[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf Ventile zur Steuerung einer Fluidströmung
und insbesondere auf Mikroventile und Verfahren zur Herstellung derselben, bei denen
eine Ventilklappe von einer Auflagestruktur nur sehr wenig beabstandet ist.
[0002] Fig. 6 zeigt eine Querschnittsansicht eines bekannten Mikroventils, das in dem U.S.
Patent Nr. 4,585,209 beschrieben ist. Eine Ventilklappe 160 befindet sich über einer
Auflagestruktur 120, die eine Mehrzahl von Ventilöffnungen 140 aufweist. Dieses Mikroventil
100 ist ein Ventil, das normalerweise geschlossen ist.
[0003] Die in Fig. 6 gezeigte Situation bezieht sich auf eine vorhandene Fluidströmung 180
durch die Ventilöffnungen 140, die die Ventilklappe 160 in einen offenen Zustand bewegt.
Wird nun zwischen die Auflagestruktur 120 und die Ventilklappe 160 eine elektrische
Spannung angelegt, so wird sich die Ventilklappe 160 zur Auflagestruktur 120 hin bewegen
und das Mikroventil 100 schließen, wodurch die Fluidströmung 180 gesteuert werden
kann. Bei dem Mikroventil 100 in Fig. 6 besteht die mit den Ventilöffnungen 140 versehene
Auflageplatte 120 aus Glas, wohingegen die Ventilklappe 160 aus Silizium hergestellt
ist. Die Mehrzahl von Ventilöffnungen 140 werden in der Glasplatte 120 mittels Laserbohren
gebildet. Wie es in dem U.S. Patent Nr. 4,585,209 beschrieben ist, kann die Glasplatte
120 mittels eines geeigneten Hochfrequenz-Ätzmittels geätzt werden, wobei dann jedoch
keine Mehrzahl von Öffnungen gebildet werden kann, sondern lediglich eine einzige
Ventilöffnung. Aus Fig. 6 ist zu sehen, daß die Auflagestruktur 120 zwar eine Mehrzahl
von Ventilöffnungen 140 aufweist, daß jedoch die bezüglich Fig. 6 ganz rechte Ventilöffnung
140 nicht besonders viel zur Fluidströmung 180 beitragen kann, da die Fluidströmung
180 durch die einseitig aufgehängte Ventilklappe 160 stark behindert wird. Den wesentlichen
Anteil zur Fluidströmung werden daher die Ventilöffnungen, die eher auf der linken
Seite angeordnet sind, liefern, wodurch ein "effektiver Ventilöffnungsquerschnitt"
bei dem bekannten Mikroventil wesentlich kleiner als ein "praktisch wirksamer Ventilöffnungsquerschnitt"
ist.
[0004] Ferner ist der Austrittsweg der Fluidströmung 180 durch die geringe Beabstandung
der Spitze der Ventilklappe 160 zu der linken Haltestruktur der Ventilklappe begrenzt.
Außerdem vergrößern die sich in Richtung des Fluidflusses konisch verkleinernden Ventilöffnungen
140, deren Gestalt durch die Technologie des Laserbohrens festgelegt ist, den Strömungswiderstand
des Mikroventils 100.
[0005] Das US-Patent Nr. 4,538,642 offenbart ein schnell wirkendes mechanisches Ventil,
das ein erstes mikroporöses planares elektrisch leitfähiges plattenartiges Bauglied
4 aufweist, das eine Mehrzahl von Öffnungen umfaßt. Die Öffnungen des ersten elektrisch
leitfähigen Films sind versetzt zu Öffnungen in einem zweiten mikroporösen planaren
elektrisch leitfähigen plattenartigen Bauglied angeordnet. Sowohl der obere Film als
auch der untere Film bestehen aus Aluminium. An dem oberen Film ist eine isolierende
Schicht, die aus Aluminiumoxid besteht, angebracht. Der obere und der untere Film
sind an einem Ende kurzgeschlossen, während an einem anderen Ende eine elektrische
Spannung angelegt werden kann. Ein durch die leitfähigen Filme fließender Strom wird
in dem oberen Film in der einen Richtung und in dem unteren Film in der entgegengesetzten
Richtung zurückfließen. Dieser Stromfluß in entgegengesetzten Richtungen durch die
parallelen elektrisch leitfähigen Filme treibt sie aufgrund entgegengesetzter elektromagnetischer
Felder voneinander weg, wodurch ein Öffnen des Ventils erreicht wird.
