[0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind hinterlüftete Fassaden, welche im Bereich
der Hinterlüftung mit einer intumeszierenden Masse versehen sind.
[0002] Weiterhin sind Gegenstand der vorliegenden Erfindung Bauelemente für hinterlüftete
Fassaden, in welchen mindestens eine Lüftungsvorrichtung oder ein luftdurchlässiges
Abstandsprofil mit einer intumeszierenden Masse versehen ist, die Verwendung von intumeszierenden
Massen zur Beschichtung von Lüftungsvorrichtungen oder Profilen für hinterlüftete
Fassaden, die Verwendung von Lüftungsvorrichtungen und Profilen, welche mindestens
eine Schicht aus einer intumeszierenden Masse enthalten, zur Herstellung von hinterlüfteten
Fassaden sowie ein Verfahren zur Brandschutzausrüstung von hinterlüfteten Fassaden,
dadurch gekennzeichnet, daß Fassadenelemente im Bereich der Hinterlüftung mit intumeszierenden
Massen versehen werden.
[0003] Der Einsatz von intumeszierenden Massen im baulichen Brandschutz ist beispielsweise
aus EP-A-694 574 bekannt.
[0004] Als Intumeszenzmassen werden Materialien bezeichnet, die unter Hitzeeinwirkung aufschäumen
und dabei einen isolierenden und hitzebeständigen Schaum ("Thermoschaum") bilden,
der die darunter liegenden Flächen und Substrate vor der Feuer- und Hitzeeinwirkung
schützt. Neben der klassischen Dreiermischung Kohlestoffspender, Dehydrationsmittel
und Treibmittel, z. B. Zucker, Ammoniumphosphat und Melamin, sind auch Zweikomponentensysteme
entwickelt worden wie z. B. Melaminphosphat in Mischung mit Borsäure und zunehmend
kommen auch Einkomponentenmaterialien zum Einsatz. Zu den letzteren zählen neben den
altbekannten Alkalisilikaten "Wasserglas" auch Blähglimmer, Blähgraphit, Perlit, Rohvermiculit
u.a.
[0005] Die Verwendung der Intumeszenzmassen im baulichen Brandschutz erfolgt in Form von
Anstrichen, Lacken, Beschichtungen, Pasten, Kitten, Mörteln, Dichtungen, Platten,
Zuschnitten, Streifen, Schaumstoffen, Bahnen, Folien, Profilen u.a. Halbzeugen.
[0006] Mit dem Einsatz von Intumeszenzmassen (auch Dämmschichtbildner genannt) wird versucht,
die Feuerwiderstandsfähigkeit von Bauteilen oder Sonderbauteilen zu verbessern oder
auch eine bessere Brandklassifikation von Baustoffen zu erreichen.
[0007] Hinterlüftete Fassaden bestehen im allgemeinen aus einer Dämmschicht, aus einer nach
außen weisenden Schutz- und Dekorschicht und aus einem zwischen den Schichten, bzw.
zwischen diesen Schichten und der Gebäudeoberfläche befindlichen Hohlraum. Dieser
Hohlraum wird durch gelochte Profile aus Stahl, Aluminium, Holz oder Kunststoff, Gitter
oder Netze, die zwischen den Haltern der Fassade angebracht sind vor Insekten, Schmutzpartikeln
etc. so abgeschirmt, daß eine ausreichende Hinterlüftung gegeben ist. Diese Lüftungsvorrichtungen
und Profile können der mechanischen Stabilisierung der Fassade dienen, müssen jedoch
luftdurchlässig sein, um einen ausgeprägten Luftaustausch innerhalb des Hohlraums
zu ermöglichen. In der Regel werden daher Lochprofile als Abstandshalter verwendet.
[0008] Hinterlüftete Fassaden finden besonders im Außenbereich von Gebäuden weite Verbreitung.
Diese Fassadenbauart hat verschiedene vorteilhafte Eigenschaften, wie Wärmedammung
und Schutz vor Witterungseinflüssen, und verhindert durch die Hinterlüftung die Bildung
feuchter Kammern. Ausführungsformen solcher Fassadensysteme sind beispielsweise in
DE-A-4 212 930 beschrieben. Die bisher bekannten hinterlüfteten Fassaden weisen jedoch
den Nachteil auf, im Brandfall nur unzureichenden Feuerschutz zu gewähren. Im Brandfall
bilden sich im Hinterlüftungssystem durch die starke Hitzeentwicklung kaminartige
intensive Luftströme aus, die Feuerherde anfachen und zur Verbreitung des Brandes
beitragen können. Besonders bei hinterlüfteten Fassaden mit brennbarem Wärmedämmmaterial
ist die Ausbreitung eines Brandes daher oft begünstigt.
