[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von legierten oder unlegierten
Eisenschmelzen durch Zusatz mindestens eines Stoffes zur Veränderung der Morphologie
des in der Schmelze vorhandenen Kohlenstoffs bzw. Grafits.
[0002] Verfahren dieser Art sind seit langem bekannt, insbesondere zur Veränderung der Struktur
des Gusseisens durch Modifikation der Kohlenstoff- bzw. Grafitmorphologie in Gusseisenschmelzen,
einschliesslich der unter den Markenzeichen Sphäroguss® oder Meehanite® bekannten
Gusseisenprodukte mit kugelförmiger Struktur des als Graphit (auch als "Kugelgrafit"
bezeichnet) im Gefüge verteilten Kohlenstoffs. Zur Erläuterung der dabei üblichen
Massnahmen und Randbedingungen ist auf die U.S. Patentschriften 2 776 206 (1957),
3 295 960, 3,367 646, 3 666 449, 3 955 974, 3 999 984 und 5 098 651 zu verweisen,
auf die hier für alle Zwecke Bezug genommen wird.
[0003] Allgemein beruhen die bekannten Verfahren zur Bildung von Kugelgraphit in Eisenschmelzen
(Gusseisen) auf einem oder beiden der folgenden Behandlungsschritte:
(1) Behandlung der Eisenschmelze mit metallischem Magnesium oder einer metallisches
Magnesium enthaltenden Legierung, um dem Eisen einen Mg-Gehalt im Bereich von Prozentbruchteilen,
typisch 0,025 - 0,070 Gew.%, zu verleihen;
(2) Impfen der Schmelze kurz vor ihrer Erstarrung mit einer Legierung auf Basis von
Ferrosilicium, die noch Zusätze enthalten kann, um die Schmelze zur Bildung möglichst
vieler feinst verteilter Grafitkügelchen zu veranlassen und die Erstarrungsmatrix
ferritisch, eventuell mit Perlitanteilen oder austenitisch, jedoch immer möglichst
ohne Cementitanteile zu gestalten. Dabei ist auch eine kombinierte Behandlung, d.h.
die Verwendung einer metallisches Magnesium als Legierungsanteil enthaltenden Ferrosiliciumlegierung
möglich (z.B. Inmold-Process ®).
[0004] Typisches gemeinsames Merkmal der bekannten Verfahren der eingangs definierten Art
ist die Verwendung von metallischen Zusätzen, insbesondere metallischem Magnesium.
Dies hat verschiedene Nachteile, wie insbesondere eine relativ heftige Reaktion bzw.
Verdampfung mit starker Rauchbildung, zur Folge und ist ausweislich der zuletzt genannten
Patentschrift nicht immer sicher zum Erzielen der gewünschten Ergebnisse geeignet,
sofern nicht bezüglich der Einbringtiefe und der Mischungsenergie bestimmte Parameter
eingehalten werden und stückiges oder grobkörniges Magnesium, gegebenenfalls in Mischung
mit metallischem Eisen, verwendet wird.
[0005] Die zur vorliegenden Erfindung fürenden Untersuchungen begründen die Vermutung, dass
sich die Grafitkügelchen im typischen Fall um feinteilige oxidische Keime, z.B. aus
Magnesiumoxid bilden, diese sich aber nur dann in genügender Menge bilden können,
wenn der allenfalls vorhandene Schwefel im wesentlichen abgebunden ist. Der metallurgische
Vorgang, der den konventionellen Verfahren unter Verwendung von metallischem Magnesium
zugrunde liegt, beruht vermutlich darauf, dass das metallische Magnesium den vorhandenen
Schwefel sowie oxidische Komponenten bindet bzw. verschlackt und nur ein sehr geringer
Anteil metallisches Magnesium in der Schmelze verbleibt, das dann mit oder ohne den
zweiten Behandlungsschritt die zur Bildung von Kugelgraphit erforderlichen Keime aus
Magnesiumoxid bildet.
[0006] Überraschenderweise wurde nun gefunden, dass der Zusatz von metallischem Magnesium
zur Behandlung von Eisenschmelzen, und zwar durch Modifikation der Form des aus der
Schmelze sich ausscheidenden Kohlenstoffs bzw. Graphits, mit Vorteil durch einen Zusatz
von sehr feinteiligem oxidischem Material, vorzugsweise basischem Metalloxid, wie
z.B. Magnesiumoxid, ersetzt werden kann.