[0006] Die DE 4402096 A1 offenbart ein mikrominiaturisiertes Ventil mit einem kristallinen
Substrat, das einen Flußweg und eine angehobene Ventilsitzstruktur aufweist. Das Ventilsitzsubstrat
umfaßt eine einzige Ventilöffnung, die gegenüber einer Armatur liegt, die die Ventilöffnung
verschließen kann. In geschlossenem Zustand berührt die Armatur einen Ventilsitz,
der sich von dem Sitz-Substrat erstreckt, und in Form einer Dichtungslippe um die
Ventilöffnung herum gebildet ist. Zur Reduzierung des Strömungswiderstandes sind unterschiedliche
Ausgestaltungen des Ventilsitzes bzw. der Dichtungskante um die einzige Ventilöffnung
herum offenbart.
[0007] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Mikroventil mit minimalem
Strömungswiderstand zu schaffen.
[0008] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 sowie durch eine Mikroventil
gemäß Anspruch 2 gelöst.
[0009] Bei einem Mikroventil limitiert die Stelle mit dem kleinsten Strömungsquerschnitt
den Fluiddurchfluß durch das Mikroventil. Aufgrund des bei elektrostatisch betriebenen
Mikroventilen vorhandenen geringen Abstands zwischen der Ventilklappe und der Auflagestruktur
ist nicht die Querschnittsfläche der Ventilöffnung für den Fluiddurchfluß maßgebend,
sondern der Umfang der Ventilöffnung, wobei sich der wirksame Strömungsquerschnitt
im wesentlichen aus der Multiplikation des Umfangs der Ventilöffnung mit dem Abstand
zwischen Ventilklappe und Auflagestruktur ergibt.
[0010] Andererseits ist die Querschnittsfläche der Ventilöffnung für die Fluidkraft oder
im Falle eines Gases als Fluid pneumatische Kraft, die auf die Ventilklappe wirkt,
maßgeblich.
[0011] Der Erfindung liegt daher die Erkenntnis zugrunde, daß zum Erreichen eines möglichst
geringen Strömungswiderstandes, d.h. eines möglichst hohen Fluiddurchflusses, folgende
Maßnahmen unternommen werden müssen:
- der Umfang der Ventilöffnung muß bei gegebener pneumatisch wirksamer Fläche optimiert
werden;
- der Strömungswiderstand der Zuleitungen muß durch Vergrößerung der Querschnittsflächen
für die Strömung in den Zuleitungen minimiert werden;
- zur Verringerung des Strömungswiderstandes der Zuleitungen müssen diese ferner verkürzt
werden, was durch Bilden von geeigneten Löchern in der Ventilklappe erreicht wird;
und
- zum Erreichen eines minimalen Strömungswiderstandes bei geöffnetem Ventil muß die
Länge der Ventilöffnungen minimal sein.
[0012] Alle diese Maßnahmen dienen dem Ziel, die pneumatische Kraft auf die Ventilklappe
zu minimieren, damit sie für das Betreiben des Ventils vernachlässigt werden kann.
[0013] Ferner müssen bei allen obigen Betrachtungen zusätzliche Randbedingungen berücksichtigt
werden, wie z.B. ein minimaler Platzbedarf des Mikroventils, eine ausreichende Stabilität
für mechanische und pneumatische Anforderungen sowie möglichst geringe Kosten durch
Auswahl geeigneter Materialien und durch Beschränkung auf eine minimale Anzahl von
Herstellungsschritten.
[0014] Bei dem erfindungsgemäßen Mikroventil soll somit der Einfluß der pneumatischen Kraft
minimiert werden. Die Öffnungs- und Schließkräfte des Fluids auf die Ventilklappe
sollen im wesentlichen nicht durch das Fluid bewirkt werden, sondern von außen an
das Mikroventil angelegt werden. Wenn der Einfluß der pneumatischen Kräfte ganz vernachlässigt
werden könnte, wäre es möglich, das Mikroventil in beiden Richtungen zu betreiben.
Im Gegensatz dazu sieht der Stand der Technik keine öffnende Kraft vor, sondern diese
Kraft wird allein durch die pneumatische Kraft bewirkt. Dieses bekannte Ventil ist
also in der Tat ein Ventil, das nur in einer Richtung betrieben werden kann.
[0015] Bevorzugte Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung werden nachfolgend bezugnehmend
auf die beiliegenden Zeichnungen detaillierter erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine prinzipielle Darstellung eines Mikroventils;
- Fig. 2A
- eine prinzipielle Darstellung eines Mikroventils, das eine Maßnahme zum Verringern
des Strömungswiderstandes darstellt;
- Fig. 2B
- eine prinzipielle Darstellung eines Mikroventils, das eine weitere Maßnahme zum Verringern
des Strömungswiderstandes darstellt;
- Fig. 2C
- eine prinzipielle Darstellung eines Mikroventils, das noch eine weitere Maßnahme zum
Verringern des Strömungswiderstandes darstellt;
- Fig. 3
- eine prinzipielle Darstellung eines Mikroventils, bei dem die Maßnahmen der Figuren
2A bis 2C kombiniert sind;
- Fig. 4A
- eine schematische Draufsicht auf eine Auflagestruktur eines erfindungsgemäßen Mikroventils;
- Fig. 4B
- eine schematische Draufsicht auf eine weitere Auflagestruktur gemäß der vorliegenden
Erfindung;
- Fig. 5
- eine schematische Draufsicht auf eine Ventilklappe sowie die darunterliegende Auflagestruktur,
um die gegenseitige Anordnung von Ventilklappenöffnungen und Ventilöffnungen darzustellen;
und
- Fig. 6
- eine prinzipielle Darstellung eines Mikroventils gemäß dem Stand der Technik;
[0016] Fig. 1 zeigt schematisch einen Ausschnitt aus einem Mikroventil 10 in Querschnittsdarstellung,
dessen Strömungswiderstand optimiert werden soll. Das Mikroventil 10 weist eine Auflagestruktur
12 mit einer Ventilöffnung 14 und eine Ventilklappe 16 auf. Ein Pfeil 18 deutet eine
Fluidströmung an, die durch das Mikroventil 10 gesteuert werden soll. Das Ventil 10
aus Fig. 1 sowie alle anderen im weiteren beschriebenen Mikroventile sind jedoch auch
für die andere Fluidflußrichtung einsetzbar, auch wenn es nicht explizit gesagt wird.
Mittels beispielsweise elektrostatischer Kräfte kann die Ventilklappe 16 bezüglich
der Auflagestruktur 12 bewegt werden, derart, daß die Ventilöffnung 14 durch die Ventilklappe
16 geschlossen werden kann. Es ist jedoch nicht möglich, die Klappe mit elektrostatischen
Kräften zu öffnen. Theoretisch können zwar auf die beiden Elektroden (Klappe und Auflagestruktur)
gleichnamige elektrische Ladungsträger aufgebracht werden, die sich abstoßen. Die
entgegengesetzten Ladungsträger, an denen die elektrischen Feldlinien enden, befinden
sich aber weit weg, wie z.B. an einem metallischen Gehäuse. Die Kapazität dieser Anordnung
ist aber so klein, daß bei gegebener Spannung fast keine gleichnamigen Ladungsträger
auf Ventilklappe und Auflagestruktur gebracht werden können. In der Praxis sind daher
elektrostatische Kräfte immer anziehend. Die öffnende Kraft für das Mikroventil ist
dann beispielsweise einen mechanische Vorspannung, z.B. durch eine federnde Aufhängung
der Ventilklappe, oder eine verkippte Montage der Klappe oder eine Kraft durch eine
geeignete piezoelektrische Beschichtung.
