[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Dämmstoffplatten auf Mineral-
und Papierfaserbasis durch Aufschlämmen von Mineralfasern, Bindemitteln und üblichen
Zusatzstoffen in Wasser, Formen der Dämmstoffplatte durch Aufbringen des Slurrys auf
ein Sieb, Trocknen und Verfestigen der Dämmstoffplatte.
[0002] Solche Platten werden, mit dekorativen Oberflächen versehen, in abgehängten Decken
oder Wandpaneelen vorwiegend zur akustischen Isolation von Räumen eingesetzt. Sie
finden jedoch auch Verwendung im baulichen Brandschutz, besonders als Türfüllungen
und Verkleidungen von Trägern und Stützen bei Stahlkonstruktionen sowie von Lüftungs-
und E-Leitungskanälen.
[0003] Die genannten Platten werden in einem sogenannten Naßverfahren hergestellt. Dabei
wird eine stark wäßrige Aufschlämmung von vorzugsweise Mineralwolle, Papierfasern,
Stärke, Ton und Kaolin bereitgestellt, welcher auf einem Sieb durch Abnutschen ein
Teil des Wassers entzogen wird. Der so entstandene Siebkuchen wird dann in einen Ofen
geführt, in welchem das Restwasser bei erhöhter Temperatur verdampft. Gleichzeitig
erhärtet das Stärkegel durch Trocknung und stellt dabei eine feste Verbindung zwischen
den sich kreuzenden Mineral- und Papierfasern her.
[0004] Um ein schnelleres Entwässern auf dem Maschinensieb zu erreichen, werden der wäßrigen
Aufschlämmung nichtionische Tenside zugesetzt (auch um durch den entstehenden Schaum
das Raumgewicht zu reduzieren). Dieser Tensidzusatz hat jedoch den Nachteil, daß nach
dem Trocknen eine stark hydrophile Komponente in den Platten verbleibt. Diese Nachteile
zeigen sich im einzelnen wie folgt:
[0005] Nach dem Schliff der getrockneten Rohplatten werden diese mit wäßrigen Dispersionsfarben
beschichtet. Da der Untergrund stark porös ist und deshalb viel Farbe in den Untergrund
wandert, wird bei diesem Vorgang unnötig Farbe verbraucht.
[0006] Weiter neigen die bisher eingesetzten Tenside dazu, Luftfeuchtigkeit zu adsorbieren.
Dadurch kann es zum Erweichen des verwendeten Bindemittels kommen. Die Bindekraft
wird dadurch vermindert, und aufgrund des Eigengewichts kann es dann zum Durchbiegen
der im Rahmen befestigten Platten kommen.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es zu erreichen, daß dem zu trocknenden Gemisch vor dem
Trocknungsprozeß möglichst viel Wasser entzogen wird und kein hydrophiles Tensid (z.
B. Alkylphenylethoxylate) in der Platte verbleibt.
[0008] Erfindungsgemäß wird das durch den Einsatz der im folgenden aufgeführten tensidischen
Siloxane erreicht, die betainische oder quaternäre Gruppen aufweisen.
[0009] Vorzugsweise werden dabei Betaine verwendet, die die allgemeine Formel aufweisen

wobei
- R1
- im Molekül gleich oder verschieden ist und einen Alkylrest mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen,
einen Phenylrest oder einen Polyoxyalkylenrest bedeutet, mit der Maßgabe, daß mindestens
70 % der Reste R1 Methylreste sind,
- R2
- gleich R1 sein kann, mit der Maßgabe, daß mindestens ein Rest R2 die Gruppe

ist, in der
- R3
- ein zweiwertiger Alkylenrest mit 2 bis 12 Kohlenstoffatomen,
- R4
- ein zweiwertiger Alkylenrest mit 2 bis 6 Kohlenstoffatomen ist,
- R5, R6
- gleich oder verschieden sind und einen Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen oder
einen Benzylrest bedeuten,
- n
- 1, 2 oder 3 ist,
- x
- einen Wert von 0 bis 200 und
- y
- einen Wert von 1 bis 50 hat.
[0010] Beispiele dieser erfindungsgemäß eingesetzten Organpolysiloxane mit Betaingruppen
sind

