[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur zentrifugationstechnischen Durchführung
von Partikeltrennungen nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
[0002] Längst hat sich die Erforschung von Organfunktionen auf zellulärer Ebene enorm verbreitet.
Im Zentrum der physiologischen Grundlagenforschung steht heute die Beschreibung spezifischer
Funktionen differenzierter und spezialisierter Zelltypen, die die einzelnen Gewebearten
bilden und im Zusammenwirken schließlich die zentralen Aufgaben der Körperorgane bedingen.
[0003] Die wichtigste Voraussetzung für die weitere Entwicklung dieser wichtigen Forschungsrichtung
ist die Verfügbarkeit immer effizienterer Zelltrennungsmethoden. Dafür scheinen sich
heute zunächst einmal vielversprechende immunologische Trennverfahren anzubieten.
Deren Grundlage ist stets die Expression typischer zellulärer Antigene, die mit Hilfe
hochspezifischer Antikörper erkannt und schließlich für die Trennung ausgenützt werden.
Werden die Antikörper z.B. auf magnetischen Körnchen verankert, so kann es über diese
Proteine auch zur Bindung der Zellen an die Partikel kommen. Im Idealfall läßt sich
dieser Vorgang mit Hilfe eines Magneten auf bestechend einfache Weise für die Abtrennung
der gebundenen Zeilen auswerten.
[0004] Zellspezifische Antikörper sind aber oft auch extrem speziespezifisch (und daher
oft nicht verfügbar) und außerdem sehr teuer. Abgesehen von diesen in der Praxis oft
entscheidenden Limitationen stößt die Auswertbarkeit antigener Strukturen für erfolgreiche
Zelltrennungen aber auch immer dann rasch auf unüberwindbare Grenzen, wenn sie für
die Separation von Zellarten - die nicht etwa wie die Zellen des Blutes in einer physiologischen
Suspension vorliegen, sondern in Gewerbearten zunächst fest miteinander verbunden
sind - herangezogen werden sollen.
[0005] Denn die wichtigste Vorbedingung dafür ist zunächst die komplette Dissoziation und
Suspendierung solcher Zellen aus dem nativen Gewebeverband. Dies kann nur durch Einwirkung
komplexer proteolytischer Gemische erreicht werden, die während ihres Angriffs unvermeidbarerweise
auch das Antigenmuster der Gewebezellen substantiell verändern können. Bei der Proteolyse
oft abgelöste bzw. maskierte oder auch unspezifisch neu entfaltete oder exprimierte
Antigene machen das anschließende immunologische Trennverfahren rasch ineffizient
und zahlreiche Fremdzellen schleichen sich typischerweise in die schließlich erhaltene
Suspension der "gereinigten" Zielzellart ein. Zur Zeit erleben wir eine Inflation
entsprechend falscher Mitteilungen in der Fachliteratur.
[0006] Wesentlich zuverlassiger als immunologisch erkennbare Zelleigenschaften überstehen
bestimmte physikalische bzw. physikalisch-chemische Zellmerkmale die Einwirkung der
Proteasen. Dazu gehören die Größe, Form und Aggregabilität der Zellen auf der einen
Seite und ihr spezifisches Gewicht, das unter gegebenen physiologischen Bedingungen
sehr von der Ionen- und Wasserpermeabilität ihrer Zellmembranen bzw. von dem in ihnen
vorliegenden osmotischen Druck abhängt, auf der anderen Seite. Jede dieser physikalischen
bzw. physikalisch-chemischen Größen kann als Trennparameter für eine erfolgreiche
Zellseparation eingesetzt werden, wenn die Zellen in das Schwerefeld einer geeigneten
Zentrifuge eingebracht werden. Üblicherweise erfolgt die Zellseparation in Zentrifugengefäßen
in Flüssigmedien bestimmter Dichte, die auch als sogenannte "diskontinuierlich oder
kontinuierliche Dichtegradienten" eingeschichtet werden. Diese Medien haben zunächst
die Aufgabe, die angestrebten Zelltrennungen gegen thermische Konvektion und mechanische
Vibration zu stabilisieren. Die Sedimentationsgeschwindigkeit v hängt von dem folgenden
formelmäßigen Zusammenhang ab

wobei d den Zellradius, ρ
Z bzw. ρ
M die spezifische Dichte der Zellen bzw. des Mediums, µ die Viskosität des Trennmediums,
ω die Winkelgeschwindigkeit und r den Rotorradius bezeichnen.
