[0001] Die Erfindung betrifft einen Stahl mit perlitfreiem, überwiegend ferritischen Gefüge
und ein Verfahren zu seiner Herstellung.
[0002] Dualphasenstähle kurz "DP-Stähle" zeichnen sich durch eine starke Verfestigung insbesondere
bei kleinen plastischen Dehnungen und ein niedriges Streckgrenzenverhältnis aus. Somit
führen auch kleine Umformgrade zu höherer Bauteilfestigkeit, die aufgrund des hohen
Bake-Hardening Potentials nach Vorverformung weiter erhöht werden kann. Unter "Bake-Hardening"
wird die künstliche Alterung infolge des Einbrennlackierens verstanden, die zu einer
weiteren Anhebung der Bauteilfestigkeit führt. Für den Automobilbau stellen somit
DP-Stähle, vor allem unter den Gesichtspunkten Energieeinsparung und passive Sicherheit
einen Beitrag zur gewichtsoptimierten Konstruktion dar. Die Verarbeitungseigenschaften
von DP-Stählen sind wegen des niedrigen Streckgrenzenverhältnisses und hohen Kaltverfestigungsvermögens
als sehr günstig zu beurteilen.
[0003] Ferner wird der Umformvorgang durch eine im Vergleich zu anderen höherfesten Stählen
geringere Rückfederung positiv beeinflußt. Der bei konventionellen höherfesten Stählen
immer auftretende Duktilitätsverlust gegenüber konventionellen weicheren Stählen,
der sich beispielsweise in einem Absinken der Gleichmaßdehnung äußert, ist bei DP-Stahl
deutlich geringer.
[0004] Das Gefüge üblicher DP-Stähle besteht zu 70 bis 90 Vol.-% aus Ferrit, Rest Martensit.
Der harte Martensit ist inselförmig in der weichen ferritischen Matrix eingelagert.
Neben Martensit können weitere kohlenstoffreiche Umwandlungsgefüge (Bainit) auftreten.
In geringeren Mengen kann, insbesondere bei einer Legierungszugabe von Silizium, das
die Karbidbildung hemmt, auch thermodynamisch metastabiler Restaustenit vorhanden
sein. Metastabiler Restaustenit verbessert die Umformeigenschaften bei der Kaltformgebung.
[0005] DP-Stähle können sowohl durch Warmwalzen mit einer speziellen Walzstrategie als auch
durch Kaltwalzen mit anschließender Wärmebehandlung hergestellt werden. Dazu sind
für Warmband DP-Stahlanalysen nötig, deren Umwandlungsverhalten von einer starken
voreutektoidischen Ferritbildung und einer zu längeren Zeiten verschobenen Perlitbildung
geprägt ist. Für Kaltband sind Legierungszusammensetzungen sinnvoll, bei denen eine
hohe Kohlenstoffaktivität und eine Verschiebung der Linie GOS im Eisen-Kohlenstoff-Diagramm
nach rechts, d. h., zu höheren Kohlenstoffgehalten beobachtet wird, um so die Kohlenstoffanreicherung
des Austenits bei der Glühung im Zweiphasengebiet Ferrit-Austenit zu begünstigen.
Mit steigender Kohlenstoffaktivität reduziert sich die zu Entmischung notwendige Glühzeit.
Mit steigendem Kohlenstoffgehalt des Austenits verringert sich die kritische Abkühlungsgeschwindigkeit.
Es können also nach der Glühung im Zweiphasengebiet geringere Abkühlungsgeschwindigkeiten
angewendet werden, um ein überwiegend ferritisch-martensitisches Gefüge einzustellen.
[0006] Die Ferritbildung nach einer Warmumformung kann durch Silizium gefördert werden.
Mit Mangan kann die Perlitbildung sowohl nach einer Warmumformung, als auch während
einer kontinuierlichen Glühbehandlung unterdrückt werden.