[0017] Bei dem Mikroventil 10 bestehen sowohl die Ventilklappe 16 als auch die Auflagestruktur
12 aus Silizium. Für Fachleute ist es offensichtlich, daß auch die Auflagestruktur
12 bezüglich der Ventilklappe 16 bewegt werden kann, je nach dem, welches der beiden
Elemente fest bzw. elastisch gelagert ist.
[0018] Im Spannungs- bzw. drucklosen Zustand ist die Ventilklappe 16 einige Mikrometer von
der Auflagestruktur 12 beabstandet, wodurch die Ventilöffnung 14 geöffnet ist.
[0019] Das Mikroventil 10 wird durch das Anlegen einer elektrischen Spannung (nicht gezeigt)
zwischen der Auflagestruktur 12 und der Ventilklappe 16 betätigt. Dabei fließen Ladungen
auf die sich gegenüberliegenden Seiten der beiden Bauteile. Diese Ladungen ziehen
sich gegenseitig an, wodurch die Ventilklappe 16 zu der Auflagestruktur 12 hin bewegt
wird. Für Fachleute ist es offensichtlich, daß es sich in Fig. 10 nur um eine schematische
Ansicht handelt, da beispielsweise eine zwischen den beiden Komponenten 12 und 16
notwendige Isolationsschicht zum Verhindern eines Ladungsflusses zwischen denselben
nicht gezeigt ist.
[0020] Ein derartiges Mikroventil weist aufgrund des elektrischen Antriebsprinzips einen
sehr geringen Abstand zwischen Ventilklappe und Auflagestruktur auf. Dieser geringe
Abstand zwischen der Ventilklappe und der Auflagestruktur beschränkt den Volumenstrom
der Fluidströmung 18 durch die Ventilöffnung 14.
[0021] Die Fluidkraft oder im Falle eines Gases als Fluid die pneumatische Kraft wirkt bei
dem Mikroventil in Fig. 1 in Schließrichtung des Mikroventils 10, wodurch die Zuleitungen
20 zu der Ventilöffnung 14 bei geöffnetem Zustand des Mikroventils 10 verkleinert
werden, was wiederum die ungünstige Auswirkung hat, daß der Strömungswiderstand erhöht
wird. In geschlossenem Zustand des Mikroventils 10 wirkt die pneumatische Kraft auf
die Ventilklappe 16 lediglich auf die Fläche der Ventilklappe 16, die der Ventilöffnung
14 gegenüberliegt. Ist die Querschnittsfläche der Ventilöffnung groß, so kann es zu
einer Zerstörung der Ventilklappe 16 bei einem entsprechenden pneumatischen Druck
kommen. Die Druckfestigkeit des Mikroventils 10 kann daher durch Verkleinern der pneumatisch
wirksamen Fläche erhöht werden. Bei einem gleichen pneumatischen Druck kann zum Erreichen
einer gleichen Bruchfestigkeit dagegen die Dicke der Ventilklappe 16 verringert werden,
wodurch eine weitere Miniaturisierung des Mikroventils 10 erreicht werden kann.
[0022] Fig. 2A stellt ein Mikroventil 50a gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel der vorliegenden
Erfindung dar. Eine Ventilklappe 52 ist über einer Auflagestruktur 54 angeordnet.
