(19)
(11) EP 0 803 760 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
29.10.1997  Patentblatt  1997/44

(21) Anmeldenummer: 97101584.7

(22) Anmeldetag:  01.02.1997
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6G02F 1/141, G02F 1/135, A61F 9/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE

(30) Priorität: 24.04.1996 DE 19616323

(71) Anmelder: Deutsche Telekom AG
53113 Bonn (DE)

(72) Erfinder:
  • Dultz, Wolfgang, Prof. Dr.
    65936 Frankfurt/M. (DE)
  • Onokhov, Arkadii, Dr.
    198097 St. Petersburg (RU)
  • Beresnev, Leonid, Dr.
    117393 Moskau (RU)
  • Haase, Wolfgang, Prof. Dr.
    64354 Reinheim (DE)

   


(54) Vorrichtung zur lokalen Abschwächung der Lichtintensität


(57) Eine Flüssigkristalle enthaltende Vorrichtung zur lokalen Abschwächung der Intensität des einfallenden Lichtes wird beschrieben. Diese Vorrichtung schützt das Auge oder die Videokamera (1) vor Blendung bzw. die lichtsensitive Matrix vor lokaler Beschädigung durch automatische Abschwächung der Intensität des einfallenden Lichtes, ausgehend von stark belichteten Objekten, während die Helligkeit von schwach belichteten Objekten nicht unterdrückt wird. Die Vorrichtung benutzt optisch adressierbare räumliche Lichtmodulatoren (OASLM) auf der Grundlage eines halbtransparenten photoleitenden Films in Kontakt mit ferroelektrischen Flüssigkristallen (FLC). Der DHF Effekt (Deformation der Helixstruktur) in ferroelektrischen Flüssigkristallen (FLC) mit helixförmiger Struktur wird hier angewendet. Die Betriebsspannung besitzt eine Frequenz von 102 bis 103 Hz bei einer Amplitude von ± 20 V, das ist 10-50fach schneller als bei Vorrichtungen, die mit nematischen Flüssigkristallen arbeiten. Die Vorrichtung erlaubt die Beobachtung von sich bewegenden Objekten vor dem Hintergrund einer hellen Lichtquelle (Sonne, Lampe u.s.w.). Ein umschaltbarer Verschluß (2) auf der Grundlage von ferroelektrischen Flüssigkristallen (FLC) wird unter einem molekularem Neigungswinkel von θo ≠ 45° verwendet. Zur Erhöhung der mittleren Transmission der Vorrichtung wird eine zweite FLC-Schicht mit chiralen smektischen A- oder C-Phasen bei einem umschaltbaren molekularen Neigungswinkel von

oder

. verwendet.


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur lokalen Abschwächung der Lichtintensität im Sehfeld des menschlichen Auges, von Video- oder Photokameras oder dergleichen nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.

[0002] In der modernen Telekommunikation sind optische Methoden zur Übertragung und Bearbeitung von Informationen attraktiv und aussichtsreich, da sie außergewöhnliche Vorteile gegenüber allen anderen Methoden bieten. Zur Registrierung der optischen Informationen aus Lichtquellen unterschiedlicher Intensitäten (Laser, Sonne, Lampen u.s.w.) ist die Beobachtung und Aufzeichnung von optischen Bildern durch das Auge, Videokameras und sonstige lichtempfindliche Vorrichtungen erforderlich.

[0003] Die photoempfindlichen Matrizen müssen vor Blendung bis hin zur Beschädigung durch Lichteinfall zu hoher Intensität geschützt werden. Die üblicherweise diesbezüglich verwendeten Sicherheitsvorrichtungen haben zahlreiche Nachteile: neutrale oder polarisierende Filter verringern proportional zur Helligkeit von störendem Licht auch die Helligkeit der zu beobachtenden Objekte. Wird die Belichtung verringert, werden diese Filter mechanisch entfernt. Die bekannten Brillen mit automatischer Umschaltung auf absorbierende Filter bei starkem Lichteinfall schränken das gesamte Sichtfeld ein. Eine bessere Schutzwirkung ist die lokale Abschwächung der Helligkeit stark belichteter Objekte, die sich im Sehfeld des Auges, der Videokamera u.s.w., befinden, ohne dabei gleichzeitig schwach belichtete Objekte zu unterdrücken.

