[0001] Die Erfindung betrifft einen Radialdrehschieber nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1. Radialdrehschieber dienen zur Steuerung des Dampfdurchsatzes bei einer Dampfturbine.
Mit einem unbeweglichen Festring und einem konzentrisch auf diesem drehbeweglich angeordneten
Drehring, dessen Winkelstellung durch einen Servomotor veränderbar ist, gelingt es,
in beiden Ringen vorgesehene Steuerschlitze mehr oder weniger zu öffnen oder zu schließen.
[0002] Im Dampfturbinenbau verwendet man zur Steuerung von Dampfentnahmen fast ausschließlich
Ventile, obwohl Drehschieber im Vergleich hierzu relativ einfach aufgebaut sind und
auch noch einige andere Vorzüge aufweisen. Problematisch sind allerdings die Gleitbedingungen,
unter denen jeweils der Drehring auf dem Festring drehbeweglich verschiebbar sein
muß. Von wesentlicher Bedeutung sind hierbei die durch statische Dampfkräfte erzeugten
Druckverhältnisse, da diese für die Reibung zwischen den aufeinander gleitenden Teilen
verantwortlich sind. Während Axialdrehschieber von dieser Poblematik voll getroffen
werden, ergibt sich bei Radialdrehschiebern durch das Gegeneinanderwirken der statischen
Dampfkräfte automatisch eine statische Entlastung des außen liegenden Drehrings.
[0003] Aus der DE 42 14 775 A1 ist ein Axialdrehschieber bekannt, bei dem mit Hilfe von
Axialnadeldrehkränzen die Gleitreibung des Drehrings weitgehend durch eine Rollenreibung
abgelöst ist. Eine entsprechende Rollenlagerung ist selbstverständlich auch bei Radialdrehschiebern
möglich, aber nur dann akzeptabel, wenn der hierbei entstehende Gleitspalt so klein
ist, daß die dadurch bedingten Dampfverluste gering bleiben. Ein sehr schmaler Gleitspalt
ist aber nicht nur wegen geringer Fertigungstoleranzen schwer zu beherrschen, sondern
kann auch unter normalen Betriebsbedingungen zu Problemen führen. Drehschieber unterliegen
beim Einsatz Temperatureinwirkungen von einigen hundert Grad. Durch uneinheitliche
Wärmedehnungen beim Drehring einerseits und Festring andererseits können große, jede
Bewegung verhindernde Hemmkräfte entstehen, weil die vorgesehenen Spiele verschwinden
und dadurch regelrechte

Klemmverbindungen" erzeugt werden.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, einen Radialdrehschieber nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 zu schaffen, bei dem es gelingt die Breite des Gleitspaltes zu optimieren
und das Risiko einer für den Turbinenbetrieb äußerst gefährlichen Klemmung des Systems
zu vermeiden oder zumindest deutlich zu vermindern.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 gekennzeichneten Merkmale gelöst. Zweckmäßige
Ausgestaltungen und Weiterbildungen des Erfindungsgegenstandes sind in den Unteransprüchen
genannt.
[0006] So wie das Turbinengehäuse durch eine Teilfuge in ein Ober- und ein Unterteil gespalten
ist, sind auch Fest- und Drehring bei einem Radialdrehschieber grundsätzlich geteilt.
Im Unterschied zu herkömmlichen Konstruktionen ist es jedoch ein wesentlicher Vorteil
der erfindungsgemäßen Lösung, daß Drehringoberteil und Drehringunterteil nicht starr,
sondern durch geeignete Verbindungsmittel so miteinander verbunden sind, daß der Abstand
von mindestens zwei sich gegenüberstehenden Enden dieser beiden Ringhälften veränderbar
ist. Dadurch ist eine Veränderung des Drehring-
[0007] Innendurchmessers ermöglicht, und es kann das für Drehbewegungen erforderliche Gleitspiel
zwischen Drehring und Festring angepaßt werden.
