[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum automatischen Beschichten von Werkstücken
wie z.B. Kraftfahrzeugkarossen gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Bei der Großserienbeschichtung von Kraftfahrzeugkarossen ist es bekannt, die Karossen
auf einem Förderer in einer Sprühkabine an beispielsweise je drei oder vier auf beiden
Seiten mit gegenseitigen Abständen längs der Förderrichtung verteilten Seitenmaschinen
mit je einem Zerstäuber vorbeizuführen. Diese Beschichtungsvorrichtungen führen vertikale
Auf- und Abbewegungen mit einstellbarer Oszillationsfrequenz aus und erzeugen hierbei
mehr oder weniger sinus- oder zickzackförmige Lackbahnen auf den Seitenflächen der
Karossen. Die Hubbereiche der einzelnen Seitenmaschinen liegen in unterschiedlichen
Höhen, so daß die einzelnen Beschichtungsvorrichtungen jeweils andere, aneinander
angrenzende vertikale Bereiche der Seitenfläche der Karossen beschichten.
[0003] Eine qualitativ einwandfreie Beschichtung ist bei einer derartigen Anlage nur möglich,
wenn die Oszillationsfrequenz (Doppelhubzahl) aller die eine Seite einer Karosse beschichtenden
Zerstäuber übereinstimmt. Wenn bei asynchronen Bewegungen die Scheitelpunkte der aufgetragenen
zickzackförmigen Lackbahnen der verschiedenen vertikalen Ebenen an längs der Förderrichtung
unterschiedlichen Stellen der Karosse liegen oder auseinanderdriften, ist keine optimal
gleichmäßige vertikale Überlappung möglich.
[0004] Die deshalb erforderliche Bewegungssynchronisation wurde bisher durch mechanische
Kopplung der verschiedenen Seitenmaschinen erreicht, die mit einer in Abhängigkeit
von den gegenseitigen Abständen der Zerstäuber und von der Fördergeschwindigkeit eingestellten
Oszillationsfrequenz gemeinsam auf- und abbewegt wurden. Damit läß sich zwar eine
gute Überlappung erreichen, doch können die Hubbereiche der einzelnen Zerstäuber nicht
variiert werden, da sich die verschiedenen Zerstäuber bei gegebener Oszillationsfrequenz
und unterschiedlichem Hubbereich entsprechend unterschiedlich schnell bewegen müßten.
[0005] Es ist auch schon versucht worden, mit nicht gekoppelten frei programmierbaren Seitenmaschinen
für die verschiedenen Ebenen zu arbeiten (DE 43 39 748 A1). Wenn man aber den Hubbereich
und die Hubgeschwindigkeit bzw. Oszillationsfrequenz der verschiedenen Zerstäuber
frei wählt, ergibt sich keine synchrone Bewegung, sondern eine rein zufällige Lage
der aufgetragenen zickzackförmigen Lackbahnen relativ zueinander mit der Folge ständig
wechselnder Über- bzw. Unterbeschichtungen einzelner Stellen der Karossen. Im übrigen
war die Programmierung der Anlage bisher mühsam und aufwendig, wenn wenigstens annähernd
befriedigende Ergebnisse erreicht werden sollten.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, mit dem bei möglichst
einfacher, bedienungsfreundlicher Eingabe der erforderlichen Steuerparameter Bewegungssynchronisation
und eine Beschichtung mit optimaler Überlappung der verschiedenen Beschichtungsmaterialbahnen
erreichbar sind.
[0007] Diese Aufgabe wird durch das im Anspruch 1 angegebene Verfahren gelöst.
[0008] Vorzugsweise wird nur ein einer gewünschten Breite der aufgetragenen Bahnen entsprechender
Steuerbefehl eingegeben, aus dem der Steuerrechner unter Berücksichtigung der Fördergeschwindigkeit
die für diese Breite erforderliche Oszillationsfrequenz errechnet.
[0009] Die Steuerbefehle für die Oszillationsfrequenz und für die Position der Auftreffpunkte
(oder für die Anfangspunkte der Bahnen) können beispielsweise als extern ermittelte
numerische Werte in den Steuerrechner eingegeben werden. Vorzugsweise erfolgt die
Programmierung aber unter Verwendung eines mit dem Steuerrechner verbundenen Bildschirms,
auf dem die zu beschichtende Fläche des Werkstücks und den zu erzeugenden Bahnen entsprechende
Bewegungskurven der Beschichtungsvorrichtungen sowie ihre durch den weiteren Steuerbefehl
bewirkten Längsverschiebungen dargestellt werden.
