[0001] Im Sinne des Umweltschutzes und der Wirtschaftlichkeit ist die Entwicklung auf dem
Batteriesektor eindeutig auf wiederaufladbare (sekundäre) Batterien gerichtet. Im
wichtigen Sektor der mobilen Elektronik (hochwertige Camcorder, tragbare Computer,
Handys und dergleichen) werden den Lithiumionen-Batterien große Chancen gegeben, weil
ihre Energiedichte rund doppelt so hoch ist als die der Metallhydridzellen und etwa
dreimal höher als die von Nickel/Cadmiumzellen. Ein weiteres interessantes Gebiet
ist der Einsatz von sekundären Lithiumionen-Batterien für die Elektrotraktion, beispielsweise
für elektrisch betriebene Stadtautos.
[0002] Problematisch ist derzeit vor allem der Sicherheitsstandard der wiederaufladbaren
Lithiumbatterien, da kritische Betriebszustände wie Überladen, Überentladen oder Kurzschluß,
die durchaus zur Öffnung der Zelle unter Feuererscheinung führen können, bisher häufig
nur durch elektronische Überwachung vermieden werden.
[0003] Nach dem gegenwärtigen Stand der Technik verwendet man in sekundären Lithiumbatterien
vor allem organische Lösungsmittel mit stark polarisierend wirkenden Heteroatomen,
wie zum Beispiel Stickstoff, Sauerstoff oder Schwefel, zur Herstellung aprotischer
Elektrolytlösungen [siehe zum Beispiel O. Popovych, R.P.T. Tomkins, Nonaqueous Solution
Chemistry, John Wiley & Sons (1981) oder G.J. Janz, R.P.T. Tomkins, Nonaqueous Elektrolytes
Handbook, Vol. I (1972), Vol. II (1973), Academic Press, New York]. Typische Beispiele
für solche Lösungsmittel sind Ether (zum Beispiel 1,2-Dimethoxyethan oder Tetrahydrofuran),
Ester (zum Beispiel Propylencarbonat), Nitrile (Zum Beispiel Acetonitril), aber auch
Lactone, Sulfone und viele andere.
[0004] Wenig entflammbar beziehungsweise wenig zur Bildung explosiver Gemische neigend sind
einige schwerflüchtige, allerdings leider auch hochviskose Lösungsmittel wie Propylencarbonat,
Ethylencarbonat oder Sulfolan (Tetramethylensulfon). Aufgrund der hohen Viskosität
ist die elektrische Leitfähigkeit der mit diesen Lösungsmitteln hergestellten Elektrolytlösungen
insbesondere bei tieferen Temperaturen gering. Außerdem sind neben der Ionenwanderung
auch alle anderen Stofftransportvorgänge in solchen Lösungen langsam.
[0005] Zum Erzielen hoher Leitfähigkeiten verwendet man in der Technik in der Regel Lösungsmittelgemische,
die mindestens eine stark polare Komponente enthalten, welche aufgrund ihrer Polarität
auf Salze stark dissoziierend wirkt. Eine orientierende Maßzahl für das Dissoziationsvermögen
ist die Dielektrizitätskonstante. Da solche hochpolaren Lösungsmittel, wie zum Beispiel
Propylencarbonat oder Ethylencarbonat, deren Dielektrizitätskonstanten mit 67 bei
25 °C beziehungsweise 90 bei 40 °C in etwa der des Wassers (78 bei 25 °C) entsprechen,
regelmäßig auch ziemlich hochviskos sind, verwendet man im allgemeinen zusätzlich
noch eine oder mehrere niederviskose Komponenten als "Verdünner". Typische Verdünner
sind zum Beispiel 1,2-Dimethoxyethan oder Dimethylcarbonat, die allerdings durch sehr
kleine Werte für die Dielektrizitätskonstante gekennzeichnet sind (circa 7 für 1,2-Dimethoxyethan
und circa 3 für Dimethylcarbonat).
[0006] Ein gravierender Nachteil der "Verdünner"-Komponenten besteht in ihrer Flüchtigkeit
und dem damit verbundenen Zünd- und Explosionsverhalten bei Luftzutritt. Da elektrochemische
Anwendungen von Elektrolytlösungen immer mit Erwärmung durch Stromfluß und beim Auftreten
von Fehlern (zum Beispiel Kurzschluß innerhalb oder außerhalb des elektrochemischen
Bauteils) auch mit dem Risiko der Zündung verbunden sind, kommt diesem Nachteil eine
ganz erhebliche praktische Bedeutung zu. Für 1,2-Dimethoxyethan liegt zum Beispiel
der Flammpunkt bei -6 °C und die Explosionsgrenze zwischen 1,6 und 10,4 Vol.-%.
