[0001] Die Erfindung betrifft eine Stirnwand für Leichtbau-Schienenfahrzeuge, in welcher
ein nahezu der gesamten Fahrzeugbreite entsprechender sowie nahezu von der Mittelpufferkupplung
bis zum Fahrzeugdach reichender Fensterausschnitt für eine Frontscheibe vorgesehen
ist, wobei die Frontscheibe zusammen mit der Stirnwand eine sphärische Krümmung aufweist,
und sie ist insbesondere vorteilhaft an Führerstand-Stirnwänden für Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge
anwendbar.
[0002] Bei der Konzipierung von neuen Nahverkehrs-Schienenfahrzeugen in Leichtbauweise sehen
moderne Gestaltungsrichtlinien unter anderem vor, die Schienenfahrzeuge zur Erhöhung
der Sicherheit und des Komforts für die Fahrgäste übersichtlich und transparent auszubilden.
Dies bezieht sich nicht nur auf die Gestaltung und Ausstattung der Fahrgasträume solcher
Schienenfahrzeuge, sondern auch auf die Gestaltung des Führerstandes am Kopf des Zugverbandes.
Unter diesem Gesichtspunkt weisen moderne Schienentrieb- oder Führungsfahrzeuge zumeist
einen Führerstand auf, dessen Stirnwand mit einem Fensterausschnitt der oben beschriebenen
Art ausgebildet ist, um für den Zugführer optimale Sichtverhältnisse zu gewährleisten.
Zur Verbesserung des Energieverbrauchs derartiger Schienenfahrzeuge sind die Stirnwände
des Führerstandes darüber hinaus in bekannter Weise aerodynamisch ausgebildet, das
heißt die Stirnwand verläuft bei gegenüber der Mittelpufferkupplung zurückgesetztem
Dach entweder schräg oder konvex oder mit einer sogenannten sphärischen Krümmung vom
Untergestell zum Dach des Schienenfahrzeuges.
[0003] Die Herstellung von Stirnwänden mit sphärischer Krümmung und großem Fensterausschnitt
in der im Schienenfahrzeugbau herkömmlichen Art und Weise als vorgefertigte Stirnwandsektion
hat sich jedoch insofern als problematisch erwiesen, daß das gewünschte Stirnwanddesign
in Leichtbauweise technisch nicht oder nur äußerst aufwendig realisierbar ist, da
eine derart ausgebildete Stirnwand wegen der aus dem großen Fensterausschnitt resultierenden
Instabilität nicht als Einzelsektion transportfähig ist. Ein Transport der vorgefertigten
Stirnwandsektion ist aber bei dieser Herstellungsart in jedem Fall notwendig, da die
Vorfertigung der Stirnwand in der Regel nicht am Ort ihrer späteren Montage am Wagenkasten
erfolgt. Somit sind stabilisierende Hilfs- und Transportvorrichtungen, beispielsweise
in Form von Stahlrahmen od. dgl., notwendig, welche sich ungünstig auf die Herstellungs-
und Montagekosten derartiger Stirnwände auswirken und die Vorteile der Sektionsbauweise
einschränken.
[0004] Um auf die Vorteile der Sektionsbauweise jedoch auch beim Bau von Nahverkehrs-Schienenfahrzeugen
in Leichtbauweise nicht verzichten zu müssen, ist es aus der Praxis bekannt (siehe
S-Bahn Berlin, Der neue Triebzug ET 480, Hestra-Verlag, Darmstadt, 1990), die Führerstand-Stirnwand
mit dem großflächigen Fensterausschnitt durch von den Seitenrändern des Fensterausschnittes
zum oberen Rand des Fensterausschnittes verlaufende Streben sowie durch am Dachübergang
der Stirnwand hintergründig über die gesamte Stirnwandbreite angeordnete Versteifungen
zu stabilisieren.
[0005] An einer derart ausgebildeten Führerstand-Stirnwand ist jedoch eine sphärische Krümmung
ebenfalls nur äußerst schwierig realisierbar, so daß diese Stirnwandausbildung auch
wegen der zusätzlichen Streben im Fensterausschnitt eher für andere Führerstandgestaltungen
geeigneter ist.
