[0001] Die Erfindung betrifft einen reinigbaren Schalldämpfer für tiefe Frequenzen.
Stand der Technik
[0002] Kammer-Schalldämpfer (SD), z.B. DE 23 21 549 C2, sind vom Wirkprinzip her bekannt.
Damit eine breitbandige Wirkung der Lambda-Viertel- oder der Helmholtz-Resonatoren-SD
erzielt wird, werden in diese poröse Absorber eingebaut. Dem Stand der Technik entsprechend
sind das Glas- oder Mineralwollen, allgemein ausgedrückt silikatische faserige poröse
Absorber, oder Metallwollen, meist Edelstahlwolle. Diese porösen Absorber verlieren
bei Medien, die Schmutz enthalten, ihre akustischen Eigenschaften, weil der Schmutz
die Schutzschichten vor dem porösen Absorber (Lochbleche, Vliese, Glasseidengewebe)
und/oder den porösen Absorber selbst zusetzt. Wenn die akustisch wirksamen Hohlräume
durch Schmutz verschlossen werden, verliert der SD einen Teil seiner Wirkung und muß
gereinigt werden bzw. erneuert werden. Die Reinigung ist deshalb problematisch, weil
entweder faserförmige Absorber dabei ausgetragen werden oder die Reinigung nicht über
die gesamte Absorberdicke erfolgreich verläuft. Erfahrungsgemäß läßt die akustische
Wirksamkeit solcher dem Stand der Technik entsprechender SD mit der Betriebsstunden-Zahl
(Verschmutzung) und der Zahl der durchgeführten Reinigungen nach. Außerdem gibt es
andere (technologische) Nachteile je nach Art der Verschmutzung (z.B. Brand- und Explosionsgefahr).
[0003] In Kanälen mit rundem oder eckigem Querschnitt werden Medien (Gase) gefördert, die
neben Lärm auch Verschmutzungen transportieren. Diese Verschmutzungen reichern sich
mit der Zeit an herkömmlichen SD-Einbauten an deren akustisch aktiver Oberfläche und
im (porösen) akustisch wirksamen Material (Absorber) so stark an, daß die akustische
Wirksamkeit verlorengeht.
[0004] Die Erfindung vermeidet diese Nachteile. Aufgabe der Erfindung ist es daher, einen
leicht reinigbaren Schalldämpfer gemäß Oberbegriff zu schaffen.
[0005] Erfindungsgemäß wird dies erreicht durch einen Schalldämpfer nach Anspruch 1. Vorteilhafte
Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0006] Die Erfindung ist ein von Haus aus gegen Verschmutzung unempfindlicher SD, der keinerlei
akustisch wirksames poröses Absorptionsmaterial enthält. Er kann zusätzlich mit einer
mit Gas und/oder Flüssigkeit betriebenen Reinigungsanlage versehen werden, ohne daß
sich seine akustischen Eigenschaften dadurch verschlechtern. Dabei ist es möglich,
a) die einzelnen Teil des SD getrennt zu reinigen,
b) die Teile des SD gleichzeitig zu reinigen,
c) die Reinigung periodisch durchzuführen oder
e) auf eine Reinigung während des Betriebes der Anlage oder während Abstellzeiten
im Einbauzustand des SD ganz zu verzichten und diesen bei Bedarf auszubauen, zu reinigen
und dabei wieder einzubauen.
[0007] Anhand von Bild 1 soll die Wirksamkeit des SD erläutert werden:
In dem (runden oder eckigen) Kanal 1 wird über eine Länge L der SD mit gleichem Querschnitt
eingebaut oder der SD wird an ein Kanalende angebaut. Der Querschnitt ist über die
gesamte Länge des SD im allgemeinen konstant, damit der Druckverlust des SD gegenüber
dem strömenden Gas möglichst gering bleibt. Der innere die Strömung führende Kanal
2 des SD wird durch in Lochblech ausgeführte Kanalstücke 3 unterbrochen. Die Geometrie
dieser Lochbleche ist ein akustisch und aerodynamisch relevanter Parameter des SD.
Er ist durch die Größe des Lochbleches, den Lochflächenanteil, die Lochdurchmesser
und die Materialstärke des Lochbleches veränderbar. Durch die gelochte Wandung des
inneren Kanals werden außen angebrachte Hohlkammern 4 akustisch an den inneren Kanal
2 angekoppelt, aber gleichzeitig strömungstechnisch von diesem getrennt. Die akustischen
Parameter dieser Hohlkammern 4 sind ihre Länge (in Achsrichtung) und ihre Dicke (senkrecht
zur Achsrichtung). Weil die Kammern auf Grund ihrer Geometrie nicht breitbandig absorbieren,
müssen mehrere von ihnen so in Achsrichtung hintereinander angeordnet werden, daß
eine den akustischen Erfordernissen angepaßte Dämpfung erreicht wird, die auch breitbandig
sein kann.