[0007] Die wiederaufladbaren Lithiumbatterien enthalten meist eine Verbindung aus Lithium
und einem Metalloxid als Kathode (zum Beispiel Li
xMnO
2 oder Li
xCoO
2) und Lithiummetall als Anode, wobei das Lithium bevorzugt als Intercalationsverbindung
mit Graphit oder in Kombination mit Kohle- oder Graphitfasern verwendet wird. Ein
guter Überblick über- die Entwicklung solcher Batterien wird von K. Brandt gegeben
[Solid State Ionics 69 (1994), 173 bis 183, Elsevier Science B.V.].
[0008] Zur Erhöhung der Sicherheit können Kathoden- und Anodenraum durch eine mikroporöse
Separatormembran getrennt werden, die so beschaffen ist, daß beim Überschreiten einer
definierten Grenztemperatur durch Verschmelzen der Poren der Stromfluß selbständig
unterbrochen wird. Geeignete Membranen dieser Art sind beispielsweise im ®Celgard-Sortiment
der Hoechst Celanese Corporation enthalten. Weiterhin kann durch Überdruckschalter,
die zum Beispiel auf Gasentwicklung beim Überladen reagieren, und ganz allgemein durch
eine aufwendige Überwachungs- und Steuerungselektronik die Sicherheit von Lithiumbatterien
erhöht werden. Ferner wurden auch flammhemmende phosphor- und halogenhaltige Additive
empfohlen.
[0009] All diese Maßnahmen können jedoch nicht ausschließen, daß beim Auftreten von Defekten
die leichtflüchtige Komponente der flüssigen Elektrolytlösungen letztlich doch entflammt
und in weiterer Folge zum Beispiel die negative Elektrode entzündet. In diesem Fall
entsteht ein mit üblichen Mitteln kaum mehr löschbares Feuer, da zum Beispiel brennendes
Lithium nicht nur mit Wasser, sondern auch mit dem in gängigen Feuerlöschern enthaltenen
Stoffen (zum Beispiel Kohlendioxid) heftig reagiert.
[0010] In früheren Publikationen wurden bereits perfluorierte Ether und Perfluoralkane für
das Elektrolytsystem von Lithiumbatterien vorgeschlagen (JP-A 7-249432 und EP-A 631
339). Diese sind zwar im allgemeinen thermisch und chemisch sehr stabil, sie sind
jedoch schlecht mischbar mit batterieüblichen Lösungsmitteln. Darüber hinaus besitzen
sie generell ein schlechtes Lösevermögen für die gebräuchlichen Lithiumleitsalze.
[0011] Aus JP-A 7-249432 ist die Verwendung von teilfluorierten Ethern in Elektrolytlösungen
für Lithium-Sekundärbatterien bekannt. Als besonders bevorzugt genannt werden jedoch
Ether mit einer relativ niedrigen Molmasse (zum Beispiel 1,1,1,5,5,5-Hexafluor-3-oxa-pentan),
welche erfahrungsgemäß folgende Nachteile aufweisen: Hoher Dampfdruck, niedriger Siedepunkt,
schlechtes Lösevermögen für Lithiumleitsalze und in der Regel auch sehr niedrige Flammpunkte.
Beispielsweise liegen die Flammpunkte der Verbindungen ROCF
2CF
2H (R gleich Methyl oder Ethyl) unter 10 °C und selbst der hochfluorierte Ether der
Formel HCF
2CF
2CH
2OCF
2CF
2H weist einen Flammpunkt von nur 22 °C auf. Gemische aus Dimethylcarbonat oder Ethylencarbonat
mit 3,3,4,4-Tetrafluor-2,4-dioxa-hexan wurden mit einer 1M-Konzentration verschiedener
Lithiumleitsalze in sekundären Lithiumzellen über drei Zyklen getestet und als brauchbar
befunden (M. Winter, Dissertationsschrift Technische Universität Graz, "Filmbildung
auf Lithium/Kohlenstoff- Intercalationsanoden", September 1995).