[0009] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, hinterlüftete Fassaden mit einem
zuverlässigen Brandschutz bereitzustellen. Demgemäß wurden die eingangs beschriebenen
hinterlüfteten Fassaden gefunden.
[0010] Im Gegensatz zu hinterlüfteten Fassaden mit flächiger Beschichtung mit Brandschutzmitteln
bietet die erfindungsgemäße Lösung, brandgeschützte Lüftungsvorrichtungen und Profile
einzusetzen, einen besonders wirkungsvollen und wirtschaftlichen Brandschutz und verhindert
drastisch die Ausbreitung von Brandherden.
[0011] Die Brandschutzausrüstung der Lüftungsvorrichtungen und Profile kann auf verschiedene
Weise erfolgen. Vorteilhaft sind beispielsweise hinterlüftete Fassaden, deren Lüftungsvorrichtungen
und Profile mit einer intumeszierenden Masse beschichtet sind. Die Beschichtung kann
z. B. durch Streichen, Rollen, Rakeln, Spritzen - mittels Druckgasen oder vorzugsweise
mittels der Airless-Methode - oder durch Tauchen erfolgen. Um die Witterungsbeständigkeit
zu erhöhen, kann auf die Intumeszenzschicht auch eine Deckschicht, z. B. ein Lack
aufgetragen werden.
[0012] Eine besonders einfache und wirkungsvolle Möglichkeit des Brandschutzes von hinterlüfteten
Fassaden besteht darin, die Lüftungsvorrichtungen und Profile mit intumeszierenden
Klebestreifen zu versehen. Derartige Klebestreifen sind handelsüblich. Besonders geeignet
ist der selbstklebend ausgerüstete Streifen Exterdens® F der Firma Dr. Wolman GmbH,
da er neben den günstigen brandschutztechnischen Eigenschaften eine ausgeprägte Langzeitstabilität
aufweist. Wichtig ist dabei, daß die Luftöffnungen der Lüftungsvorrichtungen und Profile
nicht vollständig mit den Klebestreifen verschlossen werden, um den Hinterlüftungseffekt
nicht zu beeinträchtigen. Die meisten handelsüblichen intumeszierenden Klebestreifen
zeigen jedoch im Brandfall ein derart ausgeprägtes Aufschäumverhalten, daß die Beklebung
eines kleinen Teils der Profilfläche ausreicht, um im Brandfall ein weitgehendes Verschließen
des Profils zu bewirken und so die Ausbreitung des Feuers zu verhindern.
[0013] Eine besonders wirtschaftliche Form des Brandschutzes für hinterlüftete Fassaden
besteht darin, zwischen den Haltern der Fassade mit Intumeszenzmasse beschichtete
Netze aus Glasfaser, Kunststoff oder Draht anzubringen, die im Brandfall durch ihren
Thermoschaum einen Abschluß der Hohlräume bewirken.
[0014] Eine weitere erfindungsgemäße Ausführungsform für hinterlüftete Fassaden besteht
darin, Abstandsprofile in Form von ggf. gewinkelten oder U-förmigen Lochblenden oder
Gittern zu verwenden, die aus einem Verbundmaterial mit mindestens einer intumeszierenden
Schicht gefertigt sind.
[0015] Als Grundstoff für ein solches Verbundmaterial können alle synthetischen Kunststoffe
dienen. So kommen beispielsweise Polykondensate, Polymerisate und Polyaddukte, wie
Epoxidharze oder vernetzte Polyurethane, vorzugsweise thermoplastische Polymere, beispielsweise
Polyester, Polyether, Polyetherketone, Polyamide und vorzugsweise Polystyrole, Vinylchloridpolymerisate
und Polyolefine in Frage. Gut geeignete Polyolefine sind beispielsweise in Ullmann's
Encyclopedia of Industrial Chemistry, 5th Edition, Volume A21, Seite 488 bis 546,
VCH 1992 beschrieben. Geeignete Vinylchloridpolymerisate und geeignete Styrolpolymerisate
(Polystyrole) werden beispielsweise in Saechtling, Kunststofftaschenbuch, 23. Auflage,
S. 241 ff und S. 253 ff (1986) beschrieben.
[0016] Bevorzugte Verbundmaterialien enthalten mindestens 50 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht
des erfindungsgemäßen Kunststoffschichtkörpers, eines Thermoplasten, vorzugsweise
Polyolefin oder Vinylchloridpolymerisat, insbesondere PE-HD, oder Polyvinylchlorid
(PVC).
[0017] Unter den Vinylchloridpolymerisaten sind diejenigen besonders gut geeignet, die sich
bei Temperaturen unter 200°C thermoplastisch verarbeiten lassen.