[0006] Eine andere Möglichkeit, eine Führerstand-Stirnwand mit sphärischer Krümmung und
großflächigem Fensterausschnitt zu realisieren, kann aus der in der EP-PS 533 582
offenbarten Lösung abgeleitet werden. Bei dieser Lösung wird der gesamte Führerstand,
welcher aus einem Boden, zwei Seitenwänden, einem nach vorn gewölbten Dach mit Fensterausschnitt,
einer daran anschließenden senkrechten Vorderseite und einer als Zwischenwand zum
Wagenkasten ausgebildeten Rückseite besteht, zu einer Großsektion vorgefertigt, indem
die aus einem Verbundwerkstoff bestehenden Wände entweder einzeln hergestellt und
dann miteinander verbunden werden oder der Führerstand als Komplettbauteil hergestellt
wird. Die Stirnwand wird dabei durch das verlängerte gewölbte Dach und die senkrechte
Vorderseite gebildet, welche in den Führerstand integriert ist und kein Einzelbauteil
mehr darstellt. Dieser Führerstand wird auf einer Plattform auf dem Vorderteil des
Untergestells des Wagenkastens befestigt, wobei sowohl die Seitenwände als auch das
Dach des Fahrzeuges mit nahezu in einer Querebene angeordneten und zur Verbindung
mit dem Führerstand geeignet ausgebildeten Randpartien ausgebildet sind.
[0007] Bei dieser Stirnwand ist durch die Einbeziehung der Seitenwände des Führerstandes
in die Großsektion die notwendige Stabilität zum Transport von der Vorfertigung zur
Montage zwar gewährleistet, sie hat jedoch den Nachteil, daß der für Hochgeschwindigkeitszüge
konzipierte Führerstand für Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge zu material- und kostenaufwendig
ist und darüber hinaus ein speziell auf diesen Führerstand ausgerichtetes Konstruktionskonzept
erfordert.
[0008] Die Erfindung verfolgt somit das Ziel, eine Stirnwand für Leichtbau-Schienenfahrzeuge
derart auszubilden, daß die geannten Mängel des Standes der Technik beseitigt werden.
[0009] Als Aufgabe liegt der Erfindung die Konzipierung einer einfach und kostengünstig
ausgebildeten Stirnwand für Leichtbau Schienenfahrzeuge, insbesondere einer Führerstand-Stirnwand
für Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, zugrunde, welche ohne zusätzliche Streben oder
Versteifungen mit einer sphärischen Krümmung herstellbar und ohne aufwendige Hilfsvorrichtungen
am Wagenkasten montierbar ist.
[0010] Die Aufgabe wird mit einer gattungsgemäßen Stirnwand nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1 erfindungsgemäß derart gelöst, daß die Stirnwand durch Teilung in logistisch günstige
Bauteile aus zwei vom Dach bis zum Untergestell des Fahrzeuges reichenden Seitenteilen,
einem die Seitenteile im Dachbereich verbindenden Dachteil sowie einem die Seitenteile
unterhalb des Fensterausschnittes verbindenden Mittelteil besteht, welche als vorgefertigte
Einzelsektionen durch die Montage am Wagenkasten und miteinander zu einer Stirnwand
komplettierbar sind.
[0011] Zweckmäßige Ausgestaltungen des Gegenstandes der Erfindung sind in den Unteransprüchen
2 bis 5 angegeben.
[0012] Der Vorteil der erfindungsgemäßen Stirnwand für Leichtbau-Schienenfahrzeuge gegenüber
dem Stand der Technik ist, daß durch die Teilung der Stirnwand in logistisch günstig
ausgebildete Bauteile und deren Zusammenfügen am Wagenkasten des Schienenfahrzeuges
die Herstellung einer sphärisch gekrümmten Stirnwand in technisch einfachster Weise
möglich wird. Die Einzelsektionen der Stirnwand an sich bieten wiederum den Vorteil,
daß sie durch ihre einfache Ausbildung kostengünstig herstellbar und ohne aufwendige
Hilfsvorrichtungen am Wagenkasten und miteinander montierbar sind. Durch die Ausbildung
der Einzelsektionen als mit Gerippeprofilen versteifte Bauteile kann darüber hinaus
das Leichtbaukonzept des übrigen Schienenfahrzeuges auch an der Führerstand-Stirnwand
realisiert werden.
[0013] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der dazugehörigen Zeichnung schematisch
dargestellt und wird nachfolgend ausführlich erläutert. Die Zeichnung zeigt dabei
das Kopfende eines Nahverkehrs-Schienenfahrzeuges in perspektivischer Darstellung
mit der erfindungsgemäßen Führerstand-Stirnwand in Explosionsdarstellung.