Die Auflagestruktur 54 weist eine Mehrzahl von Ventilöffnungen 56 auf, durch die eine
Fluidströmung 58, die durch die in Fig. 2A gezeichneten Pfeile schematisch dargestellt
ist, fließen kann. Auf der der Ventilklappe 52 gegenüberliegenden Seite weist die
Auflagestruktur 54 eine Ausnehmung auf, die einen Steg 60 der Auflagestruktur 54 definiert.
Für Fachleute ist es offensichtlich, daß es sich in Fig. 2A um einen Querschnitt handelt,
der durch die Mitten der Mehrzahl von Ventilöffnungen 56 gelegt ist, derart, daß der
Steg 60 in der Figur stückweise erscheint. Für Fachleute ist es jedoch offensichtlich,
daß der Steg 60 der Auflagestruktur 54 ein flächiger Abschnitt mit im Vergleich zu
den Randabschnitten der Auflagestruktur 54 geringerer Dicke ist. Ferner sei angemerkt,
daß die Fig. 2A nicht maßstäblich bezüglich der Fig. 1, die im Zusammenhang mit dem
Stand der Technik beschrieben wurde, dargestellt ist. Der Öffnungsquerschnitt der
Ventilöffnung 14 von Fig. 1 soll nämlich der Fläche des Stegs 60, d.h. dem Abschnitt
der Auflagestruktur 54 mit geringerer Dicke, entsprechen. Dadurch wird bei gleicher
Größe der Mikroventile 10 von Fig. 1 und 50a von Fig. 2A der Strömungsquerschnitt,
d.h. das Produkt der Summe des Umfangs jeder der Mehrzahl von Ventilöffnungen 56 mit
dem Abstand zwischen der Ventilklappe 52 und der Auflagestruktur 54, wesentlich erhöht,
wohingegen die pneumatische wirksame Fläche nicht vergrößert wird. Anders ausgedrückt
ist der Ventilöffnungsquerschnitt einer einzelnen Ventilöffnung 56 viel kleiner als
der Ventilöffnungsquerschnitt der Ventilöffnung 14 von Fig. 1.
[0023] Der durch die Ausnehmung definierte Steg 60 in Fig. 2A verkleinert wirksam die Länge
der Ventilöffnungen 56, um sie im Rahmen der Stabilitätsanforderungen an die Auflagestruktur
54 für einen minimalen Strömungswiderstand zu optimieren. Die Ausnehmung in der Auflagestruktur
54, die ebenso wie die Ventilklappe 52 aus Silizium besteht, wird beispielsweise naßchemisch
mittels KOH auf die geforderte Dicke des Stegs 60 vorgeätzt. Eine derzeit vorhandene
Trockenätzung ist zur Herstellung der Ausnehmung nicht geeignet, da sie mit z.B. 300
µm zu dick ist. In dieser Membran, d.h. in dem Steg 60, werden dann viele Öffnungen
beispielsweise mittels einer KOH-Ätzung oder durch Trockenätzung realisiert, da der
Steg im wesentlichen dünner als 100 µm ist.
[0024] Würde nun beispielsweise die Fluidströmung 58 von Fig. 2A umgekehrt, damit sie der
Fluidströmung 180 in Fig. 6 entspricht, so würde das Mikroventil 50a aus Fig. 2A einen
wesentlich niedrigeren Strömungswiderstand aufweisen, da die Länge der Ventilöffnungen
56 im Vergleich zu den Ventilöffnungen 140 durch die genannte Vorätzung der Silizium-Auflagestruktur
54 wesentlich kürzer gemacht werden kann. Ferner entfällt bei dem Mikroventil 50a
in Fig. 2A die aufwendige Verarbeitung von 2 Komponenten, da die Auflagestruktur 120
in Fig. 6 aus Glas gebildet ist, während die Ventilklappe 160 in Fig. 6 aus Silizium
besteht.
