[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Herstellung von langen, stabartigen,
schlaffen oder vorgespannten Stahlbeton-Fertigteilen, bestehend aus einer Schalung
mit Schalhaut und einem diese abstützenden Skelett aus Stahlprofilen, an dem Außenrüttler
zur Verdichtung des Betons installiert sind, wobei die gesamte Schalung auf schwingungsdämpfenden
Elementen gelagert und ein starker Längsträger starr mit der Schalung verbunden ist.
[0002] Bei der Produktion von Betonfertigteilen kommt der Verdichtung des Betons große Bedeutung
zu, da nur so die erforderliche Festigkeit erreicht werden kann. Die Verdichtungsenergie
wird mittels von Rüttlern in dem Beton eingebracht, wobei zwischen Innen- und Außenrüttlern
unterschieden wird. Die Innenrüttler werden direkt in den Beton eingebracht und übertragen
die mechanischen Schwingungen über ihren Außenmantel an den Beton. Für die Herstellung
von Betonfertigteilen sind Innenrüttler aus betonier-technischen sowie aus Kostengründen
nicht geeignet. Hier kommen Außenrüttler zum Einsatz.
[0003] Nach dem Stand der Technik werden bei der Herstellung von Stahlbeton-Fertigteilen
der eingangs genannten Art hochfrequente Kreisrüttler eingesetzt, die an dem Stahlprofilskelett
der Schalung an allen Längsseitenwänden montiert sind. Eine derartige Schalung ist
beispielsweise aus DE-Gbm 76 04 427 bekannt. Von dem Stahlprofilskelett werden die
generierten Schwingungen auf die Stahlhaut übertragen und von dort auf den zu verdichtenden
Beton. Mit Hilfe von elektronischen Frequenzumrichtern kann jede beliebige Rüttelfrequenz
erzeugt werden, so daß jede Schalung auf die für sie günstigste Rüttelfrequenz einstellbar
ist, um ein optimales Verdichtungsergebnis zu erzielen.
[0004] Üblich sind Rüttelfrequenzen zwischen ca. 70 bis 100 Hz, wobei die Wegamplituden
der generierten Schwingungen zwischen ca. 0,8 bis 0,4 mm liegen, setzt man eine Beschleunigung
von 8 g voraus, die im Mittel auf der Schalhaut generiert werden muß. Niedrigeren
Frequenzen sind stahlbautechnische Grenzen gesetzt, da z. B. die Wegamplitude, d.h.
die Verformung der Schalhaut, bei 50 Hz Rüttelfrequenz 1,6 mm beträgt.
[0005] Mit Kreisrüttlern können gute bis sehr gute Verdichtungsergebnisse erreicht werden.
Nachteilig ist jedoch die zu hohe von der deformierten Schalhaut und den deformierten
Stahlprofilen des Skeletts ausgehende Lärmemission. Die Werte liegen über 100 dB (A)
und sind damit für das Bedienungspersonal gesundheitsgefährdend.
[0006] Aus dem Stand der Technik sind Vorrichtungen bekannt, mit denen der Beton bei einer
Lärmemission ≤ 90 dB (A), also relativ leise, verdichtet werden kann (Guntram Zanker:
"Moderne Rütteltechnik im Betonfertigteilwerk - dargestellt am Beispiel Werk Mayreder/Elster",
Betonwerk + Fertigteil-Technik BFT, Heft 12/1993, Bauverlag GmbH, Wiesbaden). Hier
kommen Pendelrüttler zum Einsatz, die an ihren Befestigungsplatten fast ausschließlich
Zug- und Druckkräfte, und nur in einem sehr geringen Maße senkrecht dazu gerichtete
Kräfte abgeben. Bei den bekannten Vorrichtungen handelt es sich um Plattenumlaufanlagen
sowie um Kipptische. Diesen Vorrichtungen ist gemeinsam, daß die Pendelrüttler nicht
direkt an der Schalung befestigt sind, sondern an Rahmen, auf die die Schalung aufgestellt
ist. Die Pendelrüttler sind dabei sowohl an einer Quer- als auch an einer Längsseite
der Rahmen angeordnet, wodurch diese bei in Betrieb befindlichen Rüttlern eine Taumelbewegung
vollführen. Da bei den genannten Systemen die Schalhaut nicht mehr deformiert wird,
ist es möglich, eine verdichtungsgerechte Beschleunigung bei großen Wegamplituden
und geringen Rüttelfrequenzen zu erreichen. Eine Übertragung dieser Technik auf eine
gattungsgemäße Vorrichtung ist aufgrund der völlig unterschiedlichen Abmessungen nicht
möglich.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, auch für eine gattungsgemäße Vorrichtung
zur Herstellung von langen, stabartigen, schlaffen oder vorgespannten Stahlbeton-Fertigteilen
eine Lösung zur Verfügung zu stellen, die es gestattet, den Beton bei einer Lärmemission
von ca. ≤ 90 dB (A) zu verdichten.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mittels einer gattungsgemäßen Vorrichtung dadurch
gelöst, daß an einer der Längsseiten des Längsträgers Pendelrüttler mit horizontal
ausgerichteten und zur Zwangssynchronisation miteinander gekoppelten Rotorwellen befestigt
sind.