[0007] Auf dieser Grundlage werden bis heute bei Zentrifugationsverfahren grundsätzlich
wahlweise, aber nicht mit aller Konsequenz kombinierbar die folgenden zwei Techniken
ausgeübt:
1. "Zonenzentrifugationen"
[0008] Hierbei erfolgt die Trennung der Zellen in einem in Sedimentationsrichtung immer
dichter werdenden, aber doch relativ flachen kontinuierlichen oder stufenförmigen
Gradienten des ausgewählten Trennmediums (verschiedene Produkte auf dem Markt, z.B.
Ficoll, Metrizamid, Percoll etc.), so daß keine der Zellarten einen isopyknischen
(ihrer eigenen spezifischen Dichte entsprechenden) Dichtebereich auffinden kann. Als
Konsequenz würden sich alle Zellarten am Boden des Separationsgefäßes wieder ansammeln,
falls die Zentrifugation nicht rechtzeitig unterbrochen würde. Eine Trennung erfolgt
vor allem auf Grund der unterschiedlichen
Größe der Zellarten (siehe obige Formel).
2. "Isopyknische Zentrifugationen"
[0009] In diesen Fällen wird ein Dichtegradient eingefüllt, der auch Bereiche gleicher spezifischer
Dichte wie die der Zellen enthält. Erreicht eine Zellart den für sie "isopyknischen"
Bereich des Gradienten, geht ihre Sedimentationsgeschwindigkeit gegen Null (siehe
obige Formel) und Zellen verschiedenen spezifischen Gewichts trennen sich dann im
Gradienten, wenn dessen Profil im Zentrifugengefäß einen geeigneten räumlichen Verlauf
hat. Je nach Trennproblem werden besser lineare, oder konvexe, oder konkave Gradienten
eingefüllt.
[0010] Aus der DE-OS 34 04 236 geht die Konstruktion eines für derartige Zellseparationen
geeigneten Rotors hervor, der es gestattet, die kurz geschilderten Zentrifugationsmethoden
auch dadurch auszunützen, daß das Innere des Separationsgefäßes während der gesamten
laufenden Zentrifugation zugänglich bleibt und der Gradient über eine entsprechende
Kanüle abgesaugt werden kann. Ein zusätzlicher Vorteil ist auch die Autoklavierbarkeit
des gesamten Rotors und dadurch die Schaffung von Voraussetzungen zum sterilen (aseptischen)
Arbeiten und eine sich eventuell anschließende, langfristige Kultivation der getrennten
Zellen im Gewebelabor.
[0011] Die jahrelange Erfahrung mit diesem Rotor hat bewahrenswerte, konstruktive Merkmale
deutlich gemacht, aber auch die folgenden Probleme und Einschränkungen dieser Konstruktion
aufgezeigt:
a) In den Zentrifugengefäßen wirken sich Corioliskräften aus, wie dies die Figur 1
zeigt. Im rotierenden (Pfeil 4) Zentrifugenbehälter 1 würde sich ein Körper entlang
der beabsichtigten Linie 2 bewegen, wenn die genannte Corioliskraft außer acht bleibt.
Tatsächlich wirkt diese jedoch so auf den Körper ein, daß dieser sich entlang der
Linie 2 bewegt. Dies hat zur Folge, daß die im Gradienten 7 getrennten Zellbanden
6, 8 gemäß Figur 2 beschaffen bzw. verformt sind. Werden diese Zellbanden 6, 8 über
die Spitze einer am Ende des Zentrifugenbehälters 1 endenden Kanüle 5 fraktioniert,
kommt es zur teilweisen Verschmierung der Zelltrennung. Die volle, prinzipiell mögliche
Trennleistung des Systems wird daher im Endeffekt nicht nützbar, weil Teile der Bande
6 immer noch eluiert werden, wenn die Bande 8 bereits an der Spitze angekommen ist.
b) Die Konstruktion der Kanülenführung läßt eine Fraktionierung der getrennten Banden
nur durch Absaugung zu. Bei laufender Zentrifuge muß der dazu notwendige Sog die Zentrifugalkraft
übertreffen. Da letztere möglichst hoch sein soll, um eine Verwirbelung der getrennten
Zellen zu vermeiden, muß der für die Absaugung der Zellen entwickelte Unterdruck so
beträchtlich sein, daß es teilweise zum "Ausgasen" im Zellinneren physikalisch gelöster
physiologischer Gase (Sauerstoff, Kohlendioxid, Stickstoff) kommen kann, was mit einer
Zellsehädigung verbunden sein kann. Außerdem läßt sich eine kontinuierliche Elution
aus praktischen Gründen kaum erreichen. Der Einsatz von peristaltischen Pumpen zum
kontinuierlichen Abpumpen von Zellen wäre jedenfalls deletär für fast alle Zellarten.
