[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Abtrennung von Phosphinoxiden
und Alkylarylphosphinen aus Reaktionsgemischen einer homogenen Hydroformylierung.
[0002] Die technisch in großem Umfang durchgeführte Hydroformylierung von Olefinen erfolgt
zunehmend in Gegenwart von Katalysatorsystemen auf der Basis von Rhodium-Komplexverbindungen,
die tertiäre Phosphine oder Phosphite als Liganden enthalten. Da die Liganden in der
Regel im Überschuß vorliegen, besteht das Katalysatorsystem aus metallorganischen
Komplexverbindungen und zusätzlichem reinem Ligand. Entsprechend der Löslichkeit dieser
Katalysatorsysteme in organischen Medien erfolgt die Hydroformylierung in homogener
Phase.
[0003] Zur Abtrennung des Reaktionsproduktes und Wiedergewinnung des im Reaktionsgemisch
homogen gelösten Katalysatorsystems destilliert man das Reaktionsprodukt im allgemeinen
aus dem Reaktionsgemisch ab. Dies ist aber wegen der thermischen Empfindlichkeit der
gebildeten Aldehyde nur bei der Hydroformylierung von niederen Olefinen mit bis zu
etwa 8 Kohlenstoffatomen im Molekül möglich. Bei der Hydroformylierung langkettiger
Olefine oder olefinischer Verbindungen mit funktionellen Gruppen werden thermisch
empfindliche Produkte oder Produkte mit hohem Siedepunkt gebildet, die sich destillativ
nicht mehr zufriedenstellend vom Katalysator abtrennen lassen: Die thermische Belastung
des Destillationsgutes führt durch Dickölbildung zu erheblichen Verlusten an Wertprodukt
sowie durch Zersetzung der Komplexverbindungen zu Verlusten an Katalysator. Hierdurch
wird die wirtschaftliche Attraktivität des Verfahrens entscheidend verringert.
[0004] Um die Abtrennung des Katalysatorsystems auf thermischem Weg zu vermeiden, wurden
verschiedene Verfahrensalternativen entwickelt. Aus EP-A-0 216 375 ist ein Verfahren
zur Herstellung von Aldehyden durch Umsetzung von Olefinen mit Wasserstoff und Kohlenmonoxid
in homogener Phase in Gegenwart eines Rhodium sowie aromatische Phosphine im molaren
Überschuß als Liganden enthaltenden Katalysatorsystems bekannt, bei dem als aromatische
Phosphine in organischen Medien lösliche und in Wasser unlösliche Ammoniumsalze sulfonierter
oder carboxylierter Triarylphosphine eingesetzt werden.
[0005] Die Ammoniumionen besitzen die Formeln (NR
2H
2)
+ und/oder (NR
3H)
+, wobei R für Alkylreste mit 4 bis 12 Kohlenstoffatomen oder für Aryl- oder Cycloalkylreste
mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen steht.
[0006] Zur Abtrennung des Katalysatorsystems vom Reaktionsprodukt behandelt man in diesem
Fall das Hydroformylierungsgemisch zunächst mit einer Base, z.B. Alkali- oder Erdalkalihydroxid-Lösungen.
Hierbei werden aus den (NR
2H
2)
+- bzw. (NR
3H)
+-Salzen die entsprechenden sekundären oder tertiären Amine freigesetzt, und gleichzeitig
wird ein wasserlösliches Alkali- oder Erdalkalisalz des sulfonierten oder carboxylierten
Triarylphosphins gebildet, welches dadurch in die wäßrige Phase gelangt und über eine
Extraktion zusammen mit dem komplex am Phosphor gebundenen Rhodium von der das Hydroformylierungsprodukt
enthaltenden organischen Phase abgetrennt werden kann.