[0009] Diese Lösung weicht von der bisher bekannten Betonverdichtungstechnik unter Verwendung
von Pendelrüttlern dahingehend ab, daß nur noch an einer Seite der Schalung Pendelrüttler
vorgesehen sind. Es hat sich überraschenderweise herausgestellt, daß allein schon
durch die Anordnung von horizontal ausgerichteten Pendelrüttlern auf einer der Längsseiten
der Schalung ein verdichtungsgerechtes Ergebnis erzielt werden kann. Dieses Resultat
ist darauf zurückzuführen, daß die Pendelrüttler neben den großen Zugund Druckkräften
quer zur Schalung auch, im Betrag geringfügige, vertikale Kraftvektoren generieren.
[0010] Über den starr mit der Schalung verbundenen starken Längsträger übertragen die in
ihrem Umlauf durch die Kopplung der Rotorwellen synchronisierten Pendelrüttler ihre
gerichteten Kräfte an die gesamte Schalung. Diese schwingt dadurch bei niedriger Rüttelfrequenz
mit einer relativ langen Wegamplitude. Die für die Schwingbewegung erforderliche Zentrifugalkraft
wird über die Rüttlergröße bzw. verstellbare Wuchtgewichte bestimmt, während über
Frequenzumrichter die optimale Rüttelfrequenz einstellbar ist.
[0011] Die erfindung wird nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
In der dazugehörigen Zeichnunge zeigt in schematischer Weise:
- Fig. 1
- eine Seitenansicht einer π-Schalung zur Herstellung von schlaffen oder vorgespannten
Stahlbetondecken,
- Fig. 2
- eine Draufsicht auf die Schalung gemäß Fig. 1,
- Fig. 3
- eine Seitenansicht einer T-Binderschalung und
- Fig. 4
- eine Seitenansicht einer I-Binderschalung.
[0012] Die in den Figuren 1 und 2 gezeigte π-Schalung hat eine Länge von bis zu ca. 72 m
und besteht aus einzelnen ca. 12 m langen Schüssen, von denen in Fig. 2 ein Schuß
1 dargestellt ist. Die einzelnen Schüsse sind starr miteinander zur langen Schalung
verbunden.
[0013] Die π-Schalung setzt sich aus zwei Innenschalungen 2, 3 und aus zwei Außenschalungen
4, 5 zusammen. Diese bestehen aus vertikalen und horizontalen Aussteifungen 9, 10,
welche die nicht weiter dargestellte Schalhaut aus Stahlblech abstützen. Die Innenschalungen
2, 3 und die Außenschalungen 4, 5 sind weiterhin jeweils durch die Aussteifungen 9,
10 verbindende Längs- und Querträger so verstärkt, daß sich eine biege- und verwindungssteife,
robuste Konstruktion ergibt.
[0014] Die Innenschalung 2 ist ortsfest mit Querträgern 6 verbunden, auf denen die gesamte
Schalung ruht. Die anderen Schalungsbaugruppen 3, 4, 5 sind auf den Querträgern 6
verfahrbar, wobei Gleitschuhe ein Abheben und Verschieben in Längsrichtung verhindern.
In Fig. 1 ist die Außenschalung 5 mit Strichlinien in einer gegenüber der mit Vollinien
dargestellten Arbeitsposition nach außen verfahrenen Position dargestellt.
[0015] Das Verfahren der Innenschalung 3 und der beiden Außenschalungen 4, 5 ist für eine
Veränderung des Querschnitts und für das Ein- und Ausschalen erforderlich. Diese Vorgänge
werden mit doppelt wirkenden Hydraulikzylindern 7 bewerkstelligt, wobei die Zylinder
so ausgelegt sind, daß sie die beim Betonieren und Verdichten auftretenden Horizontalkräfte
aufnehmen können. Es sei hier erwähnt, daß anstelle der Innenschalung 2 natürlich
auch die Innenschalung 3 oder eine der beiden Außenschalungen 4, 5 ortsfest mit den
Querträgern 6 verbunden sein kann.
[0016] Zwischen den beiden Innenschalungen 2, 3 ist ein Paßstück 11 eingefügt, mit dem der
Abstand der Stege der π-Decke verändert werden kann. Die dadurch in der Schalhaut
vorhandenen Fugen sind betondicht. Die Steghöhe und -breite der π-Decke wird durch
Stegböden 8 bestimmt, die jeweils zwischen den Außen- und Innenschalungen 4, 2 bzw.
5, 3 vorgesehen sind. Diese Stegböden 8 sind in aller Regel an den Innenschalungen
2, 3 befestigt.