Es besteht außerdem ständig die Gefahr von Verwirbelungen, wenn beim Abziehen von
häufig zum Ansaugen des Gradienten eingesetzten Spritzen vom Kanülenansatz in der
Kanüle befindliches Volumen wieder in die Spitze des Zentrifugenglases zurückgeschleudert
wird.
[0012] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Verfahren zur Zentrifugation
zu schaffen, bei dem eine optimale Trennschärfe erreichbar ist und eine Schädigung
bei der Partikelfraktionierung vermieden wird.
[0013] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruches 1 gelöst.
[0014] Die Erfindung schafft vorteilhafterweise darüber hinaus ein völlig neues Zentrifugationsverfahren
unter Kombination der beiden grundsätzlichen, oben erläuterten Zentrifugentechniken
miteinander, wobei zur Trennung zusätzlich ein Flüssigkeitsstrom einsetzbar ist.
[0015] Der ungünstige Einfluß der Coriolis-Kräfte wird durch einen durchgehend konischen
Zentrifugenbehälter minimiert. Im Falle von Glasgefäßen wird die Innenseite hydrophob
beschichtet, z.B. mit Standartverfahren silikonisiert. Im Falle von Plastikgefäßen
empfiehlt sich Teflon oder Polycarbonat als Wandmaterial. Die hydrophoben Wandinnenschichten
führen zum Abstoßen der hydrophilen Zellen und verhindern deren direkten Wandkontakt.
[0016] Eine luftdicht abdichtbare Doppelkanüle, deren vertikale Achse genau durch den Rotormittelpunkt
verläuft, erlaubt vorteilhafterweise die Einführung einer zentralen Kanüle wie beim
vorbekannten Rotortyp, schafft aber noch einen zweiten gas- und flüssigkeitsabdichtbaren
Zugang zum Separationsgefäß. Über diesen Weg kann am Ende des Trennprozesses ein Druckmedium
eingebracht und dadurch der Gradient über die Zentralkanüle ausgedrückt und mit Hilfe
eines ebenfalls zur optimalen Ausrüstung dieses Zentrifugensystems gehörenden Fraktionensammlers
fraktioniert werden. Diese Fraktionierungstechnik erlaubt die vollkommene Aufrechterhaltung
der im konisch immer dünner werdenden Zentrifugengefäß optimal weit auseinandergezogenen
Zelltrennungen im Verlauf der der durch die nahezu punktförmige Abführung unterstützten
Gradientenfraktionierung.
[0017] Schließlich bringt das erfindungsgemäße Zentrifugationsverfahren gleich mehrere typische
Zellparameter für den Trennprozess ins Spiel und resultiert in nicht mehr steigerbaren
Trennschärfen. Dabei wird zu allererst die Probe über die innere zentrale Kanüle in
den Zentrifugenbehälter eingetragen. Zweckmäßigerweise wird sie mit Gradientenmedium
auf eine spezifische Dichte gebracht, die gerade über der der leichtesten Zellart
im Gemisch liegt. Diese schwimmt bei der weiteren Zentrifugation deshalb bereits in
reiner Form als oberste Bande auf.
[0018] Grundlegend für die Optimierung des erfindungsgemäßen Zentrifugationsverfahrens ist
nun weiterhin, daß sowohl eine jeweils elektronisch stufenlos regulierbare Pumpeneinrichtung
und Zentrifugeneinrichtung in Kombination mit dem neuentwickelten Rotor eingesetzt
werden, beide Geräte sind deshalb auch programmiert koordinierbar. Wird nun - programmgesteuert
- mit dem Einpumpen des meist aus zwei Lösungen gemischten Gradienten begonnen, so
wirken zwei Kräfte auf das zu trennende Zellgemisch gleichzeitig ein, die Zentrifugalkraft
und die Strömungskraft. Erstere führt in diesem Stadium der Zentrifugation vor allem
zur Trennung von Zellen auf Grund ihrer unterschiedlichen Zelldurchmesser und spezifische
Dichte, letztere erfaßt vor allem sperrig geformte Zellen oder Aggregate, während
kompakt gebaute, schwere Einzelzellen kaum beeinflußt werden. Zusätzlich kann die
Wanderungsrichtung der Zellen noch dadurch gezielt beeinflußt werden, daß die Osmolarität
des Gradientenmediums durch Beimischen entsprechender Salzkonzentrationen über das
Programm rasch verändert wird (Erythrozyten schrumpfen, z.B. rasch in hypertonen Medien
und erhalten so ein größeres spezifisches Gewicht und sedimentieren deshalb rascher).
