(19)
(11) EP 0 828 023 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
11.03.1998  Patentblatt  1998/11

(21) Anmeldenummer: 97114237.7

(22) Anmeldetag:  18.08.1997
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6D06P 1/52
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV RO SI

(30) Priorität: 30.08.1996 DE 19635061

(71) Anmelder: BAYER AG
51368 Leverkusen (DE)

(72) Erfinder:
  • Riegels, Martin, Dr.
    42799 Leichlingen (DE)
  • Vogt, Uwe, Dr.
    40789 Monheim (DE)
  • Walz, Klaus, Dr.
    51381 Leverkusen (DE)
  • Lesszinsky, Fritz
    51465 Bergisch Gladbach (DE)
  • Könemund, Bernd
    42799 Leichlingen (DE)
  • Groth, Torsten, Dr.
    51519 Odenthal (DE)
  • Joentgen, Winfried, Dr.
    51067 Köln (DE)

   


(54) Mittel zum Färben oder Bedrucken von Textilmaterialien


(57) Verbesserte Mittel zum Färben oder Bedrucken von Textilmaterialien aus natürlichen oder synthetischen Fasern oder Gemischen beider enthalten Polyasparaginsäure oder ein Derivat davon und als weitere Komponente gegebenenfalls Netzmittel, Emulgatoren, Egalisiermittel, Dispergiermittel, Reduktionsmittel, Oxidationsmittel, Lösungsvermittler, Entschäumer, Reserviermittel, pH-Regulatoren, Komplexbildner oder mehrere hiervon.


Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Mittel zum Färben oder Bedrucken von Textilmaterialien aus natürlichen oder synthetischen Fasern oder Gemischen hiervon, die durch einen Gehalt von Polyasparaginsäure (PAS) oder einem Derivat hiervon gekennzeichnet sind. Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zum Färben oder Bedrucken dieser Textilmaterialien unter Benutzung der erfindungsgemäßen Mittel und die Verwendung dieser Mittel zum Färben oder Bedrucken der genannten Textilmaterialien.

[0002] Im Verlaufe von Färbungen von Textilmaterialien aus natürlichen und/oder synthetischen Fasern oder beim Bedrucken dieser Textilmaterialien treten häufig Probleme verschiedener Art auf, beispielsweise hinsichtlich der Egalität, der Stabilität der Flotten oder Druckpasten oder der Bildung von Lauffalten. In den meisten Fällen ist es gelungen, durch Zusatz von Hilfsmitteln, die auf das angesprochene Problem optimiert werden konnten, zu einer befriedigenden Lösung dieser Probleme zu gelangen. Unbefriedigend ist in den meisten Fällen jedoch die biologische Abbaubarkeit der eingesetzten Hilfsmittel, was zu einer starken Belastung der jeweiligen Abwässer führt. Beispiele für Hilfsmittel mit mangelhafter biologischer Abbaubarkeit sind sulfonierte Naphthalin-Formaldehyd-Kondensate, oxethylierte Fettamine, Ligninsulfonate, Polymerisate oder Copolymerisate der (Meth)acrylsäure.

[0003] Es wurde nun gefunden, daß erfolgreiche Färbungen oder Drucke hergestellt werden können, wenn man den Färbebädern (Flotten) oder Druckpasten Hilfsmittel zusetzt, die PAS oder ein Derivat davon und gegebenenfalls weitere bekannte Komponenten enthalten. PAS und ihre Derivate zeichnen sich durch eine hervorragende biologische Abbaubarkeit aus.

[0004] Die Erfindung betrifft demnach Mittel zum Färben oder Bedrucken von Textilmaterialien aus natürlichen oder synthetischen Fasern oder Gemischen beider, die Polyasparaginsäure (PAS) oder ein Derivat davon enthalten und als weitere Komponente gegebenenfalls Netzmittel, Emulgatoren, Egalisiermittel, Dispergiermittel, Reduktionsmittel, Oxidationsmittel, Lösungsvermittler, Entschäumer, Reserviermittel, pH-Regulatoren, Komplexbildner oder mehrere hiervon enthalten.

[0005] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zum Färben oder Bedrucken der genannten Textilmaterialien durch Behandeln dieser Textilmaterialien mit Färbeflotten oder Druckpasten, die Färberei- bzw. Druckhilfsmittel enthalten, das dadurch gekennzeichnet ist, daß diese Hilfsmittel PAS oder ein Derivat davon und als weitere Komponente gegebenenfalls eines oder mehrere der oben genannten Komponenten enthalten, wobei die Hilfsmittel in einer Menge von 0,2 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Warengewicht (Gewicht der Textilmaterialien), eingesetzt werden.

