(19)
(11) EP 0 813 963 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
29.12.1997  Patentblatt  1997/52

(21) Anmeldenummer: 97106620.4

(22) Anmeldetag:  22.04.1997
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B41F 35/02, B41F 31/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 22.06.1996 DE 19625030

(71) Anmelder: MAN Roland Druckmaschinen AG
63075 Offenbach (DE)

(72) Erfinder:
  • Hummel, Peter
    63069 Offenbach (DE)
  • Ortner, Robert
    63755 Alzenau (DE)

(74) Vertreter: Stahl, Dietmar 
MAN Roland Druckmaschinen AG, Abteilung FTB/S, Postfach 101264
63012 Offenbach
63012 Offenbach (DE)

   


(54) Offsetdruckvorrichtung für Rotationsdruckmaschinen


(57) Die Erfindung betrifft eine Offsetdruckvorrichtung für eine Rotationsdruckmaschine mit einem eine Trockenflachdruckplatte tragenden Plattenzylinder. Aufgabe der Erfindung ist es, eine Lösung zu entwickeln, die bei einer für den Trockenflachdruck geeigneten Druckvorrichtung das Entstehen von Verunreinigungen spürbar reduziert. Gelöst wird das dadurch, daß im Farbwerk 5 mindestens eine dem Plattenzylinder 2 im Druckbetrieb reibschlüssig zugeordnete Farbauftragwalze 4.1 bis 4.4 von wenigstens einer formschlüssig angetriebenen Farbwalze 3 mit einer zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders 2 differenten Umfangsgeschwindigkeit antreibbar ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Offsetdruckvorrichtung für Rotationsdruckmaschinen nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.

[0002] Eine Offsetdruckvorrichtung dieser Art ist aus der DE 44 23 286 A1 bekannt. Ein Plattenzylinder trägt dabei eine für den feuchtmittelfreien Offsetdruck (Trockenflachdruck) geeignete Druckform, welche mit einer entsprechenden Druckfarbe eingefärbt wird. Zur Beseitigung bzw. zum Verhindern von Verunreinigungen, die sich negativ im Druckbild auf den Bedruckstoff widerspiegeln, ist unabhängig von den vorhandenen Farbwalzen eine zusätzliche Auftragwalze an die Druckform an- und abstellbar. Die zusätzliche Auftragwalze ist in zwei Betriebsstellungen schaltbar. Dabei ist in der ersten Betriebsstellung die Auftragwalze an der Druckform angestellt und mit einer differierenden Umfangsgeschwindigkeit zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders betreibbar und in der zweiten Betriebsstellung ist die Auftragwalze von der Druckform abgestellt, jedoch in das Farbwerk integriert.

[0003] Aus der DE-AS 18 08 909 ist eine Naß-Offset-Druckvorrichtung bekannt. Zum Entfernen von Verunreinigungen auf der Druckform ist mindestens eine Auftragwalze von Feucht- oder Farbwerk mit unterschiedlicher Umfangsgeschwindigkeit zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders mittels einer Zahnradfolge (formschlüssig) antreibbar. Diese Verfahrensweise ist für eine Trocken-Offsetplatte, welche eine nichtmetallische Oberflächenbeschichtung aufweist, ungeeignet, da die Trocken-Flachdruckplatte gegenüber einer feuchtmittelführenden Druckplatte für den Offsetdruck weniger verschleißfest ist. Weiterhin werden die Verunreinigungen in das Farbwerk bzw. Feuchtwerk an eine Walze weiter transportiert, wo die angesammelten Verunreinigungen in bestimmten Abständen z.B. im Farbwerk entfernt werden müssen.

[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Offsetdruckvorrichtung zu entwickeln, welche die beim wasserlosen Offsetdruck (Trockenflachdruck) auftretenden Verschmutzungen spürbar reduziert.

[0005] Erfindungsgemäß wird mindestens eine der Farbauftragwalzen des Farbwerkes reibschlüssig mit einer zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders unterschiedlichen Umfangsgeschwindigkeit von wenigstens einer benachbarten Farbwalze, vorzugsweise einer Farbreiberwalze, angetrieben. Bevorzugt ist dies die erste Farbauftragwalze in Drehrichtung des Plattenzylinders. Dabei rotiert diese Farbauftragwalze, bezogen auf die Plattenzylinderumfangsgeschwindigkeit vorzugsweise mit geringerer Umfangsgeschwindigkeit. Alternativ ist ebenso eine höhere Differenzgeschwindigkeit zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders zulässig. Bei Farbwerken mit mehreren Farbauftragwalzen sind ebenso alle Farbauftragwalzen oder lediglich Gruppen von Farbauftragwalzen oder auch einzelne Farbauftragwalzen mit abweichenden Umfangsgeschwindigkeiten, bezogen auf die Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders, ausgehend von den benachbarten formschlüssig betriebenen Farbwalzen, antreibbar. Dabei rotieren die Farbauftragwalzen entgegen der Drehrichtung des Plattenzylinders und bewirken an der Kontaktstelle zum die Trockenflachdruckplatte tragenden Plattenzylinder einen Umfangsschlupf, welcher sich als Wischeffekt auswirkt. Durch den Wischeffekt nimmt die Farbauftragwalze von der Trockenflachdruckplatte Verunreinigungen auf und überträgt diese an die benachbarte Farbwalze. An dieser Kontaktstelle zur Farbwalze bzw. zu einer weiteren im Farbwerk angeordneten Zwischenwalze werden die Verunreinigungen in dieser Kontaktstelle beziehungsweise auch bereits in der Kontaktstelle zwischen Farbauftragwalze und Trockenflachdruckplatte zerstört bzw. spürbar verkleinert, so daß negative Auswirkungen auf die Druckqualität ausbleiben.

