[0001] Die Erfindung betrifft die Brandlöschtechnik, insbesondere die Vorbeugung und das
Löschen von Bränden in geschlossenen Räumen.
[0002] Es ist bekannt, zum Löschen eines Brandes in einem geschlossenen Raum eine Atmosphäre
in dem Raum zu schaffen , die eine Verbrennung verhindert. Als Brandlöschmittel werden
inerte Lösungsmittel (Kohlendioxid, Stickstoff, Argon, Wasserdampf), flüchtige Inhibitoren,
halogenhaltige Mittel oder Löschpulver (A.N. Baratov, E.M. Ivanov, "Löschen von Bränden
in der chemischen und erdölverarbeitenden Industrie", Moskau, Chemie, 1979) verwendet.
[0003] Die bekannten Brandlöschverfahren für Raumbrände können jedoch nicht zum Löschen
von Alkali- und Erdalkalimetallen sowie einigen Metallhydriden und -verbindungen verwendet
werden, die in ihren Molekülen Sauerstoff enthalten.
[0004] Die Konstruktion von Brandlöschsystemen für Räume sehr großer Gebäude ist schwierig,
da eine ausreichende Menge an Gas in einer bestimmten Zeit bereitgestellt werden muß.
Außerdem sind wegen der Erstickungsgefahr Signalanlagen notwendig, die den Einsatz
des Löschvorganges anzeigen.
[0005] Das Löschen mit halogenhaltigen Verbindungen besitzt ebenfalls eine Reihe von Nachteilen.
Diese Mittel können toxisch auf den Menschen wirken, da sie beim Brandlöschen durch
ihre thermische Zersetzung Produkte mit großer Korrosionswirkung bilden.
[0006] Außerdem werden besonders brandgefährdete Räume üblicherweise mit sehr großen Brandlöschsystemen
für Räume geschützt, bei denen Halogenkohlenwasserstoffe eingesetzt werden. Aufgrund
der internationalen Maßnahmen zum Schutze der Ozonschicht entsprechend dem Montrealer
Protokoll (1987) muß die Fluorkohlenwasserstoffe bis 1995 um die Hälfte verringert
und bis Jahre 2000 ganz aufgegeben werden, da diese Stoffe ein hohes ozonzerstörendes
Potential besitzen.
[0007] Brandlöschanlagen mit Einrichtungen zur Erzeugung von Fluorkohlenstoffverbindungen
sind bereits bekannt, beispielsweise aus der GB-PS 2 020 971. Der Nachteil dieser
Anlagen ist die schädliche Wirkung der Fluorkohlenstoffverbindungen auf die Umwelt.
Außerdem haben diese Anlagen ziemlich große Abmessungen und ein ziemlich hohes Gewicht,
so daß sie zum Löschen von Bränden in Transportmitteln, beispielsweise im Flugverkehr,
nicht sehr wirksam eingesetzt werden können.
[0008] Aus der GB-PS 2 028 127 ist eine Brandlöschvorrichtung mit einem eine Austrittsöffnung
aufweisenden Gehäuse, einer Ladung zur Erzeugung der feuerlöschenden Substanz und
einer Zündeinheit bekannt. Beim Betätigung der Zündeinheit entzündet sich die pyrotechnische
oder aus festem Brennstoff bestehende Ladung, deren gasförmige Verbrennungsprodukte
die feuerlöschende Substanz bilden, die durch die Austrittsöffnung in den Brandbereich
gelangt und das Feuer löscht. Diese Vorrichtung hat jedoch nur eine ungenügende Wirksamkeit,
da die Löschfähigkeit der gasförmigen Verbrennungsprodukte, die inerte Lösemittel
sind, gering ist.
[0009] Aus der PCT/RU 92/00071 ist ein Verfahren zur Erzeugung eines feuerlöschenden Gemisches
bekannt, bei dem beim Abbrennen der aus einer pyrotechnischen Zusammensetzung bestehenden
Ladung ein Gemisch aus festen Teilchen und inerten Gasen gebildet wird. Der hohe Dispersionsgrad
dieser Teilchen, ihre chemische Eigenschaft und die frisch gebildete Fläche gewährleisten
eine beträchtliche feuerlöschende Wirkung.
[0010] Dieses Verfahren hat jedoch eine Reihe von Nachteilen. Die hohe Temperatur der Verbrennungsprodukte
führt zu einer Erhöhung der Durchschnittstemperatur in dem zu schützenden Raum, was
sich schädlich auf die in diesem Raum befindlichen Lebewesen und Wertsachen (z.B.
Dokumente, Gemälde usw.) auswirkt. Beim Abkühlen des Aerosols nimmt der Anteil an
den nicht in Reaktion getretenen Elementen in den Verbrennungsprodukten und demzufolge
auch der Anteil an NH
3, CO, Stickstoffoxid und anderen Produkten in dem feuerlöschenden Mittel drastisch
zu. Außerdem werden beim Verbrennen der pyrotechnischen, aus festem Brennstoff bestehenden
aerosolbildenden feuerlöschenden Gemisch- und Ballistitzusammensetzungen neben den
primären gasförmigen Aerosolprodukten mit Löschwirkung auch gasförmige Produkte der
unvollständigen Verbrennung der organischen Komponenten (NH
3, H
2, CHx) sowie Stickstoffoxide (NOx) freigesetzt, was zur Verschmutzung der Umwelt durch
diese Produkte führt.
