[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verdichten eines Gases mit konstantem Druck,
konstanter Temperatur und zeitlich veränderlichem Massenstrom auf einen konstanten
Enddruck durch dynamische Kompression mit Hilfe einer Turboverdichteranlage, die eine
Anlage zur Hauptverdichtung und eine Anlage zur Nachverdichtung enthält.
[0002] Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sind aus den Druckschriften von Guy
Gisteau-Baguer, "High Power Refrigeration at Temperatures Around 2 K", ICEC (International
Cryogenic Engineering Conference) 16, 1996, Kitakyushu, Japan, und von M.Kauschke,
C.Haberstroh, H.Quack "Safe and Efficient Operation of Multistage Cold Compressor
Systems", CEC (Cryogenic Engineering Conference) 1995 Columbus, USA, bekannt.
[0003] An Teilchenbeschleunigern kerntechnischer Forschungseinrichtungen werden kryogene
Kälteanlagen großer Leistung eingesetzt, die zur Kühlung von supraleitenden Magneten
und Hohlraumresonatoren benötigt werden. Die Kühlung erfolgt bei Temperaturen unter
dem Lambdapunkt (T
λ = 2,17 K) von Helium, also beispielsweise bei 2 K. Der Dampfdruck von Helium bei
2 K beträgt 3129 Pa (31 mbar). In solchen Heliumkälteanlagen muß Helium von 31 mbar
auf Atmosphärendruck verdichtet werden. Dies entspricht einem Kompressionsverhältnis
von 32:1. Für die Verdichtung der bei großer Kälteleistung auftretenden großen Massenströme
werden nach dem Stand der Technik Turboverdichter eingesetzt. Benötigt werden in der
Regel bis fünf Verdichterstufen. Es werden kalte Verdichter eingesetzt, um bei entsprechend
geringem Volumenstrom kleinere Turboverdichter einsetzen zu können, auch läßt die
höhere Dichte bei tiefer Temperatur hohe Druckverhältnisse pro Stufe zu. Zudem kann
bei kalter Verdichtung der Wärmeaustauscher, der das Gas auf Umgebungstemperaturen
aufwärmt, wesentlich einfacher gestaltet werden.
[0004] Die Hauptschwierigkeit dabei ist, daß Turboverdichter nur in beschränktem Ausmaß
eine Variation der Gaseintrittstemperatur und des Massenstromes bei stabilem Betrieb
aller Verdichterstufen ermöglichen. Dies steht im Gegensatz zu den meist geforderten
Betriebsarten bei verminderter Kälteleistung, bei schnellen Laständerungen und beim
Kaltfahren der Kälteanlage. Häufig werden Änderungen des Enddruckes, auch auf weit
unter Atmosphärendruck, in Kauf genommen. Dies kann im warmen Teil der Kälteanlage
zu unerwünschtem Einströmen von Luft in den Kältekreislauf führen. Häufig werden auch
volumetrisch wirkende Kompressoren eingesetzt, die bei Teillast ein erhöhtes Druckverhältnis
übernehmen, aber nur für einen begrenzten Massenstrom geeignet sind. Oder der bei
verminderter Kälteleistung kleinere Massenstrom wird um einen zusätzlichen Massenstrom
ergänzt, was einen schlechten Gesamtwirkungsgrad der Kälteanlage zur Folge hat.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es daher, diese Nachteile weitgehend zu vermeiden.