[0010] Bei dem hier beschriebenen Verfahren ist keine mechanische Kopplung der Beschichtungsvorrichtungen
erforderlich, und die Bewegungen der einzelnen Zerstäuber od. dgl. können nach Wahl
der gewünschten Spritzstrahl- oder Bahnbreite und der hieraus resultierenden Oszillationsfrequenz
im übrigen frei programmiert werden, insbesondere auch hinsichtlich der Hubbereiche
der einzelnen Zerstäuber. Die erforderliche Bewegungssynchronisation ist für die Bedienungsperson
außerordentlich einfach, außer der gewünschten Beschichtungsbreite muß er nur noch
den Startpunkt, also die Relativpositionen der Beschichtungsbahnen längs der Förderrichtung
eingeben, was auf dem Bildschirm durch Horziontalverschiebung der einzelnen dargestellten
Zickzackkurven erfolgt. Andere Parameter müssen im Gegensatz zu bisher bekannten Verfahren
nicht mehr berücksichtigt werden. Insbesondere spielen die gegenseitigen Abstände
der Beschichtungsvorrichtungen keine Rolle mehr, da ihnen durch die Verschiebung der
aufzutragenden Bahnen längs der Förderrichtung und entsprechende Einschaltpunkte der
Zerstäuber od. dgl. automatisch Rechnung getragen ist. Auch muß bei der Programmierung
der Bewegungen nicht mehr die Fördergeschwindigkeit berücksichtigt werden. Ändert
sich die Fördergeschwindigkeit, so kann eine Anpassung sonstiger Beschichtungsparameter
erforderlich sein; die Bewegungen der Beschichtungsvorrichtungen relativ zum Werkstück
bleiben dagegen gleich.
[0011] Die Erfindung wird anhand der Zeichnung am Beispiel einer Beschichtungsanlage für
Kraftfahrzeugkarossen erläutert, eignet sich aber ebenso für beliebige sonstige Beschichtungssysteme.
In der Zeichnung zeigen
- Fig. 1
- eine an sich aus der Praxis bekannte Lackierstation, für die das beschriebene Verfahren
angewendet werden kann; und
- Fig. 2
- die schematische Darstellung der Seitenfläche einer Karosse und die Auftragungskurven
der auf ihr aufzutragenden Lackbahnen auf dem Bildschirm eines Steuerrechners.
[0012] Die Lackierstation gemäß Fig. 1 enthält zu beiden Seiten eines nicht genauer dargestellten
Förderers 1 für ebenfalls nicht dargestellte Karossen jeweils drei Seitenmaschinen
2 mit jeweils einem Rotationszerstäuber 3. Die Zerstäuber 3 führen im Betrieb längs
vertikaler Führungen jeweils zyklische Auf- und Abbewegungen aus, und zwar jeweils
in einem eigenen Hubbereich, wie in Fig. 1 durch unterschiedliche vertikale Mittelstellungen
angedeutet ist. Bei 4 ist ein Steuerpult für die Anlage erkennbar, zu dem ein Steuerrechner
mit einem Bildschirm gehört. Die Beschichtungsanlage ist in bekannter Weise programmgesteuert
(vorzugsweise nach Art einer Lackieroboterbahnsteuerung, die eine Kontur bandsynchron
abfahren kann).
[0013] Wenn im Betrieb eine Karosse von links kommend an den Zerstäubern 3 vorbeibewegt
wird, beginnt zunächst der in der Zeichnung linke Zerstäuber 3 aufgrund seiner Auf-
und Abbewegung mit der Erzeugung einer etwa zickzackförmigen Lackbahn auf dem vertikal
untersten Bereich der Seitenfläche der Karosse. Sobald die Karosse den mittleren Zerstäuber
erreicht, beginnt dieser mit der Erzeugung einer ähnlichen Lackbahn auf einem vertikal
mittleren Karossenbereich. Ähnlich wird von dem rechten Zerstäuber 3 zu gegebener
Zeit eine Lackbahn im obersten Flächenbereich der Karosse erzeugt. Nach Passieren
der Karosse wird das Sprühorgan der Zerstäuber jeweils abgeschaltet.