Programm-gesteuert können außerdem bald so hohe Dichtegradientenbereiche eingefüllt
sein, daß bestimmte Zellarten der Ausgangsprobe im Bereich einer für sie isopyknischen
Dichte anlangen und dann gemäß der oben angegebenen Formel liegen bleiben. Andere
Zellarten wandern unter den jeweils gegebenen Bedingungen eventuell noch weiter und
sammeln sich erst in weiter von der Zentrifugenachse entfernt gelegenen Gradientenbereichen.
Durch jedem Zellgemisch anpaßbare Geschwindigkeiten der Pumpeneinrichtung bzw. Zentrifugenrotation
lassen sich Zelltrennungen bisher nie erreichter Schärfen und in kürzesten Zeiträumen
(teilweise nur in wenigen Minuten) erreichen. Dies kann für die Vitalität biologischer
Präparate entscheidend sein. Das geschilderte Verfahren ist außerdem extrem anpassungsfähig
und billig.
[0019] Im folgenden werden die Erfindung und deren Ausgestaltungen im Zusammenhang mit den
Figuren näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 und 2 Darstellungen zur Erläuterung des Prinzips des erfindungsgemäßen Zentrifugationsverfahrens
und
Fig. 3 und 4 eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Zentrifugationsverfahrens.
[0020] In der Figur 3 ist eine Einrichtung zur Durchführung des vorliegenden Verfahrens
dargestellt. Im wesentlichen umfaßt diese Einrichtung ein erstes Behältnis 10 für
eine dichtere Gradientenlösung, ein zweites Behältnis 9 für eine vergleichsweise dünnere
Gradientenlösung, eine Pumpeneinrichtung 12, eine Zentrifugeneinrichtung 30, die später
näher erläutert werden wird, und eine Recheneinrichtung 90. In der Zentrifugeneinrichtung
30 wird ein Zentrifugenbehälter 1 gehalten und in Drehung versetzt, der die aus der
Figur 3 ersichtliche, sich verjüngende bzw. konische Form besitzt, durch die die Einwirkung
von Coriolis-Kräften vermieden wird. Außerdem wird durch die speziell konische Form
erreicht, daß die Trennung der Fraktionen im Bereich der Spritze 51 der zentralen
Kanüle 5 besser erfolgen kann, weil die einzelnen Fraktionen im Bereich des kleinen
Durchmessers an der Spitze 51 auseinandergezogen werden. In das Innere des Zentrifugenbehälters
1 ragt die entlang der Achse des Zentrifugenbehälters 1 verlaufende zentrale Kanüle
5 derart hinein, daß ihr freies Ende 51 unmittelbar vor der Spitze 1' des konischen
Zentrifugenbehälters 1 endet. Das gesamte Ende 51 ist vorzugsweise gemäß Figur 4 spitz
ausgebildet. In den Zentrifugenbehälter 1 ragt ferner an einem Ort außerhalb der Längsachse
desselben eine weitere Kanüle 17 hinein, die etwa am Ende des durch ein Deckelteil
31 verschlossenen Zentrifugenbehälters 1 endet.
[0021] Die Recheneinrichtung 90 ist über Leitungen 91 bzw. 92 mit der Pumpeneinrichtung
12 und der Zentrifugeneinrichtung 30 verbunden, so daß diese durch ein in der Recheneinrichtung
90 gespeichertes Programm im Hinblick auf die Förderleistung bzw. die Drehzahl gesteuert
werden können.
[0022] Mit der beschriebenen Einrichtung wird in der folgenden Weise gearbeitet.
[0023] In einem ersten Schritt wird eine Gradientenlösung einer gewünschten Dichte hergestellt.
