[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Verdampfen einer Flüssigkeit mit einem
ersten und einem zweiten Wärmeaustauscher, wobei beide Wärmeaustauscher Verdampfungspassagen
sowie Passagen für ein Heizfluid enthalten, der erste Wärmeaustauscher als Fallfilmverdampfer
und der zweite Wärmeaustauscher als Flüssigkeitsbadverdampfer ausgebildet ist, der
erste Wärmeaustauscher Mittel zum Einführen von Heizfluid und Mittel zum Abziehen
von Heizfluid aufweist und wobei der zweite Wärmeaustauscher Mittel zum Einführen
von Heizfluid aufweist.
[0002] In vielen Prozessen ist es notwendig, eine Flüssigkeit in indirektem Wärmeaustausch
mit einem Heizfluid zu verdampfen. Unter Heizfluid ist dabei irgendein Fluid zu verstehen,
das Wärme abgibt, beispielsweise ein kondensierendes Gas. Es gibt zwei Grundformen
derartiger Verdampfer. Flüssigkeitsbadverdampfer, auch Thermosiphon-Verdampfer genannt,
stehen in einem Flüssigkeitsbad, wobei die Verdampfungspassagen mit dem Flüssigkeitsbad
kommunizieren und der gebildete Dampf oben aus den Verdampfungspassagen austritt.
Bei Fallfilmverdampfern fließt die Flüssigkeit als Film über die Wände der Verdampfungspassagen
und verdampft dabei teilweise; der gebildete Dampf strömt mit der Flüssigkeit nach
unten und wird am unteren Ende der Verdampfungspassagen zusammen mit dem flüssig verbliebenen
Anteil abgezogen. Beide Typen haben Nachteile. So ist bei Flüssigkeitsbadverdampfern
die Bauhöhe begrenzt und bei Fallfilmverdampfern wird eine Pumpe zum Umwälzen von
Flüssigkeit benötigt, weil mit dem verdampften Anteil eine bestimmte Restmenge an
Flüssigkeit austritt, die umgewälzt werden muß. In EP-A-469780 wurde bereits vorgeschlagen,
einen Fallfilmverdampfer und einen Flüssigkeitsbadverdampfer zu kombinieren, indem
sie verdampfungsseitig seriell verbunden sind. Die Heizfluidpassagen sind parallel
geschaltet. Diese Vorrichtung benötigt einen Regelmechanismus, der die Aufteilung
des Heizfluids auf die beiden Wärmetauschertypen einstellt. Dazu muß mindestens ein
Rohr aus dem Gehäuse heraus zu einem steuerbaren Ventil geführt werden. Insgesamt
ergibt sich eine aufwendige Verrohrung und eine relativ große Bauhöhe.
[0003] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung der eingangs genannten
Art zu entwickeln, die besonders kostengünstig, insbesondere sehr kompakt hergestellt
werden kann.
[0004] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Mittel zum Abziehen von Heizfluid aus
dem ersten Wärmeaustauscher in Strömungsverbindung mit den Mitteln zum Einführen von
Heizfluid in den zweiten Wärmeaustauscher stehen. Die beiden Wärmeaustauscher sind
also auch heizfluidseitig seriell verbunden, und zwar so, daß das Heizfluid zunächst
die Heizfluidpassagen des Fallfilmverdampfers durchläuft und das aus dem Fallfilmverdampfer
austretende Heizfluid mindestens teilweise, vorzugsweise vollständig oder im wesentlichen
vollständig den Heizfluidpassagen des Flüssigkeitsbadverdampfers zugeführt wird. Jeder
der Wärmeaustauscher der Erfindung kann aus einem oder mehreren Blöcken gebildet sein.
Es ist beispielsweise möglich, den Flüssigkeitsbadverdampfer in Form von zwei oder
mehr nebeneinander angeordneten Blöcken zu realisieren.
[0005] Im Rahmen der Erfindung braucht die Verteilung des Heizfluids auf die beiden Wärmeaustauscher
nicht geregelt zu werden. Die Heizfluidpassagen können direkt - beispielsweise durch
ein einziges kurzes Rohr - miteinander verbunden werden. Die erfindungsgemäße Vorrichtung
kann somit sehr kostengünstig hergestellt werden.