[0006] Die Erfindung betrifft ebenfalls die Verwendung der genannten Mittel als Hilfsmittel zum Färben oder Bedrucken der genannten Textilmaterialien.

[0007] Die erfindungsgemäßen Mittel sind vor allem durch ihren Gehalt an PAS bzw. einem Derivat hiervon gekennzeichnet. Als Derivate kommen vor allen Dingen Salze der PAS in Frage, die als Kationen Li, Na, K, Mg⊕⊕, Ca⊕⊕, NH4, H3N(CH2CH2OH), H2N(CH2CH2OH)2 oder HN(CH2CH2OH)3 enthalten. Die Herstellung und Verwendung von PAS und ihrer Derivate ist seit langem Gegenstand zahlreicher Veröffentlichungen und Patente. Hierzu sei verwiesen auf J. Org. Chem. 26 (1961), 1084, US 4.839.461 (= EP 256 366), DE-A 22 53 190, US 5.296.578, US 5.288.783, EP 593 187, DE-A 42 21 875, DE-A 49 00 020 und DE-A 43 07 114.

[0008] Die genannte US' 461 beschreibt die Herstellung von PAS aus Maleinsäureanhydrid, Wasser und Ammoniak. Maleinsäureanhydrid wird in wäßrigem Medium unter Zugabe von konzentrierter Ammoniaklösung in das Monoammoniumsalz umgewandelt. In einer bevorzugten Ausführungsform wird PAS dadurch hergestellt, daß man Maleinsäuremonoammoniumsalz vorzugsweise bei 150 bis 180°C in einem Reaktor bei einer Verweilzeit von 5 bis 300 Minuten einer thermischen, gegebenenfalls kontinuierlich durchgeführten Polymerisation unterwirft und das erhaltene Polysuccinimid durch Hydrolyse zu PAS bzw. einem Salz davon umsetzt.

[0009] Die PAS enthält in einer bevorzugten Ausführungsform im wesentlichen wiederkehrende Succinyl-Einheiten folgender Struktur:

bevorzugt



[0010] Zusätzlich können durch geeignete Reaktionsführung und Wahl der Edukte weitere wiederkehrende Einheiten enthalten sein, z. B.

a) Äpfelsäure-Einheiten der Formel

b) Maleinsäure- und Fumarsäure-Einheiten der Formel



[0011] Die Analyse der chemischen Struktur erfolgt vorzugsweise mit 13C-NMR, FT-IR und nach Totalhydrolyse mit HPLC, GC und GC/MS.

[0012] Bei vielen Herstellungsverfahren fallen nicht die reinen Säuren sondern zunächst die entsprechenden Anhydride, beispielsweise Polysuccinimid an. Derartige Polymerisationsprodukte können durch Umsetzung mit einer Base gegebenenfalls in Gegenwart von Wasser in ein PAA-haltiges Salz überführt werden. Diese Umwandlung von PSI-haltigen in PAA-haltige Polymere geschieht anschließend in einer geeigneten Vorrichtung durch Hydrolyse. Bevorzugt ist dabei ein pH-Wert zwischen 5 und 14 geeignet. In besonders bevorzugter Form wird ein pH-Wert von 7 bis 12 gewählt, insbesondere durch den Zusatz einer Base. Geeignete Basen sind Alkali- und Erdalkalihydroxide oder Carbonate wie beispielsweise Natronlauge, Kalilauge, Soda oder Kaliumcarbonat, Ammoniak und Amine wie Triethylamin, Triethanolamin, Diethylamin, Diethanolamin, Alkylamine etc.. Besonders bevorzugt sind neben freien Säuren deren Na-, K- oder Ca-Salze.

[0013] Die Temperatur bei der Hydrolyse liegt geeigneter Weise in einem Bereich einschließlich bis zum Siedepunkt der PSI-Suspension und bevorzugt bei 20 bis 150°C. Die Hydrolyse wird gegebenenfalls unter Druck durchgeführt.

