[0001] Die Erfindung betrifft ein programmierbares Hörgerätesystem nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 sowie ein Verfahren zur Ermittlung optimaler Parametersätze bei einem
Hörhilfegerät.
[0002] In einem programmierbaren Hörhilfegerät werden im allgemeinen mehrere vom Benutzer
wählbare Parametersätze, sogenannte Hörprogramme, abgespeichert. Jeder dieser Parametersätze
stellt die sinnvoll aufeinander abgestimmte Einstellung aller Signalverarbeitungsparameter
für eine bestimmte akustische Hör- oder Umgebungssituation dar (zum Beispiel eine
Umgebungssituation "in Ruhe", also ohne störendes Hintergrundgeräusch, oder eine Umgebungssituation
mit tieffreqentem Störgeräusch etc.). Der Hörgeräteträger kann das jeweils passende
Hörprogramm auswählen.
[0003] Ein derartiges programmierbares Hörhilfegerät, das die im Oberbegriff von Anspruch
1 genannten Merkmale aufweist, ist aus der EP-B-0 064 042 bekannt. Das Hörhilfegerät
weist ein Mikrofon, einen Hörer, einen Signalprozessor und einen Parameterspeicher
auf. Bis zu acht Parametersätze können mittels einer externen Programmiereinrichtung
in den Speicher eingeschrieben werden. Durch Betätigen eines Schalters werden die
gespeicherten Parametersätze reihum nacheinander abgerufen und an den Signalprozessor
übertragen. Damit kann der Benutzer die Signalübertragungsfunktion des Signalprozessors
optimal auf die jeweilige Hörsituation abstimmen.
[0004] Bei diesem bekannten Hörgerätesystem wird der jeder Hörsituation zugeordnete Parametersatz
bei der Anpassung des Hörhilfegeräts, d.h. beim Hörgeräteakustiker festgelegt. Dabei
besteht jedoch das Problem, daß es schwierig ist, den optimalen Parametersatz für
unterschiedliche akustische Umgebungssituationen des Schwerhörigen festzulegen, da
deren wirkliche akustische Kenngrößen letztlich von individuellen Gegebenheiten abhängig
sind. Benötigt beispielsweise ein Hörgeräteträger ein Hörprogramm "im Auto", weil
er selbst viel im eigenen Auto unterwegs ist, so muß eine optimale Einstellung der
Parameter für dieses Programm von den akustischen Kenngrößen seines Autos ausgehen,
die wiederum stark vom Autotyp und von anderen Faktoren abhängig sind.
[0005] Um das komplizierte Ermitteln eines passenden Parametersatzes durch den Hörgeräteakustiker
zu vermeiden, ist bei dem in der EP-B-0 453 450 offenbarten Hörgerätesystem ein externes
Steuergerät vorgesehen, das einzustellende Signalverarbeitungsparameter in einem komplizierten
Verfahren aus audiometrischen Daten und aus die Umgebungssituation kennzeichnenden
Daten errechnet. Dieses Verfahren ist jedoch aufwendig und bestimmt nicht immer einen
optimalen Parametersatz.
[0006] Eine weitere Schwierigkeit bei den beiden genannten Verfahren zum Ermitteln von Parametersätzen
besteht in der Tatsache, daß auch bei gleichen (mit Hilfe eines Tonschwellenaudiogramms
ermittelten) Hörschäden die subjektiven Empfindungen der Hörgeräteträger unter gleichen
akustischen Umgebungsbedingungen unterschiedlich sind und zu verschiedenen optimalen
Parametersätzen führen.
[0007] Die Erfindung hat demgemäß die Aufgabe, die genannten Probleme des Standes der Technik
zu vermeiden und insbesondere das Festlegen von individuell optimal angepaßten Parametersätzen
für unterschiedliche Hörsituationen bei einem Hörhilfegerät zu vereinfachen oder in
der Praxis oft erst zu ermöglichen.
[0008] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch ein Hörgerätesystem der eingangs genannten
Art gelöst, das gemäß den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1 weitergebildet
ist, sowie durch ein Verfahren mit den in Anspruch 11 genannten Schritten.
