TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren, mit dem die für einen orthopädischen Schuh-Schaft
erforderlichen Einzelteil-Zuschnitte hergestellt werden können. Die Schuh-Schäfte
werden aus mehreren Schafteinzelteilen zusammengesetzt. Die Anzahl und Form der Einzelteil-Zuschnitte
hängt von dem jeweiligen Schuh-Modell und auch davon ab, ob der Schuh mittels Ösen,
Gummizug oder Klettverschluß zusammengehalten und am jeweiligen Fuß festgehalten werden
soll. Bei der Massenproduktion von Schuhen und damit auch von Schuh-Schäften können
gleiche Einzelteil-Zuschnitte in großen Stückzahlen verwendet werden. Anders ist es
bei orthopädisch hergestellten Schuhen. Diese Schuhe sind dem jeweiligen Fuß individuell
angepaßt. Die Schuhe sind in ihrer Form Einzelstücke. Die Einzelteil-Zuschnitte müssen
daher für jeden einzelnen Schuh neu hergestellt werden.
STAND DER TECHNIK
[0002] Es ist bekannt, die Einzelteil-Zuschnitte für orthopädische Schuh-Schäfte per Hand
herzustellen bzw. zu konstruieren. Zunächst wird ein Leisten hergestellt. Von dem
Leisten wird dann eine Leistenkopie hergestellt. Diese Leistenkopie wird beispielsweise
aus einer Folie herausgeschnitten und entspricht größenmäßig dem halben Leisten. Auf
der Leistenkopie werden die für das jeweilige Schaft-Modell typischen Zuschnitt-Kennlinien
eingezeichnet bzw. hineinkonstruiert, und zwar auf Grundlage in der Leistenkopie eingetragener
Markierungspunkte. Solche Markierungspunkte sind Sichtpunkt, Ballenpunkt, Schaftabschlußpunkt,
Abbruchpunkt und ein die Fersenmitte kennzeichnender Punkt. Der Sichtpunkt markiert
von vorne den, von oben auf den Leisten bzw. auf den Fuß gesehen, ersten von oben
sichtbaren Punkt nach dem Anstieg im Zehenbereich. Dieser Punkt kennzeichnet die Stelle,
bis zu der Ziernähte und dergleichen nach vorne verlegt werden können. Der Ballenpunkt
kennzeichnet die breiteste Stelle des Vorderfußes und bestimmt auch den Einschlupfbereich
für einen Schuh. Der Schaftabschlußpunkt kennzeichnet die hintere Höhe des Schaftes
bei Halbschuhmodellen. Der Abbruchpunkt stellt den tatsächlichen hinteren Schaftabschlußpunkt
des Halbschuhmodells dar. Die Fersenmitte schließlich zeigt den höchsten Punkt im
Fersenbereich an.
[0003] In der Regel, zum Beispiel bei Derby-Modellen wird noch die Größe der halben Einschlupfbreite
(Derby-Breite) benötigt. Daher wird die Derby-Breite auf der Leistenkopie vermerkt.
Auch die Schuhgröße stellt einen weiteren Bezugspunkt dar. Die Schuhgröße hat Einfluß
beispielsweise auf die Proportion der Schafteinzelteile, wie z. B. der Ösenteile im
Bereich des Fußrückens. Zusätzliche Bezugspunkte können sich auch ergeben in Abhängigkeit
davon, ob der orthopädische Schuh für einen Hohlfuß oder Senkfuß bestimmt ist, oder
ob ein in weiten Bereichen normaler Fuß vorliegt. Aufgrund dieser Markierungspunkte
und sonstiger Bezugspunkte werden dann die Zuschnitt-Kennlinien in die Leistenkopie
eingetragen. Dabei wird in der Leistenkopie die für das Zusammennähen der Einzelteile
erforderliche Zwickzugabe und die sonstigen aus orthopädischen Gründen erforderlichen
Zugaben zugegeben. Diese Zugaben können durch Auffütterungen bedingt sein, die bei
z. B. verkürzten Füßen oder fehlenden Fußbereichen erforderlich werden.
[0004] Die Zuschnitt-Kennlinien sollen bei einem bestimmten Modell möglichst immer in etwa
gleich aussehen, unabhängig von der jeweiligen orthopädisch bedingten Schuh-Form.