[0012] Nach dem gegenwärtigen Stand der Technik wird verminderte Entflammbarkeit der Elektrolytlösung
vor allem durch Viskositätserhöhung der Elektrolytlösung durch Bindemittel oder Füller
beziehungsweise durch die Verwendung bei Raumtemperatur praktisch fester polymerer
Elektrolyte erreicht. In US-A 5 169 736 werden zum Beispiel organische oder anorganische
Verdickungsmittel (Polyethylenoxid, SiO
2, Al
2O
3 und andere) beschrieben, um flüssige Elektrolytlösungen zu verfestigen. Polymere
Elektrolyte auf der Basis von Makromolekülen mit zahlreichen polaren Gruppen wie etwa
Polyethylenoxide [siehe zum Beispiel B. Scrosati, Hrsg., 2nd International Symposium
on Polymer Electrolytes, Elsevier, London und New York (1990)] sind ebenfalls aufgrund
ihrer geringen Flüchtigkeit weitaus schwerer entflammbar. In US-A 5 393 621 werden
polymere Elektrolyte beschrieben, deren polare Makromoleküle durch Polymerisation
von Organophosphorverbindungen gebildet werden, welche sich durch besonders geringe
Entflammbarkeit auszeichnen.
[0013] All diesen gelartigen bis festen Elektrolyten ist gemeinsam, daß aufgrund ihrer hohen
Viskosität die Beweglichkeit der Ionen der in ihnen gelösten Salze weitaus geringer
ist als in flüssigen Elektrolytlösungen, so daß insbesondere bei tieferen Temperaturen
zumindest für die meisten technischen Anwendungen nicht mehr die erforderlichen Leitfähigkeiten
erreicht werden. Aus diesem Grunde haben zum Beispiel Alkalimetallbatterien mit polymeren
Elektrolyten trotz jahrzehntelanger sehr intensiver Forschungstätigkeit noch immer
keine wirtschaftliche Bedeutung erlangen können.
[0014] Ziel der vorliegenden Erfindung war es, Elektrolytlösungen zu entwickeln, die frei
von den obenerwähnten leichtentflammbaren und explosionsfähigen niederviskosen "Verdünnern"
sind und somit die Sicherheit der elektrolythaltigen Vorrichtungen erhöhen, aber dennoch
ein Viskositäts- und Leitfähigkeitsverhalten zeigen, das ihren praktischen Einsatz
selbst bei tiefen Temperaturen möglich macht.
[0015] Es bestand somit ein dringender Bedarf für stabile Lösungsmittel für Lithiumzellen,
die durch folgende Stoffeigenschaften gekennzeichnet sind:
1. Hohe thermische Stabilität.
2. Hoher Flammpunkt.
3. Niedriger Dampfdruck beziehungsweise hoher Siedepunkt.
4. Niedrige Viskosität.
5. Mischbarkeit mit batterieüblichen Lösungsmitteln, beispielsweise Ethylencarbonat,
Propylencarbonat oder α,ω-Dialkyl-glykolethern.
6. Ausreichende Löslichkeit für fluorhaltige Lithiumleitsalze, beispielsweise LiPF6, LiN(SO2CF3)2 oder LiC(SO2CF3)3.
7. Hohe Stabilität gegenüber metallischem Lithium.
8. Gutes Lösevermögen für Kohlendioxid: CO2 beschleunigt den Aufbau von Schutzfilmen auf Lithium- oder LiCn-Anoden.
[0016] Es wurde nun überraschend gefunden, daß bestimmte Gruppen von teilfluorierten, aliphatischen
Ethern die unter den Punkten 1 bis 8 genannten Anforderungen gut bis ausgezeichnet
erfüllen. Es handelt sich grundsätzlich um Verbindungen, die dadurch gekennzeichnet
sind, daß sie Alkylengruppen enthalten, die über Ethersauerstoff mit teilfluorierten
Alkylgruppen verknüpft sind, welche außer Fluor noch Wasserstoff, Chlor und Ethersauerstoff
enthalten können. Verbindungen im Sinne dieser Definition sind Ether der nachstehenden
Formeln (I) und (II)
RO-[(CH
2)
mO]
n-CF
2-CFH-X (I)
worin
- R
- eine geradkettige Alkylgruppe mit 1 bis 10 C-Atomen oder eine verzweigte Alkylgruppe
mit 3 bis 10 C-Atomen,
- X
- Fluor, Chlor oder eine Perfluoralkylgruppe mit 1 bis 6 C-Atomen ist, welche auch Ethersauerstoff
enthalten kann,
- m
- eine Zahl von 2 bis 6 und
- n
- eine Zahl von 1 bis 8 ist,
und
X-CFH-CF
2O-[(CH
2)
mO]
n-CF
2-CFH-X (II)
worin X, m und n die obengenannten Bedeutungen haben.
