[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Richtungsbohren mit Hilfe einer
mechanisch und/oder hydraulisch abbauenden Bohrvorrichtung, die es erlaubt, wahlweise
geradeaus oder längs einer Kurvenbahn zu arbeiten.
[0002] Derartige Bohrvorrichtungen bestehen aus einem drehend und/oder schlagend angetriebenen
Bohrgestänge mit einem Bohrkopf sehr unterschiedlicher Gestaltung. Das Bohrgestänge
ist üblicherweise auf einem schienengeführten, mit einem Linearantrieb verbundenen
Schlitten gelagert und besitzt einen Dreh- oder einen Drehschlagantrieb, mit dem sich
das Gestänge in Rotation versetzen und gegebenenfalls auch in das Erdreich eintreiben
läßt.
[0003] Um ein Richtungsbohren zu ermöglichen, besitzen solche Vorrichtungen eine Exzentrizität,
die eine Kurvenfahrt bewirkt, sich beim Geradeausbohren aber überwinden läßt. Dies
geschieht in der Weise, daß das die Exzentrizität aufweisende Teil während des Geradeausbohrens
mit gleichbleibender Winkelgeschwindigkeit rotiert, wobei die Wirkung der Exzentrizität
verlorengeht. Beim Übergang zum Kurvenbohren wird das die Exzentrizität aufweisende
Teil bzw. der Bohrkopf in einer bestimmten Winkelstellung für eine gewisse Zeit stillgesetzt
und verbleibt in dieser Winkelstellung solange, bis die Kurvenbahn vollendet ist oder
so lange, wie die vorgegebene Kurvenbahn eingehalten wird. Verläßt der Bohrkopf die
vorgesehene Bahnkurve, ist eine Korrektur der Winkelstellung erforderlich, bis die
Bahnkurve wieder erreicht ist und der Bohrkopf wieder auf die Bahnkurve eingestellt
werden muß. Auf diese Weise muß der Bohrkopf im Verlauf einer (längeren) Kurve im
allgemeinen mehrfach bezüglich seiner Winkelstellung positioniert werden. Es sind
daher stets mehrere Winkelschritte des während einer Kurvenfahrt ansonsten nicht rotierenden
Gestänges erforderlich. Auf diese Weise entsteht eine Zick-zack- oder korkenzieherförmige
Erdbohrung, aber keine exakte Kurvenbahn.
[0004] Die jeweilige Winkelstellung der Exzentrizität hängt von der Krümmungsrichtung der
zu erstellenden Erdbohrung ab, jedoch befindet sich die Exzentrizität stets auf der
Innenseite der Kurvenbahn, wo sie gleichsam die Wirkung eines Drehpunkts entfaltet,
während die ihr gegenüberliegende Seite beim mechanischen Vortreiben des Gestänges
bzw. des Bohrkopfs durch Schieben und/oder Schlagen - ohne Rotation - als sich im
Erdreich wie an einer Leitplanke entlanggleitende Schulter oder Gleitschuh wirkt.
Das vor dem Bohrkopf befindliche Erdreich wird während des rotationsfreien Kurvenbohrens
vom Bohrkopf seitlich verdrängt und/oder mit Hilfe eines scharfen Flüssigkeitsstrahls
mehr oder minder abgebaut. Das ist aber nur bei nicht allzu festen und hindernisfreien
Böden möglich, die sich auch verdrängen lassen.
[0005] Die Art des Bohrgestänges, der Exzentrizität und des Bohrkopfs ist im Einzelfall
sehr unterschiedlich. So beschreibt die US-Patentschrift 3 878 903 eine Vorrichtung
mit einem Gestänge aus einem drehbaren Außenrohr und einem angetriebenen Innengestänge,
das mit einem Abbauwerkzeug verbunden ist. Das Bohrgestänge ist in der Nähe des Bohrkopfs
abgewinkelt und erlaubt demzufolge ein Kurvenbohren, bei dem sich sowohl der Kurvenradius
als auch die Krümmungsrichtung durch ein Winkelverstellen des Bohrgestänges ändern
läßt. Bei kontinuierlich rotierendem Gestänge ist ein Geradeausbohren mit einem erheblich
vergrößerten Durchmesser des Erdkanals möglich. Dieser Durchmesser entspricht dem
Hüllkreisdurchmesser der Bohrkopfspitze und ist um so größer, je stärker der vordere
Gestängeabschnitt abgewinkelt ist.