[0017] Je Innenschalung 2, 3 und je Außenschalung 4, 5 ist ein starker Längsträger 12 in
Form eines Kastenprofils vorgesehen, der sich über die gesamte Schalungslänge erstreckt
und jeweils mit den vertikalen Aussteifungen 9 verschweißt ist. Am Längsträger 12
der Innenschalung 2 sind je Schuß 1 im Abstand voneinander drei Pendelrüttler 13 "System
Losenhausen" der Firma Knauer Engineering GmbH Industrieanlagen & Co., D-82538 Geretsried,
angeordnet, deren Befestigungsplatten mit dem Längsträger 12 verschweißt sind. An
den Krafteinleitungsstellen der Pendelrüttler 13 ist der Längsträger 12 zusätzlich
versteift.
[0018] Aus Fig. 2 ist ersichtlich, daß die Rotorwellen der drei Pendelrüttler 13 über Verbindungswellen
14 mechanisch gekoppelt sind, so daß die Pendelrüttler 13 zwangssynchronisiert umlaufen.
Dadurch kann die große Masse der mit Beton gefüllten π-Schalung in mechanische Schwingungen
mit großen Wegamplituden versetzt werden. Elektronische Frequenzumrichter sorgen dafür,
daß die relativ großen Exzentermassen der Pendelrüttler "weich" angefahren werden
können und die erforderliche Rüttelfrequenz generiert wird. In Fertigungsversuchen
ist zum Beispiel eine Rüttelfrequenz von 17,5 Hz bei einer Wegamplitude von 3 bis
4 mm gefahren worden, was zu einer Beschleunigungsamplitude bis zu 5 g führt.
[0019] Im Ausführungsbeispiel gemäß den Figuren 1 und 2 sind die Pendelrüttler 13 an den
Längsträger 12 der ortsfesten Innenschalung 2 befestigt. Das hat zum einen den Vorteil,
daß der Längsträger 12 noch zusätzlich mit den Querträgern 6 verschweißt werden kann
und zum anderen, daß der Rüttlerkrafteintrag, auf den Querschnitt der π-schalung bezogen,
relativ zentral erfolgt. Natürlich können die Pendelrüttler 13 auch am Längsträger
12 der Innenschalung 3 bzw. der Außenschalungen 4, 5 befestigt werden. Eine Anordnung
der Pendelrüttler 13 an den Außenschalungen 4, 5 hätte den Vorteil einer besseren
Zugänglichkeit zu den Pendelrüttlern 13 für Wartungs- und Reparaturarbeiten.
[0020] Die Querträger 6 stützen sich über Schwingmetalle 15 am Hallenboden ab, wobei je
Querträger 6 drei Schwingmetalle 15 vorgesehen sind. Die Schwingmetalle 15 sind so
ausgerichtet, daß sie die Belastung aus dem Eigengewicht der Schalung und dem Frischbetongewicht,
insbesondere aber die durch die Pendelrüttler 13 generierten großen Wegamplituden
aufnehmen können.
[0021] Die in Fig. 3 gezeigte T-Binderschalung ruht auf Querträgern 6 und besteht aus zwei
Schalungshälften 23, wobei auf der linken Bildhälfte ein T-Binder mit kurzem Steg
und auf der rechten Bildhälfte ein T-Binder mit einem langen Steg dargestellt ist.
[0022] Am unteren Ende der Schalungshälften 23 sind starke U-Längs-profile 16 vorgesehen,
die auf Schlitten 17 angeordnet sind. Diese Schlitten 17 sind auf den Querträgern
6 verfahrbar. Zu ihrer Betätigung sind doppelt wirkende, nicht dargestellte Hydraulikzylinder
vorgesehen. Auf den Schlitten 17 sind weiterhin Lagerstellen 18 für Streben 19 angeordnet,
die die Schalungshälften 23 über vertikale Aussteifungen 20 abstützen. Insoweit unterscheidet
sich die T-Binderschalung nicht vom Stand der Technik.
[0023] Zur Realisierung der vorliegenden Erfindung ist auf das U-Längsprofil 16 der rechten
Schalungshälfte 23 ein starker Längsträger 12 in Form eines Kastenprofils aufgelegt,
der mit diesem sowie den vertikalen Aussteifungen 20 verschweißt ist. An diesen Längsträger
12 sind, wie auch beim vorherigen Ausführungsbeispiel, im Abstand voneinander Pendelrüttler
13 mit zwangssynchronisierten, horizontal liegenden Rotorwellen angeordnet. An den
Krafteinleitungsstellen der Pendelrüttler 13 ist der Träger 12 versteift.
[0024] Es versteht sich von selbst, daß die Schwingmetalle 15 auch bei diesem Ausführungsbeispiel
für die großen Wegamplituden der Schwingung ausgelegt sind.
[0025] Die in Fig. 4 dargestellte I-Binderschalung entspricht, abgesehen von der erfindungsgemäßen
Pendelrüttleranordnung, dem Stand der Technik. Dieses Ausführungsbeispiel soll klarstellen,
daß Binderschalungen nicht mit speziellen Längsträgern wie in den vorhergehenden beiden
Beispielen ausgestattet werden müssen, wenn sie schon von Hause aus starke, für die
Anbringung von Pendelrüttlern 13 geeignete Längsprofile 21 aufweisen. In Fig. 4 ist
das Längsprofil 21 an den Befestigungsstellen der Pendelrüttler 13 lediglich durch
Platten 22 versteift.