[0014] Es ist jedoch auch möglich, durch rein wäßrige Hydrolyse oder Behandlung des Salzes mit Säuren oder sauren Ionenaustauschern die freie Polyasparaginsäure zu erhalten. Der Begriff "Polyasparaginsäure" (= PAA) umfaßt bei der vorliegenden Erfindung ebenfalls die Salze, falls nicht ausdrücklich anders dargestellt. Das fertige Produkt wird durch Trocknung, bevorzugt Sprühtrocknung, erhalten.

[0015] Bevorzugte Polymere haben ein Molekulargewicht nach gelpermeationschromatographischen Analysen (von Mw = 500 bis 10.000, bevorzugt 700 bis 5.000, besonders bevorzugt 1.000 bis 4.500). Im allgemeinen liegt der Anteil der beta-Form bei mehr als 50 %, bevorzugt bei mehr als 70 %.

[0016] Als Derivat der PAS kann neben den Salzen mit den oben erwähnten Kationen Polysuccinimid eingesetzt werden, das bei erhöhter Temperatur, vorzugsweise bei 100 bis 240°C, gegebenenfalls in Gegenwart eines Katalysators, wie in einer Menge von 0,01 bis 1 Gew.-%, bezogen auf die PAS, eines sauren Katalysators, wie Schwefelsäure, Phosphorsäure, Methansulfonsäure und anderer, erfolgen. Polysuccinimid fällt jedoch auch bei einer Reihe von Herstellungsverfahren unmittelbar an. In einem solchen Fall kann Polysuccinimid durch Umsetzung mit einer Base gegebenenfalls in Gegenwart von Wasser in ein Salz mit einem der oben erwähnten Kationen übergeführt werden. Diese Umwandlung geschieht im Anschluß an das Herstellungsverfahren in einer geeigneten Vorrichtung durch Hydrolyse. Bevorzugt ist hierbei ein pH-Wert zwischen 5 und 14, bevorzugt pH = 7 bis 12. Geeignete Basen zur Durchführung einer alkalischen Hydrolyse sind Alkali- und Erdalkalimetallhydroxide oder -carbonate, wie beispielsweise Natronlauge, Kalilauge, Soda, Kaliumcarbonat, weiterhin Ammoniak und Amine, wie Triethylamin, Triethanolamin, Diethylamin, Diethanolamin und Ethanolamin.

[0017] Weitere erfindungsgemäß einsetzbare Derivate der PAS sind solche, in denen ein Teil der in der PAS vorhandenen Carboxylgruppen als Amide vorliegen. Die Herstellung solcher PAS-Amide kann aus dem genannten Polysuccinimid mit primären oder sekundären Aminen erfolgen (DE-A 22 53 190, EP 274 127, EP 406 623, EP 519 119, US 3.846.380, US 3.927.204, US 4.363.797). Die nach der Amidbildung verbleibenden restlichen Succinimidstrukturen können anschließend durch die genannte hydrolytische Öffnung in Gegenwart von Basen in freie Carboxyl- bzw. Carboxylatgruppen umgewandelt werden. In bevorzugten Derivaten enthalten 5 bis 50 Mol-%, bevorzugt 10 bis 35 Mol-% der vorhandenen Asparaginsäureeinheiten solche Amidstrukturen, während die restlichen Carboxylgruppen in Form von Carboxylatgruppen vorliegen.

[0018] Die erfindungsgemäßen Mittel enthalten 5 bis 100 Gew.-%, bevorzugt 10 bis 50 Gew.-% PAS, ihre Derivate (vorzugsweise ihre Salze und Amide) oder Gemische hiervon, bezogen auf das Gesamtgewicht der erfindungsgemäßen Mittel. Die Amidgruppen von PAS-Derivaten enthalten am Amidstickstoff gesättigte oder ungesättigte aliphatische Reste mit 2 bis 20 C-Atomen, die durch Hydroxylgruppen substituiert sein können, oder cycloaliphatische Reste mit 6 bis 12 C-Atomen. Beispiele für solche Reste in den Amidgruppen sind: Hydroxyethyl, Hydroxypropyl, Butyl, Hexyl, Octyl, Dodecyl, Tetradecyl, Hexadecyl, Octadecyl, Octadecenyl oder Cyclohexyl.