[0006] Des weiteren beschreibt die europäische Offenlegungsschrift 0 247 767 einen mit einem
Dreh/Schub-Gestänge verbundenen Bohrkopf mit einer Schrägfläche, der ein Geradeausbohren
erlaubt, solange der Bohrkopf gleichmäßig rotiert, und ohne Rotation ein Kurvenbohren
durch seitliches Verdrängen des vor dem Bohrkopf befindlichen Erdreichs.
[0007] Eine ähnlich arbeitende Vorrichtung beschreibt die europäische Patentschrift 0 195
559, deren abgewinkelter Bohrkopf jedoch mit einer konzentrischen Düse versehen ist,
aus der ein Hochdruckstrahl zum Lösen und Abbauen des vor dem Bohrkopf befindlichen
Erdreichs austritt.
[0008] Um die Lage des Bohrkopfes im Erdreich orten zu können, kann im Bohrkopf ein beispielsweise
über Batterien mit Energie versorgter Sender angeordnet sein, der mit Meßeinrichtungen
versehen ist, die es ermöglichen festzustellen, in welcher Tiefe sich der Bohrkopf
und wo er sich im Erdreich befindet, wie die Neigung und die Verrollung des Bohrkopfes
bezüglich seiner Achse, d.h. die Winkellage der Schrägfläche bezüglich der Längsachse
ist. Zusätzlich kann auch noch die Temperatur des Bohrkopfes festgestellt werden.
[0009] Die gemessenen Daten werden von dem im Bohrkopf angeordneten Sender zu einem Empfänger
an der Erdoberfläche übertragen und dort angezeigt. Von dort werden die Daten drahtlos
zur Bedienungsperson an einer Dreh- und Vorschubeinheit gesendet und dort ebenfalls
angezeigt. Anhand dieser Daten läßt sich ein Lenkmanöver auslösen.
[0010] Die bekannten Verfahren und Vorrichtungen zum Richtungsbohren basieren sämtlich auf
dem Prinzip, daß das Bohrgestänge während des Geradeausbohrens rotiert und demgemäß
der Bohrkopf einen Hüllkreis mit einem Durchmesser beschreibt, der größer, zumeist
wesentlich größer ist als der Gestänge- bzw. Bohrkopfdurchmesser, während sich das
Gestänge während der Kurvenfahrt nicht dreht und der Bohrvortrieb allein durch Schub
und/oder Schlag geschieht.
[0011] Beim Übergang vom Geradeaus- zum Kurvenbohren ist eine abrupte Unterbrechung der
Rotationsbewegung in einer bestimmten, durch die Krümmungsrichtung vorgegebenen Winkelstellung
des Bohrkopfes erforderlich. Damit verbunden ist eine ebenso abrupte bzw. scharfe
Änderung der Vortriebsrichtung. Diese wiederum wird alleine durch die Art und den
Grad der Exzentrizität, beispielsweise die Neigung einer Schräg- bzw. Lenkfläche am
Bohrkopf in bezug auf die Hauptachse des Gestänges, bestimmt. Da die Exzentrizität
bzw. Neigung konstruktiv vorgegeben ist, sind - beispielsweise korrigierende - Richtungsänderungen
während der Kurvenfahrt jeweils nur in der Weise möglich, daß die Winkelstellung des
Bohrkopfs bzw. der Exzentrizität durch Drehen des Gestänges um einen bestimmten Winkel
geändert wird. Da während einer Kurvenfahrt üblicherweise mehrere korrigierende Richtungsänderungen
erforderlich sind, verläuft der dabei entstehende Erdkanal mehr oder minder zick-zack-förmig
bzw. - je nach Beschaffenheit des Bohrkopfes - korkenzieherartig. Das wirkt sich beim
späteren Aufweiten der Pilotbohrung mit Hilfe eines Aufweitkopfes und/oder beim Einziehen
einer Rohrleitung in die Pilotbohrung außerordentlich nachteilig aus, weil die Erdbohrung
gerade in dem besonders kritischen Kurvenbereich unregelmäßig verläuft und eine ungleichmäßige
Wandung besitzt, die dem Aufweitkopf und/oder dem Einziehrohr einen hohen Gleitwiderstand
entgegensetzt. Das erfordert einen erhöhten technischen Aufwand beim Aufweiten und
Einziehen. Hinzu kommt die Instabilität einer solchen Erdkanalwandung, die mit der
Gefahr von Einbrüchen verbunden ist, die Schwierigkeiten beim Aufweiten und Rohreinziehen
erhöht und insbesondere die Gefahr von Rohrbeschädigungen beim Einziehen mit sich
bringt.