[0004] Die Lösung wird mit Hilfe von optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulatoren OASLM erreicht. Sicherheitsbrillen, die optisch adressierbare räumliche Lichtmodulatoren OASLM verwenden, werden von M.G. Tomilin, A.P. Onokhov und D. Yu. Polushkin in Mol Cryst. Lq. Crys., 222, 119, (1992), beschrieben. In diesem Fall wurde der Verdrillungseffekt in nematischen Flüssigkristallen als das auf das Licht wirkende Medium benutzt. Der grundsätzliche Nachteil der Verwendung von nematischen Flüssigkristallen besteht in der relativ langsamen Schaltzeit (ca. 10-2 s). Dies führt zum Verwackeln (Verwischen) des unterdrückten Bildes während der Bildbewegung von hellen Objekten in optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulatoren OASLM bzw. zur Blendung des Auges oder der Videokamera.

[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine verbesserte und schnellere Vorrichtung zur lokalen Abschwächung der Lichtintensität für die verschiedensten Anwendungen zu schaffen, die dazu die Deformation der ferroelektrischen Helix nutzt.

[0006] Die erfindungsgemäße Lösung der Aufgabe ist insbesondere im Kennzeichen des Patentanspruchs 1 charakterisiert.

[0007] Weitere Merkmale und Ausgestaltungen sind in den Kennzeichen der Patentansprüche 2 bis 10 angegeben.

[0008] Bei der in dieser Erfindung vorgeschlagenen Vorrichtung wird ein viel schnellerer elektrooptischer Effekt in ferroelektrischen Flüssigkristallen ausgenutzt, nämlich die Deformation der ferroelektrischen Helix (DHF Effekt), der von L.A. Beresnev, V.G. Chigrinov, D.I. Dergachev, E.P. Pozhidaev, J. Fünfschiling und M. Schadt in Liquid Crystals, 5, S. 1171, (1989) beschrieben wird. Dieser Effekt ist für chirale smektisch-C-Materialien mit einer sehr kurzen Steighöhe po der Helix (0.3µm oder weniger) charakteristisch und besitzt große Vorteile gegenüber den elektrooptischen Effekten in Nematen.

[0009] Die Sicherheitsvorrichtung nach der vorliegenden Erfindung ist bedeutend schneller als Vorrichtungen, basierend auf nematischen Flüssigkeitskristallen. Die Betriebsfrequenz liegt im Bereich von ca. 102 bis 103 Hz anstelle von 1-20 Hz bei den Nematen. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, das Verwackeln (Verwischen) des Bildes während der Beobachtung von sich stark bewegenden belichteten Objekten sowie die Blendung des Auges oder der Videokamera zu vermeiden.

[0010] Die Erfindung wird im folgenden anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen näher beschrieben.

[0011] In der Zeichnung bedeuten:
Fig. 1
allgemeine Darstellung einer Brille mit lokaler Abschwächung hoher Lichtintensität;
Fig. 2a-c
Verwendung von DHF-LC-Material mit einem molekularen Neigungswinkel θo = 45°;
Fig. 3a+b
Verwendung von DHF-LC-Material mit einem molekularen Neigungswinkel θo < 45°;
Fig. 4
optisches Schema einer Brille mit schnellem Verschluß;
Fig. 5
optisches Schema einer Brille mit schnell umschaltbarem "Kompensator" FLC2;
Fig. 6a-c
Verwendung eines Kompensators FLC2 mit einem molekularen Neigungswinkel von

;
Fig. 7
Anwendung eines FLC2-Kompensators mit einem molekularen Neigungswinkel

;
Fig. 8a-d
ausgewähltes Bild des Testzielbildes 0683 und
Fig. 9
Arbeitsweise einer Sicherheitsvorrichtung mit lokaler Abschwächung der Helligkeit von Bildern stark belichteter Objekte.