[0007] Beim Warmwalzen bekannter siliziumhaltiger Stähle kommt es zur Bildung von rotem
Zunder, verbunden mit der Gefahr der Zundereinwalzung. Dadurch können nach dem Beizen
auch Oberflächeninhomogenitäten auf der Bandoberfläche vorhanden sein. Der rote Zunder,
der auch mit sehr hohen Abspritzdrücken in der Warmbandstraße nicht entfernt werden
kann, führt zudem zu einer Verringerung der Beizgeschwindigkeit. Damit ist ein deutlicher
Produktivitätsabfall verbunden.
[0008] Siliziumhaltiger DP-Stahl ist in kontinuierlichen Feuerverzinkungslinien nicht verzinkbar,
weil das Zink den Stahl nur sehr schlecht benetzt. Aus diesem Grunde ist es ebenfalls
nicht möglich, siliziumhaltigen DP-Stahl in der Ausführung galvannealed herzustellen.
Der Temperaturzyklus einer Galvannealing-Schmelztauchveredelung würde für Si-legierten
DP-Stahl prinzipiell die Möglichkeit bieten, metastabilen Restaustenit zu erzeugen,
durch den die Kaltumformbarkeit noch weiter verbessert wird.
[0009] Die Herstellung von DP-Kaltband der Oberflächenausführung galvannealed mittels einer
kontinuierlichen Feuerverzinkungsanlage ist auch mit anderen für DP-Kaltband bisher
bekannten Legierungskonzepten, einschließlich des Konzeptes mit Si, nicht betriebssicher
möglich, da die Perlitbildung unter den Prozeßbedingungen der meisten z. Z. bestehenden
Anlagen nicht ausreichend stark unterdrückt wird. Die Bildung von Perlit ist verbunden
mit dem Verlust der Dualphasenstahl-Charakteristik.
[0010] Bekannte DP-Stähle mit überwiegendem Ferritanteil enthalten 0,03 bis 0,12 % C, bis
0,8 % Si und 0,8 bis 1,7 % Mn (DE 29 24 340 C2) oder 0,02 bis 0,2 % C, 0,05 bis 2,0
% Si, 0,5 bis 2 % Mn, 0,3 bis 1,5 % Cr sowie 1 % Cu, Ni und Mo (EP 0 072 867 B1).
Beide Stähle enthalten Aluminium nur in Gehalten, die sich aus der Beruhigung mit
Aluminium ergeben. DP-Stähle dieser Zusammensetzung scheiden aber aus dem oben genannten
Grund für die Feuerverzinkung aus.
[0011] Andere Legierungskonzepte für als Kaltband darstellbare DP-Stähle enthalten 0,03
bis 0,12 % C, höchstens 0,8 % Si und 0,8 bis 1,7 % Mn (DE 29 24 340 C2). Derartige
DP-Stähle reagieren wie DP-Stähle allgemein sehr empfindlich auf Änderungen der Glühparameter,
hauptsächlich auf Änderungen der Abkühlungsgeschwindigkeit im Schnellkühlteil. Mit
abnehmender Abkühlungsgeschwindigkeit kommt es häufig zu einer Verschlechterung der
mechanischen Eigenschaften, insbesondere des Streckgrenzenverhältnisses. Auch ein
Stahl mit 0,08 bis 0,20 % C, 1,5 bis 3,5 % Mn, 0,1 bis 0,5 % Cr sowie 0,010 bis 0,1
% Nb (EP 0 501 605 A2) erlaubt die Darstellung eines DP-Stahles als Kaltband, macht
aber beim Schweißen aufgrund des erhöhten Kohlenstoffäquivalentes größere Schwierigkeiten.
[0012] Daraus leitet sich die Aufgabe ab, Stähle zu entwickeln, die mindestens das hervorragende
Spektrum der mechanischen Eigenschaften konventioneller DP-Stähle aufweisen, über
eine gute Schweißeignung verfügen und zudem metallisch beschichtet, insbesondere durch
Feuerverzinkung oberflächenveredelt werden können. Um die umformtechnischen Vorteile
bei der Herstellung von korrosionsgeschützten Bauteilen nutzen zu können, ist eine
feste Haftung der Beschichtung, z. B. einer Zink- oder Zink-Eisen-Legierungsschicht,
notwendig. Aus betriebstechnischen Gründen ist ferner eine ausgeprägte Unempfindlichkeit
gegen Glühparameterschwankungen gefordert, um eine gleichmäßige Produktqualität zu
garantieren.
