[0001] Die Erfindung betrifft ein Lenkradskelett mit Nabe, Speichen und Kranz.
[0002] Derartige Lenkradskelette werden üblicherweise aus mehreren Teilen hergestellt, die
dann durch Nieten, Schrauben, Löten, Schweißen oder durch kombinierte Verfahren miteinander
verbunden und danach durch Umspritzen mit einem Kunststoff und ggf. Überziehen mit
Leder oder dgl. zu einem Lenkrad komplettiert werden. Dabei bildet das Lenkradskelett
die tragende Struktur, die festigkeitsmäßig auf die vom Fahrer bewirkten und auf das
Lenkgetriebe zu übertragenden Kräfte ausgelegt sein muß. Außerdem muß bei der Gestaltung
des Lenkradskeletts eine zunehmende Zahl von Nebenfunktionen berücksichtigt werden.
Es müssen zumindest eine griffbereit liegende Auslösevorrichtung für die Hupe und
ein Airbag im Lenkrad untergebracht werden, Außerdem werden mehr und mehr Schalter
und Tasten für die verschiedensten Fahrzeugfunktionen direkt am Lenkrad angeordnet,
damit der Fahrer sie auslösen kann, ohne die Hände vom Lenkrad nehmen zu müssen.
[0003] Schließlich muß das Lenkradskelett noch unter dem Gesichtspunkt der passiven Sicherheit
ausgelegt werden, d.h. es darf im Falle eines Unfalls nicht zu schweren Verletzungen
führen. Insbesondere aus dem letztgenannten Grund weisen moderne Lenkräder eine mehr
oder weniger tiefe Topfform auf, mit einem oben liegenden, dem Fahrer zugewandten
Lenkradkranz und einer demgegenüber tiefer liegenden Lenkradnabe sowie dementsprechend
schräg von oben/außen nach unten/innen verlaufenden Lenkradspeichen.
[0004] Es dürfte ohne weiteres einleuchten, daß man allen diesen Anforderungen am besten
mit einem mehrteiligen zusammengesetzten Lenkradskelett gerecht wird, weil man so
die Fülle der zum Teil gegensätzlichen Randbedingungen erfüllen kann. Auf der anderen
Seite wird immer auch eine möglichst kostengünstige Herstellung angestrebt, die angesichts
des wachsenden internationalen Wettbewerbs für die traditionellen Automobilhersteller
von zunehmender Bedeutung ist. Es hat dabei nicht an Versuchen gefehlt, Lenkradskelette
trotz der komplizierten Form aus möglichst wenig Einzelteilen herzustellen. So ist
beispielsweise aus der US-PS 4359911 ein Lenkradskelett mit einem aus Blech geformten
Mittelteil mit Nabe und Speichen und einem gesonderten Lenkradkranz bekannt geworden,
der von den Speichenenden umgriffen wird und mit diesen vernietet ist. Bei diesem
zweiteiligen Lenkradskelett kann man zwar für den Lenkradkranz und die übrigen Teile
auf zwei unterschiedliche Ausgangsmaterialien zurückgreifen und so unterschiedliche
Anforderungen unabhängig voneinander erfüllen, man muß aber noch eine vergleichsweise
aufwendige Verbindungstechnik in Kauf nehmen.
[0005] Aus der DE 3719658A1 ist ein aus Blech gefertigtes Lenkrad bekannt geworden, das
aus einer oberen, dem Fahrer zugekehrten Blechschale und einer mit dieser kraftübertragend
verbundenen unteren Blechschale besteht, wobei die Blechschalen einen Hohlraum bilden,
der auch den Lenkradkranz umfaßt und unter Verzicht auf definierte, radial verlaufende
Speichen in Draufsicht scheibenförmig ausgebildet ist. Diese Lenkradgestaltung soll
der Gewichtsersparnis, der Fertigungsvereinfachung und der Verbesserung der Sicherheit
dienen, indem die untere Blechschale zugleich als Deformationstopf ausgebildet ist
und bis auf definierte Strömungsquerschnitte ein Luftvolumen dicht umschließt. Beide
Blechschalen sind an ihrem äußeren Umfang, d.h. dem äußeren Kranzbereich miteinander
luftdicht verbunden.
[0006] Dieses bekannte Lenkrad weist zwar - abgesehen von einem Nabeneinsatz - nur zwei
Bauteile auf und ist damit fertigungstechnisch relativ einfach, es ist aber ergonomisch
nicht akzeptabel, weil es keinen zu umgreifenden Lenkradkranz aufweist und - wegen
des angestrebten, luftdichten Hohlraums - erhebliche Schwierigkeiten bereitet, wenn
zusätzliche Bauteile, wie Schalter, Tasten, u.s.w. daran befestigt werden sollen.
Davon abgesehen, wird die mit dem luftgefüllten Hohlraum angestrebte Wirkung heute
viel wirkungsvoller mit einem im Lenkrad integrierten Airbag realisiert, der in dem
bekannten Lenkrad nicht unterzubringen wäre, ohne dessen Grundkonzeption zu zerstören.