[0007] Eine weitere Möglichkeit, das Katalysatorsystem einer homogenen Hydroformylierung
aus dem Reaktionsgemisch abzutrennen, ist aus der deutschen Patentanmeldung mit dem
Aktenzeichen 196 19 527.6 bekannt. Das eingesetzte Katalysatorsystem enthält wasserunlösliche
Rhodium-Komplexverbindungen sowie als Liganden Ammoniumsalze sulfonierter, carboxylierter
oder phosphonierter aromatischer Diphosphine und wird nach der Hydroformylierung durch
Membranfiltration an einer semipermeablen Polyaramidmembran aus dem Reaktionsgemisch
abgetrennt.
[0008] Im Verlauf derartiger homogener Hydroformylierungsreaktionen kommt es jedoch zu Neben-
und Abbaureaktionen am Katalysatorsystem, und dabei insbesondere an den Liganden.
Durch Oxidation des Phosphor(III) in den jeweiligen Ammoniumsalzen der aromatischen
Phosphine entstehen Phosphinoxide. Ferner bilden sich im Laufe der Hydroformylierung
aus den aromatischen Phosphinen Alkylarylphosphine, indem Arylreste der aromatischen
Phosphine gegen Alkylgruppen ausgetauscht werden, wobei sich diese Alkylgruppen von
dem Olefin ableiten, das hydroformyliert wird. Sowohl die Phosphinoxide als auch die
Alkylarylphosphine liegen dabei in Form ihrer Ammoniumsalze vor. Während die Phosphinoxide
keine Komplexbildung mehr mit dem verwendeten Metall, insbesondere Rhodium, eingehen
können und damit zu einer allmählichen Verarmung des Katalysatorsystems an Ligand
führen, sind die Alkylarylphosphine weiterhin zur Bildung von Komplexen befähigt.
Diese Komplexe sind jedoch katalytisch nicht oder nur wenig aktiv sind und wirken
somit aktivitätsmindernd auf die Hydroformylierung. Diese Phosphinoxid- sowie Alkylarylphosphinbildung
stellt vor allem dann ein Problem dar, wenn die Hydroformylierung kontinuierlich durchgeführt
wird oder dieselbe Katalysatorlösung mehrfach eingesetzt wird und sich die Phosphinoxide
sowie Alkylarylphosphine somit über einen längeren Zeitraum immer weiter anreichern
können.
[0009] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, ein Verfahren zur Abtrennung der
katalytisch unwirksamen Phosphinoxide und desaktivierend wirkenden Alkylarylphosphinen
aus dem Reaktionsgemisch einer homogenen Hydroformylierung zur Verfügung zu stellen,
mit dem die Konzentration der Phosphinoxide und Alkylarylphosphine im Reaktionsgemisch
der Hydroformylierung verringert werden kann.
[0010] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zur Abtrennung von Phosphinoxiden und
Alkylarylphosphinen aus dem organischen Reaktionsgemisch einer homogenen Hydroformylierung,
die unter Verwendung eines Katalysatorsystems durchgeführt wird, welches metallorganische
Komplexverbindungen sowie im molaren Überschuß Ammmoniumsalze aromatischer Phosphine
als Liganden enthält, dadurch gekennzeichnet, daß man das organische Reaktionsgemisch
einer extraktiven Behandlung mit einer 0,001 - 0,5 Gew.-%igen wäßrigen Alkali- oder
Erdalkalihydroxidlösung unterwirft und anschließend die die Phosphinoxide und Alkylarylphosphine
enthaltende wäßrige Phase abtrennt.
[0011] Bei der zur extraktiven Behandlung eingesetzten Alkali- oder Erdalkalihydroxid-Lösung
handelt es sich vorzugsweise um Natronlauge oder Kalilauge. Die Konzentration dieser
wäßrigen Alkali- oder Erdalkalihydroxid-Lösung beträgt 0,001 - 0,5 Gew.-%, bevorzugt
0,01 - 0,05 Gew.-%.
[0012] Das der extraktiven Behandlung zu unterziehende organische Reaktionsgemisch stammt
aus einer homogenen Hydroformylierung zur Herstellung von Aldehyden durch Umsetzung
von olefinischen Verbindungen mit Wasserstoff und Kohlenmonoxid.