[0013] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Stahl mit (in Masse-%):
0,05 bis 0,3 % Kohlenstoff
0,8 bis 3,0 % Mangan
0,4 bis 2,5 % Aluminium
0,01 bis 0,2 % Silizium
Rest Eisen mit den erschmelzungsbedingten Verunreinigungen
vorgeschlagen.
[0014] Neben diesen Hauptbestandteilen kann der Stahl auch noch folgende weitere Elemente
enthalten (in Masse-%):
bis 0,05 % Titan
bis 0,8 % Chrom
bis 0,5 % Molybdän
bis 0,5 % Nickel
bis 0,05 % Niob
bis 0,08 % Phosphor.
[0015] Das Gefüge besteht nach dem Kaltwalzen mit nachfolgender Wärmebehandlung in einer
Feuerverzinkungsanlage oder in einem Durchlaufglühofen aus eine ferritischen Matrix,
in die inselförmig Martensit eingelagert ist. Je nach Herstellungsbedingungen können
auch Anteile von Zwischenstufe und Restaustenit eingestellt werden.
[0016] Bei Einhaltung dieses Verfahrensweges sind bei dem mit Aluminium legierten Stahl
folgende mechanischen Mindest-Kennwerte garantiert:
Dehngrenze Rp0,2 ≥ 200 N/mm2
Zugfestigkeit Rm ≥ 550 N/mm2
Bruchdehnung A80 ≥ 25 %
Streckgrenzenverhältnis Rp0,2 / Rm ≤ 0,7.
[0017] Aluminium stellt in dem beanspruchten Gehaltsbereich eine umfangreiche Ferritbildung
bei der Glühung zwischen den Umwandlungstemperaturen Ac
1 und Ac
3 ohne Produktivitätsverlust sicher. Die Bildung von Perlit wird zu deutlich längeren
Zeiten soweit verschoben, daß sie für großtechnisch leicht realisierbare Abkühlraten
hinreichend unterdrückt wird. Im Falle der Erzeugung von Kaltband in der Ausführung
"galvannealed" kann der Galvannealing-Prozeß unter üblichen Bedingungen durchgeführt
werden, wobei eine Verbesserung der Phasen-Charakteristik durch Einstellung von Restaustenit
möglich ist.
[0018] Die Haftung sowohl der Zinkschicht bei verzinktem Kaltband als auch der Zink-Eisen-Legierungsschicht
bei galvannealtem Kaltband wird durch Aluminium deutlich verstärkt.
[0019] Mangan verzögert ebenfalls die Perlitbildung. Die mischkristallverfestigende Wirkung
erhöht die Festigkeit des Stahls. Vor dem Hintergrund des erhöhten Mangangehaltes
ist eine Behandlung der Schmelze mit Calcium sinnvoll, um gestreckte Mangansulfide
und andere Sulfide in eine globulare Form zu überführen, die einer Umformung weniger
abträglich ist.
[0020] Der Kohlenstoffgehalt sollte aus Festigkeitsgründen mindestens 0,05 % betragen. Aus
Gründen der Schweißbarkeit sollte nicht mehr als 0,3 % C im Stahl enthalten sein.
[0021] Die Faktultativzusätze haben folgende Wirkungen:
[0022] Titan bis 0,05 % führt zur Festigkeitssteigerung durch Kornfeinung und Ausscheidungshärtung
und verbessert die Kaltumformbarkeit.
[0023] Chrom erhöht die Festigkeit und verbessert die Anlaßbeständigkeit des Martensits
und ermöglicht somit die volle Ausschöpfung des Bake-Hardenig Potentials. Mehr als
0,8 % Cr sind jedoch nicht erforderlich und würden nur den Preis erhöhen.