[0011] Ein weiteres Merkmal der Erfindung ist der Einsatz der Polysiloxane mit quaternären
Ammoniumgruppen der allgemeinen Formel

wobei
- R7
- im Molekül gleich oder verschieden ist und einen Methylrest oder den Rest

bedeutet,
- R8
- im Molekül gleich oder verschieden ist und einen Alkylrest mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen
oder den Rest R11-CONH-(CH2)4- bedeutet, in dem R11 ein Alkylrest mit 7 bis 17 Kohlenstoffatomen ist,
- R9, R10
- im Molekül gleich oder verschieden sind und einen Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen
bedeuten,
- Z
- der Rest

ist,
- X⊖
- ein anorganisches oder organisches Anion ist, das von einer üblichen physiologisch
verträglichen Säure HX herrührt,
- n
- einen Wert von 5 bis 20,
- m
- einen Wert von 1 bis 10 hat,
wobei der Quotient aus der Anzahl der Dimethylsiloxygruppen und der Anzahl der quaternären
Ammoniumgruppen einen Wert von 0,5 bis 15 hat.
[0012] Beispiele besonders geeigneter Verbindungen sind

[0013] Als brauchbare Verbindungen können ebenso Polysiloxane mit quaternären Gruppen eingesetzt
werden, die folgende allgemeine Formel aufweisen

wobei
- A
- der Rest

ist,
- R12, R13, R14
- = Alkylreste mit 1 bis 22 Kohlenstoffatomen oder Alkenylreste mit 2 bis 22 Kohlenstoffatomen,
wobei die Alkyl- oder Alkenylreste Hydroxylgruppen aufweisen können und mindestens
einer der Reste R12, R13, R14 mindestens 10 Kohlenstoffatome aufweist,
- R15, R16` R18, R19, R20
- = Alkylreste mit 1 bis 22 Kohlenstoffatomen oder Alkenylreste mit 2 bis 22 Kohlenstoffatomen,
wobei die Alkyl- oder Alkenylreste Hydroxylgruppen aufweisen können,
- R17
- = -O- oder -NR21-Rest,
- R21
- = Alkyl- oder Hydroxylalkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen oder Wasserstoffrest,
- p
- = 2 bis 4,
- M
- = ein zweiwertiger Rest, ausgewählt aus der Gruppe


wobei das N-Atom des Restes A mit dem Rest M über das zur C-OH-Gruppe im Rest M benachbarte
Kohlenstoffatom verbunden ist,
- o
- = eine Zahl von 0 bis 200 ist,
- X⊖
- die oben angegebene Bedeutung hat.
[0014] Beispiele dieser besonders geeigneten quaternären Siloxane sind

[0015] Die Herstellung der obengenannten Siloxane, die betainische oder quaternäre Gruppen
aufweisen, ist u.a. in DE-C-34 22 268, DE-C-37 19 086 und DE-C-38 37 811 beschrieben.
[0016] Durch den Einsatz dieser Siloxane hat sich gezeigt, daß diese zu einer außerordentlich
schnellen Entwässerung führen und somit die für den Trocknungsprozeß vorgesehenen
Filterrückstände deutlich weniger Wasser enthalten. Man spart dadurch an Energie und
erreicht höhere Produktionsgeschwindigkeiten. Die getrockneten Platten zeigen auf
ihrer Oberfläche deutlich hydrophobe Eigenschaften.
[0017] Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, der Mineral- und Papierfaseraufschlämmung Siliconharze
als Hydrophobierungsmittel zuzusetzen. Durch die Verwendung dieser bekannten Siliconharze
in Verbindung mit den erfindungsgemäß eingesetzten tensidischen Siloxanen wird eine
noch gleichmäßigere und bessere Hydrophobierung erzielt.
[0018] Anhand der folgenden Beispiele wird das erfindungsgemäße Verfahren noch näher erläutert.
[0019] Zunächst wird eine Mischung hergestellt, bei der auf den Zusatz eines Tensids verzichtet
wird.
[0020] In 3 l Wasser werden 120 g Steinwolle, 10 g Stärke, 30 g Ton und 0,4 Gew.-% einer
50 %igen Hydrophobieremulsion, bezogen auf die o.a. Festkörper, auf Basis eines Methylsiliconharzes
zugesetzt und gut miteinander vermischt.
Beispiel 1 (nicht erfindungsgemäß)
[0021] Zu der oben beschriebenen Standardmischung werden 0,1 Gew.-% eines Tensids des Standes
der Technik, nämlich eines Nonylphenylethoxylats mit 6 Ethylenoxidgruppen gegeben.
Beispiel 2 (erfindungsgemäß)
[0022] Der Standardmischung werden 0,1 Gew.-% eines Siloxans mit quaternären Gruppen folgender
Zusammensetzung zugesetzt
- R=
- langkettiger Alkylrest, C12H25-
Beispiel 3 (erfindungsgemäß)
[0023] Der Standardmischung werden 0,1 Gew.-% eines Siloxans mit Betaingruppen folgender
Formel zugesetzt

