[0001] Die Erfindung betrifft eine Anordnung zur Datenübertragung in Prozeßleitsystemen,
wie sie in der Verfahrenstechnik angewendet werden.
[0002] In der Meß-, Steuerungs- und Regelungstechnik ist es seit längerem üblich, über eine
Zweitdrahtleitung ein Feldgerät zu speisen und Meßwerte von diesem Feldgerät zu einem
Anzeigegerät und/oder zu einer regelungstechnischen Anlage beziehungsweise Stellwerte
von einer regelungstechnischen Anlage zum Feldgerät zu übertragen. Dabei wird jeder
Meßwert beziehungsweise Stellwert in einen proportionalen Gleichstrom umgeformt, der
dem Speisegleichstrom überlagert wird, wobei der den Meßwert beziehungsweise Stellwert
präsentierende Gleichstrom ein Vielfaches des Speisegleichstroms sein kann. So ist
üblicherweise der Speisestrombedarf des Feldgerätes auf ca. 4 mA eingestellt und der
Dynamikumfang des Meßwertes beziehungsweise Stellwertes auf Ströme zwischen 0 und
16 mA abgebildet, so daß die bekannte 4...20 mA-Stromschleife verwendbar ist.
[0003] Zur Vermeidung von Meßwertverfälschungen infolge Potentialverschleppung und aus sicherheitstechnischen
Gründen sind die Stromkreise für die Meßwerterfassung und die Meßwertverarbeitung
überwiegend galvanisch voneinander getrennt ausgeführt.
[0004] Neuere Feldgeräte zeichnen sich darüber hinaus durch universelle, weitgehend an den
jeweiligen Prozeß adaptierbare Eigenschaften aus. Dazu ist parallel zum unidirektionalen
Gleichstromübertragungsweg ein bidirektional betreibbarer Wechselstromübertragungsweg
vorgesehen, über den in Richtung zum Feldgerät Parametrierdaten und aus Richtung des
Feldgerätes Meßwerte und Zustandsdaten übertragen werden. Die Parametrierdaten und
die Meßwerte sowie die Zustandsdaten sind auf eine Wechselspannung moduliert, vorzugsweise
frequenzmoduliert.
[0005] In der Prozeßleittechnik ist es üblich, im sogenannten Feldbereich Feldgeräte, das
sind Meß-, Stell- und Anzeigebaugruppen, entsprechend den vorgegebenen Sicherheitsbedingungen
vor Ort anzuordnen und zu verknüpfen. Diese Feldgeräte weisen zur Datenübertragung
untereinander analoge und digitale Schnittstellen auf. Die Datenübertragung wird dabei
über die Speiseleitungen der im Wartenbereich angeordneten Stromversorgung vorgenommen.
Zur Fernsteuerung und Ferndiagnose dieser Feldgeräte sind auch Bediengeräte in dem
sogenannten Wartenbereich vorgesehen, an dessen Sicherheitsbestimmungen regelmäßig
geringere Anforderungen gestellt sind.
[0006] Die Datenübertragung zwischen den Bediengeräten im Wartenbereich und den Feldgeräten
wird durch Überlagerung der bekannten 20 mA-Stromschleifen mit Hilfe der der FSK-Modulation
(Frequenz Shift Keying) realisiert. Dabei werden zwei Frequenzen, die den binären
Zuständen "0" und "1" zugeordnet sind, rahmenweise analog übertragen.
[0007] Die Rahmenbedingungen für das FSK-Signal und die Art der Modulation sind in der "HART
Physical Layer Specification Revision 7.1-Final" vom 20.06.1990 (Rosemount Dokument
Nr. D8900097; Revision B) beschrieben. In dieser Veröffentlichung sind darüber hinaus
zwei grundlegende Netzwerktopologien zur Verknüpfung von Feldgeräten mit Bediengeräten
angegeben.
[0008] Die erste Netzwerktopologie betrifft eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung. Dabei ist an
jedes Bediengerät nur ein Feldgerät anschaltbar. Durch das Feldgerät ist sowohl analoge
wie digitale Übertragung zugelassen.