[0014] Wie schon erwähnt wurde, sollen die z.B. oberen Scheitelpunkte der von den verschiedenen
Beschichtungsvorrichtungen aufgetragenen Bahnen stets an in Förderrichtung übereinstimmenden
Stellen des Werkstücks liegen, hier also auf der Karosse vertikal genau übereinander.
Zur Erfüllung dieser Bedingung gibt die Bedienungsperson zunächst eine für alle Zerstäuber
wenigstens einer Seite (in der Regel beider Seiten) gültige gewünschte Spritzstrahlbreite
in den Steuerrechner ein, der hieraus selbsttätig die dafür erforderliche Oszillationsfrequenz
(Hubzahl) f der Zerstäuber errechnet, und zwar unter Berücksichtigung der gegebenen
oder gemessenen Fordergeschwindigkeit v nach der Formel

wobei B die Spritzstrahlbreite ist. Bei einem praktisch realisierten Beispiel ergibt
sich bei v = 5,4 m/min und B = 0,3 m eine Vertikaloszillationsfrequenz von 18 Doppelhüben/min.
[0015] Die gewünschte Bahn- oder Spritzstrahlbreite wird entsprechend den jeweiligen sonstigen
Anlagenbedingungen ermittelt, insbesondere in Abhängigkeit von der Nennfördergeschwindigkeit
und den Zerstäuberabständen. Nach einer bestimmten, hier nicht interessierenden linearen
Beziehung, deren Steilheit vom Zerstäuberabstand abhängt, sinkt die optimale Spritzstrahlbreite
(d.h. steigt die Vertikaloszillationsfrequenz) mit steigender Fördergeschwindigkeit.
[0016] Wie schon erwähnt wurde, müssen nicht nur die Bewegungen der Seitenmaschinen miteinander
synchronisiert sein, also mit gleicher Oszillationsfrequenz erfolgen, sondern bei
verschiedenen vertikal aneinander angrenzenden Beschichtungsbereichen auf der Karosse
sollen die Bewegungen auch mit synchronisierten Scheitelpunkten, d.h. phasengleich
erfolgen. Dies läßt sich am besten durch Darstellung der sich tatsächlich ergebenden
Beschichtungskurven auf einem mit dem Steuerrechner verbundenen Bildschirm bewirken.
In Fig. 2 ist hierfür ein Beispiel gezeigt, bei dem abweichend von Fig. 1 vier in
vertikal übereinanderliegenden Hubebenen arbeitende Beschichtungsvorrichtungen vorausgesetzt
sind.
[0017] Die Darstellung enthält den Seitenumriß 10 der zu beschichtenden Karosse, dem die
vier sich tatsächlich auf der Karosse ergebenden Beschichtungskurven 11, 12, 13 und
14 der betreffenden Zerstäuber genau maßstabgetreu überlagert sind. Die Hubgröße zwischen
den Scheitelpunkten der einzelnen Kurven kann unterschiedlich sein und ist durch Eingabe
entsprechender Befehle beliebig ebenso einstellbar wie die Vertikalpositionen der
jeweiligen Kurven und somit der aufzutragenden Lackbahnen als Ganzes. Bei gleicher
Oszillationsfrequenz, aber unterschiedlicher Hubgröße verschiedener Zerstäuber müssen
deren Bewegungsgeschwindigkeiten offensichtlich entsprechend unterschiedlich sein.
[0018] Aufgrund der Eingabe der gewünschten, in der oben erläuterten Weise bestimmten Spritzstrahlbreite
haben die dargestellten Kurven automatisch dieselbe Oszillationsfrequenz. In der Regel
sind aber die Scheitelpunkte der verschiedenen Kurven aufgrund der sonstigen Anlagenprogrammierung
zunächst in zufälliger Weise gegeneinander phasenverschoben. Um diesem Mangel abzuhelfen,
muß die Bedienungsperson lediglich durch entsprechende Steuerbefehle, die z.B. die
Einschaltzeiten der Zerstäuber steuern können, die sich auf dem Bildschirm zeigenden
Kurven so nach links oder rechts verschieben, daß die gewünschte Übereinstimmung erreicht
wird. Entsprechendes gilt für den Fall, daß aus irgendwelchen Gründen andere Phasenbeziehungen
gewünscht werden.