[0024] Die eingesetzten Tensidkonzentrationen beziehen sich auf den in der Standardmischung
befindlichen Feststoffanteil.
[0025] Diese Aufschlämmung wird nacheinander in eine auf einer Saugflasche befindlichen
mit Schwarzbandfilter versehenen Nutsche gegeben und im Wasserstrahlvakuum von 50
mbar abgesaugt.
Für den Absaugvorgang benötigt man |
|
bei der Standardmischung |
27 Minuten |
bei der Mischung mit dem Tensid des Standes der Technik (Beispiel 1) |
22 Minuten |
bei der Mischung mit dem erfindungsgemäß zugesetzten Siloxan (Beispiele 2 und 3) |
11 bzw. 10 Minuten. |
[0026] Entsprechend enthalten die auf dem Filter befindlichen Rückstände noch folgende Wasseranteile:
Standardmischung |
61 % |
Beispiel 1 |
56 % |
Beispiel 2 |
46 % |
Beispiel 3 |
45 % |
Beispiel 4
[0027] In diesem Beispiel werden anhand der Wasseraufnahmewerte die erheblich verbesserten
hydrophoben Eigenschaften einer Mineralfaserdeckenplatte gezeigt, die mit den erfindungsgemäß
eingesetzten Siloxantensiden behandelt wurde.
[0028] Die plattenförmigen Filterrückstände gemäß Beispiel 1, 2 und 3 werden jeweils 1 ¾
Std. bei 170 °C getrocknet, nach dem Erkalten gewogen und anschließend über einen
Zeitraum von 2 Std. in einem Wasserbad 5 cm tief unter Wasser getaucht. Danach werden
die oben aufgeführten Proben entnommen, das stehende Wasser mit Filterpapier abgetupft
und zurückgewogen. Es werden folgende Wasseraufnahmewerte erhalten:
Beispiel 1 |
18 % |
Beispiel 2 |
7 % |
Beispiel 3 |
8 % |
[0029] Die Wasseraufnahmewerte zeigen deutlich, daß sich durch die Verwendung der erfindungsgemäßen
Tenside Platten mit hydrophoben Eigenschaften herstellen lassen.
[0030] Neben einer erheblich schnelleren Entwässerung gegenüber der Standardmischung und
der Probe mit Alkylarylsulfonat (Nonylphenolethoxylate mit 6 Ethylenoxidgruppen) enthalten
die Filterrückstände, bei denen mit den erfindungsgemäßen Siloxantensiden gearbeitet
wird, deutlich weniger Wasser. Das bedeutet, daß neben geringeren Energiekosten auch
höhere Produktionsgeschwindigkeiten bei der Herstellung von Mineral- und Papierfaserplatten
erzielt werden können. Die fertigen Platten zeigen dazu noch deutlich verbesserte
hydrophobe Eigenschaften.
1. Verfahren zur Herstellung von Dämmstoffplatten auf Mineral- und Papierfaserbasis durch
Aufschlämmen von Mineralfasern, Bindemitteln und üblichen Zusatzstoffen in Wasser,
Formen der Dänmstoffplatte durch Aufbringen des Slurrys auf ein Sieb, Trocknen und
Verfestigen der Dämmstoffplatte, dadurch gekennzeichnet, daß man der Aufschlämmung
Siloxane, welche betainische oder quaternäre Gruppen aufweisen, in Mengen von 0,01
bis 3 Gew.-%, bezogen auf Festkörper, zusetzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Betaingruppen enthaltende
Siloxane Verbindungen der allgemeinen Formel

