[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Kupplung für zwei elektromagnetische Hohlleiter
mit unterschiedlichen Querschnittsformen, die in axialer Richtung hintereinander angeordnete
Stufen mit im wesentlichen rechteckigem Querschnitt und abgerundeten Ecken sowie unterschiedlicher
lichter Weite aufweist, in welcher eine reflexionsarme Transmission der zur Signal
führung bestimmten Wellentypen erfolgt (EP 0 145 292 A2).
[0002] Eine solche auch als "Übergang" bezeichnete Kupplung hat die Aufgabe, den signalführenden
Wellentyp (Mode) eines Hohlleiters reflexionsfrei in den zur Signalführung bestimmten
Wellentyp des anderen Hohlleiters zu überführen. Sie ist dann erforderlich, wenn die
beiden zu verbindenden Hohlleiter unterschiedliche Querschnitte haben und eine direkte
Verbindung zu große Reflexionen verursachen würde. Die Querschnitte der beiden Hohlleiter
sind dabei grundsätzlich beliebig. Sie können beispielsweise elliptisch, rechteckig,
quadratisch oder rund sein.
[0003] In herkömmlicher Technik ist es bekannt, Hohlleiter unterschiedlicher Querschnittsform
mittels einer Kupplung zu verbinden, die von einem Ende zum anderen kontinuierlich
von einen Querschnittsform in die andere übergeht (DE-AS 14 91 901). Derartige Kupplungen
naben gute elektrische Eigenschaften. Sie sind jedoch nur mit großem Aufwand herstellbar.
Außerdem sind sie sehr lang, weil ihre Länge gleich einem Vielfachen der Hohlleiterwellenlänge
sein muß.
[0004] Eine abgestufte Kupplung nach der eingangs erwähnten EP 0 145 292 A2 baut kürzer.
Der Einsatz dieser bekannten Kupplung mit sprungförmiger Änderung der Querschnittsgeometrie
beschränkt sich ausdrücklich auf Frequenzbereiche, bei denen sowohl in den beiden
zu verbindenden Hohlleitern als auch in der Kupplung selbst jeweils nur die entsprechende
Grundwelle ausbreitungsfähig sein darf. Die Querschnitte der einzelnen Stufen der
Kupplung werden jeweils so gewählt, daß andere Wellentypen nicht ausbreitungsfähig
sind. Diese bekannte Kupplung ist daher auf den einmodigen Betrieb beschränkt. Sie
dient ausschließlich zur Transmission der jeweiligen Grundmoden der zu verbindenden
Hohlleiter. Es wird außerdem vorausgesetzt, daß sich die einzelnen Stufen von einem
Ende der Kupplung zum anderen gleichsinnig aufweiten bzw. verengen, damit sich die
Grenzfrequenz des Grundmodes innerhalb der Kupplung monoton ändert. Schließlich ist
die Kupplung nur für die Verbindung eines rechteckigen mit einem elliptischen Hohlleiter
vorgesehen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die eingangs geschilderte Vorrichtung so
weiterzubilden, daß sie bei einfachem Aufbau ohne Einschränkungen für die Verbindung
beliebiger Hohlleiter und für beliebige signalführende Wellentypen verwendet werden
kann.
[0006] Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst,
- daß die Abmessungen aller Stufen gezielt so bemessen sind, daß jeweils neben dem Grundwellentyp
auch andere Wellentypen an sich ausbreitungsfähig sind und
- daß aufgrund dieser Abmessungen der Kupplung sich nur die zur Signalführung bestimmten
Wellentypen in den angeschlossenen Hohlleitern ausbreiten, während die nicht zur Signalführung
vorgesehenen Wellentypen sich durch Überlagerung im wesentlichen auslöschen.
[0007] "Ausbreitungsfähig" im Sinne der Erfindung bedeutet, daß sich aufgrund der Bemessung
der Kupplung grundsätzlich alle möglichen Wellentypen ausbreiten könnten bzw. dürfen.
Es sind im Gegensatz zur eingangs beschriebenen, bekannten Kupplung keine Maßnahmen
getroffen, um die Ausbreitungsfähigkeit irgendwelcher Wellentypen zu verhindern.
