[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung einer Kupfer-Aluminium-(Zink)-Legierung als
korrosionsbeständiger Werkstoff für Rohre in der Installations- und Sanitärtechnik
und auf dem Trinkwassersektor.
[0002] Werkstoffe, die für den obigen Verwendungszweck eingesetzt werden, müssen vielfachen
Anforderungen hinsichtlich ihrer Korrosionsbeständigkeit genügen. Die Mehrzahl der
Schadensfälle wird durch gleichmäßige Flächenkorrosion oder Lochfraß ausgelöst. Durch
unsachgemäße Montage kann es außerdem zu Korrosionsangriffen im Bereich von Lötstellen
und Verbindungen kommen.
[0003] Rohre für den genannten Einsatzzweck werden verbreitet aus sauerstofffreiem Kupfer
(SF-Cu) hergestellt. Durch spezielle Herstellungsverfahren kann auf der Rohrinnenfläche
eine oxidische Schutzschicht erzeugt werden. Eine Alternative ist ein legierter Werkstoff,
bei dem sich unter Einsatzbedingungen von selbst eine oxidische, schützende Deckschicht
bildet.
[0004] Für den genannten Einsatzzweck ist weiterhin beispielsweise eine Kupfer-Magnesium-Aluminium/Silizium-Legierung
(DE-PS 3.043.833) vorgeschlagen worden, welche jedoch die gestellten Anforderungen
auch nur teilweise erfüllen konnte.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen korrosionsbeständigen Werkstoff
anzugeben, für den keine Lochfraßgefährdung besteht und bei dem die Kupfer-Löslichkeit
und der Massenabtrag herabgesetzt werden.
[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Verwendung einer Kupfer-Aluminium-(Zink)-Legierung
gelöst, die aus 1,01 bis 8,8 % Aluminium; wahlweise bis maximal 38 % Zink; Rest Kupfer
und üblichen Verunreinigungen besteht (die Prozentangaben beziehen sich dabei auf
das Gewicht).
[0007] Die Zusammensetzung einer Kupfer-Legierung der genannten Art ist beispielsweise aus
der DE-OS 2.429.754 bekannt, dort findet sich jedoch kein Hinweis auf den beanspruchten
Verwendungszweck.
[0008] In der DE-OS 4.423.635 wird eine Kupfer-Legierung auf Aluminium-Zink-Basis beschrieben.
Allerdings sind dort die Zwangskomponenten Nickel und/oder Chrom vorgeschrieben, die
zwar die Festigkeit steigern, aber im Gegenzug auch das Umformvermögen deutlich beeinträchtigen.
Bekanntermaßen ist die Löslichkeit von Chrom in Kupfer sehr klein. Bei den angegebenen
Gehalten wird die Löslichkeitsgrenze überschritten, und es bilden sich Ausscheidungspartikel.
Mit derartigen Gefügeinhomogenitäten, wodurch sich Potentialunterschiede in kleinsten
Bereichen ergeben können, ist die Gefahr von lokalen Korrosionsangriffen nicht auszuschließen.
[0009] Bereits in der DE-PS 4.213.487 wurden niedriglegierte Werkstoffe auf Kupfer-Aluminium-Zink-Basis
vorgeschlagen, die die genannten Eigenschaften aufweisen. Aus den seinerzeit durchgeführten
elektrochemischen Messungen und dem hierbei erfolgten Massenabtrag ist eine klar verbesserte
Korrosionsbeständigkeit gegenüber SF-Cu ersichtlich. Die höherkonzentrierten Legierungen
schneiden im elektrochemischen Test ebenfalls besser ab als SF-Cu. Ein Vorteil gegenüber
den niedriglegierten Werkstoffen ging aus diesen Messungen aber nicht hervor, so daß
eine weitere Steigerung des Korrosionsschutzes zunächst nicht zu erwarten war. Vielmehr
wurde eine Sättigung der Schutzwirkung angenommen. Erst ergänzende Untersuchungen
der Kupfer-Lässigkeit im Trinkwasser zeigten den nicht unerheblichen Konzentrationseinfluß
auf, der sich dadurch äußert, daß mit zunehmender Legierungskonzentration die Schutzwirkung
erst unter Einsatzbedingungen deutlich verbessert wird und somit die Kupfer-Abgabe
an das Wasser entsprechend stark reduziert wird. Entscheidend ist hierbei der Einsatz
unter Praxisbedingungen, wodurch offensichtlich nicht nur die Bildungsgeschwindigkeit
der Deckschicht, sondern auch durch den ständigen Kontakt mit dem Korrosionsmedium
ein Weiterwachsen und eine Verdichtung der Schutzschicht erreicht werden.
