[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufwickeln einer längsgeschnittenen Materialbahn,
z.B. Papierbahn, wobei die aus den Teilbahnen entstehenden Wickelrollen mittels zweier
aus Wickeltragwalzen gebildeten Wickelbetten unterstützt werden. Die Erfindung betrifft
außerdem eine Vorrichtung zum Durchführen dieses Verfahrens; diese Vorrichtung ist
vorzugsweise als eine Drei-Walzen-Rollenschneidmaschine ausgebildet. Theoretisch könnte
man die zwei genannten Wickelbetten auch mit Hilfe von vier Wickeltragwalzen bilden.
[0002] Zum Stand der Technik wird beispielsweise auf die DE-PS 32 43 994 (Akte PA 03971)
und auf die DE-PS 35 41 906 (Akte PA 04271K) verwiesen, worin jeweils eine Drei-Walzen-Rollenschneidmaschine
beschrieben ist. Die drei Wickeltragwalzen bilden zwei Wickelbetten, so daß die nach
dem Längsschneiden entstandenen Teilbahnen teils im einen und teils im anderen Wickelbett
zu Wickelrollen aufgewickelt werden können. Jede einzelne, auf einer Wickelhülse entstehende
Wickelrolle wird mit Hilfe von zwei Wickelböcken geführt. Jeder Wickelbock hat eine
vertikal verfahrbare Hülsenführung, worin ein Spannkopf drehbar gelagert ist. An den
beiden Stirnseiten der entstehenden Wickelrolle greifen die beiden Spannköpfe in die
Wickelhülse ein. Diese Konstruktion erlaubt es, falls notwendig dem Eigengewicht der
entstehenden Wickelrolle entgegenzuwirken. Davon macht man Gebrauch hauptsächlich
wenn der Wickelrollen-Durchmesser schon relativ groß geworden ist.
[0003] Dagegen ist es im Anfangsbereich des Wickelvorganges, also wenn der Wickelrollen-Durchmesser
noch sehr klein ist, notwendig, die Wickelrolle mittels einer Belastungswalze an das
betreffende Tragwalzen-Paar anzudrücken, so daß die Wickelrolle mit Sicherheit im
Wickelbett verbleibt.
[0004] Aus der DE'994 ist es auch bekannt, daß jede der Tragwalzen individuell antreibbar
ist. Mit anderen Worten: Jede der Tragwalzen hat einen individuell steuerbaren Antrieb.
Dadurch kann man beispielsweise in eine (auf zwei der Tragwalzen ruhende) Wickelrolle
über die Zwei Tragwalzen Drehmomente unterschiedlicher Größe einleiten. Hierdurch
versucht man, in der Wickelrolle eine bestimmte Wickelhärte zu erzielen. Dies gelingt
jedoch nicht immer in dem gewünschten Maße, insbesondere wenn wenigstens eine der
Teilbahnen (und somit die daraus entstehende Wickelrolle) eine relativ große Breite
aufweist. Dann kann es erforderlich werden, zumindest in der Anfangsphase des Wickelvorganges
eine höhere Wickelhärte zu erzeugen als dies bisher möglich war.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde eine Lösung für das zuvor beschriebene Problem
anzugeben.
[0006] Diese Aufgabe wird gemäß den voneinander unabhängigen Hauptansprüchen im Prinzip
wie folgt gelöst: Ausgehend von dem im Oberbegriff des Anspruches 1 angegebenen Verfahren
wird im mittleren Bereich der Gesamt-Bahnbreite wenigstens eine der Wickelrollen dazu
auserwählt, um mittels wenigstens einer individuell antreibbaren Belastungswalze eine
gegenüber bisher erhöhte Wickelhärte zu erzeugen.