[0018] Als bevorzugte Kunststoffkomponente verwendet man Vinylchloridpolymerisate mit einem
K-Wert, gemessen nach DIN 7749, im Bereich von 10 bis 100, vorzugsweise im Bereich
von 55 - 80. Besonders geeignet sind PVC-Dispersionen in hochsiedenden Lösungsmitteln
mit Zusätzen von Weichmachern, sogenannte Plastisole.
[0019] Die Abstandsprofile aus Verbundmaterial können auf unterschiedliche Art hergestellt
werden, wobei die Herstellungsmethodik dem Fachmann im allgemeinen bekannt ist.
[0020] Zunächst kann ein Kunststofformkörper aus den beschriebenen Kunststoffen nach bekannten
Verarbeitungsverfahren, wie Extrusion, Blasformen oder Laminieren, hergestellt werden.
Unter Umständen ist eine Vorbehandlung des Kunststofformkörpers durchzuführen. Eine
Vorbehandlung kann z.B. durch Beflammen, durch ein Korona-Verfahren, durch mechanische
Vorbehandlung, etwa durch Aufrauhen oder durch chemische Methoden erfolgen. Als chemische
Vorbehandlungsmethoden sind beispielsweise zu nennen: Halogenierung, Grundieren mit
Haftvermittlern, Behandlung mit Ethylen-Comonomer-Kautschuken, mit Polyaminoamiden,
mit Acrylestercopolymeren, mit Polyethyleniminen oder Behandlung mit Oleum oder SO
3.
[0021] Auf diesen Grundkörper kann die intumeszierende Schicht durch Streichen, Rollen,
Rakeln, Spritzen - mittels Druckgasen oder vorzugsweise mittels der Airless-Methode
- oder durch Tauchverfahren auf das Basispolymere aufgetragen werden. Auf die intumeszierende
Schicht können dann gegebenenfalls weitere Schichten aufgetragen werden.
[0022] Insbesondere bei thermoplastisch verarbeitbaren Kunststoffen bietet sich als weiteres
Verfahren zur Erzeugung der intumeszierenden Schicht(en) neben den üblichen thermoplastischen
Verarbeitungsverfahren, wie Spritzguß oder Hohlkörperblasen vorzugsweise die Coextrusion
der Kunststoffe mit der intumeszierenden Masse an. Als gut geeignete Kunststoffe für
die Coextrusion seien beispielhaft die oben genannten Polyolefine, insbesondere die
Ethylenpolymerisate oder die oben beschriebenen Vinylchloridpolymerisate genannt.
[0023] Die Dicke der intumeszierenden Schicht(en) in den Lüftungsvorrichtungen und Profilen
liegt/liegen im Bereich von 0,05 bis 5,0 mm, vorzugsweise im Bereich von 0,2 bis 0,6
mm.
[0024] Weitere Details zu geeigneten Verbundmaterialien sowie zur Herstellung intumeszierender
Massen sind in der älteren deutschen Patentanmeldung Nr. 196 17 592.5 beschrieben.
[0025] Als intumeszierenden Massen in den erfindungsgemäßen hinterlüfteten Fassaden können
prinzipiell alle bekannten derartigen Massen eingesetzt werden. Besonders geeignet
sind intumeszierende Massen mit starkem Aufschäumverhalten und guter Witterungsbeständigkeit.
Geeignet sind beispielsweise intumeszierende Massen, die Blähgraphit enthalten. Blähgraphit
zeigt ein so ausgeprägtes Aufschäumverhalten, daß diese Substanz allein oft schon
einen wirkungsvollen Brandschutz für die hinterlüfteten Fassaden darstellt. Vorteilhaft
werden weiterhin Massen eingesetzt, welche die folgenden Komponenten enthalten:
a) eine phosphorhaltige Stickstoffverbindung,
b) einen Polyalkohol,
c) ein Treibmittel und
d) gegebenenfalls weitere Zusatzstoffe.
[0026] Gut geeignete intumeszierende Mischungen im Sinne der Erfindung enthalten als phosphorhaltige
Stickstoffverbindung(en) a) Ammonium-, Melamin-, Dimelamin-, Harnstoff-, Dicyandiamid-,
Carbamid- und Guanidinphosphate oder deren Mischungen. Bevorzugte Verbindungen a)
sind Ammoniumpolyphosphate und Melaminphosphate oder deren Gemische.
[0027] Der Gehalt der Komponente a) in der intumeszierenden Mischung beträgt im allgemeinen
2 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise 11 bis 40 Gew.-%, bezogen auf die Mischung a) bis d).