[0008] Die bei dieser Vorrichtung eingesetzte Kupplung ist einfach aufgebaut und einfach
herstellbar. Sie kann aus einem Teil gefertigt werden, in das die einzelnen Stufen
beispielsweise eingefräst werden. Dabei wird der Durchmesser des Fräsers zweckmäßig
und bewußt so gewählt, daß die Radien der abgerundeten Ecken bei der Bemessung der
Stufen mit berücksichtigt sind. Die Kupplung ist geeignet, Hohlleiter mit stark unterschiedlichen
Querschnitten bei minimalem Leistungsverlust miteinander zu verbinden. Sie ist auf
keine bestimmte Querschnittsform der zu verbindenden Hohlleiter beschränkt. Die zur
Signalführung vorgesehenen Wellentypen in den zu verbindenden Hohlleitern können sowohl
vom Grundwellentyp sein als auch einem höheren Wellentyp entsprechen. Es besteht auch
die Möglichkeit, daß in einem Hohlleiter der Grundwellentyp und in dem anderen Hohlleiter
ein höherer Wellentyp zur Signalführung verwendet wird. Die Kupplung sorgt dabei für
die Transformation der Wellentypen in beiden Übertragungsrichtungen.
[0009] Die Kupplung kann insbesondere auch für Hohlleiter eingesetzt werden, in denen mehrere
Moden ausbreitungsfähig sind. So kann die Kupplung mit Vorteil zum Verbinden von Hohlleitern
eingesetzt werden, die in sogenannten übermodierten und damit sehr verlustarmen Frequenzbereichen
eingesetzt werden. Die Kupplung erlaubt auch die Verbindung eines im einmodigen Frequenzbereich
betriebenen und deshalb vergleichsweise kleinen Hohlleiters mit einem übermodierten
Hohlleiter, bei dem mehrere Moden ausbreitungsfähig sind und der deshalb einen vergleichsweise
großen Querschnitt hat.
[0010] Bei dieser Kupplung werden die elektromagnetischen Eigenschaften derselben in ihrer
Gesamtheit erfaßt. Deren Kenntnis wird zur Herstellung der Kupplung eingesetzt. Dabei
werden die an den Diskontinuitäten innerhalb der Kupplung (Stufen) und an den Verbindungsstellen
zu den angeschlossenen Hohlleitern auftretenden Verkopplungen der jeweiligen Wellentypen
voll berücksichtigt. Um die Verkopplungen aller Wellentypen zu bestimmen, müssen die
Wellentypen aller beteiligten Stufen der Kupplung und auch die der zu verbindenden
Hohlleiter bekannt sein. Insbesondere ist also die Kenntnis der Feldverteilung der
Eigenmoden von Rechteckhohlleitern mit verrundeten Ecken erforderlich. Hierzu zählen
sowohl ausbreitungsfähige Wellentypen, die zum Wirkleistungstransport beitragen, als
auch Wellentypen, die nicht ausbreitungsfähig sind, da die Betriebsfrequenz unterhalb
der jeweiligen Grenzfrequenz der Wellentypen liegt. Derartige Moden transportieren
keine Wirkleistung, speichern aber induktive und kapazitive Blindenergie und sind
insbesondere zur Beschreibung der Streufelder erforderlich, die sich direkt an den
Sprungstellen ausbilden und das Verhalten des signalführenden Wellentyps beeinflussen.
[0011] Die Kupplung kann auch zur gezielten Anregung mehrerer Wellentypen verwendet werden,
um mit deren Überlagerung beispielsweise Antennen zu speisen, die spezielle Richtcharakteristiken
aufweisen sollen.
[0012] Ausführungsbeispiele des Erfindungsgegenstandes sind in den Zeichnungen dargestellt.
[0014] Fig. 1 in schematischer Darstellung eine Verbindungsstelle zwischen zwei Hohlleitern
mit einer Kupplung nach der Erfindung.
[0015] Fig. 2 einen Querschnitt durch die Kupplung in vergrößerter Darstellung.
[0016] Fig. 3 bis 5 Stirnansichten von unterschiedlich ausgeführten Kupplungen.
[0017] Fig. 6 ein Diagramm für den Reflexionsfaktor über der Frequenz.
[0018] Zwei elektromagnetische Hohlleiter 1 und 2 sind durch eine Kupplung 3 reflexionsarm
miteinander verbunden. Die Hohlleiter 1 und 2 haben stark unterschiedliche Abmessungen.
Der Hohlleiter 1 hat beispielsweise einen rechteckigen Querschnitt, während der Hohlleiter
2 beispielsweise elliptisch ist, mit einer wesentlich größeren lichten Querschnittsfläche
als der Hohlleiter 1.
[0019] Die Kupplung 3 weist in ihrem lichten Querschnitt drei Stufen S1, S2 und S3 auf.
