[0001] Die Erfindung betrifft ein Babytragetuch.
[0002] Babytragetücher sind in vielen Kulturkreisen seit langem hinlänglich als einfaches
Transportmittel für Säuglinge und Kleinkinder bekannt, so z.B. bei den Naturvölkern
Mittelamerikas, in Afrika, Indien, Tibet oder auch in Japan. Sie bestehen aus Stoffbahnen
unterschiedlicher Länge, die entweder durchgehend gearbeitet sind oder deren Enden
miteinander vernäht oder verknotet werden. Babytragetücher ermöglichen auf eine einfache
Weise, ein Kind am Körper zu transportieren. In Abhängigkeit von der Form und den
Ausmaßen des Babytragetuches können unterschiedliche Tragearten verwirklicht werden.
Das Kind kann beispielsweise auf der Hüfte des Trägers mit gespreizten Beinen im sogenannten
Rittlingssitz, vor dem Bauch hängend, sitzend oder auf dem Rücken getragen werden.
Bei sachgemäßer Anwendung wird selbst bei längeren Benutzungsperioden das Tragen eines
Kindes in der Regel nicht als ermüdend empfunden. Vielmehr gestattet ein Babytragetuch
dem Träger gegenüber herkömmlichen Transportmitteln für Kleinkinder, wie z.B. dem
Kinderwagen, in vielen Alltagssituationen einen überdurchschnittlichen Bewegungsspielraum.
Daneben ermöglicht das Babytragetuch eine weitaus direktere und bessere Kontrolle
über das Kind. Der stete, enge Körperkontakt zwischen Kind und Erziehungsperson vermittelt
in besonders vorteilhafter Weise ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, ein Aspekt,
der nach Ansicht von Medizinern und Erziehungswissenschaftlern für die Entwicklung
des Kindes überaus förderlich ist. In nicht geringem Umfang wird das Kleinkind nicht
nur einer Vielzahl stimulierender Sinneseindrücke ausgesetzt, sondern es bildet darüber
hinaus bereits in einem sehr frühen Stadium seiner Entwicklung den Gleichgewichtssinn
vorbildlich aus. Gleichfalls ist unter Medizinern anerkannt, daß durch das breitbeinige
Sitzen des Kindes auf der Hüfte des Trägers einer Hüftluxation wirksam entgegengewirkt
wird. Therapeuten schlagen sogar vor, die in der Regel belastende Behandlung der Hüftluxation
beim Kleinkind durch Spreizhose und Breitwickeln durch das Tragen des Kindes im Tragetuch
im Rittlingssitz zu unterstützten oder zu ersetzen. Diese anatomisch angepaßte Sitzweise
fördert außerdem die korrekte Ausbildung der kindlichen Beckenknochen.
[0003] Herkömmliche Babytragetücher weisen üblicherweise eine Länge von 200 - 250 cm auf
und werden häufig durch einfaches Verknoten der Tuchenden funktionstüchtig gemacht.
Durch Verknotung an geeigneter Stelle kann das Babytragetuch den jeweiligen Gegebenheiten
von Träger, Kind und Tragetyp mehr oder weniger optimal angepaßt werden, wobei Träger
und getragene Person durch die Stoffbahnen regelmäßig nur einmal umwickelt werden.
Das durch die Stoffbahnen gehaltene Kind hat je nach gewählter Breite des Babytragetuches
eine entsprechende Bewegungsfreiheit für Kopf und Oberkörper. Dabei ist man gehalten,
das Kind nicht zu eng an den Körper des Trägers zu wickeln, um den Spielraum des Kleinkindes
nicht unnötig einzuschränken. Bei zu lockerer Tuchführung ist jedoch eine optimale
Kontrolle über das Kind nicht mehr gewährleistet. Unabhängig davon, wie straff die
Tuchbahnen um die Körper von Träger und Kleinkind geführt werden, erfährt das im Babytragetuch
sitzende Kind keine oder allenfalls nur eine geringe Unterstützung im Rückenbereich.
Da das Gewebematerial eines Babytragetuches erfahrungsgemäß sehr stark beansprucht
wird, sind selbst bei guter Verarbeitung mit hochwertigen Materialien Materialermüdungserscheinungen
auf die Dauer nicht auszuschließen. Eine optimale Stützfunktion ist nicht mehr gewährleistet.
Dadurch, daß die herkömmlichen Tragetücher üblicherweise nur um eine Schulter- und/oder
Oberarmpartie des Trägers geführt werden, wird dessen Oberkörper zwangsläufig einseitig
belastet, was u.U. schmerzhafte Verspannungen zur Folge hat.