[0009] Die Erfindung beruht auf der Grundidee, den jeder Hörsituation zugeordneten Parametersatz
eines programmierbaren Hörhilfegeräts nicht schon bei der Anpassung beim Hörgeräteakustiker
festzulegen, sondern anfangs für jede Hörsituation mehrere Versuchs-Parametersätze
vorzusehen. In einer Optimierungsphase kann der Hörgeräteträger dann ermitteln, welcher
Parametersatz individuell für ihn in den einzelnen Hörsituationen am besten geeignet
ist. Dieser Parametersatz wird schließlich der Hörsituation fest zugeordnet.
[0010] Ein Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung ist, daß die Anpassung des Hörgeräts für
die unterschiedlichen Hörsituationen besser ist als bei herkömmlicher Vorgehensweise,
da sie sich jeweils individuell nach den realen akustischen Umgebungsbedingungen der
persönlichen Lebensbereiche des Schwerhörigen richtet. Überdies kann die Anpassung
weitgehend vom Hörgeräteträger selbst vorgenommen werden, so daß sie weniger aufwendig
ist.
[0011] In bevorzugten Ausgestaltungen der Erfindung, die im folgenden überblicksartig dargestellt
sind, sind die Hauptfunktionen der Anpaßeinrichtung in unterschiedlicher Weise auf
verschiedene Baugruppen verteilt:
1) Zumindest der erste Speicher für die Versuchs-Parametersätze, der zweite Speicher
für die vom Benutzer getroffenen Zuordnungen und die Steuer- und Verarbeitungseinrichtung
sind in einem externen Steuermodul vorgesehen, das in drahtloser Verbindung mit einem
mobilen Zusatzmodul steht. Letzteres beinhaltet im wesentlichen einen Empfänger, der
Daten vom Steuermodul erhält und an das Hörhilfegerät weitergibt.
2) Die in 1) genannten Baugruppen sind in dem mobilen Zusatzmodul enthalten, während
das externe Steuermodul im wesentlichen nur Bedienelemente (also Eingabetasten und
eine Anzeige) sowie eine oder mehrere Schnittstellen enthält.
3) Wie 1) oder 2), nur daß das Zusatzmodul entfällt und dessen Funktionen fest in
das Hörhilfegerät integriert sind.
4) Wie 3), wobei das Steuermodul nach Abschluß der Anpassungsphase als normale Fernsteuerung
des Hörhilfegerätes dient. Die Anpassungsfunktionen sind dann deaktiviert.
5) Alle Baugruppen der Anpaßeinrichtung einschließlich der Bedienelemente sind in
das mobile, am Körper zu tragende Zusatzmodul integriert. Das Steuermodul kann entfallen.
[0012] Die Auswertung der während der Anpassungsphase im zweiten Speicher der Anpaßeinrichtung
gespeicherten Zuordnungsdaten erfolgt vorzugsweise entweder in einem externen Auswertungsrechner
oder in dem Steuermodul. Neben der Auswertung nur am Ende der Anpassungsphase kann
auch eine laufende Überwachung der Zuordnungsdaten stattfinden, etwa um festzustellen,
ob für eine Hörsituation kein optimaler Versuchs-Parametersatz vorliegt und daher
der Hörgeräteakustiker zur Programmierung neuer Versuchs-Parametersätze aufgesucht
werden muß. In einer Ausführungsalternative erzeugt die Anpaßeinrichtung nach vorbestimmten
Regeln neue Parametersätze.
[0013] In einer bevorzugten Ausführungsform weist das Hörhilfegerät eine neuronale Struktur
und eine Vergleichs- und Trainingsschaltung auf. Die neuronale Struktur wertet laufend
akustische Eingangssignale aus. Die Vergleichs- und Trainingsschaltung vermag die
neuronale Struktur gemäß den während einer Trainingsphase für jede Hörsituation ausgewählten
Parametersätzen zu trainieren. Nach Abschluß der Trainingsphase bestimmt die neuronale
Struktur selbständig passende Signalverarbeitungsparameter aus den Eingangssignalen,
so daß der Hörgerätebenutzer nicht einmal mehr die aktuell vorliegende Hörsituation
angeben muß.
[0014] Weitere bevorzugte Ausgestaltungen sind in den übrigen Unteransprüchen definiert.