[0006] Kennzeichnend an der Erfindung ist, daß die dynamische Verdichtung in einer Turboverdichteranlage
so vorgenommen wird, daß das Gas bei maximalem Massenstrom bei der Hauptverdichtung
den Enddruck erreicht und unter Umgehung der Nachverdichtung einer Weiterverwendung
zugeführt wird. Der Vorteil besteht darin, den erforderlichen Enddruck bei einem Hauptbetriebsfall
thermodynamisch günstig zu erreichen, bei dem die Nachverdichtung nicht in Betrieb
zu sein braucht. Bei einem gegenüber dem maximalen Massenstrom reduzierten Massenstrom
wird das Gas in die Nachverdichtung geleitet, dort auf den Enddruck verdichtet und
dann der Weiterverwendung zugeführt. Der Vorteil besteht darin, daß das Verfahren
für einen wichtigen Teillastfall ebenfalls thermodynamisch günstig ausgelegt und betrieben
werden kann. Die Nachverdichtung verdichtet hierbei über ein bestimmtes Druckverhältnis
auf den Enddruck. Die bezüglich der Drücke unten anschließenden Maschinen saugen bei
tieferen Drücken.
[0007] Das erfindungsgmeäße Verfahren kann vorteilhaft eingesetzt werden, wenn das zu verdichtende
Gas bei kryogenen Temperaturen vorliegt. Ein Anwärmen vor der Verdichtung erfordert
zusätzliche Wärmeaustauscher kombiniert mit einem warmen Verdichter, der wegen des
größeren Volumenstromes dann wesentlich größer sein muß.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren kann vorteilhaft eingesetzt werden, wenn der Druck
des zu verdichtenden Gases im Unterdruckbereich zwischen dem Siededruck des Gases
und dem Atmosphärendruck liegt. In diesem Druckbereich mit prinzipiell hohen Volumenströmen
ist beim Einsatz von Turboverdichtern der Einsatzbereich durch die verfügbare Baugröße
der Verdichter am wenigsten eingeschränkt.
[0009] Die mehrstufige Ausführung der Hauptverdichtung des erfindungsgemäßen Verfahrens
ermöglicht, insbesondere beim Einsatz von Zwischenkühlern, eine Verbesserung des Wirkungsgrades
der Verdichtung.
[0010] Die Nachverdichtung kann in vielen Ausgestaltungen der Erfindung mit nur einer Verdichterstufe
durchgeführt werden. Die Zusatzinvestition für den Betrieb bei Teillast ist dann besonders
gering.
[0011] Die Turboverdichteranlage kann vorteilhafterweise beim erfindungsgemäßen Verfahren
zwischen aufeinanderfolgenden Turboverdichterstufen Zwischenkühler oder Zwischenerhitzer
enthalten. Dadurch kann der Betrieb der Anlage durch Anpassung und Regelung der Temperatur
stabil gehalten werden. Mit Zwischenkühlung kann zudem die Anzahl der für einen wirtschaftlichen
Betrieb benötigten Turboverdichterstufen und deren Baugröße verringert werden. Außerdem
verbessert sich der thermodynamische Wirkungsgrad der Verdichtungsanlage.
[0012] Die Hauptverdichtung, bei mehrstufiger Ausführung vorzugsweise die erste Stufe der
Hauptverdichtung, kann beim erfindungsgemäßen Verfahren vorteilhaft mit einer Drehzahlregelung
ausgestattet werden. Diese ermöglicht, insbesondere beim Betrieb mit mehr als zwei
Betriebsarten, während der Laständerungen und beim dynamischen Betrieb die Einstellung
und Regelung auf einen konstanten Enddruck.
[0013] Das zu verdichtende Gas kann beim erfindungsgemäßen Verfahren auch Helium sein. Bei
diesem Gas können insbesondere bei der Anwendung des Verfahrens in einer Heliumkälteanlage
oder in einer Heliumverflüssigungsanlage bei der Verdichtung sowohl sehr niedrige
Anfangstemperaturen als auch sehr niedrige Anfangsdrücke auftreten, für die sich,
wie weiter oben dargestellt, das erfindungsgemäße Verfahren besonders gut eignet.
Insbesondere werden die Nachteile, wie sie bei Verfahren nach dem Stand der Technik
bei der gleichen Anwendung aufgetreten sind, vermieden.
[0014] Die Erfindung wird anhand einer Ausführungsform mit einer Figur näher erläutert.
