[0001] Die Erfindung geht aus von einem Verfahren mit den im Oberbegriff des Anspruchs 1
angegebenen Merkmalen. Ein solches Verfahren ist aus der DE-44 33 749 A1 bekannt.
Bei dem bekannten Verfahren wird ein thermoplastischer Strang, vorzugsweise auf Basis
eines Polyisobutylens, in welches ein Feuchtigkeit bindendes Pulver, insbesondere
Molekularsiebe, eingelagert ist, mittels einer Düse, welche einen definierten Mündungsquerschnitt
hat, auf eine erste Glastafel entlang deren Randes aufgetragen, indem die Düse an
dem Rand der Glastafel entlanggeführt wird und der Düse mittels einer Pumpe das thermoplastische
Material aus einen Vorratsbehälter zugeführt wird. Anfang und Ende des Stranges werden
über Schrägflächen miteinander verbunden. Nach dem Auftragen des thermoplastischen
Stranges auf die erste Glastafel wird eine zweite Glastafel an die erste Glastafel
angefügt, so daß die beiden Glastafeln durch den als Abstandhalter dienenden thermoplastischen
Strang miteinander verklebt werden. Anschließend wird der gegenwärtige Abstand der
beiden Glastafeln auf ein vorgegebenes Sollmaß verringert, entsprechend der vorgegebenen
Solldicke der Isolierglasscheibe. Dabei wird der thermoplastische Strang gestaucht
und eine lückenlose Hartung des Strangs an den beiden Glastafeln erreicht. Die auf
der Außenseite des thermoplastischen Abstandhalters verbliebene Randfuge der Isolierglasscheibe
wird anschließend mit einer aushärtenden Versiegelungsmasse, zumeist auf Polysulfidbasis,
gefüllt, welche den Verbund der beiden Glastafeln dauerhaft sichert.
[0002] Beim Stauchen des Abstandhalters wird der Rauminhalt des Isolierglasscheibenrohlings
verringert. Damit in der Isolierglasscheibe nicht ein Überdruck entsteht, welcher
auf die beiden Glastafeln und auf den thermoplastischen Abstandhalter einwirkt und
sie zum Ausbeulen veranlassen kann, ist es bekannt, beim Verpressen des Isolierglasscheibenrohlings
einen Druckausgleich zu ermöglichen. Die DE-34 04 006 A1 schlägt dazu vor, im thermoplastischen
Abstandhalter zunächst eine Lücke zu belassen, welche erst nach dem Verpressen des
Isolierglasscheibenrohlings auf sein Sollmaß geschlossen wird. Beim nachträglichen
Schließen einer solchen Lücke ist es jedoch schwierig, die geforderte Dichtigkeit
gegen Wasserdampfdiffusion zu erreichen. Die DE-42 31 424 A1 schlägt deshalb vor,
von vornherein einen umlaufend geschlossenen thermoplastischen Abstandhalter zu bilden
und einen Druckausgleich dadurch zu ermöglichen, daß man eine der beiden Glastafeln
vor dem Verpressen des Isolierglasscheibenrohlings an einem Abschnitt ihres Randes
von der gegenüberliegenden Glastafel wegbiegt, so daß beim Anfügen einer zweiten Glastafel
an die erste Glastafel die zweite Glastafel nicht entlang ihres gesamten Umfangs mit
der ersten Glastafel verklebt wird, sondern in dem Abschnitt, in welchem sie von der
ersten Glastafel weggebogen ist, ein Spalt verbleibt. Diesen Spalt hält man während
des Verpressens des Isolierglasscheibenrohlings zunächst offen, so daß durch ihn der
Druckausgleich erfolgen kann. Erst wenn der Isolierglasscheibenrohling im nicht weggebogenen
Bereich sein Sollmaß erreicht oder nahezu erreicht hat, wird die Biegung der zweiten
Glastafel rückgängig gemacht und auch in jenem Abschnitt die Solldicke der Isolierglasscheibe
hergestellt, wobei ein schädlicher Überdruck nicht mehr entstehen kann.
[0003] Aus der WO 89/11021 und aus der WO 92/01137 ist es bekannt, durch das Wegbiegen der
einen Glastafel eines Isolierglasscheibenrohlings von der gegenüberliegenden Glastafel
einen Zugang zum Innenraum des Isolierglasscheibenrohlings zu schaffen, um darin einen
Austausch von Luft gegen ein Schwergas, z.B. Argon, vorzunehmen. Dabei wird das Schwergas
bei ungefähr senkrecht stehender Isolierglasscheibe an einer tiefliegenden Öffnung
eingeleitet und die Luft durch dieselbe Öffnung hindurch (EP 0 444 391 A1), durch
eine der Einfüllöffnung gegenüberliegende Öffnung (WO 89/11021) oder durch eine am
selben vertikalen Rand, an welchem die Einfüllöffnung vorgesehen wird, aber mit Abstand
darüber liegenden Öffnung (WO 92/01137) verdrängt oder abgesaugt. Dabei ist es schwierig,
die Luft vollständig aus dem Innenraum des Isolierglasscheibenrohlings zu verdrängen,
weil sich insbesondere bei großformatigen Isolierglasscheiben Toträume ausbilden,
welche von dem einströmenden Schwergas nicht erreicht werden, so daß ein vollständiger
Gasaustausch praktisch unmöglich ist. Ein längere Zeit andauerndes Einleiten des Schwergases
könnte den Restgehalt an Luft im Innenraum der Isolierglasscheibe zwar vermindern,
wenn auch nicht vollständig beseitigen, verbietet sich aber aus Kostengründen, weil
der Verbrauch des teuren Schwergases dadurch stark ansteigt.
[0004] Bei Isolierglasscheiben, die anstelle eines thermoplastischen Abstandhalters einen
metallischen Abstandhalterrahmen haben, welcher beidseits mit Klebstoff beschichtet
ist, um ihn mit den beiden Glastafeln der Isolierglasscheibe zu verbinden, ist es
aus der DE-42 02 612 C2 bekannt, den Abstandhalterrahmen vor dem Verbinden mit den
beiden Glastafeln stellenweise zunächst nicht mit Klebstoff zu beschichten oder ihn
zwar umlaufend mit Klebstoff zu beschichten, diesen aber stellenweise wieder zu entfernen,
um auf diese Weise Öffnungen im Isolierglasscheibenrohling zu erzeugen, durch die
hindurch ein Gasaustausch vorgenommen werden kann; diese Öffnungen werden nach vollzogenem
Gasaustausch durch Einspritzen von weiterem Klebstoff verschlossen. Diese Vorgehensweise
ist arbeitsaufwendig und hat den Nachteil, daß es schwierig ist, die sehr schmalen
Öffnungen mit der erforderlichen Dichtigkeit nachträglich zu verschließen; wird der
Klebstoff mit zu hohem Druck eingespritzt, kann er unkontrolliert in den Innenraum
gelangen, wird er mit geringerem Druck eingespritzt, füllt er die schmalen Öffnungen
nicht aus; obendrein kann auf die zu verklebenden Flächen kaum Druck ausgeübt werden.
Im übrigen läßt sich eine solche Vorgehensweise nur bei metallischen Abstandhaltern,
nicht aber bei thermoplastischen Abstandhaltern durchführen.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die
Aufgabe zugrunde, einen Weg aufzuzeigen, wie beim Herstellen von Isolierglasscheiben mit
thermoplastischem Abstandhalter das Entweichen von Luft aus dem Innenraum des Isolierglasscheibenrohlings
und das anschließende dichte Verschließen des Innenraums auf einfache Weise erfolgen
können.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren mit den im Patentanspruch
1 angegebenen Merkmalen. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand
der abhängigen Ansprüche.
[0007] Die Erfindung erreicht ihr Ziel auf verblüffend elegante Weise indem der thermoplastische
Strang, mit welchem der Abstandhalter gebildet wird, abschnittsweise mit verminderter
Breite gebildet und auf die Glastafel aufgetragen wird, wobei die verminderte Breite
größer ist als die Sollbreite (Sollmaß), welche der Abstandhalter in der fertigen
Isolierglasscheibe haben soll. Als die Breite des Abstandhalters bzw. des den Abstandhalter
bildenden thermoplastischen Stranges wird der Abstand seiner beiden den Glastafeln
zugewandten Flächen bezeichnet. Das Sollmaß stimmt deshalb mit dem Abstand der beiden
Glastafeln in der fertigen Isolierglasscheibe überein; dieser Abstand wird auch als
Luftzwischenraum ( LZR) bezeichnet.
[0008] Dadurch, daß die abschnittsweise verminderte Breite des Strangs größer ist als das
Sollmaß, wird sichergestellt, daß der Strang beim Verpressen des Isolierglasscheibenrohlings
auf das Sollmaß der Isolierglasscheibe auf jeden Fall noch gestaucht wird und sich
auch in den Abschnitten mit verminderter Breite dicht mit den beiden Glastafeln verbindet.
[0009] Die Erfindung hat wesentliche Vorteile:
◆ Das Auftragen des Strangs mit abschnittsweise verminderter Breite erfordert im Vergleich
zum Aufbringen eines thermoplastischen Strangs mit konstanter Breite keinen zusätzlichen
apparativen Aufwand und keine zusätzliche Arbeitszeit.
◆ Das Verpressen des Isolierglasscheibenrohlings erfordert keine Änderungen gegenüber
dem Stand der Technik.
◆ Die Taktzeit für das Herstellen einer Isolierglasscheibe nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren wird gegenüber dem Stand der Technik nicht verlängert, sondern bleibt gleich
oder wird sogar verkürzt, weil für das dichte Verschließen der abschnittsweise zunächst
vorliegenden Öffnungen zwischen dem thermoplastischen Strang und einer der Glastafeln
kein besonderer Arbeitsgang benötigt wird.
◆ Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt ein rationelleres Herstellen von Isolierglasscheiben
mit thermoplastischem Abstandhalter.
◆ Durch das abschnittsweise Vermindern der Breite des thermoplastischen Strangs können
Öffnungen für einen Luftaustritt bzw. einen Gasaustausch ohne Schwierigkeiten auf
das Format der Isolierglasscheibe abgestimmt und so positioniert werden, wie es für
einen Luttaustritt bzw. für einen Gasaustausch besonders günstig ist. Insbesondere
können die Abschnitte mit verminderter Breite dort gebildet werden, wo erfahrungsgemäß
eine Neigung zur Bildung von Toträumen besteht, die vom Schwergas nicht oder nur zögernd
durchströmt werden, so daß sich solche Toträume erfindungsgemäß leicht vermeiden lassen.
◆ Besonders günstig ist das erfindungsgemäße Verfahren beim Herstellen von Isolierglasscheiben
mit thermoplastischem Abstandhalter, welche mit einem Schwergas gefüllt werden sollen.
Dadurch, daß sich Toträume, aus denen sich die Luft vom Schwergas nicht oder nur sehr
zögernd verdrängen läßt, leicht vermeidbar sind, wird die Möglichkeit eröffnet, den
Gasaustausch
◆ schneller,
◆ vollständiger und
◆ mit weniger Schwergasverbrauch als bisher durchzuführen.
◆ Den thermoplastischen Strang abschnittsweise mit verminderter Breite auszubilden,
ist aber auch dann schon vorteilhaft, wenn kein Gasaustausch durchgeführt werden soll,
denn die im Isolierglasscheibenrohling zunächst vorhandenen Öffnungen ermöglichen
beim Verpressen des Isolierglases zeitweise ein Entweichen von Luft und wirken so
einem Druckanstieg in der Isolierglasscheibe beim Verpressen entgegen, ohne den dichten
Verbund der Isolierglasscheibe zu gefährden.
[0010] Der thermoplastische Strang könnte vorgefertigt, dabei in Abständen mit verminderter
Breite ausgebildet, auf Rollen zwischengespeichert und dann von der Rolle verarbeitet
werden, z.B. so, wie es in der DE 34 04 006 beschrieben ist. Günstiger ist es, den
thermoplastischen Strang unmittelbar auf die erste Glastafel zu extrudieren und beim
Extrudieren abschnittsweise mit der verminderten Breite auszubilden. Verfahren und
Vorrichtungen zum unmittelbaren Extrudieren eines thermoplastischen Strangs auf eine
Glastafel sind in der EP 0 171 309 B2, in der DE 43 35 671 A1, in der DE 43 35 673
A1 und in der DE 44 33 749 A1 offenbart, auf deren Inhalt hier zur Vermeidung von
Wiederholungen ausdrücklich Bezug genommen wird. Der thermoplastische Strang kann
während des Extrudierens ganz einfach z. B. dadurch abschnittsweise mit verminderter
Breite ausgebildet werden, daß er mittels einer Düse erzeugt wird, deren lichte Breite,
z.B. durch einen Schieber, zeitweise verringert wird. Eine solche Düse offenbart die
DE-44 33 749 A1. Eine andere Möglichkeit, den Strang während des Extrudierens abschnittsweise
mit verminderter Breite auszubilden, besteht darin, die Düse, mittels welcher er erzeugt
wird, zeitweise mit erhöhter Geschwindigkeit entlang des Randes der ersten Glastafel
zu bewegen, ohne zugleich den Durchsatz des thermoplastischen Materials durch die
Düse im selben Ausmaß zu erhöhen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, zeitweise
den Durchsatz durch die Düse zu drosseln, während diese entlang des Randes der ersten
Glastafel bewegt wird, ohne zugleich die Geschwindigkeit der Düse im selben Ausmaß
zu verringern.
[0011] In allen diesen Fällen läßt sich die Lage der Öffnung oder der Öffnungen, die auf
diese Weise im Isolierglasscheibenrohling gebildet werden, individuell auf das Format
und auf die Umrißgestalt der Isolierglasscheiben abstimmen und optimieren.
[0012] Beim Bilden eines Abschnitts mit verminderter Breite wird die Breite vorzugsweise
zunächst allmählich vermindert, dann ein Stück weit gleichbleibend gehalten und zum
Schluß allmählich wieder erhöht, um stetige Übergänge zwischen den Abschnitten mit
verminderter Breite und den Abschnitten mit unverminderter Breite zu erhalten. Solche
stetigen Übergänge sind günstiger für ein unterbrechungsfreies Verkleben des Stranges
mit den Glastafeln. Bei einer stufenweisen Verringerung müßten die Stufen an die Fließfähigkeit
des thermoplastischen Materials beim Verpressen des Isolierglasscheibenrohlings abgestimmt
werden.
[0013] Der Übergang von der vollen Breite des thermoplastischen Strangs zur verminderten
Breite erfolgt zweckmäßigerweise über eine Länge von 10 mm bis 40 mm, vorzugsweise
über eine Länge von 30 mm ± 5 mm. Das Ausmaß der Verminderung der Breite muß kleiner
sein als das Stauchmaß. Als Stauchmaß wird hier der Unterschied zwischen der unverminderten
Breite des Strangs und seinem Sollmaß in der fertigen Isolierglasscheibe verstanden.
Das Maß, um welches die Breite des Stranges vermindert wird, ist zweckmäßigerweise
nicht größer als das 0,6-fache des Stauchmaßes, um auch in dem Abschnitt mit verminderter
Breite noch eine für ein dichtes Verbinden des Strangs mit den beiden Glastafeln ausreichende
Stauchung des Strangs zu erzielen; andererseits beträgt die Verminderung der Breite
des Strangs zweckmäßigerweise nicht weniger als das 0,3-fache des Stauchmaßes, um
noch eine hinreichende Weite der Öffnungen im Isolierglasscheibenrohling zu erhalten.
Vorzugsweise beträgt das Maß, um welche die Breite des Strangs vermindert wird, das
0,4-fache bis zum 0,5-fachen des Stauchmaßes. Das Stauchmaß seinerseits wird zweckmäßigerweise
in Abhängigkeit vom vorgesehenen Luftzwischenraum der Isolierglasscheibe gewählt,
welcher mit dem vorstehend definierten Sollmaß übereinstimmt. Vorzugsweise wird als
Stauchmaß das 0,1-fache bis 0,2-fache des Sollmaßes gewählt.
[0014] Für Zwecke der Erfindung wird im thermoplastischen Strang wenigstens ein Abschnitt
mit verminderter Breite pro Isolierglasscheibe vorgesehen. Bei größeren Isolierglasscheiben
empfiehlt es sich, zwei oder mehr als zwei Abschnitte mit verminderter Breite in dem
auf die erste Glastafel aufgetragenen Strang vorzusehen.
[0015] Zum Herstellen von Isolierglasscheiben, die mit einem von Luft verschiedenen Gas,
insbesondere mit einem Schwergas gefüllt sind, kann das Verfahren nach der Erfindung
in der Weise angewendet werden, daß durch eine erfindungsgemäß gebildete Öffnung des
Isolierglasscheibenrohlings das Schwergas eingeleitet und aus einer oder mehreren
weiteren Öffnungen die vom Schwergas verdrängte Luft, in weiterer Folge auch ein Luft-Schwergas-Gemisch,
verdrängt wird, wobei das Verdrängen durch Absaugen unterstützt werden kann. Ist der
Gasaustausch vollzogen, was durch eine Sonde festgestellt werden kann, welcher die
den den Isolierglasscheibenrohling verlassende Gasmischung zugeführt wird, dann muß
der Rohling nur noch auf sein Sollmaß verpreßt werden, um die Isolierglasscheibe dicht
zu verschließen. Es ist aber auch möglich, eine größere Öffnung für das Einleiten
des Schwergases dadurch zu bilden, daß in an sich bekannter Weise eine der Glastafeln
zunächst an der gegenüberliegenden Glastafel stellenweise weggebogen wird (WO 89/11021),
vorzugsweise dadurch, daß die eine Glastafel längs eines ihrem Ränder abgebogen wird,
wie in der WO 92/01137 offenbart, oder auch dadurch, daß die eine Glastafel an ihrer
einen Ekke weggebogen wird, wie in der EP 0444 391 A1 offenbart, auf welche hiermit
zur Vermeidung von Wiederholungen ausdrücklich bezuggenommen wird. Das Ausströmen
der Luft bzw. eines Luft-Schwergas-Gemisches aus dem Innenraum des Isolierglasscheibenrohlings
kann teilweise durch die durch das Wegbiegen der einen Glastafel gebildete Öffnung
und/oder durch die weiteren Öffnungen erfolgen, welche durch das abschnittsweise Vermindern
der Dicke des thermoplastischen Abstandhalters gebildet sind. Auf diese Weise läßt
sich die Luft besonders rasch und vollständig und mit sparsamstem Schwergasverbrauch
aus der Isolierglasscheibe verdrängen. Das Wegbiegen einer Glastafel in Kombination
mit den weiteren, durch abschnittsweises Vermindern der Breite des thermoplastischen
Abstandhalters gebildeten Öffnungen ist nicht nur vorteilhaft, weil dadurch ein größerer
Querschnitt für das Einleiten des Schwergases gebildet werden kann, sondern ist auch
vorteilhaft für den Druckabbau im Isolierglasscheibenrohling im Verlauf des nach dem
Gasaustausch erfolgenden Verpressens auf sein Sollmaß, welches vorzugsweise zuerst
außerhalb des weggebogenen Bereichs der einen Glastafel erfolgt; vorzugsweise wird
erst die Biegung der "zweiten" Glastafel rückgängig gemacht, welche, während sie sich
dem Abstandhalter annähert, das restliche überschüssige Gas noch aus dem Innenraum
der Isolierglasscheibe verdrängen kann und den Innenraum erst dann dicht verschließt,
wenn dieser praktisch sein endgültiges Volumen erreicht hat.
[0016] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden anhand der beigefügten Zeichnungen erläutert.
Gleiche oder einander entsprechende Teile sind in den verschiedenen Zeichnungen mit
übereinstimmenden Bezugszahlen bezeichnet.
- Figur 1
- zeigt den Rohling einer rechteckigen Isolierglasscheibe mit zwei erfindungsgemäß gebildeten
Öffnungen in einer Seitenansicht,
- Figur 2
- zeigt den Rohling aus Figur 1 in der Draufsicht,
- Figur 3
- zeigt als vergrößertes Detail einen Ausschnitt aus der Draufsicht von Figur 2,
- Figur 4
- zeigt den Rohling einer rechteckigen Isolierglasscheibe in einer Seitenansicht mit
einer einzigen erfindungsgemäß gebildeten Öffnung,
- Figur 5
- zeigt die Isolierglasscheibe aus Figur 4 in der Draufsicht,
- Figur 6
- zeigt eine halbrunde Modellscheibe in einer Seitenansicht mit einer einzigen erfindungsgemäß
gebildeten Öffnung,
- Figur 7
- zeigt die Modellscheibe aus Figur 6 in der Draufsicht,
- Figur 8
- zeigt eine dreieckige Modellscheibe in einer Seitenansicht mit einer einzigen erfindungsgemäß
gebildeten Öffnung,
- Figur 9
- zeigt die Modellscheibe aus Figur 8 in der Draufsicht,
- Figur 10
- zeigt eine trapezförmige Modellscheibe in einer Seitenansicht mit einer einzigen erfindungsgemäß
gebildeten Öffnung, und
- Figur 11
- zeigt die Modellscheibe aus Figur 10 in der Draufsicht.