[0028] Geeignete Polyalkohole b) sind Glycerin, Glycerinprodukte, Trimethylolethan, Trimethylolpropan,
Tetraphenylethylenglycol, Di-Trimethylolpropan, 2,2-Dimethylolbutanol, Dipentaerythrit,
Tripentaerythrit, EO/PO-Trimethylolpropan, EO/PO-Pentaerythrit, Zucker, Polysaccharide
wie Stärke und Cellulose und deren Mischungen.
[0029] Bevorzugt sind schwerlösliche mehrwertige Alkohole wie Dipentaerythrit oder deren
Gemische.
[0030] Der Gehalt der Komponente b) in der intumeszierenden Mischung beträgt im allgemeinen
2 bis 30 Gew.-%, vorzugsweise 5 bis 18 Gew.-%, bezogen auf die Mischung a) bis d).
[0031] Geeignete Treibmittel c) sind Melaminderivate wie beispielsweise Melamincyanurate,
Melaminphosphate, Melaminborate und nieder- und hochmolekulare Polyethylenimine sowie
in der Hitze CO
2 oder Wasser abspaltende Verbindungen wie Carbonsäuren, Dicarbonsäuren, deren Derivate
und anorganische Salze wie CaCO
3 und Ammoniumcarbonat.
[0032] Bevorzugt sind im Wasser schwerlösliche Stickstoffverbindungen wie Melamin und Melamincyanurat
oder deren Gemische.
[0033] Der Gehalt der Komponente c) in der intumeszierenden Mischung beträgt im allgemeinen
2 bis 15 Gew.-%, vorzugsweise 2 bis 10 Gew.-%, bezogen auf die Mischung a) bis d).
[0034] Es hat sich als vorteilhaft herausgestellt, wenn die intumeszierende Mischung als
Komponente d) noch Zusatzstoffe enthält, z.B. blähdruckentwickelnde Stoffe wie Blähgraphit,
anorganische Füllstoffe wie Calciumcarbonat, wasserfreisetzende Stoffe wie Aluminiumhydroxyd,
Magnesiumhydroxyd, Calciumhydroxid und Bariumhydroxid, vorzugsweise Aluminiumhydroxid
oder Magnesiumhydroxid, weiterhin Weichmacher, Verdicker, Verlaufsmittel, Entschäumer,
Haftvermittler und insbesondere rheologische Zusätze.
[0035] Weitere geeignete Flammschutzadditive sind beispielsweise Borverbindungen wie Borsäure,
Metallborate, Aminoborate und Borane, organische Halogenverbindungen, wie hochchlorierte
aliphatische Kohlenwasserstoffe, aliphatische und aromatische Bromverbindungen (z.B.
Hexabromcylododecan) und Chlorparaffine, Metallocene, wie Ferrocen, Azidodicarbonsäurediamide,
roter Phosphor und organische Phosphorverbindungen, wie chlorhaltige Phosphorpolyole
auf Basis oligomerer Phosphorsäureester.
[0036] Die Summe der Komponenten d) kann in der vorteilhaften Mischung zu 0 bis 60 Gew.-%,
vorzugsweise 0,5 bis 50 Gew.-% enthalten sein, bezogen auf die Mischung a) bis d).
[0037] Der Gewichtsanteil aus blähdruckentwickelnder Komponente und anorganischen Füllstoffen
oder wasserfreisetzenden Stoffen in der Gesamtmasse der Komponente d) liegt üblicherweise
im Bereich von 20 bis 60 Gew.-%, vorzugsweise im Bereich von 30 bis 50 Gew.-%, bezogen
auf die Gesamtmasse der Komponente d).
[0038] Besonders gut geeignete intumeszierende Verbundmaterialien enthalten als Kunststoff-Komponente
Plastisol, wie bereits definiert, als Komponente a) Ammoniumphosphat, als Komponente
b) Dipentaerythrit, als Komponente c) Dicyandiamid und als Komponente d) Blähgraphit
und Aluminiumhydroxid.
[0039] Prinzipiell eignen sich die erfindungsgemäßen hinterlüfteten Fassaden für Innen-
und Außenverkleidungen von Gebäuden. Besondere Vorteile bieten diese Fassaden jedoch
im Außenbereich, da dort Wärmedämmung und Witterungsbeständigkeit besonders zum Tragen
kommen.
[0040] Hinterlüftete Fassaden werden üblicherweise aus Fertigelementen errichtet. Es ist
erfindungsgemäß besonders vorteilhaft, diese Bauelemente bereits so auszurüsten, daß
sie im Bereich der Hinterlüftung mit intumeszierenden Massen versehen sind.
[0041] Bevorzugt sind Bauelemente, in welchen mindestens eine Lüftungsvorrichtung oder ein
luftdurchlässiges Profil mit einer intumeszierenden Masse versehen ist.
