[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Bauteil zur Energieabsorption, das einen polyolefinischen
Partikelschaumstoffkern enthält, wobei zusätzlich Unterstützungselemente umschäumt
werden, die in Belastungsrichtung orientiert sind, sowie ein Verfahren zu dessen Herstellung.
[0002] Energieabsorbierende Elemente werden insbesondere im Kraftfahrzeugbau eingesetzt,
um einen großen Teil der kinetischen Aufprallenergie aufzunehmen und damit die Sicherheit
der Insassen zu erhöhen. Bekannte Anwendungen sind Stoßfänger, Seitentüren und Pralltopfelemente,
die zur Abstützung der Stoßstange gegenüber der tragenden Karosseriestruktur eingesetzt
werden. Die energieabsorbierenden Elemente können dabei aus den unterschiedlichsten
Materialien hergestellt werden.
[0003] Die DE-OS 43 27 022 beschreibt einen mehrschichtigen Aufbau mit Abstandsgeweben und
Verstärkungsfasern aus Glas, Kohlefaser oder Kunststoff.
[0004] Die EP-A-0 097 504 und die EP-A-0 155 558 beschreiben eine Bumperanwendung, die expandiertes
Polypropylen als energieabsorbierendes Teil im Kernelement verwendet.
[0005] In der EP-A-0 401 838 wird ein energieabsorbierendes Kompositmaterial beschrieben,
das aus zerbrechlichen Hohlkugeln und Partikelschaum hergestellt wird.
[0006] Weitere energieabsorbierende Bauteile sind in der EP-A-0 055 364, der DE-OS 37 23
681 und der DE-OS 21 58 086 beschrieben.
[0007] Allen diesen Ausführungen ist gemeinsam, daß sie sich nur aufwendig herstellen lassen
oder daß bei beginnender Verformung zunächst nur wenig Energie absorbiert wird.
[0008] Zur Charakterisierung eines energieabsorbierenden Elementes kann der Gütefaktor herangezogen
werden. Dieser gibt das Verhältnis der Gesamtfläche unter der Belastungskurve zu derjenigen
unter der Rechteckkurve des idealen Energieabsorbers in einem Kraft-Weg-Diagramm an.
Die maximale Energie kann von einem Element erst dann absorbiert werden, wenn ein
möglichst vertikaler verformungsloser Kraftanstieg bis zu einem bestimmten Kraftmaximum
und eine nachfolgende konstante Kraftaufnahme bis zu einem Verformungsmaximum realisierbar
wäre. Dies würde einem rechteckigen Spannungs-Stauchungs-Verlauf und damit einem idealen
Energieabsorber entsprechen. Energieabsorbierende Elemente aus Polyolefinschaum erfüllen
nicht den Anspruch eines idealen Absorbers; im Falle von Polypropylenschaum (EPP)
liegt der Gütefaktor bei quasistatischen Messungen nur im Bereich von 0,60 bis 0,65.
[0009] Somit stellte sich die Aufgabe, ein energieabsorbierendes Element auf Basis von Polyolefinschaum
zu erhalten, bei dem der Gütefaktor deutlich gesteigert werden kann und bei dem bereits
bei beginnender Verformung die Energieabsorption hoch ist.
[0010] Diese Aufgabe kann überraschenderweise durch ein energieabsorbierendes Element gelöst
werden, das in Belastungsrichtung orientierte Unterstützungselemente aus Kompaktmaterial
enthält, die mit einem Polyolefin umschäumt sind wobei die Unterstützungselemente
an einem Träger fixiert sind, die gesamte Anordnung in ein Formwerkzeug eingelegt
und mit Partikelschaum hinterschäumt wird.
[0011] Aus der EP-A-0 254 530 ist ein Kernmaterial für Automobilstoßfänger bekannt, das
Einbuchtungen enthält, in die Verstärkungselemente aus Kompaktmaterial eingepaßt werden.
Die Tiefe der Einbuchtungen beträgt vorzugsweise 15 - 95 % der Dicke des Kernmaterials.