Zu diesem Zweck wird in einer genau programmierten Weise, durch die Recheneinrichtung
90 gesteuert, aus dem ersten Behältnis 10 über die Leitung 11 mit der Hilfe der Pumpeneinrichtung
12 eine dichtere Gradientenlösung 13 in das zweite Behältnis 9 eingeführt, in der
sich eine dünnere Gradientenlösung 14 befindet. Vorteilhafterweise mit der Hilfe eines
bekannten Magnetrührers 28 werden die eingeführte dichtere Gradientenlösung 13 und
die im Behältnis 9 befindliche dünnere Gradientenlösung 14 fortlaufend gemischt, bis
ein gewünschter Dichtegrad hergestellt ist. Nach dem Öffnen der Schlauchklemme 15
oder eines anderen Verschlusses wird mit der Hilfe der Pumpeneinrichtung 12 über die
Leitung 16 die gemischte Gradientenlösung 7 der gewünschten Dichtigkeit über die zentrale
Kanüle 5 in das Innere des Zentrifugenbehälters 1 im Bereich der Spitze 1' desselben
eingeführt. In dem Behälter 1 befindet sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Bereich
der Spitze 1' die zu fraktionierende Probe 26, da die Gradienteneinschichtung nach
dem Einbringen der Probe 26 erfolgt. Beim Einbringen der Gradientenlösung 7 wird die
Probe 26 in der Richtung des Pfeiles 40 gegen die Zentrifugalkraft 41 verschoben,
wobei die Zellpartikel der Probe 26 in die Gradientenlösung 7 einwandern. Die Gradientenlösung
7 kann rechnergesteuert fortlaufend im Hinblick auf ihre Dichte so variiert werden,
daß die Dichte in einem genau vorbestimmten Maße kontinuierlich oder stufenweise zunimmt.
[0024] Dies hat zur Folge, daß die Fraktionierung durch die während der Zentrifugation ablaufenden
Prozesse der Gleichgewichtszentrifugation, bei der die Partikel der Probe 26 solange
wandern, bis sie die ihnen entsprechende Gradientendichte erreichen, und der Sedimentationszentrifugation
erreicht wird, bei der die Zellpartikel der Probe 26 in Abhängigkeit von ihrer Form
und/oder Größe und/oder Aggregation in unterschiedliche Partikelzonen (Banden) aufgetrennt
werden.
[0025] Wie dies bereits erwähnt wurde, wird dabei durch die Konizität des Zentrifugenbehälters
1 verhindert, daß die entstehenden Fraktionen gemäß Figur 2 infolge der auftretenden
Corioliskraft verschmiert werden, da deren Auswirkungen bei den durch die Verjüngung
erzielten kleinen Behälterdurchmessern nicht relevant sind.
[0026] Da Möglichkeiten der Zugabe eines im Hinblick auf die zunehmende Dichte programmiert
gesteuerten Lösungsgradienten 7 durch Bestimmung des Mischungsverhältnisses in dem
Behältnis 9 durch Ansteuerung der Pumpeneinrichtung 12 sowie der Regelung der Drehzahl
der Zentrifugeneinrichtung 30 bestehen, kann die Fraktionentrennung in einem bisher
nicht erreichten Ausmaß gestaltet werden.
[0027] Nach der Trennung wird Druckmedium, vorzugsweise Druckluft über die Leitung 18 und
die Kanüle 17 in das Innere des Zentrifugenbehälters 1 zum gezielten Ausbringen der
erzeugten Fraktionen über die zentrale Kanüle 5 eingebracht. Diese werden durch den
im Inneren des Zentrifugenbehälters 1 erzeugten Druck gegen die Zentrifugalkraft 41
über die Spitze 51 der zentralen Kanüle 5 (vorzugsweise bei verminderter Drehzahl)
punktförmig abgesaugt und mit einer bisher nicht erreichbaren Schärfe ausgebracht.
Vorzugsweise zweigt die zentrale Kanüle 5 über ein T-Stück 81 zu einer dann geöffneten
Schlauchklemme 80 oder einen anderen Verschluß ab, so daß die Fraktionen über die
Leitung 83 entnommen werden können.
[0028] Im folgenden wird im Zusammenhang mit der Figur 4 der konstruktive Aufbau des Rotors
der Zentrifugeneinrichtung 30 im Hinblick auf die bevorzugte Leitungsführung der zentralen
Kanüle 5 sowie der weiteren Kanüle 17 näher erläutert. Dabei ist der Körper dieses
Rotors, an dem der Zentrifugenbehälter 1 befestigt ist, mit 50 bezeichnet.
