[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Stichbildung einer Schifflistickmaschine,
bei welchem der Vorderfaden beim Abziehen von der Spule eine Fadenwalze antreibt.
[0002] Im Werk von Schöner, Spitzen, Enzyklopädie der Spitzentechniken, VEB Fachbuchverlag
Leipzig 1980, Seiten 320 bis 325 wird der Stichbildungsvorgang, wie er bei einer Schifflistickmaschine
zur Anwendung gelangt, beschrieben. In Figur 1, welche dem zitierten Werk entnommen
ist, wird der Stichbildungsvorgang in sechs Phasen a) bis f) dargestellt.
[0003] Der Vorderfaden 11, auch Nadelfaden genannt, führt von der Fadenspule 12 über die
Fadenwalze 13 zum kleinen Fadenleiter 14 und von dort über den grossen Fadenleiter
15 zur Nadel 16. Der Hinterfaden 21, der von der Bobine 22 im Schiffchen 23 geliefert
wird, wird bei der Stichbildung durch eine Schlaufe 24 des Vorderfadens 11 hindurchgeführt
(Phase c) und d)) und vom Vorderfaden 11 festgezogen (Phase e)).
[0004] In der Phase a) bewegt sich das Gatter (nicht dargestellt) mit dem Stickboden 18
und zieht den Faden entsprechend der Stichlänge von der Fadenspule 12 ab. Der kleine
Fadenleiter 14 beginnt seinen Ausschlag in Richtung zum Stickboden 18 hin und zieht
dabei weiter Faden von der Spule 12 ab (Phase b)). Da der Faden um die Fadenwalze
13 geschlungen ist, wird diese beim Abziehen des Fadens in Bewegung gesetzt.
[0005] In den letzten Jahren ist die Geschwindigkeit, mit welcher Schifflistickmaschinen
arbeiten, ständig gesteigert worden. Moderne Schifflistickmaschinen arbeiten nun mit
mehr als zweihundert Stichen pro Minute. Mit den erhöhten Stickgeschwindigkeiten ist
jedoch auch die Tendenz zu Fadenbrüchen gestiegen.
[0006] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein rasches Arbeiten von Schifflistickmaschinen
zu ermöglichen, ohne dass es dabei zu vermehrten Fadenbrüchen kommt.
[0007] Ein Verfahren zur Stichbildung bei einer Schifflistickmaschine, bei welcher der Vorderfaden
beim Abziehen von der Spule eine Fadenwalze antreibt ist erfindungsgemäss dadurch
gekennzeichnet, dass beim Abziehen des Vorderfadens die Bewegung der Fadenwalze durch
eine Antriebsvorrichtung unterstützt wird. Es hat sich gezeigt, dass durch eine solche
Anfahrtshilfe für die Fadenwalze die Tendenz zu Fadenbrüchen auch bei schnellaufender
Maschine stark gesenkt wird. Dies erlaubt es, auch Garne mit relativ geringer Reissfestigkeit
mit grosser Geschwindigkeit zu verarbeiten.
[0008] Eine zweckmässige Ausbildung des Verfahrens sieht vor, dass das durch die Antriebsvorrichtung
auf die Fadenwalze ausgeübte Drehmoment entsprechend den Bedürfnissen der Stichbildung
eingestellt wird.