[0012] Im folgenden und in der Zeichnung werden folgende Bezugszeichen und zugehörige Begriffe verwendet:
1
Auge und/oder Videokamera
2
Verschluß
3
Kompensator
L1-3
Linsen
P1-3
Polarisatoren
PC
Photoleiter
FLC
ferroelektrische Flüssigkristalle
OASLM
optisch adressierbare räumliche Lichtmodulatoren
E
Spannung


[0013] Fig. 1 zeigt eine allgemeine Darstellung einer Brille mit lokaler Abschwächung hoher Lichtintensität mit Hilfe von optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulatoren OASLM. Sie besteht außerdem aus Linsen L1, L2, L3, Polarisatoren P1, P2, Photoleitern PC und ferroelektrischen Flüssigkristallen FLC. Als Ausgang wird folgendes Scenario vorausgesetzt: stark belichtetes Bild - die Sonne, schwach belichtetes Bild - ein Haus. Nach Durchgang durch den Polarisator P2 ist die Intensität des Abbildes der Sonne, verglichen mit der des Hauses, reduziert.

[0014] Es folgt die detaillierte Beschreibung des Prinzips und der Funktionsweise der Vorrichtung sowie der einzelnen Bauteile anhand der Fig. 1.

[0015] Der in Fig. 1 gezeigte optisch adressierbare räumliche Lichtmodulator OASLM beruht auf einer photoleitenden Schicht PC und einem Flüssigkristallfilm FLC. Bei einer verdrillten nematischen Schicht TN, die die photoleitende Schicht PC berührt, kann das Licht von schwach belichteten Objekten ("Haus") durch die gekreuzten Polarisatoren P1 und P2 treten. Das Licht von stark belichteten Objekten ("Sonne"), fokussiert auf die Schicht PC, induziert den lokalen Übergang vom verdrillten zum homeotropen Zustand in der Schicht FLC aufgrund der extern an den optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator OASLM angelegten Spannung. Der Übergang verdrillt - homeotrop - vollzieht sich nur an der Stelle des optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulators OASLM, an der die Leitfähigkeit des Photoleiters PC aufgrund der starken Belichtung zunimmt ("Sonne"). An dieser Stelle tritt das Licht nicht durch den Polarisator P2, die Helligkeit des stark belichteten Objekts ("Sonne) ist im sich ergebenden Bild abgeschwächt. Die Linsen L2 und L3 stellen das einfachste "Auge" 1 zur Betrachtung dieses Bildes dar. Die optische Auslegung des Systems kann eventuell komplizierter sein, abhängig von den Anforderungen an Größe und Form der Brillen (Prismen, Spiegel u.s.w. können eingebaut werden).

[0016] Unter Anwendung des DHF-Effektes treten im optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator OASLM drei extreme Zustände der mittleren optischen Indicatrix 〈n〉 auf (siehe auch Fig. 2a-c), was von B.I. Ostrovski, A.Z. Rabinovich und V.G. Chigrinov in "Advances in Liquid Crystal Research and Applications", herausgegeben von L. Bata, Pergamon Press, Oxford - Akad. Kiado, Budapest - 1980, S. 469, beschrieben wurde: (1) bei positiver Spannung +E (offen) ist die Abweichung von n gleich +θo bezüglich der Richtung z, (2) bei negativer Spannung -E (offen) wird die optische Achse n um den Wert -θo abgelenkt, hier ist θo der molekulare Neigungswinkel in der smektischen Phase C* und n ist die Richtung der Moleküllängsachse (Direktor); (3) bei niedrigen Spannungen wird die Achse 〈 n 〉 der mittleren optischen Berechnungsindicatrix gering und proportional zur angelegten Spannung aus der Richtung z abgelenkt.

[0017] Zwei extreme Positionen +θo und -θo werden für die stark belichteten Bereiche des optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulators OASLM realisiert. Daher überschreitet die extern angelegte Spannung, wirkend auf die Schicht FLC, den Schwellenwert für das Aufwinden der Helix.

[0018] Fig. 2 zeigt die Wirkung bei Verwendung von DHF-LC-Material mit einem molekularen Neigungswinkel θo = 45. a,b - Ebene des polarisierten Lichtes e (±E) für positive (a) bzw. negative (b) Polarität der Betriebsspannung. Für stark belichtete Bereiche im optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator OASLM ist der Lichtdurchgang gesperrt. c - kleine Abweichung der Ebenen von e (±E) von der ursprünglichen Richtung z der Helixachsen (=Reibungsrichtung) für Licht, das von den schwach belichteten Bereichen im optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator OASLM ausgeht.