[0012] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu schaffen, das eine
sanfte und das Gestänge sowie den Bohrkopf schonende Richtungsänderung erlaubt und
auch im Kurvenbereich einen weitestgehend glattwandigen Erdkanal mit gleichmäßiger
Krümmung ergibt.
[0013] Die Lösung dieser Aufgabe basiert auf dem Gedanken, den bei den herkömmlichen Verfahren
üblichen einen Lenkschritt je Kurvenbahn oder -bahnabschnitt - ohne Stillsetzen des
rotierenden Bohrgestänges - in eine Vielzahl einzelner Lenkschritte mit minimaler
Lenkwirkung aufzulösen, um auf diese Weise einen kontinuierlich gesteuerten Vortrieb
zu erreichen.
[0014] Im einzelnen besteht die Erfindung in einem Verfahren zum Richtungsbohren mit Hilfe
einer Bohrvorrichtung mit einem Gestänge und einem sich auf einer Kreisbahn bewegenden
gelagerten Werkzeug, das sich beim Geradeausbohren mit im wesentlichen konstanter
Winkelgeschwindigkeit dreht, während beim Kurvenbohren die Winkelgeschwindigkeit gegenüber
einer Bezugsgeschwindigkeit periodisch vorübergehend geändert, d.h. vergrößert oder
verringert wird. Das erfindungsgemäße Verfahren arbeitet daher während der Kurvenfahrt
mit pulsierender Winkelgeschwindigkeit.
[0015] Unter Bezugsgeschwindigkeit ist hier diejenige Winkelgeschwindigkeit zu verstehen,
die beim Bohren mit nichtpulsierender bzw. konstanter Winkelgeschwindigkeit ein Geradeausbohren
gewährleisten würde und dergegenüber die erfindungsgemäße Änderung der Winkelgeschwindigkeit
stattfindet. Die geänderte Winkelgeschwindigkeit stellt dabei die Lenkgeschwindigkeit
dar, die nur während eines bestimmten Winkelbereichs wirksam ist.
[0016] Eine Kurvenfahrt kann in der Weise geschehen, daß die Winkelgeschwindigkeit je Umdrehung
einmal geändert wird. Die Änderung kann abrupt oder auch stetig sein und/oder jeweils
nach mehreren Umdrehungen stattfinden. Je häufiger die Änderungen sind, desto gleichmäßiger
und sanfter ist die Richtungsänderung.
[0017] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren hängt der Krümmungsradius einer Kurvenfahrt von
dem Verhältnis zwischen der Bezugsgeschwindigkeit und der Lenkgeschwindigkeit ab,
das die Intensität des Erdreichabbaus und -verdrängens auf den beiden, der Bezugsgeschwindigkeit
einerseits und der Lenkgeschwindigkeit andererseits entsprechenden Abschnitten des
Hüllkreises bestimmt, der sich bei einer Rotation des Werkzeugs ergibt.