[0013] Das bei der Hydroformylierung eingesetzte Katalysatorsystem enthält metallorganische
Komplexverbindungen sowie im molaren Überschuß Ammoniumsalze aromatischer Phosphine
als Liganden. Bei diesen Ammoniumsalzen aromatischer Phosphine handelt es sich erfindungsgemäß
um Ammoniumsalze aromatischer Mono- oder Diphosphine.
[0014] Als Ammoniumsalze aromatischer Monophosphine werden bevorzugt Alkyl- und/oder Arylammoniumsalze
sulfonierter oder carboxylierter Triarylphosphine der allgemeinen Formel I

eingesetzt, worin X einen Sulfonat- oder Carboxylatrest bedeutet, a, b und c gleich
oder verschieden und O oder 1 sind, wobei mindestens einer der Parameter a, b oder
c gleich 1 sein muß, n gleich 1, 2 oder 3 ist, R
1 und R
2 gleich oder verschieden und C
4 - C
30-Alkylreste oder C
6 - C
10-Aryl- oder Cycloalkylreste bedeuten und R
1 auch Wasserstoff sein kann.
[0015] Die homogene Hydroformylierung von Olefinen unter Verwendung von Katalysatorsystemen,
die als Liganden Verbindungen der Formel I enthalten, ist in einer am gleichen Tag
eingereichten deutschen Patentanmeldung sowie in der EP-A-0 216 375 beschrieben.
[0016] Als weitere Vertreter der Ammoniumsalze aromatischer Monophosphine werden Verbindungen
der allgemeinen Formel II eingesetzt,

worin R
3 für Wasserstoff oder einen C
1 - C
12-Alkylrest, R
4 für einen C
1 - C
25-Alkylrest oder einen C
6 - C
10-Arylrest und A für einen Sulfonat-(SO
3-)- oder Carboxylat(COO
-)-rest oder Phosphonat-Rest (R-PO
32-) steht.
[0017] Als Vertreter der Ammoniumsalze aromatischer Diphosphine werden bevorzugt Verbindungen
der Formel III

worin R
5 einen Carboxylat-(COO
-), Sulfonat-(SO
3-), Phosphonat-(PO
32-) oder 2-Aminoethanbisphosphonat-Rest ⁅NH-CH
2-CH(PO
32-)
2] darstellt, R
6 für einen geradkettigen Alkylenrest mit 1 - 8 Kohlenstoffatomen, einen Sauerstoff
enthaltenden Alkylenrest mit 2 - 6 Kohlenstoffatomen, einen Cycloalkylenrest mit 3
bis 10 Kohlenstoffatomen oder einen Rest der Formeln IV, V, VI oder VII

steht, d, e, f, g, h, k, l, m, o und p gleich oder verschieden und 0 oder 1 sind,
wobei mindestens einer der Parameter d, e, f, g, h, k, l, m, o oder p gleich 1 sein
muß, y gleich der Summe der Parameter d, e, f, g, h, k, l, m, o und p ist, x gleich
oder verschieden und 0 oder 1 ist, R
7 und R
8 gleich oder verschieden sind und für C
4 - C
26-Alkyl-, substituierte oder unsubstituierte C
6 - C
10-Aryl- oder C
6 - C
10-Cycloalkylreste oder einen Benzylrest stehen und R
7 auch Wasserstoff bedeuten kann.
[0018] Die homogene Hydroformylierung von Olefinen unter Verwendung von Katalysatorsystemen,
die als Liganden Verbindungen der Formel III enthalten, ist in der deutschen Patentanmeldung
mit dem Aktenzeichen 196 19 527.6 beschrieben.