[0006] Eine sogenannte Schmutzfängerwatze wird somit hinfällig.

[0007] Bevorzugt sind alle oder auch eine Mehrzahl der Farbauftragwalzen mit einer zur Plattenzylinderumfangsgeschwindigkeit abweichenden Umfangsgeschwindigkeit betreibbar (1. Betriebsstellung). Dies hat den Vorteil, daß mehrere Kontaktstellen zwischen Farbauftragwalzen und Trockenflachdruckplatte vorhanden sind, so daß ein die Trockenflachdruckplatte schonender Reinigungseffekt erzielt wird. Dabei sind die Differenzbeträge der Umfangsgeschwindigkeiten vorzugsweise geringer als beim Stand der Technik gemäß DE 18 08 908. Abhängig vom zu verarbeitenden Sujet und/oder vom Bedruckstoff sind die formschlüssig angetriebenen Farbwalzen auf Synchrongeschwindigkeit zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders umschaltbar (2.Betriebsstellung). Für Einsatzfälle, bei denen keine Verunreinigungen oder nur geringe Verunreinigungen auftreten, kann dadurch das Verschleißverhalten der Trockenflachdruckplatte verbessert werden.

[0008] Die Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.

[0009] Dabei zeigt:
Fig. 1
eine schematische Darstellung eines Druckwerkes.


[0010] Ein erfindungsgemäßes Druckwerk umfaßt einen Gummituchzylinder 1 sowie einen Plattenzylinder 2, der eine Trockenflachdruckplatte für den wasserlosen Offsetdruck trägt. Dem Plattenzylinder 2 sind vier Farbauftragwalzen 4.1 bis 4.4 an- und abstellbar zugeordnet. Die Farbauftragwalzen 4.1 bis 4.4 sind Bestandteil eines durch eine Mehrzahl von Farbwalzen gebildeten Farbwerkes 5, welches die Trockenflachdruckplatte mit eine für den wasserlosen Offsetdruck geeigneten Druckfarbe einfärbt. Dazu wird in bekannter Weise von einem Farbkasten über eine Heberwalze und einen Walzenzug des Farbwerkes 5 die Druckfarbe auf die Trockenflachdruckplatte übertragen. Die Farbauftragwalzen 4.1 bis 4.4 sind im Kontakt mit antreibbaren Farbwalzen 3, die im vorliegenden Beispiel vorzugsweise zusätzlich als Farbreiberwalzen ausgebildet sind. Die Farbwalzen 3 sind formschlüssig mit dem Plattenzylinder 2 getriebetechnisch gekoppelt und erhalten neben dem Rotationsantrieb zusätzlich einen Changierantrieb. Dabei erhalten auch die Farbauftragwalzen 4.1 - 4.4 von den Farbwalzen 3 einen reibschlüssig changierenden Antrieb. In einer weiteren Ausbildung kann auch jede Farbwalze 3 einen Einzelantrieb oder auch einen gemeinsamen, jedoch vom Plattenzylinder 2 entkoppelten Antrieb aufweisen.

[0011] Die Wirkungsweise ist wie folgt: Im Druckbetrieb werden die Farbauftragwalzen 4.1 bis 4.4 von den benachbarten Farbwalzen 3 ständig mit einer zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders abweichenden Umfangsgeschwindigkeit angetrieben. Dabei beträgt die Differenz der Umfangsgeschwindigkeiten vorzugsweise 2 bis 10% zu der Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders 2. Größere Differenzbeträge wirken sich nachteilig auf die Lebensdauer der derzeit bekannten Trockenflachdruckplatten aus. Die Farbauftragwalzen 4.1 bis 4.4 weisen dabei alle bezüglich der Umfangsgeschwindigkeit einen gleichen Differenzbetrag, z.B. 5%, zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders 2 auf.

[0012] In einer Weiterbildung sind die Farbauftragwalzen 4.1 bis 4.4 auch mit unterschiedlichen Differenzbeträgen zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders 2 reibschlüssig antreibbar. Bevorzugt weist die in Drehrichtung des Plattenzylinders 2 erste Farbauftragwalze 4.1 einen größeren Differenzbetrag, z.B. 8%, auf. Die nachgeordneten Farbauftragwalzen 4.2 bis 4.4 folgen abgestuft, z.B. die zweite Farbauftragwalze 4.2 mit 6%, die dritte Farbauftragwalze 4.3 mit 4% und die vierte Farbauftragwalze 4.4 mit 2% Differenz.