[0007] Der Grund, warum man hierzu wenigstens eine der im mittleren Bereich der Gesamt-Bahnbreite
befindlichen Wickelrollen auswählt, besteht darin, daß in vielen Fällen die Qualität
der Materialbahn, insbesondere Papierbahn) im mittleren Bereich ihrer Gesamt-Bahnbreite
höher oder zumindest gleichmäßiger ist als in den Randbereichen. Deshalb bildet man
diejenigen Wickelrollen, welche bei der Weiterverarbeitung (z.B. in Druckmaschinen)
höheren Ansprüchen genügen müssen und die in der Regel eine relativ große Teilbahn-Breite
aufweisen, bevorzugt im mittleren Bereich der Gesamt-Bahnbreite.
[0008] Durch die Erfindung wird es möglich, in die betreffende Wickelrolle ein höheres Drehmoment
einzuleiten als bisher. Außerdem erlaubt es die Erfindung, das einzuleitende Drehmoment
nicht nur auf die zwei Tragwalzen aufzuteilen, sondern einen gewissen Drehmoment-Anteil
über die wenigstens eine Belastunsgwalze auf die Wickelrolle zu übertragen. Mit anderen
Worten: Es werden gemäß der Erfindung nicht nur an zwei sondern an drei Stellen des
Umfanges Umfangskräfte in die allmählich größer werdende Wickelrolle eingeleitet.
Im Ergebnis erzielt man Wickelrollen von relativ großer Breite, die insbesondere in
ihrem Kernbereich eine erheblich höhere Wickelhärte aufweisen als bisher.
[0009] Weitere Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den Unteransprüchen
2-5 angegeben. Die zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens notwendigen Vorrichtungs-Merkmale
sind im unabhängigen Anspruch 6 angegeben, weitere Ausgestaltungen hierzu in den Unteransprüchen
7-9.
[0010] Anhand der beigefügten Zeichnung wird nachfolgend ein Ausführungsbeispiel der Erfindung
beschrieben.
[0011] Die Figur 1 zeigt schematisch eine Wickelmaschine teils in Seitenansicht, teils im
Querschnitt.
[0012] Die Figur 2 zeigt schematisch eine Ansicht von oben auf die Wickelmaschine in der
Anfangsphase eines Wickelvorganges.
[0013] Die in den Figuren 1 und 2 dargestellte Wickelmaschine hat ein Maschinengestell mit
Ständern 12, die durch Traversen 13 verbunden sind (Figur 1). Die Traversen 13 sind
ihrerseits in der Maschinenmitte durch einen Längsträger 14 verbunden. Drei nebeneinander
angeordnete Tragwalzen 15-17 erstrecken sich parallel zum Längsträger 14. Jede der
Tragwalzen ist mit einem Antrieb M1-M3 versehen. Die beiden äußeren Tragwalzen 16
und 17 erstrecken sich auf gleicher Höhe und haben gleiche, jedoch kleinere Durchmesser
als die mittlere Tragwalze 15. Jeweils zwei benachbarte Tragwalzen bilden ein Wickelbett.
[0014] Die längs geschnittene Materialbahn 20 mit Gesamt-Breite B (Fig. 2), z.B. Papierbahn,
läuft von unten über die zentrale Tragwalze 15 in die Maschine ein. Wenigstens eine
der geschnittenen Teilbahnen wird auf den Tragwalzen 15 und 16 zu einem Wickel 21
aufgerollt, während wenigstens eine zweite Teilbahn über den Walzen 17 und 15 zu einem
Wickel 22 aufgerollt wird.
[0015] Die Figur 2 zeigt unter anderem folgendes: Es werden beispielsweise fünf Wickelrollen
21, 21.1, 22, 22.1 und 22.2 gebildet. Aufgrund der abwechselnd in die beiden Wickelbetten
einlaufenden Teilbahnen besteht z.B. zwischen den beiden Wickelrollen 21 und 21.1,
die in dem einen Wickelbett entstehen, ein axialer Abstand, welcher der Breite der
im anderen Wickelbett entstehenden Wickelrolle 22 entspricht.