Die lichten Abmessungen der Stufen S1 bis S3 können sich gemäß Fig. 3 von einem Ende
der Kupplung 3 zu ihrem anderen Ende gleichsinnig ändern, so daß am einen Ende der
kleinere Hohlleiter 1 und am anderen Ende der größere Hohlleiter 2 reflexionsarm angeschlossen
werden können. Die Stufen S1 bis S3 können einander gemäß Fig. 4 auch überlappen.
Die durch die Stufen S1 bis S3 gegebene sprunghafte Änderung der Grenzfrequenz der
zur Signalführung vorgesehenen Wellentypen kann dann von einem Ende der Kupplung fallen
und wieder ansteigen bzw. umgekehrt. Ob es zu derartigen Überlappungen kommt, hängt
vom Betriebsfrequenzbereich und der jeweiligen Querschnittsform und -größe der zu
verbindenden Hohlleiter ab und wird im jeweiligen Anwendungsfall entschieden. Auf
jeden Fall ist der Anschluß der zu verbindenden Hohlleiter eindeutig und darf nicht
vertauscht werden, da die Kupplung in axialer Richtung unsymmetrisch ist. Die Achsen
der einzelnen Stufen S1 bis S3 können gemäß Fig. 5 auch um eine Strecke V gegeneinander
versetzt sein, und zwar sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung.
[0020] Die Kupplung 3 ist einteilig ausgeführt. Sie ist über Flansche 4 und 5 an die Hohlleiter
1 und 2 anschließbar. Die Stufen S1 bis S3 können beispielsweise mittels eines Fräsers
hergestellt werden. Jede der Stufen S1 bis S3 hat dann einen i. w. rechteckigen lichten
Querschnitt mit abgerundeten Ecken. Der Radius der Ecken wird vom Durchmesser des
eingesetzten Fräsers bestimmt. Begrenzt wird er nur durch die Höhe und die Breite
der einzelnen Stufen.
[0021] Höhe H, Breite B und die axiale Länge L der Stufen S1 bis S3 sowie der Radius R ihrer
abgerundeten Ecken werden so bemessen, daß außer dem signalführenden Wellentyp alle
anderen Wellentypen so bedämpft werden, daß sie sich nicht in den Hohlleitern 1 und
2 ausbreiten und daß dem signalführenden Wellentyp durch die Verkopplungen mit anderen
Wellentypen vernachlässigbar wenig Energie entzogen wird. Die Bedämpfung der unerwünschten
Wellentypen erfolgt durch eine gegenphasige Überlagerung der an den Diskontinuitäten
verursachten Mehrfachreflexionen und -transmissionen dieser nicht zur Signalführung
vorgesehenen Wellentypen. Grundsätzlich sind in allen drei Stufen S1 bis S3 mehrere
Wellentypen entsprechend obiger Erläuterung im zu übertragenden Frequenzbereich "ausbreitungsfähig".
[0022] Die Festlegung grundlegender mechanischer Eigenschaften der Kupplung 3 kann nach
Maßgabe des zu übertragenden Frequenzbereichs und der geforderten Anpassung der signalführenden
Wellentypen nach Erfahrungswerten durchgeführt werden. Dieses bezieht sich i. w. auf
die Anzahl der erforderlichen Stufen der Kupplung 3, die Wahl der jeweiligen Verrundungen
und auf die Möglichkeit der Überlappung einzelner Stufen der Kupplung 3 oder der äußeren
Stufen der Kupplung 3 mit den angeschlossenen Hohlleitern 1 und 2.
[0023] Zur Bestimmung der optimalen lichten Abmessungen und der optimalen Breite der Stufen
S1 bis S3 kann mit Einsatz eines Digitalrechners eine feldtheoretische Analyse durchgeführt
werden, welche die elektromagnetischen Verkopplungen aller Wellentypen und insbesondere
deren Auswirkungen auf das Reflexions- und Transmissionsverhalten der signalführenden
Wellentypen der angeschlossenen Hohlleiter 1 und 2 vollständig erfaßt. Diese Analyse
kann z. B. mit Hilfe der sogenannten gegenseitigen Orthogonalreihenentwicklung erfolgen.
Durch die Forderung nach einer Stetigkeit der tangentialen elektrischen und magnetischen
Felder an jeder Diskontinuität der Kupplung 3 werden bei dieser Methode die Verkopplungen
der Wellentypen berechnet, und zwar unter Berücksichtigung aller erforderlichen Eigenmoden
eines rechteckigen Hohlleiters mit abgerundeten Ecken. Die Anwendung der Orthogonalreihenentwicklung
erlaubt die Berechnung von Streumatrizen der einzelnen Stufen der Kupplung 3 und damit
eine mathematische Erfassung sämtlicher elektromagnetischer Eigenschaften derselben.
