[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf einen Rollstuhl gemäss dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
[0002] Es sind diverse mehrspurige, motorisierte Rollstühle bekannt, welche über ein oder
mehrere zentrale Räder angetrieben werden. Diese erlauben aber aufgrund der konstruktiven
Ausgestaltung ihrer Antriebe nur eine beschränkte Anpassung der Antriebsräder an Bodenunebenheiten
und Erhöhungen. In praxi können mit diesen Rollstühlen ohne die Hilfe von Pflegepersonal
kaum Hindernisse überwunden werden. Demzufolge sind sie nicht universell einsetzbar
und neigen zum unkontrollierten Kippen. Im weiteren weisen sie oft den Nachteil von
relativ grossen Drehradien auf und sind meist entweder einzig für den Innenbereich
oder den Aussenbereich konzipiert.
[0003] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Rollstuhl zu schaffen, der
universell einsetzbar ist, eine hohe Standfestigkeit aufweist und insbesondere leicht
auch am Ort drehbar ist. Im weiteren soll der Rollstuhl problemlos über Bodenerhebungen
wie Schwellen, Absätze, etc. hinwegfahren können, ohne dass Dritte diesen stützen
und/oder heben müssen. Ebenfalls soll ein leichtbehinderter Rollstuhlfahrer diesen
als Aufstehhilfe benutzen können; Bestandteile des Rollstuhls dürfen das Aufstehen
und Hinsetzen nicht erschweren. Die realisierte Konstruktion soll zudem weitgehend
wartungsfrei sein; die einzelnen Komponenten sollen Normteile aufweisen können, welche
ggf. durch jeden Mechaniker auswechselbar sind.
[0004] Diese Aufgabe wird bevorzugt durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0005] Die im Patentanspruch genannte schwingfähigen Antriebsmittel werden durch die Feder-Dämpfvorrichtung
auf den Boden gepresst und ergeben auch bei Unebenheiten eine gute Kraftübertragung,
so dass problemlos Türschwellen und andere Hindernisse überfahrbar sind.
[0006] Dabei ist es besonders günstig, wenn die Boden-Unebenheiten ausgleichenden, schwingfähig
gelagerten Antriebsmittel im Bereich des Massenschwerpunktes, d.h. bevorzugt im Lot
unterhalb des Schwerpunktes beweglich sind und die zugehörigen Schwingachsen in Fahrtrichtung
betrachtet, vor der Tragsäule der Sitzfläche des Stuhls angeordnet sind. Diese Ausgestaltung
hat zudem den Vorteil, dass durch Hindernisse hervorgerufene Stösse, durch den relativ
langen Pendelweg der Antriebe, sich nur geringfügig auf den Fahrer auswirken und die
Antriebsräder das jeweilige Hindernis "raupenartig" überklettern.
[0007] Der erfindungsgemässe Rollstuhl verschafft u.a. auch älteren, leicht behinderten
Menschen die notwendige Beweglichkeit im gewohnten, nicht speziell angepassten Umfeld,
welche nötig ist, um Heimaufenthalte zu reduzieren oder zumindest zeitlich zu verzögern.
[0008] In abhängigen Ansprüchen sind vorteilhafte Weiterbildungen des Erfindungsgegenstands
charakterisiert.
[0009] Der Rollstuhl nach Anspruch 2 gewährleistet eine verbesserte Friktion der Antriebsräder
und erlaubt die sichere Überwindung von grösseren Hindernissen.
[0010] Die Drehzahlsteuerung nach Anspruch 3 ergibt im Synchronbetrieb eine Geradeaus-Fahrt;
die individuelle Steuerung ermöglicht Kurvenfahrten bei entsprechenden Geschwindigkeiten.
[0011] Ein Auskuppeln der Antriebsräder oder auch deren Abheben von der Bodenfläche erlaubt
ein leichtes Manövrieren des Rollstuhls von Hand, beispielsweise ein Schieben durch
Pflegepersonal im Hausinnern, vgl. Anspruch 4.
[0012] Eine drehbare Sitzfläche nach Anspruch 5 ergibt eine weitere Komfortsteigerung und
gewährleistet ein Drehen am Ort. - Dies kann u.a. bei quasi-stationären Arbeitsplätzen
den Einsatz von behinderten Menschen erlauben.