Beispiele:
[0042] Die Brandprüfungen wurden in folgender Versuchsanordnung durchgeführt: An zwei feuerfesten
Wänden (200 x 300 x 30 cm), im parallelen Abstand von 10 cm wurden 4 Stahlwinkel mit
einer Schenkellange von 5 mm als Halterungen angeschraubt. Auf diese Stahlwinkel wurde
das Abstandsprofil (Lochblech 4/6) der Maße 200 x 100 x 2 mm gelegt.
Beispiel 1
[0043] Beschichtung eines Profils mit intumeszierenden selbstklebenden Bändern, wobei die
Lochabdeckung ca. 50 % betrug. Als intumeszierende Steifen wurden die handelsüblichen
selbstklebenden Bänder Exterdens® und Exterdens® F-M1 obenliegend eingesetzt.
[0044] Derartig ausgestaltete Lochprofile wurden von unten mit dem Bunsenbrenner beflammt.
Der Abstand Oberkante Bunsenbrenner - Lochblech betrug jeweils 10 cm. Nach 60 Sekunden
waren die Steifen intumesziert und die Löcher des Profils komplett zugeschäumt. Die
Temperatur auf der feuerabgewandten Seite lag nach 30 minütiger Beflammung zwischen
145 und 165°C.
Beispiel 2
[0045] Analog zu Beispiel 1 wurde ein Profil der Maße 200 x 100 x 3 mit einem selbstklebenden
Streifen (Breite: 10 mm, Dicke: 2 mm) ausgestattet, der folgende Zusammensetzung besaß:
PVC-E-Pulver Vinnolit® 44472 (Vinnolit Kunststoff GmbH) |
22,00 % |
Trikresylphosphat, Disflamol® TKP (Bayer AG) |
15,60 % |
Dibutylphthalat |
6,40 % |
Aluminiumhydroxid |
3,00 % |
Ammoniumpolyphosphat |
23,32 % |
Melamincyanurat |
16,96 % |
Pentaerythrit |
12,72 % |
[0046] Ein deratig ausgestattetes Lochprofil wurde in die oben beschriebene Haltevorrichtung
gelegt und von unten mit einem Wärmestrahler Typ Infra-Boy® SLR (Ausgangsgasdruck
50 mbar, Oberflächentemperatur der Strahlerfläche 800°C) geprüft.
[0047] Der Abstand Strahleroberfläche - Lochblech betrug 17 cm. Nach wenigen Sekunden der
Hitzebelastung wurde beginnende Intumeszenz beobachtet. Nach ca. 2 Minuten waren die
Löcher vollständig zugeschäumt.
[0048] Die max. Temperatur nach 30 Minuten der Hitzeeinwirkung betrug auf der strahlerabgewandten
Seite 140°C.
Beispiel 3
[0049] Lüftungsvorrichtung mit intumeszierendem Anstrich Ein Profil (Lochblech 4/6), Maße
200 x 100 x 3 mm (analog Beispiel 1) wurde beidseitig mit einem intumeszierenden Anstrich
enthaltend:
Wasser |
20.80 % |
Tylose |
3,00 % |
Disperbyk®, Alkylolammoniumsalz (Byk-Chemie GmbH) |
0,20 % |
Titandioxid |
4,00 % |
Pentaerythrit |
12,00 % |
Ammoniumpolyphosphat, Hostaflam® AP 422 (Hoechst AG, Frankfurt) |
24,00 % |
Melamin |
14,00 % |
Mowilith® DW460, Polyvinylacetat-Dispersion (Hoechst AG) |
20,00 % |
Cereclor 60 L C10-C13 Chlorparaffin, |
2,00 % |
C-Gehalt 60% (Deutsche ICI GmbH, Frankfurt) |
|
versehen (Auftragsmenge 400 g/m
2, naß) und nach Trocknen über Nacht mit einem Bunsenbrenner analog Beispiel 1 von
unten beflammt.
[0050] Der Brandversuch wurde nach 32 Minuten abgebrochen. Auf der feuerabgewandten Seite
wurde gegen Versuchsende eine Temperatur von 185°C gemessen.