Die Konstruktion der der einzelnen Zuschnitte ist sehr zeitaufwendig.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0005] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein wirtschaftlich günstiges Verfahren zum Herstellen der für einen orthopädischen
Schuh-Schaft erforderlichen Einzelteil-Zuschnitte anzugeben.
[0006] Diese Erfindung ist durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gegeben. Die Erfindung
zeichnet sich dementsprechend durch folgende Verfahrensschritte aus:
[0007] Die schaftabhängigen Zuschnitt-Kennlinien werden durch zwischen verschiedenen Markierungs-
und/oder Bezugspunkten verlaufende mathematische Funktionen erstellt und in einer
elektronischen Datenverarbeitungsanlage (EDV) abgespeichert. Bei verschiedenen Schuh-Modellen
sind dann entsprechend viele Zuschnitt-Kennlinien in der EDV funktionsmäßig erfaßt,
gespeichert und nach Modelltyp abrufbar. Die mathematischen Funktionen hängen dabei
auch von der Lage der Markierungs- und sonstiger Bezugspunkte ab.
[0008] Anschließend kann dann die Umrißlinie der von dem Leisten abgenommene Leistenkopie
in die EDV eingegeben werden. Dabei werden auf der Umrißlinie auch die vorstehend
beschriebenen Markierungspunkte eingegeben.
[0009] Es hat sich herausgestellt, daß diese Leistenkopie gegenüber der Oberfläche des Leistens,
von dem sie abgenommen worden ist, verzogen und dabei insbesondere zu klein vorhanden
sein kann. Es werden daher mehrere Längenmaße (Kontrollmaße) direkt von dem Leisten
abgenommen und die Leistenkopie dementsprechend verzerrt, so daß diese Längenmaße
dann identisch auch auf der neu erstellten Leistenkopie vorhanden sind. Nähere Maßnahmen
dazu sind Gegenstand der weiteren Merkmale des Anspruchs 1.
[0010] In die dann korrigierte, neue Leistenkopie werden die für die Lage der Zuschnitt-Kennlinien
noch erforderlichen weiteren Bezugspunkte datenmäßig eingegeben. Derartige Bezugspunkte
berücksichtigen Zugaben, die fertigungstechnisch erforderlich und/oder zwecks orthopädisch
bedingter Fußkorrekturen wichtig sind.
[0011] Die so ermittelten Zuschnitt-Kennlinien, die die Umrißlinien der Zuschnitte darstellen,
werden dann aufgrund der rechnungsmäßig vorhandenen modell- und größenabhängigen mathematischen
Funktionen durch die EDV automatisch ermittelt. Die einzelnen Zuschnitte können datenmäßig
ausgegeben werden.
[0012] Die Zuschnitte können graphisch auf einem Bildschirm und darüber hinaus auch zeichnerisch
dargestellt bzw. ausgegeben werden. Graphische Darstellungen können dabei den Verlauf
der vom Rechner vorgenommenen Konstruktionsschritte optisch darstellen.
[0013] Die Zuschnitte können nicht nur graphisch dargestellt sondern auch mit Hilfe eines
Schneideplotters aus einem Flachmaterial wie z. B. einem Papiermaterial ausgeschnitten
werden. Zuschnitte können dann unmittelbar auf Oberlederfellen aufgelegt und die einzelnen
Teile eines Schuh-Schaftes ausgeschnitten werden.
[0014] Die insbesondere neue Leistenkopie wird vorteilhafterweise durch Angabe von personenbezogenen
Daten in der EDV abrufbar abgespeichert. Auf dieser Weise ist es möglich, mehrere
Modelle oder zu einem späteren Zeitpunkt einen weiteren Schuh-Schaft auf einfache
Weise dadurch herzustellen, daß ohne weiteren Konstruktionsaufwand die einzelnen Zuschnitte
sofort von der EDV abgerufen und beispielsweise durch einen Schneideplotter aus einer
Papierbahn ausgeschnitten werden können.