[0017] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Elektrolytsystem zur Erhöhung der Sicherheit
von Lithiumbatterien, das Verbindungen der Formeln (I) und/oder (II) in einer wirksamen
Menge enthält, wobei die Verbindungen mit X Fluor oder Trifluormethyl bevorzugt sind.
Besonders bevorzugt sind fluorhaltige Ether der Formel (I), worin R eine Methylgruppe,
X Fluor, m 2 und n 1 bis 3 ist, sowie Ether der Formel (II), worin X Fluor, m 2 und
n 1 bis 3 ist.
[0018] Im allgemeinen werden die Verbindungen mit m gleich 2 bevorzugt, weil sie aus gut
zugänglichen und preiswerten Ethylenglykol-monoalkylethern oder Ethylenglykolen hergestellt
werden können. Die Verbindungen, in denen X Chlor ist, sind weniger bevorzugt, weil
sie bei hohen Temperaturen mit metallischem Lithium unter Abspaltung von Chlor und
Fluor unter Bildung der entsprechenden Lithiumhalogenide reagieren können.
[0019] Die erfindungsgemäße Lösung des Sicherheitproblems von sekundären Lithiumbatterien
wird durch den Einsatz von Verbindungen der Formeln (I) und/oder (II) als wesentliche
Komponente des Elektrolytsystems erreicht, wobei man sich ihre überraschend niedrige
Viskosität zunutze macht. Die Stoffe gemäß den Formeln (I) und (II) lassen sich als
Verdünnungsmittel für schwerentflammbare, hochviskose Komponenten verwenden, beispielsweise
Ethylencarbonat und Propylencarbonat. Auf diese Weise lassen sich aprotische Elektrolytsysteme
herstellen, die praktisch kaum noch entflammbar sind. Der Gehalt von Ethern der Formeln
(I) und/oder (II) beträgt üblicherweise 5 bis 70 Vol.-%, vorzugsweise 20 bis 50 Vol.-%,
bezogen auf das Gesamtvolumen des Elektrolytsystems.
[0020] Die teilfluorierten Ether gemäß den Formeln (I) und (II) verbessern auch das Lösungsvermögen
für unpolare oder wenig polare Gase, insbesondere CO
2, N
2, N
2O, SF
6, SO
2FCl oder SO
2F
2. Diese Gase können vorteilhaft als Schutzgas in Lithiumbatterien eingesetzt werden,
da sie einen positiven Effekt auf die an der Grenzfläche negative Elektrode/Elektrolyt
ablaufenden Reaktionen haben [siehe zum Beispiel J.O. Besenhard, M.W. Wagner, M. Winter;
J. Power Sources, 44 (1993), 413].
[0021] Es ist bekannt, daß reaktive Verunreinigungen (zum Beispiel Wasser) schon in sehr
geringen Konzentrationen drastische negative Auswirkungen auf die Funktion der Lithiumbatterien
haben. In der Praxis sollte die Summe solcher Verunreinigungen 50 ppm auf keinen Fall
überschreiten. Ein großer Vorteil der durch die obigen Formeln (I) und (II) definierten
Produkte ist, daß sie meist so hohe Siedepunkte haben, daß Wasser und andere reaktive
Verunreinigungen leicht durch Destillation vollständig abgetrennt werden können.