[0018] Stellt man die Änderung der Winkelgeschwindigkeit bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
über einer Zeitachse graphisch dar, dann ergibt sich je nach der Änderungsgeschwindigkeit
- bei abrupter Änderung - eine mäanderförmige und - bei stetiger Änderung - eine sinusförmige
Kurve, wenn der Grad der Geschwindigkeitsänderung jeweils derselbe ist. Das braucht
jedoch nicht so zu sein; denn es ist durchaus auch möglich, phasenweise mit unterschiedlichen
Änderungen der Winkelgeschwindigkeit zu arbeiten. Vorzugsweise findet die Änderung
der Winkelgeschwindigkeit jedoch in zeitlich gleichen Intervallen statt, solange die
Kurvenfahrt andauert.
[0019] Die Lenkwirkung läßt sich bei dem erfindungsgemäßen Verfahren noch dadurch unterstützen,
daß zeitlich versetzt, vorzugsweise während des Rotierens mit der Bezugsgeschwindigkeit
ein Beschleunigungsschlag oder -schub auf das Bohrgestänge und/oder den Bohrkopf ausgeübt
wird.
[0020] Wie das Bohrgestänge, der Bohrkopf und das Abbauwerkzeug beschaffen sind, spielt
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren keine Rolle; entscheidend ist alleine, daß der
Bohrkopf bzw. das am Bohrkopf befindliche Abbauwerkzeug während der Gestängerotation
einen Hüllkreis beschreibt, mithin eine Exzentrizität bzw. eine Asymmetrie vorhanden
ist.
[0021] Unter dieser Voraussetzung kommen für das erfindungsgemäße Verfahren auch mehrere
Werkzeuge infrage, die demgemäß exentrisch gruppiert sind. Als Abbauwerkzeug kann,
je nach Bodenbeschaffenheit auch eine, einen abbauenden Schneidstrahl liefernde, auf
der Rotationsachse angeordnete Düse dienen.
[0022] Besonders geeignet für das erfindungsgemäße Verfahren ist jedoch eine Vorrichtung
mit einem angetriebenen Bohrgestänge aus einem gekrümmten Führungs- bzw. Außenrohr
und einem im Führungsrohr gelagerten angetriebenen Werkzeug. Das Führungsrohr kann
in einem dem Bohrkopf benachbarten Teil abgewinkelt und/oder mit einer Lenkfläche
versehen sein. Für das Gestänge und das Bohrwerkzeug bzw. den Bohrkopf eignet sich
ein herkömmlicher Antrieb, wie er beispielsweise in der deutschen Patentschrift 35
03 893 beschrieben ist und Bestandteil dieser Beschreibung sein soll. Als Alternative
bietet es sich jedoch an, den Bohrkopf bzw. das Abbauwerkzeug mit Hilfe eines sogenannten
Mudmotors hydraulisch anzutreiben, dem als Antriebsmedium ein gleichzeitig als Kühlflüssigkeit
und/oder Transportmedium für das abgebaute Erdreich zur Verwendung kommendes flüssiges
Medium, beispielsweise eine Bentonit/Wasser-Suspension, zugeführt wird.
[0023] Mudmotoren sind jedoch nur begrenzt einsetzbar, weil ihre Leistung vom Druck bzw.
der Menge der ihnen zugeführten Antriebsflüssigkeit abhängt. Große Drehmomente und
Abbauleistungen erfordern daher entsprechend große Flüssigkeitsmengen, die erhebliche
Probleme mit sich bringen. Handelt es sich um eine - häufig thixotrope - Bentonit/Wasser-Suspension,
dann entstehen hohe Kosten für den Bentonitverbrauch. Außerdem führt der Transport
der Suspension durch das Bohrgestänge zu einem starken Verschleiß. Des weiteren können
die großen Suspensions- oder Wassermengen zu unerwünschten Ausspülungen oder bei hohem
hydrostatischen Druck zu Schäden an der Erdoberfläche, beispielsweise an Fahrbahnen,
führen, wenn sie im Erdreich verbleiben, oder sie müssen zurückgeführt werden, was
einen entsprechenden Rohrquerschnitt im Bohrgestänge oder einen entsprechenden Ringraum
zwischen Bohrgestänge und dem umgebenden Erdreich sowie eine Aufbereitung für die
Wiederverwendung des Bentonits erfordert. Schließlich erfordern große Flüssigkeitsmengen
entsprechend große Pumpenleistung, was mit hohen Kosten verbunden ist.
