[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Rohbauten nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 bzw. ein Gebäude nach dem Oberbegriff des Anspruchs 11.
[0002] Es ist bekannt, zum Herstellen von Rohbauten insbesondere für Wohnzwecke auf einer
Bodenplatte aus Beton eine Schalung und eine Bewehrung für die tragenden Wände eines
ersten Geschoßes anzuordnen, die Schalung mit Beton, aus Portlandzement hergestellt,
zu verfüllen und nach genügendem Erhärten des Betons die tragenden Wände zu entschalen.
Danach werden eine Schalung und eine Bewehrung für eine Decke installiert, die Betondecke
gegossen und später entschalt. Ein oder mehrere weitere Geschosse werden danach entsprechend
hergestellt.
[0003] Beton wird hierzu als Fertigbeton zur Baustelle geschafft, d.h. daß ein Großteil
Wasser transportiert wird. Beton hat ein großes spezifisches Gewicht und erfordert
eine entsprechend starke Schalung, die so aufgebaut ist, daß Einzelbauteile gegossen
werden, so daß Fugen vorhanden sind, die später Probleme bereiten können. Abgesehen
davon dauert es einige Zeit, bis Beton genügend erhärtet und entschalt werden kann,
wodurch die Bauzeit entsprechend lang wird. Schließlich bietet Beton aber auch keinen
guten Schallschutz, seine Wärmedämmung ist relativ gering und er verbreitet ein schlechtes
Wohnklima, da seine Feuchtigkeitsaufnahme schlecht ist. Dies führt dazu, daß derartige
Bauten allgemein ungern bewohnt werden.
[0004] Außerdem lassen sich derzeit immer noch Wände am kostengünstigsten mittels Kalksandsteinen
herstellen, die allerdings auch zumindest in bezug auf Wärmedämmung Probleme bereiten.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1
bzw. ein Gebäude nach dem Oberbegriff des Anspruchs 11 zu schaffen, das schneller
und kostengünstiger durchführbar bzw. erstellbar ist.
[0006] Diese Aufgabe wird entsprechend dem kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 bzw. 11
gelöst.
[0007] Hierbei wird als Gießmasse für die tragenden Wände eine Schaumgipsmasse verwendet,
die an der Baustelle bereitet und fugenlos vergossen wird. Auch zur Herstellung von
Decken wird hierbei vorzugsweise Schaumgips verwendet, obwohl auch normale Betondecken
eingebaut werden können.
[0008] Die Schaumgipsmasse wird vorzugsweise unter Verwendung von Calciumsulfat-Alphahalbhydrat
zumindest als hauptsächlichem Gipsanteil hergestellt. Auf diese Weise läßt sich vorteilhaft
aus Kraftwerksentschwefelungsanlagen stammender, zu Calciumsulfat-Alphahalbhydrat
umkristallisierter Gips einsetzen. Calciumsulfat-Alphahalbhydrat führt sehr schnell
zu sehr hohen Festigkeiten, die noch gesteigert werden können, indem Hüttensandmehl
zugesetzt wird.
[0009] Zweckmäßigerweise wird die Schaumgipsmasse unter Verwendung eines vorgefertigten
Schaums hergestellt, wobei vorteilhaft ein Schaum mit Poren einer Größe im Bereich
von etwa 50 bis 200 µm verwendet wird. Der Porenanteil der Schaumgipsmasse liegt vorzugsweise
im Bereich von 40 bis 60 Vol.-%. Der Schaumgipsmasse können ferner Verstärkungsfasern
zugesetzt werden.
[0010] Als Bewehrung für die tragenden Wände eignen sich Matten, Stäbe und/oder aussteifende
Skelette aus Metall oder anderen Werkstoffen. Gegebenenfalls kann auch ein Holzskelett
verwendet werden. Beispielsweise kann ein rahmenartiges Skelett aus Stahlprofilen
(Doppel-T-, L- bzw. Kastenprofilen) an der Baustelle aufgestellt werden, wobei einzelne,
gegebenenfalls vorgefertigte Teile durch Verschrauben und/oder Verschweissen miteinander
verbunden werden.
[0011] Als Bewehrung für die Decke eignet sich insbesondere ein räumliches Fachwerk, das
beispielsweise aus in zwei horizontalen Ebenen angeordneten, parallelen Stahlstäben
eines Durchmessers von etwa 12 bis 20 mm, die untereinander durch Querstreben aus
Stahlstäben mit geringerem Durchmesser verbunden sind, besteht.
[0012] Der Rohbau des Gebäudes umfaßt eine gegebenenfalls unterkellerte Bodenplatte aus
Beton, auf der die Geschosse errichtet werden. Zunächst werden eine Schalung und eine
Bewehrung zumindest für die tragenden, gegebenenfalls auch für nichttragende Wände
eines ersten Geschoßes auf der Bodenplatte angeordnet. Wenn ein Skelett als Bewehrung
hierfür verwendet wird, wird dieses zunächst aufgebaut und danach die Schalung installiert.
[0013] Installationsleitungen für die Haustechnik werden zweckmäßigerweise bereits in der
Schalung montiert. Ebenso können sowohl Fensterals auch Türrahmen bereits in die Schalung
eingebaut werden.
[0014] Da Schaumgips ein erheblich niedrigeres spezifisches Gewicht, größenordnungsmäßig
etwa 600 bis 800 g/cm
3, als mit Portlandzement hergestellter Beton aufweist, kann die Schalung wesentlich
schwächer und damit kostengünstiger als für Betonwände notwendig sein. Außerdem läßt
sie sich derart installieren, daß die Schaumgipsmasse fugenlos gegossen werden kann.