[0009] Die Erfindung betrifft auch eine Vorrichtung zur Stichbildung bei einer Schifflistickmaschine,
bei welcher der Vorderfaden über die Fadenwalze zur Nadel verläuft und beim Abziehen
des Vorderfadens von der Spule für den Antrieb der Fadenwalze sorgt und dadurch gekennzeichnet
ist, dass zusätzlich eine Antriebsvorrichtung zur Unterstützung des Antriebs der Fadenwalze
vorgesehen ist. Zweckmässigerweise ist die Antriebsvorrichtung über eine Kupplung
mit der Fadenwalze kuppelbar. Dabei ist es zweckmässig, wenn die Kupplung eine Einstellung
des zu übertragenden Drehmoments erlaubt. Ein vorteilhaftes Ausführungsbeispiel der
Erfindung sieht daher vor, dass die Kupplung ein Differenzialgetriebe mit einem ersten
und einem zweiten Sonnenrad und einem Planetenrad aufweist, wobei der Antriebsstrang
von der Antriebsvorrichtung zur Fadenwalze über das erste Sonnenrad, das Planetenrad
zum zweiten Sonnenrad verläuft, dass das Planetenrad drehbar auf einer um eine Achse
drehbare Scheibe angeordnet ist und dass eine Bremsvorrichtung vorgesehen ist, mit
welcher eine Bremskraft auf die drehbare Scheibe ausgeübt werden kann. Dies erlaubt
es, durch Betätigung der Bremsvorrichtung, ein Drehmoment auf die Fadenwalze zu übertragen.
Vorteilhaft weist die Bremsvorrichtung Mittel zur Regelung der Bremskraft auf. Dies
erlaubt es durch Einstellung der Bremskraft das Drehmoment, welches auf die Fadenwalze
übertragen wird, zu regulieren.
[0010] Die Erfindung wird nun unter Bezugnahme auf die Zeichnung beschrieben. Es zeigt:
- Fig.1
- den Stand der Technik bildenden Stichbildungsvorgang, auf welchen bereits in der Einleitung
hingewiesen wurde,
- Fig.2
- ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemässen Vorrichtung, teilweise im Schnitt und
- Fig. 3
- in etwas kleinerem Massstab eine Draufsicht auf die Vorrichtung von Figur 2.
[0011] Die in den Figuren 2 und 3 dargestellte Vorrichtung besteht im wesentlichen aus der
Antriebsvorrichtung 25 und der Kupplung 27. Mittels der Kupplung 27 kann die Welle
29 über eine Freilaufnabe 28 in einer Richtung angetrieben werden. Von der Welle 29
erfolgt die Kraftübertragung über die Kegelräder 30,31 auf die Antriebswelle 33 der
Fadenwalze 13. Beim dargestellten Ausführungsbeispiel umfasst die Antriebsvorrichtung
25 einen Motor 35, z.B. einen Schrittschaltmotor, welcher über die kleine Riemenscheibe
37 und den Zahnriemen 39 die grosse Riemenscheibe 41 antreibt. Die grosse Riemenscheibe
41 ist mittels der Bolzen 43 mit dem Zahnrad 45 verbunden. Das Zahnrad 45 stellt das
erste Sonnenrad eines Differenzialgetriebes dar. Das Planetenrad 47 besteht aus zwei
Zahnrädern 48,49, die fest miteinander verbunden sind. Das Zahnrad 48 ist mit dem
ersten Sonnenrad 45 und das Zahnrad 49 mit dem zweiten Sonnenrad 51 im Eingriff, welches
über die Freilaufnabe 28 die Welle 29 antreiben kann.
[0012] Der Antriebsstrang von der Antriebsvorrichtung 25 verläuft also über die Riemenscheibe
37, den Zahnriemen 39, die Riemenscheibe 41, das erste Sonnenrad 45, das Planetenrad
47, das zweite Sonnenrad 51, die Freilaufnabe 28, die Welle 29, die Kegelräder 30,31
und die Antriebswelle 33 zur Fadenwalze 13.
[0013] Die Antriebsvorrichtung 25, die Kupplung 27 mit der Bremsvorrichtung 53 sind auf
einer Support-Platte 54 gelagert. Wie Figur 2 zeigt, befindet sich in der Support-Platte
54 eine Büchse 55. Die Welle 29 ist in dieser Büchse mittels der beiden Kugellager
56,57 drehbar gelagert. Die Riemenscheibe 41 ist auf der Büchse 55 mittels der Kugellager
59,60 drehbar gelagert. Auf der Nabe 61 der Riemenscheibe ist mittels der Kugellager
63,64 eine Scheibe 65 drehbar gelagert, welche die Bremsscheibe der Bremsvorrichtung
53 darstellt und zugleich das Planetenrad 47 trägt, welches sich um die Achse 67 drehen
kann, welche mit dem Schraubenbolzen 69 auf der Scheibe 65 befestigt ist. Auf die
Peripherie der Bremsscheibe 65 kann die Bremsbacke 52 der Bremse 53 einwirken. Mit
der Stellschraube 71 kann die Feder 73 mehr oder weniger stark vorgespannt und so
der Druck der Bremsbacke 52 auf die Bremsscheibe 65 verstellt werden.