[0019] Bei einer Anordnung der Schicht FLC für einen molekularen Neigungswinkel θo = 45° nach Fig. 2a und b wird hohe Lichtintensität für beide Polaritäten der Antriebsspannung dann unterdrückt, wenn die Reibrichtung z mit dem Polarisator P1 einen Winkel von 45° bildet. In den schwach belichteten Bereichen des optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulators OASLM verläuft die mittlere optische Indicatrix nahezu parallel zur Richtung der ungestörten Helix z (Fig. 2c), was zur Folge hat, daß fast das gesamte Licht übertragen wird. Die Polarisationsebene des Lichtes

(±E) wird dabei um 90° gedreht.

[0020] Fig. 3 zeigt die Wirkungsweise bei Verwendung von DHF-LC-Material mit molekularem Neigungswinkel θo < 45°. a - Ebenen des polarisierten Lichtes

(±E) für positive bzw. negative Polarität der Antriebsspannung in stark (a) und schwach (b) belichteten Bereichen im optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator OASLM. Für positive Polarität (±E) verläuft der Direktor n1 in der Schicht FLC1. Für negative Polarität (-E) verläuft der Direktor n2(-E) des Verschlusses 2 in Koinzidenz mit dem Polaristor P2. Dadurch fällt durch den Polarisator P3 kein Licht.

[0021] In den Fig. 3 und 4 wird die Situation für θo ≠ 45° dargestellt. Bei positiver Polarität +E der Betriebsspannung wird das übertragene Licht in den stark belichteten Bereichen vom optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator OASLM vollkommen unterdrückt, Fig. 3a. Bei negativer Polarität der Betriebsspannung wird der Schnellverschluß 2 nach Fig. 4 benutzt, um Auge und/oder Videokamera 1 nicht zu blenden.

[0022] In Fig. 5 ist das optische Schema der Brille bzw. Vorrichtung mit dem schnellen umschaltbaren "Kompensator" 3 dargestellt, wo die Schicht FLC1 einen molekularen Neigungswinkel von θo < 45° einnimmt. Die zweite Schicht FLC2 funktioniert als umschaltbarer "Kompensator" 3, der die Polarisationsebene

(-E) des Lichtes, das von den stark belichteten Flächen des Photoleiters in der Schicht FLC1 ausgeht, in Richtung U1 (+E) zurückdreht. In diesem Fall werden bei beiden Polaritäten der Meanderspannung die stark belichteten Bilder völlig unterdrückt.

[0023] In den Fig. 6a-c und 7a-c wird das Schema der optischen Umformungen in der Vorrichtung gezeigt, wobei als Kompensator der ferroelektrische smektische Flüssigkristall einer C-Phase mit einem molekularen Neigungswinkel

bzw.

benutzt wird.

[0024] Die Fig. 6a und b zeigen die Lage des Direktors n1 (±E) der ersten Schicht FLC1. Die Ebene des polarisierten Lichtes e1 (±E), das durch die Schicht FLC1 infolge positiver bzw. negativer Polarität der angelegten Spannung E in stark belichteten Zonen des optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulators OASLM tritt, ist gezeigt und n2 (±E) - die entsprechende Lage des Direktors n2 der Schicht FLC2 (entspricht Kompensator 3). Bei beiden Polaritäten steht die Ebene des polarisierten Lichtes e2 (±E), das durch die Schicht FLC2 geht, senkrecht zu der des Polarisators P2. Deshalb ist in stark belichteten Bereichen des optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulators OASLM der Lichtdurchtritt verhindert.

[0025] In Fig. 6c ist die kleine Abweichung des Direktors n1 (±E) von der Richtung z1 der Helixachse in der Schicht FLC2 in schwach belichteten Bereichen des optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulators OASLM zu sehen. Die Lichtintensität I, die von diesen Bereichen ausgeht, ist für beide Spannungspolaritäten

gleich. Io -Intensität des Lichtes, das auf den optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator OASLM fällt.

[0026] Die Fig. 7 zeigt eine Anwendung des FLC2-Kompensators 3 mit einem molekularen Neigungswinkel

. Die sich ergebende Intensität des Lichtes I, die durch den Polarisator P2 von schwach belichteten Bereichen des optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulators OASLM ausgeht, ist gleich

. Verglichen mit dem Fall

findet nur eine Phasenänderung der Lichtwelle um 180° statt.