[0008] Bild 2 zeigt beispielshaft die nach Norm bestimmte Einführungsdämpfung eines 4 m
langen Rohr-SD mit 400 mm Durchmesser des Innenrohres.
[0009] Weil diese Hohlkammern-SD kein Absorptionsmaterial wie der Stand der Technik enthalten,
ist eine Reinigung der Kammern 4 und der Lochbleche 3 möglich. Außerdem wird im erfindungsgemäßen
reinigbaren SD die Kammer nicht über eine
dünne Wand mit
mehreren Öffnungen akustisch an den das Medium leitenden Kanal angekoppelt, sondern über nur
eine Öffnung. Die Wand kann auch
dick sein. Die Dicke ist akustischer Auslegungs-Parameter. Große Wandstärken können z.B.
in SD für Tunnel-Abluft- und Zuluftanlagen auftreten, in denen die Kanäle gemauert
oder aus Beton hergestellt sein können. In Stahlblech wurde bisher die größte Wand-Dicke
mit 5 mm ausgeführt. Weiterhin müssen nach dem Stand der Erfindung die Öffnungen zueinander
einen Abstand von einem Viertel der Wellenlänge der zu bedämpfenden Frequenzen haben.
Auch hier unterscheidet sich der erfindungsgemäße reinigbare Schalldämpfer wesentlich
vom Stand der Technik, weil die Abstände der Öffnungen frei wählbar sind.
[0010] Für die Reinigung werden die Reinigungsmedien 8 /Luft, Gas, Dampf, Wasser, Reinigungsmittel)
den Kammern über außen (wie im Bild 1 dargestellt) oder in den Kammern oder im inneren
Kanal liegende Rohrleitungen zugeführt. In den Kammern können radial oder tangential
oder in beliebigem Winkel ausströmende, z.B. düsenförmige Öffnungen 9 das Reinigungs-Medium
8 gleichmäßig oder gezielt in die Kammern eindringen lassen. Es können auch siebähnliche
Auslässe statt Düsen als Leitungsenden, die in den Kammern 4 münden, vorgesehen sein.
An den Leitungsenden können auch bewegliche Düsen angeordnet sein, z.B. nach dem Rasensprengerprinzip
oder auch nach dem Prinzip für Sprinkler. Bei gasförmigen Reinigungsmitteln (z.B.
Druckluft) und staubförmigen, sich nicht verfestigenden Ablagerungen in den Kammern,
kann auf eine Entsorgungsleitung 6 verzichtet werden. Der aufgewirbelte Staub tritt
dann durch die Lochbleche in den inneren Kanal ein und wird dort mit dem Gasstrom
aus dem Bereich des SD hinausbefördert. Das gleiche gilt, wenn der SD ständig mit
einem Spülgas über die Reinigungsleitung 5 mit einem geringen Überdruck in den Kammern
gegenüber dem Innen-Kanal 2 versehen wird, so daß in den Löchern der Lochbleche stets
eine geringe Strömung von außen nach innen herrscht, so daß Schmutzpartikel nicht
in die Löcher oder über diese in die Kammern 4 eindringen können. Werden kondensierender
Dampf und/oder Reinigungs-Flüssigkeiten über die Reinigungsleitungen 5 den Kammern
4 zugeführt, kann auf die Entsorgungsleitung 6 nur in den Fällen verzichtet werden,
in denen die SD senkrecht angeordnet sind und die Lochbleche 3 sich an den unteren
Enden der Kammern 4 befinden, so daß die verschmutzte Reinigungsflüssigkeit durch
die Löcher nach unten in den Kanal 1 laufen und dort entsorgt werden kann. Die Reinigung
der Kammern wird entweder für jede einzeln über die Ventile 7 oder gruppenweise oder
gleichzeitig über alle Kammern vorgenommen.
[0011] Vorteile des erfindungsgemäßen reinigbaren Kanal-SD sind
- breitbandige, berechenbare Wirksamkeit, auch bei tiefen Frequenzen, siehe Bild 2,
- einfacher und kostengünstiger Aufbau. Der SD kann auch nur aus einem Material gefertigt sein, so daß er nach Gebrauch ohne Probleme rückgeführt werden
kann.
- Materialwahl nach den Anforderungen aus dem Medium, z.B. Stahl, Leichtmetall, Edelstahl,
Kunststoff, Glas, sowohl für die SD als auch für die Reinigungsanlage.
