[0001] Die Erfindung betrifft eine Hochspannungswicklung aus Scheibenspulen für Transformatoren
und Drosseln hoher Spannungen, bei der zumindest am Hochspannungseingang der Wicklung
in einigen Scheiben die Leiter miteinander verschachtelt sind.
Stand der Technik
[0002] Herkömmliche Scheibenspulenwicklungen besitzen Ölkanäle
- in radialer Richtung zwischen den Scheiben und
- in axialer Richtung an den beiden Mantelflächen sowie bei dem Überschreiten einer
bestimmten radialen Breite auch nach mehreren radial übereinander gewickelten Leitern.
[0003] Durch die radialen Ölkanäle zwischen den Scheiben besitzen derartige Wicklungen,
bei denen die Windungen innerhalb einer Scheibe in fortlaufender Reihenfolge unmittelbar
radial nebeneinander liegen, eine geringe Längskapazität, wodurch insbesondere die
Blitzspannungsbeanspruchung im Bereich des Hochspannungseinganges der Wicklungen sehr
ungünstig beeinflußt wird. Weiter schwingen diese Wicklungen insbesondere bei kleinen
Windungszahlen pro Scheibe und geerdetem Wickungsende gegen Erde bis zum 1,5 fachen
der am Wicklungseingang angelegten Blitzspannungswelle auf. Für diese Spannungen müssen
die Wicklungsmantelflächen und die Abstände der Wicklungen gegen Erde, wie zum Kessel
und anderen radial benachbart liegenden, bei der Blitzspannungsprüfung geerdeten Wicklungen,
ausgelegt werden.
[0004] Desweiteren treten insbesondere am Wicklungseingang sehr große Blitzspannungsbeanspruchungen
zwischen den axial übereinander angeordneten Wicklungsscheiben auf Diese großen elektrischen
Beanspruchungen sind nur zu beherrschen, in dem
- die einzelnen Lieter in den Eingangsscheiben stärker isoliert
- die radialen Ölkanäle verbreitert oder
- die Eingangsscheiben mit Isolierpapier umbandelt (keine axialen Ölkanäle innerhalb
der Scheiben möglich)
werden.
[0005] Auch ist es bekannt, die Scheiben am Wicklungseingang in besonderer Art und Weise
zusammenzuschalten, d.h zu verschachteln, um die großen Blitzspannungsbeanspruchungen
abzusenken. Hierzu sind verschiedene Patentschriften bekannt, z.B. die DE-AS 1221
352. (DPK: 21 d
2,49) Ein besonderer Vorteil dieser Wicklungen besteht in ihrer Herstellung und weiteren
Bearbeitung. So sind sie durch das gestürzte Wickeln der Scheiben (nach Patent DR-PS
451 755, DPK:21d
2,49) und durch den vorteilhaften Einsatz von Preßspanformteilen an ihren zu den Jochen
zeigenden Enden sehr produktiv herstellbar.
[0006] Eine weitere Verbesserung der Blitzspannungsbeanspruchung an diesen Wicklungen wird
dadurch erreicht, indem
- die radialen Ölkanäle zwischen den Scheiben entfallen, so daß die benachbarten Scheiben
unmittelbar nebeneinander liegen und
- die Wicklung nur durch axial verlaufende Ölkanäle gekühlt wird.
[0007] Damit wird der prinzipielle Aufbau der Scheibenspulenwicklung beibehalten, die Wicklung
aber wie eine Lagenwicklung gekühlt.
[0008] Durch die enge kapazitive Kopplung der Scheiben zueinander wird die Längskapazität
der Wicklung vergrößert, was zu einer wesentlichen Verringerung der Blitzspannungsbeanspruchung
- gegen Erde und
- zwischen den Scheiben führt.
[0009] Eine weitere Verringerung der Blitzspannungsbeanspruchung am Wicklungseingang derartiger
Wicklungen wird nach dem Europapatent Ø37Ø 574,IPK:HO1F,27/32 erreicht. Hierbei ist
nachteilig, daß die Rückverbindungen zwischen den Scheiben durch Verlöten der Leiter
hergestellt werden müssen. Dieses ist bei den vornehmlich aus Drilleitern hergestellten
Wicklungen sehr aufwendig da die einzelnen Leiter der Drilleiter miteinander verbunden
werden müssen.
[0010] Ein weiterer Nachteil der bekannten Wicklungsausführungen ist, daß bei Blitzspannungsprüfungen
mit abgeschnittener Welle im Eingangsgebiet der Wicklung zwischen den Scheiben wesentlich
größere Spannungen als bei Prüfungen mit Vollwelle auftreten. Die übliche Verstärkung
der Leiterisolation mit Isolierpapier führt in diesem Falle zur Abstandsvergrößerung
zwischen den Scheiben, wodurch die die Blitzspannungsverteilung dieser Wicklungsausführung
bestimmende Kapazität verringert wird.