[0014] In der Zeichnung ist deutlich zu sehen, daß das dargestellte Schienenfahrzeug eine
sphärisch geformte Stirnwand 9 aufweist, in welches ein nahezu der gesamten Fahrzeugbreite
entsprechender und von der nicht näher dargestellten Mittelpufferkupplung bis zum
Dach 2 des Fahrzeuges reichender Fensterausschnitt 31 für eine Frontscheibe mit gleicher
sphärischer Krümmung vorgesehen ist, wobei zur Verbindung dieser Stirnwand 9 mit dem
Wagenkasten 1 sowohl die Seitenwände 4; 5 als auch das Dach 2 des Fahrzeuges in bekannter
Weise mit geeigneten und nahezu in einer Querebene am Fahrzeugende angeordneten Randpartien
ausgebildet sind.
[0015] Desweiteren ist aus der Zeichnung erkennbar, daß die Stirnwand 9 in erfindungsgemäßer
Ausbildung durch Teilung in logistisch günstig ausgebildete Bauteile aus zwei vom
Dach 2 bis zum Untergestell 8 des Fahrzeuges reichenden Seitenteilen 11; 12, einem
die Seitenteile 11; 12 im Dachbereich verbindenden Dachteil 19 sowie einem die Seitenteile
11; 12 unterhalb des Fensterausschnittes 31 verbindenden Mittelteil 23 besteht, welche
als vorgefertigte Einzelsektionen durch die Montage am Wagenkasten 1 und miteinander
zu einer Stirnwand 9 komplettierbar sind.
[0016] Diese Einzelsektionen der Stirnwand 9 sind, wie in der Zeichnung angedeutet, als
mit Gerippeprofilen 10 versteifte Leichtbausektionen ausgebildet, so daß sie die gleiche
Struktur wie die übrigen Wand- und Dachelemente des Schienenfahrzeuges aufweisen.
Dabei sind zumindest die Seitenteile 11; 12 und das Dachteil 19 an ihren zum Wagenkasten
1 weisenden Längsseiten 13; 15; 20 mit Toleranzaufnahme- und Anschlußbereichen 17;
18; 22 ausgebildet, mit welchen eine problemlose Verbindung zum Wagenkasten 1 realisierbar
ist. Als vorteilhafter Toleranzaufnahmebereich hat sich dabei eine in Richtung des
Wagenkastens 1 verlängert ausgebildete Außenbeblechung an den Seitenteilen 11; 12
und am Dachteil 19 erwiesen, welche an der Außenbeblechung des Wagenkastens 1 anliegt
und bevorzugt durch Überlappschweißungen mit dieser verbunden wird. Die Anschlußbereiche
werden hierbei bevorzugt sowohl durch die verlängerte Außenbeblechung als auch durch
aneinander anliegende Gerippeprofile 10 der Seitenwände 4; 5 und der Seitenteile 11;
12 sowie des Dachs 2 und des Dachteils 19 gebildet, welche ebenfalls miteinander verschweißt
werden.
[0017] Zur Vereinfachung der Montage der erfindungsgemäßen Stirnwand 9 am Wagenkasten 1
liegen die Seitenteile 11; 12 darüber hinaus, wie in der Zeichnung zu sehen ist, bevorzugt
auf dem Untergestell 8 des Fahrzeuges auf, und deren zum Wagenkasten 1 gerichtete
Längsseiten 13; 15 sind kontur- und oberflächengleich mit den Randpartien 6; 7 der
Seitenwände 4; 5 ausgebildet. Die gegenüberliegenden Längsseiten 14; 16 der Seitenteile
11; 12 sind dagegen zumindest für die Seitenränder 32; 33 des Fensterausschnitts 31
konturbestimmend ausgebildet, und zusätzlich wird mit deren Krümmung, wie bei der
in der Zeichnung gezeigten Ausführung, eine Ebene der sphärischen Krümmung der Stirnwand
9 bestimmt.
[0018] Die Ausbildung der Seitenteile 11; 12 der Stirnwand 9 beschränkt sich jedoch nicht
nur auf die in der Zeichnung gezeigte Ausführung, da es beispielsweise auch möglich
ist, statt der nicht näher bezeichneten Fenster in den Seitenwänden 11; 12 an gleicher
Stelle zwei, in der Zeichnung an einer Seite durch Strich-Punkt-Linien angedeutete,
Führerhaustüren anzuordnen. In diesem Fall beschränken sich die Seitenteile 11; 12
der Stirnwand 9 auf die streifenförmigen Abschnitte an der Fahrzeugfront, deren Längsseiten
beidseitig eine Krümmung aufweisen und welche in vorteilhafter Weise bei ihrer Montage
am Wagenkasten 1 an entsprechend geformte Türschablonen angelegt werden, da die Montage
der Führerhaustüren später erfolgt.
