[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Brandbekämpfung in geschlossenen Räumen
und Gebäuden, bei dem durch Einleitung wenigstens eines Inertgases der Sauerstoffgehalt
der Atmosphäre im Bereich des Brandherdes unter einen zur Aufrechterhaltung des Brandes
erforderlichen Wert abgesenkt wird. Ferner betrifft sie eine Vorrichtung zur Durchführung
eines derartigen Verfahrens.
[0002] Zur Brandbekämpfung in geschlossenen Räumen, in denen nicht mittels Wasserstrahl,
Schaum oder Pulver gelöscht werden kann oder darf, fand in der Vergangenheit vorzugsweise
Halon als Löschmittel Einsatz. Nach dessen Verbot wurde als Alternative unter anderem
bereits ein Verfahren der eingangs genannten Art vorgeschlagen, bei dem ein Inertgas
in den von einem Brand betroffenen Raum eingeblasen wird, um auf diese Weise den Sauerstoffgehalt
der darin befindlichen Atmosphäre unter den für die weitere Aufrechterhaltung des
Brandes erforderlichen Wert von etwa 12 bis 15 Prozent zu drücken. Als mögliche Inertgasgeneratoren
wurden dabei bereits Treibsätze erwogen, die bei ihrer Reaktion hochstickstoffhaltige
Abgase entwickeln. Allerdings enthalten diese Abgase in der Regel neben Stickstoff
(N
2) häufig auch noch Kohlendioxyd (CO
2) in einem Anteil von bis zu 20 %. Dies ist immer dann problematisch, wenn sich in
dem Raum, in dem der Brand ausgebrochen ist, noch Personen aufhalten, die den Raum
nach Möglichkeit nicht verlassen sollen oder die dies nicht können. Wegen der schädigenden
Wirkung erhöhter CO
2-Konzentrationen in der Atemluft sollte deshalb nach Möglichkeit die wegen des Brandes
ohnehin schon mit Kohlendioxyd angereicherte Atmosphäre nicht noch mit zusätzlichem
CO
2 aus dem Löschgas belastet werden. Hinzu kommt, daß die Reaktionsgase Solcher Treibsätze
häufig noch mit Kohlenmonoxid (CO), Wasserstoff (H
2) und Methan (CH
4) brennbare Anteile enthalten. Schließlich können diese Treibsätze bei ihrem Abbrand
noch staubförmige Schlacken auswerfen, deren Anteil bis zu 40 Gewichtsprozent der
Treibstoffmasse betragen kann.
[0003] Daneben wurden bereits Feststofftreibsätze auf der Basis Natriumazid (NaN
3) vorgeschlagen, wie sie in miniaturisierter Form Verwendung in Fahrzeug-Airbags finden.
Diese haben zwar den Vorteil, daß sie als Reaktionsprodukt nahezu reinen Stickstoff
liefern, jedoch steht ihrer Verwendung in größerem Maßstab die Giftigkeit der Ausgangsprodukte
entgegen. Hinzu kommen bei ihrem Abbrand korrosiv wirkende und gesundheitsgefährdende
Stäube, die durch besondere Maßnahmen abgefangen bzw. neutralisiert werden müssen.
[0004] Eine Verwendung von Feststofftreibsätzen hat außerdem den Nachteil, daß diese nach
einmal erfolgter Zündung in der Regel komplett abbrennen und daß eine erneute Zündung,
beispielsweise bei einem Wiederaufflackern eines vermeintlich bereits gelöschten Brandes,
nicht möglich ist. Schließlich würde die Verwendung von Gaserzeugungssystemen mit
Feststoffgeneratoren bei einem Einsatz in größeren Räumen bzw. in einem Brandlöschrohrnetz
für größere Gebäudetrakte eine Modularisierung mit vielen Einzelgeneratoren und entsprechenden
Anschlüssen erforderlich machen.
[0005] Daher ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren der eingangs genannten Art so auszubilden,
daß es ein Löschgas liefert, das frei ist von Kohlendioxyd oder anderen schädlichen
bzw. brandfördernden Anteilen sowie von Staubpartikeln, das beliebig oft abgeschaltet
und wieder in Gang gesetzt werden kann und das sich sowohl für ortsfest installierte
Brandbekämpfungsanlagen als auch für mobile, autonom arbeitende Einrichtungen eignet.