[0011] Damit ist auch die bekannte Umbandelung der blitzspannungsgefährdeten Scheiben mit
Isolierpapier, wie sie bei Scheibenspulenwicklungen mit radialen Ölkanälen eingesetzt
wird, nicht möglich. Auch wurde eine derartige Zusatzisolierung bei Wicklungen ohne
radiale Ölkanäle die für die Wicklungskühlung erforderlichen axialen Ölkanäle verschließen,
so daß diese Art der Zusatzisolierung nicht anwendbar ist.
[0012] Durch die Verringerung der Kapazität zwischen den Scheiben wird die Blitzspannungsbeanspruchung
im Eingangsgebiet der Wicklungen auch auch bei Blitzspannungsprüfungen mit Vollwelle
erhöht, so daß Zusatzisolierungen der Leiter nicht unbedingt zu einer Erhöhung der
Blitzspannungsfestigkeit führen. Damit ist der Einsatzbereich derartiger hochproduktiv
herstellbarer Wicklungen nur bei Transformatoren und Drosselspulen bis zu bestimmten
Reihenspannungen möglich.
Das technische Problem
[0013] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Leiteranordnung am Hochspannungseingang von Wicklungen
mit axial direkt aufeinander gewickelten Scheiben, die fortlaufend miteinander verbunden
sind, zu finden, bei der die Blitzspannungsbeanspruchungen zwischen den Scheiben bei
Prüfungen mit abgeschnittener Blitzspannungswelle in etwa gleicher Größe wie bei Prüfungen
mit Vollwelle liegen und gleichzeitig die Blitzspannungsbeanspruchungen insgesamt
in ihrer Höhe verringert werden.
Lösung des Problems
[0014] Erfindungsgemäß wird dieses dadurch erreicht, indem den direkt axial aufeinandergewickelten
und fortlaufend miteinander verbundenen Scheiben mindestens eine leiterverschachtelte
Doppelscheibe an der Hochspannungseingangseite vorgeschaltet ist, und der Hochspannungseingang
vom räumlichen Wicklungsanfang her in der zweiten Scheibe der ersten und somit leiterverschachtelten
Doppelscheibe liegt und die gewickelten Leiter in der vom räumlichen Wicklungsanfang
her zweiten und dritten Scheibe den gleichen Umlaufsinn und die gewickelten Leiter
der diesen Scheiben unmittelbar axial benachbart liegenden Scheiben eins und vier
den entgegengesetzten Umlaufsinn aufweisen.
[0015] Vorteilhafterweise sind abhängig von der Windungszahl der Scheiben und der Anordnung
der Ölkanäle zwischen den radial übereinander gewickelten Leitern einer Scheibe
- die erste Doppelscheibe leiterverschachtelt und die nachfolgenden Scheiben unverschachtelt
oder
- die ersten beiden Doppelscheiben leiterverschachtelt und die nachfolgenden Scheiben
unverschachtelt
axial aufeinander gewickelt und fortlaufend miteinander verbunden.
[0016] Durch die erfindungsgemäße Anordnung von mindestens einer leiterverschachtelten Doppelscheibe
am Hochspannungseingang der Wicklung und der Anordnung des Hochspannungseinganges
in der zweiten Scheiben der ersten Doppelscheibe und des gleichen Umlaufsinns der
gewickelten Leiter in der vom räumlichen Wicklungsanfang her zweiten und dritten Scheibe
sowie des entgegengesetzten Umlaufsinns der gewickelten Leiter der diesen beiden Scheiben
axial unmittelbar benachbart liegenden Scheiben eins und vier der Wicklung wird erreicht,
daß bei Blitzspannungsprüfungen der Wicklung mit abgeschnittener Welle die Spannungsbeanspruchungen
zwischen den Eingangsscheiben der Wicklung in der gleichen prozentualen Größe oder
kleiner als bei Prüfungen mit Vollwelle sind und außerdem die Spannungsbeanspruchungen
zwischen den Eingangsscheiben der Wicklung sowohl bei Prüfungen mit Voll-als auch
abgeschnittener Blitzspannungswelle wesentlich verringert werden.
[0017] Dadurch ist es möglich, diese Wicklungen auch bei Transformatoren mit großer Reihenspannung
(≥ 245 kV) einzusetzen und bei Transformatoren kleiner Reihenspannungen die Isolierung
zwischen den Eingangsscheiben der Wicklung zu reduzieren.