[0019] Das bevorzugt mit der gleichen Dachkrümmung wie das übrige Dach des Wagenkastens
1 ausgebildete Dachteil 19 ist in weiterer Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Stirnwand
9 mit seiner einen Längsseite 20 am Dach 2 des Fahrzeuges befestigt, wobei die Verbindung
über die bereits beschriebenen Toleranzaufnahme- und Anschlußbereiche 22 an dieser
Längsseite 20 erfolgt. Die andere Längsseite 21 ist wiederum zumindest für den oberen
Rand 34 des Fensterausschnittes 31 konturbestimmend ausgebildet und bestimmt gleichzeitig,
wie bei der in der Zeichnung dargestellten Ausführung, zusammen mit dem Mittelteil
23 die zweite Ebene der sphärischen Krümmung der Stirnwand 9.
[0020] Mit diesem Mittelteil 23 wird die erfindungsgemäße Stirnwand 9 frontseitig geschlossen,
wobei die obere Längsseite 24 des Mittelteils 23 als unterer Rand 35 des Fensterausschnittes
31 ausgebildet ist und dessen Kontur bestimmt. In die untere Längskante 25 des Mittelteils
23 ist dagegen ein bevorzugt rechteckiger Ausschnitt 26 eingearbeitt, in welchem die
in der Zeichnung nicht dargestellte Mittelpufferkupplung beweglich angeordnet ist.
Darüber hinaus sind in der Fläche des Mittelteils, vorzugsweise in der Nähe der Seitenkanten
27; 28, zwei Durchbrüche 29; 30 vorgesehen, durch welche die Energieverzehreinrichtungen
des Schienenfahrzeuges, beispielsweise Seitenpuffer od. dgl., hindurchgeführt werden.
1. Stirnwand für Leichtbau-Schienenfahrzeuge, insbesondere Führerstand-Stirnwand für
Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, in welcher ein nahezu der gesamten Fahrzeugbreite entsprechender
sowie nahezu von der Mittelpufferkupplung bis zum Fahrzeugdach reichender Fensterausschnitt
für eine Frontscheibe vorgesehen ist, wobei die Frontscheibe zusammen mit der Stirnwand
eine sphärische Krümmung aufweist und sowohl die Seitenwände als auch das Dach des
Fahrzeuges mit nahezu in einer Querebene am Fahrzeugende angeordneten und zur Verbindung
mit der Stirnwand geeignet ausgebildeten Randpartien ausgebildet sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Stirnwand (9) durch Teilung in logistisch günstig ausgebildete Bauteile aus
zwei vom Dach (2) bis zum Untergestell (8) des Fahrzeuges reichenden Seitenteilen
(11; 12), einem die Seitenteile (11; 12) im Dachbereich verbindenden Dachteil (19)
sowie einem die Seitenteile (11; 12) unterhalb des Fensterausschnittes (31) verbindenden
Mittelteil (23) besteht, welche als vorgefertigte Einzelsektionen durch die Montage
am Wagenkasten (1) und miteinander zu einer Stirnwand (9) komplettierbar sind.
2. Stirnwand nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die vorgefertigten Einzelsektionen der Stirnwand (9) mit Gerippeprofilen (10)
versteift und zumindest die Seitenteile (11; 12) und das Dachteil (19) an ihren zum
Wagenkasten (1) weisenden Längsseiten (13; 15; 20) mit Toleranzaufnahme- und Anschlußbereichen
(17; 18; 22) ausgebildet sind.
3. Stirnwand nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Seitenteile (11; 12) bevorzugt auf dem Untergestell (8) des Fahrzeuges aufliegen
und ihre Längsseiten (13; 14; 15; 16) einerseits kontur- und oberflächengleich mit
den Randpartien (6; 7) der Seitenwände (4; 5) und andererseits konturbestimmend zumindest
für die Seitenränder (32; 33) des Fensterausschnittes (31) ausgebildet sind.
4. Stirnwand nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das bevorzugt mit der gleichen Dachkrümmung wie das übrige Dach (2) des Fahrzeuges
ausgebildete Dachteil (19) mit seiner einen Längsseite (20) am Dach (2) des Fahrzeuges
befestigt und die andere Längsseite (21) konturbestimmend zumindest für den oberen
Rand (34) des Fensterausschnittes (31) ausgebildet ist.-
5. Stirnwand nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die obere Längskante (24) des Mittelteils (23) als unterer Rand (35) des Fensterausschnittes
(31) und dessen untere Längskante (25) mit einem Ausschnitt (26) für die Mittelpufferkupplung
ausgebildet ist und im Mittelteil (23), vorzugsweise in der Nähe der Seitenkanten
(27; 28), Durchbrüche (29; 30) für Energieverzehreinrichtungen vorgesehen sind.