[0008] Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung des Erfindungsgegenstandes sieht vor, daß
die Verbindungsmittel mit mindestens einem Federelement zusammenwirken, das die beiden
Teile des Drehrings im Normalfall fest zusammenhält, aber unter der Einwirkung von
Klemmkräften automatisch eine Vergrößerung des Gleitspiels ermöglicht.
[0009] Der bei einer Verwendung von Federelementen naheliegende Einsatz von je einem Federelement
an den beiden Enden der miteinander zu verbindenden Ringhälften, kann dadurch noch
vereinfacht werden, daß zwei sich gegenüberstehende Enden der beiden Drehringhälften,
durch ein Scharnier zusammengehalten werden, so daß nur ein Federelement benötigt
wird.
[0010] Für den Einsatz des Federelementes an den beiden sich gegenüberstehende Enden der
beiden Drehringhälften, die nicht durch ein Scharnier verbunden sind, ist vorgesehen,
daß hier eine Bundschraube angreift, die in eine Gewindebuchse der einen Drehringhälfte
eingeschraubt ist. Mit ihrem Kopf erfaßt die Bundschraube eine Druckfeder, die sich
auf einem Kragen der anderen Drehringhälfte abstützt. Sobald Klemmkräfte auftreten,
die größer sind als die von der Druckfeder ausgehende, die beiden Ringhälften verbindende
Federkraft, vergrößert sich an dieser Stelle die Teilfuge zwischen den beiden Ringhälften
und die Gleitreibung vermindert sich.
[0011] Eine noch sicherere Öffnung der Teilfuge bei zu hoher Gleitreibung wird dann erreicht,
wenn die Stellkräfte des den Drehring betätigenden Servomotors unmittelbar an der
Teilfuge angreifen. Hierzu ist vorgesehen, daß ein die Verbindung zum Servomotor herstellender
Anlenkhebel an einer Anlenkgabel endet, an deren Gabelzinken je ein nach innen weisender
Bolzen befestigt ist und daß diese beiden Bolzen mittig zur Teilfuge in eine Bohrung
eingreifen, die je zur Hälfte im Drehringoberteil und Drehringunterteil ausgespart
ist.
[0012] Die Steuerprofile bestimmen die Art der Steuerschlitze, die ihrerseits zum Dampfkanal
gehören und entsprechend der Stellrichtung des Drehrings geöffnet oder geschlossen
werden. Es ist vorteilhaft den Steuerprofilen eine aerodynamische Form zu geben. Hierbei
werden dem Festring die Profilköpfe zugeordnet, während die Profilenden im Festring
liegen. Das Gesamtprofil kommt dann bei voller Steuerschlitzöffnung zur Geltung.
[0013] Obwohl das automatische Vergrößern des Gleitspiels sehr vorteilhaft ist, könnte man
alternativ auch Verbindungsmittel vorsehen, die mit entsprechenden Werkzeugen, vorzugsweise
durch Betätigung von Schraubelementen, einstellbar sind. Hierdurch wäre es möglich
in jedem Einzelfall das benötigte Gleitspiel zu optimieren.
[0014] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und werden
im folgenden näher beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1
- einen radialen Schnitt durch ein Dampfturbinengehäuse im Bereich des Drehschiebers,
mit Ober- und Unterteil und Verbindungsmitteln,
- Fig. 2
- ein vergrößertes Detail X des Radialdrehschiebers mit Verbindungsmitteln und Betätigungsmitteln
des Servomotors,
- Fig. 3
- einen Schnitt durch die Betätigungsmittel nach Fig. 2 entlang der Schnittlinie AA
im Bereich der Teilfuge.
[0015] Das Verständnis der zu beschreibenden Anordnung wird erleichtert, wenn man die sich
ergänzenden Details aller Fig. 1 bis 3 gemeinsam in die Betrachtung mit einbezieht.