[0022] Die Viskosität von Mischungen der Ether gemäß den Formeln (I) und (II) mit Propylencarbonat
kann durch Zugabe (mindestens) eines niedrigviskosen, weitgehend fluorierten Lösungsmittels
aus der Gruppe der Hydro-perfluoralkane oder Hydro-perfluorether gesenkt werden, um
auch bei Temperaturen unter 0 °C eine hohe Leitfähigkeit zu garantieren. In solchen
Fällen empfiehlt sich die Verwendung besonders leicht dissoziierender Leitsalze mit
großen fluorhaltigen Anionen, wie zum Beispiel LiN(SO
2CF
3)
2 oder LiC(SO
2CF
3)
3. Die erfindungsgemäßen teilfluorierten Ether wirken als Phasenvermittler in bezug
auf die zugesetzten höher fluorierten Lösungsmittel. Besonders geeignete Mittel zur
Erniedrigung der Viskosität sind beispielsweise 1H-Perfluorhexan (kinematische Viskosität
bei 20 °C: 0,55 mm
2/s, Flammpunkt > 110 °C) und 2,3-Dihydro-perfluor-5-methyl-pentan. Diese Stoffe bilden
mit Luft keine explosionsfähigen Gemische. Dies gilt auch für Fluorether der Formel

worin n 1 oder 2 ist.
[0023] Wie aus Tabelle 3 ersichtlich, neigen die durch die Formeln (I) und (II) beschriebenen
Verbindungen oberhalb 200 °C zur thermischen Zersetzung. Es wurde überraschend gefunden,
daß sich die teilfluorierten Ether mit sehr geringen Mengen an tertiären, aliphatischen
Aminen sehr effektiv stabilisieren lassen. Bereits geringe Zusätze des Amins in der
Größenordnung von 0,1 bis 1,0 Gew.-% bezüglich des teilfluorierten Ethers reichen
aus, um die Temperatur, bei der sich der Ether zu zersetzen beginnt, um 60 bis 100
°C anzuheben. Das tertiäre Amin soll so hochsiedend sein, daß es auch bei Temperaturen
über 100 °C überwiegend in der Flüssigphase verbleibt. Geeignete tertiäre Amine sind
beispielsweise Tri-n-butylamin, Tri-n-octylamin oder 1,6-Bis-(dimethylamino)-hexan.
Aromatische Amine sind wegen ihrer Tendenz zur anodischen Oxidation weniger geeignet.
[0024] Gegenstand unserer Erfindung ist somit auch eine Methode zur Stabilisierung von Verbindungen
der Formeln (I) und (II) mit tertiären, aliphatischen Aminen.
Synthesen von teilfluorierten Ethern:
[0025] Primäre Alkohole reagieren mit diversen fluorhaltigen Alkenen basenkatalysiert unter
Bildung von teilfluorierten Ethern [siehe Houben-Weyl, Methoden der Organischen Chemie,
4. Auflage, Band VI/3, (1965) 120/121, Georg Thieme Verlag Stuttgart sowie die dort
zitierte Literatur]:

worin R eine primäre Alkylgruppe und X Fluor, Chlor oder Perfluoralkyl (zum Beispiel
CF
3) ist.
[0026] Die in Tabelle 1 gezeigten Ether mit 1H-Tetrafluorethyl-Gruppen wurden aus den entsprechenden
Alkoholen und Tetrafluorethylen synthetisiert (Katalysator: KOH; Solvens: N,N-Dimethylformamid).
Nach derselben Methode wurde die Verbindung CH
3O(CH
2)
2OCF
2CFClH mit Chlortrifluorethylen erhalten (Kochpunkt: 146 bis 147 °C, 1013 hPa; GC-Reinheit:
99,4 %).
[0027] Bei der Reaktion von Alkoholen mit Hexafluorpropen unter basischen Bedingungen tritt
teilweise HF-Abspaltung ein, so daß sich als Nebenprodukte auch Ether der Formel RO-CF=CF-CF
3 (E/Z-Isomere) bilden. Diese Nebenreaktion läßt sich weitgehend unterdrücken, indem
man die Reaktion unter hohem Druck durchführt [H. Kokelenberg und R. Pollet, Tenside
Detergents 22 (1985), 1]. Nach dieser Methode wurde die Verbindung CF
3CFHCF
2-O(CH
2CH
2O)
2-CF
2CFHCF
3 hergestellt (GC-Reinheit: 98,7 %).