[0027] In den in den Fig. 6a-c und 7a-c gezeigten Fällen erfüllt die Dicke der beiden Schichten FLC die Bedingung

, wobei λ die Lichtwellenlänge ist. Beim "Kompensator" FLC2 kann das elektroklinische Material, zum Beispiel die chirale smektische A-Phase mit einem relativ kleinen induzierten Neigungswinkel θc = 5° + 10°, verwendet werden. Der erforderliche Wert des Winkels

kann durch Änderung der Spannungsamplitude, angewendet auf die Schicht FLC2, eingepasst werden.

[0028] Als illustratives Beispiel der Vorrichtung zur lokalen Abschwächung der Intensität des Lichts nach der vorliegenden Erfindung wird der Betrieb der Sicherheitsvorrichtung auf der Grundlage des optischen Schemas mit "Verschluß" 2, gezeigt in den Fig. 3 und 4, vorgestellt. Optisch adressierbare räumliche Lichtmodulatoren OASLM, die in diesem Schema verwendet werden, bestehen aus zwei Quarzplatten mit transparenten Indium-Zinn-Oxydelektroden. Bei einer der Elektroden wird ein quasi-amorpher ZnSe-Film in einer Dicke von 1µm als photoleitende Schicht verwendet, in Fig. 4 als PC gekennzeichnet. Zum Erreichen von optischer Einheitlichkeit der Schicht FLC wurde ein Polivinyl-Alkohol-Film auf kreisrunde Substrate mit einem Durchmesser von 35 mm mittels eines Spincoating-Verfahrens aufgebracht. Nachdem der polymere Film bei 130°C behandelt wurde, wurde er mit einem Baumwolltuch in einer Richtung gerieben. Der Zellenabstand FLC1 und FLC2 betrug ca. 5.5µm, wodurch sich die optische Bedingung

für den grünen Bereich des Lichts ergibt.

[0029] Die FLC1 und FLC2 Zellen wurden in der isotrophen Phase des FLC-Materials mit diesem befüllt und auf Raumtemperatur abgekühlt. Die Basisparameter des verwendeten DHF-Materials sind:

Phasenübergänge Kr. ( < -10°C) S*c (59°C) Is,

spontane Polarisation Ps ≈ 200 nC.cm-2,

Helixsteigung po ≈ 0.27µm,

Neigungswinkel θo = 31° (20°C).



[0030] Bei beiden FLC-Schichten wurde hohe optische Einheitlichkeit (der durchschnittliche Kontrast betrug 200 auf einer Fläche von > 5cm2) bei gleichzeitiger Anwendung von Wechselspannung mit einer Amplitude von ± 50 V und einer Frequenz von 10-1000 Hz bei exaktem Scheeren der Substrate gegeneinander, senkrecht zur Reibrichtung, erzielt. In diesem Fall hat die FLC-Schicht genau die Geometrie eines Regals (book-shelf) für relativ kleine Werte spontaner Polarisation oder die einer "dislocation domain structure" bei höherer spontaner Polarisation gemäß der Beschreibung von L.A. Beresnev, E. Schumacher, S.A. Pikin, Z. Fan, B.I. Ostrovsky, S. Hiller, A.P. Onokhov und W. Haase in Jpn. J. Appl. Phys., Band 34, Teil 1, Nr. 5A, vom Mai 1995.

[0031] In Fig. 8a ist ein ausgewähltes Bild des Testzielbildes 0683 dargestellt, fokussiert auf den optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator OASLM, basierend auf ZnSe+DHF; die Dicke der FLC-Schicht beträgt 5.5µ, die Amplitude der angelegten Wechselspannung (Meander) ist ± 7.5 V, deren Frequenz 50 Hz. Die Größe des Bildes beträgt 1.5 x 1.5 mm. Die Nummern in den Bildern 100, 200, 150 entsprechen der räumlichen Auflösung 20, 40 bzw. 30 pl/mm. (Fig. 8b-d) - ausgewähltes Bild des Testzielbildes, registrierbar mit sich bewegendem optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator OASLM. Der optisch adressierbare räumliche Lichtmodulator OASLM bewegt sich von oben nach unten. Fig. 8b - 1.5 mm/Sek., Fig. 8c - 4.5 mm/Sek., Fig. 8d - 6.5 mm/Sek.. Das Intervall zwischen den Bildern beträgt 40 ms. Der Punkt im Quadrat gehört zum optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator OASLM und dient als Bezugspunkt.