[0009] Die zweite Netzwerktopologie betrifft eine Busstruktur, bei der eine Mehrzahl von
Feldgeräten über einen gemeinsamen Bus an ein Bediengerät anschaltbar sind. Dabei
ist ausschließlich die digitale Datenübertragung zugelassen. Aufgrund definitionsgemäßer
Parametervorgaben ist die maximale Anzahl der an einen Bus anschaltbaren Feldgeräte
auf 15 und die maximale Länge des Busses auf etwa 3300 m beschränkt.
[0010] Entscheidender Bestandteil dieser definitionsgemäßen Parametervorgaben ist der Innenwiderstand
der den Feldgeräten zugeordneten Stromversorgungseinrichtungen.
[0011] Feldgeräte werden in der Regel mit einer stabilen und geglätteten Versorgungsgleichspannung
gespeist. Der Innenwiderstand einer diesen Anforderungen genügenden Spannungsquelle
ist nahezu Null.
[0012] Da die Speiseleitungen der Stromversorgung zu den Feldgeräten auch für die Datenübertragung
benutzt werden, ist der Innenwiderstand der Spannungsquelle dem Eingangswiderstand
der jeweiligen Empfängerschaltung parallel geschaltet, so daß der resultierende Abschlußwiderstand
aus Senderichtung ebenfalls nahezu Null ist. Eine Kommunikation ist daher nur möglich,
wenn eine ausreichend große lmpedanz zur Modulation vorgesehen wird.
[0013] Aus der DE 43 43 540 ist eine Anordnung zur potentialgetrennten Übertragung von Gleich-
und Wechselstromsignalen über Zweidrahtleitungen bekannt, die aus einem Wechselrichter
einer Koppelstufe mit galvanischer Trennung und einem Gleichrichter zur unidirektionalen
Gleichstromübertragung und einem Übertrager zur Wechselstromübertragung besteht, wobei
dem Wechselrichter eine erste Reiheninduktivität vorgeschaltet ist, dem Gleichrichter
eine zweite Reiheninduktivität nachgeschaltet ist und die erste und die zweite Reiheninduktivität
Wicklungen des Übertragers zur Wechselstromübertragung sind. Dieser Anordnung sind
Mittel zur Stromversorgung zuordnenbar, die eine impedanzmäßig angepaßte Speisung
des jeweilig angeschlossenen Feldgeräts erlaubt.
[0014] Um darüber hinaus Daten zwischen einem Bediengerät und dem Feldgerät mittels FSK-moduliertem
Wechselstrom austauschen zu können, ist aus der DE 42 32 922 bekannt, Feldgeräte über
einen Buskoppler an den Datenbus anzuschließen, der bidirektional ausgelegt ist und
in Sende- und Empfangsrichtung identische Bauteile in identischer Reihenfolge aufweist,
wobei während der Datenübertragung ausschließlich die der jeweiligen Übertragungsrichtung
zugeordneten Bauteile angeschlossen sind. Zur Impedanzanpassung ist dabei dem Speisegerät
ein Serienwiderstand nachgeschaltet. Aufgrund der lmpedanzverhältnisse ist jedoch
für jedes Feldgerät ein separater Buskoppler erforderlich, so daß bei einer Vielzahl
von Feldgeräten der Aufwand für die Buskoppler sehr groß ist.
[0015] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, unter Erhalt des Gleichstomübertragungsweges
zwischen einem Steuergerät und einem Feldgerät, eine Vielzahl von Feldgeräten mit
möglichst geringem Aufwand zur bidirektionalen Wechselstromkommunikation mit einem
Bediengerät über einen seriellen Datenbus zu vernetzen.
[0016] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit den Mitteln des Patentanspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Patentansprüchen 2 und 3 beschrieben.
[0017] Die Erfindung wird nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Die dazu erforderlichen Zeichnungen zeigen:
- Figur 1
- ein Blockschaltbild einer Anordnung zur Datenübertragung
- Figur 2
- ein Blockschaltbild einer erweiterten Anordnung zur Datenübertragung
- Figur 3
- eine Detaildarstellung eines Dämpfungsgliedes.
[0018] In Figur 1 ist ein Blockschaltbild einer Anordnung zum Datenaustausch in einem Prozeßleitsystem
dargestellt. Die Erfindung geht dabei von einem Feldgerät 10 aus, das über ein Koppelmittel
20 mit einem Steuergerät 30 verbunden ist. Dabei ist das Koppelmittel 20 zur galvanischen
Trennung des Stromkreises vom Steuergerät 30 vom Stromkreis des Feldgerätes 10 ausgeführt.
