[0001] Die Erfindung betrifft eine Kalibrierung der Schulterwalzen eines Assel-Schrägwalzwerkes
zum Warmwalzen von Rohrluppen aus vorgelochten Hohlkörpern über einen Dorn, mit drei
um 120° gegeneinander versetzten, gegenüber der Walzachse geneigt und zur Walzachse
geschwenkt angeordneten Walzen mit jeweils einem der Schulter vorgeordnetem Einlaufteil,
einem der Schulter nachgeordneten Auslaufteil, sowie kontinuierlichen Übergängen zwischen
den Teilen jeder Schulterwalze.
[0002] Schulterwalzen der eingangs beschriebenen Art arbeiten nach dem Prinzip des Schrägwalzens
über Dornstangen. Asselwalzen dienen zur Streckung eines relativ dickwandigen Hohlkörpers
in einer verhältnismäßig kurzen Umformzone, in der eine Wanddickenreduktion durchgeführt
wird. Die Schulterwalzen des Asselwalzwerkes bestehen im wesentlichen aus einem Einlaufteil,
der in der Regel aus einem Einlaufkegel mit geringer Neigung gebildet wird, aus dem
Arbeitsteil mit der Arbeitsschulter und aus dem Glätteil bzw. dem Auslaufteil. Der
Einlaufkegel bzw. der Einlaufteil hat die Aufgabe, die Luppe zu erfassen, sie zu drehen
und mit einem stetigen Vorschub auf die Dornstange aufzuziehen.
[0003] An den Einlaufteil schließt sich der Arbeitsteil, auch Arbeitsschulter oder Schulterteil
genannt, an, eine stufenartige Änderung des Walzendurchmessers deren Stufenhöhe von
dem zu verarbeitenden Material abhängig ist. Je höher die Schulter bzw. die Stufe
ist, um so größer ist die Materialbeanspruchung. Zweck der Schulter ist es, eine hohe
Wanddickenreduktion innerhalb eines relativ eng begrenzten Bereiches durchzuführen,
um den günstigen Einfluß der Formstabilität des dickwandigen Vorrohres auf die Verteilung
von tangential und axial gerichteter Formänderung zu nutzen.
[0004] Der anschließende Auslaufteil hat den Zweck, das Rohr teilweise von der Dornstange
zu lösen und die Oberfläche des Rohres zu glätten.
[0005] Bei herkömmlichen Kalibrierungen von Schulterwalzen wird die Kaliberkontur von Einlaufteil,
Arbeitsteil und Glätteil aus geraden Linienelementen zusammengesetzt, die mit kontinuierlichen
Übergängen in Bogenform miteinander verbunden sind. So ist eine Walzenkalibrierung
bekannt, bei der zwei kleine Radien tangential sowohl ineinander als auch in den Einlauf-
und Auslaufteil übergehen.
[0006] Der Nachteil dieser Schultergeometrie ist mit einer ungünstigen Strekgradverteilung
in der Umformzone begründet. In der Figur 2 ist in einem Diagramm die Streckgradverteilung
über den Bereich der Umformzone logarithmisch dargestellt. Zu erkennen ist ein starker
Anstieg der Kurve, danach ein starker Abfall und anschließend wieder ein Anstieg mit
anschließend starkem Abfall der Kurve. Dieser Kurvenverlauf ist als ungünstige Fließbedingung
in der Umformzone zu deuten. Die bekannte Lösung begrenzt durch diese Fließbedingungen
den Vorschubwirkungsgrad und das d/s-Verhältnis der Luppe.
[0007] Ausgehend von dem bekannten Stand der Technik und den geschilderten Nachteilen ist
es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Streckgradverteilung im umformtechnisch
kritischen Bereich der Walze zu optimieren und dabei gleichzeitig eine verbesserte
Glättwirkung zu erhalten.
[0008] Zur Lösung der Aufgabe wird erfindungsgemäß eine Kalibrierung der Schulterwalzen
eines Asselschrägwalzwerkes vorgeschlagen, die dadurch gekennzeichnet ist, daß der
Übergang vom Einlaufteil zum Auslaufteilteil durch drei tangential ineinander und
in den Ein- und Auslaufteil übergehende Radien bestimmt wird, deren mittlerer Radius
als Übergangsradius R
2 größer als der Eingangsradius R
1 und kliener als der Ausgangsradius R
3 ist und deren Übergangsradius R
2 und Ausgangsradius R
3 gleiche Krümmungsrichtungen aufweisen, wobei die Radien R
1-3 durch die Schulterhöhe H
s der Asselwalze wie folgt beschrieben ist:



und wobei für die Berechnung der Schulterhöhe H
s aus dem Luppendurchmesser D
L und dem Verhältnis Hohlblockdurchmesser / Hohlblockwand [D
H/S
H] gilt:

[0009] Durch die vorgeschlagene Geometrie der Umformzone ändert sich die Charakteristik
der Kurve für die Streckgradverteilung deutlich. Bei gleichzeitig begünstigten Fließbedingungen
in der Umformzone und einer Glättwirkung im Auslauf des Schulterbereiches steigt der
Vorschubwirkungsgrad. Das ist gleichbedeutend mit einem Anstieg der Leistungsfähigkeit
eines Asselwalzwerkes, des mit der erfindungsgemäßen Kalibrierung der Walzen ausgerüstet
ist. Versuche haben gezeigt, daß der Vorschubwirkungsgrad von heute 0,7 bis 0,9 auf
1,48 bis 1,68 angestiegen ist. Durch die optimierten Umformbedingungen kann -unter
Berücksichtigung der heutigen theoretischen Berechnung der Auslaufgeschwindigkeit
der Luppe aus der Asselwalzeder Vorschubwirkungsgrad größer 1 werden. Die Toleranzen
sowohl im dickwandigen als auch im dünnwandigen Dimensionsbereich lassen sich durch
den Vorschlag der Erfindung verbessern; die Triangulationsgefahr wird durch Verringerung
des Axialwiderstandes gemindert, so daß insgesamt ein verbessertes Produkt zu erwarten
ist.
[0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend
beschrieben. Es zeigt:
- Fig. 1
- eine erfindungsgemäße Walzenkalibrierung mit drei ineinander übergehenden Radien,
- Fig. 2
- in einem Digramm die Charakteristik herkömmlicher Schultergeometrie und
- Fig. 3
- ein Diagramm der Charakteristik einer erfindungsgemäßen Asselschultergeometrie.
[0011] In der Zeichnungsfigur 1 ist der Verformungsteil einer Asselwalze im Schulterbereich
dargestellt. Der Einlaufbereich ist mit E bezeichnet, der Auslaufbereich mit A. Vom
Einlaufteil E ausgehend ist die Walze mit dem Eingangsradius R
1 von 6 mm gekrümmt und geht tangential in den Übergangsradius R
2 von 15 mm über, dessen Radienmittelpunkt auf der dem Radienmittelpunkt des Eingangsradius
R
1 entgegengesetzten Seite liegt. Auf der gleichen Seite der Kurve liegt der Mittelpunkt
des Ausgangsradius R
3 von 100mm, der tangential in den Übergangsradius R
2 übergeht. Somit ergibt sich eine Kontur der Asselwalzenschulter, die geprägt ist
durch einen steil ansteigenden Eingangsradius und einen gegen 0 auslaufenden Ausgangsradius,
mit einem Übergangsradius. Durch die Wahl dieser Radien ergibt sich zu Beginn der
Umformung, im ersten Drittel der Umformzone ein hoher Streckgrad, während aud den
letzen beiden Dritteln ein stetig nachlassender, bis gegen 0 gehender Streckgrad zu
verzeichnen ist. Dadurch werden die Streckungsverhältnisse in der Umformzone vergleichmäßigt
und im Auslauf entsteht eine verbesserte Glättwirkung. Im Diagramm nach Figur 3 ist
deutlich zu erkennen, daß der bei einer Kalibrierung nach dem Stand der Technik entstehende
Abfall der die Streckung charakterisierenden Kurve im Schulterbereich der Walze entfällt,
die Kurve fällt flach ab, was gleichbedeutend mit einer gleichmäßig und sanft abnehmenden
Streckung ist.
1. Kalibrierung der Schulterwalzen eines Assel-Schrägwalzwerkes zum Warmwalzen von dünnwandigen
Rohrluppen aus vorgelochten Hohlkörpern über einen Dorn, mit mindestens drei um 120°
gegeneinander versetzten, gegenüber der Walzachse geneigt und zur Walzachse geschwenkt
angeordneten Walzen mit jeweils einem der Schulter vorgeordnetem Einlaufteil, einem
der Schulter nachgeordneten Auslaufteil, sowie kontinuierlichen Übergängen zwischen
den Teilen jeder Schulterwalze dadurch gekennzeichnet,
daß der Übergang vom Einlaufteil zum Auslaufteilteil durch drei tangential ineinander
und in den Ein- und Auslaufteil übergehende Radien bestimmt wird, deren mittlerer
Radius als Übergangsradius R
2 größer als der Eingangsradius R
1 und kleiner als der Ausgangsradius R
3 ist und deren Übergangsradius R
2 und Ausgangsradius R
3 gleiche Krümmungrichtungen aufweisen, wobei die Radien R
1-3 durch die Schulterhöhe H
s der Asselwalze wie folgt beschrieben ist:



und wobei für die Berechnung der Schulterhöhe H
s aus dem Luppendurchmesser D
L und dem Verhältnis Hohlblockdurchmesser / Hohlblockwand [ D
H/S
H]gilt: