[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Kneten von hochkonsistentem Faserstoff
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Eine Knetvorrichtung ist z. B. aus der DE-42 37 433 A1 bekannt. Diese zum Kneten
von Altpapier geeignete Vorrichtung dient dazu, den Stoff intensiv mechanisch und
eventuell auch thermisch zu bearbeiten, wodurch die darin enthaltenen Störstoffe von
den Fasern abgelöst, zerkleinert und/oder unter die Sichtbarkeitsgrenze gebracht werden
können. Es gibt auch andere Anwendungen derartiger Knetvorrichtungen. Z.B. kann darin
die Faser, sei es Zellstoff oder Altpapier, so bearbeitet werden, daß sie sich kräuselt
(curling). Dadurch erhält sie spezifische Verbesserungen, wie z.B. ein größeres Volumen.
Der für den Knetvorgang bestimmte Ausgangsstoff hat bereits eine teigige oder weich-krümelige
Form, ist also nicht mehr mit Holz-Hackschnitzeln oder noch gröberen Stoffen vergleichbar.
Anders auch als z. B. bei Papierstoff-Mahlrefinern wird bei derartigen Maschinen der
Faserstoff nicht in einer pumpfähigen Suspension bearbeitet, sondern eben als Hochkonsistenzstoff,
vorzugsweise mit einem Trockengehalt zwischen 15 und 40 %. Auf diese Weise lassen
sich beträchtliche Scherkräfte in den Faserstoff übertragen, wodurch die genannten
Ziele erreichbar sind, ohne daß dabei eine wesentliche Veränderung der Faserlänge
erfolgt. In vielen Fällen wird die Wirkung der mechanischen Behandlung durch Hitze
weiter verstärkt, z.B. durch Einstellen einer Faserstofftemperatur von 90
o Celsius oder noch darüber.
[0003] Beim Kneter verbleibt der Stoff in der Regel 15 Sekunden bis zu mehreren Minuten
in den Bearbeitungsräumen und wird infolge des Abstandes von mehr als 3 mm zwischen
den Werkzeugen überwiegend durch Faser-Faser-Reibung bearbeitet. Bekanntlich wird
dadurch die Faser geschont und werden die Bearbeitungswerkzeuge nur langsam verschlissen.
Der Grundaufbau des Kneters ist fast immer wie am Beispiel der DE-42 37 433 A1 erkennbar:
Der Rotor ist im wesentlichen zylindrisch, und der Stoff wird axial zwischen stehenden
und bewegten Knetzähnen hindurchgefördert. Solche Kneter haben sich besonders für
den Altpapiereinsatz seit langem bewährt. Der Transport des Stoffes durch die Bearbeitungszone
wird dabei meist sowohl durch Schrägstellung der Bearbeitungszähne als auch durch
eine geeignete Fördereinrichtung gesichert, die z.B. als Schneckenwendel auf der Kneterwelle
ausgebildet ist. Die Förderparameter liegen damit praktisch fest.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zum Kneten von hochkonsistentem
Faserstoff zu schaffen, die ohne nennenswerten Mehraufwand eine Änderungsmöglichkeit
der Transportbewegung in der Bearbeitungszone bietet.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 genannten Merkmale vollständig
gelöst.
[0006] Die Vorderseite der Zähne eines solchen Knetwerkzeuges bewegt sich relativ auf den
Faserstoff zu. Da die an der Vorderseite vorhandene Schräge eine Schiebe- und Umlenkbewegung
des zu transportierenden Stoffes in die Transportrichtung bewirkt, findet eine Unterstützung
des Stofftransportes im Kneter statt. Voraussetzung hierfür ist die Relativbewegung
zwischen der Schräge und dem Faserstoff, die entweder dadurch entstehen kann, daß
der betreffende Zahn zum bewegten Knetwerkzeug gehört oder dadurch, daß ein feststehender
Zahn von einem in Umfangsrichtung bewegten Stoff angeströmt wird. Bei der erfindungsgemäß
ausgestatteten Vorrichtung besteht nunmehr die Möglichkeit, durch einfaches Wenden
eines Zahnes oder einer Gruppe von Zähnen eines oder mehrerer Knetwerkzeuge die bisher
als Rückseite verwendete Fläche des Zahnes auf die Vorderseite zu bringen. Da die
Transportwirkung von dem Winkel abhängt, den die Schräge gegenüber der Bewegungsrichtung
des Zahnes oder des Stoffes am unbewegten Zahn einnimmt, kann durch Wenden eines solchen
Zahnes, z.B. um 180
o bei unterschiedlichen Winkeln der Schrägen auch eine unterschiedliche Transportwirkung
erzielt werden.
[0007] Das Wenden in der beschriebenen Form führt also auf einfache Art und Weise zu einem
Ändern der Förderwirkung an dem betreffenden Zahn. Eine solche Änderung kann Vorteile
bringen, wenn bei der Auslegung der Maschine Bedingungen berücksichtigt werden sollen,
die nicht dem ursprünglichen Standard entsprechen. Das kann z.B. die Erfordernis eines
größeren oder kleineren Durchsatzes sein. Weiterbin kann es von Vorteil sein, gezielt
auf die Transportvorgänge derart Einfluß zu nehmen, daß in bestimmten Teilen der Bearbeitungszonen
eine höhere Transportgeschwindigkeit und in anderen Teilen eine geringere Transportgeschwindigkeit
herrschen soll. Dadurch würde eine Kompressionszone entstehen, durch die der Stoff
zwangsweise hindurchtritt. Eine Kompressionszone kann z.B. als Dampfsperre dienen.
Aber auch technologische Vorteile beim eigentlichen Knetvorgang sind hierdurch erzielbar.
Eine Einflußnahme dieser Art auf den Stofftransport im Kneter kann aber durchaus für
verschiedene Einsatzfälle ein und desselben Kneters unterschiedlich gewünscht werden.
In einem solchen Falle muß zur Anpassung erfindungsgemäß lediglich ein Teil der oder
alle entsprechend ausgestatteten Zähne gewendet werden. Selbst in den Fällen, in denen
ursprünlich die Schrägen an der Vorder- und Rückseite gleich sind, kann durch Wenden
eine weniger verschlissene Fläche zum Transport des Stoffes angeboten werden.
[0008] In bestimmten Extremfällen, bei denen eine ausgeprägte Kompression des Stoffes zonenweise
gewünscht wird, kann die Schräge sogar so gewählt werden, daß sie den Stofftransport
bremst. Natürlich würde durch eine vor- oder nachgelagerte Transporteinrichtung dennoch
ein Durchsatz durch die Maschine erzwungen werden müssen.
[0009] Die Erfindung und ihre Vorteile werden erläutert anhand von Zeichnungen. Dabei zeigen:
- Figur 1a+1b
- einen Teil einer erfindungsgemäß ausgeführten Knetvorrichtung;
- Figur 2
- Variante zur Zahnbefestigung;
- Figur 3
- Axialmaschine, geschnitten, Seitenansicht;
- Figur 4
- Knetvorrichtung für eine Radialmaschine.
[0010] Figur 1a zeigt in abgewickelter Form die Aufsicht auf den Teil eines bewegbaren Knetwerkzeuges
1, welches zu einem Kneter mit axialem Stofffluß gehört. Man erkennt eine Zahnreihe
mit einer Anzahl von Zähnen 2. Geschnitten angedeutet sind die Zähne 2' eines feststehenden
Knetwerkzeuges. Die Zähne 2, 2' sind sowohl auf der Vorderseite als auch auf der Rückseite
abgeschrägt. Dabei haben in dem hier gezeigten Beispiel alle Zähne eine im wesentlichen
gleiche Form, was aber nicht immer so sein muß (s. auch Fig. 3). Aufgrund ihrer Anordnung
in der Knetvorrichtung werden die Zähne 2 bei Betrieb in Umfangsrichtung (Pfeil 3)
bewegt. Bei einer solchen Bewegung der Zahnfußnormalen N wird hier eine Ebene E aufgespannt,
im Schnitt dargestellt. Die Transportrichtung T des Faserstoffes steht senkrecht auf
dieser Ebene E. Dabei wird nur der eigentliche Stofftransport durch den Kneter hindurch
betrachtet, selbstverständlich findet in der Regel außerdem eine Umfangsbewegung des
Faserstoffes statt. Die Winkel, die die Schrägen gegenüber der Transportrichtung T
haben, sind mit Winkel α 1 an der Vorderseite und Winkel α 2 an der Rückseite - jeweils
in der Stellung vor dem Wenden des Zahnes - angegeben.
[0011] Fig. 1 b stellt die Teile der Fig. 1 a nach dem Wenden der Zähne 2 und 2' um 180
o dar. Die Transportwirkung an der Vorderseite der Zähne ist wegen der geringeren Schrägstellung
geringer. Selbstverständlich könne diese Zahnflächen auch gewölbt sein. Entscheidend
ist ihre Transportwirkung.
[0012] Figur 2 zeigt eine etwas andere Befestigung von den zur erfindungsgemäßen Vorrichtung
gehörenden Zähnen 2. Man erkennt den Teil einer für eine Axialmaschine bestimmte Leiste
4, welche mehrere Zähne 2 enthält, die dann zu jeweils verschiedenen Zahnreihen dieses
Knetwerkzeuges gehören. Hier kann das Wenden der Zähne durch Wenden dieser Leiste
4 erfolgen. Eine solche Leiste kann zum Rotor oder Stator gehören, auf dem sie ihrer
Länge nach im wesentlichen axial ausgerichtet befestigt ist.
[0013] Figur 3 zeigt im Schnitt eine axial aufgebaute Knetvorrichtung, bei der also die
Transportbewegung des Faserstoffes auch wieder axial erfolgt. Die Darstellung ist
grob schematisch und enthält z.B. nur einen geringen Teil der real vorhandenen Zähne.
Der Faserstoff S wird beim Eintrag durch eine Förderschnecke 5 in die eigentliche
Bearbeitungszone gepreßt. In dieser befinden sich mehrere Zahnreihen, deren Zähne
2, 2' alternierend angeordnet am Rotor 6 oder am Statorgehäuse 7 befestigt sind. Dabei
sind die zum Statorgehäuse 7 gehörenden Zähne 2' geschnitten gezeichnet. Ein Teil
von ihnen hat hier eine variierte, stark abgerundete Form, ein anderer Teil ist kubisch
aber ohne Anschrägungen. An einigen von der Seite sichtbaren Zähnen sind die Zahnfußnormalen
N angedeutet, deren Umfangsbewegung die Ebene E (Fig. 1 a, 1 b) aufspannt. Der in
Strömungsrichtung letzten Statorstufe folgt hier eine einstellbare Drossel 8 zur Erzielung
eines Gegendruckes. Durch diese Maßnahme kann die Wirkung der Knetvorrichtung weiter
verbessert werden. Nach Passieren der Drossel 8 tritt der geknetete Stoff S' aus dem
Statorgehäuse 7 wieder aus.
[0014] Fig. 4 zeigt den Teil eines Knetwerkzeuges , das zu einem Radialkneter gehört. Der
Stofftransport mit Transportrichtung T erfolgt also von innen radial nach außen. Durch
die Umfangsbewegung (Pfeil 3) der Zahnfußnormalen N' der Zähne 2 wird eine zylindrische
Fläche F aufgespannt. Zum Wenden der Zähne 2 werden diese einzeln gelöst; die Löcher
9 sind für Befestigungsschrauben vorgesehen. Der zum Stator gehörende Zahn 2' ist
nur angedeutet. Abweichend vom hier gezeigten Beispiel kann er sich in seiner Form
von den bewegten Zähnen 2 durchaus unterscheiden. Es ist bei Realisierung der Erfindung
auch möglich, die zum Wenden eingerichteten Zähne nur am Rotor oder nur am Stator
vorzusehen.
1. Knetvorrichtung für hochkonsistenten Faserstoff (S) mit mindestens zwei relativ zueinander
bewegbaren, im wesentlichen rotationssymmetrischen koaxialen Knetwerkzeugen (1, 1'),
die in ringförmigen Zahnreihen angeordnete Zähne (2, 2') aufweisen, zwischen denen
sich Zahnlücken befinden, wobei zwischen den Zahnreihen ringförmige Leerräume vorhanden
sind, die so zueinander positioniert sind, daß mindestens eine Zahnreihe eines Knetwerkzeuges
(1, 1') in einen ringförmigen Leerraum eines anderen Knetwerkzeuges (1', 1) hineinreicht,
wobei zumindest an einem Teil der Zähne (2, 2') die Vorderseite eine Schräge aufweist,
an der der Faserstoff durch Relativbewegung zwischen dem Faserstoff und der die Vorderseite
bildenden Fläche in Förderrichtung (T) umgelenkt wird, wobei die Förderrichtung (T)
aus dem Durchsatz des Faserstoffes durch die Knetvorrichtung resultiert,
dadurch gekennzeichnet,
daß zumindest ein Teil der Zähne (2, 2') an der Rückseite ebenfalls Schrägen enthält,
daß sich der Winkel (α 1) der Schräge auf der Vorderseite von dem Winkel (α 2) der
Rückseite um mindestens 5o unterscheidet und daß zumindest ein Teil der Zähne (2, 2') lösbar derart befestigt
sind, daß durch Wenden der Zähne (2, 2') die Position von Vorderseite und Rückseite
tauschbar ist.
2. Knetvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Wenden des Zahnes (2, 2') in einem Winkel von 180o erfolgt.
3. Knetvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß sich der Winkel (α 1) der Schräge auf der Vorderseite von dem Winkel (α 2) der
Rückseite um mindestens 15o unterscheidet.
4. Knetvorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Förderrichtung (T) des Faserstoffes rechtwinkelig zur durch die Bewegung der
Zähne aufgespannten Fläche (E, F) ist.
5. Knetvorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Förderrichtung (T) in Achsrichtung der Knetwerkzeuge liegt.
6. Knetvorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Förderrichtung (T) radial ist mit Zentrum in der Mittelachse der Knetwerkzeuge
(1, 1').
7. Knetvorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß mehrere Zähne (2, 2') eines Knetwerkzeuges (1, 1') auf einem wendbaren Garnitursegment
zusammengefaßt sind.
8. Knetvorrichtung nach Anspruch 6 und 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Garnitursegment einen geschlossenen Ring enthält.
9. Knetvorrichtung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Garnitursegment ein Ringsegment enthält, das sich über einen Umfangswinkel
von höchstens 180o erstreckt.
10. Knetvorrichtung nach Anspruch 6 und 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Garnitursegment Leisten (4) enthält, die axial auf dem Knetwerkzeug (1, 1')
befestigt sind und jeweils zu mehreren Zahnreihen gehörende Zähne (2) tragen.