[0024] Molybdän bis 0.5 % senkt die kritische Abkühlungsgeschwindigkeit und verringert somit
die Gefahr der Ausbildung von Eigenspannungen dritter Art, da vor der Feuerverzinkung
mit geringerer Kühlleistung gearbeitet werden kann. Dies bietet eine größere Sicherheit
gegenüber Bandwelligkeit infolge Eigenspannungen dritter Art.
[0025] Nickel dient zur Festigkeitssteigerung durch Mischkristallverfestigung und zur Absenkung
der Umwandlungstemperaturen und der zur diffusionslosen Umwandlung erforderlichen
Abkühlungsgeschwindigkeiten. Ferner wirkt Nickel in einer Menge bis 0,5 % austenitstabilisierend.
[0026] Niob wirkt als Mikrolegierungselement in Mengen bis 0,05 % durch Kornfeinung und
Ausscheidungshärtung festigkeitssteigernd und verbessert die Durchhärtbarkeit.
[0027] Phosphor bis 0,08 % kann zur Festigkeitssteigerung durch Mischkristallverfestigung
zulegiert werden.
[0028] Der erfindungsgemäße Stahl ist besonders unempfindlich gegen Änderungen der Glühparameter.
Ein Stahl dieser Zusammensetzung kann sehr betriebssicher, d. h. unabhängig von Schwankungen
der Erzeugungsbedingungen, produziert werden. Er läßt sich außerdem sehr gut beschichten,
insbesondere verzinken. Beim Vorprodukt Warmband kommt es nicht zur Bildung von rotem
Zunder.
[0029] Die Einstellung eines bestimmten Warmbandausgangsgefüges ist nicht notwendig. Kaltwalztechnisch
ist es günstig, von einem ferritisch-perlitischen Gefüge auszugehen, das durch Haspeln
bei Temperaturen über 600 °C erhalten wird.
[0030] Nach dem Kaltwalzen mit einem Kaltwalzgrad ε ≥ 40 % erfolgt die Rekristallisation
des Gefüges zwischen 740 und 850 °C. Aus dem Zweiphasengebiet Ferrit-Austenit wird
nachfolgend auf Zinkbadtemperatur abgekühlt. Die Abkühlungsgeschwindigkeiten liegen
dabei zwischen 10 und 50 K/s. Die Zinkbadtemperaturen liegen zwischen 450 und 485
°C. Eine Langsamkühlung bis auf Temperaturen von 650 °C vor der Schnellkühlung ist
ebenfalls zulässig und bietet die Möglichkeit, die Anreicherung des Austenits mit
Kohlenstoff gezielt zu steuern. Auch bei dieser Langsamkühlung besteht nicht die Gefahr
der Perlitbildung, weil Aluminium die Perlitbildung zu deutlich längeren Zeiten verschiebt.
[0031] Zur Erzeugung eines ferritisch-martensitischen Gefüges können bei dem mit Aluminium
legierten Stahl geringere Abkühlungsgeschwindigkeiten eingestellt werden. Dies fördert
die Produktionssicherheit im allgemeinen und gewinnt mit zunehmender Banddicke weitere
Bedeutung, weil mit steigender Dicke die notwendige Kühlleistung zunimmt. Erhöhte
Abkühlungsgeschwindigkeiten sind anlagentechnisch aufwendiger. Die Wärmebehandlung
kann statt in einer Feuerverzinkungslinie auch in einem Durchlaufofen durchgeführt
werden.
[0032] Nach der Verzinkung erfolgt in einer Feuerverzinkungslinie eine sofortige Abkühlung
oder bei Erzeugung eines Kaltbandes mit Zink-Eisen-Legierungsschicht in der Ausführung
"galvannealed" ein Wiederaufheizen des Stahles auf Temperaturen zwischen 480 bis 580
°C.