[0013] Es ist vorteilhaft, die Durchmesser der Rollen und Räder gemäss Anspruch 6 zu wählen.
[0014] Im Sinne der Aufgabenstellung kann ein Rollstuhl nach Anspruch 7 als Aufstehhilfe
eingesetzt werden; die tiefe Lage des Massenschwerpunktes verhindert dessen Umfallen,
bzw. ein Überschlagen.
[0015] In gleicher Weise ist die Ausgestaltung nach Anspruch 8 vorteilhaft, sie erleichtert
das Ein- und Aussteigen.
[0016] Die Ausführung nach Anspruch 9 gewährleistet den Einsatz von individuellen, der Behinderung
angepassten Steuergliedern.
[0017] Besonders komfortabel ist ein Steuerknüppel nach Anspruch 10.
[0018] Nachfolgend werden anhand von Zeichnungen Ausführungsbeispiele von erfindungsgemässen
Rollstühlen näher beschrieben.
[0019] In sämtlichen Figuren sind gleiche Funktionsteile mit gleichen Bezugsziffern versehen.
[0020] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine erste Variante eines Rollstuhls in Vorderansicht,
- Fig. 2
- das Fusskreuz des Rollstuhls Fig. 1 mit einem, die Sitzfläche drehenden, Planetengetriebe,
- Fig. 3
- die Antriebseinheit des Rollstuhls Fig. 1,
- Fig. 4
- eine Schnittdarstellung der Antriebseinheit Fig. 1,
- Fig. 5
- eine zweite Variante eines Rollstuhls in Vorderansicht,
- Fig. 6
- den Rollstuhl Fig. 5 in Seitenansicht, in Teilschnittdarstellung,
- Fig. 7
- den Rollstuhl Fig. 5 in einer Ansicht von oben, bei abgenommener Sitzfläche,
- Fig. 8
- eine dritte Variante eines Rollstuhls in Vorderansicht,
- Fig. 9
- den Rollstuhl Fig. 8 in Seitenansicht, in Teilschnittdarstellung,
- Fig. 10
- den Rollstuhl Fig. 8 in einer Ansicht von oben, bei abgenommener Sitzfläche,
- Fig. 11
- eine vierte Variante eines Rollstuhls in teilweiser Vorderansicht, in Teilschnittdarstellung,
- Fig. 12
- den Rollstuhl Fig. 11 in Seitenansicht, in Teilschnittdarstellung und
- Fig. 13
- die linke, abklappbar ausgestaltete Seitenlehne der Rollstühle Fig. 5 bis Fig. 12.
[0021] Ein Rollstuhl, wie er beispielsweise von einem betagten Menschen in seiner gewohnten
Umgebung verwendet wird, ist in Fig. 1 mit 1 bezeichnet. Eine Lehne 2 ist nach Art
eines Bürostuhls an einer gepolsterten Sitzfläche 3 befestigt; ebenso Armauflagen
4 über Stützen 5 mit Federbügeln 6.
[0022] Unterhalb der Sitzfläche 3 befindet sich ein an sich bekannter Formkörper 7, an welchem
ein Montageflansch 8 mit einer Tragsäule 9 befestigt ist. Die Tragsäule 9 ist in einem
Lager 10 mit Dichtflansch oberseitig geführt; ein weiteres Lager befindet sich in
einem Stützrohr 11. Hinter dem Stützrohr 11 befindet sich ein Akkumulator 12, der
in einem Support 13 ein handelsübliches Ladegerät mit Netzanschluss aufweist.
[0023] Vor dem Stützrohr 11 ist in horizontaler Lage ein kleiner Antriebsmotor 14 für Gleichstrombetrieb
an ein Getriebe 15 angeflanscht. Darunter befindet sich ein 5-armiges Fusskreuz 16
mit fünf drehbaren Lager-Jochs 17, welche Lauf-Rollen 18 mit Rollen-Achsen 19 aufnehmen.