[0013] Je nach Walzengeometrie des Farbwerkes 5 sind die erste und zweite Farbauftragwalze (4.1 und 4.2) synchron mit der benachbarten Farbauftragwalze 3 und zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders mit einem Differenzbetrag von 4% angetrieben. Die nachgeordneten dritte und vierte Farbauftragwalze (4.3 und 4.4) werden ebenfalls synchron von der benachbarten Farbauftragwalze 3 und zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders 2 mit einem Differenzbetrag der Umfangsgeschwindigkeit von 2% angetrieben.

[0014] Eine einfache Ausbildung wird auch dadurch erzielt, indem die in Drehrichtung des Plattenzylinders 2 erste Farbauftragwalze 4.1 mit einer zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders 2 abweichenden Umfangsgeschwindigkeit von der benachbarten Farbauftragwalze 3 antreibbar ist. Die nachgeordneten Farbauftragwalzen 4.2 bis 4.4 sind von benachbarten Farbauftragwalzen 3 mit einer zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders 2 gleichen Umfangsgeschwindigkeit antreibbar. Für diese Betriebsweise ist die der ersten Farbauftragwalze 4.1 zugeordnete Farbwalze 3 mit der zweiten Farbauftragwalze 4.2 außer Kontakt.

[0015] Durch die unterschiedlichen Umfangsgeschwindigkeiten von Farbauftragwalzen 4.1 bis 4.4 zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders 2 wird dem Entstehen von Verunreinigungen auf der Trockenflachdruckplatte bzw. im Farbwerk 5 entgegengewirkt, da die Verunreinigungen zerstört oder soweit verkleinert werden, daß negative Auswirkungen auf die Druckqualität spürbar reduziert werden.

Bezugszeichenliste



[0016] 
1
Gummituchzylinder
2
Plattenzylinder
3
Farbwalze
4.1 - 4.4
Farbauftragwalze
5
Farbwerk



Ansprüche

1. Offsetdruckvorrichtung für eine Rotationsdruckmaschine mit einem eine Trockenflachdruckplatte tragenden Plattenzylinder und einem Farbwerk mit Walzen zum Auftragen von Druckfarbe auf die Trockenflachdruckplatte,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Farbwerk (5) mindestens eine dem Plattenzylinder (2) im Druckbetrieb reibschlüssig zugeordnete Farbauftragwalze (4.1 bis 4.4) von wenigstens einer formschlüssig angetriebenen Farbwalze (3) des Farbwerkes mit einer zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders (2) differenten Umfangsgeschwindigkeit antreibbar ist.
 
2. Offsetdruckvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß in Drehrichtung des Plattenzylinders (2) die erste und zweite Farbauftragwalze (4.1 und 4.2) gemeinsam mit einer synchronen Umfangsgeschwindigkeit, bezüglich der Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders (2) jedoch mit differenter Umfangsgeschwindigkeit von einer Farbwalze (3) antreibbar sind.
 
3. Offsetdruckvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß in Drehrichtung des Plattenzylinders die dritte und vierte Farbauftragwalze (4.3 und 4.4) zueinander synchron, jedoch zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders (2) mit differenter Umfangsgeschwindigkeit von einer Farbwalze antreibbar sind.
 
4. Offsetdtuckvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß alle reibschlüssig betriebenen Farbauftragwalzen (4.1 bis 4.4) von formschlüssig angetriebenen Farbwalzen (3) mit zur Umfangsgeschwindigkeit des Plattenzylinders (2) differenter Umfangsgeschwindigkeit antreibbar sind und mindestens die in Drehrichtung des Plattenzylinders (2) erste Farbauftragwalze (4.1) gegenüber den nachgeordneten Farbauftragwalzen (4.2 - 4.4) eine größere Differenz der Umfangsgeschwindigkeit aufweist.
 
5. Offsetdruckvorrichtung nach Anspruch 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Farbwalzen (3) changierend antreibbar sind.
 
6. Offsetdruckvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die formschlüssig angetriebenen Farbwalzen (3) getriebetechnisch mit dem Plattenzylinder (2) gekoppelt sind.
 
7. Offsetdruckvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß jede formschlüssig angetriebene Farbwalze (3) mit einem Einzelantrieb gekoppelt ist.
 
8. Offsetdruckvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die formschlüssig angetriebenen Farbwalzen (3) von einer ersten Betriebsstellung mit zur Plattenzylinderumfangsgeschwindigkeit abweichenden Umfangsgeschwindigkeit in eine zweite Betriebsstellung mit zur Plattenzylinderumfangsgeschwindigkeit gleichen Umfangsgeschwindigkeit umschaltbar sind.
 
9. Offsetdruckvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Farbauftragwalzen (4.1 bis 4.4) durch die Farbwalzen (3) reibschlüssig changierend antreibbar sind.
 




Zeichnung







Recherchenbericht