[0016] Am Längsträger 14 sind längsverschiebbare Wickelböcke 29, 30 gelagert, welche nach
unten in das jeweilige Wickelbett ragen und zur beidseitigen Führung der Wickelrollen
21, 22 dienen. Jeder der Wickelböcke 29, 30 ist mit einer mittels Hubeinrichtung 48
vertikal verschiebbaren Hülsenführung 34, 35 ausgestattet. Jede Hülsenführung trägt
einen axial verschiebbaren Spannkopf, der in das (von einer Wickelhülse gebildete)
Zentrum der betreffenden Wickelrolle eingreift. Die Fig. 1 zeigt die Hülsenführungen
34, 35 in einer oberen Position, die sie einnehmen, wenn die Wickelrollen 21', 22'
ihren maximalen Durchmesser erreicht haben.
[0017] Zum Ausstoßen der fertigen Wickelrollen 21', 22' aus dem entsprechenden Wickelbett
sind über der mittleren Tragwalze 15 Ausstoßeinrichtungen 42, 44 vorgesehen, jeweils
mit einem Schwenkantrieb 52. Ferner ist jeder der äußeren Tragwalzen 16, 17 eine Rollen-Absenkeinrichtung
53, 54 zugeordnet, mit der die ausgestoßenen fertigen Wickelrollen aus der Maschine
abgelegt werden.
[0018] Die mittlere Tragwalze 15 hat einen (vorzugsweise gemäß DE-PS 3843246) perforierten
Walzenmantel und einem Sauganschluß. Hierdurch kann zeitweise im Inneren der Tragwalze
15 Unterdruck erzeugt werden, insbesondere um während des Rollenwechsels nach dem
Durchtrennen der Teil-Bahnen die neuen Bahnanfänge an der Tragwalze 15 zu halten.
[0019] Solange die Wickelrollen 21, 22 noch relativ klein sind, werden sie mittels je einer
Belastungswalze 1, 2 an die Tragwalzen angedrückt. In der linken Hälfte der Fig. 2
erkennt man wie die Belastungswalzen 1, 2 gelagert und geführt sind. Jede Belastungswalze
ist drehbar gelagert im freien Ende eines Hebelpaares 3, das an einem horizontal verfahrbaren
Schlitten 4 angelenkt ist. Zum Auf- oder Abschwenken des Hebelpaares 3 und zum Steuern
der Belastungskraft dient eine Hubeinrichtung 5. Der Schlitten 4 ist an einem vertikal
mittels Hubeinrichtung 7 verschiebbaren Längsträger 6 abgestützt. Wenn die Wickelrollen
einen bestimmten Durchmesser (z.B. 0,5m) erreicht haben, werden die Belastungswalzen
1, 2 in der Regel nach oben entfernt.
[0020] Die Figur 2 zeigt (als vereinfachtes Beispiel), daß jeder der äußeren, relativ schmalen
Wickelrollen 22.1 und 22.2 eine einzige Belastungswalze 2.1, 2.2 zugeordnet ist. Dagegen
ruhen auf den mittleren, relativ breiten Wickelrollen 21, 22, 21.1 je zwei (oder noch
mehr) Belastungswalzen 1, 2, 1.1.
[0021] Jede der Belastungswalzen ist in dem gezeigten Beispiel mit einem (nur symbolisch
dargestellten) Antrieb M versehen. In einer Steuerzentrale 9 ist für jeden der Antriebe
M und für jeden der Tragwalzen-Antriebe M1 bis M3 eine Steuereinheit 8 vorgesehen.
Somit ist jeder der Antriebe individuell steuerbar. Man kann jedoch, wie bei 10 angedeutet,
ausgewählte Steuereinheiten 8 aneinanderkoppeln. Hierdurch können die Antriebe der
einer bestimmten Wickelrolle (z.B. 22) zugeordneten Belastungswalzen 2 gemeinsam gesteuert
werden.