[0019] Als Ammoniumsalze aromatischer Diphosphine haben sich ferner Verbindungen der allgemeinen
Formel VIII bewährt,

worin R
9 für Wasserstoff oder einen C
1 - C
12-Alkylrest, R
10 für einen geradkettigen C
1 - C
8-Alkylenrest, einen Sauerstoff enthaltenden C
2 - C
4-Alkylenrest, einen C
3 - C
10-Cycloalkylenrest oder einen Rest der Formel IX oder X steht,

R
11 einen C
1 - C
25-Alkylrest oder einen C
6 - C
10-Arylrest darstellt, A für einen Carboxylat-(COO
-) oder Sulfonat-(SO
3-)-Rest steht und q = 0, r = 1, s = 1 und t = 1 ist, oder q = 1, r = 1, s = (1 oder
2) und t = (1 oder 2) ist, oder, falls R
10 einen Rest der Formel IX oder X darstellt, q = 1, r = 0, s = (0 oder 1) und t = (0
oder 1) ist.
[0020] Die homogene Hydroformylierung von Olefinen unter Verwendung von Katalysatorsystemen,
die als Liganden Verbindungen der Formel VIII enthalten, ist in der deutschen Patentanmeldung
mit dem Aktenzeichen 196 09 337.6 beschrieben.
[0021] Im Rahmen der homogenen Hydroformylierung ist es nicht erforderlich, die Ammoniumsalze
der aromatischen Phosphine gemäß den Formeln I, II, III und VIII im Katalysatorsystem
als einheitliche Verbindungen einzusetzen. Es können z.B. auch unterschiedliche Sulfonierungsstufen
der Phosphine und/oder Sulfonatgemische mit verschiedenen Ammonium-Kationen umgesetzt
werden.
[0022] In der Hydroformylierung werden olefinisch ungesättigte Verbindungen mit 2 bis 30
Kohlenstoffatomen eingesetzt, die eine oder mehrere Doppelbindungen besitzen können.
Geeignet sind substituierte oder unsubstituierte Alkene mit 6 bis 30 Kohlenstoffatomen,
substituierte oder unsubstituierte Diene mit 4 bis 10 Kohlenstoffatomen, substituierte
oder unsubstituierte Cycloalkene oder Dicycloalkene mit 5 bis 12 Kohlenstoffatomen
im Ringsystem, Ester einer ungesättigten Carbonsäure mit 3 bis 20 Kohlenstoffatomen
und eines aliphatischen Alkohols mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen, Ester einer gesättigten
Carbonsäure mit 2 bis 20 Kohlenstoffatomen und eines ungesättigten Alkohols mit 2
bis 18 Kohlenstoffatomen, ungesättigte Alkohole oder Ether mit jeweils 3 bis 20 Kohlenstoffatomen
oder araliphatische Olefine mit 8 bis 20 Kohlenstoffatomen.
[0023] Bei den substituierten oder unsubstituierten Alkenen mit 6 bis 30 Kohlenstoffatomen
kann es sich um geradkettige oder verzweigte Alkene mit endständiger oder innenständiger
Lage der Doppelbindung handeln. Bevorzugt sind geradkettige Olefine mit 6 bis 18 Kohlenstoffatomen
wie n-Hexen-1, n-Hepten-1, n-Octen-1, n-Nonen-1, n-Decen-1, n-Undecen-1, n-Dodecen-1,
n-Octadecen-1 und acyclische Terpene. Geeignet sind auch verzweigte Alkene wie Diisobutylen
(2,4,4-Trimethylpenten-1), Tripropylen, Tetrapropylen und Dimersol (Dibutylen).
[0024] Bevorzugte Beispiele für unsubstituierte Diene mit 4 bis 10 Kohlenstoffatomen sind
1,3-Butadien, 1,5-Hexadien und 1,9-Decadien.
[0025] Beispiele für substituierte und unsubstituierte Cycloalkene oder Dicycloalkene mit
5 bis 12 Kohlenstoffatomen im Ringsystem sind Cyclohexen, Cycloocten, Cyclooctadien,
Dicyclopentadien und cyclische Terpene wie Limonen, Pinen, Camphoren und Bisabolen.