Es hat sich jedoch erwiesen, daß das Einschieben der Verstärkungselemente in den Schaumkern
sehr vorsichtig geschehen muß, um den Kern oder die Verstärkungselemente nicht zu
beschädigen. Aus diesem Grunde müssen die Verstärkungselemente kompakter gebaut werden
als unbedingt nötig, was zu unnötig hohem Gesamtgewicht führt. Zudem ist dann, wenn
die Verstärkungselemente nicht über die gesamte Dicke des Kernes gehen, bei beginnender
Verformung die Energieabsorption nicht hoch genug.
[0012] Bei der vorliegenden Erfindung kann als Kompaktmaterial jeder Kunststoff mit einer
hinreichenden Steifigkeit eingesetzt werden; beispielsweise seien Polyolefine wie
Polypropylen, Polyamide wie Polyamid-6, Polyamid-66, Polyamid-612, Polyamid-12, Polyester
wie Polybutylenterephthalat (auch als Blend mit Polycarbonat), flüssigkristalline
aromatische Copolyester, Polystyrol, Polyphenylenoxid oder PVC genannt. Zum Erzielen
einer höheren Steifigkeit kann das Kompaktmaterial auch Füllstoffe und/oder Fasern
enthalten. Unter Recyclinggesichtspunkten wird vorzugsweise ein Polypropylen eingesetzt.
[0013] Die Umschäumung von Elementen ist im Prinzip Stand der Technik. Im vorliegenden Fall
wird hierzu Partikelschaum verwendet. Die Herstellung von polyolefinischem Partikelschaum
ist beispielsweise aus der EP-A-0 053 333 und der EP-A-0 095 109 bekannt. Im Rahmen
der Erfindung kann jeder bekannte Polyolefinschaum verwendet werden, beispielsweise
aus einem Polyethylen hoher, mittlerer oder niedriger Dichte, einem Polypropylen wie
Polypropylen-Homopolymerisat, Ethylen-Propylen-Blockcopolymeren, Blends aus Polypropylen
mit Ethylen-Vinylacetat-Copolymeren und bevorzugt aus Ethylen-Propylen-Buten-(1)-Terpolymeren
oder Ethylen-Propylen-Randomcopolymeren.
[0014] Vorzugsweise werden hierbei Ethylen-Propylen-Buten-(1)-Randomterpolymere mit 1 bis
15 Gew.-% Ethylen und 1 bis 10 Gew.-% Buten-(1) oder Ethylen-Propylen-Randomcopolymere
mit 1 bis 15 Gew.-% Ethen und insbesondere mit 2 bis 5 Gew.-% Ethen verwendet.
[0015] Bevorzugt wird Partikelschaum mit Schüttdichten von 12 bis 80 g/l eingesetzt. Daraus
resultieren Formteile mit Raumgewichten von 15 bis 170 g/l und insbesondere von 25
bis 100 g/l.
[0016] Die Fig. 1 zeigt den schematischen Aufbau eines Elementes zur Energieabsorption an
einem würfelförmigen Ausschnitt. Nimmt man als Beispiel einen Stoßfänger oder eine
Seitentür, so wird im Belastungsfall die Energie großflächig über die Stoßfängerhülle
bzw. das Seitentürblech auf das Element übertragen. Die eingeleitete Energie wird
dabei zunächst von den Unterstützungselementen
(3) aufgenommen, die je nach Dimensionierung bei einer Stauchung von 2 - 20 % einknicken.
Das Einknicken der Unterstützungselemente wird durch die Umschäumung erschwert. Ein
Teil der Energie wird gleichmäßig quer zur Stauchungsrichtung vom Polyolefinschaum
aufgenommen. Bei Deformation oberhalb von ca. 20 % übernimmt der Polyolefinschaum
die Energieabsorption. Im Bedarfsfall können weitere Ebenen mit Unterstützungselementen
(4) angeordnet werden, die nach dem Einknicken der ersten Ebene in gleicher Weise wirksam
werden.
[0017] Die Unterstützungselemente werden längs der Deformationsrichtung
(5) angeordnet. Abweichend davon können die Unterstützungselemente auch ganz oder teilweise
in einem beliebigen Winkel zur Deformationsrichtung angeordnet werden, um seitlich
auftretende Kräfte aufzunehmen. Die Länge der Unterstützungselemente für die erste
Ebene
(3) entspricht der Dicke des Bauteiles in Stauchungsrichtung.
