
3. Schmirgelwalze nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß längs der gewindeartigen Reihen (8) auf der Oberfläche (3) Schmirgelsegmente in
Form von Schuppen (5) aus Schmirgelpapier oder dergleichen fixiert sind, wobei sich
die Schuppen (5) wie die Schuppen eines Fisches überlappen und die Oberfläche (3)
im wesentlichen vollständig überdecken.
4. Schmirgelwalze nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schuppen (5), die an einer Befestigungslinie (10) längs der Reihen (8) auf
der Oberfläche (3) fixiert sind, dreieckig sind und daß keine der freien Kanten (11,
12) einer Schuppe (5) in Drehrichtung der Walze (9) über die zuerst mit der Textilbahn
in Berührung kommende Schuppenkante (14) in Richtung Walzenende (7) hinausragt.