[0010] Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird eine Kupfer-Legierung mit
1,01 bis 5 % Aluminium; wahlweise bis maximal 5 % Zink verwendet. Weiterhin empfiehlt
es sich, eine Kupfer-Legierung zu verwenden, die zusätzlich ein oder mehrere der Elemente
Silizium, Zinn, Niob in einer Menge, die maximal derjenigen der jeweiligen Löslichkeitsgrenze
des Mischkristalls entspricht, enthält. Die Löslichkeitsgrenze soll nicht überschritten
werden, damit Ausscheidungen, die als Inhomogenitäten bevorzugte Angriffspunkte für
Korrosion sein können, vermieden werden. Hierbei muß berücksichtigt werden, daß das
Ausscheidungsverhalten durch entsprechende Abkühlgeschwindigkeit in gewissen Grenzen
beeinflußt werden kann, d. h. Ausscheidungen können bei schneller Abkühlung unterdrückt
werden, bzw. daß ein Überschreiten der Löslichkeitsgrenzen bei Temperaturen < 300
°C keine Rolle mehr spielt, da infolge der Diffusionsträgheit hier in den in Frage
kommenden Systemen keine unerwünschten Ausscheidungsvorgänge mehr ablaufen. Vorzugsweise
werden Kupfer-Legierungen mit den Zusammensetzungen nach den Ansprüchen 3 bis 7 verwendet.
[0011] Weiterhin ist es vorteilhaft, der Legierung maximal 0,04 % Phosphor zuzusetzen. Phosphor
verbessert dabei die Gießbarkeit und wirkt als Desoxidationsmittel.
[0012] Die Erfindung wird anhand der folgenden Ausführungsbeispiele näher erläutert:
[0013] Es wurden Rohre der Abmessung 15 x 1 mm aus SF-Cu, CuAl0,3Zn0,3 und zweier erfindungsgemäßer
Legierungen mit der Zusammensetzung gemäß der folgenden Tabelle hergestellt:
SF-Cu
CuAl0,3Zn0,3
CuAl3Zn2
CuAl5
[0014] Zur Beurteilung des Korrosionsverhaltens wurden an den Rohr-mustern Stromdichte-Potential-Kurven
(Fig. 1) und der elektrochemische Polarisationswiderstand (R
p) bzw. Polarisationsleitwert (R
p-1) gemäß Fig. 2a bis d gemessen sowie die Cu-Lässigkeit (Fig. 3) ermittelt.
[0015] Es zeigen im einzelnen
Fig. 1 die Stromdichte-Potential-Kurve der Legierungen CuAl3Zn2 und CuAl5 im Vergleich
zu CuAl0,3Zn0,3 und SF-Cu. Bezugselektrode: gesättigte Kalomelektrode;
Fig. 2a bis 2 d den Polarisationsleitwert R
p-1 als Funktion der Versuchsdauer.
(a) SF-Cu
(b) CuAl0,3Zn0,3
(c) CuAl3Zn2
(d) CuAl5
Fig. 3 die Cu-Lässigkeit im Stagnationstest in einem aggressiven Trinkwasser, wobei
alle 24 h bzw. an Wochenenden alle 72 h ein Wasseraustausch mit Ermittlung der Cu-Gehalte
im Stagnationswasser erfolgte und das Prüfwasser folgende mittlere Analysendaten aufwies:
pH-Wert |
7,3 |
elektr. Leitfähigkeit in µS/cm |
524 |
Säurekapazität KS4,3 in mmol/l |
5 |
Basekapazität KB8,2 in mmol/l |
0,3 bis 0,4 |
Sättigungsindex SI |
0 bis 0,2 |
Karbonathärte in °dH |
14 |
Gesamthärte in °dH |
15 |
Chloridgehalt in mg/l |
13 |
Sulfatgehalt in mg/l |
250 |
[0016] In Fig. 1 sind die Stromdichte-Potentialkurven der Legierungen CuAl0,3Zn0,3, CuAl3Zn2,
CuAl5 und SF-Cu im Vergleich dargestellt. Es ist zu erkennen, daß die zulegierten
Elemente den Bereich der Korrosionsbeständigkeit deutlich erweitern. Die Passivstromdichte
ist gegenüber SF-Cu verringert, was für die bessere Deckschichtqualität spricht. Die
Durchbruchpotentiale sind zu positiveren Potentialen hin verschoben.