[0024] Im Zentrum und starr mit der Sitzfläche 3 verbunden ist eine in ihrer Längsachse
gefederte Drehachse 20 vorgesehen, welche über ein später beschriebenes Planetengetriebe
über einen Flansch 21 mit einem Antriebs-Support 22 gekoppelt ist.
[0025] Am Antriebs-Support 22 ist ein Ausgleichsgetriebe 23 angeordnet, aus diesem ragen
beidseitig Antriebswellen 24, welche Antriebsräder 25 tragen.
[0026] An beiden Stützen 5 sind Steueranschlüsse 26 in Form von Steckern angebracht, welche
mit an sich beliebigen Stellgliedern verbindbar sind.
[0027] In der Darstellung Fig. 2 ist von oben betrachtet das Fusskreuz 16 mit Lagerzapfen
17' zu sehen, welche drehbar die Lager-Jochs 17 führen. Das Zentrum des Fusskreuzes
16 ist hier mit A bezeichnet. Der für die Bewegung in Azimut-Richtung vorgesehene
Antriebsmotor 14, ist hier mit dem Getriebe 15, welches teilweise in Schnittdarstellung
gezeichnet ist, zu sehen. Zwischen den beiden Lagerflanschen 15a und 15b befindet
sich eine Schnecke 29, die in ein Schneckenrad 30 eingreift, welches starr mit einem
Planetenrad 33 verbunden ist, das in einem innenverzahnten Rad 31 abrollt. Ein im
Zentrum A gelagerter Steg 32 dient als Lager für die beiden Zahnräder 30 und 33; die
Bewegungsrichtung - im Gegenuhrzeigersinn - ist mit einem Pfeil bezeichnet und bezieht
sich auch auf den darüberliegenden Stuhl.
[0028] In der Teildarstellung Fig. 3, von oben betrachtet, sieht man den Antriebs-Support
22 mit den Antriebsrädern 25 und einem Fahrmotor 28, der über einen Motorflansch 43
und Befestigungsschrauben 44 an einem Getriebegehäuse 45 eines Schnekkengetriebes
27 angeflanscht ist. Symbolisch dargestellt ist die Motorverschraubung 43'. Ersichtlich
sind hier ein motorseitiges Zylinderrollen-Lager 41 und ein gegenüberliegendes, zweireihiges
Schrägkugellager 40 mit einer Schneckenachse 42 und der Antriebs-Schnecke 34.
[0029] Im weiteren ist in Fig. 3 eine Bohrung 21' für die Drehachse 20 mit Flansch 21, vgl.
Fig. 1, zu sehen. Das Getriebegehäuse 45 weist eine Getriebebefestigung 39 mit vier
Innensechskant-Schrauben auf.
[0030] Weitere Einzelheiten sind der Fig. 4 zu entnehmen, wobei hier zusätzlich die Rillenlager
37 und Schulterlager 37' über Teilstücken 24a und 24b eingezeichnet sind. Ebenfalls
lässt sich die bekannte Art der Ausgestaltung des Ausgleichsgetriebes 23 mit seiner
Vertikalachse 36a und den vier Ausgleichsrädern 36 ersehen. Der daneben befindliche
Antrieb 23' zeigt wiederum die Antriebs-Schnecke 34, diesmal in Schnittdarstellung
mit ihrem Eingriff ins Schneckenrad 35, welches auf einem an sich ebenfalls bekannten
Ausgleichgehäuse 46 aufgekeilt ist.
[0031] Es lässt sich leicht erkennen, dass die Getriebe 23, 23' durch Lösen eines Montageflansches
38 mit Schrauben 38' demontierbar sind. Ebenso können die weiteren Teile durch Lösen
von Verbindungsschrauben 22' demontiert werden.
[0032] Die robuste Ausgestaltung des Rollstuhls 1 erlaubt auch dessen Einsatz im Freien.
Sämtliche Lagerstellen sind überdimensioniert und daher nahezu wartungsfrei. Der Rollstuhl
könnte daher ohne grössere konstruktive Änderungen an einen "Stadtbetrieb" angepasst
werden.
[0033] Während sich ein Gleichstrommotor als Antriebsmotor 14 für die Azimutbewegung bewährt
hat, ist es denkbar, für den Fahrmotor 28 einen robusteren Asynchronmotor mit Wechselrichter
einzusetzen.