[0024] Vorteilhafter ist daher ein externer Antrieb des Bohrwerkzeugs bzw. der Bohrwerkzeuge
über ein Gestänge, über das sich große Drehmomente übertragen lassen. Im einfachsten
Fall besteht das Bohrgestänge aus einem vorzugsweise hohlen Strang mit einem exzentrisch
angeordneten Abbauwerkzeug, das sich beim Drehen des Bohrgestänges auf einem Hüllkreis
bewegt. Dies kann mit Hilfe eines leicht gebogenen Gestänges oder mit einer Anordnung
des Bohrwerkzeugs außerhalb der Gestänge- bzw. Rotationsachse bewirkt werden.
[0025] Das Bohrgestänge kann aber auch aus zwei konzentrischen Rohren bestehen, die jeweils
einen eigenen Drehantrieb besitzen. Das Innenrohr ist dabei mit dem Bohrkopf bzw.
einem Abbauwerkzeug verbunden, während das Außenrohr mit Werkzeugen besetzt oder mit
einer Bohrkrone versehen sein kann.
[0026] Um den Erdreichabbau und das Abfördern des gelösten Erdreichs zu verbessern, können
das Abbauwerkzeug, der Bohrkopf und/oder das Führungsrohr mit Düsen für eine vorzugsweise
durch das Innenrohr zugeführte Flüssigkeit versehen sein. Die Flüssigkeit kann zum
Kühlen, zum Abfördern des gelösten Erdreichs oder in Gestalt eines scharfen Strahls
zum Abbau des Erdreichs dienen.
[0027] Die Drehachse des Bohrkopfs bzw. des Abbauwerkzeuges kann exzentrisch in bezug auf
die Gestängeachse angeordnet sein, um beim Drehen des Gestänges eine Werkzeugbewegung
auf dem erwähnten Hüllkreis zu erzeugen.
[0028] Das Abfördern des gelösten Erdreichs kann über einen Ringspalt zwischen dem Führungsrohr
und dem Erdreich geschehen, wenn der Durchmesser des Abbauwerkzeugs größer ist als
der Durchmesser des Führungsrohrs. Günstiger ist jedoch ein Abfördern durch das Führungsrohr,
wofür sich im Bohrkopf und/oder im Führungsrohr Abraumöffnungen befinden müssen. Das
Innenabfördern durch das Führungsrohr läßt sich mit Hilfe einer dort angeordneten
Förderschnecke und/oder mittels Düsen für eine Flüssigkeit verbessern.
[0029] Andererseits besteht aber auch die Möglichkeit, den vorderen Teil des Bohrgestänges
verschwenkbar auszubilden, um so mit unterschiedlichen Neigungswinkeln arbeiten zu
können.
[0030] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
des näheren erläutert. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- eine für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens geeignete Bohrvorrichtung
in Aktion,
- Fig. 2
- ein Bohrgestänge mit abgewinkeltem vorderen Teil und einem Mudmotor,
- Fig. 3
- einem Ein-Rohr-Gestänge mit exzentrisch angeordnetem Mudmotor,
- Fig. 4
- ein Doppel-Rohr-Gestänge mit von einem Innenrohr angetriebenem exzentrisch angeordnetem
Werkzeug,
- Fig. 5
- ein ähnliches Bohrgestänge, das sich für ein Innenabfördern des gelösten Erdreichs
eignet,
- Fig. 6
- ein Doppel-Rohr-Gestänge mit abgewinkeltem vorderem Abschnitt und
- Fig. 7
- ein ähnlich beschaffenes Bohrgestänge, dessen vorderer Teil jedoch verschwenkbar ausgebildet
ist.