[0029] Vorzugsweise sind die Zufuhrleitungen 18 für die zentrale Kanüle 5 und 16 für die
weitere Kanüle 17 koaxial zueinander in der Form einer Doppelkanüle angeordnet. Dabei
verlaufen beide Leitungen 16 und 18, wobei sich die Leitung 18 im Inneren der Leitung
16 befindet, zunächst durch eine obere Platte 19, in deren Mitte sich eine Bohrung
41 befindet, durch die die genannte Doppelkanüle verläuft. Unterhalb der vorzugsweise
aus Stahl bestehenden Platte 19 befindet sich eine Dichtungscheibe 20 für die äußere
Leitung 16, die vorzugsweise aus Silikongummi besteht. Das Ende der Leitung 16 endet
in einer mittigen Bohrung 20' der Dichtungsscheibe 20. Unterhalb der Dichtungsscheibe
20 befindet sich eine weitere Platte 21, die vorzugsweise aus Stahl besteht und durch
deren Bohrung 25 die innere Leitung 18 verläuft. Das Ende der Leitung 16, das durch
die Dichtungsscheibe 20 abgedichtet ist, steht daher dicht mit der Bohrung 25 in Verbindung,
die wiederum über einen radial in der Platte 21 verlaufenden Durchgang 23 mit der
Kanüle 17 in Verbindung steht. Die durch die Bohrung 25 hindurch verlaufende Leitung
18 vorläufig durch eine mittige Bohrung 22' einer weitere Dichtungsscheibe 22, die
vorzugsweise ebenfalls aus Silikongummi besteht und die Leitung 18 an ihrem Außenumfang
abdichtet. Vorzugsweise besteht die Dichtungsscheibe 22 aus einem weicheren Silikongummi
als die Dichtungsscheibe 20. Das Ende der Leitung 16 ragt in eine im Körper 50 des
Rotors der Zentrifugeneinrichtung 30 befindliche Bohrung 51 hinein, die in radialer
Richtung über einen Durchgang 52 mit der zentralen Kanüle 5 in Verbindung steht. Die
genannten Platten 19 und 21 sowie die genannten Dichtungen 20 und 22 werden durch
eine in eine Bohrung 53 des Körpers 50 eingeschraubte Schraube 54 aneinander gepreßt,
durch deren Axialbohrung 55 die genannten Leitungen 16 und 18 nach außen verlaufen.
Beim Betrieb der Zentrifugeneinrichtung 30 drehen sich der Körper 50, die Schraube
54, die Platten 19 und 21 sowie die Dichtungen 20 und 22, während die Leitungen 16
und 18 nichtdrehende Teile sind, die über nicht dargestellte Kugellager in Bezug auf
die drehenden Teile abgestützt sind.
[0030] Es hat sich herausgestellt, daß Silikongummi als Material für die genannten Dichtungsscheiben
20 und 22 besonders vorteilhaft ist, weil der an den Außenumfängen der Leitungen 16
bzw. 18 auftretende Verschleiß beim Drehen der Zentrifugeneinrichtung 30 minimal ist.
Die Silikongummi-Dichtungsscheiben 20 und 22 können nach erfolgtem Verschleiß durch
einfaches Aufdrehen der Schraube 54 und Entnahme der Platten 19 und 21 besonders leicht
ausgewechselt werden.
[0031] Vorzugsweise kann das Ankoppeln von unterschiedlichen zentralen Kanülen 5 an den
Durchgang 52 über eine abgedichtete Schraubverbindung 56 erfolgen.
[0032] Zweckmäßigerweise kann die sich nicht drehende Doppelkanüle 16, 18 bei laufender
Zentrifugeneinrichtung 30 entfernt werden. Dadurch können extrem hohe Umdrehungszahlen,
ohne Abrieb an den Dichtungen erreicht werden, bei denen auch subzellulare Partikel
fraktionierbar sind. Zum Zwecke der späteren Gradientenentnahme bei geringeren Drehzahlen
wird die Doppelkanüle wieder eingesetzt.