[0019] Zur Gleichstromübertragung vom Steuergerät 30 zum Feldgerät 10 wird die für sich
bekannte 4...20mA-Stromschleife verwendet. Die Kommunikation zwischen dem Steuergerät
30 und dem Feldgerät 10 ist bezogen auf die Gleichstromübertragung unidirektional.
Soweit das Feldgerät 10 ein Meßwertaufnehmer ist, repräsentiert die 4...20mA-Stromschleife
den aufgenommenen Meßwert, der zum Steuergerät 30 übertragen wird. Wenn das Feldgerät
10 als Stellglied ausgeführt ist, wird die 4...20mA-Stromschleife vom Steuergerät
30 gespeist und repräsentiert den am Feldgerät 10 einzustellenden Stellwert.
[0020] Zur galvanischen Trennung des Gleichstromes der 4...20mA-Stromschleife weist das
Koppelmittel 20 eine Kettenschaltung aus einem Wechselrichter, einem Übertrager und
einem Gleichrichter auf, wobei der Wechselrichter jeweils in die getriebene Stromschleife
und der Gleichrichter in die treibende Stromschleife geschaltet ist.
[0021] Derartige Koppelmittel 20 sind für sich bekannt und beispielsweise in der DE 43 43
450 ausführlich beschrieben.
[0022] Parallel zu diesem unidirektionalen Gleichstromübertragungsweg ist ein gleichfalls
galvanisch getrennter, jedoch bidirektionaler Wechselstromübertragungsweg zum Feldgerät
10 vorgesehen, über den Parametrierdaten zum Feldgerät 10 und Diagnosedaten vom Feldgerät
10 zu einem Bediengerät 50 übertragen werden.
[0023] Das Bediengerät 50 kann dabei als für sich bekannter Personalcomputer 51 mit angeschlossenem
Modem 52 ausgeführt sein.
[0024] Zur galvanisch getrennten Übertragung des Wechselstromsignals weist das Koppelmittel
20 einen separaten Wechselstromübertrager 21 auf, dessen Wicklungen vom treibenden
und getriebenen Strom der kommenden und gehenden 4...20mA-Stromschleifen durchflossen
sind. Dabei ist vorgesehen, daß die Stromstärken des treibenden und des getriebenen
Gleichstromes betragsmäßig exakt identisch und bezogen auf die Durchflutung des Wechselstromübertragers
21 entgegengesetzt gerichtet sind, so daß der Wechselstromübertrager 21 gleichstromkompensiert
ist. Darüber hinaus ist vorgesehen, den Wechselstromübertrager 21 mit einem Kern aus
hochpermeablem Werkstoff aufzubauen.
[0025] Durch die vorgesehene Gleichstromkompensation wird dabei auch bei kleinsten Bauformen
des Wechselstromübertragers 21 trotz hochpermeablem Kernwerkstoffes die Sättigung
des Kerns vermieden, jedoch die Wechselstromimpedanz des Übertragers 21, die den Eingangswiderstand
für das bidirektionale Wechselstromsignal darstellt, soweit erhöht, daß eine wechselspannungsmäßige
Parallelschaltung mehrerer Koppelmittel 20 unter Einhaltung der Pegel- und Impedanzgrenzwerte
für das zur Wechselstromübertragung verwendete FSK-Signal gemäß HART-Protokoll ohne
Verstärkermittel ermöglicht wird.
[0026] Zur Parallelschaltung mehrerer Koppelmittel 20 an einen Datenbus 70 ist der Datenbus
70 jeweils über ein Dämpfungsglied 40, das mindestens ein kapazitives Schaltelement
aufweist, steuergeräteseitig an jedes Koppelmittel 20 angeschlossen. Dabei ist vorgesehen,
daß der Wechselstromkreis des Datenbusses 70 über die Reihenschaltung aus dem Innenwiderstand
des jeweiligen Gleichstromempfängers 20 oder 30 und der steuergeräteseitige Wicklung
des Übertragers 21 geschlossen ist. Soweit das Feldgerät 10 ein Meßwertaufnehmer ist,
ist das Steuergerät 30 Empfänger des unidirektionalen Gleichstroms und der Eingangswiderstand
des Steuergeräts 30 ist bezüglich des Wechselstromkreises des Datenbusses 70 mit der
steuergeräteseitigen Wicklung des Übertragers 21 in Reihe geschaltet. Wenn das Feldgerät
10 als Stellglied ausgeführt ist, ist das Koppelmittel 20 Empfänger des vom Steuergerät
30 eingespeisten unidirektionalen Gleichstroms und der Eingangswiderstand des Koppelmittels
20 ist bezüglich des Wechselstromkreises des Datenbusses 70 mit der steuergeräteseitigen
Wicklung des Übertragers 21 in Reihe geschaltet.
[0027] Die Anzahl der an einen Datenbus 70 über jeweils ein Dämpfungsglied 40 anschaltbaren
Koppelmittel 20 richtet sich dabei nach der konstruktiven Ausgestaltung des Wechselstromübertragers
21 unter Berücksichtigung der sich durch die Parallelschaltung der einzelnen Wechselstromimpedanzen
ergebenden Gesamtimpedanz in Bezug auf den durch das HART-Protokoll vorgegebenen Impedanzgrenrwert.
Der Datenbus 70 ist an das Modem 52 des Bediengeräts 50 angeschlossen.
[0028] In Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß jedes Dämpfungsglied 40 gemäß
Figur 3 aus einer in einer Leitung liegenden Kettenschaltung aus einem Widerstand
und einem Kondensator besteht.
[0029] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, zur Vervielfachung der mittels
eines Bediengeräts 50 bedienbaren Feldgeräte 10 den Datenbus 70 durch aktive Buskoppler
60 zu segmentieren. Dabei ist das Modem 52 des Bediengeräts 50 mit einer Mehrzahl
derartiger Buskoppler 60 verbunden, denen jeweils eine maximale vorgebbare Anzahl
von Dämpfungsgliedern 40 zur Verbindung mit Koppelmitteln 20 nachgeschaltet sind.
Ein derartiger Buskoppler 60 ist in der DE 42 32 922 detailliert beschrieben.
[0030] Die Beschreibungen aus den DE 43 43 540 und DE 42 32 922 sind Gegenstand dieser Offenbarung.
[0031] Auf diese Weise ist eine Vielzahl von Feldgeräten 10 mit geringem Aufwand durch ein
einziges Bediengerät 50 bedienbar und vorteilhaft vernetzbar.
Bezugszeichenliste
[0032]
- 10
- Feldgerät
- 20
- Koppelmittel
- 21
- Übertrager
- 30
- Steuergerät
- 40
- Dämpfungsglied
- 50
- Bediengerät
- 51
- Personalcomputer
- 52
- Modem
- 60
- Buskoppler
- 70
- Datenbus
1. Anordnung zur Datenübertragung mittels FSK-Modulation in Prozeßleitsystemen zwischen
im Feldbereich angeordneten Feldgeräten und einem im Wartenbereich angeordneten Bediengerät,
das an einen seriellen Datenbus angeschlossen ist, wobei jedes Feldgerät über ein
Koppelmittel, das zur Wechselstromübertragung einen Übertrager aufweist, mit einem
Steuergerät verbunden ist, parallel zu einem unidirektionalen Gleichstromübertragungsweg
zwischen dem Steuergerät und dem Feldgerät
dadurch gekennzeichnet
- daß der Übertrager (21) des Koppelmittels (20) gleichstromkompensiert ist,
- daß das Kernmaterial des Übertragers (21) hochpermeabel ist und
- daß der serielle Datenbus (70) für jedes Feldgerät (10) über ein mindestens ein
kapazitives Schaltelement aufweisendes Dämpfungsglied (40) steuergeräteseitig an dem
Koppelmittel (20) derart aufgeschaltet ist, daß der Wechselstromkreis des Datenbusses
(70) über die Reihenschaltung aus dem Innenwiderstand des Gleichstromempfängers (20,
30) und der steuergeräteseitige Wicklung des Übertragers (21) geschlossen ist.
2. Anordnung nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
daß das Dämpfungsglied (40) eine in einer Linie liegende Kettenschaltung aus einem
Widerstand und einem Kondensator umfaßt.
3. Anordnung nach einem der Ansprüche 1 und 2
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen Dämpfungsgliedern (40) und dem Bediengerät (50) mindestens ein aktiver
Buskoppler (60) vorgesehen ist, daß jedem Buskoppler (60) eine maximale vorgebbare
Anzahl Dämpfungsglieder (40) nachgeschaltet ist.