[0011] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zur
Löschung von Raumbränden zu entwickeln, durch das bzw. die ein umweltfreundliches
und brandverhinderndes Medium gebildet und in den zu schützenden Raum eingebracht
werden kann, das nicht gesundheitsschädlich ist.
[0012] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach Patentanspruch 1 sowie eine Vorrichtung
nach Patentanspruch 4 gelöst.
[0013] Beim erfindungsgemäßen Verfahren sowie der erfindungsgemäßen Vorrichtung erfolgt
das Löschen durch die inhibierende Wirkung der kondensierten Aerosolphase auf die
Flammen. Die Aerosolphase wird beim Verbrennen des festen Brennstoffes nach Zündung
einer aus einer pyrotechnischen Zusammensetzung bestehenden Ladung gebildet, wobei
die Verbrennungsprodukte zuerst mittels des sauerstoffhaltiges Oxydationsmittel, beispielsweise
der Luft, nachverbrannt und dann auf die erforderliche Temperatur abgekühlt werden.
[0015] Durch das Nachbrennen und das anschließende Abkühlen der Verbrennungsprodukte der
aerosolbildenden feuerlöschenden Zusammensetzungen kann die Wirksamkeit des feuerlöschenden
Aerosols und die Betriebssicherheit erhöht werden, da die Verbrennungsprodukte keine
lebensgefährliche Gase enthalten.
[0016] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der beigefügten Zeichnung näher
erläutert, die einen Längschnitt einer Vorrichtung zum Löschen von Raumbränden zeigt.
[0017] Die Vorrichtung zum Löschen von Raumbränden besteht aus einem zylindrischen Gehäuse
1, in dem angrenzend an eine Stirnseite eine Verbrennungskammer 14 ausgebildet ist.
In der Verbrennungskammer 14 ist am stirnseitigen Ende eine Ladung 5 aus einem festen
Brennstoff angeordnet, die z.B ein Aerosol-bildendes Mittel sein kann, das ein Nitrat
eines Erdalkalimetalles, ein organisches brennbares Bindemittel und einen Aerosolgasbildner
enthält, wobei es als Erdalkalinitrat, Kaliumnitrat mit einer spezifischen metallischen
Oberfläche von nicht weniger als 1500 cm
2/g, als brennbares Bindemittel Phenolformaldehydharz mit einem mittleren Teilchendurchmesser
von nicht mehr als 100 µm und als Aerosolgasbildner Dicyandiamid mit einer Teilchengröße
von nicht mehr als 15 µm enthält.
[0018] Die Bestandteile sind vorzugsweise in folgendem Verhältnis in Masse-% enthalten:
Kaliumnitrat 67-72
Phenolformaldehydharz 8-12
Dicyandiamid Rest
[0019] In der Verbrennungskammer 14 ist außerdem eine Zündeinheit 3 zum Zünden der Ladung
5 vorgesehen. An dem der Ladung 5 abgewandten Seite der Verbrennungskammer 14 ist
zentral eine Austrittsdüse 2 in Art einer Venturidüse aufgebracht, die in die Verbrennungskammer
14 mündet und nach der Verengung einen Strahlrohrabschnitt 6 aufweist.
[0020] In der Außenwand des Gehäuses 1 sind auf Höhe des Strahlrohrabschnitts 6 Eintrittsöffnungen
9 für die Zufuhr von Luft zu dem Strahlrohrabschnitt 6 vorgesehen.
[0021] Im Abstand zur Verbrennungskammer 14 ist eine Zwischenwand 11 quer zur Längsrichtung
des Gehäuses 1 angeordnet. In der Zwischenwand 11 ist eine zentrale Wandöffnung 15
vorgesehen, von der sich ein Mischrohr 8 koaxial zu dem Gehäuse 1 bis zu der anderen
Stirnseite 16 des Gehäuses 1 erstreckt und an dieser ins Freie mündet.
[0022] Der Strahlrohrabschnitt 6 erstreckt sich mit seinem freien Ende durch die Öffnung
15 hindurch koaxial in das Mischrohr 8. In dem Ringspalt zwischen dem Strahlrohrabschnitt
6 und dem Mischrohr 8 ist eine Verwirbelungseinrichtung 10 angeordnet.
[0023] Der ringförmige Kühlraum 7 zwischen dem Mischrohr 8, der Zwischenwand 11, der anderen
Stirnseite 16 und der Wand des Gehäuses 1 ist abgeschlossen. An der Wand des Gehäuses
1 ist ein Eintrittsstutzen 12 und ein Austrittsstutzen 13 vorgesehen, die mit dem
ringförmigen Kühlraum 7 in Verbindung stehen.