[0031] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird eine Erdbohrung 1 im Erdreich 2 mittels
eines aus Einzelrohren bestehenden elastischen Bohrgestänges 3 hergestellt. Am Ende
des Bohrgestänges 3 befindet sich ein Bohrkopf 4 mit einer Lenkfläche bzw. Schräge
5, der mit dem Bohrgestänge 3 drehfest verbunden ist. Die vordere Kante der Schräge
wirkt als Abbauwerkzeug und beschreibt beim Drehen des Gestänges einen Hüllkreis um
die Gestängeachse. Im Bohrkopf 4 ist ein Sender 6 angeordnet, der drahtlos Daten an
einen Empfänger 7 überträgt, die sich auf die Tiefe des Bohrkopfes 4 unter der Erdoberfläche,
den Ort des Bohrkopfes 4 im Erdreich, seine Neigung, die Winkellage der Lenkfläche
5 bezüglich der Längsachse des Bohrkopfes 4 und gegebenenfalls die Temperatur am Bohrkopf
4 beziehen. Eine Funkverbindung zwischen dem Sender 6 und einem Empfänger 7 ist durch
die gestrichelte Linie 8 angedeutet.
[0032] Eine weitere Funkverbindung 9 übermittelt die vorerwähnten Daten vom Empfänger 7
auf eine Anzeigevorrichtung 10 in der Nähe einer am Start 11 angeordneten schlagenden
Dreh- und Vorschubeinheit 12. Diese Dreh- und Vorschubeinheit 12 weist einen Drehantrieb
13 für das Bohrgestänge 3, ein das Bohrgestänge 3 beaufschlagendes Schlagwerk 14 und
einen Vorschubantrieb 15 auf.
[0033] Das Bohrgestänge 3 ist mit der Dreh- und Vorschubeinheit über einen Bohrgestängenanschluß
16 gekuppelt.
[0034] Von der Anzeigevorrichtung 10 führt eine Kabelverbindung zu einem Schaltkasten 17
mit Bedienungspult, mittels dessen es über je eine Kabelverbindung 18 möglich ist,
den Drehantrieb 13, das Schlagwerk 14 und den Vorschubantrieb 15 anzusteuern.
[0035] Die in Fig. 1 dargestellte Vorrichtung läßt sich auf zwei verschiedene Weisen betreiben.
Wird das Bohrgestänge 3 drehend und schiebend durch das Erdreich 2 getrieben, entsteht
eine gerade Bohrung. Dabei wird die aufgrund der Lenkfläche 5 am Bohrkopf mögliche
Ablenkung des außermittig wirkenden Bohrkopfes 4 durch das gleichmäßige Drehen des
Bohrgestänges 3 neutralisiert.
[0036] Eine Kurvenfahrt wird bei der in Fig. 1 dargestellten Vorrichtung dadurch eingeleitet,
daß die Drehbewegung (Winkelgeschwindigkeit) des Bohrkopfes 4 beispielsweise im Bereich
der dargestellten Steuerstellung bzw. Winkellage der Schrägfläche 5 in bezug auf das
Bohrgestänge 3 während jeder Drehung kurzfristig auf eine bestimmte Lenkgeschwindigkeit
verlangsamt oder in der gegenüber dieser Lage um 180° versetzten Winkellage kurzfristig
beschleunigt wird. Auf diese Weise ergibt sich eine nach unten gekrümmte Kurvenbahn,
solange diese periodische Geschwindigkeitsänderung stattfindet.
[0037] Dieselbe Wirkung läßt sich erzielen, wenn das Bohrgestänge aus zwei konzentrischen
Strängen besteht und sich an einem der Stränge dort, wo die Lenkfläche 5 in einer
Spitze oder Schneide endet, mindestens ein Werkzeug befindet, das angetrieben sein
kann und sich auf einem Hüllkreis um die Gestängeachse bewegt, wenn der Strang sich
dreht, mit dem das Werkzeug verbunden ist. Dies ist beispielsweise möglich mit einem
aus zwei konzentrischen Rohren bestehenden Gestänge, bei dem das Innenrohr mit einem
exzentrisch angeordneten Werkzeug versehen oder das Außenrohr in einem begrenzten
Abschnitt seiner Stirnfläche als Bohrkrone ausgebildet ist.