[0017] Die Figuren 1 bis 3 zeigen den Rohling einer Isolierglasscheibe, bestehend aus einer
ersten rechteckigen Glastafel 1 und einer zweiten rechteckigen, gleich großen Glastafel
2, welche durch einen thermoplastischen Abstandhalter 3 miteinander verbunden sind.
Der Abstandhalter 3 kann dadurch gebildet sein, daß ein Strang aus thermoplastischem
Material mittels einer Düse, wie in der DE-44 33 749 A1 beschrieben, beginnend an
einer Stelle 4 längs des Randes der ersten Glastafel 1 auf diese aufgetragen wird,
bis Anfang und Ende des Strangs an der Stelle 4 einander unter Bildung einer Schrägfläche
5 überlappen. Die Schrägfläche 5 wird dadurch gebildet, daß mittels eines Schiebers
die Mündung der Düse zu Beginn des Applikationsvorganges allmählich auf ihren Sollquerschnitt
geöffnet und zum Schluß des Applikationsvorganges allmählich geschlossen wird. Derselbe
Schieber wird eingesetzt, um in dem thermoplastischen Abstandhalter 3 zwei Abschnitte
6 und 7 mit verminderter Breite auszubilden, wozu der Mündungsquerschnitt der Düse
mittels des Schiebers zeitweise verengt wird. Diese Verengung geschieht nicht schlagartig,
sondern allmählich, so daß sich die Breite des Strangs 3, wie in Figur 3 dargestellt,
nicht schlagartig, sondern stetig auf die verminderte Breite b verringert. Wird danach
die zweite Glastafel 2 mit leichtem Druck angefügt, so ergibt sich an diesen Stellen
eine spaltförmige Öffnung 8, welche erst dann geschlossen wird, wenn der Isolierglasscheibenrohling
verpreßt wird, um den in der fertigen Isolierglasscheibe gewünschten Luftzwischenraum
LZR zwischen den beiden Glastafeln 1 und 2 zu erhalten. Dieser Luftzwischenraum LZR
ist kleiner als die reduzierte Breite b des Stranges 3 (siehe Figur 3).
[0018] Um die Isolierglasscheibe mit einem Schwergas füllen zu können, wird ein Zipfel 9
an einer der beiden unteren Ecken der zweiten Glastafel 2 von der ersten Glastafel
1 weggebogen, bevor die zweite Glastafel 2 mit der ersten Glastafel 1 zum Isolierglasscheibenrohling
zusammengefügt wird. Auf diese Weise ergibt sich im Bereich des Zwickels eine um die
Ecke der Isolierglasscheibe herumführende spaltförmige Öffnung 10, deren unterer,
waagerechter Abschnitt durch einen Waagerechtförderer 11 abgedeckt wird, auf welchem
der Rohling steht, und dessen vertikaler Abschnitt durch eine Gasfülldüse 12 abgedeckt
wird, durch welche ein Schwergas in den Innenraum der Isolierglasscheibe eingeleitet
wird. Das einströmende Schwergas verdrängt die im Innenraum vorhandene Luft fortschreitend
von unten nach oben durch die beiden am oberen Rand liegenden spaltförmigen Öffnungen
8. Würde sich im Abschnitt 7 keine Öffnung 8 befinden, würde sich im Bereich der dortigen
oberen Ecke ein Totraum bilden, welcher von dem einströmenden Schwergas nur schwer
erreicht würde, so daß die im Totraum verbleibende Luft nicht verdrängt werden könnte.
Dadurch, daß dort erfindungsgemäß jedoch eine Öffnung 8 vorhanden ist, kann die Luft
praktisch vollständig und rasch gegen das Schwergas ausgetauscht werden. Ist der Austausch
vollzogen, wird der Isolierglasscheibenrohling verpreßt, um die beiden Glastafeln
1 und 2 auf ihren Sollabstand LZR zu bringen. Die beiden Öffnungen 8 werden durch
die Stauchung des Abstandhalters 3 dicht verschlossen, wobei die Öffnung 10 durch
Aufrechterhalten der Biegung im Zwickel 9 zunächst offengehalten wird, bis außerhalb
des Zwickels 9 der Sollabstand LZR erreicht ist. Erst danach wird die Biegung der
zweiten Glastafel 2 rückgängig gemacht und auch im Bereich des Zwickels 9 der Sollabstand
LZR erreicht. Bei dieser Vorgehensweise ist sichergestellt, daß durch das Stauchen
des Abstandhalters 3 im Innenraum der Isolierglasscheibe kein Überdruck entstehen
kann.