[0025] Fig. 2B zeigt eine weitere Möglichkeit, um das Mikroventil 50a von Fig. 2A strömungstechnisch
zu verbessern. Gleiche Teile in Fig. 2B sowie in allen weiteren Figuren bezüglich
Fig. 2A sind mit gleichen Bezugszeichen bezeichnet. Im Unterschied zu Fig. 2A ist
in Fig. 2B an der an die Ventilklappe 52 angrenzenden Seite der Auflagestruktur 54
um jede Ventilöffnung 56 herum eine Vertiefung 62 gebildet. Diese Vertiefung 62 wird
von der Ventilöffnung 56 durch eine Dichtungskante 64 getrennt. Das in Fig. 2B gezeigte
Mikroventil weist einen wesentlich niedrigeren Zuleitungswiderstand auf, da der Abstand
zwischen der Ventilklappe 52 und der Auflagestruktur 54 in der Vertiefung 62 vergrößert
ist. Die Variante nach Fig. 2B sorgt dennoch durch die Dichtungskante 64 für eine
zuverlässige Steuerung der Fluidströmung 58. Ferner kann auf die Herstellung der Vertiefungen
verzichtet werden und die Dichtungskante gewissermaßen als inverse Vertiefung z.B.
durch Schichtabscheidung hergestellt werden. Im Vergleich zur Höhe der Dichtungskante
ist somit ebenfalls eine Vertiefung vorhanden.
[0026] Im Gegensatz zu Fig. 2A weist das Mikroventil aus Fig. 2C eine Mehrzahl von Öffnungen
66 in der Ventilklappe 52 auf, die auch als Ventilklappenöffnungen bezeichnet werden.
Durch Vorsehen der Ventilklappenöffnungen 66 in der Ventilklappe 52 ist es ebenfalls
möglich, den Zuleitungswiderstand zu der Ventilöffnung 56 zu verringern, indem die
Länge des Zuleitungswegs im Vergleich zu Fig. 2A verkürzt wird. Die Ventilklappenöffnungen
können entweder naßchemisch oder trocken geätzt werden, da die Dicke der Ventilklappe
meistens kleiner als 100 µm ist. Zusammenfassend läßt sich anmerken, daß durch die
Maßnahme, die in Fig. 2B gezeigt ist, d.h. die Vertiefungen 62, der Strömungsquerschnitt
der Zuleitungen verkleinert wird, während in Fig. 2C die Länge der Zuleitungen zu
der Ventilöffnung 56 reduziert werden.
[0027] Fig. 3 zeigt ein Mikroventil 50b gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel der vorliegenden
Erfindung. Das Mikroventil 50b weist gegenüber dem Mikroventil 50a einen minimalen
Strömungswiderstand für die Fluidströmung 58 auf, indem die in den Fig. 2B und 2C
beschriebenen Maßnahmen zur Verringerung des Strömungswiderstandes in das Mikroventil
50a von Fig. 2A eingeführt werden. Die Ausführung der Ventilklappe 52 mit einer Mehrzahl
von Ventilklappenöffnungen 66 versetzt zu der Mehrzahl von Ventilöffnungen 56 liefert
einen maximalen Ventilöffnungsumfang im Vergleich zur gegebenen pneumatischen Fläche.
Das Vorsehen der Vertiefungen 62 zusammen mit den Dichtungskanten 64 verringert wirksam
den Zuleitungswiderstand von der Ventilklappe 52 durch die Mehrzahl von Ventilöffnungen
56 der Auflagestruktur 54.
[0028] Fig. 4A zeigt eine schematische Draufsicht auf die Auflagestruktur 54, wobei die
Vertiefungen sowie die Dichtungskanten aus Klarheitsgründen weggelassen wurden. Die
Auflagestruktur von Fig. 3 ergibt sich aus einem Querschnitt entlang der Linie I-I
von Fig. 4A. Die Mehrzahl von Ventilöffnungen 56 sind hierbei mehrere rechteckige
parallel zueinander angeordnete Ventilöffnungen. Für Fachleute ist es jedoch offensichtlich,
daß die Mehrzahl von Ventilöffnungen, wenn es notwendig ist, auch gekrümmte oder dreieckige
Strukturen annehmen können.