Bevorzugt ist Dicyclopentadien.
[0026] Beispielhaft für araliphatische Olefine mit 8 bis 20 Kohlenstoffatomen steht Styrol.
[0027] Als Beispiele für Ester einer ungesättigten Carbonsäure mit 3 bis 20 Kohlenstoffatomen
und eines aliphatischen Alkohols mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen seien die Acrylsäureester
und die Methacrylsäureester mit 1 - 18 Kohlenstoffatomen in der Alkohol-Komponente
genannt.
[0028] Zu den Estern einer gesättigten Carbonsäure mit 2 - 20 Kohlenstoffatomen und eines
ungesättigten Alkohols mit 2 - 18 Kohlenstoffatomen gehören die Vinyl- und Allylester
mit 2 - 20 Kohlenstoffatomen in der Carbonsäurekomponente, beispielsweise Vinylacetat.
[0029] Zu den ungesättigten Alkoholen und Ethern zählen beispielsweise die Allylalkohole
und Vinylether.
[0030] Die im Verlauf der Hydroformylierung durch Oxidation des Phosphor(III) in den Ammoniumsalzen
der aromatischen Phosphine entstehenden Phosphinoxide sowie die ebenfalls gebildeten
Alkylarylphosphine liegen als Ammoniumsalze vor. Diese Ammoniumsalze werden bei Zugabe
der wäßrigen Alkali- oder Erdalkalihydroxidlösung in die entsprechenden Alkali- oder
Erdalkalisalze überführt, welche wasserlöslich sind und daher in die wäßrige Phase
gehen. Von wesentlicher Bedeutung ist hierbei, daß die zur Extraktion eingesetzte
Alkali- oder Erdalkalihydroxid-Lösung eine Konzentration im Bereich von 0,001 - 0,5
Gew.-% besitzt. Nur durch Einhaltung dieses Bereichs kann verhindert werden, daß auch
die Liganden selbst, d.h. die Ammoniumsalze der aromatischen Phosphine, in höherem
Maß in die wäßrige Phase übergehen und ferner basisch katalysierte Folgereaktionen,
wie die Aldolisierung der gebildeten Aldehyde, unterbleiben. Es hat sich ferner bewährt,
die Extraktion bei einem möglichst niedrigen pH-Wert des organischen Reaktionsgemisches
durchzuführen. Besonders bevorzugt ist dabei ein pH-Wert von 2,5 - 4,0, insbesondere
2,8 - 3,6.
[0031] Bei der Extraktion des Reaktionsgemisches aus einer homogenen Hydroformylierung wird
neben den Alkali- oder Erdalkalisalzen der Phosphinoxide bzw. Alkylarylphosphine in
entsprechender Menge auch Amin freigesetzt, welches sich in der Katalysatorlösung
anreichert, jedoch keinerlei negativen Einfluß auf diese ausübt. Durch Zugabe einer
entsprechenden Menge frischer Phosphine können die jeweiligen Alkyl- und/oder Arylammoniumsalze
der allgemeinen Formeln I, II, III und VIII wieder regeneriert werden. Die Zugabe
der Phosphine kann entweder gleichzeitig mit der Alkali- oder Erdalkalihydroxidlösung
oder aber erst nach der Extraktion erfolgen.
[0032] Das erfindungsgemäße Verfahren kann in der folgenden Weise durchgeführt werden.
[0033] Das bei der homogenen Hydroformylierung entstehende organische Reaktionsgemisch wird
aus dem Reaktor entnommen. Es enthält die hergestellten Aldehyde, nicht umgesetzte
Olefine, das Katalysatorsystem aus metallorganischer Komplexverbindung und den Ammoniumsalzen
der aromatischen Phosphine sowie die abzutrennenden Phosphinoxide, Alkylarylphosphine
und gegebenenfalls andere Abbau- und Nebenprodukte. Dieses Reaktionsgemisch wird ein-
oder mehrfach entspannt, um nicht umgesetztes Synthesegas als Abgas zu entfernen.