- Druckverlust gegenüber der gleich langen Rohrleitung ohne SD ist vernachlässigbar.
Im Rohr-SD-Prüfstand des Fraunhofer-Instituts für Bauphyik konnte der Druckverlust
des in Bild 2 gezeigten SD wegen Geringfügigkeit nicht bestimmt werden.
- Anregung der Kammern 4 durch Wirbel-Ablösung zu tonalen Komponenten (Orgelpfeifen-Effekt)
wird durch die Lochblech-Abdeckung 3 der Öffnungen zwischen innerem Kanal 2 und den
außen angeordneten Kammern 4 vermieden.
- Die SD können in Kanäle aller Druckstufen eingebaut werden, wenn sie entsprechend
dicht gefertigt und als Druckgefäße ausgelegt werden.
- Die SD können, ähnlich wie Kulissen-SD, nach allen Richtungen zu größeren Einheiten
zusammengefügt werden, um entsprechend hohe Gas-Durchsätze zu gewährleisten, oder
auch einzeln parallel zueinander betrieben werden.
- Durch optimierte Düsenanordnung (auch Mehrfachdüsen) läßt sich ein hoher Reinigungsgrad
erzielen.
- Der konstruktiven Vielfalt der Kammer-Anordnungen sind kaum Grenzen gesetzt.
Bild 3 zeigt, wie bei geringer zur Verfügung stehender SD-Länge die Kammern so angeordnet
werden können, daß der SD kurz und dafür dick wird.
Literatur:
[0012]
1) Brandstätt, P.; Eckoldt, D.; Heizmann, M.; Rambausek, N.:
Rohrschalldämpfer für tiefe Frequenzen. IBP-Mitteilungen (Entwurf)
2) Leistner, Ph.; Krüger, J.; Leistner, M.:
Hybride Schalldämpfer - Hohe Dämpfung bei tiefen Frequenzen. Zur Veröffentlichung
vorgesehen in: Heizung Lüftung/Klima Haustechnik.
3) Heizmann, Markus:
Mineralwollefreier Rohr-Schalldämpfer für tiefe Frequenzen. Diplomarbeit an der Fachhochschule
Stuttgart - Hochschule für Technik, 1995.
1. Reinigbarer Schalldämpfer für Kanäle (1) für tiefe Frequenzen,
dadurch gekennzeichnet,
daß
- in dem Kanal (1) gelochte Kanalstücke (3) vorgesehen sind und die Kanalstücke (3)
verschieden lang ausgeführt sind,
- die Kanalstücke (3) mit Kammern (4), die außen an dem Kanal (1) angeordnet sind,
in Verbindung stehen und die Kammern als Schalldämpfer ausgebildet sind,
- und feste oder bewegliche Düsen (9) zur Reinigung der Kammern (4) vorgesehen sind,
- und die Kammern (4) über steuerbare Ventile oder andere Stellglieder (z.B. Drehschieber)
(7) mit Reinigungsmittelleitungen (8) in Verbindung stehen.
2. Reinigbarer Schalldämpfer nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kanalstücke (3) einzeln reinigbar ausgeführt sind.
3. Reinigbarer Schalldämpfer nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Reinigung kontinuierlich oder periodisch durchführbar ist.
4. Reinigbarer Schalldämpfer nach einem der Ansprüche 1 - 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kanäle (1) und/oder Kanalstücke (3) aus Blech, Kunststoff oder anderen festen
Materialien wie Beton oder Mauerwerk bestehen.
5. Reinigbarer Schalldämpfer nach einem der Ansprüche 1 - 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wandstärke der Kammern (4) in Abhängigkeit der akustischen Parameter ausgelegt
ist.
6. Reinigbarer Schalldämpfer nach einem der Ansprüche 1 - 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Längen der Kammern (4) nach dem Lambda-Viertel-Prinzip oder Helmholtz-Prinzip
ausgebildet sind.
7. Reinigbarer Schalldämpfer nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Reinigungsanlagen (5 - 9) fest installiert oder verfahrbar ausgebildet sind.
8. Reinigbarer Schalldämpfer nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kammern (4) über die Reinigungsleitungen (5 und 6) miteinander akustisch verbunden
sind.
9. Reinigbarer Schalldämpfer nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Reinigungsleitungen (5 und 6) durch die Stellglieder (7) akustisch verschlossen
werden.
10. Reinigbarer Schalldämpfer nach einem der Ansprüche 1 - 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Querschnitte in ihrer Form beliebig sind (rund, rechteckig, vieleckig) und
kombinierbar sind, z.B. Kanal (1) und innerer Kanal (2) quadratisch, Kammern (4) außen
rund.