[0033] Das neue Legierungskonzept gestattet die Produktion eines höherfesten, gut kaltumformbaren,
oberflächenveredelten, also beschichteten, schweißbaren Kaltbandes in den Ausführungen
"verzinkt" und eines höherfesten, gut kaltumformbaren, oberflächenveredelten Kaltbandes
in der Ausführung "galvannealed" mit verbesserter Punktschweißbarkeit, die besonders
in automatisierten Schweißlinien gefordert ist.
[0034] Ein besonderes Kennzeichen des erfindungsgemäßen Stahles ist seine ausgeprägte Unempfindlichkeit
gegen Glühparameterschwankungen, die zu einem hohen Maß an Produktionssicherheit führt.
Beispiel 1
[0035] Ein erfindungsgemäßer Stahl A mit 0,073 % C, 0,052 % Si, 1,44 % Mn, 1,27 % Al, 0,35
% Cr, 0,02 % P und 0,001 % S wurde in einem Konverterstahlwerk erschmolzen, in einer
Warmbreitbandstraße bei einer Endwalztemperatur von 920 °C warmgewalzt und bei einer
Haspeltemperatur von 680 °C aufgewickelt. Nach der Beizung mit Schwefelsäure erfolgte
die Kaltwalzung in einer fünfgerüstigen Tandemstraße mit einem Kaltwalzgrad von ε
= 75 % von 3,04 mm auf 0,77 mm.
[0036] In einer Feuerverzinkungsanlage wurde der Stahl mit 6 K/s auf 750 °C erwärmt und
anschließend mit 1,2 K/s auf 830 °C weiter aufgeheizt. Aus dem Zweiphasengebiet erfolgte
dann zuerst eine langsame Abkühlung mit 4 K/s auf 680 °C gefolgt von einer beschleunigten
Abkühlung mit 20 K/s auf 470 °C. Nach dem Durchlaufen des 470 °C warmen Zinkbandes
wurde mit 10 K/s auf Raumtemperatur abgekühlt. Der Stahl A wurde sofort in Linie mit
einem Dressiergrad von 0,8 % nachgewalzt.
[0037] Dieser Dualphasenstahl besitzt nach der Glühbehandlung eine ferritische Matrix, in
die gleichmäßig Martensitinseln eingelagert sind. Der Martensit befindet sich sowohl
auf den Tripelpunkten der Ferritkörner als auch entlang der Ferritkorngrenzen. Die
Ferritkorngröße beträgt rund 60 µm
2. Bainit oder andere Gefügebestandteile sind nicht vorhanden.
[0038] Dieser Stahl besitzt folgende mechanischen Eigenschaften:
Dehngrenze Rp0,2 = 308 N/mm2
Zugfestigkeit Rm = 551 N/mm2
Bruchdehnung A80 = 32,6 %
Streckgrenzenverhältnis Rp0,2 / Rm = 0,56.
[0039] Verzinkter Dualphasenstahl ist quasi-isotrop. Die planare Isotropie Δr beträgt -
0,02.
Beispiel 2
[0040] Ein weiterer erfindungsgemäßer Stahl B mit derselben Analyse wie Stahl A wurde in
einem Konverterstahlwerk erschmolzen, in einer Warmbreitbandstraße bei einer Endwalztemperatur
von 880 °C zu Warmband warmgewalzt, und dieses wurde bei einer Haspeltemperatur von
695 °C aufgewickelt. Nach der Beizung mit Schwefelsäure erfolgte die Kaltwalzung in
einer fünfgerüstigen Tandemstraße mit einem Kaltwalzgrad von ε = 80 % von 3,44 mm
auf 1,04 mm.