[0018] Die Form der Unterstützungselemente kann unterschiedlichster Gestalt und Stärke sein
(massive Stäbe, dünne Rohre, Lamellen, Kreuze, Y-, X-, T-, L-, U-, Z-Profile etc.).
Für die praktische Handhabung werden die unterstützenden Elemente an einem Träger
wie z. B. einer Trägerfolie
(1) mit Durchbrüchen
(2) auf einem Trägerraster oder auf einer Außenhülle fixiert. Diese Teile werden vorzugsweise
nach dem Spritzgußverfahren hergestellt. Die gesamte Anordnung wird in ein Formwerkzeug
eingelegt und in bekannter Weise mit Partikelschaum hinterschäumt. Durch geeignete
Stärke, Form, Anzahl und Länge der Unterstützungselemente pro Flächeneinheit kann
die Charakteristik der Kraft-Weg-Kurve derart günstig beeinflußt werden, daß ein Gütefaktor
von 0,8 - 0,95 erreicht werden kann.
[0019] Die Fig. 2 gibt den Verlauf der Belastungskurven eines Polypropylenschaum(EPP)-Kerns
und eines unter Verwendung von EPP hergestellten Elementes zur Energieabsorption mit
zwei Unterstützungsebenen (entsprechend Fig. 1) im Kraft-Weg-Diagramm wieder. Die
Maxima
(3') und
(4') ergeben sich aus der Belastung der jeweiligen Unterstützungsebene.
[0020] Ausgehend von diesem Beispiel erzeugt das Einbringen einer dritten Unterstützungsebene
bei ca. 70 % der Bauteillänge in Stauchungsrichtung bei ca. 30 % Deformation ein weiteres
Maximum der Energieabsorption. Dadurch wird der Gütefaktor des Systems weiter verbessert.
[0021] Die Messungen zur Aufnahme der Kraft-Weg-Kennlinien werden nach DIN 53 421 ermittelt.
Dabei werden Prüfkörper mit Unterstützungselementen und einer Kantenlänge von 50 mm
zwischen zwei ebenen Platten mit einer konstanten Geschwindigkeit von 5 mm/min bis
60 % Deformation gestaucht.
[0022] Das erfindungsgemäße energieabsorbierende Element kann im Automobilbereich beispielsweise
als Stoßfänger, als Seitenaufprallschutz, etwa im Türbereich, oder als Pralltopfelement
eingesetzt werden. Eine weitere Anwendung findet sich bei wiederverwendbaren Transportpalettensystemen,
die mehrfach übereinandergestapelt werden. Durch die Einfügung einer Ebene von Unterstützungselementen
wird eine hohe statische Flächenbelastbarkeit bei Dauerlast erreicht, so daß die Paletten
hierbei nicht gestaucht werden. Erst im Sturzfall erfolgt die beschriebene Energieabsorption
durch Einknicken der Unterstützungselemente.
1. Verfahren zur Herstellung eines energieabsorbierenden Elements, das in Belastungsrichtung
orientierte Unterstützungselemente aus Kompaktmaterial enthält, die mit einem Partikelschaum
umschäumt sind, wobei die Unterstützungselemente an einem Träger fixiert sind, die
gesamte Anordnung in ein Formwerkzeug eingelegt und mit Partikelschaum hinterschäumt
wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, wobei der Träger aus einer Trägerfolie mit Durchbrüchen,
aus einem Trägerraster oder aus einer Außenhülle besteht.
3. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 und 2, wobei auf dem Träger mehr als eine Ebene
mit Unterstützungselementen fixiert ist.
4. Energieabsorbierendes Element, hergestellt gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3.
5. Energieabsorbierendes Element gemäß Anspruch 4, bei dem der Gütefaktor bei quasistatischen
Messungen im Bereich von 0,65 bis 0,95 liegt.
6. Energieabsorbierendes Element gemäß Anspruch 4, bei dem der Gütefaktor bei quasistatischen
Messungen im Bereich von 0,8 bis 0,95 liegt.
7. Verwendung des energieabsorbierenden Elements gemäß einem der Ansprüche 4 bis 6 für
Stoßfänger, als Seitenaufprallschutz oder als Pralltopfelement.
8. Verwendung des energieabsorbierenden Elements gemäß einem der Ansprüche 4 bis 6 als
wiederverwendbares Palettensystem.