Tabelle 2
Sicherheitstests an teilfluorierten Ethern |
Testsubstanz |
Zündprobe mit brennendem Holzspan |
Zustand nach Versuch |
Stabilität gegen Lithium*) |
CH3OCF2CF2OCH3 |
brennt, gelbe Flamme |
Glas angeäzt |
keine Reaktion |
CH3OCH2CH2OCF2CF2H |
brennt, gelbe Flamme |
Glas angeäzt |
keine Reaktion |
CH3CH2OCH2CH2OCF2CF2H |
brennt, gelbe Flamme |
Glas angeäzt |
keine Reaktion |
CH3O(CH2CH2O)3CF2CF2H |
nicht brennbar |
--- |
keine Reaktion |
HCF2CF2OCH2CH2OCF2CF2H |
nicht brennbar |
--- |
keine Reaktion |
HCF2CF2O(CH2CH2O)2CF2CF2H |
nicht brennbar |
--- |
keine Reaktion |
HCF2CF2O(CH2CH2O)3CF2CF2H |
nicht brennbar |
--- |
keine Reaktion |
CF3CFHCF2O(CH2CH2O)2CF2CFHCF3 |
nicht brennbar |
--- |
keine Reaktion |
CH3OCH2CH2OCF2CFClH |
brennt, gelbe Flamme |
Glas angeäzt |
Dampf-, Rauchbildung |
*) Versuchsbedingungen:
Eine Apparatur, bestehend aus einem 20-ml-Quarzglaskölbchen mit aufgesetztem, beheizbarem
Tropftrichter, wird im Hochvakuum mit einem Leistungs-Fön® sorgfältig ausgeheizt.
Nach Abkühlen und Befüllung mit Argon wird das Kölbchen mit circa 1 g Lithium beschickt,
dann der Tropftrichter mit 5 ml der mit Argon gesättigten Testverbindung. Das Lithium
wird mit einem Heizbad bei 190 °C geschmolzen und der auf circa 100 °C vorgeheizte
Ether langsam zugetropft. Nur der chlorhaltige Ether reagiert mit Lithium, wobei LiCl
und LiF entstehen. |
Thermoanalytische Untersuchung der Stabilität von teilfluorierten Ethern:
[0028] Die thermische Stabilität von typischen teilfluorierten Ethern wurde mittels DSC
(Differential Scanning Calorimetry) untersucht. Die Aufheizrate, beginnend bei 20
°C, betrug 10 °C/min.
Folgerungen:
[0029]
1. Die thermische Zersetzung der in Tabelle 3 genannten teilfluorierten Ethern verläuft
grundsätzlich exotherm.
2. Die teilfluorierten Ether lassen sich durch geringe Mengen eines tertiären Amins
effizient stabilisieren.
Leitfähigkeitsmessungen an Elektrolytsystemen, welche einen erfindungsgemäßen Ether
enthalten:
[0030] Die Figuren 1 bis 6 zeigen die Leitfähigkeit als Funktion der Temperatur im Bereich
von +40 bis circa -50 °C. Bei Lösungsmittelgemischen sind die Anteile der Komponenten
in Volumenprozent angegeben. Das Lithiumleitsalz wurde jeweils in 1M-Konzentration
verwendet.
Abkürzungen:
[0031]
- EC:
- Ethylencarbonat
- PC:
- Propylencarbonat
- Imid:
- Li+[N(SO2CF3)2]-
[0032] Die Erfindung wird in den folgenden Beispielen noch näher erläutert.
Ausführungsbeispiele
[0033] Zur Herstellung des Elektrolyten werden zuerst die verwendeten Lösungsmittelkomponenten
wie folgt vorbereitet:
[0034] Ethylencarbonat (> 99 %, Firma Merck) wird im Ölpumpenvakuum destilliert (Siedepunkt
85 bis 95 °C) und über aktiviertem Molekularsieb (Firma Roth, Porenweite 4 Angström)
bei 150 °C 3 Tage entwässert unter getrockneter Argonatmosphäre [Argon, 99,996 %,
Firma AGA, wurde zunächst, um Sauerstoffspuren zu entfernen, bei 150 °C über mit Argon
W5 (Gemisch aus 95 % Argon und 5 % Wasserstoff, technische Reinheit, Firma AGA) reduziertes
Kupfer-(I)-oxid (Firma BASF) geleitet und anschließend über aktiviertem Molekularsieb
getrocknet] bei 60 °C gelagert.
[0035] Propylencarbonat (purum, Firma Aldrich) wird im Ölpumpenvakuum über eine 1,5 m lange,
verspiegelte Füllkörperkolonne destilliert (Siedepunkt 64 bis 66 °C) und über aktiviertem
Molekularsieb unter getrockneter Argonatmosphäre bei Raumtemperatur gelagert. Nach
der Reinigung und Trocknung wird der Restwassergehalt der Lösungsmittel nach der Karl-Fischer-Methode
(zum Beispiel mit dem automatischen Titriergerät Mitsubishi CA 05) bestimmt. Der Wassergehalt
soll unter 10 ppm liegen.