[0019] Die erfindungsgemäßen Mittel können neben ihrem Gehalt an PAS oder einem Derivat hiervon weitere Komponenten enthalten. Unter den weiteren Komponenten befinden sich Netzmittel, Emulgatoren, Dispergiermittel oder ein Gemisch mehrerer von ihnen, die in bekannter Weise anionaktiv oder nicht-ionisch sein können. Beispiele hierfür sind: Umsetzungsprodukte von aliphatischen, araliphatischen oder aromatischen Hydroxylverbindungen, Carbonsäuren, Carbonsäureamiden oder Aminen mit Ethylenoxid, deren Schwefelsäurehalbester oder Phosphorsäurepartialester, Fettsäureester von Mono- oder Polysacchariden oder Fettsäuresorbitanester und deren Oxethylierungsprodukte, C10-C20-Alkansulfonate, C8-C12-Alkylbenzolsulfonate, C8-C18-Alkylsulfate oder -phosphate oder kondensierte aromatische Sulfonsäuren, wie Naphthalin-Formaldehyd-Sulfonate. Stoffe der genannten Art können auch als Egalisiermittel dienen. Sie sind dem Fachmann für diese Einsätze bekannt.

[0020] Lösungsvermittler als weitere Komponente sind beispielsweise Glykole, Mono- bis Tetraalkylenglykole, deren Ether oder Ester mit C1-C4-Alkoholen bzw. C1-C4-Carbonsäuren.

[0021] Entschäumer als weitere Komponente sind beispielsweise pflanzliche Öle oder Mineralöle enthaltende Entschäumer, insbesondere Propylenoxid-Ethylenoxid-Blockpolymere.

[0022] Gelegentlich können als weitere Komponenten Reduktionsmittel, Oxidationsmittel, Reserviermittel, pH-Regulatoren, Komplexbildner oder mehrere von ihnen in einer Menge von 0 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der erfindungsgemäßen Mittel, vorliegen, was bei der Menge an PAS und den oben genannten Tensiden berücksichtigt wird. Der Einsatz solcher Mittel ist dem Fachmann geläufig und beispielsweise in Chwala/Anger, Handbuch der Textilhilfsmittel, Verlag Chemie, Weinheim 1977, beschrieben.

[0023] Die genannten weiteren Komponenten, ihre Herstellung und Verfügbarkeit sind als solche dem Fachmann bekannt. Selbstverständlich können zur Erzielung optimierter Färbungen bzw. Textildrucke auch mehrere der genannten weiteren Komponenten eingesetzt werden.

[0024] In bevorzugter Weise liegt mindestens eine der genannten weiteren Komponenten vor. Sie liegen erfindungsgemäß in einer Menge von 95 bis 0 Gew.-%, bevorzugt 90 bis 50 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der erfindungsgemäßen Mittel, vor.

[0025] Textilmaterialien, die unter Einsatz der erfindungsgemäßen Mittel gefärbt oder bedruckt werden, sind Fasermaterialien aus losen Fasern, Kammzüge, Web- oder Wirkwaren oder solche in Form von Vliesen aus natürlichen oder synthetischen Fasern oder deren Mischungen. Als natürliche Fasern seien beispielsweise Wolle, Seide, Leinen, Baumwolle oder regenerierte Baumwolle, sowie Jute oder Sisal genannt. Als synthetische Fasern seien beispielsweise solche aus Polyestern, Polyamiden, Polyurethanen, Polyacrylnitril oder Polypropylen genannt.

[0026] Das Färben oder Bedrucken der Textilmaterialien wird mit den für die eingesetzten Fasern geeigneten Farbstoffen durchgeführt, was dem Fachmann grundsätzlich bekannt ist. Geeignete Farbstoffklassen hierfür stammen beispielsweise aus der Gruppe der Säurefarbstoffe, der Sulfogruppen-freien oder Sulfogruppen-haltigen Metallkomplexstoffe, der Reaktivfarbstoffe, der Küpenfarbstoffe, der Direktfarbstoffe, der Schwefelfarbstoffe, der kationischen Farbstoffe, der Dispersionsfarbstoffe und der Pigmente.

[0027] In bevorzugter Weise werden die erfindungsgemäßen Mittel beim Färben von Baumwolle mit Direktfarbstoffen und Reaktivfarbstoffen, beim Färben von Polyesterfasern mit Dispersionsfarbstoffen oder beim Färben von Baumwoll-Polyester-Mischartikeln mit Direkt- oder Reaktivfarbstoffen und Dispersionsfarbstoffen eingesetzt. Das Färben bzw. Bedrucken der genannten Textilmaterialien erfolgt in bekannten Verfahren, wie im Ausziehverfahren, im Kontinue-Verfahren, im Klotz-Kalt-Verweil (KKV)-Verfahren und anderen, sowie im Rahmen der dem Fachmann bekannten Textildruckverfahren. Die bei den einzelnen Verfahren einzusetzenden Mengen an Textilhilfsmittel, die anzuwendenden Temperaturen, die Flottenlängen und Konzentrationen sind dem Fachmann bekannt. Die erfindungsgemäßen Mittel werden in einer Menge von 0,2 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Warengewicht des zu färbenden oder zu bedruckenden Textilmaterials, eingesetzt.

[0028] Mit Hilfe der erfindungsgemäßen Mittel werden hervorragend stabile Färbebäder und dadurch wiederum Färbungen mit hervorragender Egalität und Brillanz erhalten. Daneben wird die Bildung von Lauffalten verringert oder vollständig vermieden. Entsprechende Vorteile werden auch beim Textildruck erhalten. Hierbei kann das sonst als Verdickungsmittel in Färberei- oder Druckhilfsmitteln eingesetzte, nicht umweltfreundliche Polyacrylat ganz oder teilweise durch die erfindungsgemäßen Mittel ersetzt werden.

[0029] Die erfindungsgemäßen Mittel besitzen eine hervorragende biologische Abbaubarkeit und tragen daher zu einer Verringerung der Abwasserlast von Textilbetrieben bei. Im Falle des teilweisen oder völligen Ersatzes von Polyacrylat erhält man weiterhin geringer viskose Färbeflotten.

Beispiel 1



[0030] 100 g gebleichtes Baumwollgarn wurden in einem Kreuzspulfärbeapparat im Flottenverhältnis 1:10 bei 80°C gefärbt, wobei eine Färbeflotte eingesetzt wurde, die pro Liter 4 g Reactive Green 021 und 2 g des nachstehend beschriebenen Hilfsmittels enthielt. Nach einer Färbezeit von 10 Minuten wurden 80 g Natriumchlorid zugegeben, nach weiteren 30 Minuten 5 g Natriumbicarbonat und nach 30 Minuten schließlich 10 g Natriumcarbonat. Die Färbung wurde in weiteren 60 Minuten vollendet. Es wurde eine Färbung von hervorragender Egalität erhalten, und an der Spule waren keinerlei Abfiltrationen zu erkennen.

[0031] Das eingesetzte Hilfsmittel bestand aus einer wäßrigen Lösung, die 12 % des Natriumsalzes von PAS und 10 % des Natriumsalzes eines sulfonierten Naphthalin-Formaldehyd-Kondensationsproduktes enthielt.

Beispiel 2



[0032] Baumwollwirkware mit einem Flächengewicht von 250 g/m2 wurde in der in Beispiel 1 beschriebenen Weise gefärbt, wobei an Stelle des dort genannten Farbstoffs Reactive Blue 116 verwendet wurde.

[0033] Es wurde eine Blaufärbung von hervorragender Egalität erhalten. Die eingesetzten Färbeflotten besaßen eine sehr gute Stabilität, wodurch im Färbeapparat keine Abschmierungen und dadurch auf dem gefärbten Material keine Flecken entstanden.

Beispiel 3



[0034] Gebleichte Baumwoll-Gabardine mit einem Flächengewicht von 260 g/m2 wurde nach dem Klotz-Kaltverweilverfahren bei einer Flottenaufnahme von 80 % gefärbt, wobei eine Flotte verwendet wurde, die im Liter 30 g Reactive Green 021, 2,5 g PAS, 2 g eines handelsüblichen Netzmittels (z.B. eines Umsetzungsproduktes von Isotridecanol mit 6 Mol Ethylenoxid), 20 g Natriumcarbonat und 3 g Natronlauge von 38° Be enthielt. Die Verweilzeit des Materials in nassem Zustand betrug 48 Stunden. Nach dem Auswaschen wurde eine Grünfärbung von hervorragender Egalität erhalten bei der außerdem kein sogenannter Kanten- oder Endablauf zu beobachten war.