Innerhalb eines Turbinengehäuses 3 befindet sich ein Radialdrehschieber 1, 2 mit seinem
Festring 1 und seinem konzentrisch dazu angeordneten, außenliegenden Drehring 2. Sowohl
das Turbinengehäuse 3, als auch der Radialdrehschieber 1,2 sind entlang einerTeilfuge
16 in Ober- und Unterteile geteilt.
[0016] Die Dampfsteuerung erfolgt mit Steuerprofilen 4, deren Profilköpfe 4a dem Drehring
2 und deren Profilenden 4b dem Festring 1 zugeordnet sind. Zwischen den Steuerprofilen
liegen Steuerschlitze 17, die zum Dampfkanal 5 gehören und in den vorliegenden Darstellungen
voll geöffnet sind. Bei dieser Winkelstellung des Drehrings 2 zum Festring 1 liegen
Profilköpfe 4a und Profilenden 4b formschlüssig aufeinander und bilden durch ihre
aerodynamisch optimierte Form nur einen relativ geringen Widerstand für den in Dampfrichtung
7 vom Dampfkanal-Vorderteil 5a zum Dampfkanal-Hinterteil 5b durchströmenden Dampf.
Von hier aus gelangt der Dampf dann zu den Laufschaufeln des Turbinenrotors 6. Durch
Drehen des Drehrings 2 können sich die Profilköpfe 4a gegenüber den Profilenden 4b
soweit verschieben, daß die Steuerschlitze 17 völlig geschlossen werden. Bei vermindertem
Querschnitt der Steuerschlitze 17 spielt die Form der Steuerprofile 4 dann keine so
große Rolle mehr.
[0017] Zum drehbeweglichen Verstellen des Drehrings 2 gegenüber dem Festring 1 dient ein
nicht dargestellter Servomotor, der über einen Anlenkhebel 10 am Drehring 2 angreift.
Hierzu befindet sich am Ende des Anlenkhebels 10 eine Anlenkgabel 11 mit Gabelzinken
11a, 11b, in denen nach innen weisende Bolzen 12 befestigt sind, die im Bereich der
Teilfuge 16 in entsprechende Bohrungen im Drehring 2 eingreifen. Bei der in soweit
beschriebenen Anordnung würde eine vom Servomotor ausgehende Zugkraft den Drehringunterteil
2b vom Drehringoberteil 2a wegziehen während sich bei einer Druckkraft die Verhältnisse
umkehren würden. In beiden Fällen würde sich aber der Innendurchmesser des Drehrings
2 bzw. der in der Teilfuge 16 liegende Spalt vergrößern.
[0018] Eine Vergrößerung des Innendurchmessers soll jedoch nur dann stattfinden, wenn die
Gleitreibung einen vorgegebenen Grenzwert überschreitet, um dann diesen Wert auf einen
angemessenen Betrag zu vermindern. Hierzu ist eine entsprechend dimensionierte Druckfeder
15 vorgesehen, die vom Kopf einer Bundschraube 14 erfaßt und gegen einen Kragen 19
des Drehringoberteils 2a gepreßt wird. Da die Bundschraube 14 in eine Gewindebuchse
13 des Drehringunterteils 2b eingeschraubt ist, werden Drehringoberteil 2a und Drehringunterteil
2b von der Druckfeder 15 mit der ihr eigenen Federkraft zusammengehalten. Nur wenn
zwischen Drehring 2 und Festring 1 eine Friktion auftritt, die diese Federkraft überschreitet,
vergrößert sich bei Betätigung des Anlenkhebels 10 der Spalt im Bereich der Teilfuge
16 soweit, daß die Gleitreibung sinkt und eine Drehbewegung möglich wird.
