(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verringerung der Aufklaffwerte von Eisenbahnschienen
aus Stahl auf einen wert unter 3,6 mm. Kennzeichen der Erfindung ist, daß die gewalzten
und gerichteten Schienen bis zur Erreichung einer Temperatur von max. 100 °C im Schienenkopf
und max. 260 °C im Steg kurzzeitig, d. h. ca. 10 bis 25 s, erwärmt und anschließend
sofort wieder abkühlen gelassen werden.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verringerung der Aufklaffwerte im Stegeinsägeversuch
von Eisenbahnschienen aus Stahl auf Werte unter 3,6 mm.
[0002] Zur Abschätzung des Eigenspannungszustandes von Eisenbahnschienen aus Stahl ist international
der "Web Saw Cut Test" (Stegeinsägeversuch) vorgeschrieben. Zur Durchführung dieses
Versuchs wird ein 1,20 m langer Schienenabschnitt längs der neutralen Achse im Schienensteg
auf einer Länge von 450 mm eingesägt. Der vertikale Aufklaffwert soll danach einen
wert von 3,63 mm nicht überschreiten. Der Aufklaffwert erlaubt eine quantitative Aussage
über die Anfälligkeit der Schienen gegen Stegbrüche.
[0003] Es wurde festgestellt, daß bei produktionsmäßiger Herstellung von Schienen der vorgenannte
Grenzwert nicht sicher eingehalten werden konnte, sondern daß er hin und wieder überschritten
wurde. Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, bei der herkömmlichen Produktion
von Schienen die Unterschreitung des vorgeschriebenen Grenzwertes des Aufklaffwertes
in jedem Fall zu gewährleisten, um damit eine Kundenforderung zu erfüllen.
[0004] Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, die gewalzten und gerichteten
Schienen bis zur Erreichung einer Temperatur von max. 100 °C im Schienenkopf und max.
260 °C im Steg kurzzeitig zu erwärmen und anschließend direkt wieder abkühlen zu lassen.
Das Erwärmen sollte kurzzeitig erfolgen und nicht länger als 25 s dauern, damit es
im Zuge des Richtvorgangs "on-line" durchgeführt werden kann. Bei einer Richtgeschwindigkeit
von 1 m/s würde dann eine Erwärmungszeit von 10 s eine Länge der Erwärmungseinrichtung
von immerhin noch 10 m erfordern. Grundsätzlich ist es natürlich auch möglich, das
Erwärmen zur Erniedrigung des Aufklaffwertes nicht "on-line", sondern als separaten
Vorgang außerhalb der Richtmaschine durchzuführen.
[0005] Durch das erfindungsgemäße Erwärmen soll der Schienenkopf auf eine Temperatur von
40 bis 70 °C und der Schienensteg (Schwerpunktachse) auf 100 bis 250 °C gebracht werden.
Sofort nach dem Erreichen dieses Temperaturprofils in der Schiene erfolgt unmittelbar
anschließend die Abkühlung an ruhender Luft.
[0006] Es konnte festgestellt werden, daß bei betrieblicher Erzeugung von Schienen durch
kurzzeitige Erwärmung der Schiene in der Größenordnung von 10 s auf ca. 40 °C im Schienenkopf
und 150 °C im Schienensteg ein Aufklaffwert unterhalb des geforderten Grenzwertes
von 3,63 mm zu gewährleisten war.
[0007] Gemäß einer Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens können die Schienen mittels
Brennergasen erwärmt werden, die etwa in Höhe der Schwerpunktachse des Schienenprofils
auf die beiden Seiten der Schiene gerichtet sind. Die Brenner können z. B. mit einem
Sauerstoff-Acetylen-Gasgemisch betrieben werden.
[0008] Alternativ zur Brennererwärmung kann die Aufheizung auch auf elektroinduktivem Weg
erfolgen. Wichtig ist dabei eine gleichmäßige Erwärmung des Schienensteges am besten
eine gleichzeitige Aufheizung des Schienensteges von beiden Seiten.