[0015] Ähnlich wie die Zuschnitte für den Schuhschaft selber können auch die bei dem Schuh-Schaft
zu verwendenden Futter-Einzelteile rechnerisch ermittel, ggf. graphisch auf einem
Bildschirm dargestellt und von einem Schneideplotter aus einem Flachmaterial wie beispielsweise
Papiermaterial ausgeschnitten werden. Die Futter-Einzelteile basieren umfangsmäßig
und anzahlmäßig auf den Obermaterial-Zuschnitten und können wie die vorstehend beschriebenen
Obermaterial-Zuschnitte in gleicher Weise EDV-mäßig verarbeitet und abgerufen werden.
[0016] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich durch die in den Ansprüchen
ferner angegebenen Merkmale sowie aus dem nachfolgenden Ausführungsbeispiel.
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNG
[0017] Die Erfindung wird im folgenden anhand des in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher beschrieben und erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- die von einem Leisten abgenommene Leistenkopie vor und nach ihrer Korrektur,
- Fig. 2
- die korrigierte, neue Leistenkopie mit ihren Zuschnitt-Kennlinien,
- Fig. 3
- die einzelnen, von einem Schneideplotter ausgeschnittenen Zuschnitt-Formen eines Schuh-Schaftes.
WEGE ZUM AUSFÜHREN DER ERFINDUNG
[0018] Die in Fig. 1 strich-punktiert dargestellte Leistenkopie 10 stellt die Umrißlinie
einer Fläche dar, die dem in Längsrichtung gesehen halben modellierten Leisten eines
Fußes entspricht. Diese Leistenkopie 10 wird per Hand hergestellt. In der Leistenkopie
10 sind fünf Markierungspunkte angegeben: Sichtpunkt 12, Ballenpunkt 14, Schaftabschlußpunkt
16, Abbruchpunkt 18 und Fersenmitte 20. Diese Punkte sind im vorstehenden bereits
erwähnt und stellen bekannte Konstruktionspunkte bei einer Leistenkopie 10 dar.
[0019] Diese Leistenkopie 10 wird in eine elektronische Datenverarbeitungsanlage (EDV) eingelesen.
Im vorliegenden Fall wird dabei die Leistenkopie 10, also die Folie, auf ein Digitalisiertablett
gelegt und umfangsmäßig abgetastet. Zusätzlich werden obige fünf Punkte in die EDV
eingegeben. Die Umrißlinie und damit die Leistenkopie 10 ist dann in digitalisierter
Form in der EDV vorhanden.
[0020] Anschließend wird die Form der Leistenkopie 10 überprüft und ggf. durch eine neue
Leistenkopie 22 ersetzt. Letzteres erfolgt in den Fällen, in denen die Leistenkopie
10 nicht der exakten Oberfläche des Leistens entspricht. Zu der Überprüfung und gegebenenfalls
Korrektur der Leistenkopie 10 und Herstellung einer neuen Leistenkopie 22 wird auf
dem Leisten die tatsächliche Entfernung zwischen der Fersenmitte 20 und der vorderen
unteren Kante 24 ermittelt. Diese Entfernung E1 wird auf der Verlängerung der durch
den Sichtpunkt 12 und Ballenpunkt 14 gehenden Geraden 25 vom Fersenpunkt 20 aus gemessen
abgetragen. Man gelangt so zu einer gegebenenfalls neuen Kante 26.
[0021] Entsprechend wird auch der Sichtpunkt 12 korrigiert. Es wird der Abstand zwischen
der Fersenmitte 20 und dem Sichtpunkt 12 - und zwar unmittelbar auf dem Leisten, längs
der Oberfläche bzw. Außenseite des Leistens abgenommen und diese Entfernung E2 auf
der Geraden 25 abgetragen. Der Sichtpunkt 12 wandert dann gegebenenfalls zum neuen
Sichtpunkt 28.
[0022] Der Ballenpunkt 14 wird nun auf der Geraden 25 so verschoben, daß der Abstand zwischen
Sichtpunkt 12 und Ballenpunkt 14 dem Abstand zwischen dem neuen Sichtpunkt 28 und
dem neuen Ballenpunkt 30 entspricht. Der Abstand zwischen Sichtpunkt und Ballenpunkt
stellt die sogenannte Blattlänge 32 dar. Die Blattlänge ist auf einem Schuh von schräg
oben gut zu erkennen und sollte daher bei dem entsprechenden orthopädischen Schuh
auch in richtiger Länge und Position vorhanden sein.