[0006] Vorzugsweise sind gemäß einem weiterführenden Aspekt der Erfindung die beiden Wärmeaustauscher
als ein Block ausgebildet, wobei der obere Abschnitt des Blocks den ersten Wärmeaustauscher
bildet und der untere Abschnitt des Blocks den zweiten Wärmeaustauscher bildet. Dadurch
entfällt die Notwendigkeit, das Heizfluid am unteren Ende des ersten Wärmeaustauschers
(Fallfilmverdampfers) zu sammeln und anschließend wieder auf die Heizfluidpassagen
des zweiten Wärmeaustauschers (Flüssigkeitsbadverdampfers) zu verteilen.
[0007] Dabei ist es günstig, wenn der Block über seine gesamte Länge oder über im wesentlichen
seine gesamte Länge verlaufende Heizfluidpassagen aufweist. Die gesamte Vorrichtung
ist also heizfluidseitig wie ein einziger Wärmeaustauscherblock ausgebildet, der beispielsweise
die Bauform eines Plattenwärmetauschers aufweist. Lediglich verdampfungsseitig muß
im Übergang zwischen erstem und zweiten Wärmeaustauscher von oben (aus dem Fallfilmverdampfer)
herabfließendes Dampf-Flüssigkeitsgemisch aus dem Wärmeaustauscherblock herausgeleitet
werden, so daß der flüssig verbliebene Anteil in das Flüssigkeitsbad strömt und der
gebildete Dampf abgezogen werden kann. Gleichzeitig muß in diesem Bereich der in den
Verdampfungspassagen des zweiten Wärmeaustauschers (Flüssigkeitsbadverdampfers) erzeugte
Dampf aus dem Wärmeaustauscherblock abgezogen werden.
[0008] Insgesamt kann die Vorrichtung somit auf sehr einfache und kostengünstige Weise gebaut
werden. Es entfallen spezielle Maßnahmen zur Verbindung der Heizfluidpassagen; auch
die oben beschriebenen speziellen Maßnahmen im Übergangsbereich können ohne großen
Aufwand realisiert werden, vorzugsweise in einem Aluminium-Plattenwärmetauscher.
[0009] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zum Verdampfen einer Flüssigkeit gemäß
Patentanspruch 4.
[0010] Außerdem sind eine Anwendung der Vorrichtung und des Verfahrens in einem Doppelsäulenverfahren
zur Luftzerlegung gemäß Patentanspruch 5 sowie eine entsprechende Vorrichtung zur
Tieftemperaturzerlegung von Luft gemäß Patentanspruch 6 Gegenstand der Erfindung.
Dabei wird die oben beschriebene Vorrichtung als Kondensator-Verdampfer (Hauptkondensator)
in einer Luftzerleger-Doppelsäule eingesetzt. Die zu verdampfende Flüssigkeit wird
hierbei durch sauerstoffreiche Sumpfflüssigkeit der Niederdrucksäule, das Heizfluid
durch stickstoffreiches Kopfgas der Drucksäule gebildet, das in dem Kondensator-Verdampfer
kondensiert.
[0011] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im folgenden anhand
eines in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert. Hierbei
zeigen:
- Figur 1
- einen schematischen Längsschnitt durch eine erfindungsgemäße Vorrichtung, die in eine
Luftzerleger-Doppelsäule eingebaut ist, und
- Figur 2
- dieselbe Vorrichtung im Querschnitt.