[0041] In einer Feuerverzinkungsanlage wurde das Kaltband mit 6 K/s auf 750 °C erwärmt und
anschließend mit 1,2 K/s auf 830 °C weiter aufgeheizt. Aus dem Zweiphasengebiet erfolgte
dann zuerst eine langsame Abkühlung mit 4 K/s auf 720 °C, gefolgt von einer beschleunigten
Abkühlung mit 20 K/s auf 470 °C. Nach dem Durchlaufen des 470 °C warmen Zinkbades
folgte eine induktive Aufheizung mit 12 K/s bis auf die Galvannealing-Temperatur von
520 °C und anschließend eine Abkühlung mit 10 K/s auf Raumtemperatur. Das galvannealte
Kaltband aus dem Stahl B wurde sofort in Linie mit einem Dressiergrad von 1,1 % kalt
nachgewalzt.
[0042] Das galvannealte Kaltband besitzt nach der Glühbehandlung eine perlitfreie ferritische
Matrix mit einer Ferritkorngröße von rund 60 µm
2, in die Martensitinseln gleichmäßig eingelagert sind. Die Martensitinseln konzentrieren
sich auf die Tripelpunkte der Ferritkörner, treten jedoch auch entlang der Ferritkorngrenzen,
vergesellschaftet mit Spuren von Bainit, auf.
[0043] An Proben aus dem galvannealten Kaltband aus dem Stahl B wurden die in Tafel 2 angegebenen
mechanischen Eigenschaften ermittelt.
[0044] Das galvannealte Kaltband ist quasi-isotrop mit einem

.
Beispiel 3
[0045] Zum Vergleich dient der Stahl V mit der Zusammensetzung gemäß Tafel 1. Dieser Stahl
ist nicht betriebssicher feuerverzinkbar und nicht in der Ausführungsform galvannealed
darstellbar, weil die Perlitbildung nicht ausreichend stark unterdrückt wird. Die
mechanischen Werkstoffkennwerte dieses Stahls liegen im Streuband der Eigenschaften
von DP-Kaltband. Die festigkeitsniveaubezogene Duktilität R
m · A
80 ist jedoch deutlich geringer als bei aluminiumlegiertem DP-Kaltband, wie aus Tafel
2 hervorgeht.
Beispiel 4
[0046] Ein weiterer erfindungsgemäßer Stahl C legiert mit 0,21 % C, 1,50 % Mn, 1,03 % Al
wurde in einem Induktionsofen erschmolzen. Der abgegossene Block wurde ausgeschmiedet
und nach mechanischer Bearbeitung warmgewalzt. Der letzte Walzstich fand zwischen
920 und 950 °C statt. Die Abkühlung des Warmbandes erfolgte an ruhender Luft. Nach
dem Beizen wurde das Warmband mit einem Kaltwalzgrad von ε = 66 % auf eine Enddicke
von 1 mm kaltgewalzt.
[0047] Unter Umgebungsatmosphäre wurde dann eine Kaltbandprobe konduktiv mit 7 K/s auf 740
°C erwärmt und anschließend mit 1,2 K/s auf 820 °C weiter aufgeheizt. Aus dem Zweiphasengebiet
erfolgte dann eine beschleunigte Abkühlung mit 35 K/s auf 550 °C, gefolgt von einer
milderen Abkühlung mit 4 K/s auf eine Temperatur von 450 °C entsprechend einer üblichen
Zinkbadtemperatur. Danach wurde die Probe mit 7 K/s auf eine Temperatur von 500 °C
erwärmt, 5 s bei 500 °C gehalten, anschließend mit 35 K/s auf 350 °C und abschließend
mit 10 K/s auf Raumtemperatur abgekühlt. Der Zyklus entspricht einem üblichen Galvannealing-Prozeß.
[0048] Die wie galvannealtes Kaltband wärmebehandelte Probe aus dem erfindungsgemäßen Stahl
C besitzt nach der Glühbehandlung eine perlitfreie ferritische Matrix, in die Martensitinseln
und Bainitbereiche mit 8,5-Vol.% Restaustenit gleichmäßig eingelagert sind. Diese
eingelagerten Phasen finden sich entlang der Korngrenzen, konzentrieren sich dabei
auf die Tripelpunkte der Ferritkörner. Die Ferritkorngröße beträgt etwa 70 µm
2.