[0018] Desweiteren wird durch die Erfindung erreicht, daß der Scheibenspulenwicklungen großer
Reihenspannungen die zum Erreichen einer gestuften Längskapazität verschiedenartig
leiterverschachtelten Scheiben am Wicklungseingang von ca. 1/3 der Gesamtscheibenzahl
der Wicklung auf minimal zwei Scheiben reduziert werden können, wodurch der Arbeitsaufwand
zur Herstellung einer Wicklung wesentlich verringert wird.
[0019] Bei geringen Windungszahlen pro Scheibe kann es von Vorteil sein, zur Vergrößerung
der Längskapazität in den leiterverschachtelten Eingangsscheiben der Wicklung die
axialen Leiterbreiten in vorbestimmtem Maße zu vergrößern.
[0020] Dieses kann in vorteilhafter Weise geschehen, indem mindestens zwei Leiter der Wicklung
parallel geschaltet und axial nebeneinander angeordnet werden.
[0021] Damit wird es möglich, bei großen Leistungen und damit großen radialen Leiterbreiten,
bei denen zur Abführung der Warme axiale Ölkanäle nach jeder Windung der Scheibe erforderlich
sind, die notwendigen Teilkapazitäten zwischen den Windungen trotz der Ölkanäle zu
erreichen.
[0022] Besteht die Wicklung aus mindestens zwei parallel geschalteten, in den Scheiben radial
übereinander angeordneten Leitern, so kann die Längskapazität in den verschachtelten
Eingangsscheiben der Wicklung im Bedarfsfall auch durch eine Teilleiterverschachtelung
der parallel geschalteten Leiter erreicht werden.
Ausführungsbeispiel
[0023] Die Erfindung soll nachstehend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.
Die zugehörige Zeichnung zeigt eine Wicklung, bei der die ersten zwei Doppelscheiben
leiterverschachtelt sind.
[0024] Der Hochspannungseingang erfolgt in der zweiten Scheibe I-2 bei Windung 1 der ersten
Doppelscheibe I. Der Durchlauf in dieser Doppelscheibe I geschieht in der eingezeichneten
Weise bis zur Windung 40, worauf der Übergang in die erste Scheibe II-3 der zweiten
Doppelscheibe II erfolgt, also vom räumlichen Wicklungsanfang aus gesehen in die dritte
Scheibe. Der Durchlaufin dieser Doppelscheibe II folgt dem dargestellten Weg bis zur
Windung 80, von der aus der Übergang zur Windung 81 in die normal fortlaufend gewickelten
Doppelscheibenspulen III-V der übrigen Wicklung dargestellt ist.
[0025] Dabei weisen die gewickelten Leiter der Scheiben I-2 und II-3 gleichen Umlaufsinn
auf Der Umlaufsinn der gewickelten Leiter der jeweils axial benachbarten Scheiben
I-1 und II-4 ist hierzu entgegengesetzt.
1. Aus Scheibenspulen bestehende Hochspannungswicklung für Transformatoren und Drosseln
mit verschachtelten Scheiben am Hochspannungseingang, dadurch gekennzeichnet,
- daß dem aus direkt axial aufeinander gewickelten und fortlaufend miteinander verbundenen
Scheiben (III bis V) bestehenden Wicklungsteil am Hochspannungseingang mindestens
eine leiterverschachtelte Doppelscheibe (I;II) vorgeordnet ist,
- daß der Hochspannungseingang vom räumlichen Wicklungsanfang her in der zweiten Scheibe
(I-2)der ersten leiterverschachtelten Doppelscheibe (I) liegt,
- und daß die gewickelten Leiter in der vom räumlichen Wicklungsanfang her zweiten
und dritten Scheibe (I-2;II-3) den gleichen Umlaufsinn und die gewickelten Leiter
der diesen Scheiben unmittelbar axial benachbart liegenden Scheiben eins (I-1) und
vier (II-4) den entgegengesetzten Umlaufsinn aufweisen.
2. Aus Scheibenspulen bestehende Hochspannungswicklung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei mindestens zwei in der Wicklung parallel geschalteten und in den Scheiben
radial übereinander angeordneten Leitern die Leiter in den verschachtelten Scheiben
teilleiterverschachtelt sind.
3. Aus Scheibenspulen bestehende Hochspannungswicklung nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Leiterbreiten im verschachtelten Bereich der Wicklung in vorbestimmtem Maße
in axialer Wicklungsrichtung vergrößert sind.
4. Aus Scheibenspulen bestehende Hochspannungswicklung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
- daß mindestens zwei Leiter gleicher Abmessungen parallel geschaltet und axial nebeneinander
gewickelt sind.