Durch die Kenntnis der Streumatrizen an den Sprungstellen (Stufen) ist eine exakte
Berechnung und Optimierung der Kupplung 3 möglich.
[0024] Mit Kenntnis der Verkopplungen der Wellentypen in der Kupplung ist durch gezielte
Variation der mechanischen Parameter - Höhe H, Breite B, Länge L, Verrundungsradius
R, Versatz V der Stufen S1 bis S3 in der transversalen Ebene - eine Optimierung der
elektrischen Eigenschaften der Kupplung 3 möglich. Die Anzahl der erforderlichen Stufen
der Kupplung 3 richtet sich hauptsächlich nach den Querschnitten der zu verbindenden
Hohlleiter, nach der geforderten Frequenzbandbreite und nach den elektromagnetischen
Anforderungen innerhalb des gewählten Frequenzbereichs. Das bezieht sich beispielsweise
auf den Reflexions- und Transmissionsfaktor der signalführenden Wellentypen.
Beispiel
[0025] Es wurde eine Kupplung zwischen einem rechteckigen Hohlleiter mit einem Querschnitt
von 10,67 mm x 4,32 mm und einem elliptischen Hohlleiter hergestellt, dessen Hauptachsen
mit 25,0 mm bzw. 15,3 mm bemessen sind. Die Querschnittsfläche des rechteckigen Hohlleiters
ist um den Faktor 6,5 kleiner als die des elliptischen Hohlleiters. Die Kupplung hat
drei Stufen, die achsensymmetrisch zueinander angeordnet sind. Aufgabe der Kupplung
ist die reflexionsarme Anpassung der Grundmoden H
10 des rechteckigen Hohlleiters und H
cell des elliptischen Hohlleiters im Frequenzbereich 17,7 GHz bis 19,7 GHz. In Fig. 4
sind der gemessene (ausgezogene Linie) und der berechnete (gestrichelte Linie) Reflexionsfaktor
im Frequenzbereich von 17,0 bis 20,0 GHz dargestellt. Der Reflexionsfaktor liegt bei
<-34dB. Obwohl ab 17 GHz bereits 6 Moden im elliptischen Hohlleiter prinzipiell ausbreitungsfähig
sind, wird die Energie nur zwischen den Grundmoden ausgetauscht.
1. Kupplung für zwei elektromagnetische Hohlleiter mit unterschiedlichen Querschnittsformen,
die in axialer Richtung hintereinander angeordnete Stufen mit im wesentlichen rechteckigem
Querschnitt und abgerundeten Ecken sowie unterschiedlicher lichter Weite aufweist,
in welcher eine reflexionsarme Transmission der zur Signalführung bestimmten Wellentypen
erfolgt,
dadurch gekennzeichnet,
- daß die Abmessungen aller Stufen (S1-S3) gezielt so bemessen sind, daß jeweils neben
dem Grundwellentyp auch andere Wellentypen an sich ausbreitungsfähig sind und
- daß aufgrund dieser Abmessungen der Kupplung (3) sich nur die zur Signalführung
bestimmten Wellentypen in den angeschlossenen Hohlleitern ausbreiten, während die
nicht zur Signalführung vorgesehenen Wellentypen sich durch Überlagerung im wesentlichen
auslöschen.
2. Kupplung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Stufen (S1-S3) einander überlappen.
3. Verfahren zur Herstellung einer Kupplung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß alle Stufen (S1-S3) in Abhängigkeit vom zu übertragenden Frequenzband und von
dem jeweils gewünschten Wellentyp mit der Höhe (H) und der Breite (B) des lichten
Querschnitts sowie der axialen Länge (L) und dem Radius (R) der abgerundeten Ecken
sowie dem möglichen Versatz (V) ihrer Achsen gegeneinander als Parameter bemessen
werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die unterschiedlichen Stufen (S1-S3) der Kupplung (3) durch Einsatz eines Fräsers
erzeugt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kupplung (3) in Gußtechnik hergestellt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kupplung (3) durch galvanische Abscheidung hergestellt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß durch die Bemessung der Stufen (S1-S3) der Kupplung (3) die zur Signalführung
vorgesehenen Wellentypen einander im gewünschten Sinne in Phasenlage und Amplitude
überlagern.