[0029] Fig. 4B zeigt eine weitere Modifikation der Auflagestruktur 54 von Fig. 4A. Um den
aufaddierten Umfang aller Ventilöffnungen im Vergleich zur pneumatisch wirksamen Fläche
noch weiter zu erhöhen, sind die rechteckigen Ventilöffnungen 56 von Fig. 4A in mehrere
quadratische Ventilöffnungen 56 unterteilt worden. Es ergibt sich somit für die Auflagestruktur
54 eine Art einer Siebstruktur. Fig. 3 kann also auch ein Querschnitt durch die Auflagestruktur
54 von Fig. 4B entlang der Linie II-II sein. Die Mehrzahl der Ventilöffnungen 56 in
Fig. 4B sind jedoch nicht auf quadratische Löcher beschränkt. Die Löcher können beispielsweise
auch eine runde, ovale oder eine sonstige geeignete Form annehmen. An dieser Stelle
sei noch einmal in Erinnerung gerufen, daß die Auflagestruktur 54, die als ein Chip
realisiert wird, vorgeätzt werden muß, damit sich der Steg 60, der wie bereits angemerkt
wurde, ein flächiger Steg ist, gebildet wird. Dadurch kann die Länge der Ventilöffnungen
auf ein Minimum eingestellt werden.
[0030] Fig. 5 zeigt eine schematische Draufsicht auf die Ventilklappe 52, wobei die versetzte
Anordnung der Ventilklappenöffnungen 66 bezüglich der Ventilöffnungen 56, die in Fig.
5 schraffiert dargestellt sind, sichtbar ist. Für Fachleute ist es offensichtlich,
daß Fig. 5 eine schematische Ansicht ist, da bei einer realen Draufsicht die Ventilöffnungen
56 nicht zu sehen wären, da sie durch die Ventilklappe 52 verdeckt sind. Aus Klarheitsgründen
sind in Fig. 5 weder die Vertiefungen 62 um die Ventilöffnungen 56 herum sowie die
Dichtungskanten 64, die die Vertiefungen 62 von den Ventilöffnungen 56 abgrenzen,
gezeichnet. Die sogenannten "versetzten Siebgeometrien" des regelmäßigen oder unregelmäßigen
Arrays von Ventilöffnungen 56 gegenüber dem regelmäßigen oder unregelmäßigen Array
von Ventilklappenöffnungen 66 schaffen somit ein Mikroventil 50b, bei dem der Fluiddurchfluß
bei minimal wirkender pneumatischer Fläche optimiert ist. Somit kann ein Fluid nach
Öffnung der Ventilklappe 52, d.h. durch Erzeugen eines Abstands von der Ventilklappe
52 zu der Auflagestruktur 54, durch alle Ventilklappenöffnungen 66 hindurch auf minimalem
Weg durch die Anordnung strömen.
1. Verfahren zum Herstellen eines Mikroventils (50a; 50b), mit folgenden Schritten:
Bereitstellen einer Ventilklappe (52);
Bereitstellen einer Auflagestruktur (54) aus Silizium;
naßchemisches Ätzen einer Ausnehmung in die Auflagestruktur (54), um einen Bereich
(60) verminderter Stärke der Auflagestruktur (54) zu erhalten;
Ätzen einer Mehrzahl von Ventilöffnungen (56) in den Bereich (60) verminderter Stärke
der Auflagestruktur (54); und
Anordnen der Auflagestruktur (54) und der Ventilklappe (52) zueinander, derart, daß
die Ventilklappe bezüglich der Auflagestruktur beweglich ist, und daß die Ventilklappe
in einer ersten Stellung die Mehrzahl von Ventilöffnungen (56) verschließt und in
einer zweiten Stellung von der Mehrzahl von Ventilöffnungen (56) derart beabstandet
ist, daß ein Strömungsquerschnitt, der durch die Mehrzahl von Ventilöffnungen und
die Ventilklappe definiert ist, maßgeblich durch den Abstand der Ventilklappe zu der
Auflagestruktur bestimmt ist.