[0015] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nun unter Hinweis auf die schematischen
Zeichnungen genauer beschrieben. Es stellen dar:
Fig. 1 eine Prinzipskizze des erfindungsgemäßen Hörgerätesystems in einer Ausführungsform
mit einem Hinter-dem-Ohr-Hörhilfegerät,
Fig. 2 eine Prinzipskizze einer Ausführungsalternative mit einem Im-Ohr-Hörhilfegerät,
Fig. 3 eine Ansicht eines externen Steuermoduls,
Fig. 4 ein Blockdiagramm eines Zusatzmoduls,
Fig. 5 ein Blockdiagramm des externen Steuermoduls, und
Fig. 6 ein Blockdiagramm eines Hörhilfegeräts mit neuronaler Struktur.
[0016] In Fig. 1 ist als strichpunktierte Linie der Umriß eines Ohres mit einem hinter dem
Ohr zu tragenden Hörhilfegerät 10 dargestellt, auf das ein Zusatzmodul 20 abnehmbar
aufgesteckt ist. Das Hörhilfegerät 10 und das Zusatzmodul 20 sind über Kontaktflächen
elektrisch miteinander verbunden. Über diese Verbindung können Parametersätze in das
Hörhilfegerät 10 einprogrammiert werden, die die Charakteristik der Signalverarbeitung
im Hörhilfegerät 10 bestimmen. Das Zusatzmodul 20 vermag Daten über eine drahtlose
Datenübertragungsverbindung 24 mit einem externen Steuermodul 40 auszutauschen.
[0017] Fig. 2 zeigt als Abwandlung des in Fig. 1 dargestellten Hörgerätesystems ein im Ohr
zu tragendes Hörhilfegerät 10', das über eine Verbindungsleitung 12 mit dem hinter
dem Ohr zu tragenden Zusatzmodul 20 elektrisch verbunden ist. Die Verbindungsleitung
12 ist an das Hörhilfegerät 10' mittels an sich bekannter Verbindungselemente (Stecker/Buchse
etc.) lösbar angeschlossen, wie sie beispielsweise für die drahtgebundene Programmierung
von Hörhilfegeräten verwendet werden.
[0018] In Fig. 3 sind insbesondere die Bedien- und Anzeigeelemente des ähnlich wie eine
Fernbedienung ausgestalteten externen Steuermoduls 40 gezeigt. Eine beispielsweise
als alphanumerisches LCD-Display ausgestaltete Anzeigeeinrichtung 42 dient zur Benutzerführung.
Beispielsweise können in einer ersten Zeile die eingestellte Hörsituation und in einer
zweiten Zeile der jeweils zugeordnete Parametersatz angezeigt werden. Auch andere
Texte, die bei der Programmierung des Steuermoduls 40 einprogrammiert worden sind,
können angezeigt werden. Eine als Tastatur ausgestaltete Eingabeeinrichtung 44 weist
mehrere Tasten auf, insbesondere Tasten 48 zum Einstellen der Hörsituation, Tasten
50 zum Zuordnen eines Parametersatzes zu der Hörsituation, eine Taste 52 zum Bestätigen
und eine Taste 54 zur Korrektur von fehlerhaften Eingaben. Um die Bedienung des Steuermoduls
40 einfach zu gestalten, sind nur wenige klar gekennzeichnete Tasten ohne Doppelfunktion
vorgesehen; bei dem in Fig. 3 gezeigten Steuermodul 40 beispielsweise Tasten für maximal
vier Hörsituationen mit jeweils maximal vier Versuchs-Parametersätzen.
[0019] Das in Fig. 4 gezeigte Zusatzmodul 20 weist eine Schnittstelle 22 zur bidirektionalen
Datenübertragung zum Hörhilfegerät 10 bzw. 10' über Kontakte oder über die elektrische
Verbindungsleitung 12 auf. Eine von einer Infrarot-Leuchtdiode und einem Fotosensor
gebildete Datenübertragungsschnittstelle 26 dient zum Bereitstellen der bidirektionalen
Datenübertragungsverbindung 24 zum externen Steuermodul 40. Die Datenübertragungsverbindung
24 ist bevorzugt drahtlos. Als Medium können sichtbares oder infrarotes Licht, Hochfrequenz-Funkwellen,
Ultraschall, elektrische Induktion und so weiter dienen. Die Schnittstellen 22 und/oder
26 können auch einfacher als unidirektionale Schnittstellen ausgeführt sein, die Parametersätze
nur in Richtung zum Hörhilfegerät 10 bzw. 10' zu übertragen vermögen.