[0017] Der Polarisationswiderstand R
p bzw. der Kehrwert, der Polarisationsleitwert R
p-1, ist ein Maß für die Korrosionsgeschwindigkeit. Je geringer der Polarisationsleitwert,
desto größer ist die Beständigkeit gegen gleichmäßige Korrosion. Die Fig. 2a bis d
vergleichen den Polarisationsleitwert der Werkstoffe CuAl0,3Zn0,3, CuAl3Zn2 und CuAl5
mit demjenigen von SF-Cu. Unlegiertes Cu zeigt nicht nur ein schlechteres Verhalten,
sondern auch eine beträchtliche Streuung.
[0018] Die Cu-Lässigkeit ist gegenüber SF-Cu entsprechend Fig. 3 erheblich reduziert.
[0019] Im Vergleich der legierten Werkstoffe untereinander, d. h. der niedriglegierten und
der höherlegierten Varianten, zeigt sich bei den Stromdichte-Potential-Kurven (Fig.
1) und im Verlauf des Polarisationsleitwertes (Fig. 2b bis d) kein signifikanter Unterschied.
Erst bei der Cu-Abgabe im Trinkwasser (Fig. 3) tritt das unterschiedliche Verhalten,
d. h. abnehmende Cu-Lässigkeit und somit bessere Schutzwirkung mit wachsenden Legierungsgehalten,
zu Tage.
[0020] In allen Fällen zeigt die erfindungsgemäß verwendete Cu-Al-(Zn)-Legierung ein deutlich
besseres Verhalten als SF-Cu. Es wird nicht nur die Deckschichtqualität verbessert,
sondern auch die Bildungsgeschwindigkeit beeinflußt und vor allem der Potentialbereich
der Korrosionsbeständigkeit ausgedehnt. Durch diese Ausbildung der Passivschicht wird
die Cu-Löslichkeit deutlich herabgesetzt.
[0021] Es ist weiterhin als entscheidender Vorteil anzusehen, daß durch die Kombination
der Komponenten Al und Zn der pH-Wert-Bereich für die Bildung von Deckschichten erweitert
wird. Während Al gemäß dem Pourbaix-Diagramm fähig ist, auch in sauren Medien Reaktionsprodukte
zu bilden und somit zum Aufbau einer wirksamen Schutzschicht beizutragen, gilt entsprechendes
für Zn in alkalischen Medien. Beide Zusätze stabilisieren sich wechselseitig und sind
in der Lage, gemeinsam im System Cu-Al-Zn einen verhältnismäßig weiten pH-Wert-Bereich
abzudecken. Somit sind die erfindungsgemäß zu verwendenden Werkstoffe nicht nur in
neutralen Wässern einsetzbar. Gewisse pH-Wert-Schwankungen wirken sich nicht negativ
auf das Korrosionsverhalten aus.
[0022] Verschiebt sich das Durchbruchpotential außerdem so weit in positive Richtung, daß
es sich nicht mehr im Bereich des freien Korrosionspotentials befindet, so liegt ein
zusätzlicher Schutz gegen Elementbildung wie z. B. Kontakt- oder Belüftungselemente
vor. Zudem konnte bei den überprüften Rohrmustern keine Lochfraßgefährdung festgestellt
werden.
1. Verwendung einer Kupfer-Aluminium-(Zink)-Legierung, bestehend aus 1,01 bis 8,8 % Aluminium;
wahlweise bis maximal 38 % Zink; Rest Kupfer und üblichen Verunreinigungen, als korrosionsbeständiger
Werkstoff für Rohre in der Installations- und Sanitärtechnik und auf dem Trinkwassersektor.
2. Verwendung einer Kupfer-Legierung nach Anspruch 1 mit 1,01 bis 5 % Aluminium; wahlweise
bis maximal 5 % Zink für den Zweck nach Anspruch 1.
3. Verwendung einer Kupfer-Legierung nach Anspruch 1 oder 2, die zusätzlich ein oder
mehrere der Elemente Silizium, Zinn, Niob bis zu einem Maximalgehalt von insgesamt
12 % enthält, für den Zweck nach Anspruch 1.
4. Verwendung einer Kupfer-Legierung nach Anspruch 3 mit maximal 3,8 % Silizium für den
Zweck nach Anspruch 1.
5. Verwendung einer Kupfer-Legierung nach Anspruch 3 mit maximal 7 % Zinn für den Zweck
nach Anspruch 1.
6. Verwendung einer Kupfer-Legierung nach Anspruch 3 mit maximal 0,1 % Niob für den Zweck
nach Anspruch 1.
7. Verwendung einer Kupfer-Legierung nach Anspruch 6 mit maximal 0,05 % Niob für den
Zweck nach Anspruch 1.
8. Verwendung einer Kupfer-Legierung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7 mit
maximal 0,04 % Phosphor für den Zweck nach Anspruch 1.