Es hat sich hierbei bewährt, die zur Extraktion einzusetzenden Alkali- oder Erdalkalihydroxidlösungen
dem Reaktionsgemisch der Hydroformylierung vor der Entspannung hinzuzufügen, um so
den bei der Entspannung auftretenden Vermischungseffekt auszunutzen. Die Abtrennung
der wäßrigen, die Phosphinoxide und Alkylarylphosphine enthaltenden Phase erfolgt
im Anschluß an die Entspannung mittels eines herkömmlichen Phasentrenners. Dieser
Extraktionsschritt kann mehrfach hintereinander durchgeführt werden. Es ist auch möglich,
die Extraktion der Phosphinoxide und Alkylarylphosphine erst im Anschluß an die Entspannung
in bekannten Extraktionsapparaturen, wie Mixer-Settler-Batterien, durchzuführen. Die
Extraktion kann bei erhöhter Temperatur von 50 - 90°C oder auch bei Raumtemperatur
durchgeführt werden. Das nach der Abtrennung der wäßrigen Phase zurückbleibende organische
Reaktionsgemisch wird anschließend bevorzugt einer Membranfiltration unterworfen,
wobei das Katalysatorsystem vom Hydroformylierungsprodukt abgetrennt wird.
[0034] Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht es, die Konzentration der Phosphinoxide
und der Alkylarylphosphine in dem organischen Reaktionsgemisch einer homogenen Hydroformylierung
deutlich zu reduzieren. Bevorzugt findet das Verfahren Anwendung auf Reaktionsgemische
von kontinuierlich betriebenen homogenen Hydroformylierungen. Bereits durch eine einfache
Extraktion kann dabei eine Menge an Phosphinoxiden und Alkylarylphosphinen aus dem
Reaktionsgemisch der Hydroformylierung abgetrennt werden, die weit über der in jedem
Verfahrensdurchgang der kontinuierlichen Reaktion gebildeten Menge dieser Abbauprodukte
liegt. Durch mehrfache Extraktion können die Phosphinoxide und Alkyldiarylphosphine
in noch höherem Maße abgetrennt werden. In den meisten Fällen reicht es jedoch bereits
aus, lediglich einen Teilstrom des Reaktionsgemisches der Hydroformylierung der oben
beschriebenen Extraktion zu unterwerfen, oder aber die Extraktion nur zeitweise in
Betrieb zu nehmen.
Beispiele
[0035] Folgende Abkürzungen werden verwendet:
- TPPOTS:
- Triphenylphosphinoxidtrisulfonat
- TPPODS:
- Triphenylphosphinoxiddisulfonat
- PDSPP :
- Propyldisulfophenylphosphin
- TPPTS :
- Triphenylphosphintrisulfonat
- TPPDS :
- Triphenylphosphindisulfonat
- BSNS :
- Benzolsulfonsäurenatriumsalz
Beispiel 1
[0036] Ein Reaktionsgemisch aus der Hydroformylierung von Propylen mit einem Katalysatorsystem
aus Rhodium-Komplexverbindungen und dem Distearylammoniumsalz des TPPTS als Ligand
enthält 46,98 mmol Phosphor(III)/kg und 10,81 mmol Phosphor(V)/kg.
[0037] 148 g eines solchen Reaktionsgemisches (6,86 mmol Phosphor(III) und 1,58 mmol Phosphor(V))
werden bei 70°C mit 10 ml 0,05 Gew.-%iger Natronlauge 15 Minuten extrahiert. Nach
10 Minuten Phasentrennung wird die wäßrige Phase (9,28 g) abgetrennt und HPLC-analytisch
analysiert. Es werden die in Tabelle 1 dargestellten Substanzmengen bestimmt.