[0007] Aus dem DE-GM 1 981 140 ist ein Lenkrad für Kraftfahrzeuge bekannt, bei dem von einem
Blech geeigneter Stärke aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung ausgegangen wird.
Das Lenkrad soll plastisch verformbar sein und eine Umkleidung aufweisen, die sich
jeder beliebigen, bleibenden Verformung des umkleideten Metallteils anpassen kann.
Es hat sich jedoch herausgestellt, daß ein derartiges Lenkradskelett mit Aluminiumwerkstoffen
wirtschaftlich nicht realisiert werden kann. Die Bruchdehnung von Aluminiumlegierung,
die eine für den Anwendungsfall ausreichende Streckgrenze und Zugfestigkeit aufweisen,
beträgt nur 15 %. Daher ist das Formänderungsvermögen bei den erforderlichen Umformgraden
vorzeitig erschöpft. Das Skelett kann daher ohne Zwischenglühung nicht in seine endgültige
Form gebracht werden. Derartige Zwischenglühungen sind aber wirtschaftlich nicht zu
vertreten. Außerdem besteht das Problem, daß das nach einer (oder mehreren) Zwischenglühung
fertig ausgeformte Skelett aus einer Aluminiumlegierung für den Crash-Fall kein ausreichendes
Formänderungsvermögen aufweist. Andererseits würde ein Glühen nach dem fertigen Ausformen
dazu führen, daß zwar wieder ein gewisses Formänderungsvermögen vorhanden ist, daß
aber praktisch auch alle mit dem Umformen gewollten und erzielbaren örtlichen Verfestigungen
des Skeletts verloren gehen. Aluminiumwerkstoffe kommen für eine wirtschaftliche Lenkradfertigung
daher nicht in Betracht.
[0008] Es besteht somit die Aufgabe, ausgehend von den bekannten Lenkradformen ein Lenkradskelett
der eingangs genannten Art vorzuschlagen, bei dem die Fertigungskosten weiter reduziert
werden können, ohne daß Einschränkungen bei der Formgebung im Hinblick auf die komplexen
Festigkeitsanforderungen und die Unterbringung von Zusatzfunktionen in Kauf genommen
werden müssen.
[0009] Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß ein Lenkradskelett vorgeschlagen,
das einteilig aus einem Stahlblechabschnitt besteht, der durch Abtrennen und spanloses
Umformen seine endgültige Gestalt erhalten hat.
[0010] Stahl hat eine Bruchdehnung von etwa 40 % und daher verglichen mit Aluminiumlegierungen
ein fast dreimal so großes Formänderungsvermögen. Das Lenkradskelett kann daher ohne
Zwischenglühung erfindungsgemäß voll ausgeformt werden und behält in seiner Endform
die gewollten, durch die Umformvorgänge hervorgerufenen örtlichen Verfestigungen bei,
weil irgendwelche zeit- und kostenaufwendigen Zwischenglühungen nicht erforderlich
sind.
[0011] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß man bei Ausschöpfung aller Möglichkeiten
zum Zuschneiden und Umformen eines Stahlblechabschnitts das Lenkradskelett einschließlich
Kranz einteilig herstellen kann, ohne daß auch nur eine Anforderung hinsichtlich Festigkeit,
Formgebung und sonstiger Funktionen nicht oder nur unzureichend erfüllt werden könnte.
Die spangebenden und spanlosen Formgebungsschritte lassen sich in Abhängigkeit von
der konkret vorgegebenen Endgestalt des Lenkradskeletts so aufeinander abstimmen,
daß praktisch alle Gestaltungswünsche erfüllt werden können, ohne daß eine zu dicke
Blechstärke gewählt werden muß und ohne daß das Lenkradskelett mit überflüssigem Material
belastet ist.
[0012] Die endgültige Gestalt erhält das Lenkradskelett zweckmäßigerweise durch eine Folge
von mehreren Umformschritten, die aus der Blechverarbeitung im Prinzip bekannt sind
und vorzugsweise mit einem oder mehreren Abtrennschritten kombiniert werden. Nach
einem anderen Aspekt des Erfindungsgedankens können die Speichen nach dem Prinzip
des Trägers gleicher Biegesteifigkeit ausgebildet werden. Ferner kann man die Material-Kaltverfestigung
beim spanlosen Umformen ausnutzen und bereichsweise (z.B. für die Nabe) Materialdopplungen
zur Verstärkung vorsehen.
[0013] Weitere Abwandlungen und Ausgestaltungen sind in den Ansprüchen 7 bis 10 beschrieben.
[0014] Das Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 zeigt ein Lenkradskelett 1 gemäß der Erfindung
im Schnitt. Der Blechabschnitt 5 hat einen Nabenbereich 2, der eine Materialdopplung
10 aufweist, um hier die nötige Steifigkeit zu erzeugen und genügend Material für
die spangebende Herstellung einer Kerbverzahnung zu haben. Die Speichen 3 verlaufen
von unten/innen nach oben/außen, wobei Stufungen entsprechend den Vorgaben, insbesondere
für den Einbau eines Airbags, vorgesehen sind. Die Speichen 3 wie auch der Lenkradkranz
4 sind im Querschnitt U-förmig ausgebildet, wobei aus dem Blechabschnitt 5 gegebener
Dicke durch entsprechende Wahl der Querschnittsabmessungen ohne weiteres die erforderliche
Formsteifigkeit erreicht werden kann.