[0007] Dieser Befund ist aus mehreren Gründen überraschend und widerspricht der herrschenden
Lehre, insbesondere wegen des typischerweise grossen Unterschieds der Dichte metallischer
und oxidischer Komponenten. Die Tendenz von oxidischen Anteilen zum Aufschwimmen in
Eisenschmelzen ist notorisch und begründet ein ausgeprägtes Vorurteil gegen einen
Ersatz einer metallischen Komponente, wie metallisches Magnesium und/oder Ferrosilicium,
durch oxidische Komponenten. Tatsächlich stellt die Bildung oxidischer Schlacken einen
wesentlichen Teil der üblichen Raffination von Eisenschmelzen durch Zufuhr von Sauerstoff
und Oxidation unerwünschter Anteile dar, die nach dem Oxidieren in Form von Schlacke
aufschwimmen und von der Eisen- bzw. Guss- oder Stahlschmelze abgetrennt werden können.
[0008] Das erfindungsgemässe Verfahren beruht auf der zur Erfindung führenden Erkenntnis,
dass sehr feinteilige oxidische Stoffe, insbesondere basische Metalloxide, z.B. mit
Teilchengrössen im Bereich von etwa 1 - 10 µm, in einer Metallschmelze dispergiert
bleiben, wenn sie einmal in der Schmelze verteilt sind, und zwar vorzugsweise im wesentlichen
gleichmässig.
[0009] Das Verfahren gemäss der Erfindung ist gekennzeichnet durch die in Anspruch 1 genannten
Merkmale. Bevorzugte Ausführungsformen des erfindungsgemässen Verfahrens haben die
Merkmale der Ansprüche 2 - 6.
[0010] Die Erfindung betrifft ferner Anwendungen des erfindungsgemässen Verfahrens mit den
Merkmalen der Ansprüche 7 und 8.
[0011] Die Erfindung betrifft auch eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemässen
Verfahrens mit den Merkmalen von Anspruch 9.
[0012] Schliesslich betrifft die Erfindung auch Gusseisen und Gussstahl, das bzw. der nach
dem erfindungsgemässen Verfahren erhalten ist.
[0013] Eine solche Verteilung kann gemäss der Erfindung einfach und wirksam mit Hilfe einer
an sich z.B. für das Sauerstoff-Frischen bekannten Hohllanze erfolgen, die zur Durchführung
des erfindungsgemässen Verfahrens in die Schmelze eingeführt wird und einen Strom
aus einem gasförmigen und vorzugsweise inerten Trägermedium, z.B. Kohlendioxid oder
Stickstoff, mit darin aerosolartig bzw. nach Art eines Rauches suspendiertem, feinteiligen
Metalloxid in die Schmelze einbläst. Die Mündung der Hohllanze kann zweckmässig annähernd
mittig im Schmelztiegel, der Pfanne oder dem Konverter angeordnet werden und bis nahe
zum Boden in den die Schmelze enthaltenden Behälter eintauchen. Die für gegebene Bedingungen
jeweils optimale Lage der Lanzenmündung kann gegebenenfalls anhand einfacher fachmännischer
Versuche ermittelt werden.
[0014] Das Einblasen des Stromes aus gasförmigem Träger und darin suspendiertem feinteiligem
Metalloxid mittels einer Lanze, d.h. von oben, ist jedoch nur eine bevorzugte und
keine kritische Massnahme zur Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens; der
Strom aus Trägergas und Oxid kann auch von unten oder seitlich in die Eisenschmelze
eingebracht werden.
[0015] Auch andere gasförmige Träger, wie Kohlenmonoxid, Wasserdampf, Sauerstoff und Edelgase
(He, Ne, Ar), kommen in Frage, sofern die resultierenden Kosten bzw. allfällige Reaktionen
mit der Schmelze oder ihren Komponenten akzeptabel sind.