[0023] Vom Ballenpunkt 30 ausgehend wird dann in Richtung der Blattlinie 33 zum unteren
Bereich 34 der Leistenkopie die größte Ballenbreite abgetragen. Es ergibt sich so
der untere Konstruktionspunkt 36 auf der neuen Leistenkopie 22.
[0024] Der hintere Bereich der Leistenkopie 10 ist mit der neuen Leistenkopie 22 deckungsgleich,
da dort mit materialbedingten Verzerrungen der aus Folienmaterial hergestellten Leistenkopie
nicht zu rechnen ist.
[0025] Die neue Leistenkopie 22 ist in Fig. 2 durchgezogen dargestellt. Die oben genannten
fünf Markierungspunkte, nämlich Sichtpunkt 28, Ballenpunkt 30, Schaftabschlußpunkt
16, Abbruchpunkt 18 und Fersenmitte 20 sind eingetragen.Außerdem ist die Kante 26
und der unterhalb der Fersenmitte 20 vorhandene Fußpunkt 40 ersichtlich. Auch der
untere Konstruktionspunkt 36 ist dargestellt.
[0026] Der untere Bereich 34 der Leistenkopie 22 wird nun um einen Streifenbereich 42 vergrößert.
Dieser Bereich 42 resultiert aus einer Zwickzugabe und ggf. aus einer beispielsweise
aus Kork später herzustellenden Zwischensohle. Im vorliegenden Fall ist keine Korkzwischensohle
erforderlich und daher auch keine entsprechende Zugabe vorgesehen. Die Zwickzugabe
ist zum Zusammennähen des späteren, ausgeschnittenen Schaftmaterials wie beispielsweise
Ledermaterials erforderlich. Die Kurve 44 der den Bereich 42 unten begrenzenden Umrißlinie
ist dem Kurvenverlauf des unteren Bereiches 34 angepaßt und gleicht die dort vorhandene
Kurvenkrümmung 46 durch eine geringere Kurvenkrümmung 48 aus.
[0027] Im hinteren Fersenbereich endet die Kurve 44 in einem Punkt 50. Dieser Punkt liegt
einmal auf der nach unten sich erstreckenden, tangentialen Verlängerung der Fersenkurve
52 im Fußpunkt 40. Der Abstand vom Punkt 40 entspricht der Zwickzugabe an dieser Stelle.
[0028] Im vorliegenden Fall handelt es sich um ein Derby-Modell. Der auf der Geraden zwischen
dem Ballenpunkt 30 und dem Punkt 36 ersichtliche Derby-Punkt 58 ist vom Ballenpunkt
30 um das Maß der Derby-Breite entfernt. Die Derby-Breite entspricht dabei der halben
Einschlupfbreite bei derartigen Derby-Modellen.
[0029] Von dem Derbypunkt 58 aus wird durch einen in die EDV eingegebenen Entfernungswert
der Punkt 60 ermittelt. Aufgrund von bekannten Konstruktionshilfslinien wird dann
der modellabhängige obere Konstruktionspunkt 62 (vorderer Schaftabschluß) im oberen
Kurvenbereich 64 der Leistenkopie 22 EDV-mäßig ermittelt. Anschließend können dann
von der EDV der obere Derby-Bogen 70 rechnerisch ermittelt und in die Leistenkopie
22 graphisch eingetragen werden. Der im Bereich der unteren Kurvenkrümmung 48 vorhandene
Konstruktionspunkt 74 stellt das untere Ende des vom Konstruktionspunkt 60 nach unten
gehenden unteren Derby-Bogens 76 dar. Auch ein zwischen dem oberen Punkt 62 und dem
Schaftabschlußpunkt 16 verlaufender Knöchelbogen 80 wird EDV-mäßig errechnet und graphisch
dargestellt.
[0030] Parallel zur Fersenkurve 52, die zwischen dem unteren Punkt 50 und dem Abbruchpunkt
18 verläuft, wird EDV-mäßig eine Kurve 84 ermittelt. Der Abstand zwischen den Kurven
52 und 84 stellt die Breite des halben Hinterriemens 88 (Fig. 3) dar.