[0033] Das oben genannte Deckelteil 31 des Zentrifugenbehälters 1 kann dadurch realisiert
werden, daß der Behälterrand 1'' gegen einen Dichtungsring 32 gedrückt wird, der in
einer Aussparung 33 des Rotorkörpers 50 enthalten ist. In diesem Fall führt der die
weitere Kanüle 17 bildende Durchgang des Rotorkörpers 50 zum Boden der Aussparung
33 innerhalb des Dichtungsringes 32 und wird die zentrale Kanüle 5 mit der Hilfe der
bereits genannten Schraubverbindung 56 am Rotorkörper 50 befestigt.
[0034] Vorzugsweise wird ein Zentrifugenbehälter 1 verwendet, dessen Länge von der Spitze
1' bis zur Öffnung etwa 10 bis 15 cm beträgt und dessen Öffnung einen Durchmesser
von etwa 3 bis 8 cm aufweist.
[0035] Am folgenden Beispiel wird im Vergleich mit konventionellen Zentrifugationssystemen
gezeigt, wie sich alle dieser Parameter kombinieren und im Hinblick auf die Reindarstellung
von neutrophilen Granulozyten aus Meerschweinchenblut (gegen die es keine käuflichen
Antikorper zur Ausnutzung immunologischer Trennmethode gibt) optimieren lassen. Es
handelt sich dabei bekanntlich um kernhaltige Zellen des Blutes, die neben anderen
kernhaltigen Zellen (andere Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten) - zu den "weißen
Blutkörperchen" bzw. "Leukozyten" gehören. Die Gesamtheit aller Leukozyten macht nur
ca. 0.1 - 0,2 % aller Blutzellen aus, die neutrophilen Granulozyten sogar nur 0,03
- 0,09 %. Neben den Thrombozyten (ca. 4 % aller Blutzellen) besteht Blut zu ca. 96
% vorwiegend aus Erythrozyten. Die Reinigung der Granulozyten durch Zentrifugation
stellt also ein Extrembeispiel dar, das noch zusätzlich erschwert wird durch die Tatsache,
daß Erythrozyten die schwersten Blutzellen darstellen. Sie wandern also am weitesten
in eigenen Dichtegradienten ein und müssen deshalb als erste (völlig überladene) Bande
eluiert werden.
[0036] Das zweite Beispiel soll deutlich machen, daß sich eine derartige Trenneffizienz
zentrifugaler Methodik auch für Zellgemische anwenden läßt, die erst durch aufwendige
proteolytische Dissoziationsverfahren aus nativen Organen herausgelöst werden müssen.
Es handelt sich beim konkreten Beispiel um die schwierige Aufgabe, die im Herzmuskel
extrem zahlreich und multidispersen Mikrogefäße mit Begleitzellen von den Herzmuskelzellen
(Kardiomyozyten) komplett abzutrennen. Die Kardiomyozyten besitzen einen zellspezifischen
Stoffwechsel, der nur bei ihrer vollkommenen Reindarstellung richtig erfaßt werden
kann.
[0037] Diese für die pharmakologischen Zielsetzungen in der Medizin wichtige Aufgabe wird
durch eine extreme Empfindlichkeit der Herzmuskelzellen erschwert, die sich bekanntlich
schnell kontrahieren können und im isolierten Zustand dann irreversibel absterben.
1. Verfahren zur zentrifugationstechnischen Durchführung von Partikeltrennungen, insbesondere
auf biologischem Sektor, bei dem in einen Zentrifugenbehälter (1) eine zu fraktionierende
Probe (26) über eine Kanüle (5) eingebracht wird, die mit ihrem freien Ende (51) zur
Minimierung unerwünschter Auswirkungen der Corioliskraft zur Spitze (1') eines sich
zur Spitze (1') hin stark verjüngenden Zentrifugenbehälters (1) verläuft, wobei über
die Kanüle (5) nachfolgend eine Gradientenlösung (7) mit sich zunehmend kontinuierlich
oder stufenweise vergrößernder Dichte eingebracht wird, wobei aus der Probe (26) Partikel
durch die Wirkung der Gleichgewichts- und/oder Sedimentationszentrifugation in die
Gradientenlösung (7) wandern, und wobei nach einer vorbestimmten Zentrifugationszeit
über eine weitere Kanüle (17) ein Druckfluid in das Innere des verschlossenen Zentrifugenbehälters
(1) eingebracht wird, um die die fraktionierten Partikel der Probe (26) enthaltende
Gradientenlösung (7) über die Kanüle (5) auszubringen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gradientenlösung (7) aus wenigstens einer Gradientenlösung (13) einer größeren
Dichte und einer Gradientenlösung (14) einer vergleichsweise kleineren Dichte zur