Weitere Aufgabe der Erfindung ist es, eine Vorrichtung bereitzustellen, die auf möglichst
einfache und effektive Weise die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ermöglicht.
[0006] Die Erfindung löst die erste Aufgabe durch ein Verfahren, bei dem eine Reaktion von
Ammoniak (NH
3) mit Umgebungsluft Stickstoff (N
2) und Wasserdampf (H
2O) erzeugt und als Löschgasgemisch dem Brandherd zugeführt werden. Die Lösung der
weiteren Aufgabe erfolgt mittels eines sogenannten Kleingasturbinenanlage, wie sie
im Prinzip in ähnlicher Form als Triebwerk oder Hilfsenergieerzeugungsanlage (APU
= "auxiliary power unit") in Flugzeugen eingesetzt wird, wobei bei dieser Anlage jedoch
zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens Ammoniak (NH
3) anstelle des sonst üblichen Kerosins als Treibstoff dient. Ähnliche Kleingasturbinenanlagen
finden daneben auch im stationären Betrieb als Kleinkraftwerke Verwendung, wo sie
allerdings ebenfalls mit Kohlenwasserstoffen als Treibstoffen betrieben werden.
[0007] Die Erfindung weist damit den Vorteil auf, daß sie durch die Verwendung einer solchen,
dem Stand der Technik weitgehend entsprechenden Anlage einerseits auf bereits erprobten
und zuverlässigen und zudem sofort verfügbaren Komponenten basiert, andererseits durch
die erfindungsgemäß vorgesehene Verwendung von Ammoniak als Treibstoff für diese Anlage
ein absolut CO
2-freies Abgas liefert, das zudem frei von Staubpartikeln ist. Sie kann durch die Zuführung
von einfach und in großen Mengen flüssig speicherbarem Ammoniak über beliebig lange
Zeiträume betrieben werden, wobei sie beliebig oft abschaltbar und wieder startfähig
ist. Zudem kann ihr Betrieb durch einfaches Nachtanken von Ammoniak aufrechterhalten
bzw. ihr betriebsbereiter Wartezustand gewährleistet werden.
[0008] Die Vorrichtung nach der Erfindung kann sowohl ortsfest betrieben und an ein Brandlöschrohrnetz
angeschlossen als auch in Form eines Mobilaggregats für einen autonomen Betrieb vorgesehen
werden. Ihr Start kann, ebenso wie bei kerosinbetriebenen Anlagen, elektro - thermisch
oder über eine Pilotflamme erfolgen. Schließlich verfügt die erfindungsgemäße Vorrichtung
in ihrer bevorzugten Ausführungsform über eine sensorgesteuerte Temperaturregelung
sowohl des Arbeitsgases vor dem Eintritt in die Turbine als auch des Inertgases vor
der Einspeisung in das Brandlöschrohrnetz. Diese wird über eine Wassereinspritzung
realisiert. Nachfolgend soll die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten
Ausführungsbeispieles näher erläutert werden. Die Figur zeigt dabei in schematischer
Darstellung den Aufbau einer Vorrichtung zur Erzeugung von kohlendioxidfreiem Inertgas
für Brandbekämpfungszwecke. Der Aufbau dieser Vorrichtung entspricht im wesentlichen
demjenigen einer Kleingasturbinenanlage, wie sie als Hilfsenergieerzeugungsanlage
oder APU in Flugzeugen eingesetzt wird.
[0009] Bei dieser Anlage wird, wie mittels Pfeil angedeutet, Umgebungsluft von einem Verdichter
(1) angesaugt und in komprimiertem Zustand in eine Brennkammer (2) gepreßt. Hier wird
über ein Einspritzventil (3) Ammoniak (NH
3) zugeführt, das mittels einer Pumpe (4) aus einem Vorratsbehälter (5) gefördert und
auf den in der Brennkammer (2) herrschenden Druck gebracht wird.
[0010] In der Brennkammer (2) wird gemäß der Reaktionsgleichung
4 NH
3 + 3O
2 + 3 X N
2 (3 X +2) N
2 + 6H
2O
wobei X den Stickstoffanteil der Luft, bezogen auf den Sauerstoffanteil, bedeutet,
Stickstoff und Wasserdampf als Komponenten eines für die Brandbekämpfung geeigneten
Inertgasgemisches erzeugt.