[0019] Bei der Festlegung der Anfangspunkte der Kurven, die in der Regel an einem der Scheitelpunkte
beginnen, kann es zur Berücksichtigung der Kontur des Werkstücks wie z.B der Neigung
eines Karossenteils zweckmäßiger sein, wenn am einen statt am anderen Scheitelpunkt
begonnen wird. Deshalb besteht die Möglichkeit einer Umschaltung zwischen diesen beiden
Alternativen durch Eingabe eines Steuersignals.
[0020] Abweichend von dem anhand von Fig. 2 erläuterten Beispiel kann es in Sonderfällen
auch erforderlich sein, ein Werkstück mit zwei längs der Förderrichtung aufeinanderfolgenden
Beschichtungsvorrichtungen im selben Werkstückbereich zu beschichten. In diesem Fall
ist es sinnvoll, wenn die z.B. oberen Scheitelpunkte der beiden einander überlappenden
Bahnen nicht gleichphasig, sondern phasenverschoben sind, so daß bei gleicher Oszillationsfrequenz
z.B. die oberen Scheitelpunkte der einen Bahn in der Mitte zwischen den oberen Scheitelpunkten
der anderen Bahn liegen. Ggf. können die Scheitelpunkte einer in einem anderen Flächenbereich
des Werkstücks liegenden dritten Bahn mit einer der beiden anderen Bahnen phasengleich
sein oder beliebig phasenverschoben sein. All dies läßt sich durch die anhand von
Fig. 2 beschriebene Methode unschwer erreichen.
1. Verfahren zum automatischen Beschichten von Werkstücken wie z.B. Kraftfahrzeugkarossen,
die serienweise von einer Fördereinrichtung an mindestens zwei längs der Förderrichtung
hintereinander angeordneten Beschichtungsvorrichtungen vorbeigeführt werden, welche
unter Steuerung durch einen elektronischen Steuerrechner jeweils mit einer einstellbaren
Oszillationsfrequenz zwischen zwei Endpunkten quer oder vertikal bezüglich der Förderrichtung
hin- und herbewegt werden und hierbei einander überlappende Bahnen des Beschichtungsmaterials
mit einstellbarer Breite auf das sich an ihnen vorbeibewegende Werkstück auftragen,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Steuerrechner ein die Größe einer gewünschten Oszillationsfrequenz entsprechender
Steuerbefehl eingegeben wird und der Steuerrechner die Oszillationsfrequenz der Beschichtungsvorrichtungen
auf diese Größe einstellt, und daß ein weiterer Steuerbefehl eingegeben wird, durch
den der Steuerrechner die Auftreffpunkte des Beschichtungsmaterials mindestens einer
der Beschichtungsvorrichtungen in bezug auf die Auftreffpunkte mindestens einer anderen
Beschichtungsvorrichtung längs der Förderrichtung verschiebt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der eine Steuerbefehl einer gewünschten Breite der aufgetragenen Bahnen entspricht
und der Steuerrechner hieraus unter Berücksichtigung der Fördergeschwindigkeit die
für diese Breite erforderliche Oszillationsfrequenz errechnet.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die mindestens zwei Beschichtungsvorrichtungen verschiedene, längs ihrer eigenen
Bewegungsrichtung aneinander angrenzende Flächenbereiche des Werkstücks beschichten
und durch den weiteren Steuerbefehl die einander entsprechenden Scheitelpunkte der
jeweiligen Bahnen in Übereinstimmung gebracht werden, so daß sie an längs der Förderrichtung
gleichen Stellen des Werkstücks liegen.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein Steuersignal eingegeben wird, durch das mindestens eine der Beschichtungsvorrichtungen
mit der Auftragung der Bahn wahlweise am einen oder anderen Scheitelpunkt beginnt.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Größe des Bewegungshubs einer oder mehrerer der Beschichtungsvorrichtungen
von dem Steuerrechner aufgrund eingegebener Steuerbefehle eingestellt wird.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein Steuerbefehl eingegeben wird, der den Steuerrechner veranlaßt, den Beschichtungsbereich
mindestens einer der Beschichtungsvorrichtungen auf dem Werkstück parallel zur Bewegungsrichtung
der Beschichtungsvorrichtung zu verschieben.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die zu beschichtende Fläche des Werkstücks und den zu erzeugenden Bahnen entsprechende
Bewegungskurven der Beschichtungsvorrichtungen sowie ihre durch den Steuerbefehl bewirkten
Längsverschiebungen auf einem mit dem Steuerrechner verbundenen Bildschirm dargestellt
werden.