Erzielung einer gewünschten Dichte zusammengemischt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Gradientenlösung (13) der größeren Dichte einem ersten Behältnis (10) entnommen
und mit der Hilfe einer Pumpeneinrichtung (12) in ein die Gradientenlösung (14) der
kleineren Dichte enthaltendes zweites Behältnis (9) befördert wird, daß die in dem
zweiten Behältnis (9) enthaltenen Gradientenlösungen (13, 14) fortlaufend miteinander
vermischt und aus dem zweiten Behältnis (9) der Kanüle (5) über eine weitere Pumpeneinrichtung
(12) zugeführt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Pumpeneinrichtung (12) durch das Programm einer Recheneinrichtung (90) fortlaufend
gesteuert wird, um fortlaufend eine vorbestimmte Dichte der Gradientenlösung zu erhalten.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Zuführung der Gradientenlösung (7) durch Ansteuerung der weiteren Pumpeneinrichtung
(12) durch das in der Recheneinrichtung (90) enthaltene Programm zur vorbestimmten
Änderung der Zufuhrraten erfolgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß ein Zentrifugenbehälter (1) verwendet wird, bei dem die Kanüle (5) in dem Zentrifugenbehälter
(1) zentral verläuft.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß ein Zentrifugenbehälter (1) verwendet wird, bei dem die weitere Kanüle (17)
außerhalb der Längsachse des Zentrifugenbehälters (1) verläuft.
8. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß eine Zentrifugeneinrichtung (30) mit einem Zentrifugenbehälter (1) mit einer
zentralen Kanüle (1) vorgesehen ist, deren freies Ende (51) bis zur Spitze (1') des
sich verjüngenden Zentrifugenbehälters (1) verläuft, daß eine weitere Kanüle (17)
in das Innere des Zentrifugenbehälters (1) zum Zuführen eines Druckfluids führt, daß
die zentrale Kanüle (5) und die weitere Kanüle (17) mit einer Leitungsanordnung verbunden
sind, die in Bezug auf den Rotorkörper (50) der Zentrifugeneinrichtung (30) drehfest
angeordnet ist.
9. Einrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Leitungsanordnung eine innere Leitung (18) und eine diese umgebende äußere
Leitung (16) aufweist.
10. Einrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß in einer Ausnehmung des Rotorkörpers (50) eine erste Dichtungsscheibe (22),
darauf eine erste Platte (21), auf dieser eine zweite Dichtungsscheibe (20) und auf
dieser eine zweite Platte (19) angeordnet sind, daß die Leitungen (16, 18) durch eine
Aussparung (41) der zweiten Platte (19) verlaufen, daß die äußere Leitung (18) in
einer Aussparung (20') der zweiten Dichtungsscheibe (20) dicht endet, daß die innere
Leitung (18) durch eine Aussparung (25) der ersten Platte (21) verläuft und in einer
Aussparung (22') der ersten Dichtungsscheibe (22) abgedichtet ist, daß die Aussparung
(25) der ersten Platte (21) über einen Durchgang (23) in der ersten Platte (21) und
einen die weitere Kanüle bildenden Durchgang (17) in dem Rotorkörper (50) mit dem
Inneren des Zentrifugenbehälters (1) in Verbindung steht, daß die Aussparung (22')
der ersten Dichtung (22) mit einem weiteren Durchgang (52) in dem Rotorkörper (50)
in Verbindung steht, der zur Kanüle (5) führt.
11. Einrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Dichtungsscheiben (20, 22) aus Silikongummi bestehen.
12. Einrichtung nach einem der Ansprüche 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite Dichtungsscheibe (20) aus einem weniger harten Material besteht als
die erste Dichtungsscheibe (22).
13. Einrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Platten (19, 21) Stahlplatten sind.
14. Einrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Dichtungen (20, 22) und die Platten (19, 20) durch ein im Rotorkörper (50)
verschraubtes Schraubenelement (54) in die Ausnehmung des Rotorkörpers (50) gedrückt
werden, und daß die Leitungsanordnung durch eine Bohrung (55) des Schraubenelements
(54) verlaufen.
15. Einrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge des Zentrifugenbehälters (1) etwa 10 bis 15 cm beträgt und die Öffnung
desselben einen Durchmesser von etwa 3 bis 8 cm besitzt.