Beispiel 4
[0051] Eine Lüftungsvorrichtung in Form eines handelsüblichen Glasfasernetzes (Maschenweite
0,5 mm, Stärke 0,2 mm) wurde mit einer intumeszierenden Masse folgender Zusammensetzung
imprägniert bzw. getränkt (Auftragsmenge: ca. 350 g/m
2, naß):
Epoxidharz, Epoxidwert 0,2-0,0225 Hydroxidwert ca. 0,23, Eurepox® 7001 (Schering AG) |
31,00 % |
Aluminiumhydroxid, |
6,50 % |
Blähgraphit, blähfähiger Naturgraphit |
6,85 % |
C-Gehalt > 95 % (LUH - Georg Luh GmbH, 65396 Walluf) |
|
Dipentaerythrit |
1,05 % |
Melamin |
0,16 % |
Ammoniumpolyphosphat |
0,39 % |
Xylol |
14,05 % |
Bitumen, Spezial Tar® Nr. 1 (Worlée-Chemie, Hamburg) |
20,00 % |
Polyaminhärter, Polyamidoamidaddukt Euredur® 423 (Schering AG) |
20,00 % |
[0052] Nach Fixierung dieses beschichteten Glasfasergewebes der Maße 200 x 100 x 2 mm in
obiger Haltevorrichtung, wurde eine Hitzebeanspruchung analog Beispiel 2 durchgeführt.
Strahlertemperatur an der Strahleroberfläche betrug 500°C. Der Abstand des Wärmestrahlers
zum Fassadensegment betrug 17 cm.
[0053] Die Intumeszenz trat nach wenigen Sekunden ein. Die Netzstruktur war nach ca. 2 Minuten
ganzflächig geschlossen. Die Temperatur auf der strahlerabgewandten Seite betrug nach
15 minütiger Versuchsdauer im Maximum 155°C.
Beispiel 5
[0054] Beschichtung eines Profils mit intumeszierenden Pasten Auf ein Abstandsprofil, wie
in Beispiel 1 beschrieben, wurde die handelsübliche intumeszierende Paste Interdens®
Typ 40 (Hersteller: Dr. Wolman GmbH, Sinzheim) sowie eine intumeszierende Paste nach
folgender Rezeptur aufgetragen:
Polyvinylalkohol, teilverseift, Mowiol®3-83 (Hoechst AG) |
25,00 % |
Monoammoniumphosphat |
22,88 % |
Dicyandiamid |
16,64 % |
Pentaerythrit |
12,48 % |
Ammoniumpolyphosphat Colanylschwarz® PR 100 (Hoechst AG) |
8,80 % |
Blähgraphit, blähfähiger Naturgraphit, C-Gehalt Y 95 % (Tropag, O. Ritter Nachf. GmbH) |
|
Aminboratlösung |
1,00 % |
Kelzan®S, Polysaccharidverdicker, (Lanco, Ritterhude) |
1,00 % |
Wasser |
3,30 % |
[0055] Die Pasten wurden mit einer Kartusche (Düsendurchmesser 8,0 mm) als S-förmiger Wulst
(Bogendurchmesser ca. 4 cm) auf das Lochblech aufgetragen. Nach dem Trocknen wurde
ein Bunsenbrennertest analog Beispiel 1 durchgeführt.
[0056] Auch hier beobachtet man nach wenigen Sekunden die beginnende Ausbildung des Thermoschaums.
Nach ca. 2 Minuten war das Lochgitter durch den voluminösen Thermoschaum vollständig
abgedeckt.
[0057] Nach 30 Minuten betrug die Temperatur an der feuerabgewandten Seite 160°C.
Beispiel 6
[0058] Lüftungsvorrichtung aus PVC-Verbundmaterial der Abmessung 200 x 100 x 6 mm
Auf eine Hart-PVC-Platte Vinnoflex® S 6515 (BASF AG) wurde beidseitig eine intumeszierende
Masse folgender Zusammensetzung aufgewalzt und gepreßt.
Phosphatester, Disflamol® TKP (Bayer AG) |
15,00% |
Aluminiumhyroxid |
39,34 % |
Zinkborat |
1,06 % |
Blähgraphit, blähfähiger Naturgraphit |
14,60 % |
C-Gehalt > 95% Erpan® MBS (Tropag, O. Ritter Nachf. GmbH) |
|
Monoammoniumphosphat |
7,50 % |
PVC-Harz, Vinnolit® P 4472 (Vinnolit Kunststoff GmbH) |
22,50 % |
Mischgewichtsverhältnis Hart-PVC-/intumeszierende Masse 60:40
Walzbedingungen: 8 Minuten bei 180°C
Preßbedingungen bei 170°C:
3 Minuten Temperaturausgleich,
3 Minuten bei 200 bar, ohne Filterpapier
[0059] Die intumeszierende Schicht des PVC-Verbundmaterials betrug unter diesem Bedingungen
jeweisl 1,5 mm. In die Verbundmaterialplatten der Abmessungen 200 x 100 x 6 mm wurden
regelmäßig Löcher mit einem Durchmesser von 4,0 mm in Abstand von 6,0 mm gebohrt.
Die Reihen der Löcher waren zueinander versetzt, so daß die größtmögliche Anzahl an
Löchern erreicht wurde.