[0004] Als Folge der aufgeführten Nachteile herkömmlicher Tragetücher

buckelt" das Kleinkind sehr leicht unter der Last des eigenen Körpergewichts sowie
aufgrund der auf seinen Körper einwirkenden Kräfte, da dessen Muskulatur naturgemäß
noch nicht soweit ausgebildet ist, um in entsprechender Weise entgegenwirken zu können.
Nicht zuletzt wegen der besprochenen Vorteile von Babytragetüchern ist man bislang
jedoch immer über die genannten Nachteile stillschweigend hinweggegangen. Es wäre
daher wünschenswert, auf ein Babytragetuch zurückgreifen zu können, das die besagten
Nachteile nicht mehr aufweist, gleichzeitig aber über alle bekannten Vorteile verfügt.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Babytragetuch zu entwickeln,
das für das getragene Kleinkind sowie den Träger die beschriebenen Nachteile nicht
mehr aufweist, ohne jedoch auf die geschilderten Vorteile herkömmlicher Babytragetücher
verzichten zu müssen.
[0006] Zur Lösung der Aufgabe wird ein Babytragetuch vorgeschlagen, daß dadurch gekennzeichnet
ist, daß eine, bezogen auf die Körpergröße des Trägers oder der Trägern, um mindestens
200 bis 300 % längere Stoffbahn auf etwa halber Bahnlänge mit einem halben Schlag
um sich selbst verschlungen ist und die beiden Enden der Bahn mit einem Weberknoten
zusammengebunden sind.
[0007] Das erfindungsgemäße Babytragetuch besteht aus einer einzigen Stoffbahn, die so in
sich verschlungen bzw. geknotet ist, daß beim Anlegen des Tragetuches die über die
Schultern des Trägers oder der Trägerin verlaufenden Bahnen mit einem halben Schlag
mit der Taillenwicklung derselben Bahn im Rückenbereich verschlungen werden und der
andere Teilbereich der Bahn so um die Taille herumgeführt wird, daß beide Enden der
Bahn dann mit einem Weberknoten zusammengebunden werden können. Die sich somit auf
Höhe des Bauches überkreuzenden Stoffbahnen laufen symmetrisch über beide Schultern
des Trägers, so daß der Oberkörper des Trägers oder der Trägerin nicht mehr einseitig,
sondern in symmetrischer Weise belastet wird, wenn der Säugling vorderseitig in den
sich überkreuzenden Stoffbahnen getragen wird. Durch die Verschlingung der Stoffbahn
und dem Weberknoten, der beide Enden der Stoffbahn zusammenführt, läßt sich das Tragetuch
wunschgemäß relativ straff ziehen, so daß auf der einen Seite durch das Eigengewicht
des kleinen Kindes der Träger oder die Trägerin durch die Stoffbahn eine Stützung
im Rückenbereich erfährt, während andererseits durch die sich überkreuzenden Bahnen
gerade der Rückbereich des dem Träger oder der Trägern zugewandten Säuglings oder
Kleinkindes besonders stark geschützt wird. Das erfindungsgemäße Babytragetuch stellt
somit sowohl für den Träger oder die Trägerin als auch für das Kind eine Stütze des
Rückbereiches dar. Weiterhin hat das erfindungsgemäße Babytragetuch den Vorteil, daß
das Kind beim vorderseitigen Tragen automatisch den anatomisch günstigen Spreizsitz
einnehmen muß. Der Träger hingegen erhält volle Bewegungsfreiheit beider Arme und
ist deshalb in seiner Handlungsfreiheit nur geringfügig eingeschränkt, während gleichzeitig
das Kind am Körper sicher untergebracht ist.
[0008] Das erfindungsgemäße Babytragetuch sollte eine Mindestlänge von 400 cm und eine Mindestbreite
von 50 cm aufweisen. In Abhängigkeit von der Körpergröße des Trägers kann aber die
Länge 400 bis über 500, vorzugsweise um 450 cm und die Breite 50 bis 100, vorzugsweise
70 cm betragen. Das Gewebe der verwendeten Stoffbahn sollte eine hohe Diagonaldehnbarkeit
aufweisen, die dadurch erreicht werden kann, daß nur die Kettfäden des Gewebes gezwirnt
sind. Außerdem sollten die Längsseiten nicht mit einer Webkante versehen sein, sondern
gesäumt, und zwar wegen der Haltbarkeit doppelt gesäumt. Vorteilhafterweise werden
die Schmalseiten abgeschrägt, um eine unnötige Stoffhülle beim Verknoten zu vermeiden.