[0049] Dieser erfindungsgemäße Stahl besitzt die in Tafel 2 angegebenen mechanischen Eigenschaften.
Beispiel 5
[0050] Ein erfindungsgemäßer Stahl D, legiert mit 0,21 % C, 1,49 % Mn, 1,99 % Al, wurde
in einem Induktionsofen erschmolzen. Der abgegossene Block wurde ausgeschmiedet und
nach mechanischer Bearbeitung warmgewalzt. Der letzte Walzstich fand zwischen 920
und 950 °C statt. Die Abkühlung des Warmbandes erfolgte an ruhender Luft. Nach dem
Beizen wurde das Warmband mit einem Kaltwalzgrad von ε = 66 % zu einem Kaltband mit
einer Enddicke von 1 mm kaltgewalzt.
[0051] Unter Umgebungsatmosphäre wurde dann eine Kaltbandprobe konduktiv mit 7 K/s auf 760
°C erwärmt und anschließend mit 1,2 K/s auf 840 °C weiter aufgeheizt. Aus dem Zweiphasengebiet
erfolgte dann eine beschleunigte Abkühlung mit 35 K/s auf 550 °C, gefolgt von einer
milderen Abkühlung mit 4 K/s auf eine Temperatur von 450 °C, entsprechend einer typischen
Zinkbadtemperatur. Anschließend wurde die Probe mit 7 K/s auf eine Temperatur von
500 °C erwärmt, 5 s bei 500 °C gehalten, danach mit 35 K/s auf 350 °C und abschließend
auf Raumtemperatur mit 10 K/s abgekühlt. Dieser Zyklus entspricht einem üblichen Galvannealing-Prozeß.
[0052] Dieser erfindungsgemäße Stahl D besitzt nach der Glühbehandlung eine perlitfreie
ferritische Matrix, in die Martensitinseln und Bainitbereiche mit 11-Vol.% Restaustenit
gleichmäßig eingelagert sind. Diese eingelagerten Phasen finden sich entlang der Korngrenzen,
konzentrieren sich dabei auf die Tripelpunkte der Ferritkörner. Die Ferritkorngröße
beträgt etwa 80 µm
2. Proben des so erzeugten beschichteten Kaltbandes besitzen mechanische Eigenschaften,
wie sie in Tafel 2 angegeben sind.
Tafel 1
| Chemische Zusammensetzung (in Masse - %) |
| Stahl |
C |
Mn |
Si |
Al |
Cr |
P |
S |
| A, B |
0,073 |
1,44 |
0,052 |
1,27 |
0,35 |
0,02 |
0,001 |
| V |
0,092 |
1,24 |
0,035 |
0,04 |
0,47 |
0,014 |
0,014 |
| C |
0,21 |
1,50 |
0,06 |
1,03 |
--- |
<0,005 |
<0,003 |
| D |
0,20 |
1,49 |
0,04 |
1,99 |
--- |
<0,005 |
<0,003 |
A bis D: Erfindungsgemäße Stähle
V: Vergleichsstahl |
Tafel 2
| Festigkeitseigenschaften |
| Stahl |
A |
B |
V |
C |
D |
| Streckgrenze Rp0,2(N/mm2) |
308 |
329 |
265 |
372 |
365 |
| Zugfestigkeit Rm(N/mm2) |
551 |
551 |
501 |
656 |
658 |
| Gleichmaßdehnung Ag (%) |
21,1 |
21,4 |
17 |
20,5 |
26,0 |
| Bruchdehnung A80 (%) |
32,6 |
31,6 |
27 |
27,8 |
32,9 |
| nlängs |
0,207 |
0,198 |
0,258 |
0,23 |
0,28 |
| senkrechte Anisotropie rlängs |
0,71 |
0,64 |
- |
0,80 |
0,80 |
| Streckgrenzenverhältnis Rp0,2/Rm |
0,56 |
0,6 |
0,53 |
0,57 |
0,55 |
| Rm · A80 (N/mm2 · %) |
17467 |
17467 |
13527 |
18237 |
21648 |