[0022] Abweichend von Fig. 2 können die Belastungswalzen 2.1 und 2.2 der äußeren Wickelrollen
22.1 und 22.2 ohne Antrieb ausgeführt werden.
1. Verfahren zum Aufwickeln von längsgeschnittenen Teilbahnen einer Materialbahn (20),
vorzugsweise Papierbahn, die eine "Gesamt-Bahnbreite (B)" aufweist, bei welchem Verfahren
aus jeder Teilbahn eine Wickelrolle (21, 22) gebildet wird und die Wickelrollen auf
zwei aus Wickel-Tragwalzen (15, 16, 17) gebildeten Wickelbetten aufliegen, wobei jede
der Tragwalzen individuell antreibbar ist, ferner bei welchem Verfahren man - zumindest
im Anfangsbereich eines Wickelvorganges - wenigstens eine der sich bildenden Wickelrollen
mittels wenigstens einer Belastungswalze (1, 2) an das betreffende Tragwalzen-Paar
andrückt, dadurch gekennzeichnet, daß man als die genannte (wenigstens eine mit einer
Belastungswalze versehene) Wickelrolle (21, 22) eine im mittleren Bereich der Gesamt-Bahnbreite
(B) befindliche Wickelrolle auswählt und daß man die Belastungswalze (1, 2) unabhängig
von den Tragwalzen (15-17) antreibt, so daß die Belastungswalze einen beliebig einstellbaren
Anteil des insgesamt auf die Wickelrolle zu übertragenden Drehmoments in die Wickelrolle
einleitet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man mehreren im mittleren Bereich
der Gesamt-Bahnbreite (B) befindlichen Wickelrollen (21, 22) je wenigstens eine individuell
antreibbare Belastungswalze (1, 2) zuordnet.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man sämtlichen Wickelrollen
je wenigstens eine individuell antreibbare Belastungswalze zuordnet.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man die Höhe
des mittels der Belastungswalze in die Wickelrolle einzuleitenden Drehmoments in Abhängigkeit
von einer sich ändernden Prozeß-Größe, z.B. mit zunehmendem Wickelrollen-Durchmesser,
variiert, z.B. verringert.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man die Höhe der auf die Wickelrolle
wirkenden Belastungskraft und die Höhe des genannten Drehmoments gemeinsam in Abhängigkeit
vom zunehmendem Wickelrollen-Durchmesser (vorzugsweise selbsttätig und kontinuierlich)
verringert.
6. Wickelmaschine zum Durchführen des im Anspruch 1 angegebenen Verfahrens, mit zwei
aus Wickel-Tragwalzen (15, 16, 17) gebildeten Wickelbetten zur Aufnahme von Wickelrollen
(21, 22), die aus längsgeschnittenen Teilbahnen einer Materialbahn (20) mit einer
Gesamt-Bahnbreite (B) entstehen, ferner mit je einem individuell steuerbaren Antrieb
(M1-M3) für jede der Tragwalzen sowie mit wenigstens einer Belastungswalze (1, 2),
die auf wenigstens eine der Wickelrollen aufsetzbar ist, gekennzeichnet durch die
folgenden Merkmale:
a) die wenigstens eine Belastungswalze (1, 2) ist einer im mittleren Bereich der Gesamt-Bahnbreite
(B) entstehenden Wickelrolle (21, 22) zugeordnet;
b) diese wenigstens eine Belastungswalze (1, 2) ist mit einem individuell steuerbaren
Antrieb (M) versehen.
7. Wickelmaschine nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Belastungswalze (1,
2) an einer Hubeinrichtung (5) gelagert ist.
8. Wickelmaschine nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Höhe der auf die Wickelrolle
wirkenden Belastungskraft mittels der Hubeinrichtung (5) steuerbar ist.
9. Wickelmaschine nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Belastungswalze
(1, 2) mittels der Hubeinrichtung (5) von der größer werdenden Wickelrolle (21, 22)
entfernbar ist.