[0036] Die fluorierte Lösungsmittelkomponente wird einige Tage über aktiviertem Molekularsieb
unter getrockneter Argonatmosphäre bei Raumtemperatur getrocknet.
[0037] Die Herstellung der Elektrolytlösungen findet mit der sogenannten Schlenktechnik
im getrockneten Argonstrom statt, wobei die verwendeten Glasgeräte mit Schutzgasanschluß
vor Gebrauch in der entleuchteten Bunsenbrennerflamme unter mehrmaligem Wechsel von
Argonspülung und Ölpumpenvakuumsog von anhaftender Feuchtigkeit befreit werden.
Beispiel 1
[0038] Herstellung eines Sicherheitsbatterieelektrolyten auf der Basis von Ethylencarbonat
als filmbildende Komponente in Lithiumionen-Batterien.
[0039] Zu 50 Vol.-% Ethylencarbonat und 10 Vol.-% Propylencarbonat werden 40 Vol.-% Monoglykol-bis-tetrafluorethylether
(HC
2F
4OCH
2CH
2OC
2F
4H) gegeben. Dieses Lösungsmittelgemisch wird unter Rühren zu 287,1 g (1 mol) Lithium-bis-(trifluormethansulfon)-imid
[LiN(CF
3SO
2)
2, > 99,5 %, Firma 3M Company, 4 Tage im Hochvakuum bei 110 °C getrocknet] zugegeben
und auf 1 Liter aufgefüllt. Der so hergestellte Elektrolyt besteht aus 50 Vol.-% Ethylencarbonat,
40 Vol.-% Monoglykol-bis-tetrafluorethylether (HC
2F
4OC
2H
4OC
2F
4H) und 10 Vol.-% Propylencarbonat und ist 1 M an LiN(CF
3SO
2)
2. Der Elektrolyt zeichnet sich durch ein günstiges Tieftemperaturverhalten bis -50
°C ohne ein Auskristallisieren der Ethylencarbonat-Komponente bei guter Leitfähigkeit
aus (Figur 2), ist in einem weiten "elektrochemischen Fenster" stabil, verhält sich
günstig bei der Intercalation von Lithium in Kohlenstoffen und ist extrem schwer entzündlich.
Eine Lösung des Imids in Ethylencarbonat ohne Fluorether-Zusatz ist für niedrige Temperaturen
ungeeignet (siehe Figur 1).
Beispiel 2
[0040] Herstellung eines Sicherheitsbatterieelektrolyten auf der Basis von Propylencarbonat
mit Lithium-bis-(trifluormethansulfon)-imid [LiN(CF
3SO
2)
2] als Leitsalz.
[0041] Zu 70 Vol.-% Propylencarbonat werden 30 Vol.-% Monoglykol-bis-tetrafluorethylether
(HC
2F
4OCH
2CH
2OC
2F
4H) gegeben. Dieses Lösungsmittelgemisch wird unter Rühren zu 287,1 g (1 mol) Lithium-bis-(trifluormethansulfon)-imid
[LiN(CF
3SO
2)
2, > 99,5 %, Firma 3M Company, 4 Tage im Hochvakuum bei 110 °C getrocknet] zugegeben
und auf 1 Liter aufgefüllt. Der hergestellte Elektrolyt besteht aus 70 Vol.-% Propylencarbonat,
30 Vol.-% Monoglykol-bis-tetrafluorethylether (HC
2F
4OC
2H
4OC
2F
4H) und ist 1 M an Imid [LiN(CF
3SO
2)
2]. Der Elektrolyt zeichnet sich durch ein günstiges Tieftemperaturverhalten bis -50
°C bei guter Leitfähigkeit aus (Figur 3), ist in einem weiten "elektrochemischen Fenster"
stabil, verhält sich günstig bei der Intercalation von Lithium in Kohlenstoffen und
ist extrem schwer entzündlich. Die Lösungsmittel sind in beliebigen Verhältnissen
miteinander mischbar [Figur 4 zeigt die Temperaturabhängigkeit der Leitfähigkeit eines
Elektrolyten, der aus 30 Vol.-% Propylencarbonat und 70 Vol.-% Monoglykol-bis-tetrafluorethylether
(HC
2F
4OCH
2CH
2OC
2F
4H) besteht und 1 M an Lithium-bis-(trifluormethansulfon)-imid [LiN(CF
3SO
2)
2 ist].