[0060] Eine derart präparierte Verbundmaterialplatte wurde in die beschriebene Halterungsvorrichtung
gelegt und von unten mit dem Bunsenbrenner beflammt (analog Beispiel 1). Durch die
sofort eintretende Intuneszenz waren nach wenigen Minuten sämtliche Löcher zugeschäumt
und der Raumabschluß gegeben. Nach Versuchsende wurde an der feuerabgewandten Seite
eine Temperatur von 178°C gemessen.
Beispiel 7
Brandversuch einer hinterlüfteten Fassade
[0061] Bei diesem Praxisversuch wurde eine hinterlüftete Fassade geprüft. Die Unterkonstruktion
bestand aus Aluminiumprofilen T, die mit Wandhaltern befestigt wurden. Die Wärmedämmung
bestand aus Steinwolleplatten (Rockwool) mit aufgebrachtem Glasvlies (Dichte Steinwolle
ca. 25-40 kg/m
3). Auf der Unterkonstruktion wurden Putzfassadenelemente aus recyceltem Altglas, einseitig
verputzt mit WDVS-Putz (Hersteller der Platte: StoVerotec, Deutschland), mit Schnellbauschrauben
befestigt. Der Abstand zwischen Putzfassaden und Steinwolleplatten betrug ca. 2 cm.
Im Bereich des Fenstersturzes befand sich ein Lochblech 4/6, das die Hinterlüftung
der Fassade gewährleistete. Auf diesem Blech war ein Streifen Exterdens® F 10x2 mm
selbstklebend befestigt worden, der die Aufgabe hatte, im Brandfall die Hinterlüftung
zu unterbrechen und somit eine beiderseitige Beflammung der Fassadenplatten zu verhindern.
[0062] Bei einem zweiten Versuch wurden zusätzlich 0,5 m und 1,0 m über den Fenstersturz
weitere Lochbleche mit Exterdens® F - Streifen als Brandbarrieren angebracht.
Versuchsdurchführung
[0063] Im Bereich der Fensterleibung wurde eine 25 kg Holzkrippe (genagelt) als Brandlast
eingestellt (Holzart: Kiefer). Gezündet wurde die Brandlast mit 2 x 200 ml Isopropanol.
Die Holzkrippe zerfällt nach ca. 20 Minuten. Der Versuch wird über 30 Minuten geführt.
[0064] Thermoelemente befanden sich
- > 3
- an der Unterseite des Fenstersturzes (links, rechts, Mitte)
- > 2
- im Bereich des Hinterlüftungsblechs oberhalb des Dämmschichtbildners
- > 2
- 0,5 m über dem Fenstersturz (Brandsperre 2)
[0065] Der Brandraum wurde von hinten zusätzlich belüftet.
Ergebnis:
Versuch 1:
[0066] Die Fassade hatte die Schutzziele gemäß deutscher Hochhausbaurichtlinie für den Hochhausbereich
erfüllt. Die Rauchentwicklung während des Versuchs war gering (ausdampfende Bindemittel)
Versuch 2:
Wie Versuch 1
[0067] Die Brandsperre 0,5 m oberhalb des Fenstersturzes war vollständig aufgeschäumt und
konnte so einen Transport heißer Gase unterbinden.
Die Brandsperre 1,0 m über dem Fenstersturz zeigte nur geringe Reaktionen. Jedoch
waren in diesem Bereich die Temperaturen so gering, daß mit einem Aufschäumen nicht
zu rechnen war.
Ergebnis
[0068] Die beiden Versuche zeigten, daß Brandsperren in hinterlüfteten Fassaden wirkungsvoll
den Flammeneintrag in die Hinterlüftung unterbinden bzw. den Transport von heißen
Gasen verhindern.
Beispiel 8
Brandversuch an einem hinterlüfteten Fassadenelement
[0069] Für das hinterlüftete Fassadensystem wurde folgender Aufbau gewählt:
[0070] Eine Aluminiumunterkonstruktion der Maße 400 x 400 mm wurde in Form eines Doppelrahmens
zusammengefügt, so daß ein Hinterlüftungsspalt von 40 mm resultierte. In die Rückwand
der Rahmenkonstruktion wurde eine Steinwolledämmung (Rockwool, A2) der Dicke 80 mm
eingelegt. Auf die Fassadenfront (Vorderseite der Rahmenkonstruktion) wurde eine handelsübliche
Resopal®-Deckplatte (HPL-Platte, B1) der Fa. Resopal aufgeschraubt. Auf den Innenseiten
der Rahmenkonstruktion wurden auf halber Höhe zwei parallel gegenüberliegende Aluminiumschienen
für die Aufnahme der Brandschutzstreifen angenietet.