[0032] In Fig. 8 werden die grundsätzlichen Merkmale des hergestellten optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulators OASLM beschrieben. Das blaue Licht wurde zum Aufzeichnen des Testzielbildes und das rote Licht zum Auslesen des sich ergebenden Bildes benutzt. Es wurde eine Rechteck-Betriebsspannung (Meander) mit einer Amplitude von ± 7.5 V und einer Frequenz von 50 Hz angewendet. Die räumliche Auflösung des so erzielten optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulators OASLM ist höher als 40 pl/mm bei einer Modulationstiefe von ca. 50%. Die Auflösung für nur eine Polarität der Betriebsspannung kann höher als 100 pl/mm bei derselben Modulationstiefe sein. Der Grenzwert wird durch das optische Schema der Projektion begrenzt.

[0033] In den Fig. 8b-d werden die "read-out" Bilder bei Bewegung des optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulators OASLM bezüglich des Testzielbildes dargestellt. Hier zeigt sich, daß bis zu einer Bewegungsgeschwindigkeit von 8 mm/s das Bild relativ wenig verwackelt (verwischt) ist, was auch auf das Videoaufzeichnungsverfahren zurückgeführt werden kann.

[0034] Zum Testen der Funktionsweise der Brille wird eine Wolfram-Halogenlampe von 100 W als sehr helles Bild eingesetzt. Hinter die Lampe wird ein weißes Papier mit einer Aufschrift ("goggles") gebracht. Zwischen Linse L3 und Videokamera wird ein grünes Filter geschaltet, um die infraroten und ultravioletten Bereiche des Lichtspektrums zu unterdrücken, die durch die Polarisatoren P1 und P3 treten. Die optischen Parameter bei Verschluß waren: f1 = 5 cm, f2 = 2 cm und f3 = 1cm (Fig. 1).

[0035] Fig. 9 zeigt die Arbeitsweise der Sicherheitsvorrichtung mit lokaler Abschwächung der Helligkeit von Bildern stark belichteter Objekte unter Verwendung von optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulatoren OASLM auf der Grundlage eines photoleitenden Films (ZnSe), Dicke ∼1µm, unter Ausnutzung des DHF-Effektes in FLC's, Dicke der FLC Schicht 5.5 µm. Schema "mit Verschluß"; (siehe Fig. 3 und 4; a - keine Spannung auf dem optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator OASLM, Verschluß ist geöffnet, starkes Blenden der Videokamera; b - Verschluß ist geschlossen, der Leuchtfaden ist nur sehr schwach zu sehen; c - der Verschluß ist geöffnet, die Spannung am optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator OASLM beträgt +10 V, die Helligkeit des Leuchtdrahtes wird stark unterdrückt, jedoch ist das Objekt hinter der Lampe (Papier mit dem Wort "Brille") zu sehen, ohne daß dabei eine Blendung auftritt; die Meanderspannung beträgt ± 10 V, 1 Hz).

[0036] In Fig. 9 wird gezeigt, daß während der Anwendung von elektrischer Spannung auf den optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator OASLM die Helligkeit von sehr stark beleuchteten Objekten (Glühdraht) tatsächlich unterdrückt wird, während die Helligkeit von schwächer beleuchteten Objekten (Papier mit dem Wort "goggles") nicht unterdrückt wird. Der Text ist also gut sichtbar, ohne daß die Videokamera geblendet wird. Zum Vergleich wird das gleiche Bild gegenübergestellt, wenn an den optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator OASLM keine Spannung angelegt wird. In diesem Fall ist die Helligkeit der Lampe zu stark, um den Text zu erkennen zu können, da die Videokamera geblendet wird.