Beispiel 3
[0042] Herstellung eines Sicherheitsbatterieelektrolyten auf der Basis von Propylencarbonat
mit Lithiumhexafluorophosphat (LiPF
6) als Leitsalz.
[0043] Zu 70 Vol.-% Propylencarbonat werden 30 Vol.-% Monoglykol-bis-tetrafluorethylether
(HC
2F
4OCH
2CH
2OC
2F
4H) gegeben. Dieses Lösungsmittelgemisch wird unter Rühren zu 151,9 g (1 mol) Lithiumhexafluorophosphat
(LiPF
6, > 99,9 %, Firma Merck beziehungsweise Hashimoto, kann ohne vorherige Trocknung eingesetzt
werden) gegeben und auf 1 Liter aufgefüllt. Der hergestellte Elektrolyt besteht aus
70 Vol.-% Propylencarbonat, 30 Vol.-% Monoglykol-bis-tetrafluorethylether (HC
2F
4OC
2H
4OC
2F
4H) und ist 1 M an Lithiumhexafluorophosphat. Der Elektrolyt zeichnet sich durch ein
günstiges Tieftemperaturverhalten bis -50 °C bei guter Leitfähigkeit aus (Figur 5),
ist in einem weiten "elektrochemischen Fenster" stabil, verhält sich günstig bei der
Intercalation von Lithium in Kohlenstoffen und ist extrem schwer entzündlich.
Beispiel 4
[0044] Aus 30 Vol.-% Propylencarbonat und 70 Vol.-% Monoglykol-bis-tetrafluorethylether
sowie dem bereits genannten Imid wird eine 1M-Lösung hergestellt. Leitfähigkeitsmessung
siehe Figur 6.
1. Fluorhaltige Lösungsmittel für Lithiumbatterien mit erhöhter Sicherheit, dadurch gekennzeichnet,
daß dem Elektrolytsystem der Batterie mindestens ein teilfluorierter Ether der Formel
(I)
RO-[(CH
2)
mO]
n-CF
2-CFH-X (I)
worin
R eine geradkettige Alkylgruppe mit 1 bis 10 C-Atomen oder eine verzweigte Alkylgruppe
mit 3 bis 10 C-Atomen,
X Fluor, Chlor oder eine Perfluoralkylgruppe mit 1 bis 6 C-Atomen ist, welche auch
Ethersauerstoff enthalten kann,
m eine Zahl von 2 bis 6 und
n eine Zahl von 1 bis 8 ist,
und/oder der Formel (II)
X-CFH-CF
2O-[(CH
2)
mO]
n-CF
2-CFH-X (II)
worin X, m und n die obengenannten Bedeutungen haben,
in einer wirksamen Menge zugesetzt wird.
2. Elektrolyt nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in den Formeln (I) und (II)
X Fluor oder Trifluormethyl ist.
3. Elektrolyt nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß in Formel (I) R eine
Methylgruppe, X Fluor, m 2 und n 1 bis 3 ist sowie in Formel (II) X Fluor, m 2 und
n 1 bis 3 bedeutet.
4. Elektrolyt nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß der Gehalt von Ethern der Formeln (I) und/oder (II) 5 bis 70 Vol.-%, vorzugsweise
20 bis 50 Vol.-%, des gesamten Elektrolytsystems beträgt.
5. Elektrolyt nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß neben mindestens einem Ether
der Formeln (I) und/oder (II) Ethylencarbonat und/oder Propylencarbonat der Batterie
zugesetzt wird.
6. Elektrolyt gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Stabilisierung von Ethern
der Formeln (I) und (II) ein tertiäres, aliphatisches Amin verwendet wird, welches
einen Siedepunkt von mindestens 100 °C bei Normaldruck aufweist und mit 0,1 bis 1,0
Gew.-% in bezug auf den fluorhaltigen Ether verwendet wird.
7. Sekundäre Lithiumbatterie mit erhöhter Sicherheit, dadurch gekennzeichnet, daß die
Batterie ein Elektrolytsystem nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6 enthält.