Die Figur zeigt schematisch die Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens am Beispiel
einer Anwendung in einer Heliumkälteanlage.
[0015] Das Verfahren ist Teil einer in der Figur nicht dargestellten Heliumkälteanlage und
ist als Turboverdichteranlage ausgeführt. Sie besteht aus einer Hauptverdichtung C1
bis C4 mit Zwischenkühlung 3 nach der Turboverdichterstufe C2, einer Nachverdichtung
mit der Turboverdichterstufe C5 und einer Umgehung 6 dieser Stufe C5. Der tiefkalte
Heliumstrom 1 gelangt mit einem Massenstrom von 100 g/s bei einem Druck von 31 mbar
und einer Temperatur von 2 K in die erste Turboverdichterstufe C1, dann in die zweite
Turboverdichterstufe C2 und über die Leitung 2 bei einem Zwischendruck von etwa 6
mbar in den Zwischenkühler 3, mit dessen Hilfe auch eine stabile Zwischentemperatur
eingestellt werden kann. Von dort wird der Heliumstrom 4 in die dritte und vierte
Turboverdichterstufe C3 und C4 geleitet, auf einen Enddruck von 1 bar verdichtet,
über die Umgehung 5 an der Nachverdichtung mit der Turboverdichterstufe C5 vorbeigeleitet
und, was in der Figur nicht dargestellt ist, als Heliumstrom 6 dem Kältekreis der
Heliumkälteanlage zugeführt. Bei einem Teillastbetrieb mit einem Massenstrom von 80
g/s stellt sich entsprechend den Betriebskennlinien der Turboverdichterstufen C1 und
C2 im Heliumstrom 4 ein reduzierter Zwischendruck von < 6 mbar ein. In den Turboverdichterstufen
C3 und C4 wird ein Druck < 1 bar erreicht und in der Turboverdichterstufe C5 wird
der Heliumstrom auf den Enddruck von 1 bar verdichtet.
[0016] Die erste Turboverdichterstufe C1 der Hauptverdichtung wird mit einer Drehzahlregelung
ausgerüstet. Hierdurch wird beim Übergang auf den Teillastbetrieb und beim dynamischen
Betrieb der Heliumkälteanlage der konstante Enddruck des Heliumstromes 6 auf 1 bar
geregelt.
1. Verfahren zum Verdichten eines Gases mit konstantem Druck, konstanter Temperatur und
zeitlich veränderlichem Massenstrom auf einen konstanten Enddruck durch dynamische
Kompression mit Hilfe einer Turboverdichteranlage, die eine Anlage zur Hauptverdichtung
und eine Anlage zur Nachverdichtung enthält, dadurch gekennzeichnet, daß das Gas bei maximalem Massenstrom bei der Hauptverdichtung den Enddruck erreicht
und unter Umgehung der Nachverdichtung einer Weiterverwendung zugeführt wird und daß
das Gas bei einem gegenüber dem maximalen Massenstrom reduzierten Massenstrom von
der Hauptverdichtung in die Nachverdichtung geleitet, dort auf den Enddruck verdichtet
und dann der Weiterverwendung zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das zu verdichtende Gas bei kryogenen Temperaturen vorliegt und kalt verdichtet
wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Druck des zu verdichtenden Gases im Unterdruckbereich zwischen dem Siededruck
des Gases und dem Atmosphärendruck liegt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Hauptverdichtung mehrstufig ausgeführt ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Nachverdichtung eine Turboverdichterstufe enthält.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Turboverdichteranlage zwischen aufeinanderfolgenden Stufen Zwischenkühler
oder Zwischenerhitzer enthält.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Hauptverdichtung, bei mehrstufiger Ausführung vorzugsweise die erste Turboverdichterstufe,
eine Drehzahlregelung besitzt.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das zu verdichtende Gas Helium ist.
9. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 2 bis 7 in einer Heliumkälteanlage
oder Heliumverflüssigungsanlage.