[0034] Das Ausgleichsgetriebe 23 kann durch zwei Fahrmotoren ersetzt werden, welche über
eine elektronische Gleichlaufsteuerung und ein elektronisch geregeltes Sperrdifferenzial
miteinander gekoppelt sind.
[0035] Der vorstehend beschriebene Rollstuhl zeichnet sich in praxi insbesondere durch folgende
Vorteile aus:
- Die zueinander beabstandeten und durch ein Ausgleichsgetriebe wirkverbundenen Antriebsräder
25 reduzieren das notwendige Drehmoment; ebenfalls wird der resultierende Schlupf
bei Kurvenfahrten geringer, so dass Bodenbeläge wie Teppiche geschont werden, die
Sicherheit wird erhöht.
- Der Einbezug eines Schneckengetriebes erlaubt den Einsatz von kleinen, relativ hochtourigen
Antriebsmitteln 21-25, ohne dass die Zugleistung des Fahrzeugs, beispielsweise bei
unebenen und/oder steigenden Fahrbahnen, beeinträchtigt sind.
- In bezug auf den Fahrkomfort und die Stabilität haben sich Lauf-Rollen, welche gegenüber
den Antriebsrollen einen grösseren Durchmesser aufweisen, bewährt.
- Ein unter dem Sitz des Rollstuhlfahrers angeordnetes Planetengetriebe, welches mit
seiner Hauptachse die Antriebsmittel 21-25 in die gewünschte Fahrrichtung dreht, ist
besonders wartungsarm und erlaubt eine präzise Steuerung.
[0036] Ebenfalls könnten mehrere, höhenverstellbare Antriebswellen 24 mit entsprechenden
Antriebsrädern 25 vorgesehen werden, um den Rollstuhl nach Art einer Treppenkarre
optimal treppengängig auszugestalten. Auch denkbar sind einzeln höhenverstellbare
Lauf-Rollen 18, die, über einen Niveau-Sensor gesteuert, ausfahren, wenn der Rollstuhl
zu kippen droht.
[0037] Der beschriebene Rollstuhl dient vorwiegend Betagten, welche möglichst lange in ihren
"eigenen vier Wänden" verbleiben und die gewohnte Infrastruktur nutzen wollen. Es
empfiehlt sich daher, die Sitzfläche ebenfalls elektromechanisch und/oder hydraulisch
höhenverstellbar auszubilden.
[0038] Im folgenden sind bevorzugte Weiterbildungen des Rollstuhls beschrieben, welche insbesondere
eine, gegenüber dem obigen Ausführungsbeispiel nochmals verbesserte "Geländegängigkeit"
aufweisen.
[0039] Die zweite Variante eines Rollstuhls 1, Fig. 5, besitzt wiederum eine Lehne 2 und
eine Sitzfläche 3 über einem Formkörper 7. Die Armauflagen 4 mit Stützen 5 und Federbügel
6' sind ebenfalls ähnlich zur Fig. 1 ausgestaltet. In Fahrrichtung betrachtet rechtsseitig,
weist der Rollstuhl 1 einen Steuerknüppel 50 nach Art eines Joy-Sticks auf, welcher
auf einem Fahrpult 51 mit Anzeigen angeordnet ist. Unterhalb des Fahrpults 51 sind
Steueranschlüsse 26 vorgesehen, welche in nicht dargestellter Weise elektrisch mit
einer Steuerungselektronik 65 verbunden sind.
[0040] Am Formkörper 7, zentral angeflanscht, ist eine federnd ausgestaltete Tragsäule 9.
Beidseitig der Tragsäule 9 befinden sich Klemmplatten 62, welche Horizontalrohre 57
fixieren und Bestandteile eines Gestells für eine Fussauflage sind. Unterhalb der
Klemmplatten 62 befinden sich zwei Akkumulatoren 12' die auf einem Support 13' mit
integriertem Ladegerät gelagert sind. Einem Akkumulator 12' vorgelagert ist ein Ladeanschluss
64 mit Regler, der wiederum periodisch über ein beliebiges Netzkabel zur Nachladung
gespeist wird. Im unteren Teil der Tragsäule 9 ist das zapfenartige Teil 9' mit Flansch
versehen und in einem Fusskreuz 16 gelagert. Das Fusskreuz 16 weist ebenfalls fünf
Lauf-Rollen 18 an Rollen-Achsen 19 an drehbaren Lager-Jochs 17 auf.
