[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Erhöhung des Weißgrades von Papierfasern
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Ein ähnliches Verfahren ist z.B. aus der EP 0 557 651 A1 bekannt. In dieser Publikation
findet es bei der Aufbereitung von gemischtem Altpapier Anwendung. Altpapier wird
eingedickt und bei erhöhter Temperatur mit molekularem Sauerstoff und Peroxid behandelt.
Dadurch werden die an sich bekannten chemischen Umsetzungen veranlaßt, bei denen insbesondere
das Lignin von den Fasern gelöst wird. Nach dem Ausblasen aus dem Druckraum wird dann
der gebleichte Stoff gewaschen. Das in Lösung gebrachte Lignin wird mit dem Waschwasser
entfernt. Mit Hilfe eines solchen Verfahrens soll und kann der Weißgrad des Papierstoffes
gesteigert werden, d.h., daß das später daraus erzeugte Papier möglichst weiß sein
soll.
[0003] Aus einer anderen Patentschrift, der US 5,211,809, ist ein Altpapierbleichverfahren
bekannt, bei dem ebenfalls elementarer Sauerstoff eingesetzt wird. Das Verfahren arbeitet
jedoch ausschließlich mit intensiver chemischer Einwirkung auf den Stoff, und zwar
einer gezielt herbeigeführten chemischen Reaktion zwischen den enthaltenen Farbstoffen
und dem Sauerstoff. Das heißt, daß es sich hier um eine Entfernung bzw. Reduzierung
von Farbstoffen handelt.
[0004] In der DE-AS 19 54 267 wird ein Verfahren zur Delignifizierung von zellulosehaltigem
Material beschrieben, bei dem durch Abbau und Herauslösen von Lignin Zellstoff hergestellt
werden soll. Dazu wird eine Delignifizierungsstufe mit einer alkalischen Extraktion
vorgeschlagen, deren Wirkung durch O
2 oder Luft verbessert wird. Weiterhin wird eine Mg-Verbindung zugegeben, die die Kohlenhydrate,
also die Zellulose vor dem Kettenabbau schützt und dadurch Festigkeitseinbußen des
erzeugten Zellstoffes verhindert. Ein signifikanter Weißgradanstieg ist durch dieses
Verfahren nicht erzielbar, allenfalls eine Vorbereitung für eine nachfolgende weißgraderhöhende
Bleiche. Bleichen und Delignifizieren sind unterschiedliche chemische Prozesse mit
unterschiedlichen Wirkungen und Parametern, auch wenn bei etwas nachlässigem Sprachgebrauch
der Begriff "Bleichen" gelegentlich für Delignifizieren verwendet wird.
[0005] Es ist Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zu schaffen, mit dem der Weißgrad mit
relativ geringem Aufwand gesteigert werden kann. Dabei soll sowohl die Aufbereitung
von bedrucktem, gemischten Altpapier zu weißern und melierungsfreien Papier verbessert
werden können als auch die Bleiche von Primärfaserstoffen. Die Betriebssicherheit
soll möglichst hoch sein.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 genannten Maßnahmen gelöst.
[0007] Weil zum Bleichen kein reiner gasförmiger Sauerstoff benötigt wird und die Kosten
für den Sauerstoff praktisch entfallen, kann das Verfahren erheblich verbilligt werden.
Es ist lediglich ein Kompressor für die Komprimierung der Luft erforderlich. Vorteilhaft
ist auch, daß der Papierfaserstoff zumeist schon Luft enthält, die bei der Bleichreaktion
zur Verfügung steht.
[0008] Natürlich würde auch der Einsatz von reinem Sauerstoff gute Ergebnisse bringen, aber
ein Gasgemisch von Inertgas und Sauerstoff - wie z.B. Luft - unter erhöhtem Druck
kann die gestellte Aufgabe zumeist ebenfalls gut lösen und erlaubt daher eine besonders
wirtschaftliche Verfahrensweise. Neben den deutlich geringeren Kosten ist bei der
Verwendung eines solchen Gasgemisches auch die Explosionsgefahr geringer als mit reinem
Sauerstoff. Gerade dieser letztgenannte Vorteil kann bei Altpapieranlagen mit dem
bekanntlich rauhen Betrieb, der vom Umgang mit dem heterogenen Rohstoff geprägt wird,
von großem Nutzen sein.
[0009] Die Unteransprüche beschreiben besonders vorteilhafte Ausführungsformen des Verfahrens.
Dabei können verschiedene Richtungen verfolgt werden. Bekanntlich ändern sich in dem
Stoffdichtebereich oberhalb von 5 % die Fließeigenschaften des Faserstoffs beträchtlich,
je nach dem wie die Stoffdichte für den Bearbeitungsprozeß gewählt wird. Dabei wird
z.B. der Bereich zwischen ca. 5 und 12 % oft als Mittelstoffdichtebereich und der
darüber als Hochstoffdichte oder Hochkonsistenzbereich bezeichnet. Es gibt einige
Hinweise, daß der Mittelstoffdichtebereich für das erfindungsgemäße Verfahren besondere
Vorteile bringt, da die Fließeigenschaften noch relativ gut sind, wobei bereits eine
hohe Massenkonzentration im Bleichgefäß möglich ist. Mit Bleichgefäß ist der Reaktor
gemeint, in dem der unter Druck stehende Faserstoff mit den Bleich-Chemikalien und
dem o.g. Gasgemisch reagiert.
