[0001] Die Erfindung betrifft ein Ruder für Seeschiffe, bestehend aus einem Hauptruder und
einer an diesem angelenkten, durch das Hauptruder zwangsgeführten Flosse, die mit
einer Gleitkolbenanlenkung aus einem an der Flosse ausgebildeten Gleitlager für einen
Schwenkkolben versehen ist.
[0002] Für die Anlenkung der Flosse an das Hauptruder von Flossenrudern für Seeschiffe sind
bereits die verschiedensten Lösungen vorgeschlagen worden.
[0003] So ist nach der DE-U-7 829 008 ein mittels eines Antriebes verstellbarer, mehrteiliger
Strömungskörper zum Steuern von Wasserfahrzeugen bekannt. Dieser Strömungskörper besteht
aus einem Hauptruder und einer Flosse, die an dem Hauptruder angelenkt ist. Um die
Flosse verstellen zu können, ist diese mit einer Steuereinrichtung versehen, die aus
einem benachbart zur Gelenkverbindung von Hauptruder und Flosse obenseitig in Längsrichtung
des Strömungskörpers verlaufenden, auskragenden Tragarm mit einer Längsführung für
einen Gleitschieber besteht, dessen dem Hauptruder zugekehrtes Ende einen senkrechten
Zapfen trägt, der mit seinem Ende exzentrisch in einer um ihre senkrechte Mittelachse
verdrehbare Antriebsscheibe gelagert ist. Aufgrund dieser Ausgestaltung wird ein mehrteiliger
Strömungskörper mit einer Steuereinrichtung zum Verschwenken des flossenartigen Teils
des Strömungskörpers geschaffen, der in seiner Herstellung einfach und mühelos bedienbar
sein soll. Aufgrund der geringen Anzahl an verwendeten mechanischen Bauteilen ist
zwar eine sichere Funktionsweise der Steuereinrichtung gewährleistet, jedoch sind
bei einem Verschleiß der Steuer- und Gleiteinrichtung aufwendige Arbeiten erforderlich,
da ganze Konstruktionsteile dann ausgetauscht werden müssen.
[0004] Eine weitere Schiffsruderkonstruktion der eingangs erwähnten Gattung für ein Schiff
mit einer wenigstens teilweise mit einem Mantel versehenen Schraube mit einem an dem
hinteren Rand des Hauptruders angelenkten Hilfsruder, das mit einem Bedienungsmechanismus
verbunden ist, der eine in einer Führungsbuchse verschiebbare Treibstange enthält
und in einer zu der Ruderachse ungefähr senkrechten Ebene um einen hinter dieser liegenden
Drehpunkt mit dem Schiffsrumpf drehbar verbunden ist, ist durch die DE-A-2 353 934
bekannt. Bei dieser Schiffsruderkonstruktion ist die Führungsgbuchse ungefähr horizontal
und nahezu parallel zu der Ruderfläche auf dem Hilfsruder angeordnet, während die
Treibstange drehbar auf einer hinter der Ruderachse angeordneten Achse gelagert ist
und eine solche Länge hat, daß die Zusammenarbeit zwischen der Treibstange und der
Führungsbuchse bei einem Ruderausschlag von 90° oder mehr nach wie vor gut funktioniert.
Dieses Schiffsruder ist im wesentlichen so konstruiert, daß ein Querstellen des Ruders
insbesondere dann möglich ist, wenn ein mit dieser Schiffsruderkonstruktion ausgebildetes
Schiff in einer Schleuse liegt, um während des Durchschleusens nicht von dem Drempel
der Schleusentore beschädigt zu werden.
[0005] Die Führung und Lagerung der einendseitig am Schiffsrumpf gelagerten Treibstange
zur Steuerung der Flosse erfolgt mittels der Führungsbuchse, die waagerecht liegend
im oberen Bereich der Flosse an dieser befestigt ist und durch die die Treibstange
hindurchgeführt ist.
[0006] Als Gleitlager weist die Führungsbuchse in ihrem Innenraum eine Gleitpackung auf.
Ist diese verschlissen und muß sie ausgetauscht werden, so sind umfassende Arbeiten
erforderlich, denn um die Gleitpackung aus der Führungsgbuchse herausnehmen zu können,
muß entweder die Flosse vom Hauptruder abgenommen werden, um die Führungsbuchse von
der Treibstange abziehen zu können, oder die Treibstange muß in ihrem Anlenkungsbereich
am Schiffsrumpf von diesem gelöst und aus der Führungsbuchse herausgezogen werden.
Da die Führungsbuchse die Gleitpackung wandungsumschliessend aufnimmt, ist ein Herausnehmen
der Gleitpackung aus der Führungsbuchse nach oben oder unten nicht möglich, sondern
erst durch ein Auseinandernehmen der Gelenkverbindung kann die Gleitpackung freigelegt
werden.
[0007] Alle bekannten Lösungen haben jedoch gemeinsam, daß die besonders leicht verschleißbaren
Teile der Anlenkung zur Zwangsführung der Flosse nur mit einem hohen Kostenaufwand
und überwiegend in Unterwasserarbeiten ausgetauscht werden können.
[0008] Um bei einem aus einem Hauptruder mit einer angelenkten und zwangsgeführten Flosse
bestehenden Ruder das Gleitlager der Flosse für den einendig am Schiffsrumpf angelenkten
Schwenkbolzen so auszubilden, daß ein müheloses Austauschen der Verschleißteile auch
durch ungeschultes Personal ohne Zuhilfenahme von Hebewerkzeugen und ohne Durchführung
von Unterwasserarbeiten möglich ist, und darüber hinaus eine Zwangsführung der Flosse
in Abhängigkeit von der Winkelstellung des Hauptruders bei ausschließlicher Kraftübertragung
in der Horizontalen zu ermöglichen, wird in der EP-A- 0 051 822 B1 vorgeschlagen,
das Gleitlager gabelförmig auszubilden und an den einander zugekehrten Wandflächen
seiner beiden Gabelarme austauschbare Gleitklötze aus Kunststoffen, insbesondere Polyamid,
zu verwenden. Jeder Gleitklotz soll in einer nach unten begrenzten und nach oben offenen
Ausnehmung in der Wandfläche eines jeden Gabelarmes des Gleitlagers gehalten und gegen
ein unbeabsichtigtes Abziehen durch eine die obere Öffnung der Ausnehmung verschließende
und lösbare Abdeckplatte gesichert sein.
[0009] In Einzelfällen ist bei einer solchen Ausführungsform im Inneren der Lager ein unerwünschter
hoher Kantendruck festzustellen, der zu übermäßigem Verschleiß und Abrieb und bisweilen
zur Lockerung der Bronzeausfütterung am Scharnier führt. Auch können Schwingungen
bei zu großem Spiel in dem Rudersystem die Scharnierhaltebolzen lockern, insbesondere
dann, wenn sie nicht korrekt befestigt sind.
[0010] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, das eingangs genannte System dahingehend
zu verbessern, daß der genannte Kantendruck minimiert und alle Teile so miteinander
verbunden sind, daß Bewegungen mit ausreichenden Freiheitsgraden möglich sind. Hierdurch
sollen die Lageroberflächen geschont und der Verschleiß entsprechend minimiert werden.
[0011] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei dem eingangs genannten Ruder dadurch gelöst,
daß auch der Anlenkungsbolzen als ein in einem Gleitlager ausgebildeter Kolben ausgebildet
ist. Durch diese Maßnahme erhält das Ruder bzw. dessen bewegliche Teile eine weitgehende
Schaffung von Freiheitsgraden, die gewährleistet, daß keine Lageroberfläche durch
die Wirkung hochbelasteter Kanten stärker als nötig belastet wird.
[0012] Diese Ausgestaltung ermöglicht Bewegungen mit ausreichenden Freiheitsgraden, die
durch den Einsatz eines Scharnierbolzens zwischen den beiden in Gehäusen geführten
Kolben erhalten werden, so daß Bewegungen in einem Winkelbereich von ± 90° möglich
sind, wohingegen die bekannten Systeme durch den vorgegebenen Winkel von 90° starr
ausgelegt sind. Bei einem Wanddruck auf das Ruder hervorgerufene und auf das System
einwirkende Biegemomente werden durch die zylindrische Kolbenausgestaltung und durch
die Anlenkung ausgeglichen, so daß Verkantungen des Systems nicht mehr auftreten können.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß nach dem Lösen der Scharnierverbindung zwischen
den beiden Kolben diese in Kolbenlängsrichtung, d.h. in vertikaler und horizontaler
Richtung, aus den am Schiffskörper und an der Flosse befestigten Gehäusen herausgezogen
werden können. Auf diese Weise sind Reparaturen mühelos und ohne Ausbau der Flosse
durchführbar.
[0013] Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen beschrieben.
[0014] So sind vorzugsweise beide Kolben, nämlich der Schwenkkolben und der als Anlenkungsbolzen
ausgebildete Kolben über einen Scharnierbolzen miteinander verbunden, der eine sichere
und konstruktiv einfache Kupplung schafft.
[0015] Vorzugsweise bestehen beide Kolben aus Edelstahl und sind in Buchsen aus einer Bronzelegierung
gleitfähig angeordnet.
[0016] Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung besteht die Bronze-Ausfüllung für
den zylindrisch ausgebildeten Kolben aus je einer in einem Gehäusemantel angeordneten
Buchse. Die äußeren Grenzflächen der Bronzeausfüllung können abgedichtet sein, wobei
die Abdichtung vorzugsweise aus einem pastösen Zwei-Komponenten-Metall besteht, das
auch als "Belzona-R-Metall" bekannt ist. Dieses Metall besitzt nach dem Aushärten
die Qualität bekannter Metalle und ist grundsätzlich zum Fugenabdichten und als Isolator
zwischen Schwarz- und Bundmetallen geeignet.
[0017] Zum Schutz gegen Seewasser bzw. verschmutztes und sandhaltiges Wasser werden vorzugsweise
alle beweglichen Teile durch O-Ringe geschützt, so daß ein geschlossenes Schmiersystem
entsteht.
[0018] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in den Zeichnungen dargestellt. Es zeigen
Fig. 1 eine schaubildliche Ansicht eines Hochleistungsruders mit Flosse und mit einer
Gleitschwenkkolbenanlenkung,
Fig. 2 eine schematische Ansicht der miteinander verbundenen Gleitkolben,
Fig. 3 einen Schnitt entlang der Linie B-B in Fig.2,
Fig. 4 einen Schnitt A-A durch einen, nämlich den horizontal angeordneten Gleitkolben,
Fig. 5 einen Schnitt C-C gemäß Fig.2 und
Fig. 6 einen Schnitt D-D gemäß Fig.2.
[0019] Das in Fig. 1 dargestellte Ruder besteht aus einem Hauptruder 20 mit einer an diesem
verschwenkbar angeordneten und zwangsgeführten Flosse 10, die mit einer Gleitschwenkkolbenanlenkung
100 versehen ist, die in Fig.2 bis 6 näher dargestellt ist. Diese wird gebildet aus
einem horizontal angeordneten Edelstahlkolben 11, der in einem Lagergehäuse 12 verschiebbar
angeordnet ist, dessen Innenmantel mit einer Bronzeausfüllung 13 ausgekleidet ist.