[0020] Die Schnittstellen 22 und 26 stehen untereinander sowie mit einer Steuer- und Verarbeitungseinrichtung
30 in Verbindung. Letztere vermag auf mehrere Festwertspeicher und/oder Schreib-/Lesespeicher
zuzugreifen, insbesondere auf einen ersten Speicher 32 für die Versuchs-Parametersätze
und auf einen zweiten Speicher 34 für die vom Benutzer getroffenen Zuordnungen während
der Optimierungsphase. Ferner sind ein Modul 36 zum Erzeugen einer gegebenenfalls
erforderlichen Programmierspannung für das Hörhilfegerät 10 bzw. 10' sowie ein Stromversorgungsmodul
38 vorgesehen. Das Modul 36 ist an die Verbindungsleitung 12 angeschlossen und wird
von der Steuer- und Verarbeitungseinrichtung 30 angesteuert. Das Stromversorgungsmodul
38 speist alle genannten Bauelemente und ist ferner über die Verbindungsleitung 12
mit dem Hörhilfegerät 10 bzw. 10' verbunden.
[0021] Das Zusatzmodul 20 ist in Fig. 4 in einer Ausführungsform mit voller Funktionalität
gezeigt. In anderen Ausführungsformen, in denen einige Funktionen beispielsweise vom
Steuermodul 40 übernommen werden, können Baugruppen weggelassen werden. Beispielsweise
brauchen der erste und zweite Speicher 32 und 34 nur entweder im Zusatzmodul 20 oder
im Steuermodul 40 vorgesehen zu sein. Die Steuer- und Verarbeitungseinrichtung 30
kann dann einfacher ausgeführt sein oder sogar ganz wegfallen.
[0022] Fig. 5 zeigt den Aufbau des externen Steuermoduls 40. Die bereits in Zusammenhang
mit Fig. 3 beschriebenen Anzeige- und Eingabeeinrichtungen 42 bzw. 44 sind mit einer
Steuer- und Verarbeitungseinrichtung 46 verbunden, an die ein erster und ein zweiter
Speicher 60 und 62, eine Rechnerschnittstelle 64 und eine Datenübertragungsschnittstelle
68 zum Zusatzmodul 20 angeschlossen sind. Ferner ist ein Stromversorgungsmodul 70
für die genannten Baugruppen vorgesehen. Die Rechnerschnittstelle 64 ist mit einem
Anschluß 66 für einen externen Auswertungsrechner verbunden. Über die Rechnerschnittstelle
64 können einerseits, vor Beginn der Optimierungsphase, Versuchs-Parametersätze vom
Auswertungsrechner zum Steuermodul 40 und andererseits, nach Abschluß der Optimierungsphase,
Zuordnungsdaten vom Steuermodul 40 zum Auswertungsrechner übertragen werden.
[0023] Auch das Steuermodul 40 ist in Fig. 5 in einer Ausführungsform mit voller Funktionalität
gezeigt. Je nach der Verteilung der Funktionen der Anpaßeinrichtung auf das Zusatzmodul
20 und das Steuermodul 40 können einzelne Baugruppen wegfallen oder vereinfacht werden.
Die Rechnerschnittstelle 64 kann weggelassen werden, wenn die Eingabe der Versuchs-Parametersätze
über die Eingabeeinrichtung 44 erfolgt und die Auswertung der Zuordnungsdaten von
der Steuer- und Verarbeitungseinrichtung 46 vorgenommen wird. Außerdem kann die Steuer-
und Verarbeitungseinrichtung 46 zur Generierung von neuen oder abgewandelten Versuchs-Parametersätzen
nach einprogrammierten oder fest vorgegebenen Regeln eingerichtet sein.
[0024] In Fig. 6 ist die Schaltung eines komplex aufgebauten Hörhilfegerätes 10 bzw. 10'
dargestellt, das weiter unten genauer beschrieben wird. Für die bisher geschilderten
Ausführungsformen des Hörgerätesystems reicht ein Hörhilfegerät 10 bzw. 10' aus, bei
dem von den in Fig. 6 gezeigten Bauelementen lediglich ein als Mikrofon ausgestalteter
Eingangswandler 14, ein als Hörer ausgestalteter Ausgangswandler 18, eine Signalverarbeitungseinrichtung
16 mit einer durch Parameter bestimmten Übertragungscharakteristik, ein Speicher 80
für mindestens einen Parametersatz der Signalverarbeitungseinrichtung 16 und eine
Schnittstelle 90 zur Anpaßeinrichtung vorgesehen sind. Die Schnittstelle 90 ist in
einer Ausführungsform über die elektrische Verbindungsleitung 12 mit dem Zusatzmodul
20 verbunden.