[0014] Die Vorrichtung arbeitet wie folgt:
[0015] Sobald beim Stickvorgang Faden von der Spule 12 abgezogen werden muss, treibt die
Antriebsvorrichtung 35 über den Zahnriemen 39, die Kupplung 27 und das Winkelgetriebe
30,31 die Antriebswelle 33 der Fadenwalze 13 an. Das auf die Fadenwalze ausgeübte
Drehmoment kann mit der Bremse 53 eingestellt werden. Zu diesem Zweck wird mit der
Stellschraube 71 die Feder 73 mehr oder weniger stark eingestellt. Die Freilaufnabe
28 ermöglicht auch eine Weiterbewegung der Fadenwalze 13 durch den Fadenzug, wenn
von der Antriebsvorrichtung 35 kein Drehmoment mehr auf die Fadenwalze übertragen
wird.
[0016] Es sind verschiedene Aenderungen möglich, ohne vom Erfindungsgedanken abzuweichen.
So könnte beispielsweise der Antrieb statt durch einen Motor 35 auch durch die Hauptantriebswelle
erfolgen. Dazu kann ein Schrittschaltgetriebe, z.B. ein Maltesergetriebe dienen.
1. Verfahren zur Stichbildung bei einer Schifflistickmaschine, bei welcher der Vorderfaden
(11) von der Spule (12) eine Fadenwalze (13) antreibt, dadurch gekennzeichnet, dass
die Fadenwalze (13) durch eine Antriebsvorrichtung (25) unterstützt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebsvorrichtung auf
die Fadenwalze (13) ein Drehmoment ausübt, welches entsprechend den Bedürfnissen der
Stichbildung einstellbar ist.
3. Vorrichtung zur Stichbildung bei einer Schifflistickmaschine, bei welcher der Vorderfaden
(11) über eine Fadenwalze (13) zur Nadel (16) verläuft und beim Abziehen von der Spule
(12) für den Antrieb der Fadenwalze (13) sorgt, dadurch gekennzeichnet, dass zusätzlich
eine Antriebsvorrichtung (25) zur Unterstützung des Antriebs der Fadenwalze (13) vorgesehen
ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebsvorrichtung
(25) über eine Kupplung (27) mit der Fadenwalze (13) kuppelbar ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen Kupplung (27) und
Fadenwalze (13) eine Freilaufvorrichtung (28) angeordnet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Kupplung (27)
ein Differenzialgetriebe mit einem ersten (45) und einem zweiten Sonnenrad (51) und
einem Planetenrad (47) aufweist, wobei der Antriebsstrang von der Antriebsvorrichtung
(25) zur Fadenwalze (13) über das erste Sonnenrad (45), das Planetenrad (47) zum zweiten
Sonnenrad (51) verläuft, dass das Planetenrad (47) drehbar auf einer um eine Achse
drehbare Scheibe (65) angeordnet ist, und dass eine Bremsvorrichtung (53) vorgesehen
ist, mit welcher eine Bremskraft auf die drehbare Scheibe (65) ausgeübt werden kann.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Bremsvorrichtung (53)
Mittel zur Regelung der Bremskraft aufweist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebsvorrichtung
(25) einen Motor (35), z.B. einen Schrittschaltmotor, aufweist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebsvorrichtung
(25) durch ein vom Hauptantrieb der Stickmaschine antreibbares Getriebe gebildet ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Getriebe ein Schrittschaltgetriebe,
z.B. ein Maltesergetriebe, ist.