[0041] Mit der Tragsäule 9 und dem Fusskreuz 16 festverbunden ist eine Antriebseinheit mit
zwei Antriebsrädern 25, welche über Antriebswellen 24 und Schneckengetriebe 27' und
27" mit Motoren 28' und 28" ausgerüstet ist.
[0042] Die Schneckengetriebe 27' und 27" sind als Einzelantriebe ausgestaltet und mit ihren
Fahrmotoren 28' und 28" je auf einer Längslenker-Schwinge 70 gelagert.
[0043] Weitere Einzelheiten sind der Fig. 6 zu entnehmen. Hier ist zusätzlich zu Fig. 5
eine Lehnen-Einstellung 2' zu sehen; ebenso die formliche Ausgestaltung der Armauflagen
4, welche über Klemm-Platten 53 anpassbar sind. An der vorderen Stütze 5 befindet
sich eine Fahrpult-Halterung 52, die ebenfalls einstellbar ist.
[0044] Im weiteren ist die Konstruktion der Fussauflage näher ersichtlich. Am Horizontalrohr
57 sind Schrägrohre 58 und 58' über Gelenke 59 verbunden und enden in einem Fussplattengelenk
60 mit einer kippbaren Fussplatte 61, welche als Aufstehhilfe dient. - Dabei sind
die Gelenke 59 mit ihren Rohren 58, 58' über an sich bekannte Mittel (Klemmbüchsen,
Spannzangen und Zentralschrauben) jeweils in der individuellen Position fixiert.
[0045] Ersichtlich ist in Fig. 6 die äussere Form der Längslenker-Schwinge 70 mit ihrem
Lager und der Schwingachse 71, sowie ein Gasdruckfeder-Zylinder 72, der oberseitig
an einem Lager 75, am Fusskreuz 16 schwenkbar befestigt ist und über seinen Gasdruckfeder-Kolben
73 auf ein unteres Lager 74 am Schnekkengetriebe 27" angreift, welches kraftschlüssig
mit der Längslenker-Schwinge 70 verbunden ist. Am Schneckengetriebe 27" ist ein Fahrmotor
28" angeflanscht.
[0046] Es ist aus Fig. 6 ersichtlich, dass die Funktionsteile 70 bis 75 eine Art Schräglenker
bilden und einen Höhenausgleich h zulassen, wobei die Schwenk- bzw. Schwingbewegung
entsprechend der Richtung der beiden Pfeile erfolgt und wobei die Endstellungen des
Antriebsrades 25 und des Fahrmotors 28" strichpunktiert eingezeichnet sind.
[0047] Die Darstellung Fig. 7 lässt weitere Einzelheiten erkennen, wobei - aus zeichnerischen
Gründen - die Sitzfläche 3, bzw. der Stuhl 1 nicht dargestellt sind. Ebenfalls lässt
sich die gelenkartige Ausgestaltung des aus den Rohren 57 bis 58' gebildeten Gestells
erkennen; zusätzlich eine Verstrebung 63.
[0048] Aus Fig. 5 in Verbindung mit den Figuren 6 und 7 ist ersichtlich, dass der Rollstuhl
1 ein sehr stabiles Fahrverhalten aufweisen muss und durch seinen tief angeordneten
Schwerpunkt sicher ist vor Umkippen, auch bei Unebenheiten. Der schwingende Einzelrad-Antrieb
ergibt eine sehr gute Traktion; der Anpressdruck der Antriebsräder 25 kann durch die
Wahl der Gasdruckfeder 72-73 vorbestimmt werden.
[0049] Bei Geradeausfahrt laufen die beiden Fahrmotoren 28', 28" zueinander synchron. Im
vorliegenden Ausführungsbeispiel ändert die durch die Lage des Steuerknüppels 50 kontrollierte
Steuerungselektronik 65, über entsprechende Anschlüsse und nicht eingezeichnete elektrische
Leitungen die Drehzahl der Antriebsmotoren 28' und 28", so dass eine Kurve gefahren
wird, wahlweise mit grossem oder kleinem Radius, d.h. es ist ein Wenden am Ort möglich.