[0016] Der Ausdruck

teilchenförmiges, mindestens teilweise aus oxidischen Anteilen bestehendes Material
" umfasst Metalloxide, vorzugsweise basische Metalloxide, wie Magnesiumoxid, einzeln
oder in Mischung, sowie nichtmetallische Oxid-Präcursoren, wie Carbonate, die sich
unter den Bedingungen der Schmelze in Oxide umwandeln und die ferner ausreichend feinteilig
sind, um in der Schmelze während der weiteren Verarbeitung und Erstarrung suspendiert
zu bleiben bzw. in einem Trägergasstrom suspendiert in die Schmelze eingebracht werden
zu können. Vorzugsweise besteht das oxidische Material mindestens überwiegend, d.h.
zu mindestens etwa 50 Gew.% aus Metalloxid, insbesondere basischem Metalloxid. Als
basische Metalloxide kommen in Frage grundsätzlich alle Oxide von Alkali- (wie Li,
Na, K, Rb, Cs), Erdalkali- (wie Be, Mg, Ca, Sr, Ba) und Seltenen Erdmetallen (Lanthan
und Lanthaniden mit den Ordnungszahlen 57 - 71) einschliesslich von

gebranntem
" Carbonat, z.B. gebrannter Dolomit. Allgemein sollte der verwendete Zusatz unter den
Bedingungen einer Umgebung aus schmelzflüssigem Eisen mindestens teilweise in oxidischer
Form vorliegen oder sich in diese umwandeln lassen, ohne dabei elementaren Wasserstoff
oder Stickstoff abzuspalten bzw. hydrolytisch zu bilden. Für viele Anwendungen wird
bevorzugt, dass der verwendete oxidische Zusatz im wesentlichen frei von Feuchtigkeit
ist. Vorzugsweise ist das oxidische Material bzw. dessen Präcursor im wesentlichen
frei von Komponenten, die unter den Bedingungen der Schmelze nachteilige physikalische
(z.B. Dampfentwicklung) oder/und chemische Wirkungen (Nitrogenierung) ausüben.
[0017] Aus Gründen der Kosten, der relativ einfachen Erhältlichkeit in reiner und sehr feinteiliger,
d.h. mikronisierter oder "atomisierter" Form, der (unerwünschten) Hygroskopizität
und der Wirksamkeit als Keimbildner für die Bildung von Kugelgrafit werden Magnesium-
und Calciumoxid bevorzugt, wobei Magnesiumoxid am meisten bevorzugt wird. Es können
auch Mischungen aus zwei oder mehreren basischen Metalloxiden zum Erzielen der erfindungsgemässen
Vorteile verwendet werden, z.B. Mischungen aus MgO, CaO und Seltene-Erden-Oxid, wenn
sie in ausreichend feinteiliger Form vorliegen.
[0018] Als

feinteilig
" wird im Sinne der Erfindung allgemein ein Zusatzmaterial verstanden, das mindestens
teilweise und vorzugsweise überwiegend (d.h. zu mindestens 50 Gew.%) aus Teilchen
mit einer Grösse von kleiner als 10 µm besteht. Insbesondere wird bevorzugt, dass
der oxidische Zusatz mindestens zum Teil aus Teilchen mit Grössen im Bereich von 1
µm besteht. Magnesiumoxid mit solchen Teilchengrössen ist in technischen Mengen erhältlich.
Es können auch Teilchen mit Grössen über 10 µm verwendet werden, doch neigen solche
Teilchen bei statischer Erstarrung der Schmelze meist zum Aufschwimmen. Die erfindungsgemäss
optimale Teilchengrösse des oxidischen Zusatzmaterials ist allgemein eine solche,
die ein Schweben der Teilchen in der Eisenschmelze ohne signifikantes Aufschwimmen
zur Folge hat.
[0019] Die Zugabe des feinteiligen Oxids in einem gasförmigen Träger zur Schmelze erfolgt
zweckmässig nach Abschluss der Einschmelzphase im Schmelzofen oder anstatt der bisher
üblichen Mg-Behandlung in einem Behandlungs- oder Giessgefäss.