[0012] Das Gehäuse der Vorrichtung wird bei dem Ausführungsbeispiel durch den Mantel 1 einer
Doppelsäule zur Tieftemperaturluftzerlegung gebildet, die eine Drucksäule 2 und eine
Niederdrucksäule 3 aufweist. Von den beiden Säulen sind nur der Kopfbeziehungsweise
Sumpfbereich dargestellt. Der gesamte Kondensator-Verdampfer ist als ein Plattenwärmetauscher-Block
4 ausgebildet. In der Schnittdarstellung von Figur 1 ist eine der Verdampfungspassagen
dargestellt. Die senkrechten Linien stellen keine Wände zwischen verschiedenen Passagen
dar, sondern die Einbauten (Fins) innerhalb der einen Verdampfungspassage. Die Anordnung
der Passagen ist in Figur 2 schematisch im Querschnitt dargestellt: Schichtweise wechseln
sich Verdampfungspassagen 15 und Heizfluidpassagen 16 ab. Die Höhe der Passagen (Abstand
zwischen zwei Platten) liegt beispielsweise bei 2 bis 10 mm. Die Gesamtzahl der nebeneinander
angeordneten Passagen beträgt - je nach deren Höhe - beispielsweise 10 bis 400.
[0013] An der Oberseite des Kondensator-Verdampfers wird flüssiger Sauerstoff 5 aus der
Niederdrucksäule 3 über einen Verteiler 6 auf die Flüssigkeitspassagen des ersten
Wärmeaustauschers (Fallfilmverdampfers) aufgegeben, der durch den oberen Abschnitt
7 des Blocks 4 gebildet wird. Im Übergangsbereich 8 wird das Flüssigkeits-Dampfgemisch
seitlich aus dem Block 4 heraus geleitet und strömt in den Außenraum 10 zwischen Block
4 und Mantel 1.
[0014] Der untere Teil 9 derselben Passagen bildet die Verdampfungspassagen des als Flüssigkeitsbadverdampfer
ausgebildeten zweiten Wärmeaustauschers. Sie sind an ihrer Unterseite offen und kommunizieren
dadurch mit einem Flüssigkeitsbad 11. Nach oben strömender Dampf und eventuell mitgerissene
Flüssigkeit strömen im Übergangsbereich 8 seitlich aus dem Block 4 heraus (links in
der Zeichnung). Durch jede Verdampfungspassage verläuft eine Trennleiste 17 schräg
durch den Übergangsbereich, die den ersten und den zweiten Wärmeaustauscher voneinander
trennt.
[0015] Der in den beiden Wärmeaustauschern gebildete Dampf wird zu einem Teil über die Produktleitung
12 abgeführt; zu einem anderen Teil strömt er in die Niederdrucksäule 3. Der flüssig
verbliebene Anteil aus beiden Wärmeaustauschern fällt in das Flüssigkeitsbad 11, aus
dem der zweite Wärmeaustauscher 9 gespeist wird. Dort kann über Leitung 20 bei Bedarf
Sauerstoff flüssig entnommen werden.
[0016] Als Heizfluid dient gasförmiger Stickstoff, der vom Kopf der Drucksäule 2 herangeführt
(13) wird. Er wird über einen Header 14 oben auf die Heizfluidpassagen 16 des ersten
Wärmeaustauschers 7 aufgegeben. Die (in Figur 1 nicht dargestellten) Heizfluidpassagen
verlaufen bei dem Ausführungsbeispiel ohne Trennung über die gesamte Höhe des Blocks
4, das heißt durch den ersten Wärmeaustauscher 7, den Übergangsbereich 8 und den zweiten
Wärmeaustauscher 9. Allenfalls die Dichte oder der Typ der Einbauten (Fins) kann sich
über die Höhe der Heizfluidpassagen ändern. Nach Durchlaufen der gesamten Höhe des
Blocks 4 wird der - bei dem Wärmeaustausch mit dem verdampfenden Sauerstoff kondensierte
- Stickstoff am unteren Ende des zweiten Wärmeaustauschers 9 über einen Sammler 18
aus dem Heizfluidpassagen abgezogen und über Leitung 19 in ein Gefäß am Kopf der Drucksäule
2 geführt.
[0017] Die Länge (vertikale Ausdehnung) des ersten Wärmeaustauschers 7 beträgt in einem
konkreten Beispiel 1,7 m, der zweite Wärmeaustauschers 9 ist 2,8 m lang; der Übergangsbereich
8 weist in der Vertikalen eine Ausdehnung von 0,6 m auf, die Stapelhöhe der Platten
(Vertikale in Figur 2) ist gleich 1,20 m bei einer Passagenhöhe (Plattenabstand) von
6 mm.