[0025] Zum Konfigurieren und Optimieren der Parameter des Hörhilfegerätes wird, gemäß einem
Ausführungsbeispiel des erfindungsgemaßen Verfahrens, zunächst durch den Hörgeräteakustiker
festgelegt, für welche Hörsituationen der Hörgeräteträger die (auch als Hörprogramme
bezeichneten) Parametersätze individuell ermitteln will. Beispiele für Hörsituation
können sein: "Am Arbeitsplatz", "Gesprächssituation im Auto", "Musik hören zu Hause"
und so weiter. Für jede dieser Hörsituationen werden mit Hilfe einer auf dem externen
Auswertungsrechner laufenden Anpaßsoftware gemäß dem Hörschaden des Hörgeräteträgers
mehrere Versuchs-Parametersätze ermittelt. Die ermittelten Parametersätze werden über
die Rechnerschnittstelle 64 an das Steuermodul 40 übermittelt und entweder dort im
ersten Speicher 60 abgelegt oder weiter über die Datenübertragungsverbindung 24 an
das Zusatzmodul 20 übertragen und in dessen erstem Speicher 32 abgelegt.
[0026] Für die Phase der Parameteroptimierung werden dem Schwerhörigen das Steuermodul 40
und das mobile Zusatzmodul 20 zur Verfügung gestellt. Wenn sich der Schwerhörige in
einer für ihn typischen Hörsituation befindet, kann er über das Steuermodul 40 zuerst
mittels der Tasten 48 die Hörsituation auswählen und anschließend mittels der Tasten
50 jeweils einen der ihr zugeordneten Versuchs-Parametersätze aktivieren. Dieser wird
nun vom Steuermodul 40 an das mobile Zusatzmodul 20 übertragen, von diesem in das
Hörhilfegerät 10 bzw. 10' einprogrammiert und dort aktiviert. Hat der Schwerhörige
den für die ausgewählte Hörsituation optimalen Parametersatz gefunden, so kann er
diesen durch Betätigung der Bestätigungstaste 52 abspeichern. Das heißt, daß im zweiten
Speicher 62 des Steuermoduls 40 (bzw. im zweiten Speicher 34 des Zusatzmoduls 20)
notiert wird, daß eine Zuordnung dieses Parametersatzes zur eingestellten Hörsituation
stattgefunden hat.
[0027] Nach Ablauf der Optimierungsphase wird der zweite Speicher 62 des Steuermoduls 40
(bzw. der zweite Speicher 34 des Zusatzmoduls 20) beim Hörgeräteakustiker ausgelesen
und ermittelt, welche Zuordnung von Hörsituationen zu Parametersätzen wie häufig vorgenommen
wurde. Der Parametersatz mit der häufigsten Zuordnung für jede Hörsituation wird als
entsprechendes Hörprogramm im Hörhilfegerät 10 bzw. 10' gespeichert.
[0028] Damit ist die Optimierungsphase abgeschlossen und der Benutzer braucht nur noch das
Hörhilfegerät 10 bzw. 10' (und nicht mehr die aus dem Zusatzmodul 20 und dem Steuermodul
40 bestehende Anpaßeinrichtung) zu tragen. Wenn das Hörgerätesystem so ausgelegt ist,
daß das Steuermodul 40 direkt mit dem Hörhilfegerät 10 bzw. 10' kommuniziert, dann
kann das Steuermodul 40 auch nach Abschluß der Optimierungsphase als normale Fernsteuerung
des Hörhilfegerätes 10 bzw. 10' dienen. Die Anpassungsfunktionen sind dann deaktiviert.
In dieser Ausgestaltung können die in der Optimierungsphase ermittelten Parametersätze
in dem nun als Fernsteuerung wirkenden Steuermodul 40 gespeichert bleiben. Es braucht
nur der jeweils aktuell gewünschte Parametersatz zum Hörhilfegerät 10 bzw. 10' übertragen
zu werden, so daß letzteres lediglich einen Speicher 80 für einen einzigen Parametersatz
aufweisen muß.