[0037] Damit die Vorrichtung reibungslos arbeitet, schließt die Blende FLC2 der Vorrichtung 5 ÷ 10 ms nach Reaktion des optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulators OASLM. Gleichzeitig ändert sich die Polarität der an den optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator OASLM angelegten Spannung. Der gesamte Zyklus wird nach 10 ÷ 20 ms wiederholt. Die Vorrichtung arbeitet bis zu einer Meanderfrequenz von 1 kHz, wenn die Feineinstellung für das Vorspannungsfeld erfolgt ist und der optisch adressierbare räumliche Lichtmodulator OASLM sich zwischen den gekreuzten Polarisatoren P1 und P2 befindet. Diese hohen Frequenzen bieten die Möglichkeit, die Bewegung von schwach beleuchteten Objekten vor dem Hintergrund von stark beleuchteten Objekten, wie Sonne, Lampen u.s.w. zu beobachten, ohne daß die Bilder verschwimmen und Auge oder Videokamera 1 geblendet werden. Die Vorrichtung kann nicht nur erfolgreich zur Realisierung von optischen Reglern in optischen Telekommunikationsleitungen eingesetzt werden, sondern auch bei Schweiß- und Schneidbrennarbeiten, sowie bei anderen Tätigkeiten, bei denen hohe lokale Lichtintensitäten auftreten.


Ansprüche

1. Vorrichtung zur lokalen Abschwächung der Lichtintensität im Sehfeld des menschlichen Auges, von Video- oder Photokameras oder dergleichen bzw. von lichtempfindlichen Vorrichtungen zum Beobachten und Aufzeichnen von beleuchteten Bildern, bestehend aus Linsen und Filtern, dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen einem Objektiv aus einer oder mehreren Linsen (L1) und zwei Polarisatoren (P1 und P2) ein optisch adressierbarer räumlicher Lichtmodulator (OASLM) angeordnet ist, der aus zwei transparenten Platten mit Elektroden, einer halbtransparenten photoleitenden Schicht (PC) und einem helixförmigen smektischen Flüssigkristall (FLC) besteht, die zwischen den Platten in Buchregal-Geometrie und/oder Deformationsdomänen-Geometrie angeordnet ist, wobei die Helixachse des smektischen Flüssigkristalls parallel zu den Platten verläuft.
 
2. Vorrichtung nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß sich der smektische Flüssigkristall (FLC) in der geneigten smektischen C-Phase befindet.
 
3. Vorrichtung nach einem der Patentansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die optischen Eigenschaften des smektischen Flüssigkristalls (FLC) im Falle des Einfalls von Licht hoher Intensität im belichteten Zustand so steuerbar sind, daß mindestens bei einer Polarität der auf die Elektroden angelegten Spannung eine Lichtübertragung durch die Vorrichtung nicht stattfindet.
 
4. Vorrichtung nach einem der Patentansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß zum Verhindern der Übertragung von Licht in der Vorrichtung für die Gegenpolarität der auf die genannten Elektroden angelegten Spannung eine Blende bzw. ein Verschluß (2) angeordnet ist.
 
5. Vorrichtung nach Patentanspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Blende bzw. der Verschluß (2) als weitere ferroelektrische Flüssigkristallschicht (FLC2) ausgebildet ist, die sich ihrerseits zwischen zwei transparenten, mit Elektroden versehenen Platten befindet und zwischen einer der genannten polarisierenden Schichten bzw. Polarisatoren (P1, P2) und einer dritten polarisierenden Schicht bzw. einem Polarisator (P3) positioniert ist.
 
6. Vorrichtung nach Patentanspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß der andere ferroelektrische Flüssigkristall sich in einer chiralen smektischen C- oder smektischen A-Phase befindet.
 
7. Vorrichtung nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die zweite chirale smektische Flüssigkristallschicht, die sich zwischen zwei weiteren transparenten mit Elektroden versehenen Platten befindet, zwischen dem optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator (OASLM) und der genannten polarisierenden Schicht (PC) angeordnet ist.
 
8. Vorrichtung nach Patentanspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß in einem stark belichteten Zustand bei beiden an die Elektroden angelegten Spannungspolaritäten die optischen Eigenschaften des anderen chiralen smektischen Flüssigkristalls zugesteuert sind, so das die Lichtübertragung in der Vorrichtung gesperrt ist.
 
9. Vorrichtung nach einem der Patentansprüche 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet,
daß sich der smektische Flüssigkristall in der ferroelektrischen smektischen C-Phase mit einem molekularen Neigungswinkel von 45°-θo oder θo, befindet, der der molekulare Neigungswinkel des genannten smektischen Flüssigkristalls im optisch adressierbaren räumlichen Lichtmodulator (OASLM) ist.
 
10. Vorrichtung nach Patentanspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß der andere smektische Flüssigkristall sich in der chiralen smektischen A-Phase befindet.
 




Zeichnung