[0024] Der Kühlraum ist über den Eintrittsstutzen 12 und den Austrittsstutzen 13 an ein
Kühlsystem, z.B. von einem Kraftfahrzeug oder einem Schiffsmotor, angeschlossen und
mit einem Kühlmittel gefüllt.
[0025] Zum Löschen eines Brandes wird die Zündeinrichtung 3 ausgelöst wodurch die Ladung
5 gezündet wird. Die hierdurch entstehenden Verbrennungsprodukte treten aufgrund des
Explosionsdrucks durch die Austrittsdüse 2 und den Strahlrohrabschnitt 6 aus der Verbrennungskammer
14 aus und werden an dem freien Ende des Strahlrohrabschnitts 6 in die in dem Mischrohr
8 vorhandene Luft eingeblasen und vermischen sich mit dieser.
[0026] In dem Mischrohr 8 werden die Verbrennungsprodukte mittels der Luft bis zu ihrer
vollständigen Oxydierung nachverbrannt und anschließend auf die erforderliche Temperatur
abgekühlt.
[0027] Bei der beschriebenen Brandlöschvorrichtung ist nur ein Mischrohr 8 vorgesehen. Je
nach den Anforderungen an die Ausgangstemperatur des Aerosols und an die Länge des
Aerosolstrahls können jedoch mehrere Mischrohre 8 parallel zueinander vorgesehen werden,
in die sich jeweils ein Strahlrohrabschnitt 6 einer Austrittsdüse 2 erstreckt, die
mit der Verbrennungskammer 14 in Verbindung steht. Hierdurch wird ein großer Strahl
in mehrere dünnere Strahlen aufgeteilt, wodurch eine bessere Kühlung und eine bessere
Vermischung mit der Luft und folglich ein wirksameres Nachbrennen der nicht in Reaktion
getretenen Verbrennungsprodukte erzielt wird. Die berührungsfreie Kühlung des Aerosols
schließt eine "Verschmutzung" des Aerosols durch die Zersetzungsprodukte des Kühlmittels
aus und ist somit äußerst umweltfreundlich.
[0028] Als Oxydationsmittel kann sowohl Umgebungsluft als auch jedes andere gasförmige Oxydans
verwendet werden.
[0029] Zur Verbesserung der Luftzufuhr und zur Verlängerung des Aerosolstrahls kann die
Luft unter Druck zugeführt werden. Eine Betrieb ohne erhöhten Druck ist jedoch auch
möglich.
1. Verfahren zum Löschen von Raumbränden, bei dem in einen Raum vorgekühlte Verbrennungsprodukte
einführt werden, bis in dem Raum eine Atmosphäre herrscht, die eine Verbrennung verhindert,
dadurch gekennzeichnet, daß die Verbrennungsprodukte vor der Kühlung mit Hilfe eines sauerstoffhaltigen
Oxydationsmittels vollständig oxydiert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als sauerstoffhaltiges Oxydationsmittel Umgebungsluft verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbrennungsprodukte mit Hilfe eines flüssigen Kühlmittels aus einem vorhandenen
Kühlsystem, beispielsweise einem Kraftfahrzeug oder einem Schiffsdieselmotor, gekühlt
werden.
4. Vorrichtung zum Löschen von Raumbränden, mit einem Gehäuse (1), einer in dem Gehäuse
(1) angeordneten Verbrennungskammer (14), einer in der Verbrennungskammmer (14) angeordneten,
aus festem Brennstoff bestehenden aerosolerzeugenden Ladung (5), einer Zündeinrichtung
(3) zur Zündung der Ladung (5) und wenigstens einer Austrittsdüse (2), die mit der
Verbrennungskammer (14) in Verbindung steht,
dadurch gekennzeichnet, daß
- das Gehäuse (1) durch eine querverlaufende, wenigstens eine Wandöffnung (15) aufweisende
Zwischenwand (11) geteilt ist,
- an der wenigstens einen Wandöffnung (15) ein Mischrohr (8) koaxial zur Austrittsdüse
(2) angebracht ist, das mit seinem der Zwischenwand (11) abgewandten Ende in die Atmosphäre
mündet,
- der Raum (7) zwischen dem Mischrohr (8) und der Innenwand des Gehäuses (1) mit einem
Kühlmittel gefüllt ist,
- in der Wand des Gehäuses (1) zwischen der Zwischenwand (11) und der der Zwischenwand
(11) zugewandten Stirnfläche der Verbrennungskammer (14) Eintrittsöffnungen (9) ausgebildet
sind und
- die Austrittsdüse (2) in Form eines Strahlrohrs (6) ausgebildet ist und sich durch
die Wandöffnung (15) in das Mischrohr (8) erstreckt, wobei ein Spalt zwischen dem
Strahlrohr (6) und dem Mischrohr (8) vorhanden ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß in dem Spalt zwischen dem Strahlrohr (6) und dem Mischrohr (8) eine Verwirbelungseinrichtung
(10) angeordnet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß an dem Gehäuse zwei Stutzen (12, 13) im Bereich des geschlossenen, mit dem Kühlmittel
gefüllten Raumes (7) angeordnet sind, die an ein Kühlsystem angeschlossen werden können.