Tabelle 1
| Extrahierte Substanz |
mmol in der wäßrigen Phase |
% vom Einsatz |
| TPPOTS |
0,052 |
3,29 |
| TPPODS |
0,004 |
0,25 |
| PDSPP |
0,4 · 10-4 |
0,03 |
| TPPTS |
8,7 · 10-4 |
0,01 |
| TPPDS |
6,2 · 10-4 |
0,01 |
[0038] Aus Tabelle 1 ist zu erkennen, daß bereits durch einen einzigen Extraktionsvorgang
3,29 % des im Reaktionsgemisch vorhandenen TPPOTS und 0,25 % des TPPODS entfernt werden
können. Dies ist bereits deutlich mehr, als größenordnungsmäßig im Rahmen eines Durchgangs
der kontinuierlichen Hydroformylierung neu gebildet wird. Durch mehrfache Wiederholung
des Extraktionsschrittes kann die extrahierte Menge der Phosphinoxide entsprechend
vervielfacht werden.
Beispiel 2
[0039] Eine Hydroformylierung von Dicyclopentadien in Toluol mit einem Katalysatorsystem
aus Rhodium-Komplexverbindungen und dem Distearylammoniumsalz des TPPTS als Ligand
im molaren Überschuß (21 ppm Rhodium, Phosphor : Rhodium-Verhältnis = 50, Toluol-Anteil
60 Gew.-%) liefert ein Reaktionsgemisch mit einer Phosphor(III)-Konzentration von
11,9 mmol/kg und einer Phosphor(V)-Konzentration von 11,9 mmol/kg. 207 g dieses Reaktionsgemisches
werden bei 70°C für 60 Minuten der Extraktion mit einer 0,04 %igen Natronlauge unterworfen.
Nach 5 Minuten Phasentrennung wird die wäßrige Phase abgetrennt. Die Phosphor(V)-Konzentrationen
für TPPDS und TPPOTS werden mittels HPLC analysiert.
[0040] Die Phosphor(III)-Konzentration wird titrimetrisch ermittelt. Es werden die in Tabelle
2 dargestellten extrahierten Substanzmengen bestimmt.
[0041] Die abgetrennte organische Phase wird mit 1,53 ml einer 5 %igen Natronlauge versetzt
und anschließend erneut mit 206,1 g einer 0,04 %igen Natronlauge unter analogen Bedingungen
wie zuvor beschrieben, extrahiert.
[0042] Die wäßrige Phase wird nach Phasentrennung, wie beschrieben analysiert.
[0043] Die organische Phase wird zwei weitere Male, ebenfalls wie beschrieben extrahiert.
Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 zusammengefaßt.
Tabelle 2
| Zahl der Extraktionsstufen |
Extrahierte Substanzen [Gew.-%, bezogen auf die in der zur Extraktion eingesetzte
Reaktionsmischung vorhandenen Mengen der jeweiligen Substanz] |
| |
TPPTS |
TPPODS |
TPPOTS |
BSNS |
| 1 |
- |
17 |
31 |
21 |
| 2 |
1.2 |
26 |
56 |
29 |
| 3 |
3.3 |
40 |
80 |
29 |
| 4 |
10.7 |
62 |
98 |
36 |
1. Verfahren zur Abtrennung von Phosphinoxiden und Alkylarylphosphinen aus dem organischen
Reaktionsgemisch einer homogenen Hydroformylierung, die unter Verwendung eines Katalysatorsystems
durchgeführt wird, welches metallorganische Komplexverbindungen sowie im molaren Überschuß
Ammoniumsalze aromatischer Phosphine als Liganden enthält, dadurch gekennzeichnet,
daß man das organische Reaktionsgemisch einer extraktiven Behandlung mit einer 0,001
- 0,5 Gew.-%igen Alkali- oder Erdalkalihydroxidlösung unterwirft und anschließend
die die Phosphinoxide und Alkylarylphosphine enthaltende wäßrige Phase abtrennt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Alkalihydroxidlösung Natronlauge
oder Kalilauge verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Konzentration der