2. Mikroventil (50a; 50b) mit:
einer Ventilklappe (52); und
einer Silizium aufweisenden Auflagestruktur (54), die auf ihrer der Ventilklappe (52)
entgegengesetzten Seite eine Ausnehmung aufweist, die einen Bereich (60) verminderter
Stärke der Auflagestruktur (54) definiert, durch den sich eine Mehrzahl von Ventilöffnungen
(56) erstreckt,
wobei die Ventilklappe (52) bezüglich der Auflagestruktur (54) beweglich ist und in
einer ersten Stellung die Mehrzahl von Ventilöffnungen (56) verschließt und in einer
zweiten Stellung von der Mehrzahl von Ventilöffnungen (56) derart beabstandet ist,
daß ein Strömungsquerschnitt, der durch die Mehrzahl von Ventilöffnungen (56) und
die Ventilklappe (52) definiert ist, maßgeblich durch den Abstand der Ventilklappe
zu der Auflagestruktur bestimmt ist, und
wobei sich die Ausnehmung von der der Ventilklappe (52) gegenüberliegenden Seite der
Auflagestruktur (54) zu einer der Ventilklappe (52) gegenüberliegenden Seite des Bereichs
(60) mit verminderter Stärke hin verjüngt.
3. Mikroventil (50b) gemäß Anspruch 2,
bei dem die Ventilklappe (52) eine Mehrzahl von Ventilklappenöffnungen (66) aufweist,
die zu den Ventilöffnungen (56) in der Auflagestruktur (54) versetzt angeordnet sind,
derart, daß eine Fluidströmung (58) durch das Mikroventil (50b) gesteuert werden kann.
4. Mikroventil (50a; 50b) gemäß Anspruch 2 oder 3,
bei dem um die Ventilöffnungen (56) in der Auflagestruktur (54) herum Vertiefungen
(62) oder Erhöhungen gebildet sind, wobei die Vertiefungen (62) durch Dichtungskanten
(64) von den Ventilöffnungen (56) getrennt sind, während die Erhöhungen die Dichtungskanten
(64) sind.
5. Mikroventil (50a; 50b) gemäß einem der Ansprüche 2 bis 4,
bei dem die Ventilklappe (52) ebenfalls aus Silizium besteht.
6. Mikroventil gemäß einem der Ansprüche 2 bis 5,
bei dem die Ausnehmung mittels einer KOH-Ätzung hergestellt ist, während die Ventilöffnungen
(56) und die Ventilklappenöffnungen (66) durch naßchemische Ätzung oder trockenchemisch
geätzt sind.
7. Mikroventil (50a; 50b) gemäß einem der Ansprüche 2 bis 6,
bei dem die Mehrzahl von Ventilöffnungen (56) eine Mehrzahl von im wesentlichen parallelen
Rechtecken ist.
8. Mikroventil (50a; 50b) gemäß einem der Ansprüche 2 bis 6,
bei dem die Mehrzahl von Ventilöffnungen (56) eine Mehrzahl von in einem regelmäßigen
oder unregelmäßigen Array angeordneten Öffnungen ist.
9. Mikroventil (50a; 50b) gemäß Anspruch 8,
bei dem die Ventilöffnungen (56) rechteckförmig, rund oder oval sind.
10. Mikroventil gemäß einem der Ansprüche 3 bis 9,
bei dem die Mehrzahl der Ventilklappenöffnungen (66) versetzt zu den jeweiligen Ventilöffnungen
(56) in der Auflagestruktur (54) angeordnet und geformt sind, derart, daß bei geschlossener
Ventilklappe (52) kein Durchgang zwischen der Ventilklappenseite und der Auflagestrukturseite
vorhanden ist.