[0031] Die in Fig. 2 gestrichelt dargestellten Kennlinien finden sich bei den einzelnen
Zuschnitten in Fig. 3 wieder. Längs dieser gestrichelt dargestellter Linien , ggf.
unter Berücksichtigung von Nahtzugaben, werden die einzelnen Teile aus einer Papierbahn
ausgeschnitten. Es entsteht so z. B. der Hinterriemen 88 durch Verdoppelung des in
Fig. 2 zwischen den Kurven 84 und 52 vorhandenen Streifens, ferner ein vorderes Teil
90, ein Seitenteil 92, ein Zungenteil 94 und ein Futterteil 96. Das Seitenteil 92
wird zwei mal benötigt und kann durch Umklappen zwei mal benutzt werden.
[0032] Das vordere Teil 90 ist durch Spiegeln aus dem entsprechenden vorderen Teil 90 a
der Leistenkopie 22 entstanden. Die bei dem vorderen Teil 90 vorhandenen oberen und
unteren Lappen 102, 104 entsprechen jeweils dem unterhalb des unteren DerbyBogens
76 und der unteren Kurvenkrümmung 48 vorhandenen Flächenbereiches. Dieser aus der
Leistenkopie 22 ersichtliche Flächenbereich 104 a wird nicht durch die Außenlinie
106 der beiden Lappen 102 bzw. 104, sondern durch die zurückgesetzte Ausschneidlinie
100 innerhalb dieser beiden Lappen 102, 104 begrenzt. Die Ausschneidlinie 100 stellt
den Kurvenverlauf des unteren Derby-Bogens 76 dar. Der Flächenbereich zwischen der
Ausschneidlinie 100 und der Außenlinie 106 beinhaltet eine Zugabe 108. Diese Zugabe
108 ist erforderlich, um beispielsweise ein anderes Teil wie das Seitenteil 92 an
dem vorderen Teil 90 annähen zu können. Aus diesem Grund besitzt auch das Seitenteil
92 eine entsprechende Zugabe 110, im Bereich des in Fig. 3 linken sowie oberen Randes.
Diese Zugabe 110 ist zwischen der Außenlinie 112 und einer Ausschneidlinie 114 planmäßig
vorgegeben. Die Ausschneidlinie 114 begrenzt den in der Leistenkopie 22 ersichtlichen
Flächenbereich 116.
[0033] In entsprechender Weise besitzt das Zungenteil 94 eine seitliche Zugabe 118 in seinem
in Fig. 3 linken Endbereich, mit der es im mittleren Bereich 122 des vorderen Teils
90 angenäht werden kann.
[0034] Im Seitenteil 92 sind vier Punkte 124 markiert, die Orte von Ösen oder dgl. Verschlußhilfen
kenntlich machen.
[0035] Innerhalb der Ausschneidlinie 114 ist im Seitenteil 92 eine strich-punktierte Markierungslinie
130 EDV-mäßig ausgedruckt vorhanden. Diese Markierungslinie 130 stellt den Linienverlauf
einer Ziernaht dar. Durch Abrädeln bzw. Durchdrücken längs der Markierunglinie 130
kann dann der Linienverlauf dieser Ziernaht auf einem beispielsweise Ledermaterial
angegeben werden.
[0036] Das Futterteil 96, das ähnlich wie das Seitenteil 92 zwei mal bei einem Schaft vorhanden
ist, und zwar auf der Innenseite und auf der Außenseite des betreffenden Schaftes,
ist der Umrißlinie und der Form der Seitenteile 92 und des vorderen Teils 90 entsprechend
angepaßt.
[0037] Die Ausschneidlinien, die in den in Fig. 3 dargestellten Teilen gestrichelt dargestellt
sind, stellen etwa 1 mm breite und mehrere mm lange Ausschnitte dar, die perforationsmäßig
hintereinander angeordnet sind. In diesen Ausschneidlinien können dann mit Hilfe eines
Markierungsstiftes wie beispielsweise eines Bleistiftes Striche auf einem unterhalb
des betreffenden Teils plazierten Oberlederfell aufgetragen werden.
[0038] Wenn im vorstehenden von Schuhen gesprochen wird, so sind darunter alle Arten von
Schuhen, also auch Hausschuhe, Badeschuhe, Clogs, Slippers, Turnschuhe, Arbeitsschuhe,
Wanderschuhe oder auch Schaftstiefel zu verstehen. Auch soll mit dem Ausdruck Schuhe
die Schuhform der Sandale oder auch die von Schnürstiefeln mit umfaßt sein.