wobei
R1 im Molekül gleich oder verschieden ist und einen Alkylrest mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen,
einen Phenylrest oder einen Polyoxyalkylenrest bedeutet, mit der Maßgabe, daß mindestens
70 % der Reste R1 Methylreste sind,
R2 gleich R1 sein kann, mit der Maßgabe, daß mindestens ein Rest R2 die Gruppe

ist, in der
R3 ein zweiwertiger Alkylenrest mit 2 bis 12 Kohlenstoffatomen,
R4 ein zweiwertiger Alkylenrest mit 2 bis 6 Kohlenstoffatomen ist,
R5, R6 gleich oder verschieden sind und einen Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen
oder einen Benzylrest bedeuten,
n 1, 2 oder 3 ist,
x einen Wert von 0 bis 200 und
y einen Wert von 1 bis 50 hat, verwendet.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als quaternäre Ammoniumgruppen
enthaltende Siloxane Verbindungen der allgemeinen Formel

wobei
R7 im Molekül gleich oder verschieden ist und einen Methylrest oder den Rest

bedeutet,
R8 im Molekül gleich oder verschieden ist und einen Alkylrest mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen
oder den Rest R11-CONH-(CH2)4- bedeutet, in dem R11 ein Alkylrest mit 7 bis 17 Kohlenstoffatomen ist,
R9, R10 im Molekül gleich oder verschieden sind und einen Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen
bedeuten,
Z der Rest

ist,
X⊖ ein anorganisches oder organisches Anion ist, das von einer üblichen physiologisch
verträglichen Säure HX herrührt,
n einen Wert von 5 bis 20,
m einen Wert von 1 bis 10 hat,
wobei der Quotient aus der Anzahl der Dimethylsiloxygruppen und der Anzahl der quaternären
Ammoniumgruppen einen Wert von 0,5 bis 15 hat, verwendet.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als quaternäre Gruppen
enthaltende Polysiloxane Verbindungen der allgemeinen Formel

wobei
A der Rest

ist,
R12, R13, R14 = Alkylreste mit 1 bis 22 Kohlenstoffatomen oder Alkenylreste mit 2 bis 22 Kohlenstoffatomen,
wobei die Alkyl- oder Alkenylreste Hydroxylgruppen aufweisen können und mindestens
einer der Reste R12, R13, R14 mindestens 10 Kohlenstoffatome aufweist,
R15, R16, R18, R19, R20 = Alkylreste mit 1 bis 22 Kohlenstoffatomen oder Alkenylreste mit 2 bis 22 Kohlenstoffatomen,
wobei die Alkyl- oder Alkenylreste Hydroxylgruppen aufweisen können,
R17 = -O- oder -NR21-Rest,
R21 = Alkyl- oder Hydroxylalkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen oder Wasserstoffrest,
p = 2 bis 4,
M = ein zweiwertiger Rest, ausgewählt aus der Gruppe


wobei das N-Atom des Restes A mit dem Rest M über das zur C-OH-Gruppe im Rest M benachbarte
Kohlenstoffatom verbunden ist,
o = eine Zahl von 0 bis 200,
X⊖ die oben angegebene Bedeutung hat,
verwendet.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man der Aufschlämmung zusätzlich
zu den Siloxanen Siliconharze in Mengen von 0,02 bis 2 Gew.-%, bezogen auf Festkörper,
zusetzt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß man als Siliconharze Siloxane
der allgemeinen Formel

wobei
R22 ein Alkylrest mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen oder ein Phenylrest und
R23 ein Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen ist,
a = 0,8 bis 1,2 und
b = 0,2 bis 1,2 ist,
einsetzt.