Der aus dem Gehäuse ragende Kolbenteil ist über einen Scharnierbolzen 14 mit einem
vertikal beweglichen Edelstahlkolben 15 verbunden, der seinerseits in einem Lagergehäuse
16 verschiebbar angeordnet ist, das ebenfalls mit einer Bronzeausfüllung 17 ausgekleidet
ist. Der Scharnierbolzen 14 gewährleistet, daß auch eine Abweichung aus der 90°-Position
ausgeglichen werden kann. Der Horizontalbolzen ist an der Flosse 10 angebunden, während
der Vertikalkolben 15 die Verbindung zum Schiffsrumpf darstellt. Wie anhand von Fig.5
erkennbar, besteht die Bronzeausfüllung für den Horizontalkolben 11 aus einer Buchse.
Der jeweils entlang der Längsachse der Gleitkolben 11 und 15 gebildete obere und untere
Rand der Bronzeausfüllung 13 und 17 kann kegelförmig ausgebildet sein, wobei an den
jeweils kegelig ausgebildeten äußeren Grenzflächen der sich ergebende Freiraum mit
einer Abdichtung versehen ist, insbesondere aus einem pastösen Zwei-Komponenten-Metall.
[0020] Der Bolzen 14 ist samt sonstiger Verbindungselemente, wie Sicherungsschrauben etc.
nach außen durch Sicherungsplatten abgedeckt.
[0021] Zur Dämpfung von Kolbenstößen, d.h. zur Vibrations- und Schwingungsdämpfung ist in
dem Lagergehäuse 16 für den Kolben 15 das an seinem dem Schiffsrumpf zugekehrte Ende
verschlossen ausgebildet, oberhalb des Kolbens 15 ein Polster 30 aus einem gasförmigen
Medium, wie Luft, oder aus einem flüssigen Medium, wie Wasser, ausgebildet (Fig.3).
[0022] Die Kolben und/oder Gleitflächen sind wasser- oder fettgeschmiert, wodurch die Gleitfähigkeit
sich bewegender Teile erhöht wird.
1. Ruder für Seeschiffe, bestehend aus einem Hauptruder (20) und einer an diesem angelenkten,
durch das Hauptruder (20) zwangsgeführten Flosse (10), die mit einer Gleitkolbenanlenkung
aus einem an der Flosse (10) ausgebildeten Gleitlager für einen Schwenkkolben (11)
versehen ist, dadurch gekennzeichnet, daß auch der Anlenkungsbolzen als ein in einem
Gleitlager (16,17) ausgebildeter Kolben (15) ausgebildet ist.
2. Ruder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß beide Kolben (11,15), nämlich der
Schwenkkolben (11) und der als Anlenkungsbolzen ausgebildete Kolben (15) über einen
Scharnierbolzen (14) miteinander verbunden sind.
3. Ruder nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß beide Kolben (11,15) aus
Edelstahl bestehen und in einer mit einer Bronze-Legierung ausgekleideten Ausfüllung
(13,17) gleitfähig angeordnet sind.
4. Ruder nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die das Gleitlager bildende Bronzeausfüllung
(13,17) für jeden zylindrisch ausgebildeten Kolben (11,15) als zylindrische Buchse
ausgebildet ist.
5. Ruder nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß an den äußeren
Grenzflächen der Bronzeausfüllung (13,17) eine Abdichtung, vorzugsweise aus einem
pastösen Zwei-Komponenten-Metall, vorgesehen ist.
6. Ruder nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß alle beweglichen
Teile durch O-Ringe geschützt sind.
7. Ruder nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das am Schiffskörper
befestigte Lagergehäuse (16) für den Kolben (15) an seinem dem Schiffskörper zugekehrten
Ende verschlossen ausgebildet ist und daß im Innenraum des Lagergehäuses (16) oberhalb
des Kolbens (15) ein Polster (30) aus einem gasförmigen Medium oder einem flüssigen
Medium ausgebildet ist.
8. Ruder nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Kolben und/oder
die Gleitflächen wasser- oder fettgeschmiert sind.