[0011] Um ein möglichst sauerstofffreies Verbrennungsabgas zu erzeugen, sollte das Verhältnis
von Brennstoff zu Luft dem stöchiometrischen Verhältnis entsprechen. Da dies andererseits
aber zu erhöhten Verbrennungsendtemperaturen führen würde, wird bei dem hier beschriebenen
Ausführungsbeispiel die Temperatur des
[0012] Verbrennungsgases durch eingespritztes Wasser auf einen niedrigeren Wert gebracht.
Dieses Wasser wird über eine zweite Pumpe (6) aus einem zweiten Vorratsbehälter (7)
gefördert und dosiert. Die beiden Pumpen (4) und (6) werden von einem Getriebe (8)
angetrieben, das auf einer gemeinsamen Welle (9) mit dem Verdichter (1) sowie mit
einer Turbine (10) angeordnet ist. Letztere wird durch das in der Brennkammer (2)
entstehende Abgas angetrieben und fördert dieses in eine Mischkammer (11), wo es durch
eine über ein Ventil (12) vorgenommene Wassereinspritzung auf die für die Brandbekämpfung
geeignete Temperatur abgekühlt und in ein Brandlöschrohrnetz (13) eingespeist wird.
[0013] Anstelle des Vorratsbehälters (7) ist es selbstverständlich im Rahmen der Erfindung
auch möglich, das Wasser aus einem vorhandenen Leitungsnetz zu entnehmen. Die Einspritzung
des Wassers sowohl in die Brennkammer (2) als auch in die Mischkammer (11) wird Jeweils
über eine Sensorsteuerung kontrolliert, die auf die beiden Einspritzventile (12) bzw.
(14) wirkt. Die für den Betrieb der Anlage benötigte Ansaugluft kann entweder unmittelbar
aus der Atmosphäre entnommen werden, was vorzugsweise dann der Fall ist, wenn eine
ortsfeste Installation mit einem Anschluß an ein Brandlöschrohrnetz vorgesehen ist,
oder aber aus dem Raum, in dem der Brand ausgebrochen ist. In diesem letztgenannten
Fall ist es vorteilhaft, wenn die Treibstoffzufuhr über das Ventil (3) so mittels
eines weiteren Sensors gesteuert wird, daß sie dem abnehmenden Sauerstoffgehalt dieser
Atmosphäre angepaßt ist.
1. Verfahren zur Brandbekämpfung in geschlossenen Räumen und Gebäuden, bei dem durch
Einleitung wenigstens eines Inertgases der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre im Bereich
des Brandherdes unter einen zur Aufrechterhaltung des Brandes erforderlichen Wert
abgesenkt wird, dadurch gekennzeichnet, daß durch eine Reaktion von Ammoniak (NH3) mit Umgebungsluft Stickstoff (N2) und Wasserdampf (H2O) erzeugt und als Löschgasgemisch dem Brandherd zugeführt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Umgebungsluft aus dem den
Brandherd enthaltenden Raum entnommen und die Ammoniakzufuhr zur Reaktion dem Sauerstoffgehalt
dieser Luft angepaßt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Löschgas durch Wassereinspritzung
abgekühlt wird.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3 in Form
einer Kleingasturbine, gekennzeichnet durch einen Verdichter (1), eine diesem nachgeschalteten
und mit einer Einspritzvorrichtung (3,4) für flüssiges Ammoniak (NH3) versehene Brennkammer (2), eine auf einer gemeinsamen Welle (9) mit dem Verdichter
(1) angeordnete, der Brennkammer (2) nachgeschaltete und durch die in der Brennkammer
(2) gebildeten Reaktionsgase beaufschlagbare Turbine (10) sowie einen Vorratsbehälter
(5) für flüssiges Ammoniak (NH3).
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß eine zur Einspritzvorrichtung
für das Ammoniak gehörige Pumpe (4) über ein von der Turbine (10) beaufschlagbares
Getriebe (8) antreibbar ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Auslaßöffnung
der Turbine (10) eine Mischkammer (11) nachgeschaltet ist, die mit einer Einspritzvorrichtung
(6,12) für Wasser versehen ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Brennkammer
(2) mit einer Einspritzvorrichtung (6,14) für Wasser versehen ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Einspritzvorrichtung
(6,12,14) für das Wasser über Temperatursensoren ansteuerbar ist.