[0038] Bei dem in Fig. 2 dargestellten Ausführungsbeispiel besteht das Bohrgestänge aus
einer abgeknickten Bohrlanze 19 mit einer Bohrung 20,21, die zu einem Mudmotor 22
führt, der über die Bohrung 20,21 mit Antriebsflüssigkeit versorgt wird. Der Mudmotor
treibt ein zentrisch angeordnetes Abbauwerkzeug 23 mit Düsen 24 an, über welche die
Antriebsflüssigkeit austritt, um den Erdreichabbau zu unterstützen und/oder das Abfördern
des gelösten Erdreichs über den Ringraum 25 zwischen der Bohrlanze 19 und dem Erdreich
2 zu verbessern.
[0039] Die Bohrlanze 19 enthält eine Meß- und Sendeeinheit 26 zum Aufnehmen und Weiterleiten
der zum Lenken erforderlichen Meßdaten.
[0040] Ein weiteres Ein-Rohr-Gestänge 27 ist in Fig. 3 dargestellt und enthält einen Mudmotor
28, der über eine Schlauchleitung 29 mit Antriebsflüssigkeit versorgt wird, die den
Mudmotor über Düsen 30 eines exzentrisch angeordneten Abbauwerkzeugs 31 verläßt. Das
vordere Ende des Bohrgestänges 27 ist mit Werkzeugen 32 besetzt und besitzt eine Lenkschräge
33, die sich bei einer Kurvenfahrt an der ihr benachbarten Wandung des von dem Werkzeug
31 geschaffenen Erdkanals abstützt. Die Kurvenfahrt findet statt, wenn das Gestängerohr
27 im Bereich der in Fig. 5 dargestellten Winkelstellung kurzfristig mit einer Geschwindigkeit
gedreht wird, die sich von der Bezugsgeschwindigkeit positiv oder negativ unterscheidet.
[0041] Das Abbauwerkzeug 31 läßt sich entsprechend der Darstellung in Fig. 4 bei einem Doppel-Rohr-Gestänge
mit einem Außenrohr 34 auch über ein rohrförmiges Innengestänge antreiben, das aus
mehreren, jeweils über Kardangelenke 35 miteinander verbundenen Teilstücken 36,37,38
besteht. Die Kardangelenke können entfallen, wenn das Innengestänge hinreichend flexibel
ist.
[0042] Um das Abfördern des von dem Abbauwerkzeug 31 im Zusammenwirken mit den aus den Düsen
30 austretenden Flüssigkeitsstrahlen gelösten Erdreichs zu verbessern, weist bei dem
Ausführungsbeispiel der Fig. 5 das Außenrohr 39 des Doppel-Rohr-Gestänges 39,40 eine
Abraumöffnung 41 auf und ist das Innenrohr 40 mit Schaufeln 58 besetzt, die das durch
die Abraumöffnung 41 in das Außenrohr 39 eintretende Erdreich in Richtung des Bohrgestängeantriebs
abfördern.
[0043] Bei dem Ausführungsbeispiel der Fig. 6 ist das Führungs- bzw. Außenrohr 42 des Bohrgestänges
abgewinkelt, während das Innenrohr aus einem Rohrstrang 43 besteht, der über ein Kardangelenk
44 mit einem Innenrohrabschnitt 45 in Verbindung steht, der drehfest mit einem Abbauwerkzeug
46 verbunden ist. Der Durchmesser des Abbauwerkzeugs 46 ist größer als der Durchmesser
des Führungsrohrs 42 und schafft daher einen Ringraum 47, über den das gelöste und
mit der über Düsen 47 des Abbauwerkzeugs 46 austretenden Flüssigkeit vermischte Erdreich
peripher abgefördert wird.
[0044] Bei dem Bohrgestänge der Fig. 7 aus einem Führungsrohr 48 und einem damit über ein
Gelenk 49 verbundenen Rohrabschnitt 50 wird das Abbauwerkzeug 51 über ein Innengestänge
52 angetrieben, das über eine Kupplung 53, beispielsweise in Gestalt einer Vielkeilwelle,
und ein Kardangelenk 54 mit der Antriebswelle 55 des Abbauwerkzeugs 51 verbunden ist.