1. Verfahren zum Herstellen der für einen orthopädischen Schuh-Schaft erforderlichen
Einzelteil-Zuschnitte, wobei
- eine L eistenkopie von einem Leisten hergestellt wird,
- auf der Leistenkopie die für das jeweilige Schaftmodell typischen Zuschnitt-Kennlinien
eingezeichnet werden, und zwar auf Grundlage in der Leistenkopie eingetragener Markierungspunkte
wie Sichtpunkt, Ballenpunkt, Schaftabschlußpunkt, Abbruchpunkt und Fersenmitte, sowie
zusätzlicher Bezugspunkte,
- die sich aus den Zuschnitt-Kennlinien ergebenden Zuschnitte ausgeschnitten werden,
unter Berücksichtigung von durch das Nähen- und/oder durch orthopädische Besonderheiten
bedingter Zugaben,
dadurch gekennzeichnet, daß
- die schaftabhängigen Zuschnitt-Kennlinien durch zwischen verschiedenen Markierungs-
und/oder Bezugspunkten verlaufende mathematische Funktionen erstellt und in einer
EDV abgespeichert werden,
- die Umrißlinie und die Markierungspunkte datenmäßig bzw. punktweise in die EDV eingegeben
bzw. eingelesen werden,
- die dann in der EDV digitalisiert vorhandene Umrißlinie zusammen mit ihren Markierungspunkten
mit direkt den Leisten abgenommenen Längenmaßen (Kontrollmaßen) verglichen und gegebenenfalls
diesen Längenmaßen angepaßt wird, indem
-- der Abstand zwischen Fersenmitte und der vorderen unteren Kante des Leistens identisch
auf der Leistenkopie übernommen wird und dabei gegebenenfalls die Strecke Ballenpunkt-Sichtpunkt
über den Sichtpunkt hinaus verlängert wird,
-- der Abstand zwischen Fersenmitte und Sichtpunkt gegebenenfalls in vergleichbarer
Weise korrigiert wird,
-- der Abstand zwischen Sichtpunkt und Ballenpunkt beibehalten wird,
-- der größte Abstand zwischen Ballenpunkt und dem unteren Abschnitt der Leistenkopie
im Bereich des Ballens (breiteste vordere Stelle des Leistens) übernommen wird,
- in die erhaltene neue Leistenkopie die für die Lage der Zuschnitt-Kennlinien noch
erforderlichen Bezugspunkte datenmäßig eingegeben werden,
- die Zuschnitt- Kennlinien aufgrund der rechnermäßig vorhandenen modell- und größenabhängigen
mathematischen Funktionen durch die EDV automatisch ermittelt werden,
- die einzelnen Zuschnitte datenmäßig ausgegeben werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
- die Zuschnitte graphisch auf einem Bildschirm und/oder zeichnerisch dargestellt,
bzw. ausgegeben werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
- die Zuschnitte von einen Schneideplotter aus einem Flachmaterial ausgeschnitten
werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
- das Flachmaterial Papiermaterial ist.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
- das Maß der halben Einschlupfbreite (Derbybreite) auf der Leistenkopie übernommen
wird und dieses Maß streckenmäßig abgetragen wird auf der der breitesten Stelle des
Leistens entsprechenden Strecke, vom Ballenpunkt beginnend.
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
- die die Fußgröße und/oder Fußform charakterisierenden Kennwerte bei der Ermittlung
der Zuschnitt-Kennlinien berücksichtigt werden, wie Schuhgröße, Hohl-, Normal- oder
Senkfuß, Absatzhöhe, größter Keilzugabe, größter Korkzwischensohle.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
- die neue Leistenkopie durch Angabe von personenbezogenen Daten individualisiert
in der EDV abrufbar abgespeichert wird.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
- ausgehend von den einzelnen Zuschnitten von der EDV die Futter-Einzelteile rechnerisch
ermittelt, gegebenenfalls graphisch auf dem Bildschirm dargestellt und von dem Schneideplotter
aus einem Flachmaterial wie beispielsweise Papiermaterial ausgeschnitten werden.