[0020] Bei der Herstellung von Gusseisen mit Kugelgrafit liegt der Schwefelgehalt einer
erfindungsgemäss zu behandelnden Eisenschmelze vorzugsweise so tief wie möglich und
vorzugsweise unter etwa 0,30 Gew.%, insbesondere unter O,1 Gew.%. Allgemein sollte
die Zusammensetzung einer Eisenschmelze zur Durchfuhrung des erfindungsgemässen Verfahrens
bezüglich Zusammensetzung und Spurenelementen den Anforderungen der Schmelzen entsprechen,
wie sie gemäss Stand der Technik vor der Mg-Behandlung zur Bildung von Kugelgrafit
verwendet werden. Der Kohlenstoffgehalt der Schmelze kann im Bereich der für die jeweiligen
Eisenprodukte üblichen Anteile liegen und in üblicher Weise gesteuert werden.
[0021] Im allgemeinen ist es zur Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens ausreichend,
wenn der Strom aus gasförmigem Träger und darin suspendierten feinteiligen Oxiden
so lange in die Schmelze eingeblasen wird, bis etwa 0,5 %, bezogen auf das Gewicht
der Schmelze, an Metalloxid eingetragen worden sind. Dies kann typisch innerhalb eines
Zeitraums von 1 - 3 Minuten erfolgen und geschieht vorzugsweise so rasch wie möglich.
Höhere Anteile bis 5 % Metalloxid sind möglich, bringen aber bei der Herstellung von
Gusseisen mit Kugelgrafit im typischen Fall keine besonderen Vorteile.
[0022] Zweckmässigerweise wird das feinteilige oxidische Zusatzmaterial im wesentlichen
gleichmässig in der Schmelze verteilt. Dies kann bereits durch das Eintragen mittels
Gasstrom erzielt und gegebenenfalls durch ein Umschütten der Schmelze vervollständigt
werden. In der erstarrten Schmelze können die Oxidteilchen sowohl in als auch zwischen
den Grafitausscheidungen enthalten sein.
[0023] Die Temperatur der Eisenschmelze liegt bei Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens
mindestens so weit über der Schmelztemperatur, dass durch das Einblasen des gewünschtenfalls
vorgeheizten Stromes aus gasförmigem Träger und feinteiligem Metalloxid keine Abkühlung
der Schmelze unter den Erstarrungspunkt erfolgt. Typische Behandlungstemperaturen
liegen im Bereich der für die Behandlung mit metallischem Magnesiun üblichen Temperaturen,
typisch im Bereich von 1400 - 1550 °C.
[0024] Das erfindungsgemässe Verfahren ermöglicht es, anstelle des bisher zur Beeinflussung
der Grafitausbildung in Eisenschmelzen verwendeten, gegebenenfalls legierten metallischen
Magnesiums feinteiliges Metalloxid, insbesondere Magnesiumoxid oder Mischungen aus
MgO, CaO, Seltenen Erdmetalloxiden u.s.w., zu verwenden und damit die Nachteile oder
Probleme metallischer Zusätze zur Beeinflussung der Kohlenstoffmorphologie zu vermeiden.
[0025] Eine bevorzugte Anwendung des Verfahrens der Erfindung ist diejenige zur Herstellung
von Gusseisen mit kugel-, knötchen- oder vermicularförmig eingelagertem Grafit.
[0026] Erfindungsgemäss ist wie oben angedeutet auch eine Vorrichtung zur Durchführung des
erfindungsgemässen Verfahrens in Form eines Schmelztiegels oder einer Gusspfanne mit
einer in diese einführbaren hohlen Lanze, die mit einer Quelle für einen Strom aus
gasförmigem Träger mit darin suspendierten Teilchen aus dem basischen Metalloxid verbunden
ist. Ein solcher Strom kann zweckmässig in einer Wirbelzone mit hoher Turbulenz erzeugt
werden, in die das feinteilige Metalloxid und der gasförmige Träger eingespeist und
gegebenenfalls vorerhitzt werden. Im Unterschied zu bisherig bestehenden Lanzen ist
die Lanzenöffnung so ausgebildet, dass möglichst viele kleine Gasblasen beim Einblasen
entstehen.
[0027] Erfindungsgemäss ist schliesslich auch ein nach dem erfindungsgemässen Verfahren
erhaltener Gussstahl bzw. erhaltenes Gusseisen.
[0028] Die Erfindung wird anhand der beigeschlossenen Zeichnungen weiter erläutert. Es zeigen:
Figur 1 eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemässen
Verfahrens mit Lanze von oben;
Figur 2A und 2B eine Darstellung des erfindungsgemässen Verfahrens mit Zuleitung des
Trägergas-Oxidgemisches von unten.