Ein Bund 56 des Innengestänges 52 ist über eine Schubstange 57 mit dem Rohrabschnitt
50 verbunden und erlaubt beim Längsverschieben des Innengestänges 52 ein Verschwenken
des Rohrabschnitts 50. Auf diese Weise läßt sich der Abknickwinkel des Rohrabschnitts
50 und damit der Durchmesser des geraden Abschnitts einer Erdbohrung sowie der Krümmungsradius
bei einer Kurvenfahrt stufenlos einstellen.
[0045] Allen Ausführungsbeispielen ist das eine gemeinsam, daß sich bei einer im wesentlichen
gleichmäßigen Bewegung des in bezug auf die Drehachse des Gestänges exzentrisch angeordneten
Abbauwerkzeugs auf einem Hüllkreis um die Drehachse ein gerader Bohrabschnitt und
bei einem Rotieren mit vorzugsweise regelmäßig pulsierender Winkelgeschwindigkeit
eine Kurvenfahrt ergibt, deren Krümmungsradius von der Geometrie des Bohrgestänges
und/oder des Bohrwerkzeugs sowie der Geschwindigkeitsabweichung im Verhältnis zur
Bezugsgeschwindigkeit abhängt.
1. Verfahren zum Richtungsbohren mit Hilfe einer Bohrvorrichtung mit
- einem Gestänge und
- einem sich auf einer Kreisbahn bewegenden Abbauwerkzeug, bei dem
- das Werkzeug beim Geradeausbohren mit im wesentlichen konstanter Winkelgeschwindigkeit
bewegt und
- die Winkelgeschwindigkeit beim Kurvenbohren periodisch geändert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Winkelgeschwindigkeit je Umdrehung des Werkzeuges einmal in einem bestimmten
Winkelbereich geändert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß während der Kurvenfahrt die Winkelgeschwindigkeit in zeitlich gleichen Intervallen
geändert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß zeitlich versetzt zu der Geschwindigkeitsänderung ein Beschleunigungsschlag
oder -schub auf das Gestänge ausgeübt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Beschleunigungsschlag oder -schub in die Phase der höheren Winkelgeschwindigkeit
fällt.
6. Vorrichtung insbesondere zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche
1 bis 5 mit einem angetriebenen Bohrgestänge (3,19,27;34;39,40;42,43; 48,50) und mindestens
einem exzentrisch zur Bohrachse angeordneten Werkzeug (4;23;31;46;51).
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, gekennzeichnet durch ein Bohrgestänge aus einem abgewinkelten oder gekrümmten Führungsrohr (19,42) und
einem im Führungsrohr gelagerten angetriebenen Werkzeug (23, 46).
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Bohrgestänge (3) aus zwei konzentrischen Rohren (39,40;42,43) besteht.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Innenrohr (36,37,38;40;52) angetrieben sowie mit einem Abbauwerkzeug (31,46,51)
verbunden ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Werkzeug (23,31,46) mit Düsen (24,30,47) für eine durch das Innenrohr (36,37,38;40;52)
zugeführte Flüssigkeit versehen ist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 und 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß das Werkzeug (23,31) von einem Mudmotor (22,28) angetrieben und die Antriebsflüssigkeit
durch das Gestänge (19,27) zugeführt wird.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß das Gestänge (19;42,43) im vorderen Teil abgewinkelt ist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Drehachse des Abbauwerkzeugs (31) exzentrisch angeordnet ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß das Gestänge (27,34) oder Werkzeug (4) mit einer Lenkfläche (5,33) versehen
ist.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß das vordere Ende des Außenrohrs (27,34,39) mit Werkzeugen (32) besetzt ist.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß das Gestänge (39) mit mindestens einer Abraumöffnung (41) versehen ist.
17. Vorrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß im Gestänge (39) eine Förderschnecke (40,58) und/oder Düsen für eine Flüssigkeit
zum Abfördern des Erdreichs angeordnet sind.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 und 15 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß das Außenrohr (48) gelenkig mit einem dem Abbauwerkzeug (51) benachbarten Rohrabschnitt
(50) verbunden ist.