[0015] Der Nabenbereich 2 ist zur Erleichterung der Montage mit einem Konus 6 versehen,
während in der Stufung der Speiche 3 ein Durchzug 7, eine Durchstanzung 8 mit eingepreßter
Schraubmutter 11 (wie dargestellt) oder ein Schraubloch 9 vorgesehen werden kann.
[0016] Die Darstellung zeigt, daß die Form des Lenkradskeletts im wesentlichen durch Stanz-
Präge- und Umformschritte in Richtung der Lenkradachse erreicht werden kann, d.h.
auf einer Fertigungsstraße mit einer Folge von Werkzeugen, die alle in der gleichen
Richtung arbeiten. Dies bedeutet eine erhebliche Fertigungsvereinfachung und zeigt,
daß auch verhältnismäßig komplizierte Blechformen rationell zu fertigen sind. Die
konkrete Form läßt sich selbstverständlich abwandeln und an die jeweiligen Erfordernisse
anpassen, ohne daß eine prinzipiell andere Fertigungsweise erforderlich wird.
[0017] Daß heißt jedoch nicht, daß bei der Herstellung des erfindungsgemäßen Lenkradskeletts
nicht auch Bearbeitungsvorgänge mit anderer Bewegungsrichtung möglich sind, wenn dies
zur endgültigen Formgebung erforderlich sein sollte. So könnte es beispielsweise erwünscht
sein, den äußeren Rand des Lenkradkranzes 4 oder des rechten Randes des Zentralbereiches
12 etwas nach innen umzubördeln.
[0018] In allen Fällen kommt es aber darauf an, das Lenkradskelett einstückig aus einem
Blechabschnitt herzustellen, um schließlich ein homogenes Bauteil zu erreichen, das
in allen Bereichen den gestellten Anforderungen genügt und das keine Verbindungsbereiche
aufweist, die Ursache für Fehler sein können und einer besonderen Fertigungsüberwachung
bedürfen.
[0019] Das Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 2 zeigt eine bevorzugte Querschnittsform der Speichen
3. Zur Stabilisierung der Speichen und insbesondere zur Vermeidung von Schäden, die
durch Stanz- und Umformoperationen an den freien Rändern 10 auftreten können, sind
diese nach außen abgewinkelt. Dadurch hat man es in der Hand, die freien Ränder 10
in einen Bereich zu legen, der im wesentlichen außerhalb der statischen und dynamischen
Beanspruchungen liegt. Durch die Wölbung des Basisteils 11 kann man in diesem Bereich
eine zusätzliche Kaltverfestigung erreichen. Außerdem wird die Fläche für das Aufbringen
der Lenkradumkleidung vergrößert.
1. Lenkradskelett (1) mit Nabe (2), Speichen (3) und Kranz (4), dadurch gekennzeichnet,
daß das Skelett (1) einteilig aus einem Stahlblechabschnitt (5) besteht, der durch
Abtrennen und spanloses Umformen seine endgültige Gestalt erhalten hat.
2. Lenkradskelett nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Skelett (1) durch
eine Folge von mehreren Umformschritten seine endgültige Gestalt erhalten hat.
3. Lenkradskelett nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Skelett (1)
durch einen oder mehrere Abtrennschritte, die mit dem spanlosen Umformen kombiniert
sind, seine endgültige Gestalt erhalten hat.
4. Lenkradskelett nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Speichen
(3) nach dem Prinzip eines Trägers gleicher Biegesteifgkeit ausgebildet sind.
5. Lenkradskelett nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Skelett
(1) bereichsweise durch Ausnutzung der Material-Kaltverfestigung beim spanlosen Umformen
verstärkt ist.
6. Lenkradskelett nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Skelett
(1) bereichsweise durch Materialdopplung verstärkt ist.
7. Lenkradskelett nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Skelett
(1) aus einem Stahlblechabschnitt (5) mit einer Dicke von 1 bis 3 mm hergestellt ist.
8. Lenkradskelett nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Speichen (3) einen
offenen, U-förmigen Querschnitt aufweisen, bei dem die freien Ränder (10) nach außen
abgewinkelt sind und der Basisteil (11) nach innen durchgewölbt ist.
9. Lenkradskelett nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Skelett
(1) im Nabenbereich (2) mit einem fahrzeugseitigen Konus (6) ausgebildet ist, der
einen Winkel von mindestens 3° aufweist.
10. Lenkradskelett nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Abtrennschnitte
auch die Ausbildung von Durchzügen (7), Durchstanzungen (8) oder Schraublöchern (9)
zur Befestigung eines Airbag-Moduls umfassen.