[0009] Durch die hohe Diagonaldehnbarkeit und die doppelte, sich überkreuzende Stoffbahnführung
im Rückenbereich des Kleinkindes wird in einfacher Weise auch eine Auskühlung der
Rückpartie des Kindes verhindert, ein Gesichtspunkt der herkömmlichen Babytragetüchern
häufig als Nachteil ausgelegt wird. Außerdem lassen sich die gekreuzten Stoffbahnen
bei hinreichender Breite so fächern, daß auch Gesicht und Kopf des Kindes mit abgedeckt
und geschützt werden können.
[0010] Vorzugsweise besteht das erfindungsgemäße Babytragetuch aus hochwertigen naturbelassenen,
pflanzlichen oder tierischen Fasern, wobei auf eine hinreichende Diagonaldehnbarkeit
Wert zu legen ist. Kett- und Schußfäden können aus unterschiedlichem Material bestehen,
wobei allerdings nur der Kettfaden gezwirnt sein sollte. Ein solches Material hält
auch stärksten Beanspruchungen stand, ist gut dehnbar und zeigt selbst bei Dauerbelastung
kaum Materialermüdung.
[0011] Das erfindungsgemäße Babytragetuch kann in fertiggebundener Form in den Handel gebracht
werden. Um aber die unterschiedliche Körpergröße des Trägers oder der Trägerin zu
berücksichtigen, kann es gegebenenfalls auch in Form einer Bahn mit einer entsprechenden
Gebrauchsanweisung zum Binden vertrieben werden. Auch bei fertiggebundener Form erlaubt
der Weberknoten ein Nachziehen und somit eine Anpassung an die gewünschte lockere
oder weniger lockere Trageweise oder an die Körpergröße des Trägers.
[0012] Das erfindungsgemäße Babytragetuch wird im folgenden anhand der Zeichnungen näher
erläutert:
Abb. 1 zeigt eine perspektivische Darstellung des Babytragetuches.
Abb. 2 zeigt schematisch das Anlegen des erfindungsgemäßen Babytragetuches.
[0013] Das Babytragetuch besteht aus einer, bezogen auf die Körpergröße des Trägers, um
mindestens 200 bis 300 % längeren Stoffbahn (1), die auf etwa halber Bahnlänge mit
einem halben Schlag (2) um sich selbst verschlungen ist und bei der die beiden Enden
(3a, 3b) zu einem Weberknoten (4) zusammengebunden sind.
[0014] Wenn der Träger oder die Trägerin die Stoffbahn selbst anlegen will, wird diese so
über die Schultern gelegt, daß sich im Rücken eine Schlaufe bildet, wobei eines der
Tuchenden vorne etwa 20 cm länger als das andere herunterhängen sollte. Nun werden
beide Tuchenden unter der Brust gekreuzt, das längere durch die Schlaufe im Rücken
gezogen. Das kürzere und das längere Tuchende werden dann seitlich durch einen flachen
Weberknoten miteinander verbunden. Um das Kind in das Tuch einzusetzen, wird der Säugling
mit einer Hand an die Schulter gedrückt und ein Bein des Säuglings zwischen den Tuchbahnen
durchgeschoben. Dann wird die Schulter gewechselt und das andere Bein ebenfalls unter
das Tuch hindurch geschoben. Der Stoff der sich überkreuzenden Bahnen wird dann breit
über dem Rücken des Kindes aufgefächert, so daß ein sicherer Sitz garantiert ist.
Sollte der Sitz des Kindes zu eng oder zu locker sein, kann der Weberknoten noch einmal
gelockert oder nachgezogen werden, ohne daß das Kind abgesetzt werden oder eine zweite
Person helfen muß.
1. Babytragetuch, dadurch gekennzeichnet, daß eine bezogen auf die Körpergröße des Trägers
oder der Trägerin, um mindestens etwa 200 bis 350 % längere Stoffbahn (1), bei etwa
halber Bahnlänge mit einem halben Schlag (2) um sich selbst verschlungen ist und die
beiden Enden der Bahn (3a, 3b) mit einem Weberknoten (4) zusammengebunden sind.
2. Babytragetuch nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Stoffbahn eine Mindestlänge
von 400 cm und eine Mindestbreite von 50 cm aufweist.
3. Babytragetuch nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge etwa 400
bis 500, vorzugsweise 450 cm und die Breite 50 bis 100, vorzugsweise 70 cm beträgt.
4. Babytragetuch nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Gewebe der Stoffbahn
eine hohe Diagonaldehnbarkeit aufweist.
5. Babytragetuch nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß nur die Kettfäden
der Stoffbahn des Gewebes gezwirnt sind.
6. Babytragetuch nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Gewebe der Stoffbahn
aus Naturfasern besteht.
7. Babytragetuch nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Längsseiten gesäumt,
vorzugsweise doppelt gesäumt sind.
8. Babytragetuch nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmalseiten
abgeschrägt sind.