[0029] Mehr im einzelnen zeigt das in Fig. 1 dargestellte Schema ein Beispiel einer zur
Durchführung der Erfindung geeigneten Anlage. Eine Mischkammer 12, in die von oben
durch die (abgebrochen dargestellte) Zuleitung 14 feinteiliges Magnesiumoxid und von
unten durch die (abgebrochen dargestellte) Zuleitung 16 ein gasförmiger Träger eingebracht
und verwirbelt wird, ist mit einer Lanze 18 verbunden. Diese Lanze 18 ist in einen
(in nicht dargestellter Weise) kippfähigen Behälter 10, in die Eisenschmelze 15 eingetaucht.
Durch die Lanze 18 wird die Mischung aus Trägergas und feinteiligem Oxid in die Eisenschmelze
15 eingeblasen. Zum Schutz gegen Flüssigeisenspritzer während dem Einblasen kann auf
den Behälter 10 ein Deckel 11 mit Öffnung für die Durchführung der Lanze 18 aufgesetzt
werden.
[0030] Nach Beendigung das erfindungsgemässen Behandlungsgsverfahrens kann der Flüssigeisenbehälter
10 gekippt und die behandelte Metallschmelze nach dem Abschlacken und bei Bedarf Impfen
mit üblichem Impfmittel in bisher üblicher Weise vergossen werden.
[0031] Figur 2A zeigt eine schematische Darstellung eines Flüssigmetallbehälters in Arbeitsstellung
zur Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens durch Einblasen eines Stromes aus
gasförmigem Träger und darin suspendiertem feinteiligem Metalloxid 28 durch den Boden
eines Behälters 20 in die Eisenschmelze 25. Fig. 2B zeigt die Lage des Behälters 20
zum Einfüllen und Entleeren des Behälters 20 mit Eisenschmelze 25.
[0032] Die Erfindung wird weiter anhand der nachfolgenden Beispiele erläutert.
Beispiel 1
[0033] Unter Verwendung einer Anlage der in Fig. 1 dargestellten Art wurde eine Eisenschmelze
mit einem Kohlenstoffgehalt von 3.6 %, Silicium 2.2 %, Schwefel 0.015 %, Phosphor
0,028 %, Mn 0,25 % sowie weiterer Elemente im Umfang technischer Verunreinigungen
erfindungsgemäss behandelt, indem ein Strom aus Stickstoff mit Raumtemperatur und
aerosolartig darin suspendiertem, mikronisiertem (Teilchengrösse 1 - 5 µm) Magnesiumoxid
mit einer Geschwindigkeit von 60 Liter pro Minute während insgesamt 2 Minuten in 1000
kg Schmelze eingeblasen wurde, die eine Temperatur von 1480°C hatte. Die Gesamtmenge
des eingeblasenen MgO betrug 5 kg. Nach Beendigung des Einblasens wurde die Giesspfanne
abgeschlackt und das behandelte Eisen in Formen gegossen. Die mikroskopische Untersuchung
der nach dem Erkalten erhaltenen Gussstücke zeigte, dass der in dem Eisen enthaltene
Kohlenstoff in Form feiner Grafitkügelchen im Eisen verteilt war. Die Untersuchung
der mechanischen Eigenschaften (Zugfestigkeit, Kerbschlagzähigkeit, Bruchdehnung)
zeigte die für Gusseisen mit Kugelgrafit typischen Werte.
Beispiel 2 (Vergleich)
[0034] Es wurde wie in Beispiel 1 gearbeitet, jedoch mit der Abänderung, dass der eingeblasene
Strom aus Stickstoff kein Metalloxid enthielt. Die Untersuchung der erhaltenen Gussstücke
zeigte lamellenförmige Grafiteinschlüsse, d.h. die Grafitausbildung von Grauguss.
[0035] Im Rahmen der Erfindung sind verschiedene Abänderungen der obigen Beschreibung möglich.