[0009] Durch das erfindungsgemäß vorgesehene nachträgliche Erwärmen der gewalzten und gerichteten
Schienen kommt es im Schienensteg zu einer erhöhten Druckspannung. Wenn diese die
plastische Grenze des Schienenmaterials übersteigt, kommt es nach dem Abkühlen zu
geringeren Druckeigenspannungen bzw. sogar zu Zugeigenspannungen im Schienensteg.
Dadurch wird der Aufklaffwert verringert.
Beispiele
[0010] Die Untersuchungen fanden an 1 m langen rollengerichteten Proben aus dem Schienenprofil
UIC 60 in der Schienenstahlgüte UIC 900 A statt. Die Erwärmung nach dem Richten der
Schienen erfolgte jeweils mit einem Sauerstoff-Propangasgemisch betriebenen Reihenbrennern,
die von gegenüberliegenden Seiten in Höhe der Schwerpunktachse des Schienenprofils
auf die an den Brennern vorbeibewegten Schienenproben gerichtet waren. Der Abstand
der Brenner zum Schienensteg betrug 20 bis 25 mm.
1) Eine Referenzprobe ohne nachträgliche Erwärmung hatte einen Aufklaffwert von 4,0
mm, also einen über dem als zulässig angesehenen Grenzwert von 3,6 mm liegenden Wert.
2) Nach einer 6 s langen beidseitigen Erwärmung wurde ein ebenfalls noch nicht zufriedenstellender
Aufklaffwert von 3,8 mm gemessen. Die Temperatur am Schienenkopf betrug dabei 32 °C.
3) Eine Schienenprobe wurde erfindungsgemäß 10 s lang beidseitig erwärmt. Danach betrug
die Temperatur am Kopf 40 °C. Der Aufklaffwert wurde zu 3,4 mm ermittelt.
4) Eine Probe wurde 15 s lang erwärmt. Die Temperatur in Schienenkopf stieg bis 47
°C. Der Aufklaffwert verringerte sich dadurch auf 2,8 mm.
5) Bei einer weiteren erfindungsgemäß erwärmten Schienenprobe wurde nach einer Erwärmungszeit
von 25 s, die zu einer Erwärmung im Schienensteg auf 200 °C führte, ein Aufklaffwert
von 1,85 mm gemessen.
6) Eine weitere Probe zeigte nach einer 35 s dauernden Erwärmung (mit einem Brennerabstand
von 50 mm), die eine Temperatur im Schienenkopf von 70 °C und im Steg von 250 °C hervorrief,
einen Aufklaffwert von 1,4 mm.
[0011] Bei jedem Versuch sind am Kopf und Fuß der Schienenprobe Dehnungsmeßstreifen (DMS)
in Längsrichtung der Schiene angebracht worden. Diese DMS zeigen die Dehnungen bzw.
Stauchungen während und nach der Erwärmung. Anhand der Meßsignale dieser DMS konnte
eine bleibende Krümmung nach der Abkühlung nicht festgestellt werden.
1. Verfahren zur Verringerung der Aufklaffwerte von Eisenbahnschienen aus Stahl auf einen
Wert unter 3,6 mm,
dadurch gekennzeichnet, daß die gewalzten und gerichteten Schienen bis zur Erreichung einer Temperatur von
max. 100 °C im Schienenkopf und max. 260 °C im Steg kurzzeitig erwärmt und anschließend
direkt wieder abkühlen gelassen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmung bis zu einer Temperatur im Schienenkopf von 40 bis 70 °C und im
Schienensteg von 100 bis 250 °C erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Schienen max. 25 s lang aufgeheizt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Schienen mittels Brennergasen erwärmt werden, die etwa in Höhe der Schwerpunktachse
des Schienenprofils auf die beiden Seiten der Schiene gerichtet sind.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Schienen elektroinduktiv aufgeheizt werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmung und Abkühlung der Schienen unmittelbar anschließend an das Richten
derselben "on-line" erfolgt.