[0029] Zeigt für eine Hörsituation die Zuordnungshäufigkeit der Parametersätze eine zu geringe
Signifikanz, so können die entsprechenden Parametersätze mit Hilfe der Anpaßsoftware
modifiziert und erneut im Steuermodul 40 gespeichert werden. In einer zweiten Optimierungsphase
kann nun nochmals die optimale Zuordnung ermittelt werden.
[0030] In einer Ausführungsalternative des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt die Auswertung
der Zuordnungen von Hörsituationen zu Versuchs-Parametersätzen bereits während der
Optimierungsphase im Steuermodul 40. Eine zu geringe Signifikanz der Zuweisungen von
Versuchs-Parametersätzen zu einer bestimmten Hörsituation wird dahingehend interpretiert,
daß für diese Hörsituation kein optimaler Versuchs-Parametersatz vorliegt. Der Hörgeräteträger
wird dann über die Anzeigeeinrichtung 42 aufgefordert, seinen Hörgeräteakustiker aufzusuchen,
um neue Versuchs-Parametersätze einprogrammieren zu lassen. Alternativ können diese
neuen Versuchs-Parametersätze auch im Steuermodul 40 nach fest vorgegebenen oder einprogrammierbaren
Regeln generiert werden.
[0031] In einer weiteren Ausführungsvariante der Erfindung ist das Hörhilfegerät 10 bzw.
10' gemäß Fig. 6 ausgestaltet. Neben den oben bereits beschriebenen Bauelementen weist
dieses Hörhilfegerät 10 bzw. 10' eine auch als neuronales Netzwerk bezeichnete neuronale
Struktur 82, einen Speicher 84 für Parameter der neuronalen Struktur 82, eine Signalaufbereitungseinrichtung
86 und eine Vergleichs- und Trainingsschaltung 88 auf. Die Signalaufbereitungseinrichtung
86 ist an einer geeigneten Abgriffstelle mit der Signalverarbeitungseinrichtung 16
verbunden und führt der neuronalen Struktur 82 geeignet aufbereitete Signale zu, die
den vom Eingangswandler 14 aufgenommenen akustischen Informationen entsprechen.
[0032] Der Speicher 84 enthält Parameter, die das Ausgabeverhalten der neuronalen Struktur
82 steuern. Er ist mit der neuronalen Struktur 82 sowie der Vergleichs- und Trainingsschaltung
88 verbunden. Die Vergleichs- und Trainingsschaltung 88 steuert die neuronale Struktur
82, den Speicher 84 für die neuronale Struktur 82 und den Speicher 80 für Parametersätze.
Die Ausgänge des Speichers 80 bzw. der neuronalen Struktur 82 sind mit der Vergleichs-
und Trainingsschaltung 88 sowie mit einem Parametereingang der Signalverarbeitungseinrichtung
16 verbunden, über den die Übertragungscharakteristik der Signalverarbeitungseinrichtung
16 einstellbar ist. Durch die Vergleichs- und Trainingsschaltung 88 wird unter anderem
bestimmt, ob zur Steuerung der Signalverarbeitungseinrichtung 16 die Ausgaben der
neuronalen Struktur 82, die im Speicher 80 gespeicherten Parameter oder eine Mischung
von beiden herangezogen werden.
[0033] Aus der EP-A-0 712 263 (Aktenzeichen 94 117 797.4, eingereicht am 10. November 1994)
ist ein Hörhilfegerät 10 bzw. 10' bekannt, bei dem die Signalverarbeitung steuernde
Parameter durch eine neuronale Struktur bestimmt werden. Der Inhalt der EP-A-0 712
263 wird ausdrücklich in die vorliegende Beschreibung aufgenommen, insbesondere im
Hinblick auf den dort offenbarten Aufbau der Signalaufbereitungseinrichtung 86 (siehe
Fig. 3 der EP-A-0 712 263 mit der zugehörigen Beschreibung) und der neuronalen Struktur
82 (siehe Fig. 4 bis Fig. 8 der EP-A-0 712 263 mit der zugehörigen Beschreibung).