[0019] Das in den Figuren 4 und 5 dargestellte Ausführungsbeispiel unterscheidet sich vom
ersten Ausführungsbeispiel darin, daß am oberen Rand des Isolierglasscheibenrohlings
anstelle von zwei kürzeren Öffnungen nur eine einzige lange Öffnung 8 vorgesehen ist,
welche dadurch gebildet ist, daß die Breite des Abstandhalters 3 in dem entsprechenden
Abschnitt vermindert wurde. Um die Isolierglasscheibe mit einem Schwergas füllen zu
können, wird die zweite Glastafel 2 längs ihres einen vertikalen Randes abgebogen,
wie in der WO 92/01137 beschrieben, bevor die zweite Glastafel 2 mit der ersten Glastafel
1 zum Isolierglasscheibenrohling zusammengefügt wird. Dadurch ergibt sich eine spaltförmige
Öffnung 10, welche sich über den vollen vertikalen Rand erstreckt und noch ein Stück
weit um die obere und untere Ecke herumragt. Am unteren Rand des Rohlings wird diese
spaltförmige Öffnung durch den Waagerechtförderer 11 abgedeckt, am vertikalen Rand
oberhalb der Gasfülldüse 12 durch eine besondere Abdeckung 13, welche von einer Absaugleitung
14 unterbrochen ist, welche zu einem auf Sauerstoff empfindlichen Meßfühler 15 führt.
Das von der Gasfülldüse 12 in den Innenraum des Isolierglasscheibenrohlings eingeleitete
Schwergas verdrängt die im Innenraum zunächst vorhandene Luft durch die lange Öffnung
8. Ein kleiner Teil der Luft und später des Luft-Schwergas-Gemisches wird durch die
Leitung 14 zum Meßfühler 15 gesaugt. Sobald dieser meldet, daß der Sauerstoffgehalt
eine bestimmte untere Grenze unterschritten hat, wird der Gasaustausch beendet und
die Isolierglasscheibe auf ihr Sollmaß LZR verpreßt.
[0020] Das in den Figuren 6 und 7 dargestellte Ausführungsbeispiel unterscheidet sich von
dem ersten Ausführungsbeispiel darin, daß anstelle einer rechteckigen Isolierglasscheibe
eine halbrunde Modellscheibe zusammengebaut und mit einem Schwergas gefüllt wird.
Infolge der halbrunden Kontur ist die Bildung eines Totraums weniger wahrscheinlich.
Um die Luft zu verdrängen, genügt eine sich über den Scheitel der Modellscheibe hinweg
erstreckende Öffnung 8, gebildet durch einen Abschnitt mit verminderter Breite des
Abstandhalters 3.
[0021] Das in den Figuren 8 und 9 dargestellte Ausführungsbeispiel unterscheidet sich vom
ersten Ausführungsbeispiel darin, daß eine dreieckige Isolierglasscheibe zusammengebaut
und mit einem Schwergas gefüllt wird. In diesem Fall erfolgt die Einleitung des Schwergases
durch eine Öffnung 10 im unteren Bereich des schräg verlaufenden Randes und das Verdrängen
der Luft durch eine Öffnung 8 im oberen Bereich des schräg verlaufenden Randes des
Isolierglasscheibenrohlings.
[0022] Das in den Figuren 10 und 11 dargestellte Ausführungsbeispiel unterscheidet sich
von dem in den Figuren 8 und 9 dargestellten Ausführungsbeispiel dahingehend, daß
eine trapezförmige Isolierglasscheibe zusammengebaut und mit einem Schwergas gefüllt
wird. Um das Ausbilden eines Totraums im Bereich der rechten oberen Ecke zu vermeiden,
ist in deren Nähe eine Öffnung 8, gebildet durch einen Abschnitt mit verminderter
Breite des Abstandhalters 3, vorgesehen. Das Einleiten von Schwergas erfolgt wie im
vorhergehenden Beispiel durch eine Öffnung 10, gebildet im Bereich der linken unteren
Ecke durch Abbiegen eines Zipfels 9 der zweiten Glastafel 2.