[0050] In einer anderen, nicht speziel dargestellten Variante ist ein Azimut-Antrieb, wie
in Fig. 2 dargestellt vorgesehen; Kombinationen von beiden Steuerungsmöglichkeiten
würden einen maximalen Bedienungskomfort ergeben. Nachteilig sind hierbei das zusätzliche
Gewicht und der entsprechende wirtschaftliche Aufwand.
[0051] Die dritte Variante, Fig. 8 bis Fig. 10, eines Rollstuhls 1 mit einem vierarmigen
Fusskreuz 16', unterscheidet sich gegenüber der zweiten Variante Fig. 5 bis Fig. 7
wesentlich durch ihre beiden Querlenker-Schwingen 80, welche in Schwingachsen 71'
gelagert sind. Die übrigen Bauelemente sind gleich; einzig sind, aufgrund der konzentrischen
Ausbildung der Antriebssysteme, Planetengetriebe 81 an Stelle der Schneckengetriebe
getreten.
[0052] Die Figuren 8 und 10 zeigen eindrücklich die hohe Standfestigkeit des Rollstuhls
1 auf. Nachteilig sind jedoch die daraus resultierenden, relativ grossen Kurvenradien,
so dass diese Art der Konstruktion eher als Rollstuhl für einen Ausseneinsatz günstig
ist.
[0053] Die vierte Variante, Fig. 11, 12 besitzt zentral eine Querlenker-Stütze 90, Fig.
11, an welcher vier Gelenkglieder 91 angreifen, welche der Führung der Aufhängung
der beiden Schneckengetriebe 27" dienen. Die Schneckengetriebe 27" mit ihren beiden
Fahrmotoren 28' und 28" sind zusätzlich über je zwei Gasdruckfedern 72 und 92 am Fusskreuz
16' höhenausgleichend angeordnet.
[0054] Das Beispiel, Fig. 11, mit einer Bodenerhebung E zeigt die Arbeitsweise der Vorrichtung.
[0055] Fig. 12, eine Teilschnittdarstellung in Längsachse lässt erkennen, dass vier Hubzylinder
92 vorgesehen sind, welche die Antriebsräder 25 vertikal wirkend abheben bzw. Ausschwenken
können.
[0056] Gegenüber der zweiten und dritten Variante ist die Aufhängung der Antriebe in ihrer
Auslenkung sehr eingeschränkt, was den Einsatz des Rollstuhls für spezielle Anwendungen,
beispielsweise für Sportzwecke nahelegt.
[0057] Die Rollstühle der Varianten zwei bis vier besitzen sämtliche eine, dem seitlichen
Ein- und Ausstieg dienende, abklappbare Armauflage 4. Gemäss Fig. 13 ist eine Abklapp-Einrichtung
54 vorgesehen, welche die beiden Federbügel 6' verstellbar zwischen zwei Klemmplatten
53 fixiert und an einem Scharnier 55 unterhalb der Sitzfläche 3 montiert ist.
[0058] In Fig. 13 ist zudem in strichpunktierter Darstellung die Armauflage 4 mit ihren
Stützen 5 im abgeklappten Zustand gezeigt. Diese Lage der Armauflage 4 ermöglicht
das relativ problemlose Ein- und Aussteigen auch von schwerbehinderten Menschen.
[0059] Fixiert wird die Abklapp-Einrichtung durch eine Feststell-Schraube 56 mit einer an
sich bekannten Verriegelung.
[0060] Die Fussplatte 61, Fig. 6, 7, 9, 10 und 12 lässt sich an ihrem Gestell derart einstellen,
dass sie als Aufstehhilfe dient. Der tiefe Schwerpunkt in sämtlichen Ausführungsbeispielen
verhindert ein Überkippen, d.h. die Fussplatte 61 liegt flächig auf dem Boden auf,
während der Rollstuhl mit seinen hinteren Rädern sich leicht vom Boden abhebt und
sich dadurch mit der idealen Neigung zum Aufstehen des Rollstuhlfahrers einstellt.