[0010] Auch die Verweilzeit, in der der Bleichvorgang abläuft, hat Einfluß auf den Effekt
des Verfahrens. Bei welcher konkreten Zeit das Verfahren optimal abläuft, hängt selbstverständlich
von einer Vielzahl von Randbedingungen ab. Oft ist es auch ein wirtschaftlicher Kompromiß,
da lange Verweilzeiten zwar den Effekt verbessern können, aber auch große Reaktionsgefäße
erfordern.
[0011] Die Erfindung wird erläutert anhand einer Zeichnung, die eine einfache Anlage zur
Durchführung des Verfahrens schematisch darstellt. Dieses Schema und die Versuchsparameter,
nach denen das Verfahren sehr gut und effektiv durchgeführt werden kann, werden im
folgenden beispielhaft erklärt:
Altpapier P wird in heißem Wasser W suspendiert und bei einer Stoffdichte von ca.
12 % in einem Mischgerät 1 mit Chemikalien CH, das sind hier 1 % Peroxid, 1 % NaOH
und weitere Hilfschemikalien, vermischt. Anschließend wird die Suspension mit einer
Mittelstoffdichtepumpe 2 in das unter Druck stehende Reaktionsgefäß 3 gefördert. Werden
die Chemikalien CH'unmittelbar vor der Mittelstoffdichtepumpe 2 zugegeben, kann diese
auch als Mischpumpe fungieren. Das Reaktionsgefäß 3, in dem der Stoff etwa 15 Minuten
verweilen kann, ist als aufwärts durchflossener Reaktionsturm ausgeführt. In dieses
Gefäß wird erhitzte Raumluft A bei 80
o Celsius mit einem Druck von 1,4 bar absolut durch ein Gebläse 4 eingeblasen, und
zwar in einer solchen Menge, daß auch innerhalb des Reaktionsturms dieser Druck aufrechterhalten
wird. Durch eine Ausblasöffnung 5 gelangt der so behandelte Faserstoff nach der bereits
erwähnten Verweilzeit von ca. 15 Minuten in ein Auffanggefäß 6, wobei er mit Wasser
W' verdünnt wird.
[0012] Das Anlagenschema zeigt nur den eigentlichen Bleichabschnitt. Je nach eingesetztem
Rohstoff und Anforderungen ist eine Vielzahl von weiteren Verfahrensschritten davor
und danach notwendig, z.B. um bedrucktes und/oder gefärbtes Altpapier zu einer weißen
Qualität aufzubereiten. Zudem müssen in vielen Fällen Störstoffe entfernt werden,
die nicht gebleicht werden können oder sollen.
[0013] Selbstverständlich ist bei der Vielzahl möglicher Anwendungsfälle und unterschiedlicher
ökonomischen Betrachtungen auch eine andere Ausgestaltung des Bleichverfahrens selbst
denkbar. Dabei kann die allgemein bekannte Tatsache eine Rolle spielen, daß erhöhte
Temperaturen den chemischen Effekt beträchtlich beschleunigen. Ähnliches gilt für
den Druck, da sich dadurch der Partialdruck des Gasgemisches und des darin befindlichen
Sauerstoffes und somit das Angebot an Sauerstoff-Molekülen erhöhen läßt. Im allgemeinen
kann auch eine angehobene Alkalität, etwa pH 12 und mehr, den Effekt positiv beeinflussen,
wobei allerdings auch berücksichtigt werden muß, daß einige Papierfasern durch zu
hohe Alkalität vergilben können.
[0014] Wird der Bleichprozeß bei einem Trockengehalt über 15 % durchgeführt, muß in der
Regel eine davorliegende Eindickstufe verwendet werden.
1. Verfahren zur Erhöhung des Weißgrades von sich in wässriger Suspension mit mindestens
5 % Trockengehalt befindendem Papierfaserstoff (P) unter Verwendung von oxidierenden
Bleich-Chemikalien (CH, CH'), bei dem die Bleichwirkung durch molekularen Sauerstoff
weiter erhöht wird und der Bleichprozeß bei einem Überdruck von mindestens 0,1 bar
stattfindet,
dadurch gekennzeichnet,
daß der molekulare Sauerstoff aus einem Gas (A) stammt, das zu höchstens 50 % aus
Sauerstoff besteht.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gas (A) Luft ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gas (A) dem Papierstoff zugeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Überdruck beim Bleichprozeß durch die Zuführung des Gases (A) erzeugt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Bleich-Chemikalien (CH, CH') Peroxid enthalten.
6. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3, 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Bleichdauer, bei der der Papierfaserstoff (P) unter Überdruck steht, mindestens
10 Minuten beträgt.
7. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3, 4, 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Absolutdruck des Bleichprozesses mindestens 1,5 bar beträgt.
8. Verfahren nach eindem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Papierfaserstoff (P) während des Bleichprozesses einen Trockengehalt zwischen
5 und 12 % aufweist.
9. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3, 4, 5, 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Papierfaserstoff (P) während des Bleichprozesses einen Trockengehalt zwischen
12 und 40 % aufweist.
10. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Temperatur während des Bleichprozesses mehr als 60o Celsius beträgt.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Temperatur während des Bleichprozesses mehr als 100o Celsius beträgt.
12. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Milieu während des Bleichprozesses mindestens pH = 10 ist.