1. Verfahren zum Herstellen von Isolierglasscheiben mit thermoplastischem Abstandhalter
(3) durch
- Auftragen eines thermoplastischen Strangs auf eine erste Glastafel (4) entlang von
deren Rand,
- Verbinden von Anfang und Ende (5) des Strangs (3) miteinander,
- Anfügen einer zweiten Glastafel (2) an die erste Glastafel (1), so daß diese durch
den thermoplastischen Abstandhalter (3) miteinander verklebt sind,
- Verringern des gegenseitigen Abstandes der beiden Glastafeln (1, 2) auf ein vorgegebenes
Sollmaß (LZR), wobei der thermoplastische Strang gestaucht wird,
dadurch gekennzeichnet, daß der thermoplastische Strang (3) abschnittsweise mit verminderter Breite (b)
gebildet und aufgetragen wird, wobei die verminderte Breite (b) größer ist als das
Sollmaß (LZR).
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der thermoplastische Strang (3) vorgefertigt und dabei in Abständen mit verminderter
Breite (6) ausgebildet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der thermoplastische Strang (3) unmittelbar auf die erste Glastafel (1) extrudiert
und beim Extrudieren abschnittweise mit der verminderten Breite (b) ausgebildet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Strang (3) dadurch abschnittweise mit verminderter Breite (b) ausgebildet
wird, daß er mittels einer Düse erzeugt wird, deren Mündung zeitweise verengt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Strang (3) dadurch abschnittsweise mit verminderter Breite (b) ausgebildet
wird, daß er mittels einer Düse erzeugt wird, welche zeitweise mit erhöhter Geschwindigkeit
entlang des Randes der ersten Glastafel (1) bewegt wird, ohne zugleich den Durchsatz
des thermoplastischen Materials durch die Düse im selben Ausmaß zu erhöhen.
6. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Strang (3) dadurch abschnittweise mit verminderter Breite (b) ausgebildet
wird, daß er mittels einer Düse erzeugt wird, welche zeitweise mit vermindertem Durchsatz
des thermoplastischen Materials entlang des Randes der ersten Glastafel (1) bewegt
wird, ohne zugleich die Geschwindigkeit der Düse im selben Ausmaß zu verringern.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Breite des Strangs (3) zuerst allmählich vermindert und zum Schluß allmählich
wieder erhöht wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Übergang von der vollen Breite zur verminderten Breite (b) des Strangs (3)
über eine Länge von 10 mm bis 40 mm erfolgt.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Übergang von der vollen Breite zur verminderten Breite (6) des Strangs (3)
über eine Länge von 30 mm ± 5 mm erfolgt.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens ein Abschnitt (6, 7) mit verminderter Breite (b) in dem auf die erste
Glastafel (1) aufgetragenen Strang (3) enthalten ist.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß zwei oder mehr als zwei Abschnitte (6, 7) mit verminderter Breite (b) in dem
auf die erste Glastafel (1) aufgetragenen Strang (3) enthalten sind.
12. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Maß, um welches die Breite des Strangs (3) vermindert wird, das 0,3-fache
bis 0,6-fache des Stauchmaßes beträgt.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß das Maß, um welches die Breite des Strangs (3) vermindert wird, das 0,4-fache
bis 0,5-fache des Stauchmaßes beträgt.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, daß als Stauchmaß das 0,1-fache bis 0,2-fache des Sollmaßes (LZR) gewählt wird.
15. Anwendung des Verfahrens nach einem der vorstehenden Ansprüche auf die Herstellung
von Isolierglasscheiben, welche mit einem von Luft verschiedenen Gas gefüllt sind,
insbesondere mit einem Gas, welches schwerer ist als Luft (Schwergas), wobei eine
oder mehrere, infolge der abschnittsweisen Verminderung der Breite des thermoplastischen
Stranges (3) gebildeten Öffnungen (8) in dem noch nicht auf Sollmaß (LZR) verpreßten
Isolierglasscheibenrohling für den beim Gasaustausch erfolgenden Luftaustritt verwendet
werden und nach dem vollzogenen Gasaustausch die Isolierglasscheibe auf ihr Sollmaß
(LZR) verpreßt wird.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß das Gas durch eine so gebildete Öffnung in den Isolierglasscheibenrohling eingeleitet
wird.
17. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich zu den so für den Luftaustritt gebildeten Öffnungen (8) eine Öffnung
(10) für das Einleiten des Gases dadurch gebildet wird, daß eine Glastafel (2) an
einem Abschnitt ihres Randes von der ihr gegenüberliegenden Glastafel (1) reversibel
weggebogen wird und daß die Biegung nach vollzogenem Gasaustausch rückgängig gemacht
wird.