- Je nach dem Grad der Behinderung kann der Rollstuhlfahrer selbst, durch eine Gewichtsverlagerung
in Fahrtrichtung, oder durch die Mithilfe einer Pflegeperson, die erforderliche Kippbewegung
einleiten.
[0061] Selbstverständlich lassen sich die Ausführungsbeispiele mit ihren Konstruktionselementen
und deren Merkmalen miteinander kombinieren, so dass individuell den Bedürfnissen
und der Behinderung angepasste Rollstühle auf modularer Basis erstellt werden können.
Durch an sich bekannte mechanische und/oder elektromechanische Mittel, lassen sich
die Antriebe leicht auskuppeln, so dass die Manövrierbarkeit der Rollstühle, beispielsweise
durch Pflegepersonal, gewährleistet ist.- Vergleiche Hubzylinder 92, Fig. 11 und 12.
1. Mehrspuriger Rollstuhl mit Motorantrieb und wenigstens einem zentralen, steuerbaren
Antriebsrad (25), sowie einem, wenigstens dreiarmigen Fusskreuz (16) mit senkrecht
um vertikale Achsen schwenkbare Laufrollen (18), dadurch gekennzeichnet, dass Antriebsmittel
(21-28") als Längs-, Schräg- oder Querlenkerachse (70-75; 80, 81) ausgebildet sind
und dass wenigstens eine, dem Tragelement (70; 80; 90) der Längs-, Schräg- oder Querlenkerachse
(70-75; 80, 81) gegenüberliegende, Feder-/Dämpf-Vorrichtung (72; 92) vorgesehen ist,
so dass Boden-Unebenheiten und/oder Hindernisse durch die schwingfähig gelagerten
Antriebsmittel (21-28") und wenigstens partieller Traktion ausgeglichen werden.
2. Rollstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Feder-/Dämpf-Vorrichtung
(72; 92) eine Gasdruckfeder ist, welche auf das Antriebsrad (25) einen Anpressdruck
ausübt und zugleich einen Höhenausgleich (h) zulässt.
3. Rollstuhl nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebsmittel
(21-28") Elektromotoren enthalten, deren Drehzahl wahlweise individuell oder synchron
zueinander steuerbar ist.
4. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 3 dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebsmittel
(28-28") und/oder deren Getriebe (15; 27; 81) über je eine Kupplung mit dem Antriebsrad
(25) verbunden sind oder dass das Antriebsrad (25) hebbar ausgestaltet ist.
5. Rollstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass unter der Sitzfläche (3) ein
Planetengetriebe (31, 33) vorgesehen ist, welches die Sitzfläche (3) und das Antriebsrad
(25) gegenüber dem Fusskreuz (16) dreht.
6. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Laufrollen
(18) gegenüber den Antriebsrädern (25) grössere Durchmesser aufweisen.
7. Mehrspuriger Rollstuhl mit Motorantrieb und wenigstens einem zentralen, steuerbaren
Antriebsrad (25) sowie einem, wenigstens dreiarmigen Fusskreuz (16) mit senkrecht
um ihre Achsen schwenkbaren Laufrollen (18), dadurch gekennzeichnet, dass direkt oder
mittelbar an der Sitzfläche (3) ein Fusslagen-Gestell (58, 61) angeordnet ist, welches
eine klappbare Fussauflage (61) aufweist.
8. Rollstuhl nach Anspruch 1 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass direkt oder mittelbar
an der Sitzfläche (3) Armauflagen (4) mit Stützen (5) angeordnet sind, welche klappbar
sind.
9. Rollstuhl nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass bei den Armauflagen (4) und/oder
an deren Stützen (5) elektrische Steueranschlüsse (26) vorgesehen sind, welche an
ein, an die Behinderung des Fahrers angepasstes Stellglied anschliessbar sind.
10. Rollstuhl nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Stellglied in Form eines
Steuerknüppels (50) ausgebildet ist, welcher die Winkellage des Antriebsmittels (28-28")
einstellt und die Drehzahl des Fahrmotors (28) steuert.