In der genannten Offenlegungsschrift ist jedoch nicht angegeben, wie das Training
der neuronalen Struktur 82 ablaufen kann.
[0034] Nach der erfindungsgemäßen Ausgestaltung werden zum Training der neuronalen Struktur
82 und somit zur Programmierung des Hörgerätesystems zunächst Versuchs-Parametersätze
festgelegt. Während der Optimierungsphase teilt der Benutzer dem Hörhilfegerät 10
bzw. 10' auf die oben beschriebene Weise über die Schnittstelle 90 den jeweils für
die augenblickliche Hörsituation als optimal empfundenen Parametersatz mit. Dieser
wird in den Speicher 80 geschrieben. Unabhängig davon errechnet die neuronale Struktur
82 aus den von der Signalaufbereitungseinrichtung 86 stammenden Daten einen vorgeschlagenen
Parametersatz.
[0035] Die Vergleichs- und Trainingsschaltung 88 vergleicht während der Optimierungsphase
laufend den vom Benutzer als optimal empfundenen und in den Speicher 80 geschriebenen
Parametersatz mit dem von der neuronalen Struktur 82 ermittelten Parametersatz. Aus
den Abweichungen dieser Parametersätze wird nach einem vorgegebenen Algorithmus (z.B.
einem Lernalgorithmus für neuronale Netze nach dem Stand der Technik) eine Fehlerinformation
gewonnen. Basierend auf dieser Fehlerinformation modifiziert die Vergleichs- und Trainingsschaltung
88 die im Speicher 84 enthaltenen Parameter für die neuronale Struktur 82. Auf diese
Weise wird die neuronale Struktur 82 während der Optimierungsphase trainiert, bis
sie alleine mit zufriedenstellender Genauigkeit für alle akustischen Umgebungsbedingungen
geeignete Parametersätze ermitteln kann.
[0036] Dabei erhält zu Beginn der Optimierungsphase (Trainingsphase) die Signalverarbeitungseinrichtung
16 ihre Steuerparameter ausschließlich aus dem Speicher 80 für den vom Benutzer eingegebenen
Parametersatz, mit fortschreitendem Trainingserfolg dann zunehmend aus der neuronalen
Struktur 82. Nach Abschluß der Trainingsphase erhält sie ihre Steuerparameter nur
noch aus der neuronalen Struktur 82. Die Anpaßeinrichtung wird dann vom Hörgeräteträger
nicht mehr benötigt.
1. Programmierbares Hörgerätesystem, mit
- einem Hörhilfegerät (10; 10'), das
- einen Eingangswandler (14),
- einen Ausgangswandler (18),
- eine Signalverarbeitungseinrichtung (16) mit einstellbaren Arbeitsparametern,
- einen Speicher (80) für mindestens einen für eine Hörsituation vorgesehenen Parametersatz
für die Signalverarbeitungseinrichtung (16), und
- eine Schnittstelle (90) zur Anpaßeinrichtung aufweist, und
- einer Anpaßeinrichtung,
dadurch gekennzeichnet, daß
- die Anpaßeinrichtung aufweist:
- einen ersten Speicher (32; 60) für mehrere zur Auswahl stehende Parametersätze für
jede von mehreren Hörsituationen,
- eine Eingabeeinrichtung (44) zum Auswählen einer aktuell vorliegenden Hörsituation
sowie eines der mehreren für diese Hörsituation zur Auswahl stehenden Parametersätze,
- einen zweiten Speicher (34; 62) für Zuordnungsdaten, die die für jede Hörsituation
ausgewählten Parametersätze betreffen,
- eine Schnittstelle (22) zum Hörhilfegerät (10; 10'), und
- eine Steuer- und Verarbeitungseinrichtung (30; 46).
2. Hörgerätesystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Anpaßeinrichtung ein mit dem Hörhilfegerät (10; 10') elektrisch verbindbares
Zusatzmodul (20) und ein externes Steuermodul (40) aufweist, das eine vorzugsweise
drahtlose Datenübertragungsverbindung (24) mit dem Zusatzmodul (20) aufzubauen vermag.
3. Hörgerätesystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Anpaßeinrichtung ein Zusatzmodul (20) aufweist, das Bestandteil des Hörhilfegerätes
(10; 10') ist, und daß die Anpaßeinrichtung ferner ein externes Steuermodul (40) aufweist,
das eine vorzugsweise drahtlose Datenübertragungsverbindung (24) mit dem Zusatzmodul
(20) aufzubauen vermag.