Bezugszeichenliste
[0019]
Festring (1)
Drehring (2)
Drehringoberteil (2a)
Drehringunterteil (2b)
Turbinengehäuse (3)
Steuerprofile (4)
Profilköpfe (4a)
Profilenden (4b)
Dampfkanal (5)
Dampfkanal-Vorderteil (5a)
Dampfkanal-Hinterteil (5b)
Laufschaufeln des Turbinenrotors (6)
Dampfrichtung (7)
Scharnier (8)
Scharnierwelle (9)
Anlenkhebel (10)
Anlenkgabel (11)
Gabelzinken (11a, 11b)
Bolzen (12)
Gewindebuchse (13)
Bundschraube (14)
Klemmfeder (15)
Teilfuge (16)
Steuerschlitze (17)
Gleitspalt (18)
Kragen (19)
1. Radialdrehschieber zur Steuerung des Dampfdurchsatzes bei einer Dampfturbine, mit
einem unbeweglichen Festring (1) und einem konzentrisch auf diesem drehbeweglich angeordneten
Drehring (2), dessen Winkelstellung durch einen Servomotor veränderbar ist und der
erste Steuerprofile (4a) besitzt, die mit entsprechenden zweiten Steuerprofilen (4b)
des Festrings (1) so korrespondieren, daß zwischen den Steuerprofilen (4) liegende
Steuerschlitze (17) im Sinne eines Öffnens oder Schließens veränderbar sind, wobei
der Drehring (2) im Bereich der Teilfuge (16) in ein Drehringoberteil (2a) und ein
Drehringunterteil (2b) geteilt ist, dadurch gekennzeichnet, daß Drehringoberteil (2a) und Drehringunterteil (2b) durch geeignete Verbindungsmittel
(8, 9; 11 bis 15) so miteinander verbunden sind, daß der Abstand von mindestens zwei
sich gegenüberstehenden Halbringenden veränderbar ist, und dadurch eine Veränderung
des Drehring-Innendurchmessers ermöglicht, um das für Drehbewegungen erforderliche
Gleitspiel zwischen Drehring (2) und Festring (1) anzupassen.
2. Radialdrehschieber nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindungsmittel
mit mindestens einem Federelement (15) zusammenwirken, das die beiden Teile des Drehrings
(2) im Normalfall fest zusammenhält aber unter der Einwirkung von Klemmkräften automatisch
eine Vergrößerung des Gleitspiels ermöglicht.
3. Radialdrehschieber nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Verbindungsmittel (8, 9; 11 bis 15) ein Scharnier (8) besitzen, das zwei sich
gegenüberstehende Enden der beiden Drehringhälften (2a, 2b) zusammenhält.
4. Radialdrehschieber nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß an den beiden anderen
sich gegenüberstehende Enden der beiden Drehringhälften (2a, 2b), die nicht durch
das Scharnier (8) verbunden sind, eine Bundschraube (14) angreift, die in eine Gewindebuchse
(13) der einen Drehringhälfte (2b) eingeschraubt ist und mit ihrem Kopf eine Druckfeder
(15) erfaßt, die sich auf einem Kragen der anderen Drehringhälfte (2a) abstützt.
5. Radialdrehschieber nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß ein die Verbindung zum Servomotor herstellender Anlenkhebel (10) an einer Anlenkgabel
(11) endet, an deren Gabelzinken (11a, 11b) je ein nach innen weisender Bolzen (12)
befestigt ist und daß diese beiden Bolzen (12) mittig zur Teilfuge (16) in eine Bohrung
eingreifen, die je zur Hälfte im Drehringoberteil (2a) und Drehringunterteil (2b)
ausgespart ist.
6. Radialdrehschieber nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Steuerprofile (4) aus dem Drehring (2) zugeordneten Profilköpfen (4a) und
dem Festring (1) zugeordneten Profilenden (4b) bestehen und diese durch ihre Stellung
zueinander die zu einem Dampfkanal (5) gehörigen Steuerschlitze (17) öffnen oder schließen.
7. Radialdrehschieber nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindungsmittel
(8, 9; 11 bis 15) mit entsprechenden Werkzeugen, vorzugsweise durch Betätigung von
Schraubelementen, einstellbar sind.