Alkali- oder Erdalkalihydroxidlösung 0,01 - 0,05 Gew.-% beträgt.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, daß
es sich bei den Ammoniumsalzen der aromatischen Phosphine um Ammoniumsalze aromatischer
Mono- oder Diphosphine handelt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Ammoniumsalze aromatischer
Monophosphine Alkyl- und/oder Arylammoniumsalze sulfonierter oder carboxylierter Triarylphosphine
der allgemeinen Formel I verwendet werden

worin X einen Sulfonat-(SO
3-) oder Carboxylat-(COO
-)-Rest bedeutet, a, b und c gleich oder verschieden und O oder 1 sind, wobei mindestens
einer der Parameter a, b oder c gleich 1 sein muß, n gleich 1, 2 oder 3 ist, R
1 und R
2 gleich oder verschieden und C
4 - C
30-Alkylreste oder C
6 - C
10-Aryl- oder Cycloalkylreste bedeuten und R
1 auch Wasserstoff sein kann.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Ammoniumsalze aromatischer
Monophosphine Verbindungen der allgemeinen Formel II eingesetzt werden,

worin R
3 für H oder einen C
1 - C
12-Alkylrest, R
4 für einen C
1 - C
25-Alkylrest oder einen C
6 - C
10-Arylrest und A für einen Sulfonat-(SO
3-)- oder Carboxylat-(COO
-)-rest oder Phosphonat-Rest (R-PO
32-) steht.
7. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Ammoniumsalze aromatischer
Diphosphine Verbindungen der Formel III eingesetzt werden,

worin R
5 einen Carboxylat-(COO
-), Sulfonat-(SO
3-), Phosphonat-(PO
32-) oder 2-Aminoethanbisphosphonat-Rest ⁅NH-CH
2-CH(PO
32-)
2] darstellt, R
6 für einen geradkettigen Alkylenrest mit 1 - 8 Kohlenstoffatomen, einen Sauerstoff
enthaltenden Alkylenrest mit 2 - 6 Kohlenstoffatomen, einen Cycloalkylenrest mit 3
bis 10 Kohlenstoffatomen oder einen Rest der Formeln IV, V, VI oder VII

steht, d, e, f, g, h, k, l, m, o und p gleich oder verschieden und 0 oder 1 sind,
wobei mindestens einer der Parameter d, e, f, g, h, k, l, m, o oder p gleich 1 sein
muß, y gleich der Summe der Parameter d, e, f, g, h, k, l, m, o und p ist, x gleich
oder verschieden und 0 oder 1 ist, R
7 und R
8 gleich oder verschieden sind und für C
4 - C
26-Alkyl-, substituierte oder unsubstituierte C
6 - C
10-Aryl- oder C
6 - C
10-Cycloalkylreste oder einen Benzylrest stehen und R
7 auch Wasserstoff bedeuten kann.
8. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Ammoniumsalze aromatischer
Diphosphine Verbindungen der allgemeinen Formel VIII eingesetzt werden,

worin R
9 für H oder einen C
1 - C
12-Alkylrest, R
10 für einen geradkettigen C
1 - C
8-Alkylenrest, einen Sauerstoff enthaltenden C
2 - C
4-Alkylenrest, einen Rest der Formel IX oder X

oder einen C
3 - C
10-Cycloalkylenrest, R
11 für einen C
1 - C
25-Alkylrest oder einen C
6 - C
10-Arylrest steht, A einen Carboxylat-(COO
-) oder Sulfonat-(SO
3)-Rest darstellt und q = 0, r = 1, s = 1 und t = 1 ist, oder q = 1, r = 1, s = (1
oder 2) und t = (1 oder 2) ist, oder, falls R
10 einen Rest der Formel IX oder X darstellt, q = 1, r = 0, s = (0 oder 1) und t = (0
oder 1) ist.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 - 8, dadurch gekennzeichnet, daß
man das nach Abtrennung der wäßrigen Phase zurückbleibende organische Reaktionsgemisch
einer Membranfiltration unterwirft.