Beispiel 4



[0035] Ein Gewebe aus Baumwolle/Polyester (80:20) wurde auf einem Baumfärbeapparat im Flottenverhältnis 1:14 nach dem Zweibadverfahren gefärbt. Das erste Bad enthielt hierbei neben 0,385 % (bezogen auf Textilmaterial) Disperse Yellow 042 und 1,9 % Disperse Blue 060 1 g/l des nachstehend beschriebenen PAS-Amids als Dispergiermittel und 0,5 g/l eines handelsüblichen Egalisiermittels (z.B. eine 1:1-Mischung aus Stearinsäure x6 EO und Nonylphenol x10 EO). Die Färbung wurde bei 80°C begonnen. Mit einer Aufheizgeschwindigkeit von 1°C/min wurde auf 130°C erhitzt und bei dieser Temperatur 45 min gefärbt. Anschließend wurde mit einem zweiten Bad bei 80°C gefärbt, das zunächst 2,0 g/l der nachstehend beschriebenen PAS-Amidlösung enthielt und dem nach 10 Minuten 0,0096 % (bezogen auf Textilmaterial) Reactive Yellow 111 und 3,319 % Reactive Green 021 zugesetzt wurden. Nach jeweils 30 min wurden dem Färbebad dann nacheinander 80 g/l Natriumchlorid, 2 g/l Natriumcarbonat und schließlich langsam 4 ml/l Natronlauge (38° Be) zugegeben. Nach einer weiteren halben Stunde wurde eine Färbung von einwandfreier Flächenegalität erhalten. Durch die hohe Stabilität der Färbeflotten wurden Abfiltrationen in den inneren Lagen der Baumfärbung vermieden.

[0036] Das eingesetzte PAS-Amid wurde hergestellt, indem man 48,4 Teile Polysuccinimid und 40,5 Teile Oleylamin in 103 Teilen N-Methylpyrrolidon auf 130 bis 135°C erhitzte und 5 Stunden bei dieser Temperatur verrührte. Nach dem Abkühlen auf 90 bis 95°C setzte man 295 Teile Wasser und 28 Teile 50 %ige Natronlauge zu und rührte noch ca. 1 Stunde bei 95 bis 100°C nach. Es wurden ca. 500 Teile einer 20 %igen Lösung des PAS-Amids als leicht trübe Lösung erhalten, die durch eine Klärfiltration in eine klare Lösung überführt werden konnte.

[0037] Mit gleichem Erfolg konnte die Färbung durchgeführt werden, wenn man an Stelle dieses PAS-Amids im Reaktivfärbebad 2 g/l eines Mittels einsetzte, das aus 12 % eines sulfonierten Naphthalin-Formaldehyd-Kondensationsproduktes, 10 % Polyasparaginsäure-Na-Salz und 78 % Wasser bestand.


Ansprüche

1. Mittel zum Färben oder Bedrucken von Textilmaterialien aus natürlichen oder synthetischen Fasern oder Gemischen beider, enthaltend Polyasparaginsäure (PAS) oder ein Derivat davon und als weitere Komponente gegebenenfalls Netzmittel, Emulgatoren, Egalisiermittel, Dispergiermittel, Reduktionsmittel, Oxidationsmittel, Lösungsvermittler, Entschäumer, Reserviermittel, pH-Regulatoren, Komplexbildner oder mehrere hiervon.
 
2. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die weitere(n) Komponente(n) in einer Menge von 95 bis 0 Gew.-%, bevorzugt 90 bis 50 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Mittel, vorliegen.
 
3. Mittel nach wenigstens einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Derivat der Polyasparaginsäure eines ihrer Salze, ihr Amid oder ihr Anhydrid eingesetzt wird.
 
4. Mittel nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Polyasparaginsäure im wesentlichen eine β-Polyasparaginsäure mit einem Molekulargewicht von 500 bis 10.000, verstanden als Gewichtsmittel, eingesetzt wird.
 
5. Verfahren zum Färben oder Bedrucken von Textilmaterialien aus natürlichen oder synthetischen Fasern oder Gemischen beider durch Behandeln dieser Textilmaterialien mit Färbeflotten oder Druckpasten, die Färberei- bzw. Druckhilfsmittel enthalten, dadurch gekennzeichnet, daß diese Hilfsmittel Polyasparaginsäure (PAS) oder ein Derivat hiervon und als weitere Komponente gegebenenfalls Netzmittel, Emulgatoren, Egalisiermittel, Dispergiermittel, Reduktionsmittel, Oxidationsmittel, Lösungsvermittler, Entschäumer, Reserviermittel, pH-Regulatoren, Komplexbildner oder mehrere hiervon enthalten, wobei die Hilfsmittel in einer Menge von 0,2 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Warengewicht, eingesetzt werden.
 
6. Verwendung des Mittels nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 4 als Hilfsmittel zum Färben oder Bedrucken von Textilmaterialien aus natürlichen oder synthetischen Fasern oder Gemischen beider.