[0018] Der Kondensator-Verdampfer vereinigt in einem Block 4 die Funktionen zweier verschiedenartiger
Wärmetauscher 7, 9. Dennoch ist der Herstellungsaufwand kaum größer als bei einem
üblichen Plattenwärmeaustauscher: Während die Heizfluidpassagen völlig konventionell
ausgeführt sein können, sind lediglich im Übergangsbereich 8 der Verdampfungspassagen
einige zusätzliche Maßnahmen notwendig, nämlich der Einbau von schräg verlaufenden
Fins und einer Trennleiste 17, sowie die seitliche Öffnung der Verdampfungspassagen.
Insgesamt ergibt sich eine sehr kostengünstige und kompakte Anordnung, die die Vorteile
von Fallfilmverdampfern und Flüssigkeitsbadverdampfern auf sich vereinigt.
1. Vorrichtung zum Verdampfen einer Flüssigkeit mit einem ersten (7) und einem zweiten
(9) Wärmeaustauscher, wobei beide Wärmeaustauscher (7, 9) Verdampfungspassagen (15)
sowie Passagen (16) für ein Heizfluid enthalten, der erste Wärmeaustauscher (7) als
Fallfilmverdampfer und der zweite Wärmeaustauscher (9) als Flüssigkeitsbadverdampfer
ausgebildet ist, der erste Wärmeaustauscher (7) Mittel (13, 14) zum Einführen von
Heizfluid und Mittel zum Abziehen von Heizfluid aufweist und wobei der zweite Wärmeaustauscher
(9) Mittel zum Einführen von Heizfluid aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel zum Abziehen von Heizfluid aus dem ersten Wärmeaustauscher (7) in
Strömungsverbindung mit den Mitteln zum Einführen von Heizfluid in den zweiten Wärmeaustauscher
(9) stehen.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Wärmeaustauscher (7, 9) als ein Block (4) ausgebildet sind, wobei
der obere Abschnitt des Blocks (4) den ersten Wärmeaustauscher (7) bildet und der
untere Abschnitt des Blocks (4) den zweiten Wärmeaustauscher (9) bildet.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Block (4) über seine gesamte Länge oder über im wesentlichen seine gesamte
Länge verlaufende Heizfluidpassagen (16) aufweist,
4. Verfahren zum Verdampfen einer Flüssigkeit in indirektem Wärmeaustausch mit einem
Heizfluid, wobei die Flüssigkeit (5, 6) zunächst in die Verdampfungspassagen (15)
eines ersten Wärmeaustauschers (7), der als Fallfilmverdampfer ausgebildet ist, und
anschließend in einen zweiten Wärmeaustauscher (9), der als Flüssigkeitsbadverdampfer
ausgebildet ist, eingeleitet wird und wobei ein Heizfluid (13, 14) in die Heizfluidpassagen
beider Wärmeaustauscher (7, 9) eingeführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Teil des Heizfluids, das aus dem ersten Wärmeaustauscher (7)
abgezogen wird, in den zweiten Wärmeaustauscher (9) eingeleitet wird.
5. Anwendung der Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3 und/oder des Verfahrens
nach Anspruch 4 in einem Verfahren zur Tieftemperaturzerlegung von Luft, das eine
aus Drucksäule (2) und Niederdrucksäule (3) bestehende Doppelsäule aufweist, zur Verdampfung
von Flüssigkeit (5, 6) aus dem unteren Abschnitt der Niederdrucksäule (3) in indirektem
Wärmeaustausch (7, 9) gegen kondensierenden Dampf (13, 14) aus dem oberen Bereich
der Drucksäule (2).
6. Vorrichtung zur Tieftemperaturzerlegung von Luft, das eine aus Drucksäule (2) und
Niederdrucksäule (3) bestehende Doppelsäule aufweist, wobei die Drucksäule (2) und
die Niederdrucksäule (3) über einen gemeinsamen Kondensator-Verdampfer (7, 9) in thermischer
Verbindung stehen, dadurch gekennzeichnet, daß der Kondensator-Verdampfer (7, 9) als Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1
bis 3 ausgebildet ist.