Allgemein kann erfindungsgemäss zur Behandlung von legierten oder unlegierten Eisenschmelzen
durch Zusatz mindestens eines Stoffes, der eine Veränderung der Morphologie des in
der Schmelze enthaltenen Kohlenstoffs bewirkt, anstelle des hierfür bekannten metallischen
Magnesiums mindestens ein teilchenförmiges oxidisches Material, vorzugsweise basisches
Metalloxid, insbesondere Magnesiumoxid, verwendet und dieses in der Schmelze verteilt
werden. Dadurch kann die Herstellung von Gusseisen mit vorteilhafter und z.B. kugelförmiger
Struktur des als Grafit im Eisengefüge eingelagerten Kohlenstoffs erzielt werden.
Der erfindungsgemässe Zusatz von feinteiligem oxidischem Material kann vorteilhafte
physikalische Effekte (wie Keimbildung für die Grafitausscheidung, Beeinflussung der
Oberflächenspannung des Metalls der Schmelze), kombiniert mit wünschbaren chemischen
Wirkungen (Getter-Wirkung für Schwefel), erzeugen.
[0036] Modifikationen der Erfindung umfassen die Einführung von feinteiligem oxidischem
Material, wie oben erläutert, in die Schmelze in Kombination mit der Einführung metallischer
und z.B. als Legierungskomponenten oder Modifikatoren gewünschter Komponenten in feinteiliger
Form, und/oder in Kombination mit der Durchführung bekannter Frisch- bzw. Raffinationsverfahren
durch Einführung eines mit der Schmelze oder deren Komponenten reaktionsfähigen Gases.
[0037] Der Schutzumfang des beantragten Patentes ergibt sich aus der fachmännischen Interpretation
der nachfolgenden Ansprüche.
1. Verfahren zur Behandlung von legierten oder unlegierten Eisenschmelzen durch Zusatz
mindestens eines Stoffes zur Veränderung der Morphologie des in der Schmelze vorhandenen
Kohlenstoffs, dadurch gekennzeichnet, dass als Zusatz mindestens ein teilchenförmiges,
mindestens teilweise aus oxidischen Anteilen bestehendes Material verwendet und dieses
in der Schmelze verteilt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als teilchenförmiges, mindestens
teilweise aus oxidischen Anteilen bestehendes Material ein basisches Metalloxid, vorzugsweise
ein Oxid eines Alkali-, Erdalkali- oder Seltenen Erdmetalles, verwendet wird, vorzugsweise
ein Oxid von Magnesium, Calcium oder deren Mischoxid.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 2, dadurch gekennzeichnet, dass das teilchenförmige,
mindestens teilweise aus oxidischen Anteilen bestehende Material mindestens überwiegend
aus Teilchen mit einer Teilchengrösse von kleiner als 10 µm besteht, wobei das teilchenförmige
Material vorzugsweise mindestens teilweise aus Teilchen mit einer Teilchen-grösse
von etwa 1 µm besteht.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, dass das teilchenförmige,
mindestens teilweise aus oxidischen Anteilen bestehende Material in einem Anteil von
weniger als 5 %, bezogen auf das Gewicht der Schmelze, verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, dass das teilchenförmige,
mindestens teilweise aus oxidischen Anteilen bestehende Material mit Hilfe eines gasförmigen
Trägers in die Schmelze eingeblasen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass ein gasförmiger Träger verwendet
wird.
7. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 - 6 zur Beeinflussung der Grafitausbildung
in einer Gusseisen- oder Gussstahlschmelze, dadurch gekennzeichnet, dass das teilchenförmige,
mindestens teilweise aus oxidischen Anteilen bestehende Material, insbesondere basisches
Metalloxid, in der Schmelze verteilt wird.
8. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 7 zur Herstellung von Gusseisen mit kugel-,
knötchen- oder vermicularförmigen Struktur des als Grafit vorhandenen Kohlenstoffes.
9. Vorrichtung (1) zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 - 6, gekennzeichnet
durch einen die Schmelze enthaltenden Behälter (10) und eine in diesen einführbare
hohle Lanze (18) , die mit einer Quelle (12) für einen Strom aus einem gasförmigen
Träger mit darin suspendierten Teilchen aus oxidischem Material, insbesondere basischem
Metalloxid, verbunden ist.
10. Gusseisen oder Gussstahl, hergestellt nach dem Verfahren gemäss einem der Ansprüche
1 - 6.