[0015] Die Schaumgipsmasse wird an der Baustelle zubereitet, wodurch infolge des Aufschäumens
aus einer relativ geringen Masse an Gips, die zur Baustelle zu transportieren ist,
vorteilhafterweise ein relativ großes Gießmassenvolumen entsteht, während beim Transportieren
von Fertigbeton die gesamte zu vergießende, erheblich schwerere Masse einschließlich
des Wassers zu transportieren ist.
[0016] Die vergossene Schaumgipsmasse erhärtet insbesondere bei Verwendung von Claciumsulfat-Alphahalbhydrat
im Vergleich zu Beton sehr schnell, so daß nach ca. einer Stunde das Entschalen vorgenommen
werden kann. Hierdurch läßt sich der Rohbau in äußerst kurzer Zeit errichten.
[0017] Nach dem Entschalen der Wände wird eine Schalung für die darüber anzuordnende Decke
angebracht, auf der eine Bewehrung für die Decke angeordnet wird. Danach wird die
Decke gegossen und ist ebenfalls nach ca. einer Stunde entschalbar.
[0018] Gegebenenfalls kann die Decke auch in zwei Schichten gegossen werden, wenn eine Fußbodenheizung
integriert werden soll, deren Wärmefluß nach unten durch eine Wärmedämmschicht begrenzt
wird.
[0019] Die tragende Funktion kann teilweise oder größtenteils von dem Bewehrungsskelett
der Wände bzw. den räumlichen Fachwerk der Decke übernommen werden, während der Schaumgips
dann entsprechend als Füllstoff dient.
[0020] Weitere Geschosse können dann entsprechend angefertigt werden, indem geschoßweise
eingeschalt und die Schaumgipsmasse fugenlos vergossen wird.
[0021] Ein derartiges Gebäude mit einem Rohbau aus Schaumgips benötigt keinen Innenputz,
sondern nur einen äußeren Witterungsschutz gegebenenfalls kombiniert mit einer Wärmedämmung,
d.h. eine Außenputz-Dämmstoff-Kombination.
[0022] Ein nachträgliches Anbringen bzw. Verlegen von Installationen ist bei Schaumgips
ebenfalls wesentlich leichter als bei normalem Mauerwerk oder gar Beton.
[0023] Schaumgips bietet einen sehr guten Schallschutz, eine sehr gute Wärmedämmung und
ist außerdem in der Lage, Raumfeuchtigkeit aufzunehmen und so für ein angenehmes Raumklima
zu sorgen.
1. Verfahren zum Herstellen von Rohbauten insbesondere für Wohnzwecke, bei dem auf einer
Bodenplatte eine Schalung und eine Bewehrung für die tragenden Wände eines ersten
Geschoßes angeordnet werden, die Schalung mit einer wässrigen Gießmasse verfüllt und
nach genügendem Erhärten der Gießmasse die tragenden Wände entschalt wird, danach
eine Schalung und eine Bewehrung für eine Decke angebracht werden, die Decke mit einer
wässrigen Gießmasse gegossen und später entschalt wird sowie gegebenenfalls ein oder
mehrere weitere Geschosse entsprechend hergestellt werden, dadurch gekennzeichnet, daß als Gießmasse für die tragenden Wände eine Schaumgipsmasse verwendet wird, die
an der Baustelle bereitet und fugenlos vergossen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Gießmasse für die Decke
eine Schaumgipsmasse verwendet wird, die an der Baustelle bereitet und fugenlos vergossen
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schaumgipsmasse
unter Verwendung von Calciumsulfat-Alphahalbhydrat zumindest als hauptsächlichem Gipsanteil
hergestellt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß Calciumsulfat-Alphahalbhydrat
zusammen mit Hüttensandmehl verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Schaumgipsmasse
unter Verwendung eines vorgefertigten Schaums hergestellt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Schaumgipsmasse
mit Poren einer Größe im Bereich von etwa 50 bis 200 µm hergestellt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Schaumgipsmasse
Verstärkungsfasern zugesetzt werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Bewehrung
für die tragenden Wände Matten, Stäbe und/oder aussteifende Skelette verwendet werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß als Bewehrung
für die Decke ein räumliches Fachwerk verwendet wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß Installationsleitungen
in der Schalung montiert werden.
11. Gebäude, insbesondere Wohngebäude, mit einem auf einer Bodenplatte aus Beton errichteten
Rohbau mit tragenden Wänden und mindestens einer Decke, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest die tragenden Wände und gegebenenfalls die Decken des Rohbaus aus fugenlos
vergossenem, bewehrtem Schaumgips bestehen.
12. Gebäude nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Schaumgips Poren einer Größe
im Bereich von etwa 50 bis 200 µm aufweist.
13. Gebäude nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, daß der Schaumgips durch
Verstärkungsfasern verstärkt ist.
14. Gebäude nach einem der Ansprüche 11 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Bewehrung
für die tragenden Wände aus Matten, Stäbe und/oder aussteifende Skelette gebildet
ist.
15. Gebäude nach einem der Ansprüche 11 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Bewehrung
für die Decken aus einem räumlichen Fachwerk gebildet ist.
16. Gebäude nach einem der Ansprüche 11 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß Installationsleitungen
integriert sind.