4. Hörgerätesystem nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß das Zusatzmodul (20) die Schnittstelle (22) zum Hörhilfegerät (10; 10') und eine
Datenübertragungsschnittstelle (26) zu dem externen Steuermodul (40) aufweist, und
daß das externe Steuermodul (40) den ersten und den zweiten Speicher (60, 62) der
Anpaßeinrichtung, die Eingabeeinrichtung (44), die Steuer- und Verarbeitungseinrichtung
(46) und eine Datenübertragungsschnittstelle (68) zum Zusatzmodul (20) aufweist.
5. Hörgerätesystem nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß das Zusatzmodul (20) die Schnittstelle (22) zum Hörhilfegerät (10; 10'), den
ersten und den zweiten Speicher (32, 34) der Anpaßeinrichtung, die Steuer- und Verarbeitungseinrichtung
(30) und eine Datenübertragungsschnittstelle (26) zu dem externen Steuermodul (40)
aufweist, und daß das externe Steuermodul (40) die Eingabeeinrichtung (44) und eine
Datenübertragungsschnittstelle (68) zu dem Zusatzmodul (20) aufweist.
6. Hörgerätesystem nach einem der Ansprüche 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß das externe Steuermodul (40) Bestandteil einer Fernsteuerung für das Hörhilfegerät
(10; 10') ist.
7. Hörgerätesystem nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Anpaßeinrichtung, vorzugsweise im externen Steuermodul (40), eine Anzeigeeinrichtung
(42) aufweist.
8. Hörgerätesystem nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die Anpaßeinrichtung oder ein externer und mit der Anpaßeinrichtung über eine
Rechnerschnittstelle (64) verbundener Auswertungsrechner dazu eingerichtet ist, aus
den im zweiten Speicher (34; 62) gespeicherten Zuordnungsdaten eine optimale Zuordnung
je eines Parametersatzes zu jeder Hörsituation zu bestimmen.
9. Hörgerätesystem nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, daß die Anpaßeinrichtung oder der externe Auswertungsrechner dazu eingerichtet ist,
zu ermitteln, ob sich aus den im zweiten Speicher (34; 62) gespeicherten Zuordnungsdaten
eine optimale Zuordnung je eines Parametersatzes zu jeder Hörsituation bestimmen läßt.
10. Hörgerätesystem nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß das Hörhilfegerät (10; 10') ferner eine neuronale Struktur (82), einen Speicher
(84) für Parameter für die neuronale Struktur (82) und eine Vergleichs- und Trainingsschaltung
(88) aufweist, und daß die Vergleichs- und Trainingsschaltung (88) dazu eingerichtet
ist, durch Modifikation der im Speicher (84) befindlichen Werte die neuronale Struktur
(82) gemäß den für jede Hörsituation ausgewählten Parametersätzen zu trainieren.
11. Verfahren zum Ermitteln je eines optimalen Parametersatzes für mehrere Hörsituationen
bei einem Hörhilfegerät (10, 10'), mit den Schritten:
1. zur Vorbereitung:
1.1 Festlegen mehrerer Hörsituationen,
1.2 Festlegen jeweils mehrerer Versuchs-Parametersätze für jede Hörsituation,
2. während einer Optimierungsphase für jede aktuell auftretende Hörsituation:
2.1 Zuordnen des jeweils benutzerspezifisch optimalen Parametersatzes,
2.2 Speichern von die gewählte Zuordnung betreffenden Daten,
3. zur Konfigurierung des Hörhilfegerätes (10; 10'):
3.1 Auswerten der gespeicherten Zuordnungsdaten zur Bestimmung je eines optimalen
Parametersatzes für jede Hörsituation, und
3.2 Einprogrammieren der optimalen Parametersätze als Hörprogramme im Hörhilfegerät
(10, 10')
12. Verfahren nach Anspruch 11,
bei dem während der Optimierungsphase die Häufigkeit der gewählten Zuordnungen überwacht
wird, um eine zu geringe Signifikanz zu erkennen und dies dem Hörgeräteträger anzuzeigen
und/oder automatisch neue Versuchs-Parametersätze zu generieren.