[0071] Die Aluminiumschienen waren so dimensioniert, daß in ihre Nut ein Exterdens® FB Streifen
der Maße 400 x 16 x 2 mm (sk), eingeführt werden konnte. Unter Temperaturbelastung
sollte der konstruktionsbedingte Hinterlüftungsspalt von 40 mm durch einen waagrechten
Schäumungsvorgang geschlossen werden.
Versuchsdurchführung
[0072] Das Fassadenelement wurde so über zwei Bunsenbrennern positioniert, daß sich die
Oberkanten der Brenner ca. 50 mm unterhalb der Brandsperren befanden. Die Bunsenbrenner
wurden dabei mittig in den Hinterlüftungsraum im Abstand von 100 mm gestellt. Oberhalb
der Alu-Schienen wurde im Abstand von 50 mm ein Thermoelement in den Hinterlüftungsspalt
geführt. Zu Beginn der Beflammung wurde ein rasches Ansteigen der Temperaturen auf
480°C - 500°C gemessen.
[0073] Nach wenigen Sekunden (5 - 10 sec.) sprach das intumeszierende System an. Ein rasches
aufeinander Zubewegen des Thermoschaums führte zum Verschluß des Hinterlüftungsspalts.
Die gemessenen Temperaturen oberhalb der Brandsperren reduzierten sich in Folge rasch
auf Werte zwischen 190°C - 198°C. Nach ca. 25 - 30 sec. war der Spalt über der gesamten
Breite des Fassadenelements vollständig zugeschäumt.
[0074] Die gemessene Temperatur lag während der gesamten Versuchsdauer nahezu konstant bei
195°C. Nach 15 Min. wurde der Brandversuch abgebrochen. Der gebildete Thermoschaum
erwies sich als kompakt und tragfähig.
[0075] Während des Versuchs wurde kein abschmelzendes Aluminium der Unterkonstruktion beobachtet.
Die Rauchentwicklung während des Brandversuchs war mäßig. Des weiteren wurde kein
Abfallen oder Ablösen der Fassadenplatten festgestellt.
1. Hinterlüftete Fassaden, welche im Bereich der Hinterlüftung mit intumeszierenden Massen
versehen sind.
2. Hinterlüftete Fassaden nach Anspruch 1, in welchen mindestens eine Lüftungsvorrichtung
oder ein luftdurchlässiges Profil mit einer intumeszierenden Masse versehen ist.
3. Hinterlüftete Fassaden nach Anspruch 2, in welchen die Lüftungsvorrichtungen oder
die Profile mit einer intumeszierenden Masse beschichtet sind.
4. Hinterlüftete Fassaden nach Anspruch 2, in welchen die Lüftungsvorrichtungen oder
die Profile mit intumeszierenden Streifen versehen sind.
5. Hinterlüftete Fassaden nach Anspruch 2, in welchen die Lüftungsvorrichtungen oder
die Profile aus einem Verbundmaterial mit mindestens einer intumeszierenden Schicht
gefertigt sind.
6. Hinterlüftete Fassaden nach den Ansprüchen 1 bis 5, wobei die intumeszierende Masse
Blähgraphit enthält.
7. Hinterlüftete Fassaden nach den Ansprüchen 1 bis 5, wobei die intumeszierende Masse
die folgenden Komponenten enthält:
a) eine phosphorhaltige Stickstoffverbindung,
b) einen Polyalkohol,
c) ein Treibmittel und
d) gegebenenfalls weitere Zusatzstoffe.
8. Hinterlüftete Fassaden nach den Ansprüchen 1 bis 7 im Außenbereich.
9. Bauelemente für hinterlüftete Fassaden, welche im Bereich der Hinterlüftung mit intumeszierenden
Massen versehen sind.
10. Bauelemente für hinterlüftete Fassaden nach Anspruch 9, in welchen mindestens eine
Lüftungsvorrichtung oder ein luftdurchlässiges Profil mit einer intumeszierenden Masse
versehen ist.
11. Verwendung von intumeszierenden Massen zur Beschichtung von Lüftungsvorrichtungen
oder Profilen für hinterlüftete Fassaden gemäß den Ansprüchen 1 bis 8.
12. Verwendung von Lüftungsvorrichtungen oder Profilen, welche mindestens eine Schicht
aus einer intumeszierenden Masse enthalten, zur Herstellung von hinterlüfteten Fassaden
gemäß den Ansprüchen 1 bis 8.
13. Verfahren zur Brandschutzausrüstung von hinterlüfteten Fassaden gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Fassadenbauelemente im Bereich der Hinterlüftung mit
intumeszierenden Massen versehen werden.
14. Verfahren zur Brandschutzausrüstung von hinterlüfteten Fassaden nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet, daß Lüftungsvorrichtungen oder luftdurchlässige Profile mit
intumeszierenden Massen versehen werden.